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1. Geschichte der Griechen und Römer - S. 16

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Vi. Sparta. 2>te spartanischen Frauen waren darum von gleichem Geiste beseelt wie die Männer und riefen den Ausziehenden nach: Mit ihm (dem Schilde) oder auf ihm!" ^ 1 Weil die Spartaner daheim so viele Leute zu bewachen hatten, durften langst nicht alle zum Kriege ausziehen. Man lie auch nur solche marschieren, die schon einen Sohn hatten. Darum bestanden ihre Heere grtenteils aus Periken. Nur den Rahmen bildeten Spartaner: die erste und die letzte Reihe und die an den Seiten; .die brigen bestanden aus Periken. Wenn es zum Angriffe ging, bildeten ste eine Phalanx. Es war das ein Gewalthaufen, der acht Mann tief aufgestellt wurde. Er rckte gleichmig vor, stach mit seinen Lanzen die ersten Reihen der Gegner zusammen und berrannte dann mit seinen festgeschlossenen Gliedern die andern. Da die Bewohner andrer Lnder nicht so einfach lebten wie die Spartaner, so schlssen sich diese mglichst gegen das Ausland ab. Darum durste mit ihnen kein Handelsverkehr statthaben. Um den unmglich zu machen, duldeten sie nur eisernes Geld: erst waren es Stangen, dann Scheiben. 3. Die Einrichtung des Staates. Obgleich die Spartaner an Rechten alle einander gleich waren, leisteten sie doch der Obrigkeit strengen Gehorsam; aber lieber einer aus ihrer eigenen Mitte gewhlten, als einer ererbten kniglichen. In der ltesten Zeit hatten die beiden Könige, die an der Spitze standen, groe Macht besessen und alles nach ihrem Willen gelenkt. Sie stammten aus zwei Herrscherhusern, die beide ihre Abkunft von Herakles ableiteten. Zwei sollten es sein, damit sie einander im Zaume hielten. Ihre Macht wurde aber im Laufe der Zeit immer mehr herabgedrckt; sie standen schlielich nur noch dem Namen nach an der Spitze und muten sich mit uern Ehren begngen. Wo sie erschienen, erhob sich alles; bei Tische bekamen sie doppelte Portionen; starb ein König, so wurde ihm eine prchtige Leichen-seier veranstaltet. Die eigentliche Leitung des Staates aber hatten die fnf Ephren, die jhrlich aus allen Spartanern gewhlt wurden. Sie begleiteten die Könige auf allen Heereszgen und wiesen sie zurecht, konnten sie sogar vor Gericht ziehen; die Ephoren allein brauchten sich nicht vor ihnen zu erheben. Die Könige bildeten mit 28 Mnnern von mehr als sechzig Lebens-jhren den Rat der Alten. Auch in ihm hatten die Ephoren die Leitung. Dieser Rat hatte nicht viel zu sagen, sondern blo die Vorlagen fr die Volksversammlung auszuarbeiten. In der spartanischen Volks-Versammlung ging es ganz militrisch zu. Stehend muten alle an-

2. Geschichte der Griechen und Römer - S. 20

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
20 Vii. Athen. Ihm also wurde im Jahre 594 Vollmacht gegeben, die Verhltnisse im Staate ganz nach seinem Willen zu ordnen. Solon tat zuerst den Enpatriden furchtbar weh; denn er hob alle Schulden auf dem Grundbesitz mit einem Schlage auf. Darum muten auf einmal alle Hypothekensteine verschwinden, und die Enpatriden verloren ihr ganzes ausgeliehenes Kapital. Lastabschttelung nannten das die dankbaren Athener. Dann erlie er das Verbot, fortan die Schuldner in die Sklaverei zu verkaufen, und lste die ins Ausland verkauften aus. Hierauf ging er an die eigentliche Neuordnung des Staates. Er kehrte dabei nicht etwa das Unterste zu oberst, sondern er suchte auszugleichen. Bisher hatten die Eupatriden den Staat ganz nach ihrer Willkr regieren knnen. Das hrte jetzt auf. Wohl lie es Solon dabei, da sie die wichtigsten mter bekleideten. Noch immer wurden nur Eupatriden Archonten, und in dem Rat der Vierhundert, den er einrichtete, gaben sie den Ausschlag. Aber es stand ihnen doch nicht mehr frei zu macheu, was sie wollten; denn die brigen Brger erhielten jetzt auch bedeutende Rechte. Alle freien Athener nmlich, die zwanzig Jahre alt waren, gehrten zur Volksversammlung. Hier galt der rmste soviel wie der reichste, und jeder, auch der jngste, durfte das Wort ergreifen. Sie entschied der Krieg und Frieden und stimmte der die Vorlagen des Rates ab. Da in ihr die geringeren Brger in der berzahl waren, konnten sie ihren Willen durchsetzen. Wohl lag die Rechtsprechung meist noch in den Hnden der Archonten; aber es wurden aus allen Brgern auch Geschworene gewhlt. Wenn ein adliger Richter einen Spruch gefllt hatte, der ungerecht schien, so durfte der Verurteilte sich an die Geschworenen wenden, und diese konnten den Spruch umstoen. Diejenigen Archonten, welche ihr Amt tadellos verwaltet hatten, kamen in den Areopg. Das war der hchste Gerichtshof. Er hatte aber nicht blo Urteile zu fllen und zwar der Mord und Tot-schlag, sondern er durfte auch die Beschlsse der Volksversamm-lnng umstoen, wenn sie ihm staatsgefhrlich erschienen. Natrlich waren alle Brger auer den Eupatriden dem Solon sehr dankbar. Er htte jetzt, wie er sagte, das Fett von der Suppe schpfen" und sich zum Alleinherrscher machen knnen. Das tat er aber nicht, sondern lie die Athener schwren, an seinen Gesetzen zehn Jahre lang nfthts zu ndern, und begab sich ins Ausland. 5. Die Tyrnnis des Pisistratus (Peisistratos) und seiner Shne. 560 bis 510. Als Solon zurckkam, fand die Gemter durch-

3. Das Lesebuch für Schul- und Hausunterricht - S. 484

1815 - Leipzig : Fleischer
4ll Talard gefangen. — „In der That, Mylord, sagte der Marschall zum Herzog, Sie haben die besten Trup- pen von der Welt geschlagen." — „Ich hoffe Herr Mar- schall, erwiederte der Herzog, Sie werden diejenigen aus- nehmen, von welchen Sie geschlagen sind! “ 17) Der Herzog von Ossuna war bet seiner An- wesenheit in Bareellona auf die Galeeren gegangen, um diejenigen Galeerengefangenen frei zu lassen, die seines Mitleids werth waren. Alle Gefangenen wollten unschul- dig seyn, und schrieben ihr Unglück ihren Feinden, oder den Ungerechtigkeiten der Obrigkeiten, zu, oder andern Ursachen; aber unschuldig wollten sie alle seyn. Nur Ei- ner schwieg; und als der Herzog ihn über sein Schwei- gen befragte, sagte er: „ich habe mein Schicksal ver- dient — ich habe einen Menschen auf offener Landstraße angefallen. — Es ist wahr: Ich, mein Weib und meine Kinder wollten verhungern; aber ich hatt es dennoch nicht thun sollen; ich leide gerechte Strafe!" — „Was? fuhr der Herzog auf; der unverschämte Bursche will in Ge- sellschaft so braver unschuldiger Leute seyn? — Her da! nehmt ihm die Fesseln ab, und jagt ihn fort!" — „Packe dich Patron, sagte er zu dem Befreieten, und laß dich nie wieder in der Gesellschaft solcher ehrlichen und honetten Leute treffen!" — „Gott segne Euer Gnaden, sagte der arme Mensch; Sie sollen mich gewiß nicht wie- der darin antreffen."

4. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 20

1883 - Leipzig : Kesselring
20 Alte Geschichte. Gegen das gemeine Volk war er herablassend und freundlich und selbst gegen seine Feinde billig und gemigt; Arme erhielten von ihm stets mit voller Hand.^ Er geberbete sich als den eifrigsten Verfechter der Freiheit und Gleichheit aller Brger das alles aber nur, um sich zum Ober-Haupte zu machen. Solon durchschaute, als er von seiner Reise zurck-gekehrt war, wohl den Ehrgeizigen und suchte ihn von seinem Vorhaben abzn-bringen. Doch vergebens. Pisistratus verwundete sich selbst und klagte dann dem Volke, da er seiner volksfreundlichen Gesinnung willen des Lebens nicht mehr sicher sei. Das getuschte Volk geriet in Wut und be-Leibwache, willigte seinem Liebling eine Leibwache von 50 Keulentrgern. Diese Leib-Eroberung wache vermehrte der Schlaue zu einem kleinen Heere, besetzte mit demselben der Burg. Akropolis und machte sich so zum Tyrannen ^ von Athen (560). Solon verlie die Stadt und starb 559 ans Cypern (S. 26 Anm.). Pisistratns ehrte den Gesetzgeber dadurch, da er dessen Gesetze und Einrichtungen bestehen lie und selbst aufs genaueste befolgte. Dennoch wurde die Herrschaft des Pisistratus heftig von der Gegeiv Bertreibung Partei angefochten: zweimal vertrieb man ihn, aber er gelangte immer kebr n)^e'3er Zur Gewalt und gab nun als Tyrann" ein seltenes Beispiel von L v Milde und Gerechtigkeit. Knste und Wissenschaften wurden von ihm ge-Gute Re- pflegt und befrdert. Er legte zuerst in Griechenland eine Bibliothek zum gicruug. ffentlichen Gebrauche an und soll die Gesnge des Homer in die Ordnung gebracht haben, in welcher wir sie noch jetzt besitzen. Gern verga man darum bei ihm die Mittel, durch welche er zur Herrschaft gelangt war, Pisistratus und als er 527 starb, wurde er von den Brgern beweint, wie wenn ein + 527. Pater ihnen entrissen sei. Hippias und 2. Auf ihn folgten feine Shne Hippias und Hipparch. Sie re-Hipparch. Herten anfangs ebenso mild wie ihr Vater, wurden aber doch gestrzt. Harmodius Damals lebte zu Athen ein Freundespaar: Harmodins und Aristogiton. A iftm> i Schwester des ersteren wurde (514) von Hipparch ohne Grund beleidigt, indem er sie von einem feierlichen Umzge zurckwies. Diesen Schimpf glaubten beide Jnglinge nur durch Ermordung seines Urhebers shnen zu knnen. Das nahende Fest der Panathenen^ bestimmten sie zur Aus-shrung ihres Vorhabens. Kaum graute der verhngnisvolle Tag, so gingen sie mit Dolchen, die in Myrthenzweige gehllt waren, auf den Markt. Dort sahen sie, da Hippias mit einem ihrer Anhnger sprach; sie whnten sich verraten und eilten nach einem andern Platze, um wenigstens Hipparch ihre Rache fhlen zu lassen. Den stoen sie nieder; doch Harmodius wird von Hipparchs Leibwache gettet; Aristogiton entflieht, wird aber ergriffen und vor Hippias gefhrt. Dieser lt ihn, um alle Mitverschworene zu erfahren, foltern. Ans Rache nennt der Gepeinigte nur Freunde des Hippias, die geholt und niedergemacht werden. Nachdem Aristogiton hin--gerichtet war, wird auch eine ihm befreundete Jungfrau, namens Lena, auf Leua. die Folter gespannt. Sie aber beit sich, um im bermae der Schmerzen kein Geheimnis zu verraten, die Zunge ab und speit sie dem Tyrannen ins Gesicht. 1 Tyrann ist ursprnglich derjenige, der sich in einem Freistaate zum Oberherrn aufwirft. Der Nebenbegriff eines grausamen Zwingherrn ist erst spter und dadurch hinzugekommen, da sich ein solcher Herrscher gewhnlich nur durch unerbittliche Strenge auf dem angematen Throne zu behaupten vermag. 2 Die Panathenen wurden zu Ehren der Schntzpatronin von Athen, der Gttin Athene (S. 16 Anm.), gefeiert.

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte - S. 19

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
19 Vii. 3m Lande der Athener. 1. Attika, das Land der Athener. Ganz anders als die Spartaner lebten die Bewohner von Attika, die Athener. Wohl war das Land reich an edlem Marmor; auch Silber gab es hier; aber fr den Ackerbau eignete sich der drre Boden nicht besonders. Gerste, Wein und Olivenl waren seine Haupterzeugnisse. Der Ertrag reichte nicht fr die Bewohner aus; darum muten sie sich schon frh dem Gewerbe und dem Handel zuwenden; und gerade fr den Verkehr waren verschiedene tiefe Buchten be-sonders gnstig. In der besten von ihnen entstand der berhmteste athenische Hafen, der Pirns. 3. Der Opfertod des Kdros. Die Athener fhlten sich als ein Volk; bei ihnen gab es also feine Unterworfenen zu bewachen. In der ltesten Zeit standen Könige an der Spitze. Der letzte von ihnen hie Kdros. Als er regierte, machtest die Dorer einen Einfall in Attika, um Athen zu erobern. Da kam beiden Teilen ein Orakelsprnch zu Ohren, welcher lautete: Das Volk wird siegen, dessen König im Kampfe fllt." Dorer und Athener hielten deshalb ihre Könige vom Streite fern. Aber Kodros verkleidete sich heimlich als Holzknecht und fing mit den dorischen Vorposten Hndel an. Da erschlugen sie ihn. So rettete er durch seinen Opfertod das Vaterland. Jetzt hie es, keiner sei mehr wrdig, der Nachfolger des Kodros zu werden, und an seine Stelle trat ein Archnt, den man ans den Vornehmsten whlte. Fr den einen traten schlielich neun ein, die alle Jahre gewhlt wurden. So konnten viele Vornehme an der Regierung teilnehmen. 3. Die bse Lage der kleinen Leute. Damals hatten im athenischen Staate eine Anzahl vornehmer Familien alles zu sagen. Sie fhrten die Verwaltung und saen zu Gericht. Ihre groe Macht benutzten sie, um sich zu bereichern. Besonders schlimm hatten es die kleinen Bauern. Wenn einer von ihnen in Not geriet, so konnte er nur bei einem Reichen leihen. Der nahm dafr feine Acker in Pfand. Zum Zeichen der Schuld kam ein Hypothekenstein darauf. Wenn die Schuld nicht rechtzeitig abgetragen wurde, so konnte der Glubiger den Armen nicht blo von Haus und Hof vertreiben, er durfte ihn sogar mit seiner ganzen Familie nach dem Ausland in die Sklaverei verkaufen. 4. Die Gesetzgebung des Drakon. Diese harte Behandlung wollten sich schlielich die Bauern nicht mehr gefallen lasten; und da sie in der Mehrzahl waren, gaben die Vornehmen nach. Einer von ihnen, namens Drkon, wurde beauftragt, neue Gesetze zu geben. Diese aber fielen so hart fr die Armen ans, da es hie, sie seien mit Blut geschrieben. Sogar auf Felddiebstahl setzte er die Todesstrafe; dergleichen begingen doch wohl nur arme Leute und gewi meist aus Not. 5. Slon ordnet den athenischen Staat. So vermehrte Drakon noch die Unzufriedenheit. Es drohte ein Brgerkrieg auszubrechen. Da wurde be-schlssen, da ein Vornehmer namens Solon den Staat neu ordnen sollte. Man zhlte ihn wegen seiner groen Klugheit und edlen Gesinnung zu den sieben Weisen Griechenlands. 2*

6. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 81

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 81 — nehmungen. Sie sicherten sich nur Vorrechte und Freiheiten im Auslande, im übrigen trieb jede Stadt eigene Handelspolitik, so daß gegenseitige Konkurrenz nicht ausgeschlossen war. Keine Stadt tat für den Bund mehr als unbedingt geboten war. Die Zahl der Mitglieder wechselte sehr oft. Eine besondere Aufnahme fand nur in seltenen Fällen und erst im 15. Jahrhundert statt. Manche Städte hielten sich sogar, wenn sie glaubten, besondere Vorteile erringen zu können, von dem Bunde fern, so daß man beschloß, sie nach so leichtfertigem Austritt nicht wieder aufzunehmen. Unter den Hansestädten gab es zwei Klassen: 1. solche, die zu den Tagfahrten ihre Ratsherren als Abgeordnete sandten, und 2. kleine unbedeutende Orte, die sich an benachbarte größere Städte anschlossen und sich durch diese vertreten ließen. So entwickelte sich eine Gruppierung der Städte nach Landschaften, in denen je eine Stadt als „Vorort" die führende Rolle hatte, z. B. Danzig in Preußen, Köln für die westfälischen, Braunschweig für die sächsischen Städte. Infolgedessen wurden auch landschaftliche Versammlungen abgehalten. Alle Hansestädte sollten frei von landesherrlicher Gewalt sein, wollten sich also selbst regieren. Trotzdem führten sie nicht wie die süddeutschen Städtebündnisse einen Kampf gegen die Fürsten und strebten nicht danach, „Reichsstädte" zu werden, wenn natürlich auch Zwistigkeiten zwischen ihnen und den Fürsten nicht ausblieben. Sie begehrten für sich vor allem selbständigen Rechtsschutz und eigene Gerichtsbarkeit. Darum durfte bei Streitigkeiten zweier Städte niemals die Hilfe oder Entscheidung eines Fürsten angerufen werden. Im übrigen verstieß Treue gegen den Landesherrn nicht gegen die Ordnung des Bundes. Der Hanfe lag eben jede reichspolitische Richtung fern; ihre Interessen erstreckten sich lediglich auf den Handel. f) Kontore. Die Stützpunkte des Hansehandels im Auslande bekamen den Namen K o n t o r e. Wir stellen uns darunter große Kaushöse vor, die nicht einer bestimmten Handelsfirma gehörten, sondern in denen von den deutschen Kaufleuten jeder für sich seinen Handel betrieb, natürlich nach gewissen einheitlichen Vorschriften, und in denen er Wohnung fand. Sie standen unter deroberaufficht der Bundesleitung. Das gefährdetste Kontor war das in Nowgorod, der Hof um die Kirche von St. Peter, für den schon im 13. Jahrhundert eine Ordnung, die „Skra", ausgestellt wurde. Er umfaßte einen Pätz old, Lehrbuch der Geschichte. Ii. Teil. ß

7. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 145

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 145 — fest wurde der unwürdige Schluß des ersten Tages, den die Mehrzahl der Teilnehmer selbst verurteilte, als die wesentliche §and= lnng der ganzen Feier bezeichnet und als Staatsverbrechen aufgebauscht, behauptete man doch sogar, daß sich unter den verbrannten Schriften die deutschen Buudesakte befunden hätten. Eine Flut von Beschwerden erhob sich, und die Höfe von Wien und Berlin schickten besondere Gesandte nach Weimar, um beim Großherzog Erkuudi-gungen einzuziehen. Dieser ließ sich jedoch durch die Mengen von Klagen nicht irre machen und bewahrte den Studenten seine Zuneigung. Niemandem waren die deutschen Vorkommnisse willkommener als Metternich, der längst auf eine Gelegenheit gewartet hatte, gegen den nationalen Geist in Deutschland einschreiten zu können. Im Herbst 1818 fand in Aachen ein Kongreß statt, eine der Zusammenkünfte, wie sie die heilige Allianz vorsah. Dabei beschäftigte man sich außer mit anderen Fragen auch mit der deutschen „Demagogie , und Metternich gelang es hier, den König von Preußen und auch Alexander von Rußland ganz für sich zu gewinnen und jenen besonders dahin zu beeinflussen, daß er den Gedanken einer Verfassung fallen ließ. So blieb das königliche Versprechen trotz mehrfacher Entwürfe für lange Zeit unerfüllt. Sands Tat benutzte dann Metternich zum Vorwand für strenge Polizeimaßnahmen. Er wußte es dahin zu bringen, daß sich im Sommer 1819 die Minister der deutschen Staaten wie zufällig bei ihrer Badekur in Karlsbad trafen, und dort wurden Beschlüsse gefaßt, die die Einführung eines Spionier- und Polizeisystems bezweckten und so alle Frühlingshoffnungen des deutschen Volkes ertöteten. Jedes freie Wort, jede freie Geistesregung wurde als staatsgefährlich angesehen. Mit rücksichtsloser Strenge ging man dagegen vor. Einen vernichtenden Schlag führte man gegen die 11 niverfitäten, die man als die Herde der revolutionären Gesinnung ansah. Die Burschenschaft wurde verboten; demzufolge mußte sich auch die in ^enct, nachdem sie in letzter Versammlung noch einmal das Bundeslied „Sind wir vereint zur guten Stunde" gesungen hatte, auslösen. Erst nach und nach entstanden später aus stillen Vereinigungen wieder geschlossene Studentenverbindungen. Die Lehre und die Lehrer an den Hochschulen wurden streng überwacht und verschiedene Professoren ihres Amtes entsetzt. Schon die Verehrung, die ihnen die Studenten entgegenbrachten, war zuweilen hinreichend, um Verdacht zu hegeu. Arndt, Pätzold, Lehrbuch der Geschichte. Iii. Teil. in

8. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 150

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 150 — 30—40 000 und noch höher geschätzt hat, zog am 27. Mai 1832 hinauf nach dem Hambacher Schlosse in der bayrischen Pfalz. Wohl waren auch diesmal Studenten in großer Anzahl dabei; aber dieses Fest entbehrte des einheitlichen Charakters, es war ein Volksfest im großen Stil. Neben deutschen Männern und Jungfrauen befanden sich darunter auch Frauzosen und Polen. Auf dem Schlosse wurden leidenschaftliche Reden gehalten, unter denen Dr. Wirth wenigstens die Einheit Deutschlands in der Abwehr französischer Übergriffe betoute. Im übrigen sprach man von allem Möglichen, schwärmte von Volksrechten und einem einigen Deutschland und verurteilte das starre Festhalten der Fürsten am absoluten Regiment und ihre reaktionären Bestrebungen. Einzelne Radikale scheuten nicht davor zurück, den gewaltsamen Umsturz als das Mittel zu bezeichnen, das zuletzt zum Ziele führen müsse. Darum gärten die revolutionären Ideen weiter, und 1833 versuchte eine kleine Schar den Bundestag in Frankfurt zu sprengen, indem sie die Wache überrumpelte und Sturm läutete. Dem vorrückenden Militär war es jedoch ein leichtes, sie zu zerstreuen; die Rädelsführer entkamen. Dieser Putsch bewies zur Geuüge, daß die Umsturzpartei nur wenige Anhänger zählte, das Gerücht von einer großen schleichenden Gefahr also unbegründet war. Dem noch immer allmächtigen österreichischen Staatskanzler Metternich boten jedoch das Hambacher Fest und der Vorgang in Frankfurt einen willkommenen Anlaß zu neuen Polizeimaßnahmen. Schon 1833 begann die Zentraluntersuchungskommission, diesmal mit dem Sitz in Frankfurt, von neuem ihre Tätigkeit, und irrt Januar 1834 fanden Ministerkonferenzen in Wien statt, in denen Beschlüsse von 60 Artikeln zustande kamen, die wieder gegen die Universitäten und die Presse gerichtet waren, vor allem aber eine weitere Einführung konstitutioneller Verfassungen verhindern sollten. Wieder fanden Verhaftungen, Untersuchungen und Verurteilungen statt. So sprach das Berliner Kammergericht über 39 von 204 Angeklagten das Todesurteil aus, das vom König in 30 jährige oder lebenslängliche Freiheitsstrafe umgewandelt wurde. Unter den dabei Betroffenen befand sich auch Fritz Reuter. Im Zeichen dieser neuen Reaktion stand auch die Tat des Königs Ernst August von Hannover, der 1837 bei seinem Regierungsantritt die seit 1833 bestehende neue konstitutionelle Verfassung einfach außer Kraft setzte. Sieben Göttinger Professoren, die daraus eine Erklärung

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 229

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 229 — von 2v4 Millionen Taler erhalten. Gleichzeitig war aber auch die Unteilbarkeit von Schleswig und Holstein von neuem anerkannt und Dänemark verpflichtet worden, Schleswig nicht einzuverleiben. Preußen und Österreich, nicht der Deutsche Bund, hatten die Gewähr für die Einhaltung des Londoner Vertrages übernommen. Nun stellte aber 1863 König Friedrich Vii. von Dänemark durch etu Patent die Einverleibung Schleswigs in Aussicht. Sofort beantragte Preußen beim Deutschen Bunde, daß gegen die drohende Rechtsverletzung die erforderlichen Schritte zu unternehmen feien. Demzufolge wurde Dänemark aufgefordert, biuueu 9 Wochen, vom 1. Oktober 1863 an, den rechtmäßigen Zustand herzustellen. Die dänische Regierung aber lehnte es ab, setzte vielmehr eine für Dänemark und Schleswig geltende Verfassung durch. Da starb plötzlich König Friedrich Vii., der letzte ans dem Mannesstamme, ehe er die neue Verfassung unterzeichnet hatte, und nun kam zu dem Rechtsstreit über den Londoner Vertrag als neue Verwicklung die Frage der Thronfolge hinzu. Der neue König Christian Ix. gab auf Drängen des Ministeriums und einer starken Partei der Verfassung gegen seine Überzeugung seine Unterschrift. Nun entstand in Holstein eine starke Bewegung zu Gunsten des Augusteuburgers, und Friedrich (Viii.) von Angnstenburg, der Sohn jenes Christian, der das Londoner Protokoll anerkannt hatte, verkündigte, daß er die Regierung in den Herzogtümern antrete, da er nie einen Verzicht geleistet hätte. Ganz Deutschland stimmte dem Regierungsantritt zu, da man glaubte, durch Errichtung eines neuen deutschen Staates leichterhand die Herzogtümer für Deutschland zurückzugewinnen. Anders Bismarck! Er allein übersah die große Menge der zu überwindenden Schwierigkeiten und vollbrachte in der Lösung der schleswig-holsteinschen Frage ein Meisterstück der Staatskunst. „Denn die Weltgeschichte kennt nichts Komplizierteres, als jene Angelegenheit des meerumschlungenen Bruderstamms von Anfang an und in allen Stadien gewesen ist. Nur dadurch ist sie glückhaft erledigt worden, daß der lebhafteste der Diplomaten seine Alexandernatur bezwang und sich mit unendlicher Geduld an den Web- stuhl setzte, um den ganzen gordischen Knäuel der Fäden, jeden eiuzeluen verfolgend, auseinander zu wirren und dann sie alle mit geschickteren und sorgfältigeren Händen, als sich je damit befaßt hatten, zu der schönen Wirkung zu verweben, die sein deutscher Sinn mit rascher Sicherheit sich vorgezeichnet und entworfen

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 190

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 190 — erfüllt, es glücklich zu machen. Seine ersten Regierungshandlungen legten Zeugnis davon ab und schienen die auf ihn gesetzten Hoffnungen zu rechtfertigen. Durch eine allgemeine Amnestie wurden zahlreiche aus der Zeit der Reaktion herrührende Urteile aufgehoben. Arudt durfte nach Bonn in seine Professur zurückkehren-Reuter und Jahn erhielten ihre Freiheit wieder; die Gebrüder Grimm und Dahlmann, die zu den Göttinger Sieben gehörten, fanden in Preußen Anstellung, erstere iu Berlin, letzterer in Bonn. Noch erlösender wirkte die Aufhebung der Zentraluntersuchungskommission. Dazu kamen die hoffnungsvollen Reden des Königs bei deu Huldigungen. Die ostpreußischen Stände hatte er auffordern lassen, ihm etwaige Wünsche aus Bestätigung von Privilegien kundzugeben, worauf sie die Bitte um Verleihung einer Verfassung wagten. Der König hielt dann bei der Huldigung eine schwungvolle Rede und betonte darin, daß er Recht und Gerechtigkeit üben und alle Stände mit gleicher Liebe umfassen wolle. Man war beglückt und glaubte die Zusicherung herauszuhören, daß die Wünsche der Stände erfüllt werden sollten, obwohl das bestimmte Versprechen einer Verfassung fehlte. Da folgte alsbald durch eine Kabinettsordre die Erklärung, daß der König weit davon entfernt sei, die Verfassung im Sinne der Verordnung von 1815 umzugestalten. Das war die erste der zahlreichen Enttäuschungen, die bald das Vertrauen des Volkes zu ihm tief erschütterten. Friedrich Wilhelm Iv. erkannte wohl die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Verfassung an und suchte dabei an die bestehenden Provinzialstände anzuknüpfen; aber der Verleihung eines Rechts an das Volk war er durchaus entgegen. Er war durch und durch von absolutistischen Anschauungen erfüllt und besaß vom Gottesgnadentum der Königswürde eine so hohe Meinung wie selten ein Fürst. Er sah in Gott den Grund aller Staatseinrichtungen und erkannte in sich einen Träger des göttlichen Willens, der also bei seinen Maßnahmen von Gott beeinflußt und erleuchtet würde, so daß er schließlich an die königliche Unfehlbarkeit glaubte. Mit solcher Gesinnung trat er in einen scharfen Gegensatz zum Volke, das nach gesetzlich gewährleisteter Teilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten verlangte. Die Verfafsuugs-frage war erneut in Fluß gekommen und ließ sich von dem Volksempfinden nicht mehr trennen. Daneben beschäftigten in jener Zeit auch kirchliche Angelegenheiten die Gemüter. Nach dem Befreiungskriege erhob
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