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1. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an

2. Tier-Geographie - S. 74

1893 - Leipzig : Hinrichs
74 Charakter-Vögel Afrikas. können, besonders da er, außer in seinem Baue, auch in Schnellig- keit und List seinem Vetter sehr ähnlich ist. b. Vögel. 1. (Übersicht.) In seinen Vögeln ist Afrika weit weniger scharf ausgeprägt, als in seinen Pflanzen und Säugetieren; denn die meisten derselben hat es mit Europa, im Norden, und mit Südasien und den übrigen Tropenländern, im Süden und Westen, gemein. Namentlich dürfte die ganze Nordküste kaum eine einzige Art aufzuweisen haben, welche nicht auch anderen Ländern des mittelländischen Meeres zukäme. Eine große An- zahl nordafrikanischer Vögel geht sogar bis Mitteldeutschland, manche, wie z. B. der reiselustige braune Ibis (der Sichler) und der große Silberreiher noch höher gegen Norden hinauf. Die vorherrschenden Vögel des nördlichen Afrika sind die aus der Ordnung der Wat- und Schwimmvögel, welche sich in sehr mannigfaltigen Arten hier vorfinden. Reiher, Flamingos, Kraniche, Strandreiter, Pelekane, Enten -u. s. w. erheben sich in großen Schwärmen ans dem Schilfuser. Etwas weniger zahlreich sind die Raubvögel in Nordafrika, mit Ausnahme der Aasgeier, welche sich in den Küstenstädten und in ganz Ägypten herdenweise angesiedelt haben. Stehende Singvögel hat das waldarme nordafrikanische Küstenland nur wenige, und nur zur Zeit des Zuges der nordischen Waldsäng^r, welche im Novem- der über das Mittelmeer kommen und weiter nach Süden ziehen, beginnt in den buschigen Schluchten des allerer Hügellandes ein wunderliches Schnabelkonzert in den mannigfaltigsten Lauten. Jenseits der Wüste ändert sich die Szene. Vor allen anderen ziehen das Auge des Wanderers die Honigsauger mit metall- glänzendem Gefieder auf sich, die in großer Zahl um die Blumengrnppen der breitblätterigen Asklepias flattern und, Edelsteinen gleich, in bunten Farben schimmern. In ebenso üppiger Farbenpracht jagen die verschiedenen Arten von Bienen- fressern scharenweise den Insekten nach. Hier ertönt von hohen Bäumen herab das lärmende Geschrei einiger Papageienarten, dort die schnalzende Stimme der sich stets hin und her bewegen- den Glanzstaare, Liebliche kleine Finken, deren große Mannig- faltigkeit wegen ihres kontrastierenden Farbentones doppelt auf- fällt, suchen an den Pflanzenstengeln die reifen Samenkörner,

3. Tier-Geographie - S. 49

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 49 nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen, wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten? Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit- bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn- tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be- sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be- fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird, und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor- trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend, verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein- höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be- Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4

4. Tier-Geographie - S. 78

1893 - Leipzig : Hinrichs
78 Charakter-Vögel Afrikas. auf den großen dürren Ebenen vom Kap landeinwärts bis zum Südrand der Sahara. Ein stattlicher Vogel, fast von der Größe unseres Kranichs; denn er mißt, wenn er ausrecht steht, über 3 Fuß. Er scheint nur zum Segen für die afrikanische Menschheit bestimmt zu sein, weshalb ihm die Natur auch Schlauheit und Scharfblick genug verliehen hat, sich seinen Feinden zu entziehen, obgleich er mehr läuft als fliegt. Sein Gang ist leicht, und er tragt seinen Körper mit Anstand. Nur wenn er überrascht wird, oder wenn man ihn zu Pferde ver- folgt, fliegt er, aber immer nnr knrze Strecken und nie hoch. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Reptilien, und er soll die giftigsten Schlangen ebensowohl angreifen, als die unschädlichen, denn seine langen Beine schützen den Körper vor dem Biß dieser Tiere. Bemerkt er eine Schlange, so eilt er ihr nach; richtet sie sich gegen ihn, so macht er starke Sprünge nach allen Seiten, und ein solcher Kampf ist sehr unterhaltend für den Zuschauer. Dem Angriffe und den Zähnen der Schlange setzt er besonders seine Flügel entgegen; beißt die Schlange, so trifft ihr Biß die Federn, und so entleert sich ihr Gift, indem sie zugleich von den wiederholten Flügelschlägen, welche der Vogel mit großer Schnelligkeit austeilt, betäubt wird, wobei ein stumpser Sporn am Flügel als tüchtige Waffe besonders kräftig mitzuwirken scheint. So ermüdet er die Schlange bald, zer- bricht nun mit einem Schnabelhiebe den Kopf derselben und verschlingt sie ganz, wenn sie nicht groß ist. Größere zer- stückelt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen nährt er sich von Eidechsen, kleinen Schildkröten und Insekten, besonders Heuschrecken. Demnach scheint er in diesen trockenen Regionen ganz dieselben Dienste zu leisten und gleiche Be- stimmnng zu haben, wie das zahlreiche Heer der Reiher und Störche in den sumpfigen Niederungen der verschiedenen Erd- teile; nur daß er im Kampfe gegen die giftigen Schlangen noch weit besser gerüstet ist. Man hält ihn am Kap häufig gezähmt, und zwar nicht blos zum Vergnügen, sondern auch, damit er Ratten, Mäuse, Schlangen und anderes Getier, welches oft in die Hühnerhöfe eindringt, vertreibe, und hat ihn zu gleichem Zwecke selbst nach Westindien, namentlich nach Guadeloupe und Martinique, zu verpflanzen gesucht. 4. Weit länger bekannt und als Symbol und Bote segnen- der Naturkräfte schon vor Jahrtausenden in Ägypten dankbar

5. Tier-Geographie - S. 81

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter- Amphibien Afrikas. 81 prachtvoller Vogel. Der Marabu endlich ist schon oben (S. 58) erwähnt. c. Amphibien. Auch in seinen Amphibien behauptet Afrika seinen Schrecken er- regenden Charakter, obgleich es zu trocken ist, um deren viele hervor- zubringen; denn es bietet ihnen blos Wärme. Viele seiner Flüsse ver- schwinden in der heißen Jahreszeit im Sande, und nur wenige Gegen- den sind feucht und schattig. Die Waldungen sind selten, und noch seltener groß und dicht, also ganz im Gegensatze zu den herrlichen und merkwürdigen Urwäldern Amerikas, welche im undurchdringlichen Ge- wirre der durch Schlingpflanzen zu einem Ganzen verbundenen und mit einer Menge Schmarotzerpflanzen untermischten Masse den Sonnen- strahlen nur sparsam zugänglich, immer Feuchtigkeit genug behalten. Allein auch die dürren Sandwüsten Afrikas sind darum doch nicht leer von Reptilien: Schlangen — mehr giftige als sehr große') — nud Eidechsen leben da. Neben dem Flußpferde ernähren die großen Flüsse Afrikas hauptsächlich die Krokodile. Schildkröten sind nicht viele Arten daselbst angetroffen worden. Unter allen Amphibien dieses Erdteiles ist keins demselben so charakteristisch eigen als das Nilkrokodil (S. oben S. 62). Sehr groß ist der Schaden, den die Krokodile nicht nur unter den Herden anrichten, sondern auch unter den Menschen. Im ganzen Sudan giebt es nicht ein einziges Dorf, aus dem durch die Krokodile nicht schon Menschen geraubt wären; deshalb bildet auch die Krokodiljagd eine wichtige Beschäftigung der Einge- bornen und Europäer. Die günstige Jahreszeit für diese Jagd ist der Winter, wo das Krokodil gewöhnlich auf sandigen Strecken in der Sonne schläft. Der Jäger merkt sich den Ort; aus der Südseite desselben, das heißt unter dem Winde, gräbt er sich ein Loch in den Sand mit einem Erdauf- würfe nach der Seite, wo man das Krokodil erwartet; der Jäger ver- birgt sich dort, bleibt er unbemerkt, so kommt das Tier an seinen ge-- wohnlichen Lagerplatz, wo es bald bei der Wärme der Sonnenstrahlen einschläft. Nun wirft der Jäger mit kraftvollem Arme das Tier mit einer Harpune an; das Eisen muß, um den Zweck zu erreichen, wenig- stens vier Zoll tief eindringen, damit der Widerhaken gehörig fassen kann. Das angeworfene Krokodil eilt in das Wasser und der Jäger 1) Zu den giftigsten gehören: die Hornviper, durch welche sich Kleopatra den Tod gegeben haben soll, die ägyptische Aspis oder Brillenschlange und die furchtbaren Wüstenottern, besonders die Puffotter am Kap. Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 6

6. Tier-Geographie - S. 117

1893 - Leipzig : Hinrichs
Allgemeine Übersicht über Australien und Polynesien. 117 eine Welt thätiger, organischer Kräfte: in jedem Strauche, in der gespaltenen Rinde des Baumes, in der von Hymenopteren bewohnten aufgelockerten Erde regt sich hörbar das Leben. Es ist wiederum eine der vielen Stimmen der Natur, vernehmbar dem frommen, empfänglichen Gemüte des Menschen. Sinkt aber die Nacht mit ihrem Schleier auf die so lebhaft thätige Schöpfung herab und wenden sich die meisten Tiere der Ruhe zu, so ersteht in den Gebüschen das Heer leuchtender Insekten, und wie durch Feenreiz sehen wir die dunkele Umgebung auf Momente von diesen lebensfrohen Tierchen erhellt. Von jeher aber sind die Schmetterlinge Südamerikas in ihrem bunten Farbenschmelze und ihrer Größe Gegenstand der Bewunderung der Naturfreunde gewesen. Wo sie in zahlreichen Haufen um die feuchten User der Gewässer gaukeln, oder, wie der Pracht- volle, stahlgraue Atlas, geräuschlos und langsam in den dichten und schattenreichen Wäldern umherschweben, oder wenn um die Mittagsstunde diese bunten Geschöpfe in vielen Arten und in einer nur Bienenschwärmen zu vergleichenden Menge teils mit zusammengefalteten, teils mit ausgebreiteten Flügeln auf den sehr erwärmten, aber feuchten Schlammanhäufungen ausruhen: dann erhöhen diese harmlosen Tierchen das lebhafte Kolorit der Tropennatur. Vi. Australien und Polynesien. A. Allgemeine Übersicht. Die ersten Anzeichen der eigentlichen australischen Fauna scheinen mit einigen Eilanden nordwestlich von Neuguinea an- zusangen. Timor und die zunächst liegenden Inseln haben mit Australien und den größeren und kleineren Inseln des großen Ozeans den Mangel großer Säugetiere gemein, welche auf Java und Sumatra noch zahlreich vorkommen. Auch die kleine- ren Vierfüßler sind in Australien selten und meist sehr anomal. Drei Vierteile der Säugetiere sind Beuteltiere. — Der or- nithologische Hauptcharakter dieser Gruppe ist das große Vor- herrschen der saugenden Vögel, welche, mit langen Saugzungen versehen, den Nektar aus den Blüten ziehen. Diese Bildung ist in Amerika nur auf die kleinsten Vögel der Schöpfung, die

7. Tier-Geographie - S. 92

1893 - Leipzig : Hinrichs
92 Charakter-Vögel Nordamerikas. werden, wie es die Walfische unter den Säugetieren geworden sind. Robbenähnliche Gebilde finden sich nur unter den Polar- vögeln. Leider ist der merkwürdigste unter ihnen, einst der charakteristische Bewohner der arktischen Zone, und namentlich Islands und Neusundlands, jetzt völlig ausgerottet: der Niesen? Alk, der nahe Verwandte der noch etwas tiefer stehenden Pin- guine oder Flossentaucher in den antarktischen Gewässern, süd- lich vom Kap Horn. Er hielt mit den Robben und Eisbären gleichsam Wache an den äußersten Grenzen des physischen Lebens. Dort hauste dieser Vogel, der die Größe einer Gans erreicht, ein trefflicher Schwimmer, da ihm neben den Füßen auch die kurzen Flügel als Ruder dienen mußten. Auf deni Lande war seine Stellung gewöhnlich sitzend und aufrecht, sein Gang plump und langsani, kurz ein unbeholfenes Tier, mit dem Pinguin die letzte Anstrengung der Natur, einen Vogel zu bilden, den sie aber, als eine sorgliche Mutter, iu den wärnisten Flaum hüllte, der so dicht war. daß ihn die Grönländer jedem Pelz- werke vorzogen und deshalb den Vogel nicht nur um seines Fleisches, sondern auch uni seines Kleides willen verfolgten. In Grönland ist er schon seit 1815 nicht mehr gesehen worden und im Jahre 1844 sind wohl überhaupt die letzten gesangen worden. Jetzt bevölkern statt seiner unzählige Scharen von Enten, Möven, Sturnivögelu, Seeschwalben u. dgl. m. die Nordküste Amerikas, die sie bisweilen im buchstäblichen Sinne ganz bedecken, der Pflanzenwelt dort den ersten Boden bereitend. 2. Viel weiter südlich und schon mitten in die hohen Eichen- und Buchenwaldungen des Binnenlandes führt uns der nächste Vogel unseres Bildes. Es ist derselbe, den Franklin zum Wappenbilde der nordamerikanischen Staaten gewählt wissen wollte: der stattliche, nützliche Truthahn oder Puter, der wirklich eingeborene Nationalvogel, der sich jenseits der Grenzen dieses Festlandes nirgends wild findet, der Herold des Morgens für den europäischen Ansiedler in den tiefen Waldungen Louisia- nas. Dort strahlt der schöne Vogel in fast zauberischer Farben- pracht; denn wer den Truthahn nur bei uns auf dem Hühner- Hofe gesehen hat, kann sich keine Vorstellung von dem Glänze des Gefieders eines schönen wilden, in seinem Hochzeitkleide, kurz vor der Brütezeit, machen. Sein Federschmuck flimmert dann in der glänzendsten Goldbronze, mit einem nach der Stellung wechselnden Farbenspiele von blau, violet oder grün,

8. Tier-Geographie - S. 95

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Nordamerikas, 95 Laufe des Sommers werden Wiesen und Kornfelder, im Herbste die Gärten und Weinberge, im Winter Gegenden, wo es viele Beeren giebt, aufgesucht. Gegen den Winter hin schlägt sich das Präriehuhn da, wo es häufig ist, in zahlreiche Flüge zusammen, welche sich erst mit Anbruch des Frühlings wieder in Trupps von etwa 20 Stück zersprengen. Jede dieser Gesellschaften erwählt sich jetzt einen besonderen Platz, auf welchem sie täglich zusammen- kommt, um die nunmehr beginnenden Liebesspiele und Tänze aufzuführen. In den dreißiger Jahren erschien ein Gesetz zum Schutze der Präriehühner, welches jeden mit zehn Dollars Strafe be- droht, der ein Stück dieses Wildes außer der auf die Monate Oktober und November beschränkten Jagdzeit erlegte. Es ist wahrscheinlich, daß infolge dieses Gesetzes die Zahl der Hühner an gewissen Orten sich wieder beträchtlich vermehrt hat; denn gegenwärtig kommen allwinterlich Massen von ihnen auf die Märkte, und zuweilen können hunderte von lebenden gekauft werden. 4. Ein anderes Charakterzeichen der Neuen Welt ist die zierliche, langgeschwänzte, in schillernde Farben gekleidete hoch- berühmte Wlludertllube, deren Heimatland ebenfalls nur Nord- amerika ist, wo sie in fo auffallender Weise auftritt. Sie ist der Hering des Luftmeeres für einen großen Teil der nördlichen Hälfte des amerikanischen Fest- landes, von der Hudsonsbai bis zu den südlichen Grenzen der Vereinigten Staaten und von den Felsengebirgen bis zur Ostküste, wo sie immer nur gesellig und zwar in so unge- heueren Zügen erscheint, daß oft die Luft buchstäblich von ihren Schwärmen angefüllt und wie bei einer Sonnenfinsternis ver- dunkelt wird. Bei diesen Zügen, welche sie zum Aufsuchen ihrer Nahrung — vorzüglich Buchnüssen, kleiner Eichelarten, außerdem aber auch Hanf, Mais, Reis und Beeren — unter- nehmen, entwickeln sie eine so ungeheuere Flugkrast, daß sie, nach sicheren Berechnungen, in einer Minute eine englische Meile durchfliegen, sie könnte also in weniger als 3 Tagen nach Eu- ropa gelangen. Die Rast- oder Lagerstelle der Zugtauben ist stets in Wäldern und nimmt einen ausgedehnten Raum ein. Wenn sie sich läugere Zeit irgendwo aufgehalten haben, so be- kommt dort alles das sonderbarste Ansehen: während der Erd-

9. Tier-Geographie - S. 100

1893 - Leipzig : Hinrichs
100 Allgemeine Übersicht über Südamerika. den indischen und afrikanischen weit weniger der Fall ist. Ver- glichen mit denen anderer Weltteile sind die Affen des neuen Kontinentes kleiner, weniger Pavian- oder orangartig und haben weder Gesicht- noch Gesäßschwielen; aber die Arten sind sehr zahlreich. Die Fledermäuse sind sehr mannigfaltig und zahl- reich: es giebt Insekten fressende, von Früchten lebende und Blut saugende. Die Fleisch fressenden oder reißenden Tiere sind im Verhältnisse zu den asiatischen und afrikanischen meist klein und furchtsam. Sehr zahlreich dagegen sind im Ver- hältnis zur geringen Artzahl der ganzen Gruppe die zahnlosen Tiere (Edentata): Faultiere, Ameisenfresser, Panzertiere. Die Lamas und andere wolltragende Tiere sind mehr den hohen Anden eigen. Herrlich gefärbte Vögel und bunte Insekten be- leben vorzüglich die Küste, wo mit zunehmender Vegetation auch die Abwechselung in der Tierwelt viel größer ist. Die niederen, trockenen Ebenen sind viel weniger bewohnt. In den höheren Tafelländern des Innern dagegen erscheinen wieder andere Formen; die Insekten sind hier sparsam, und man kann Stun> den lang reisen, ohne einem einzigen Schmetterlinge zu be- gegnen; denn die Vegetation hat ihre Üppigkeit verloren und damit das Vermögen, zahlreiche Formen von Insekten zu er- nähren. Die niedrigen, beerentragenden Gesträuche liefern den Finken und kleinen Papageien Nahrung; die Kolibris lieben die offenen, blumenreichen Gegenden. In ornithologifcher Hinsicht ist Brasilien das reichste Land. Die Raubvögel, besonders die Geier, sind sehr eigentümlich; die Eulen sind klein; am zahl- reichsten sind die Singvögel; die Sumpfvögel finden sich mehr an den großen Strömen, als an den Seeküsten. Unter den Amphibien find Schildkröten und Schlangen sehr zahlreich. Merkwürdig sind die vielen eigentümlichen Landkrabben. Die Skorpione sind, mit Ausnahme der von Surinam, nicht größer, als die südeuropäischen. Unter den Käfern sind besonders die- jenigen häufig, deren Larven vom Holze leben. Die vielen Blumen begünstigen das Vorhandensein zahlreicher Schmetter- linge, die fast alle ihre besonderen Eigentümlichkeiten haben. An Weichtieren ist besonders die Ostküste des tropischen Amerika arm; viel reicher daran ist Peru und Chile; die Flüsse sind im allgemeinen nicht so reich an Muscheln, als die nordamrikae- nischen. Vergleichen wir die Fauna Südamerikas mit der der übrigen Erdteile, so finden wir mehrere Züge, welche uns an

10. Tier-Geographie - S. 106

1893 - Leipzig : Hinrichs
106 Charakter-Säugetiere Südamerikas, der Brüllaffen ist ziemlich wohlschmeckend, wird viel gegessen und giebt besonders kräftige Brühe. 7. Ganz verschieden von den Affen in Bildung und Lebens- weise sind die in einer Spielart auch nach Europa übergesiedel- ten Meerschweinchen (Ferkelhasen) mit ihren sämtlich Süd- amerika angehörigen Gattungsverwandten, dem Agnti (Gold- Hasen), Pa ka u. m. a.; denn während jene kaum auf den Boden kommen, verlassen ihn diese nie, und der Schwanz ist ihnen ganz versagt. Es sind harmlose Tierchen, die teils in der Nähe von Gewässern und Sümpfen, teils in Felshöhlen von Pflanzenstoffen sich ernähren, welche sie, eifrig mit den Pfoten wühlend, im Boden fuchen. Gezähmt gewöhnen sie sich an alle Arten von Hauskost und sind hierin, so wie im Grunzen, den Schweinen ähnlich. 8. Amerika hat jene Riesengestalten, deren die alte Welt in ihren Elefanten, Flußpferden u. m, a. noch erhalten hat, durch gewaltige Naturereignisse verloren, und gegenwärtig sind es nur noch der Tapir und einige Arten von Schweinen, welche als Vertreter der Vielhufer oder Dickhäuter sich dort finden. Der Tapir, welchen man bis zum Anfang dieses Jahr- Hunderts als das ausschließliche Eigentum Südamerikas ansah, der aber seitdem auch in den Wäldern von Indien und den be- nachbarten Inseln, in einer besondern Art (Schabrackentapir), aufgefunden worden ist — das größte Landsäugetier, lebt in sumpfigen Fluren und Wäldern. Dort trabt er langsam und stille einher; verfolgt, bricht er mit vorgerecktem Kopfe in gerader Richtung, und, trotz seiner unförmlichen Körpermasse, in raschem Laufe alles niedertretend, durch Gebüsch und Röhricht; aber wo er sich sicher weiß, weidet er harmlos am grasigen Ufer der Flüsse, in die er sich, ein geschickter Schwimmer, gern Zurückzieht, wenn ihn die Stechfliegen peinigen. Die Jagd auf ihn ist besonders angenehm, weil sie zugleich ge- sahrlos ist. Mehrere Jäger stellen sich in den Niederungen des Waldes auf, durch welche die Tapire aus den benachbarten Sumpfwiesen zu wechseln pflegen. Ein jeder nimmt seinen Stand an einem starken Baume, um sich, wenn das Tier gerade auf ihn loslaufen sollte, da- hinter verbergen zu können, und erwartet hier das Wild, welches durch einige Hunde aufgescheucht, die gewohnten Wege durch den Wald einschlägt. In den Stunden der Erwartung, welche der europäische Jäger an solchen Plätzen zubringt, kann er sich den Eindrücken des Stilllebens in einer brasilianischen Waldung überlassen. Seine Augen
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