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1. Europa ohne Deutschland - S. 111

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 111 — b) Entstehung der Monsune. Im Sommer erhitzt sich Inner- ästen stark. Dadurch wird die Luft verdünnt, so daß die kühlere, feuchte Luft vom Indischen Ozean nachströmt. Im Winter kühlt sich Jnnerasien schneller ab als der Ozean; deshalb entsteht die umgekehrte Luftströmung. Diese regelmäßigen Winde heißen Monsune. Die Sommermonsune bringen Wärme und Regen, die Wintermonsune kühlere Temperatur und Trockenheit. — Auch China und Japan stehen unter dem Einfluß der Monsune. c) Erzeugnisse. Diese günstigen Bedingungen rufen unter dem heißen Klima eine üppige Pflanzenwelt hervor. In den feuchten Gegenden gibt der Reis jährlich 2 bis 4 Ernten, die höher gelegenen Strecken erzeugen große Mengen von Weizen. Baumwolle, Mohn (Opium), Indigo, Tee, Kaffee und Zuckerrohr liefern reiche Erträge. An den Stämmen der Palmen klettert der Pfeffer empor, auf den Ge- wässern schwimmt die liebliche Lotosblume. In den Wäldern leben die gewaltigsten Tiere: Elefant, Nashorn und Tiger, dazu unzählige Affenarten. Buntfarbige Vögel, vor allem der Pfau, haben hier ihre Heimat. — Ganz anders sieht es im Gebiet des Indus aus. Da sich die von Südwesten kommenden Seewinde erst an den Wänden des Himalaja abkühlen und verdichten, so fehlen dieser Gegend die Nieder- schlüge. Die Folge davon ist ein spärlicher Pflanzenwuchs. Stellen- weise breitet sich sogar wirkliche Wüste aus. 6) Die Bewohner Hindostans. Die große Fruchtbarkeit Hiudostans ist der Grund, daß sich hier eine ungeheuer dichte Be- völkerung zusammendrängt. Die Bewohner, die Hindu, gehören der kaukasischen Rasse an. Sie drangen durch das Kabultal nach Indien vor und verdrängten die früheren Bewohner, die Dravidas, in das Hochland von Vorderindien. Sie bekennen sich zum Brahmaismus (Brahma ist der höchste Gott der Hindu). Nach ihrem Glauben muß die menschliche Seele nach dem Tode durch die Leiber verschiedener Tiere wandern, um für ihre irdischen Sünden zu büßen. Deshalb hüten sich die Juder, gewisse Tiere zu töten. Von der Qual der Seelenwanderung kann man sich durch selbstauferlegte Schmerzen befreien. Bußübungen nehmen daher im Brahmaismus eine hervorragende Stellung ein (Fakire). Wie die Ägypter, so sind auch die Hindu in streng voneinander ge- trennte Kasten geschieden; die oberste ist die Kaste der Brahmanen (Priester), die niedrigste die der rechtlosen Paria. — Die heilige Stadt der Hindu ist Benares am Ganges, 200000 Einw. Über 1000 Tempel (Pagoden) zählt das „indische Mekka". Breite Marmortreppen führen zum heiligen Strom; zu ihm wallfahren die Pilger in Scharen, um in

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 7

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 7 - Gebirge enthält Eisen und Braunkohlen. Fast seine ganze Oberfläche ist Waldboden. Die Entstehung des Reinhardswaldes (Sage). Es lebte einmal ein Graf Reinhard, dem alles Land, alle Dörfer und Städte zwischen der Diemel und Weser gehörten. Er war ein arger Spieler. Eines Abends, als er beständig verlor, setzte er zuletzt seine Grafschaft aufs Spiel. Die Würfel ent- schieden auch diesmal zu seinem Unglück; Graf Reinhard war mit einem Wurfe ein armer Mann geworden. Da erdachte er eine List, den Gegner um das Land zu bringen. Er bat denselben, daß er ihn noch einmal säen und ernten lassen möge. Die Bitte wurde ihm gewährt. Der Graf ließ nun alle Dörfer niederbrennen, die Einwohner wegtreiben und überall Waldsamen ausstreuen. Daraus ist der Reinhards- wald aufgewachsen. Der glückliche Gewinner aber würde noch heute auf die Ernte warten, wenn er nicht längst gestorben wäre. An vielen Stellen des Waldes sind noch Furchen und andere Spuren der Äcker sichtbar. Das Hessische Bergland, besonders der Teil zu beiden Seiten der Fulda, besteht größtenteils aus Sandstein. Im Nordosten zu beiden Seiren der Werra ziehen Kalksteinmassen hin. Im Westen finden sich auch Grau- wacke und Tonschiefer. Zwischen diesen Gesteinen tritt vielfach Basalt aus. Derselbe bildet ganze Gebirge und viele Kuppen z. B. das Knüll- gebirge, den Habichtswald, Meißner, Hirschberg und Bilstein. 5. In dem westlichsten Teile unseres Regierungsbezirks finden wir Ausläufer des Rothaar- oder Notlagergebirges, die sich bis zur Lahn und zum Burgwald erstrecken. Das Rothaargebirge breitet sich größtenteils in Westfalen aus. Es ist sehr rauh. Ein hervorragender Berg ist der Edcr- köpf. Der nördliche Teil des Gebirges ist der höchste und rauheste; er heißt die Hochebeue von Winterberg. Hier erhebt sich der Kahle Astenberg 830 m hoch. 6. Den Kreis Schmalkalden durchzieht der Thiiringerwald. Er bildet mit seinen höchsten Erhebungen einen Rücken oder Kamm, welcher von Süd- osten nach Nordwesten zieht. Auf demselben führt ein alter fahrbarer Weg, der Rennstieg oder Rennweg hin. An der Nordgrenze des Kreises Schmalkalden erhebt sich der Jnselsberg. Sein Gipfel ragt manchmal, wenn Nebel das Gebirge umzieht, gleich einer Insel aus dem Nebelmeer hervor. Der Jnselsberg, 915 in hoch, ist zwar nicht der höchste, aber der berühmteste und besuchteste Berg des Thüringerwaldes. An herrlicher Aus- ficht übertrifft ihn keiner. Man überblickt von seinem kleinen, kahlen Gipfel den schönsten Teil des Gebirges. Auf der Spitze stehen zwei Gasthäuser, davon das eine auf preußischem Boden. Der Thüringerwald ist eines der schönsten deutschen Gebirge. Große prachtvolle Wälder, meist ernste Tannenwälder, bedecken seine Oberfläche. Die vielen schönen Täler sind tief eingeschnitten und haben steile, mit malerischen Felsen geschmückte Ab- hänge. Sie enthalten herrliche Wiesengründe, aber sehr wenig Ackerboden. Dafür bietet im Kreise Schmalkalden das Innere der Erde große Schätze an

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 20

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 20 — In einer fruchtbaren Ebene gelegen ist das Dorf Wabern, wo die Bahn über Fritzlar abzweigt. Hier ist eine Bessernngs- und Erziehnngs- anstalt. Am Fuße des Kellerwaldes erwähnen wir den Amtsort ^Jesberg. Nordöstlich von Fritzlar inmitten fruchtbarer Gefilde liegt die Stadt Gudensberg. Über derselben erhebt sich der Gudensberg, eine kegelförmige Basaltkuppe mit Burgtrümmern. Die Gegend von Gudensberg bildet das Herz des alten Hessenlandes. Bei Gudensberg war der Hauptsitz der alten Hessen oder Chatten, der Sammel- platz ihrer Macht. Die Römer nannten ihn Mattium. Dieses war keine geschlossene Stadt, sondern eine dichtbevölkerte Gegend, die damals vielmehr Wohnorte auswies als heute. An Mattium erinnern die Namen zweier Dörfer der dortigen Gegend: Metze (nördlich von Gudensberg) und Maden (südlich von Gudensberg). Bei Maden ist die Maderheide mit dem steilen Felsen Maderstein. Hier war der Versammlungs- ort des chattischen Volkes, wo die wichtigsten Angelegenheiten beraten und Gericht ab- gehalten wurde. Die umliegenden Berge trugen feste Wohnsitze der Fürsten und Herren oder waren den Göttern geweiht. Als höchsten Gott verehrte man den Wodan oder Odin. Ihm war der Wodansberg geweiht; dieser war der Gudensberg oder der nördlich von ihm gelegene Odenberg. Auch später, zu christlichen Zeiten, war Maden noch lange die oberste Gerichts- oder Malstätte des Hessengaues. Daß hier der Herzpunkt des alten Hessen war, daran erinnert der alte Spruch; „Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Banne, Besse, das sind der Hessendörfer alle sesse (sechse)." Die Fruchtbarkeit der Gegend rühmt das Sprüchwort: „Dorla, Werkel, Lohne, Hessenlandes Krone." *Der treue Burgmann Eckbrecht von Grifte. Es war im Jahre 1370, als der Erzbischof von Mainz ins Hessische einfiel, um zuerst Gudensberg zu erobern. Schon war ihm das untere Schloß, die Wenigenburg, übergeben, und sicherlich wäre die ganze Stadt in seine Hände gefallen, hätte ihm nicht der tapfere Verteidiger der Oberburg, Eckbrecht von Grifte, entgegen gestanden. Mit heldenmütiger Tapferkeit schlug dieser alle Angriffe der Mainzer ab, bot allen Ausforderungen zur Übergabe der Burg Trotz und erhielt diese so seinem Herrn, dem Landgrafen Hermann. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, erschien die Gemahlin des Landgrafen selbst vor der Burg und forderte Eckbrecht auf, sich zu ergeben. Aber der wackere Hauptmann gab ihr zur Antwort: „Gnädige Frau, hebt euch hinweg also- bald, oder ich werde auf euch einwerfen als auf den Feind! Und käme mein gnädiger Herr selbst, er sollte in dieser Not nicht herauf. Ich getraue zu Gott, dieses Schloß meinem Herrn wohl zu erhalten, bis es Friede wird. Alsdann will ich es wie ein Biedermann und nicht eher verlassen." Da zog der Feind, durch solchen Mut er- schreckt, wieder ab. Mit gleichem Mute verteidigte der tapfere Eckrecht von Grifte die- selbe Stadt 1387 gegen eine große Heeresmacht. Der einem Riesengrabe ähnliche ^Odenberg nördlich von Gudensberg ist reich an Sagen von Karl dem Großen. "Kaiser Karl und sein Heer im Odenberg. Kaiser Karl hatte einst in der Nähe des Odenberges einen langen und schweren Kampf mit den heidnischen Sachsen. Am Ende mußte er vor der Übermacht weichen, und als ihm nun die Feinde auf den Fersen folgten, da rief er in seiner Not Gott

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 23

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 23 — ein Landgericht, eine Jrrenheilanstalt und eine Garnison. Das Schloß, ehemals Residenz hessischer Landgrafen, ist jetzt Aufbewahrungsort von Staatsurkunden (hessisches Landesarchiv). Hier erblickte Philipp der Groß- mutige 1504 das Licht der Welt. Auch fand hier 1529 das berühmte Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli statt. Die Perle unter Marburgs Gebäuden ist die prachtvolle Elisabethenkirche, ein Meisterwerk der Baukuust, die schönste Kirche des Landes. Ihre schönen Doppeltürme, 75 in hoch, sind die höchsten in Hessen. Diese Kirche ist über 600 Jahre alt. Sie enthält das Grab der hl. Elisabeth, der Stammmutter des hessi- schen Fürstenhauses. Die hl. Elisabeth. Elisabeth, geboren 1207, war die Tochter des Königs Andreas Ii. von Ungarn. Nachdem sie schon als Kind mit Ludwig, dem 10 jährigen Söhnchen des Landgrafen Hermann von Thüringen und Hessen verlobt worden war, wurde sie 1221 dessen Ge- mahlin und wohnte auf der Wartburg bei Eisenach. Sie war ein wahrer Engel für die Armen und Bedrängten. Ihre glückliche Ehe währte nicht lange; denn schon 1227 starb Ludwig auf einem Zuge nach dem heiligen Lande. Leiden aller Art trafen nun die verlassene Frau. Ihr Schwager, Heinrich Raspe, nahm das ganze Land, Thüringen und Hessen für sich in Besitz und vertrieb sie mit ihren Kindern von der Wartburg. Im größten Elend irrte sie mitten im Winter umher, bis sie bei ihrem Oheim Auf- nähme fand. Später föhnte sich Heinrich wieder mit der Landgräfin aus und wies ihr die Stadt Marburg mit allen dazu gehörigen Dörfern und Einkünften zum Wohn- sitze an. Elisabeth mochte aber nicht im dortigen Schlosse wohnen, sondern bezog mit ihrem strengen Beichtvater Konrad von Marburg das Krankenhaus, welches sie in der Stadt gegründet hatte. Hier widmete sie sich ganz der Pflege der Armen und und Kranken; alle ihre Habe gab sie den Armen, und für ihre eigenen Bedürfnisse genügte ihr, was sie mit Wollspinnen verdiente. Da sie außerdem ihrem zarten Körper durch Fasten und Geißeln Prüfungen auferlegte, so wurde ihre Kraft in der Blüte des Lebens aufgezehrt. Sie starb vielbeweint 1231. Schon vier Jahre später wurde sie vom Papste unter die Zahl der Heiligen aufgenommen. Über ihrem Grabe erhob sich bald eine der schönsten Kirchen Deutschlands. Pilger aus halb Europa strömten Jahrhunderte lang hierher. Um diese Wallfahrten zu unterdrücken, ließ Landgraf Philipp der Großmütige den Sarg der Heiligen öffnen, die Gebeine herausnehmen und an einem nur wenigen bekannten Orte der Kirche begraben. Der mit Gold, Silber und Edelsteinen reich geschmückte Sarg ist noch vorhanden. Das Andenken der edlen Frau lebt noch im Volke in vielen Sagen. So soll am Elisabethenbrunnen, eine Stunde von Marburg, die Heilige den Armen Zeuge und Kleider gewaschen haben. — 1247 wurde Hessen von Thüringen getrennt und bildete unter dem Enkel der hl. Elisa- beth eine selbständige Landgrafschaft. Von Elisabeth stammten daher die hessischen Fürsten ab. Die waldreiche Umgebung Marburgs bietet eine Menge schöner Aus- sichtspunkte. Das Dorf Kolbe unweit der Mündung der Ohm ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Am Südfuße des Burgwaldes ist das Städtchen 'Wetter gelegen. Unterhalb Marburg bei ^Fronhausen (Dorf) erweitert sich das Lahntal zu einer fruchtbaren Ebene. Hier mündet der sehr frucht« bare „Ebsdorfer Grund", in welchem das Dorf Ebsdorf liegt.

5. Bis zum Interregnum - S. 106

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 106 — feit achtete, aber darnach fragte, ob sie dem Königtum gefügig wären. Wer sich z. B. als Heerführer ausgezeichnet hatte, dem konnte unter andern königlichen Ämtern auch die Verwaltung eines Bistums übertragen werden. Daher fanden sich unter den Dienern der Kirche nicht wenige, die unfähig waren, eine Predigt zu verfassen oder zu halten; ebenso gaben sie durch ihren Lebenswandel ein böses Beispiel. a) Irische und angelsächsische Missionare. Die notwendige Erneuerung der fränkischen Kirche kam aber nicht von Rom, sondern von Irland. Dort gab es ein reineres Christentum, und die zahlreich vorhandenen Klöster waren Stätten der Frömmigkeit und der christlichen Bildung. Ähnlich sah es im keltischen Schottland aus. Auf das Festland kam am Ende des 6. Jahrhunderts zuerst der irische Mönch Kolumban, gründete im Frankenreiche Klöster heimischer Art und drang auf sittenreines Leben. Bald geriet er aber, namentlich als er die Söhne eines Frankenfürsten für unwürdig bezeichnete, das Zepter zu tragen, mit der fränkischen Kirche in Widerspruch und wurde ausgewiesen. Er ging zu den heidnischen Alamannen an den Vodensee und von da ins Longobardenreich, wo er gestorben ist. Sein Schüler Gallus blieb in Alamannien zurück und gründete in tiefer Wildnis das nach ihm benannte, später so berühmt gewordene Kloster St. Gallen. Ausser diesen beiden hervorragendsten irischen Missionaren wirkten Kilian im Maingebiet, Emme ran in Bayern. Im 8. Jahrhundert kamen nach dem Festland auch angelsächsische Missionare. Zu den Angeln hatte Rom in eigener Mission das Christentum getragen. Einst waren, so wird berichtet, angelsächsische Knaben auf den Sklavenmarkt nach Rom gebracht worden. Der Papst Gregor, dem die blondlockigen schönen Gestalten auffielen, fragte teilnehmend: „Woher sind sie zugebracht?" „Von der Insel Britannien, dort sehen die Menschen so aus", antwortete man ihm. Als er daraus weiter fragte, ob sie Christen oder Heiden wären und man ihm erwiderte: „Sie sind Heiden", rief er aus: „Wehe, daß der Geist der Finsternis Menschen umfängt, die solch strahlendes Antlitz haben; lieblich sind die Locken ihrer Stirn, und doch entbehrt ihre Seele der ewigen Huld." Alsbald sandte er ums Jahr 600 den Mönch Augustinus mit einigen Begleitern nach Britannien, um die Angeln fürs Christentum zu gewinnen. Nachdem das Bekehrungswerk

6. Bis zum Interregnum - S. 108

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 108 — vermeintlichen Frevler vernichten würde. Als aber der ehrwürdige Baum mit lautem Krachen zusammenbrach und kein Zorn des Himmels sich entlud, wurde auch iu vielen Germanenherzen der alte Glaube erschüttert, und man fing an, an dem zu zweifeln, was man bisher verehrt hatte. So entfaltete Vonifatius in Hessen und Thüringen eine überaus segensreiche Tätigkeit und tilgte ohne allzu großen Widerstand die heidnischen Religionsgebräuche aus. Dabei gründete er Klöster und Bistümer und machte sie zu Missionsstationen, unter denen Fulda seine Lieblingsstätte war. Großer Segen ist von diesen Orten ausgegangen; denn die unermüdliche Tätigkeit christlicher Priester sorgte für immer tiefere Erfassung der christlichen Lehre bei den Neubekehrten. Vonifatius ordnete hierauf als Kirchenfürst das deutsche Kirchenwesen. Im hohen Alter aber ward bei ihm die erste Liebe wieder lebendig, die Liebe zur Missionstätigkeit. Er ging als Greis noch einmal zu den Friesen, wurde dort aber, als er eine Anzahl Täuflinge einsegnen wollte, von einer wilden Schar erschlagen. Standhaft und furchtlos ging er für das Evangelium, das er gelehrt, in den Tod. Sein Leichnam wurde nach Fulda gebracht. Vonifatius hat das Missions werk, das die irischen Mönche in Süddeutschland begonnen hatten, in Mitteldeutschland erfolgreich fortgesetzt. Das Christentum wurde durch ihn im Herzen Deutschlands fest begründet. Von da ans ist es später in steter missionierender Tätigkeit weiter nach Norden und Osten getragen worden. Ii. Bornsatius als Mrchensürst. (Die Vereinigung der deutschen Kirche mit der römischen Papstkirche.) Die Tätigkeit des Vonifatius war aber nicht nur Mission, sondern bestand zugleich in einer Reformation und völligen Neugestaltung der fränkischen Kirche. Die irisch-keltische Kirche hatte ihren eigenen Charakter; sie pflegte keine Verbindung mit Rom, hatte keine Bischöfe und kein einheitliches Kirchenregiment. Die ganze kirchliche Tätigkeit ging bei ihr von den Klöstern aus. In ähnlicher Weise schien sich die fränkische Kirche entwickeln zu wollen. Sie erhielt durch die irischen Sendboten Kolumban, Gallus und deren Nachfolger den irischen Charakter klösterlicher Organisation. Ihren Gründungen fehlte daher eine feste Gliederung und Zusammenfassung, und eine Verbindung mit Rom mieden sie vollständig. Der Papst in Rom wurde damals überhaupt noch

7. Bis zum Interregnum - S. 163

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 163 — Darum Beteiligten sich die Mönche allzusehr am politischen Leben; sie, die hinter Klostermauern ein beschauliches Dasein führen wollten, mischten sich agitatorisch in die Händel der Welt. Das gereichte dem Mönchtum zum Verderben, die strenge Klosterzucht litt darunter. Deshalb traten immer wieder von neuem Resormbe-strebungeu hervor, die den Grundsatz der strengen Askese, der Weltslucht zu verwirklichen suchten, und so entstanden neben den Benediktinerklöstern neue Formen des Mönchtums, neue Mönchsorden. Eine hervorragende Bedeutung gewannen die durch ihre großartige Kulturarbeit sich auszeichnenden (Zisterzienser. Ihren Ruhm verdankten sie dem geistvollen Abt Bernhard von Clairvaux, nach dem sie auch Bernhardiner genannt wurden. Er stellte sich in Gegensatz zu deu vornehmen und reich gewordenen Cluniacensern. In der Einsamkeit, im stillen Betrachten der göttlichen Liebe, im tiefen Versenken in das Wesen des Allmächtigen suchte er seinen Frieden. Der Ruhm seiner Frömmigkeit verbreitete sich rasch und veranlaßte große Scharen zum Eintritt in sein Kloster, so daß bald zahlreiche Neugründungen erfolgten. Er forderte von den Mönchen völlige Weltentfagung und ärmliche Lebensweise, baute die schmucklosen Klostergebäude in Einöden und dichte Urwälder und machte die Arbeit zum obersten Gebot. Gewaltig wirkte er durch das Feuer seiner Rede, sein Wort riß alle Hörer mit fort. Die Glut seines seelischen Lebens bekundete er durch tief religiöse lateinische Dichtungen. In Anknüpfung an eine von ihnen fchuf Paul Gerhard das bekannte „O Haupt voll Blut und Wunden". Nicht auf die Erkenntnis der Lehre, sondern auf den Glauben legte er das Hauptgewicht. Dadurch ist er zum Vater der Mystik, einer auf Vertiefung des religiösen Lebens gerichteten Bewegung, geworden. Andere Klosterorden mit strenger Lebensordnung waren z. B. Karthäuser, Prämonstrateuser, Augustiner. Auch Frauen- oder Nonnenklöster wurden gegründet. Sie bildeten im Mittelalter vielfach die Zufluchtsstätten für unverehelichte Töchter der vornehmen Kreise, namentlich des Adels. Eine Nonne galt als die Verlobte Christi. Darum war mit ihrer Aufnahme, bei der sie den Schleier erhielt, eine große Feierlichkeit verbunden. Vom 13. Jahrhundert an erlangten große Bedeutung die sogenannten Bettelorden, in denen der asketische Gedanke am schärfsten zum Ausdruck kam. Zu ihnen gehörten die Franziskaner, die Dominikaner und später auch die Augustiner. li*

8. Bis zum Interregnum - S. 170

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 170 — ober die Krone nieberzulegen. Dies war der erste offene Ausbruck der tiefen Verstimmung gegen Heinrich Iv. und der Anfang der zahlreichen inneren Unruhen währenb feiner Regierung. Als ec noch dazu schwer erkrankte, Beriet man schon über feinen Nachfolger^ wobei die Fürsten selbst in Zwiespalt gerieten. Es hätte jetzt eines willensstarken, innerlich gefestigten Regenten beburft, um dieser verworrenen Lage Herr zu werben. Heinrich war nicht der Mann dazu. Innerlich tief verstimmt und im Ärger über fein freuublofes Dasein gab er sich rtiebrigert Vergnügungen hin und ließ sich mancherlei Vergehungen zu fchulbert kommen. Es waren feine schlimmsten Jahre, auf die man später, wenn man Anklagen gegen ihn erhob, immer urtb immer wieber zurückgriff. Als aber nach etlichen Jahren einer feiner ärgsten Gegner starb und Lr selbst, zum zwanzigjährigen Manne herangewachsen, entschlossen war, die Regierung ohne Vevormunbung zu führen und die beutfche Macht wieber zu Ansehen zu bringen, gelang es ihm, sich über feine Wiberfacher zu erheben. Freilich war der Friebe, beit er mit den Fürsten schloß, fein bauentber, die Unruhen hörten nicht auf. Als sich 1073 wieber einmal die Fürsten versammelten, um einen anberen König zu wählen, fanb Heinrich treue Unterstützung durch die Stadt Worms. Damit trat zum ersten Male das ftäbtifche Bürgertum als neue Macht hervor und wirkte so auf die fürsten, daß sie nichts gegen den König zu unternehmen wagten. Eine fortwährend Gefahr für Heinrich waren die Sachsen. Solange die Könige ihrem Stamme angehörten, sie also die füh-lenbe Stellung inne hatten, wirkten sie der Reichshoheit nicht eut-gegen. Als aber wieber die Franken regierten, trat die alte Feinb-fchaft von neuem hervor; sie wollten sich einem andern Stamme nicht fügen, nachbem sie ein Jahrhundert dem beutfchen Volke die Herrschet* gegeben hatten. Schon Heinrich Iii. hatte barunter zu leiben gehabt. Durch Heinrichs Iv. unvorsichtige Hanblungsweife würde der Gegensatz nur verschärft. Namentlich beklagten sich die wachsen über seinen langen Aufenthalt in ihrem Laube; benn die Llmgegenb der jeweiligen Resibenz würde in befonberer Weise zu Dienstleistungen herangezogen, und die empsaub man als brückenb. Aufgereizt durch den Abel, schritten die Sachsen zur offenen Empörung. Die neue Vebrängnis des Königs suchten einzelne beutfche Fürsten fofort für ihren Zweck auszunützen. Als aber die Empörer die fchänblichften Grausamkeiten verübten, die Burgen zerstörten,

9. Bis zum Interregnum - S. 243

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 243 — Ihrem Beispiel folgten die Ritter. Die höfisch-ritterliche Kultur erfuhr einen schnellen Niedergang, sie wurzelte eben nicht im Volke, sondern nur in einem Stande. Die edlen Tugenden, die die Ritter üben sollten, waren vergessen. An die Stelle des vornehmen höfischen Lebens trat Willkür, Zügellosigkeit und Roheit. Die Zeiten, in denen ihrem Tatendrang in den hohenstaufifchen Heerfahrten oder in den Kreuzzügen ein hohes Ziel gesteckt wurde, waren dahin. Ritterliche Tapferkeit artete in wilde Fehdelust aus. Statt andern zu dienen und Bedrängte zu schützen, war der Ritter nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht. Die Arbeit verachtete er; aber er wollte ein angenehmes Leben führen. Wem die Mittel dazu fehlten, der fiel über die Bauern oder die reisenden Kaufleute her und raubte. So entartete das Rittertum zum Raubrittertum und wurde zu einer Landplage. Die Herren, die einst dem Minnesang huldigten oder sich in ritterlichen Künsten übten, führten ein Leben in „poesieloser Alltäglichkeit", befehdeten sich auch untereinander und waren sogar zu Straßenräubern geworden. Ihre Burgen, die sie mit Vorliebe aus vorspringenden Spitzen der Höhenzüge und an den Strömen errichteten, um die Verkehrswege bequem überschauen zu können, waren zu Raubnestern und Diebeshöhlen geworden. Dorthin brachten die Wegelagerer, ehe man ihnen beikommen konnte, sich und ihre Beute in Sicherheit. Für die Freigabe der Gefangenen forderten sie ein hohes Löfegeld. Keine Staatsgewalt zog sie zur Verantwortung. Gewalt ging vor Recht. Der Starke beherrschte und beraubte den Schwachen. Das war die Zeit des Faustrechts. Die unaufhörlichen Überfälle wirkten hemmend auf alle friedliche Arbeit, auf den Handel und die Bebauung des Landes. „Man fah in der kaiferlosen Zeit in vielen Gegenden keinen Bauern mehr ein Pferd treiben oder hinter einem Pfluge gehen, man fah, wie der Dichter sagt, Kirchen, Straßen, Dörser beraubt, man hörte Witwen weinen und die kleinen Waisen schreien" (Grupp). An dem wüsten Treiben der Ritter fanden dann auch die Bauern Wohlgefallen. Mancher Bauernsohn verachtete, wie die Erzählung „Meter Helmbrecht und sein Sohn" lehrt, die Arbeit in Haus und Flur; ihm erschien das zügellose Leben der Ritter viel schöner. Darum ging er zu Hofe, ließ sich unter die ritterlichen Raub- und Spießgesellen aufnehmen und lebte vom Raube, bis er gewöhnlich ein jämmerliches Ende fand. 16*

10. Bis zum Interregnum - S. 197

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 197 — sie, sogar vom Abendmahl waren sie ausgeschlossen. Und dennoch duldete man sie gern, ohne sie war ein Fest nicht denkbar. Aus ihrer Masse hoben sich zur Ritterzeit die Spielleute ober fahrenden Sänger zu Ansehen und Bedeutung empor. Je mehr das höfische Leben sich durch Festsrenbe verfeinerte, um so mehr kamen sie zur Geltung; bemt Spiel und Gesang bürsten an einem Frenbentage des Ritters nicht fehlen. Schmerzlich vermißte Kaiser Rubels, wie uns der Dichter berichtet, den Sänger, den Bringer der Lust, der mit süßem Klang ihm bewege die Brust und mit göttlich erhabenen Lehren. So zogen sie von Burg zu Burg und waren gern gesehene Gäste; mit reichem Lohn zogen sie von bannen. Man gab ihnen oft schon beshalb reichlich, um wegen „Milbe" von ihnen gepriesen zu werben. Zuweilen nahm man sie auch auf längere Zeit au ober vereinbarte mit ihnen eine regelmäßige Wieberkehr, so daß sie sogar zu Hofbeamten emporstiegen-Der „Hofnarr" der späteren Zeit hat seinen Ursprung im Stanbe der Fahrenben. Auch in den aufblühenben Städten gelangten Spielleute zur Anstellung und Ansässigkeit; sie sorgten für die Unterhaltung der Einheimischen imb Fremben. Namentlich zur Marktzeit waren sie in den Herbergen unentbehrlich und empfingen bort zum Lohne neben klingenber Münze gar manchen Schoppen. Als die Spielleute zu Ehren kamen, mischten sich unter sie auch junge Geistliche, die bcm Kloster ober der Priesterschaft entlaufen waren imb lieber ivcmbernb das Land burchzogeu. Sie verbreiteten Bilbung unter ihrem Staube und würden wegen ihrer Sprach-kenntnisse auch als Lehrer verwenbet. Überhaupt haben die Spielleute durch das Icbenbige Wort zu der Zeit, ba nur wenige lesen nnb schreiben konnten, die Volksbilbnng gesörbert. b) Das Volksepos. Die fahrenben Säuger, die zugleich die Dichter ihrer Lieder waren, entlehnten den Stoss zu ihren Gesängen der Heldensage. Die alten germanischen Heldenlieder waren zwar der Vernichtung anheim gefallen; aber die sagenumwobenen Namen heldenhafter Gestalten aus alter Zeit, z. B. eines Dietrich von Bern oder eines Roland ans der Zeit Karls d. Gr., waren nicht vergessen, und in den Dichtungen der Spielleute lebten sie von neuem aus. Alte Volkssagcn und -märchen bildeten also den Inhalt ihrer poetischen Erzählungen, und man hörte sie immer wieder gern; aber die Helden wurden ihrer heidnischen Sitten und Gewohnheiten entkleidet. Den Anschauungen der Zeit entsprechend waren sie Ritter und erschienen als Vorkämpfer des Christentums.
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