Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Europa ohne Deutschland - S. 201

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 201 — der Besitzung werden sollte. Allein mit dem Tode des Großen Kur- surften erlosch in Brandenburg das Interesse an dieser Erwerbung. Friedrich Wilhelm I. überließ die Kolonie den Holländern für 6000 Dukaten. Deutschland schied aus der Reihe der Kolonial- mächte aus. Das Jahr 1870/71 brachte uns die Einheit und damit die Macht nnsres Vaterlandes. Nationalbewußtsein, der Stolz, ein Deutscher zu sein, erfüllte unser Volk, und der Wunsch erwachte, auch im Aus- land deutsch zu bleiben. Das war bisher kaum möglich gewesen. Millionen deutscher Volksgenossen waren in andere Länder gewandert, hatten sich dort niedergelassen und waren dann im fremden Volkstum untergegangen: dem Deutschtum aber waren sie verloren. Das mußte anders werden. Auch in überseeischen Ländern brauchten wir Be- sitzungen, wo sich Deutsche niederlassen und ihr Volkstum bewahren konnten. Dazu kam noch ein anderes. Die deutsche Industrie hatte nach 1871 einen mächtigen Aufschwung genommen; sie brauchte für ihre Fabrikate neue Absatzgebiete. Die deutschen Kaufleute mußten aber oft die Erfahrung machen, daß es sehr schwer ist, in den Besitzungen fremder Staaten Waren zu verkaufen oder große Unternehmungen zu wagen. Da werden die eigenen Landeskinder von den Behörden immer unterstützt und bevorzugt, die fremden Unternehmer und Kaufleute aber zurückgedrängt. Auch diese Erfahrungen ließen den Wunsch nach Kolonien immer lauter werden. Um diese Gedanken in das Volk zu tragen und Interesse für die kolonialen Bestrebungen zu wecken, wurde im Jahre 1882 in Frank- furt a. M. die Deutsche Kolonialgesellschast gegründet. Das Jahr 1884 brachte die Erfüllung des Wunsches nach deutschen Kolonien. In diesem Jahre stellte der Bremer Kaufmann Lüderitz das Landgebiet um die Bucht von Angra-Pequena, heute Lüderitzbucht genannt, unter den Schutz des Deutschen Reiches. Aus diesem Gebiet entwickelte sich die Kolonie Südwestafrika. In demselben Jahre schloffen einige Hamburger Kaufleute mit Häuptlingen an der Guineaküste Verträge ab, um Handel treiben zu körnten. Als die Engländer Schwierigkeiten machen wollten, eilte der deutsche Naturforscher Dr. Nachtigall als Vertreter des Reichs zuerst nach Togo und hißte hier (Juli 1884) die deutsche Flagge; im August nahm er dann ein Gebiet an der Kamerunbai für das Deutsche Reich in Besitz.

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 25

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 25 — der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen» Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor. Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen Volkstracht der Schwälmer. treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt. Dort liegt er auch begraben. Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen- Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt. Der Schwalmgrund und die Schwälmer. Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die

3. Bis zum Interregnum - S. 92

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 92 — deren Spitze Gaukönige standen. Vvn diesen gelangte am Ende des 5. Jahrhunderts Chlobowech oder Chlodwig aus der Sippe der M e ro wing e n zu hervorragender Bedeutung. Er erbte im Alter von 15 Jahren von seinem Vater Childerich eine unbedeutende Gauherrschast; aber er verstand es, in wenigen Jahren die übrigen Gaukönige, zunächst seine Gesippen, dann die uferfränkischen Verwandten, zu beseitigen. Durch Bestechung, List und geheuchelte Freundschaft wußte er sie iu seine Gewalt zu bringen, und nach und nach wurden sie sämtlich umgebracht. Wiederholt hat Chlodwig selbst die blutige Tat ausgeführt. Zwei seiner gefangenen Vettern ließ er sich vorführen und sprach zum ersten: „Weshalb hast du unsere Sippe so erniedrigt und dich binden lassen? Besser war es dir, zu sterben!" Damit erhob er die Streitaxt und schlug ihn nieder. Dann fuhr er den andern an: „Und du? Halfest du ihm, fo ward er nicht gebunden!" Auch ihn tötete er mit eigener Hand. Andere fielen durch die Haub gedungener Mörder. So cnbctcn alle feine Verwanbten durch Gewalt, und als seine Mitkönige ausgerottet warnt, heuchelte Chlodwig sogar Trauer und beklagte in der Volksversammlung, daß ihm der Tod alle Verwandten genommen habe nnb er nun unter Fremben leben müsse. Das sagte er aber, wie bcr Chronist hinzufügt, nicht aus .Schmerz, fonbern aus arger List, um etwa noch lebenbe Gcfippcn anzulocken und sie dann auch umzubringen. So begrünbete Chlob-wig unter den Franken seine Alleinherrschaft; benn die ihrer Gau-sürfteu beraubten Gebiete sielen ihm zu, und statt neue Könige zu wählen, erkannten alle Franken ohne Wiberstanb ihn als ihren Herrscher an. Warum aber, müssen wir uns fragen, kam es nicht nach dem alten germanischen Grunbsatz der Blutrache zu enblosen Fehben? Warum beugte sich das Volk unter einen solchen Tyrannen? -Man hatte die Ohnmacht kleiner Verbänbe erkannt; die Zeit war gekommen, daß das Volk selbst nach Einigung, „uach Führung durch eine starke, rücksichtslose, glückliche Haub" verlangte. Dieses Bebürsnis hatte Chlobwig klar erkannt, noch klarer als seine Franken selbst. Er riß sie mit fort nnb führte sie zu Kampf nnb Sieg. Darum erschien ihnen der leibenschastliche Jüngling als ein Helb, bcin sic willig Gefolgschaft leisteten. Er war ihr Liebling. Reiche Kriegsbente war ihr Lohn und knüpfte das Banb der Treue immer fester.

4. Bis zum Interregnum - S. 172

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 172 — Fürsten, die vorwiegend selbstsüchtige Pläne verfolgten, versagten daher in dem Kampfe gegen den Papst, und im Volke hatte die cluniaeensische Bewegung das Ansehen der Kirche so bedeutend erhöht. daß es vom Kaiser abfiel. Die Kirche war mächtiger ge- worden als das Reich. Die Fürsten versammelten sich in Tribur zur Wahl eines neuen Königs; aber der Papst wollte keinen neuen, etwa durch den Anhang des Volkes mächtigen König, sondern einen tief gedemütigten. Daher kam nach langen Ver- handlungen nur der Beschluß zustande, daß Heinrich am Jahrestage des Bannsluchs die Freisprechung durch den Papst erlangt haben müsse, sonst würden sie über das Reich entscheiden. In dieser verzweifelten Lage entschloß sich der König zur Vußsahrt uach Italien, wodurch er gleichzeitig zu verhindern suchte, daß der Papst, wie er beabsichtigte, zur Beratung mit den Fürsten nach Deutschland käme. Wie wenig ehrlich es diese mit der Forderung der Freisprechung vom Banne meinten, ist daraus zu ersehen, daß sie die Alpenpässe von Süddeutschland aus versperrten, weshalb Heinrich den schwierigen Weg über die Westalpen wählen mußte und noch dazn im strengen Winter. In Oberitalien wurde er von den Bischöfen und Grafen mit Jubel empfangen; denn sie waren längst der Regierung Gregors überdrüssig und sehnten sich einen mächtigen deutschen König herbei. Aber das Heer, das sie Heinrich zur Verfügung stellten, wies er zurück. Wohl hätte er damit den Papst bezwingen können, aber nicht seine gefährlicheren Feinde, die deutschen Fürsten. Der Papst, der aus der Reise nach Deutschland begriffen war, flüchtete sich angesichts der feindseligen Haltung Oberitaliens in die feste Bnrg Kanossa. Dort standen sich im Januar 1077 die beiden größten Gegner jener Zeit gegenüber. Als mächtige Schirmherren der Kirche waren frühere Kaiser nach Italien gekommen; jetzt sehen wir einen deutschen Köuig im Büßergewaude im äußeren Burghost harren, um sich die Gnade des Papstes zu erbetteln. Es war eine ungeheure Schmach des deutscheu Königtums, und doch gab es für Heinrich damals keinen andern Ausweg, ja der Gang nach Kanossa beweist gerade, daß er in schwierigen Lebenslagen nicht mutlos war, er bezeugt im Gegenteil seine kühne Entschlossenheit. Indem er die Buße auf sich nahm, wandte er sich an den Papst als Priester, und als solcher durfte dieser einem reumütigen Christen die Gnade nicht vorenthalten. Damit durchkreuzte der Kaiser die Pläne einer päpstlichen Weltherrschaft

5. Bis zum Interregnum - S. 174

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 174 — doch im Gefühl eines Besiegten lebte. 1085 starb er in Salerno mit den Worten: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Böse gehabt, darum sterbe ich in der Verbannung." Sein Nachfolger Urban Ii. vertrat ebenso den Herrfchastsae-danken der Kirche, weshalb die Feindschaft zwischen Kaiser und Papst fortdauerte. Auch die inneren Kämpfe in Deutschland hörten mcht auf. Ein neuer Gegenkönig kam zwar nicht zur Geltung -leider mußte aber Heinrich erleben, daß sich sogar seine Söhne gegen ihn erhoben und ihn zur Abdankung zwangen. Von so schweren Lebenssorgen erlöste den Vielgeprüften 1106 der ^od Aber mich jetzt fand er keine Ruhe. Da er wieder mit dem Banne belegt und noch nicht freigesprochen worden war, versagte ihm die Kirche ein ehrliches Begräbnis. 5 Jahre mußte der Sarg auf ungeweihter Erde stehen, bis der Bann von dem Toten genommen wurde. Heinrich Iv. war ein hochbegabter Herrscher. Wenn er auch durch sein leidenschaftliches Wesen manche innere Verwicklung selbst verschuldet hat, so muß doch anerkannt werden, daß er in schweren Zeiten, in denen wohl ein schwacher Regent unterlegen wäre, den maßlosen päpstlichen Ansprüchen gegenüber die Krone mit Tapferkeit verteidigt und gerettet hat. Bei all seinen Sorgen fand er auch uoch Zeit zur Pflege der Kunst. So hat er den Kaiserdom zu Speyer vollendet und prächtig ausgestattet Vor allem war er auch ein Freund der Armen und Bedrängten, sie haben ihm ein dankbares Andenken bewahrt. f) Das Wormser Konkordat, ltntcr seinem Sohne Heinrich V. sand bei ^nvestiturstreit seine Lösung. Schon in den ersten Regierungsjahren kam zwischen Kaiser und Papst ein Vertrag zustande, nach dem jener unter der Bedingung aus die Investitur verzichten wollte, daß die Bischöfe und Geistlichen alle ihre Besitzungen und Rechte etn das Reich zurückgäben. Dagegen erhob sich aber unter deu Bischöfen ein Sturm der Entrüstung. Sie wollten sich ihrer weltlichen Macht nicht entäußern, so daß sich der Vertrag als undurchführbar erwies. Erst 1122 wurde der Streit durch das Wormser ^vnkordat endlich beigelegt. Der Kaiser verzichtete darauf, die Bischöfe und Reichsäbte zu ernennen, gestand dem Kapitel der Domherren und dem Klosterkonvent die freie Wahl zu und behielt sich nur das Recht, bei der Wahlhandlung anwesend zu sein oder einen Vertreter zu entsenden. Bei der Investitur übergab er künftig

6. Bis zum Interregnum - S. 45

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 45 — Anklage verteidigen konnte, war ein wesentliches Beweismittel; denn der Eid galt als heilig, und man hielt es für unmöglich, daß der freie Germane unter Anrufung der Götter lügen könne. Doch fürchtete man auch die Gefahren dieses weitgehenden Vertrauens. Darum durfte nur der unbescholtene Volksgenosse schwören, und er mußte auch den übrigen Beteiligten bekannt sein. Immerhin bedurfte aber der Eid noch der Bekräftigung dnrch andere Volksgenossen, die sich so für die Glaubwürdigkeit der befchworeueu Aussagen verbürgten. Man nannte sie Eidhelfer. Ihre Zahl, die der Richter sestsetzte, war je nach der Schwere des Vergehens verschieden groß. Sie schwuren nicht als Zeugen der Tat, die zur Anklage stand, denn keiner war vielleicht bei Verübung des zu bestrafenden Verbrechens irgendwie beteiligt gewesen, sie gaben nur Auskunft über die Gesinnung des Schwörenden und stellten gleichsam ein Leumundszeugnis über ihn aus. Diese Eidhelser waren natürlich immer die nächsten Nachbarn und Freunde, die jenen genau kannten, nämlich die Gesippen; sie waren in erster Linie zur Eidhilfe verpflichtet. Wenn dies unsern heutigen Anschauungen, nach denen die Verwandten nicht als einwandfreie Zeugen gelten, auch zuwiderläuft, so ist doch zu bedenken, daß die Eidhilfe nicht leichtsinnig geleistet wurde; denn bei einem Falscheid traf den Eidhelfer oft die gleiche Strafe wie den Meineidigen selbst. Der geleistete Eid gab die Entscheidung. Darnach hatten die anwesenden Freien das Urteil zu ftnden, das vom Leiter der Gerichtsverhandlung verkündet wurde. c) Strafen. Da Frevel gegen die Götter deren Zorn auf das gesamte Volk herabbeschwören und daher Mißwachs, Seuchen und Niederlagen zur Folge haben mußten, so wurden solche Vergehen mit dem Tode bestraft, d.h. der Verbrecher wurde dem verletzten Gotte als Sühnopfer dargebracht. Ebenso traf den Landesverräter, den Heeresflüchtigen, den gemeinen Mörder die Todesstrafe. Sie wurde durch Ertränken, meist aber durch Erhängen mittelst der Weidenschlinge vollzogen. In milderen Fällen verhängte man über deu Verbrecher die Friedlosigkeit, indem man ihn als Volksfeind und Friedensbrecher außerhalb des öffentlichen Schutzes stellte und für vogelsrei erklärte. Jedermann konnte ihn töten oder als Sklaven verkaufen. Nur durch schleumge Flucht in den dichten Wald oder in die Fremde vermochte er sich zu retten; aber sein Leben glich dem eines gehetzten Tieres.

7. Bis zum Interregnum - S. 74

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
_ 74 — Armin suchte zwar auch nach der Varusschlacht die Einigung deutscher Stämme aufrecht zu erhalteu und weiter auszudehnen, aber dabei geriet er in Streit mit dem Markomannenkönig Marbod, so daß es zwischen beiden sogar zum Kriege kam, in dem Marbod unterlag. Später durch Katwalda vertrieben, snchte er Schutz bei den Römern. Sein Reich siel auseinander.' Auch Armins Versuch, die Kräfte Germaniens zu einheitlichem Handeln zusammenzufassen, schlug fehl. Unter seinen nächsten Verwandten fanden sich Neider und Verleumder, und zuletzt fiel der Befreier Deutschlands etwa 12 Jahre nach der Varusschlacht durch Meuchelmord. Seine Tat aber blieb unvergessen, und im Heldenliede lebte er fort. Als sichtbares Zeicheu der Dankbarkeit gilt das ihm im Lande seines Sieges errichtete Denkmal. Nach der Befreiung vom Römerjoche folgte zwar eine längere Zeit äußeren Friedens; aber innere Kämpfe hörten nie gauz auf, namentlich war's die Landnot, die die Völker nie zur Ruhe kommen ließ. Auch die Römer griffen später gern wieder in deutsche Streitigkeiten ein und waren immer befliffen, die einzelnen Stämme gegen einander aufzuhetzen; denn allein dadurch war es ihnen möglich, die Germanen zu besiegen Bei diesen Kämpfen „wurden mehr als einmal römische Legionen vernichtet, aber auch die Völker zwischen Rhein und Elbe wurden zerrieben und verkleinert. Mit fast periodischer Regelmäßigkeit ward das Männerblut auf deutschem Gruude vergossen, Weiber, Kinder und Herden in die römischen Standlager getrieben, deutsche Söldnerscharen in römischen Dienst genommen und für Erhaltung des Staates verbraucht. So gelang es dem Schwert und Gold der Südländer durch fast hundert Jahre, nicht Germanien zu beherrschen, aber wenigstens den Überschuß deutscher Kraft, der vorher über die Grenzen geflutet hatte, im Lande selbst zu vernichten". (G. Freytag.) e) Der Limes. Lange Zeit blieben Rhein und Donau die Grenzen zwischen Römern und Germanen. Um auch das noch unbesetzte Dreieck, das sich zwischen Schwarzwald und Jura am Oberlauf der beiden Flüsse einschiebt, vor germanischer Überflutung zu schützen, wurde in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts eine feste Grenzwehr, der Limes, errichtet. Von Kehlheim an der Donau, in der Nähe der Altmühlmündung, erstreckte er sich bis zum Main, der im westlichen Teile seines letzten großen Bogens als natürliche Grenze eine große Strecke die Befestigung

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 41

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Orestes' Muttermord. 41 Iphigenie durch falsche Vorspiegelungen geraubt hatte. ■ Als ein Jahr nach dem andern ohne Nachricht verging, hoffte sie, er sei tot, und vermählte sich mit einem andren Manne, mit dem Vetter Agamemnons, Ä gift hos, und dieser wurde nun König von Mykene. Übermütig lebte das Paar im Königspalaste, und die jüngere Tochter, Elektra, die ihren Vater zärtlich liebte, mußte den Frevel schweigend mitansehen. Nur eins konnte sie tun: sie rettete ihren kleinen Bruder Orestes, da er vor dem Stiefvater nicht sicher war, und ließ ihn nach Phokis zu einem Freunde des Hauses bringen, wo er mit dessen Sohn, Pylades, in treuer Freundschaft aufwuchs. Da kam plötzlich, durch Flammenzeichen von Berg zu Berg gemeldet, die Nachricht von Trojas Fall; aber das ehebrecherische Paar rüstete sich zur Abwehr. Als Agamemnon festlich in Mykene einzog, trat ihm die tückische Frau freudestrahlend entgegen und führte ihn auf Purpurdecken ins Haus. Als aber drinnen der Reisemüde ein Bad nahm, warf sie ihm plötzlich ein weites, faltiges Gewand über den Kopf, so daß er sich wie in ein Netz drinnen verstrickte, und ehe der König sich wehren konnte, schlich Ägisthos herbei, und beide schlugen ihn tot. Dann blieben sie König und Königin in Mykene. Elektra aber, die sie während des Mordes im Frauengemach eingeschlossen hatten, pflegte das Grab des Vaters und sann aus Rache. B. Orestes' Muttermord. Indes war Orestes herangewachsen, und er machte sich mit seinem Freunde Pylades nach Mykene aus. Unerkannt betraten sie das Königshaus und erzählten Klytämestra, ihr Sohn Orestes sei gestorben. Da jubelte das wilde Weib laut auf, denn es hatte in ihm den Rächer gefürchtet. Orestes aber ergrimmte, als er das sah, und schlug die Frohlockende tot, während Pylades zugleich den Ägisthos niederstieß. So war Agamemnons Tod gerächt. Als aber Orestes Klytämestra tot vor sich sah, da graute ihm, — er hatte seine eigene Mutter erschlagen! Alsbald sah er aus dem Boden die finsteren Er in Yen, die Rachegöttinnen, aufsteigen. Blutrote Fackeln schwangen sie in den Händen, und um ihre grausigen Häupter flatterten Schlangen statt der Haare. Entsetzt floh der Muttermörder ; aber die Erinyen jagten hinter ihm her und ließen ihm nirgends Ruhe. C. Orestes' Entsühnung. Endlich flüchtete er sich in Apollons Tempel zu Delphi, den durften die finstren Rachegöttinnen nicht betreten. So lagerten sie sich auf der Schwelle. Orestes aber ging hinein und fragte den Gott, was er tun müsse, um sich von den Erinyen zu befreien. Da riet ihm der, er solle nach Tauris ziehen, um das Bild der Schwester zu holen. Orestes hatte schon gehört, daß in Tauris ein berühmtes Bild der Artemis sei; so machte er sich mit seinem treuen Pylades auf. Tauris aber war ein ungastliches Barbarenland: jeder Fremde, der seinen Strand betrat, wurde der Artemis geopfert. So griff man auch Orestes und Pylades, band sie und führte sie zur Priesterin, daß sie sie opfere; die Priesterin aber war Iphigenie, und fast hätte die Schwester den Bruder geschlachtet, da erkannten

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 12

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
12 Theseus von Athen. bestand, wollte er den Freund nicht im Stiche lassen und stieg mit ihm hinab. Aber als sie zu Hades kamen, nötigte der sie auf einen Sitz und ließ sie alsbald an den Felsen festwachsen und von Schlangen umwickeln. Alle Anstrengungen waren vergeblich, sie kamen nicht mehr los. Da gedachte Theseus seines göttlichen Vaters Poseidon, und zum zweiten Male rief er ihn itm Hilfe an. Poseidon aber sandte den Herakles, der eben hinabging,* um den Kerberos zu holen, an die Stelle, wo die beiden Freunde lebendig im Reiche der Toten schmachteten. Mit gewaltiger Anstrengung riß Herakles den Theseus los und brachte ihn wieder an die Oberwelt. Bei Peirithoos aber war alle Anstrengung vergeblich. So mußte der in der Unterwelt bleiben zur Warnung für alle, die gegen die Götter freveln. Gr. Theseus' Ende. Die Erfüllung seines dritten Wunsches an den göttlichen Vater sollte schweres Leid über den greisen Theseus bringen. Er hatte einen jungen, tapferen und schönen Sohn, Hipp öl y tos. Da vermählte er sich noch einmal mit Phädra, der jüngeren Schwester von Ariadne; aber diese Ehe brachte ihm Unglück. Der jungen Königin gefiel der junge Hippolytos besser, und einmal, als Der Vater fort war und sie mit Hippolytos in Trozen weilte, schlug sie ihm vor, sie wollten gemeinsam den greisen Theseus ermorden, und dann sollte er ihr Gemahl und König werden. Entrüstet wies der edle Jüngling den Plan von sich. Da haßte ihn Phädra, und als Theseus zurückkam, erzählte sie ihm, Hippolytos habe den abscheulichen Plan ihr vorgeschlagen. Theseus glaubte ihr und rief im ersten Zorn den Poseidon an, er möge den Sohn strafen. Hippolytos fuhr gerade am Meer entlang, da schwollen die Wogen empor, und aus ihnen stieg ein furchtbares Ungeheuer ans Land. Das warf sich auf die Roffe, daß sie in wildem Schrecken sich bäumten und hin und her entwichen. Der Wagen schlug um, der Leuker aber stürzte herab und wurde von den eigenen Rädern zei malmt, von den eigenen Rossen zertreten. Inzwischen hatte Theseus durch eine Dienerin die Wahrheit eifahren. Da brachte man ihm den sterbenden Sohn. Noch konnte er dem reuigen Könige Worte der Vergebung sagen, dann starb er in den Armen des Vaters. Phädra aber tötete sich selbst in Verzweiflung und Scham, und lange noch sangen die Mädchen von Trozen Klagelieder auf Hippolytos' Tod. — Da legte der alte König müde die Krone nieder. Allein ging er hinweg und starb aus der Insel Skyros. Von dort holten später die Athener seine Gebeine zurück, begruben sie mitten in der Stadt und bauten barüber ein Heiligtum. Oft aber noch, wenn sie in Not waren, riefen sie zu ihm, und in schwerer Gefahr wollen ihn auch einzelne gesehen haben, wie er durch die Luft feinem Volke zu Hülfe kam. So entstaub später in Athen das Sprichwort: „Nichts ohne Theseus".

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 60

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
60 Alexander der Große. Becher, der andre las den Brief, und dann schauten sich beide an: Alexander voll Mut und Vertrauen, Philippos voll Schmerz und Schrecken über die falsche Anklage. Er warf sich über den König und beschwor ihn, ruhig zu bleiben und ihm zu vertrauen. Wohl wurde die Krankheit erst heftiger, und der König verlor das Bewußtsein; dann aber war alles überstanden/ und nach wenigen Tagen stand Alexander gesund an der Spitze seiner Truppen. So hatte ihn sein königliches Vertrauen gerettet. Gerade an der Ecke, wo sich zwischen Kleinasien und Syrien die Küste nach 333süden wendet, bei der Stadt Jssos, kam es 333 zur Schlacht mit dem Perserkönig. Dort war ein furchtbares Handgemenge, und Dareios selbst geriet in Lebensgefahr. Schon sprengte Alexander, dem der Helm im Gedränge vom Haupt gerissen war, mit seiner Lanze auf den Kriegswagen des Perserkönigs los, schon konnte das Gespann nicht mehr ausweichen: da sprang ein treuer Perser ab, bot sein Pferd dem König, und dieser entrann in eiliger Flucht. Der goldene Kriegswagen mit dem goldenen Schilde und mit Bogen und Pfeilen des Königs fiel in Alexanders Hand. Nun wich das ganze Heer, und im Lager machte man unermeßliche Beute. Alexander geleitete man in das Zelt des Perserkönigs, das mit den herrlichsten Teppichen, mit weichen Polstern und goldenem Tafelgeschirr ausgestattet war, auch der Salben und Wohlgerüche war kein Ende. Als Alexander sich lachend all die Herrlichkeiten betrachtete, brachte man ihm ein Kästchen, reich mit Edelsteinen besetzt, als das kostbarste Beutestück. Alexander bewunderte es und sagte: „Ich werde Homers Ilias darin aufbewahren." Eben wollte er sich zu Tische setzen, da wurde ihm gemeldet, daß die königlichen Frauen, die Mutter, die Gemahlin und zwei Töchter des Dareios, unter den Gefangenen seien und daß sie beim Anblick von Dareios' Kriegswagen laut dessen Tod bejammert hätten. Sogleich schickte er einen Boten hin und ließ ihnen sagen, Dareios lebe noch; sie aber sollten sich nicht fürchten, er führe nicht mit Frauen Krieg, sie würden von ihm genau so geehrt werden wie von Dareios. So ließ er ihnen ihre Zelte und ihre Bedienung, und jeder im Heere begegnete ihnen mit Hochachtung. Nun lebten die Frauen einstweilen im Lager, still und von niemand gesehen, wie es orientalischen Frauen geziemt. Ja, Alexander selbst begegnete ihnen nicht, um sie nicht durch den Anblick des Siegers zu beschämen, und als die unglückliche Gattin des Dareios bald darauf starb, ließ er sie mit höchsten königlichen Ehren begraben. Von der Beute schickte er dann einen großen Anteil seiner Mutter in Makedonien. Eine Anzahl goldener Perserschilde aber schenkte er den Athenern zum Schmucke ihrer Stadt, und sie hängten sie am Tempel der Athene auf. 2. Eroberung desjnneren. Bald konnte Alexander die Ungeduld seiner Soldaten befriedigen: er zog nach Osten und überschritt Euphrat und Tigris. Freilich hatte ihm Dareios angeboten, er wolle ihm alle Länder bis zum Euphrat abtreten, ihm dazu eine große Summe Geldes für die
   bis 10 von 242 weiter»  »»
242 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 242 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 13
3 1
4 26
5 5
6 0
7 6
8 2
9 0
10 74
11 4
12 16
13 1
14 30
15 1
16 4
17 1
18 2
19 0
20 15
21 0
22 0
23 7
24 0
25 16
26 11
27 13
28 16
29 1
30 1
31 10
32 0
33 26
34 20
35 7
36 11
37 139
38 2
39 5
40 0
41 3
42 26
43 30
44 1
45 17
46 20
47 28
48 9
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 34
1 89
2 21
3 19
4 31
5 22
6 15
7 12
8 51
9 169
10 6
11 57
12 14
13 12
14 10
15 18
16 51
17 242
18 8
19 20
20 20
21 87
22 31
23 107
24 28
25 13
26 7
27 6
28 23
29 29
30 3
31 57
32 7
33 9
34 21
35 13
36 18
37 22
38 45
39 45
40 10
41 49
42 15
43 29
44 37
45 33
46 16
47 23
48 47
49 19
50 96
51 15
52 15
53 3
54 16
55 37
56 36
57 6
58 6
59 28
60 118
61 44
62 28
63 17
64 34
65 29
66 6
67 18
68 32
69 17
70 135
71 93
72 17
73 5
74 10
75 10
76 13
77 62
78 6
79 16
80 3
81 3
82 38
83 29
84 28
85 18
86 27
87 23
88 14
89 6
90 20
91 6
92 109
93 6
94 50
95 28
96 13
97 12
98 40
99 7

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 38
3 3
4 18
5 13
6 6
7 15
8 0
9 20
10 39
11 1
12 8
13 8
14 3
15 9
16 20
17 5
18 24
19 37
20 2
21 11
22 22
23 8
24 4
25 2
26 25
27 18
28 3
29 13
30 30
31 6
32 3
33 180
34 8
35 30
36 2
37 24
38 1
39 32
40 49
41 21
42 5
43 30
44 17
45 1
46 5
47 2
48 13
49 18
50 32
51 32
52 27
53 3
54 65
55 29
56 10
57 1
58 57
59 205
60 9
61 56
62 39
63 14
64 15
65 39
66 6
67 22
68 8
69 0
70 0
71 49
72 29
73 15
74 9
75 9
76 1
77 27
78 6
79 18
80 38
81 165
82 10
83 3
84 3
85 13
86 2
87 1
88 4
89 3
90 1
91 12
92 0
93 8
94 1
95 1
96 1
97 18
98 1
99 10
100 167
101 1
102 19
103 19
104 0
105 18
106 25
107 0
108 3
109 4
110 8
111 35
112 29
113 1
114 7
115 7
116 26
117 1
118 13
119 1
120 35
121 40
122 3
123 14
124 6
125 11
126 14
127 19
128 8
129 14
130 2
131 28
132 27
133 4
134 5
135 2
136 75
137 1
138 1
139 1
140 13
141 4
142 21
143 41
144 2
145 94
146 19
147 6
148 41
149 0
150 21
151 44
152 41
153 0
154 16
155 38
156 67
157 47
158 37
159 4
160 0
161 36
162 23
163 23
164 1
165 15
166 33
167 14
168 4
169 24
170 11
171 64
172 15
173 22
174 4
175 33
176 14
177 53
178 0
179 43
180 0
181 13
182 34
183 89
184 7
185 4
186 1
187 30
188 4
189 2
190 57
191 19
192 23
193 0
194 32
195 4
196 37
197 12
198 21
199 8