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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 55

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 55 — Gudensberg, Bilstein, Ziegenhain, Hanau, Isenburg u. a. Eines der mächtigsten hessischen Grafengeschlechter waren die Grafen von Gubens- berg, Gisonen genannt. Die einzige Tochter des letzten Gisonen ver- mahlte sich 1122 mit dem Landgrafen von Thüringen, wodurch Hessen (Niederhessen und Oberhessen) an Thüringen kam. Neffen unter thüringischen Landgrafen. Hessen war 125 Jahre lang unter thüringischer Herrschaft. Während dieser Zeit wurde das Besitztum in Hessen ansehnlich vergrößert. Die Residenz der Landgrafen war die Wartburg bei Eisenach. Dort lebte die hl. Elisabeth, die fromme und tugendhafte Gemahlin des Landgrafen Ludwig des Heiligen. Dieser starb auf einem Kreuzzuge. Als mit seinem Bruder Heinrich Raspe 1247 der thüringische Mannesstamm aus- starb, wurde Hessen wieder von Thüringen getrennt. Neffen als selbständige Landgrafschaft. Im Jahre 1247 wählten auf dem Landtage zu Maden die Hessen in treuer Liebe zur hl. Elisabeth deren Enkel Heinrich, genannt das Kind von Brabant, einstimmig zu ihrem Fürsten. Darauf kam nun Sophie, Tochter der hl. Elisabeth und Herzogin von Brabant, mit ihrem Söhnlein nach Hessen und wurde von allen Städten mit Jubel empfangen. Die Hessen errangen durch ihre Vaterlandsliebe und Treue nach vielen Kämpfen ihre Freiheit. Heinrich I., das Kind genannt, trat im Jahre 1265 selbst- ständig die Regierung an und machte Kassel zu seiner Residenz. Er war der erste hessische Landgras und der Stammvater des späteren hessischen Fürstenhauses. Sein Enkel Heinrich Ii. führte wegen seiner ungewöhn- lichen Leibesstärke den Beinamen „der Eiserne". Sein Name war so ge- fürchtet, daß von ihm das Sprichwort umging: „Hüte dich vor dem Land- grasen von Hessen, willst du nicht werden gefressen". Heinrichs einziger Sohn Otto der Schutz starb frühzeitig. Daher folgte in der Regierung Heinrichs Neffe Hermann der Gelehrte, ausgezeichnet durch seine Gelehr- samkeit. Er hatte schwere Kämpfe mit den Adligen zu bestehen, die ihn nicht als ihren Herrn anerkennen wollten. 2 000 Ritter, Grafen und Herren vereinigten sich zum sogenannten Sternerbnnd gegen ihn. Doch der Landgraf besiegte sie mit Hilfe der ihm treu gebliebenen Ritter und Städte. Unter den beiden Nachfolgern Hermanns wurde die Grafschaft Ziegenhain, außerdem die am Rhein gelegene Grafschaft Katzenelnbogen auf friedliche Weise erworben. Im 13. und 14. Jahrhundert entstanden viele Städte, indem die Kaiser manchen Orten besondere Rechte und Freiheiten gewährten. Die

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 23

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 23 — ein Landgericht, eine Jrrenheilanstalt und eine Garnison. Das Schloß, ehemals Residenz hessischer Landgrafen, ist jetzt Aufbewahrungsort von Staatsurkunden (hessisches Landesarchiv). Hier erblickte Philipp der Groß- mutige 1504 das Licht der Welt. Auch fand hier 1529 das berühmte Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli statt. Die Perle unter Marburgs Gebäuden ist die prachtvolle Elisabethenkirche, ein Meisterwerk der Baukuust, die schönste Kirche des Landes. Ihre schönen Doppeltürme, 75 in hoch, sind die höchsten in Hessen. Diese Kirche ist über 600 Jahre alt. Sie enthält das Grab der hl. Elisabeth, der Stammmutter des hessi- schen Fürstenhauses. Die hl. Elisabeth. Elisabeth, geboren 1207, war die Tochter des Königs Andreas Ii. von Ungarn. Nachdem sie schon als Kind mit Ludwig, dem 10 jährigen Söhnchen des Landgrafen Hermann von Thüringen und Hessen verlobt worden war, wurde sie 1221 dessen Ge- mahlin und wohnte auf der Wartburg bei Eisenach. Sie war ein wahrer Engel für die Armen und Bedrängten. Ihre glückliche Ehe währte nicht lange; denn schon 1227 starb Ludwig auf einem Zuge nach dem heiligen Lande. Leiden aller Art trafen nun die verlassene Frau. Ihr Schwager, Heinrich Raspe, nahm das ganze Land, Thüringen und Hessen für sich in Besitz und vertrieb sie mit ihren Kindern von der Wartburg. Im größten Elend irrte sie mitten im Winter umher, bis sie bei ihrem Oheim Auf- nähme fand. Später föhnte sich Heinrich wieder mit der Landgräfin aus und wies ihr die Stadt Marburg mit allen dazu gehörigen Dörfern und Einkünften zum Wohn- sitze an. Elisabeth mochte aber nicht im dortigen Schlosse wohnen, sondern bezog mit ihrem strengen Beichtvater Konrad von Marburg das Krankenhaus, welches sie in der Stadt gegründet hatte. Hier widmete sie sich ganz der Pflege der Armen und und Kranken; alle ihre Habe gab sie den Armen, und für ihre eigenen Bedürfnisse genügte ihr, was sie mit Wollspinnen verdiente. Da sie außerdem ihrem zarten Körper durch Fasten und Geißeln Prüfungen auferlegte, so wurde ihre Kraft in der Blüte des Lebens aufgezehrt. Sie starb vielbeweint 1231. Schon vier Jahre später wurde sie vom Papste unter die Zahl der Heiligen aufgenommen. Über ihrem Grabe erhob sich bald eine der schönsten Kirchen Deutschlands. Pilger aus halb Europa strömten Jahrhunderte lang hierher. Um diese Wallfahrten zu unterdrücken, ließ Landgraf Philipp der Großmütige den Sarg der Heiligen öffnen, die Gebeine herausnehmen und an einem nur wenigen bekannten Orte der Kirche begraben. Der mit Gold, Silber und Edelsteinen reich geschmückte Sarg ist noch vorhanden. Das Andenken der edlen Frau lebt noch im Volke in vielen Sagen. So soll am Elisabethenbrunnen, eine Stunde von Marburg, die Heilige den Armen Zeuge und Kleider gewaschen haben. — 1247 wurde Hessen von Thüringen getrennt und bildete unter dem Enkel der hl. Elisa- beth eine selbständige Landgrafschaft. Von Elisabeth stammten daher die hessischen Fürsten ab. Die waldreiche Umgebung Marburgs bietet eine Menge schöner Aus- sichtspunkte. Das Dorf Kolbe unweit der Mündung der Ohm ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Am Südfuße des Burgwaldes ist das Städtchen 'Wetter gelegen. Unterhalb Marburg bei ^Fronhausen (Dorf) erweitert sich das Lahntal zu einer fruchtbaren Ebene. Hier mündet der sehr frucht« bare „Ebsdorfer Grund", in welchem das Dorf Ebsdorf liegt.

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 25

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 25 — der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen» Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor. Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen Volkstracht der Schwälmer. treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt. Dort liegt er auch begraben. Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen- Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt. Der Schwalmgrund und die Schwälmer. Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 56

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
Städte wurden die Sitze des Handels und der Gewerbe. Zur Sicherheit gegen Feinde versah man sie mit Mauern, Türmen und Gräben. Auch schloffen viele Städte Bündnisse gegen die Ritter, welche teilweise in Raubritter ausgeartet waren. In den beständigen Fehden oder Kämpfen der Städte gegen die Ritter wurden viele Raubburgen zerstört. Im 16. Jahrhundert entstand durch Luther die Reformation. Die Protestanten, die Anhänger der neuen Lehre, trennten sich von der katho- tischen Kirche los. Landgraf Philipp der Großmütige führte die Refor- mation in Hessen ein. Die unter Bistümern und Klöstern stehenden Ge- biete blieben katholisch. Landgraf Philipp der Großmütige. Landgraf Philipp wurde 1504 im Schlosse zu Marburg geboren. Schon in seinem 14. Lebensjahre trat er die Regierung an. Er war unter allen hessischen Fürsten der bedeutendste, seine Regierung die Glanzzeit Hessens. Zu seiner Zeit hatte Hessen unter allen Staaten im westlichen Deutschland die größte Bedeutung erlangt. Philipp wandte sich frühzeitig der Reformation zu und führte dieselbe 1526 in seinem Lande ein. Die Klöster wurden aufgehoben und die Klostergüter zur Errichtung von Schulen und Krankenhäusern verwendet. Im Jahre 1527 gründete Philipp in Marburg die erste protestantische Universität in Deutschland. 1531 schloß er zu Schmalkalden mit andern protestantischen Fürsten den schmal- kaldischen Bund gegen die Angriffe der Katho- liken. Im schmalkaldischen Kriege geriet Land- graf Philipp 1547 in die Gefangenschaft des Kaisers, in welcher er 5 Jahre lang schmachtete. Nachdem er seine Freiheit wieder erlangt hatte, regierte er noch 15 Jahre lang zum Wohle seines Landes. Er starb 1567 und wurde in der Martinskirche zu Kassel begraben. Die Ge- schichte hat ihm den ehrenvollen Beinamen „der Großmütige" beigelegt, welcher soviel als der Herzhafte, der Tapfere heißt Nach Philipps Tode teilten seine vier Söhne das Land. Zwei derselben starben kinderlos, und ihre Besitzungen fielen an die beiden andern Söhne. So entstanden die beiden Linien Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt. Letztere Linie regiert noch heute im Großherzogtum Hessen. Philipp der Großmütige. Landgrafen von tzessen-Nassel. Der Stammvater der Linie Hessen-Kassel war Landgraf Wilhelm Iv., unter welchem Schmalkalden zu Hessen kam.

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 67

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 67 — 724 Bonifacius fällt die Donnereiche bei Geismar. 738 der Name Hessen tritt zum erstenmal auf. 744 Gründung des Klosters Fulda durch Sturmius, einen Schüler des Bonifacius. 755 den 5. Juni wird Bonifacius von den heidnischen Friesen erschlagen. 768—814 Karl der Große, erster deutscher Kaiser. 769 Lullus, der Schüler und Nachfolger des heil. Bonifacius, stiftet die Abtei Hersfeld. 911—918 Kaiser Konrad I. (Hess. Gaugraf und Herzog von Franken). 913 wird der Name Kassel (Chassella) als eine Burg Konrads zuerst erwähnt. 918 wird der Sachsenherzog Heinrich I. in Fritzlar zum deutschen Kaiser erwählt. 1000 hört die fränkische Gauverfassung auf. 1122 Hessen (Kassel, Gudensberg, Marburg) unter thüringischen Land- grasen. 1231 stirbt die heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, in Marburg. 1247 Hessen eine selbständige Landgrafschaft. 1265 der erste hessische Landgraf Heinrich I., Enkel der heil. Elisabeth, erwählt Kassel zu feiner Residenz. 1450 Erwerbung der Grafschaft Ziegenhain. 1504 Landgraf Philipp der Großmütige in Marburg geboren. 1517 Anfang der Reformation. 1526 Einführung der Reformation in Hessen durch Philipp den Großmütigen. 1527 gründet Landgraf Philipp in Marburg die erste protestantische Uni- versität in Deutschland. 1529 Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli in Marburg. 1531 Stiftung des fchmalkaldifchen Bundes. 1537 Abfassung der Schmalkalder Artikel. 1547—1552 Philipp der Großmütige in Gefangenschast des deutschen Kaisers Karl V. 1567 stirbt Landgraf Philipp. Teilung Hessens. Die Landgrafschast Hessen-Kassel. 1583 die Herrschaft Schmalkalden fällt an Hessen. 1618—1648 der dreißigjährige Krieg. 1636 befreit Landgraf Wilhelm V. die von dem kaiserlichen General Lamboi belagerte Stadt Hanau. 1648 der westfälische Friede. Hessen erwirbt die Grafschaft Schaumburg und die Abtei Hersfeld. 1677—1730 Landgraf Karl. 1698 befährt Papins Dampfboot (das erste der Welt) die Fulda. 1730—1751 Landgraf Friedrich I., zugleich Köuig von Schweden. 1736 fällt die Grafschaft Hanau an Hessen. 5*

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 27

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 27 — unweit der Schmalm ist von ebenen, schönen Fluren umgeben. Ganz im Südosten des Kreises nennen wir ^Raboldshausen, Flecken am Knüllge- birge, in dessen Nähe sich viele arme Walddörfer befinden. 11. Kreis Melsungen. Dieser und der vorhergehende Kreis sind die einzigen hessischen Kreise, welche nicht an fremde Gebiete grenzen; sie sind ringsum von hessischem Gebiete eingeschlossen. Das enge, schöne Tal der Fulda teilt den Kreis in zwei Halsten. Im westlichen Teile fließt die Eder, welche hier in der Waberner Ebene die Schwalm aufnimmt. Den östlichen Teil bedeckt der mächtige Riedforst. Melsungen, Kreisstadt in einem engen Bergkessel an der Fulda, hat ansehnliche Tuchfabriken, Wollspinnereien und Leinwand- Handel. Fuldaanswärts nennen wir die Dörfer Malsfeld, wo sich zwei bedeutende Eisenbahnen kreuzen, und Conneseld mit Gips- und Alabaster- brächen. Abwärts der Fulda unweit der Einmündung der Eder liegt das ehemalige Kloster Breitenau, jetzt Besserungs- (Korrektions-) und Land- armenanstalt. Malerisch erscheint das Städtchen Oelsberg an der Eder mit seiner Burg, die auf schroffer Felsenkuppe kühn emporragt. Im engen, tiefen Tale der Pfiefe ist die Stadt Spangeulierg zu erwähnen. Über derselben erhebt sich ein altes Bergschloß. Die Bewohner des Städtchens treiben viel Leinweberei. *Otto der Schütz. Landgraf Heinrich der Eiserne von Hessen hatte zwei Söhne, Heinrich und Otto. Den ersteren bestimmte er zu seinem Nachfolger, Otto aber zum geistlichen Stande und schickte ihn deshalb mit stattlichem Gefolge auf die hohe Schule gen Paris. Aber Otto hatte zum geistlichen Stande wenig Neigung. Er war jung, schön, stark und lebenslustig, liebte die Jagd und war als trefflicher Bogenschütze weit und breit be- kannt. Als er mit seinen Begleitern in Köln anlangte, entfernte er sich heimlich von ihnen, kaufte sich zwei gute Roffe, einen guten Harnisch und eine starke Armbrust und trat als Bogenfchütz in die Dienste des Herzogs von Cleve. Mehrere Jahre lebte er hier unbekannt unter dem einfachen Namen Otto der Schütz. Durch seine trefflichen Eigenschaften und sein ritterliches Wesen erwarb er sich die Gunst des Fürsten und die Liebe der schönen und tugendhaften Elisabeth, der Tochter desselben. .Da begab es sich, daß ein hessischer Edelmann, Heinrich von Homberg, der aufeiner Wallfahrt nach Aachen begriffen war, am clevifchen Hofe erschien, um sich feinem alten Herrn, dem Herzoge, dein er in seiner Jugend als Edelknabe gedient hatte, wieder einmal vorzustellen. Im Schloßhofe begegnete er Otto dem Schützen, erkannte ihn sogleich und erwies ihm fürstliche Ehre. Das sah zufällig der Herzog von einem Fenster aus. Er erfuhr nun auf seine Fragen von dem Ritter, daß Otto ein geborener Land- graf von Hessen sei und demnächst das Land erbe, da sein älterer Bruder gestorben und sein Vater schon sehr alt sei. Nun trug der Herzog keine Bedenken mehr, Otto dem Schützen seine Tochter zur Gemahlm zu geben. Dieser kehrte nach Hessen zurück und wurde von seinem Vater freudig empfangen. Spangenberg erhielt er mit feiner Gemahlin zur Residenz. Dort ging er in den wildreichen Wäldern der Umgebung fleißig auf die Jagd. Leider fand er dabei durch einen Sturz vom Pferde einen frühen und plötzlichen Tod (1366), noch ehe er seinem Vater in der Herrschaft folgen konnte.

7. Bis zum Interregnum - S. 145

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 145 — Horden mit dem sächsischen Volksheer nicht führen konnte, schuf er nach dem Vorbild des fränkischen Vasallenheeres eine Lehnsreiterei nrid gab tmntit auch in Sachsen dem Heerwesen eine neue Gestalt. Damit entwickelten sich auch hier die Grundherrschafteu. An die Kulturbestrebungen Karls d. Gr. im Osteu des Reiches anknüpfend, fuchte er den Übermut der Slaven zu dämpfen. Deshalb übte er feine neuen Truppen in steten Kämpfen gegen diese und errang dabei dauernde Erfolge. Er besiegte an der Havel die Heveller und an der Elbe die Sorben, errichtete in ihren Gebieten Marken, gründete als Stützpunkt 928 die Bnrg Meißen und befestigte fo im Osten die deutsche Macht, die fortan unerschütterlich war und die Grundlage weiterer germanisierender Bestrebuugeu bildete. In der Zeit des Waffenstillstandes sorgte er auch für Be-festiguug wichtiger Punkte. In Sachsen waren die menschlichen Wohnstätten noch immer nur mit Zauu und Pfahlwerk umgeben. Darum ließ Heinrich Klöster, Bischofssitze und andere Orte mit Mauern befestigen, um für die Menschen in Zeiten der Not Zufluchtsstätten zu schaffen, die zugleich zur Sicherung von Hab und Gut dieueu sollten. Damit wurde u. a. der Grund gelegt zu Merseburg, Quedlinburg, Witteuberg. Die befestigteu Orte erhielten dadurch eine Besatzung, daß abwechselnd jeder neunte Mann des Heerbannes zum Burgdienst verpflichtet war, während die anderen feine landwirtschaftlichen Arbeiten mit versorgten. Als nun die Madjaren nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder kamen, trat ihnen ein kampferprobtes Reiterheer entgegen, vor dem sie ohne ernstlichen Kampf zurückwichen (933). Damit war das Ansehen und die Macht Deutschlands von nenem befestigt. Der deutsche König stand wieder im Rufe des mächtigsten abendländischen Fürsten. Durch Ruhe und zielbewußtes Handeln hatte Heinrich große Erfolge errungen. Er ist daher der eigentliche Gründer des deutschen Reiches geworden. Beruhigt konnte er 936 sterben. c) Otto I. Noch vor dem Ende feines Lebens hatte Heinrich seinen Sohn Otto zum Nachfolger vorgeschlagen, und eine Reichsversammlung hatte diesen Wunsch anerkannt. Trotzdem wurde nach dem Tode des Vaters in aller Form die Wahl vollzogen und zwar diesmal von sämtlichen Fürsten des Reiches zu Aachen, der alten Hauptstadt des Fraukeureiches. Bei dem sich anschließenden Krönungsmahle leisteten die Herzöge Hofdienste. Dadurch erschienen sie als königliche Beamte, und das Königtum trat über Pcitzold, Lehrbuch der Geschichte. I. Teil. 10

8. Bis zum Interregnum - S. 234

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 234 — und bei dem das Reichenhaller Salz eine Hauptrolle spielte, eine Brücke über die Isar schlagen lassen und eine Zollstätte dabei errichtet. Diese Brücke brach Heinrich gewaltsam ab und legte auf seiner Besitzung, die früher Mönchen gehört hatte und darum Mnnichen genannt wurde, eine neue an, zugleich mit Münz- und Zollstätte, lenkte damit den Verkehr durch sein Gebiet und brachte auch die Zolleinnahmen an sich. So entstand im Gegensatz zu der Vischossstadt Freising das herzogliche München. Daß er außerdem Braunschweig ausbaute und befestigte, dort vor feiner Pfalz die Rugfäule mit dem 'ehernen Löwen errichtete und sich so eine stattliche Residenz schuf, sei hier nur beiläufig erwähnt. d) Albrecht der Bär. Neben Heinrich dem Löwen zeichnete sich als Kolonisator Albrecht der Bär aus dem Geschlechte der Assanier aus. Sein Stammland, die Grafschaft Ballenstedt, lag am östlichen Unterharz. Dazu hatte schon sein Vater ein slavisches Gebiet, die Gegend vom heutigen Zerbst erhalten, und ihm selbst übertrug der Kaiser 1134 die Altmark. Nachdem er hierher, wo der Kamps zwischen Slaven und Deutschen am heftigsten getobt hatte und das Land infolgedessen arg darniederlag, fremde Ansiedler gezogen hatte, wandte er sein Augenmerk auf die Eroberung der Mark Brandenburg. Er unterwarf sich die Priegnitz und trat dann mit Pribislav, dem kinderlosen Fürsten des wendischen Havellandes, in freundschaftliche Verbindung. Dieser hatte bereits das Christentum angenommen und suchte es unter seinem Volke zu verbreiten, stieß aber dabei auf starken Widerstand. Damit nun, wie er Befürchtete, nach seinem Tode die christliche Lehre nicht wieder ausgerottet würde, ernannte er Albrecht zu seinem Erben, der sich, als jener starb, auch beeilte, das Land in Besitz zu nehmen. Doch mußte er noch mehrmals das Schwert gegen die ausständischen Slaven ziehen, bis es ihm nach heißem Kampfe gelang, die Feste Brandenburg zu erobern. Dann nannte er sich Markgraf von Brandenburg und ließ sich die Besiedelung des Landes angelegen fein. Auch hierher kamen von der Nord-feeküfte Holländer, woran noch jetzt Ortsnamen erinnern; ebenso hat der Fläming, jener im Süden der Mark sich hinziehende Landrücken, seine Bezeichnung nach den flamländifchen Ansiedlern erhalten. Albrecht der Bär legte somit den Grund zur branden-burgisch-preußischen Herrschaft. e) Die deutsche Kolonisation. Bei der Eroberung des slavischen Landes..wurde die Bevölkerung zum großen Teil aufgerieben und

9. Bis zum Interregnum - S. 202

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 202 — Übel müeze mir geschehen, künde ich ie min herze bringen dar, daz im wol gevallen wolle fremeder site, Un waz hülfe mich, ob ich unrechte strite? tiuschin zuht gät vor in allen. Wie er einesteils über den Verfall der Sitten klagte, so gab er auch beherzigenswerte Lehren für bic Jugenderziehung: Nieman kan beherten kindes zuht mit gerten: den man zeren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. Htietet iuwer zungen, daz zimt wol den jungen, stoz den rigel für die tür, lä kein boese wort dar für! e) Der Sängerkrieg auf der Wartburg. Einer der bekanntesten ritterlichen Musenhöfe war, wie bereits erwähnt, der Sitz des Landgrafen Hermann von Thüringen zu Eisenach. Dort begegneten sich die bedeutendsten Dichter jener Zeit, u. a. Wolfram von Efchenbach und Walter von der Vogelweide. Nach der Sage soll es auf der Wartburg ums Jahr 1206 sogar zu einem Sängerkrieg gekommen sein, an dem außer den beiden genannten noch Heinrich von Ofterdingen, Reinmar von Zweier und Biterolf beteiligt waren. Walter von der Vogelweide stritt namentlich gegen Heinrich von Ofterdingen. Dieser pries den Herzog Leopold von Österreich, jener sang das Lob Hermanns von Thüringen. Nach den Kampfbedingungen sollte der Unterliegende dem Henker verfallen. Heinrich von Osterdingen wurde besiegt, rettete aber sein Leben durch den Schutz der Laudgräfin Sophie und erbat sich die Veranstaltung eines nochmaligen Wettkampfes, zu dem er den Schiedsrichter Klinsor aus Ungarn herbeirufen wollte. — Mag diese Erzählung, wie jede Sage, auch sehr viel Erdichtetes enthalten, so beweist sie doch, daß zur Ritterzeit an manchen Höfen, namentlich in der sagenumwobenen Wartburg, ein reges geistiges Leben herrschte. In der erneuerten Wartburg hat der Sängerkrieg durch den Maler Schwind in einem großen Wandgemälde eine künstlerische

10. Bis zum Interregnum - S. 232

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 232 — den unbewohnten Flußniederungen. Im 12. Jahrhundert überließ der Erzbischof von Bremen durch mehrmalige Verträge holländischen Einwanderern die wüsten Marschen an der Weser. In derselben Zeit wurden die ausgedehnteren Marschen an der Elbe besiedelt, z. B. am linken Ufer das Land Kehdingen, die Vierlande, die Marschen bei Lauenburg, auf dem rechten Ufer das Gebiet von Glückstadt. Ebenso drangen Ansiedler in die Gebirgsländer. Dort wurde fleißig gerodet und dadurch der Wald merklich gelichtet, so daß im 13. Jahrhundert schon Rodeverbote erlassen wurden und die Zeit der großen Rodungen zum Abschluß kam. — Bedeutsamer aber war die Kolonisation in slavischen Gebieten. Schon die sächsischen Kaiser hatten versucht, das Deutschtum uach Osten zu auszubreiten. Sie wollten vor allem den räuberischen Einfällen der Slaven ein Ende bereiten. Sie verpflichteten einzelne Stämme zu Tributzahlungen: aber es gelang ihnen nicht, östlich der Elbe dauernde Eroberungen zu machen. Ihre Tätigkeit erstreckte sich vorwiegend auf Gebiete am linken Elbufer, namentlich auf das Land zwischen Elbe und Saale, das im 10. und 11. Jahrhundert von den Deutschen besiedelt wurde. b) Graf Adolf von Holstein. Die Bestrebungen der sächsischen Kaiser wurden zur Zeit der Hohenstauseu wieder ausgenommen, aber nicht von den Kaisern selbst, sondern von einzelnen Landesfürsten und dem deutschen Volke. Im Norden betrieb im östlichen Holstein, auch Wagrien genannt, die Kolonisation namentlich Graf Ad o lf Ii. Das Gebiet war infolge langer Kriege fast von Menschen entblößt. Da schickte der Graf Boten nach Flandern, Holland, Utrecht, Westfalen und Friesland und ließ alle Leute, denen es an Ackerland fehlte, auffordern, zu ihm zu kommen; er versprach ihnen, fruchtbares Land, das gute Weiden und Fisch- und Fleischnahrung in Menge darböte, zu geben. Infolgedessen kamen große Scharen fremder Ansiedler mit ihren Familien und ihrer Habe und gründeten sich in Wagrien, an der Trave, am Plöner See, im Eutiner Land eine neue Heimat, so daß bald eine blühende Kolonie entstand. Die Reste der slavischen Bevölkerung mußten dem Grafen Zins zahlen. Mit Niklot, dem Fürsten der östlich wohnenden Obotriten, schloß er ein Bündnis und sicherte dadurch seinem Kolonisationswerk eine friedliche Entwicklung. Dann gründete er an der Trave die Stadt Lübeck. c) Heinrich der Löwe. Noch hervorragender als Kolonisator war Heinrich der Löwe. Zunächst befestigte er die deutsche Herr-
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