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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 20

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 20 — In einer fruchtbaren Ebene gelegen ist das Dorf Wabern, wo die Bahn über Fritzlar abzweigt. Hier ist eine Bessernngs- und Erziehnngs- anstalt. Am Fuße des Kellerwaldes erwähnen wir den Amtsort ^Jesberg. Nordöstlich von Fritzlar inmitten fruchtbarer Gefilde liegt die Stadt Gudensberg. Über derselben erhebt sich der Gudensberg, eine kegelförmige Basaltkuppe mit Burgtrümmern. Die Gegend von Gudensberg bildet das Herz des alten Hessenlandes. Bei Gudensberg war der Hauptsitz der alten Hessen oder Chatten, der Sammel- platz ihrer Macht. Die Römer nannten ihn Mattium. Dieses war keine geschlossene Stadt, sondern eine dichtbevölkerte Gegend, die damals vielmehr Wohnorte auswies als heute. An Mattium erinnern die Namen zweier Dörfer der dortigen Gegend: Metze (nördlich von Gudensberg) und Maden (südlich von Gudensberg). Bei Maden ist die Maderheide mit dem steilen Felsen Maderstein. Hier war der Versammlungs- ort des chattischen Volkes, wo die wichtigsten Angelegenheiten beraten und Gericht ab- gehalten wurde. Die umliegenden Berge trugen feste Wohnsitze der Fürsten und Herren oder waren den Göttern geweiht. Als höchsten Gott verehrte man den Wodan oder Odin. Ihm war der Wodansberg geweiht; dieser war der Gudensberg oder der nördlich von ihm gelegene Odenberg. Auch später, zu christlichen Zeiten, war Maden noch lange die oberste Gerichts- oder Malstätte des Hessengaues. Daß hier der Herzpunkt des alten Hessen war, daran erinnert der alte Spruch; „Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Banne, Besse, das sind der Hessendörfer alle sesse (sechse)." Die Fruchtbarkeit der Gegend rühmt das Sprüchwort: „Dorla, Werkel, Lohne, Hessenlandes Krone." *Der treue Burgmann Eckbrecht von Grifte. Es war im Jahre 1370, als der Erzbischof von Mainz ins Hessische einfiel, um zuerst Gudensberg zu erobern. Schon war ihm das untere Schloß, die Wenigenburg, übergeben, und sicherlich wäre die ganze Stadt in seine Hände gefallen, hätte ihm nicht der tapfere Verteidiger der Oberburg, Eckbrecht von Grifte, entgegen gestanden. Mit heldenmütiger Tapferkeit schlug dieser alle Angriffe der Mainzer ab, bot allen Ausforderungen zur Übergabe der Burg Trotz und erhielt diese so seinem Herrn, dem Landgrafen Hermann. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, erschien die Gemahlin des Landgrafen selbst vor der Burg und forderte Eckbrecht auf, sich zu ergeben. Aber der wackere Hauptmann gab ihr zur Antwort: „Gnädige Frau, hebt euch hinweg also- bald, oder ich werde auf euch einwerfen als auf den Feind! Und käme mein gnädiger Herr selbst, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloß meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Friede wird. Alsdann will ich es wie ein Biedermann und nicht eher verlassen." Da zog der Feind, durch solchen Mut er- schreckt, wieder ab. Mit gleichem Mute verteidigte der tapfere Eckrecht von Grifte die- selbe Stadt 1387 gegen eine große Heeresmacht. Der einem Riesengrabe ähnliche ^Odenberg nördlich von Gudensberg ist reich an Sagen von Karl dem Großen. "Kaiser Karl und sein Heer im Odenberg. Kaiser Karl hatte einst in der Nähe des Odenberges einen langen und schweren Kampf mit den heidnischen Sachsen. Am Ende mußte er vor der Übermacht weichen, und als ihm nun die Feinde auf den Fersen folgten, da rief er in seiner Not Gott

2. Bis zum Interregnum - S. 243

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 243 — Ihrem Beispiel folgten die Ritter. Die höfisch-ritterliche Kultur erfuhr einen schnellen Niedergang, sie wurzelte eben nicht im Volke, sondern nur in einem Stande. Die edlen Tugenden, die die Ritter üben sollten, waren vergessen. An die Stelle des vornehmen höfischen Lebens trat Willkür, Zügellosigkeit und Roheit. Die Zeiten, in denen ihrem Tatendrang in den hohenstaufifchen Heerfahrten oder in den Kreuzzügen ein hohes Ziel gesteckt wurde, waren dahin. Ritterliche Tapferkeit artete in wilde Fehdelust aus. Statt andern zu dienen und Bedrängte zu schützen, war der Ritter nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht. Die Arbeit verachtete er; aber er wollte ein angenehmes Leben führen. Wem die Mittel dazu fehlten, der fiel über die Bauern oder die reisenden Kaufleute her und raubte. So entartete das Rittertum zum Raubrittertum und wurde zu einer Landplage. Die Herren, die einst dem Minnesang huldigten oder sich in ritterlichen Künsten übten, führten ein Leben in „poesieloser Alltäglichkeit", befehdeten sich auch untereinander und waren sogar zu Straßenräubern geworden. Ihre Burgen, die sie mit Vorliebe aus vorspringenden Spitzen der Höhenzüge und an den Strömen errichteten, um die Verkehrswege bequem überschauen zu können, waren zu Raubnestern und Diebeshöhlen geworden. Dorthin brachten die Wegelagerer, ehe man ihnen beikommen konnte, sich und ihre Beute in Sicherheit. Für die Freigabe der Gefangenen forderten sie ein hohes Löfegeld. Keine Staatsgewalt zog sie zur Verantwortung. Gewalt ging vor Recht. Der Starke beherrschte und beraubte den Schwachen. Das war die Zeit des Faustrechts. Die unaufhörlichen Überfälle wirkten hemmend auf alle friedliche Arbeit, auf den Handel und die Bebauung des Landes. „Man fah in der kaiferlosen Zeit in vielen Gegenden keinen Bauern mehr ein Pferd treiben oder hinter einem Pfluge gehen, man fah, wie der Dichter sagt, Kirchen, Straßen, Dörser beraubt, man hörte Witwen weinen und die kleinen Waisen schreien" (Grupp). An dem wüsten Treiben der Ritter fanden dann auch die Bauern Wohlgefallen. Mancher Bauernsohn verachtete, wie die Erzählung „Meter Helmbrecht und sein Sohn" lehrt, die Arbeit in Haus und Flur; ihm erschien das zügellose Leben der Ritter viel schöner. Darum ging er zu Hofe, ließ sich unter die ritterlichen Raub- und Spießgesellen aufnehmen und lebte vom Raube, bis er gewöhnlich ein jämmerliches Ende fand. 16*

3. Bis zum Interregnum - S. 52

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 52 - liebend, und der Hammer war daher nicht nur ein Zeichen des Kampfes, sondern auch des Rechts. Als Freuud der Erdenbewohner schützte er Vieh und Äcker, heilte Krankheiten und sandte nach dürrer Zeit den Regen. Gern kehrte er bei den Menschen ein, namentlich bei Familienfesten; denn er. liebte die Freuden der Tafel und wurde so zum Hochzeitsgott. In Erinnerung an die rote Farbe fernes Bartes waren daher noch in viel späterer Zeit die Bänder des Hochzeitbitters und der Festgäste rot. So war die Gestalt Donars echt volkstümlich geworden, und in verschiedenen Gegenden erschien er lange Zeit als oberste Gottheit. An ihn erinnern noch heute die verschiedenen Donnersberge; aber auch alte Petersberge oder Peterskirchen weisen auf ihn, da der heilige Petrus sein christlicher Vertreter geworden ist. In Bayern lebt Donar auch als St. Leonhard weiter; dort heißen die gewitterreichen Tage des Juli noch heute die Lenhardtage. Eine dritte hervorragende Naturgewalt war der Wiud, der Sturm. Sie war stark genug, um darin die Kraft einer Gottheit zu erblicken. Der Gott des Windes war Wodan. Wenn der Sturm über das Land brauste, wenn er die Bäume schüttelte und knickte, wenn er an: Dache der germanischen Hofstatt heulend rüttelte, dann fuhr uach dem Glauben unserer Vorfahren Wodan dnrchs Land. In der Sturmgewalt sah man allerhand belebte Wesen, die Geister der Abgeschiedenen; denn man meinte, daß die Seelen aus dem Winde kämen und wieder in den Wind eingingen und so in Wodans Reich gelangten. So wurde Wodan der Führer ius Totenreich und dann der Herr desselben, der Totengott. Ihm war das beste aller Rosse eigen, das den Reiter in Sturmeseile davonzutragen vermochte. Wodans Geisterzug wurde später iu der Sage zur wilden Jagd, die allen ein Gegenstand heiligen Grauens war. Wodan selbst wurde dabei der Schimmelreiter, der wilde Jäger und Führer der Dämonen, die namentlich zur Zeit der Zwölfnächte in den Winterstürmen durch das Laud brausteu und Segen oder Unheil brachten. Wodan war aber int Glauben der Germanen auch der Wanderer, der mit Mantel, Hut und Stab angetan, durch das Land zog,- und damit wurde er der Beschützer der Wanderer überhaupt. Wegen seines geheimnisvollen Wesens war er-der Priestergott und der Bringer allerhand Kenntnisse, war Herr der geheimnisvollen Ruuenzeichen und der Verwandlungskünste. In seinem Charakter traten daher Verschmitztheit, Verschlagenheit, Verstellnngs-

4. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 37

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysseus bei Kirke. 37 und trieben es weit fort. Wohl fuhr Odysfeus empor, aber es war zu spät; die bösen Winde waren frei, und das Schiff trieb auf unbekannten Meeren. 3. Odysseus bei Kirke. Todmüde liefen eines Abends die Seefahrer an einer Küste an und ruhten auf dem Strande zwei Tage und Nächte. Sie hatten aber nichts mehr zu essen; da wagte sich Odysseus allein in den tiefen Wald, der die ganze Insel zu bedecken schien. Er erklomm eine Anhöhe, überschaute das Land und sah, daß in der Mitte der Wald sich lichtete; von dort stieg Rauch empor, und er glaubte auch die weißen Mauern eines Hauses zu erkennen. Er merkte sich die Richtung und stieg hinab. Da traf er am Bach einen stattlichen Hirsch, erlegte ihn und trug ihn auf der Schulter ins Lager. Jubelnd empfingen ihn die Genossen und rüsteten den Hirsch zur Mahlzeit. Als alle satt waren, gingen sie neugestärkt zur Ruhe. Am nächsten Morgen aber erzählte ihnen Odysseus, was er gesehen hatte. Dann teilte er die Schar in zwei Haufen, die Führung des einen übernahm er selbst, die des andern gab er Eurylochos. Nun losten die beiden Führer, wer zuerst gehen sollte, und das Los traf Eurylochos. Alsbald machte sich der mit seinen zweiundzwanzig Genossen auf; aber alle klagten, denn sie fürchteten Schlimmes. Odysseus harrte indes am Strande, und als der Abend sank, kam Eurylochos weinend allein. Sie hatten ein prächtiges, weißschimmerndes Haus erreicht, aus dem ihnen lieblicher Gesang entgegentönte. Eine holde Göttin hatte sie lächelnd eingeladen, hereinzukommen, und sie alle waren gefolgt; nur Eurylochos hatte ihr mißtrant und war draußen geblieben. Bald aber hatte er ein wildes Wehgeschrei der Freunde gehört, und keiner war wieder herausgekommen. Da war er entflohen. — Kaum hatte Odysseus den Bericht gehört, da warf er sein Schwert um, auch Bogen und Köcher, und befahl Eurylochos, ihn selbst hinzuführen. Doch der bebte vor Angst und weigerte sich. Da ließ Odysseus alle zurück und ging allein den Weg; denn er wollte die gefangenen Genossen nicht im Stiche lassen. Wohl war das Land, durch das er wanderte, zauberisch schön: die prachtvollen Wälder lichteten sich immer mehr, und ein weißes Haus leuchtete ihm entgegen; aber ihm wurde unheimlich dabei, denn wilde Tiere, Löwen und Panther und Wildschweine, schlichen umher. Sie waren ganz zahm und schauten ihn mit großen traurigen Augen an, als wollten sie ihn warnen. Er aber ließ sich nicht entmutigen; da erbarmten sich seiner die Götter: plötzlich stand ein schöner Jüngling mit goldenem Stabe vor ihm, es war der Götterbote Hermes. Der erzählte ihm, seine Gefährten seien bei der Zauberin Kirke, der Schwester des Aeetes, und seien alle in Schweine verwandelt. „Gegen ihre Zauberkunst", sprach er, „hilft dir kein Mut! Aber nimm hier dieses Wunderkraut! Trägst du das bei dir, so kann sie dich nicht verwandeln!" Dabei gab ihm der Gott eine kleine weiße Blume und verschwand. Sorgfältig barg der Held das Blümchen im Gürtel und schritt nun mutig zu der Tür, aus der ihm lieblicher Gesang entgegentönte. Durch

5. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 137

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Neubegründung der deutschen Einheit. 137 rief ihn die Schar der Franken zum König aus, und die herbeigeeilten Sachsen stimmten mit ein. So hatte der Herzog den Morgen am Vogelherde einen guten Fang gemacht, und er hieß seitdem „Heinrich der Vogler I" — Aber auch Deutschland hatte einen guten Fang gemacht; ein geistlicher Schriftsteller sagt von ihm: „Er war ein Mann, wie ihn die ganze Welt bedurfte, der größte und beste unter den Königen." B. Neubegründung der deutschen Einheit. Aber das Werk, das seiner harrte, war schwer. Deutschland drohte in fünf Herzogtümer auseinanderzufallen, und Heinrich war nur von Franken und Sachsen gewählt, und die Süddeutschen, die Bayern, Schwaben und Lothringer, wollten nichts von ihm wissen. Heinrich schonte sie, soviel er konnte; er lehnte sogar aus Klugheit die Krönung durch den Erzbischof von Mainz ab, weil er dessen „nicht würdig" sei. Dann redete er den Herzögen gütlich zu, schlug auch einmal scharf darein, und so erreichte er, daß sie ihm wenigstens den Namen „König" gaben, wenn sie auch in ihren Ländern taten, was sie wollten. Damit mußte Heinrich zufrieden sein, denn ihn drängte die äußere Not. C. Kampf mit den äußeren Feinden. Die Ostgrenze des Reiches wurde im Norden von den Wenden, im Süden von den Ungarn bedroht. Letztere, die Nachfolger der Hunnen in den ungarischen Steppen, brachen auf ihren kleinen, flinken Pferden fast alljährlich in Deutschland ein, raubten und plünderten, was sie fanden, verwüsteten die Felder, zündeten die Häuser an — und verschwanden, ehe der deutsche „Heerbann" zusammen war. Auch jetzt drangen sie bis tief nach Sachsen hinein, da gelang es Heinrich, einen ihrer Führer gefangen zu nehmen, und — anstatt das hohe Lösegeld für ihn anzunehmen — gebrauchte er ihn als Unterhändler und schloß mit den Ungarn einen Vertrag, in dem diese versprachen, neun Jahre lang Sachsen und Thüringen zu verschonen, wenn Heinrich ihnen einen jährlichen Tribut bezahlte. Und so geschah es! Alljährlich holten sich die Ungarn bei ihm eine Summe Geldes, und dafür hatte er Ruhe. Die süddeutschen Herzöge mochten sich einstweilen selber helfen! Aber nicht aus Feigheit oder Trägheit hatte der König das getan, er brauchte nur Zeiti Zunächst rüstete er sein Land gegen künftige Einfälle der Feinde. Er ließ nämlich die vorhandenen Burgen befestigen und neue feste Burgen bauen. Kein freier Sachse aber zog gern hinter feste Mauern; da befahl der König, daß von je neun Männern durch das Los einer bestimmt würde, der in die „Stadt" ziehen mußte. Die andern acht sollten dafür sein Feld bestellen und ihm seine Ernte einfahren. Er aber sollte den andern acht für den Notfall Unterkunft in der Burg rüsten. Dazu ließ der König hier Scheunen bauen, in die mußte jeder Bauer ein Drittel feiner Ernte niederlegen, damit er in der Not zu essen hätte. Auch befahl Heinrich, daß alle Versammlungen, Gerichtstage und Feste in den Burgen gefeiert würden; so blühten allmählich Städte heran, und wenn der Feind kam, boten

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 188

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
188 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. C. Der neue Herr. Traurig war das Erbe, das er vorfand. Ihm gehörte die Mark, dazu ein paar Landstriche fern im Westen, am Rhein, dazu, wiederum ganz davon getrennt, Ostpreußen, und dieses war noch abhängig vom König von Polen; nach dem Dreißigjährigen Kriege kamen noch ein paar Besitztümer an Elbe und Weser hinzu. Dieser Länderhaufe hatte nichts Gemeinsames, als daß alle Teile gleich verwildert waren. Die Dörfer waren niedergebrannt, Wölfe und Wildschweine fraßen die Bauern auf, die Städte waren aufs äußerste entvölkert und verarmt. Berlin hatte die Hälfte seiner Einwohner verloren, obgleich viel Landvolk während des Krieges hineingeflüchtet war; dazu schlich die Pest von Haus zu Haus. Auch der Kurfürst selbst war in Not, seine Landgüter waren verwildert, seine Kasse leer; ein paar Mal mußte sich der Hof ^ur Bestreitung seines Unterhaltes fünfzehn Taler vom Berliner Magistrat leihen! Nur einer war reich dabei geworden und hatte sich ein prächtiges Haus gebaut: der Minister Schwarzen-berg. Nun, es kam jetzt anders. Zu seinem eigenen Glücke starb Schwarzenberg, und der Kurfürst nahm die Zügel selbst in die Hand. Sofort löste er sich vom Kaiser, schloß Waffenstillstand mit Schweden und rettete so sein unglückliches Land vor den beständigen Plünderungszügen. Acht Jahre noch tobte der Krieg, aber an den Grenzen der Mark machte er Halt. Nun konnte der „Große Kurfürst" an die Arbeit gehen. v. Der Große Kurfürst als Landesvater. Die nächste Pflicht des Landesvaters war, der furchtbaren Not zu steuern, und dabei fand er bald die freudigste Hilfe bei seiner edlen Gemahlin, Luise Henriette, der frommen und klugen Tochter des von ihm hochverehrten Prinzen von Omnien. „Oranienburg" nannte sie ein Hofgut, das sie und ihr Gemahl in der Nähe von Berlin anlegten. Mit äußerster Sparsamkeit wurde hier eine Muster-wirtschaft nach holländischem Vorbilde gegründet. Kartoffeln wurden gezüchtet, und der Blumenkohl von Oranienburg war bald berühmt. So wurden die Bauern zur Nacheiferung angespornt; besonders die Kartoffel, die damals die Engländer aus Amerika mitgebracht hatten, wurde eine Wohltat für das ganze Land; dazu wurde den Bauern die Zahlung der Pacht auf Jahre er* lassen, so daß sich das Land langsam erholte. Dann nahm der Kurfürst Scharen von französischen Auswanderern auf, die damals um ihres evangelischen Glaubens willen von Ludwig Xiv. vertrieben wurden. Auch gestattete er zum ersten Male den Juden, sich Land zu erwerben. Sv gewann er für das verödete Land eine Menge neuer, fleißiger Bewohner. Auch für die Städte tat er, was er konnte. Für den Handel legte er einen neuen Kanal zwischen Oder und Spree an, den Friedrich-Wilhelms-Kanal; er führte eine ordentliche Post ein; er schützte Handwerker und Kaufleute; er gründete in Berlin eine große Bibliothek, obgleich er nicht viel Geld dafür ausgeben konnte; aber er bestimmte einfach, daß alle Buchhandlungen des Landes von jedem neuen Buche ein Freiexemplar nach Berlin liefern mußten, und

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 43

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Xerxes' Auszug. 43 einen trugen Lederpanzer mit Eisenschuppen und Helme, andre trugen Leinenkleider und leichte Kappen, andre Panther- und Löwenfelle; die einen kämpften mit Schwert und Speer, andre mit Bogen und Pfeilen, andre mit Keule oder Streitaxt; die einen gingen zu Fuß, die andern saßen zu Pferde, andre fuhren auf Wagen, die von Pferden oder Eseln gezogen wurden, andre ritten auf Kamelen, und das ganze Heer war so groß, daß niemand es recht hat zählen können. 3eer$es zog nun durch Kleinasien zum Hellespout: voran kam etwa die Hälfte der bunten Menge des Heeres, dann folgten tausend Reiter, dann ein köstlicher Wagen, von acht Pferden gezogen; der Lenker ging nebenher, den Wagen aber durfte niemand besteigen: es war der heilige Wagen ihres höchsten Gottes. Gleich hinter diesem folgte Xerxes auf einem Wagen, der auch von heiligen Rossen gezogen war, und nebenher ging der Lenker; zum Könige durfte sich niemand setzen. Danit. folgten wieder 1000 Reiter, dahinter 10000 ausgewählte Fußsoldaten, dahinter wieder 1000 Reiter, und dann folgte der Schluß des Heeres. — Als man den Hellespont erreichte, lagerte man sich, und Xerxes überschaute von einem Thron aus weißem Stein das ganze riesige Heer und die Menge der Schiffe, die das Meer bedecken. Da pries er sich selig; aber dann begann er zu weinen, und da man ihn fragte, erklärte er: „Ich weine, weil ich weiß, daß von all diesen Menschen in hundert Jahren keiner mehr am Leben sein wird." Er ahnte nicht, wieviel früher sie alle zu gründe gehen sollten. Nun galt es den Hellespont überschreiten. Schon lange vorher hatte der König zwei Brücken bauen lassen; aber die starke Strömung der Meeresstraße hatte sie fortgerissen. Da ergrimmte er und ließ dem Meer dreihundert Geißelhiebe geben, und die Diener mußten dabei sprechen: „Du bitteres Wasser, der Herr legt dir diese Strafe auf, weil du ihn beleidigt hast; und König Xerxes wird über dich gehen, du magst wollen oder nicht." Der Hellespont aber schwieg dazu und duldete es, daß man neue Brücken baute. Man legte eine Menge flacher Schiffe mit der breiten Seite aneinander, so viele, daß sie von einem Ufer bis zum andern reichten, band sie fest zusammen und legte Bretter darüber, man trug auch Erde darauf und machte an jeder Seite ein Geländer. So waren zwei Brücken fertig, und sieben Tage und sieben Nächte lang ging nun das ganze Heer hinüber. Dann zog es nach Westen durch Thrakien und Makedonien, und überall war den Bewohnern vorher angesagt, wo der König mit seinem Heere rasten und speisen wolle, und alle Städte hatten Vieh zusammengetrieben und Brot gebacken und bewirteten ihn reichlich. In öden Gegenden hatte er Vorratshäuser bauen und mit Korn füllen lassen. So groß aber war die Zahl der Meirichen und Pferde, daß sie einmal einen ganzen See austranken. Die Flotte fuhr indes an der Küste entlang und kam auch glücklich an dem gefährlichen Athos vorbei; denn Xerxes hatte nördlich davon einen Kanal graben lassen, durch den sie ohne Gefahr hindurchkamen. So erreichten sie Griechenland und gingen ringe-

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 6

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
6 Herakles, der Sohn des Zeus. 12. Er holt die Äpfel der Hesperiden. Ein Letztes und Größtes ersann der feige Tyrann: Herakles sollte die Äpfel der Hesperiden holen. Fern in einem Zauberlande, das niemand kannte, gepflegt von den Hesperiden, den lieblichen Töchtern der Nacht, wuchs ein Wunderbaum mit goldenen Früchten. Ihn hatte Gäa, die Göttin der Erde, wachsen lassen am Hochzeitstage von Zeus und Hera, und seine ersten Früchte sandte sie der Hera als Brautgeschenk. Seitdem konnten die Früchte jeden unsterblich machen, der davon aß; aber ein furchtbarer, purpurner Drache ringelte sich um den Stamm des Baumes, auch wußte niemand, wo dieser stand. Lange irrte der Held umher, endlich überraschte er am Strande einen fischschwänzigen Meergott, mit dem rang er so lange, bis der ihm den Weg sagte. So gelangte der Held in den Garten, tötete den Drachen und brach drei Apfel. Mit diesen kehrte er dann zurück. 6. Das Ende des Helden. Aber nicht mehr ging er zu Euryftheus. Das Eude der Knechtschaft, das Ende all der Mühe und Arbeit war gekommen. Er ging auf den Gipfel des heiligen Ötaberges, um den Göttern ein Opfer zu bringen. Da aber kam im feurigen Wagen vom Himmel herab Athene, die blauäugige Göttin, seine himmlische Schwester. Er mußte mit ihr den Wagen besteigen und zum Olymp fahren, und dort führte ihn Athene in den Kreis der Unsterblichen. Hera trat ihm versöhnt entgegen und vermählte ihn mit ihrer Tochter Hebe, der Göttin der ewigen Jugend. Seitdem thront er als Gott am Tische der Unsterblichen im Olymp zur Seite seines Vaters Zeus. „Nun lebt er beim Vater, dem Schwinger der Blitze, In Seligkeit. Willkommen der Götter empfing den Genossen Und Hebe den Gatten. So wohnt er im Himmel im güldenen Schlosse Als Heras Eidam." (gjinbar) Griechisches Basenbild.

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 45

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Der Athener Themistokles. 45 konnten. Xerxes war hoch erfreut und gab ihm seine besten Truppen mit. Auf weitem Umwege zogen sie nun in der Nacht bergauf, und als die Morgen-röte dämmerte, erreichten sie die Höhe des Gebirges. Wohl war dort oben eine griechische Wache ausgestellt, aber sie war zu schwach. Als die Feinde sie mit einem Pfeilregen überschütteten, entwich sie seitwärts, und die Perser zogen schnell bergab. Durch Flüchtlinge erfuhren die Griechen, was ihnen drohte. Da wußte Leonidas, daß alles verloren war, und er schickte selbst die Griechen, die zu ihm gekommen waren, heim in ihre Städte. Seine dreihundert Spartaner behielt er bei sich, denn sie wußten alle, daß das spartanische Gesetz ihnen verbot zu fliehen; so wollten sie lieber sterben. Sie schmückten sich nun festlich zur Schlacht, und als der Perserkönig von vorne den Angriff erneuerte, wagten sie sich sogar aus der engen Stelle hervor und töteten viele Perser, darunter zwei Brüder des Königs. Aber die Zahl der Spartaner wurde immer kleiner, nach heldenmütigem Kampfe fiel auch Leonidas, und nur mit Mühe retteten seine Getreuen seine Leiche in den Paß. Da aber kamen schon die Perser mit Ephialtes von der anderen Seite, und nun stellten sich die Spartaner auf einen kleinen Hügel und hielten aus, bis der letzte von ihnen getötet war. Von den Persern aber sollen 20000 Mann gefallen sein. Xerxes ließ dem Leonidas den Kopf abhauen, den Rumpf aber ans Kreuz schlagen. So rächte er sich noch an dem toten Feinde. — Die Griechen aber errichteten später ans dem Hügel, wo die letzten gefallen waren, einen steinernen Löwen, und daneben stand ans einer Säule die Inschrift: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest Uns hier liegen gefeh'n, wie das Gesetz es befahl." v. Der Athener Themistokles. Salamis. Nun sammelte sich das 480 griechische Heer auf dem Jsthmos und baute eine Quermauer gegen den Feind. Mittelgriechenland stand also den Persern offen; auch die große Stadt Athen war verloren, wenn sie sich auch noch so tapfer verteidigt hätte. Aber anders hatten sich die Athener entschieden. An ihrer Spitze stand nämlich damals ein sehr kluger Mann (Könige gab es nicht in Athen!), er hieß Themistokles. Der hatte die Gefahr vorausgesehen und seit Jahren für die Athener eine große Kriegsflotte gebaut. Jetzt stellte er ihnen vor, die Stadt sei nicht zu retten, nur zur See könne man den Persern widerstehen, und als nun das Orakel von Delphi auch sagte, man solle sich hinter „hölzernen Mauern" verteidigen, als auch die heilige Burgschlauge verschwunden war (ein Zeichen, daß die Göttin Athene ausgewandert seil), da glaubten ihm die Athener. Schnell brachten sie Frauen und Kinder nach dem Peloponnes, besonders nach Trözen, und der Rat der Stadt nahm sie freundlich auf und befahl, daß den athenischen Knaben alle Obstgärten geöffnet würden. So trösteten sich die. Andre aber, die nach der Insel Salamis geflüchtet waren, sahen bald mit Tränen die Rauchwolken von Athen aufsteigen, — die Perser verbrannten die ganze Stadt, verwüsteten auch die Tempel der Götter!

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 49

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Themistokles' Ende. 49 auf Themistokles, und des Jubels und Beifallklatschens war kein Ende. So-gar die Spartaner führten ihn in ihre Stadt und bewirteten ihn festlich, und sie setzten ihm einen Kranz aus Ölbaumzweigen auf als Preis der Klugheit. Themistokles aber lebte glücklich, und er meinte einst scherzend, der mächtigste Mensch in Griechenland sei jetzt sein kleines Söhn-chen, denn es beherrsche die Mutter, diese aber beherrsche ihn, den Vater, und er beherrsche Griechenland. Aber die Athener sind wankelmütig und undankbar, das mußte auch Themistokles erfahren. Auf falsche Anschuldigungen hin wurde er verfolgt und mußte das Land verlassen. Wie ein gehetztes Wild floh er von Ort zu Ort. Endlich entschloß er sich kühn und bat den Perserkönig, den Sohn des Xerxes, um Schutz. Der meinte lachend, die Athener könnten ihm keinen größeren Gefallen tun, als wenn sie ihre tapfersten und besten Männer verjagten. Er nahm den Flüchtling mit Achtung auf und sorgte für ihn; denn er hoffte, der große Mann werde ihm noch nützen. Themistokles verlebte nun einige friedliche Jahre in Asien, wohin ihm auch Frau und Kinder durch Freunde nachgeschickt waren. Als aber der Perserkönig von ihm verlangte, er solle mit gegen Griechenland ziehen, da nahm er sich selbst das Leben. Der Sieger von Salamis konnte nicht gegen sein Vaterland kämpfen. — Seine Gebeine wurden später von den Athenern heimgeholt und am Hafen bestattet. Dort zeigte man noch lange sein Grab, das auf die aus- und einfahrenden Schiffe herabschaute, das auch hinüberschaute zu den taubenumschwärmten Felsen von Salamis. *) Aus „Deutscher Spielmann" Bd. Xxxiii, Verlag von G. D. W. Callwey, München. Froniug-Wülker, Lehrbuch der Geschichte. Vorstufe von Niebour. 4 Nach Bauer *).
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