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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 38

1886 - Berlin : Hofmann
38 Zweiter Teil. Das Mittelalter. zerstört und sein Wiederaufbau verboten (Zertrümmerung des Car-roecio). Aber der Widerstand der Städte, die sich nun zu einem großen Bunde zusammenschlossen, wurde dadurch nicht gebrochen. Verstärkt wurde derselbe dadurch, daß der Papst mit den Städten gemeinsame Sache machte, und so der alte Streit zwischen Kirche und Kaisertum wieder angefacht wurde. Das Glück Friedrichs diesen beiden Gegnern gegenüber war sehr schwankend. Eine furcht-1176 bare Niederlage bei Legnano 1176 wurde für ihn dadurch herbeigeführt, daß mehrere deutsche Fürsten, der Romzüge müde, die Heeresfolge verweigerten, unter ihnen vor allen Heinrich der Löwe, der mit dem Kaiser zerfallen war und von diesem auch nicht durch persönliche Bitte zur Heeressolge bewogen werden konnte (Zusammenkunft zu Partenkirchen; Friedrichs Gemahlin Beatrice von Burgund). Trotz dieses großen Mißerfolges erlangte Friedrich aber doch einen durchaus günstigen Frieden, sowohl mit den Städten als auch mit dem Papste Alexander Iii. (Waffenstillstand zu Venedig 1177 und Frieden zu Konstanz 1183). Nun konnte er daran denken, sein Ansehen in Deutschland wieder herzustellen und Heinrich .den Löwen zu züchtigeu. Heinrich, dreimal zur Verantwortung geladen, erschien nicht und wurde von Friedrich in die Reichsacht gethan, seiner Lehen für verlustig erklärt und aus Deutschland verbannt. Die große Ländermasse aber, welche er in seiner Hand vereinigt hatte, wurde geteilt und an verschiedene Fürsten vergeben: das östliche Sachsen kam an Bernhard von Askanien, den Sohn Albrechts des Bären, Bayern aber wurde Otto vou^Wittelsbach, dem Ahnherrn des jetzigen bayerischen Königshauses, gegeben. Anmerkung. So gefährlich Heinrich der Löwe der Einheit des Reiches geworden Jst, so nützlich ist andererseits seine Wirksamkeit für die Ausbreitung und Befestigung des deutscheu Elements in den Gegenden rechts von der Unterelbe und an den Küsten des baltischen Meeres gewesen. Diese Bestrebungen Heinrichs, welche auch Bernhard von Askanien mit übernahm, waren damals um so notwendiger und segensreicher, als die Hohenstaufen ihr Augenmerk vorzugsweise, ja fast ausschließlich auf den Süden lenkten und die deutsche Kolouisationsbeweguug nach Osten und Norbert ganz vernachlässigten. — Nachbem Friedrich so seine Macht in Dentschlanb hergestellt, feierte er bnrch ein Fest von ungeheurem Glanze, das uns von

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 163

1886 - Berlin : Hofmann
§92. Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo. Neuordnung Europas. 163 sie die Heilung derselben ermöglicht. Er war eine Gottesgeißel wie Attila; aus den Trümmern seines Werkes wuchs neues Leben empor. — Die auf Deutschland bezüglichen hauptsächlichen Bestimmungen des Wiener Kongresses, der nach dem Sturze Napoleons wieder zusammentrat, waren folgende: Preußen und Österreich wurden hergestellt in ihrem früheren Umfange. Preußen mußte zwar von seinen früheren Besitzuugeu einige abtreten, z. B.- an Hannover Ostfriesland, was bei der maritimen Wichtigkeit dieses Laudes und der Treue seiner Bewohner besonders schmerzlich war; dafür erhielt es aber Ersatz in Schwedisch-Pommern und der Hälfte des Königreichs Sachsen, sowie in den Herzogtümern Jülich und Berg und den früheren Kurfürstentümern Trier und Köln. Österreich aber erhielt die Lombardei und Venetien, die illyrischen Provinzen, Tirol, Salzburg und Galizien. Das deutsche Kaiserreich wurde nicht wiederhergestellt: dafür aber schuf man den sogenannten Deutschen Bund — Buudesakte 8. Juni 1815; Wiener Schlußakte 15. Mai 1820. Derselbe bestand ans 39 souveränen Staaten, welche zur Ordnung ihrer gemeinsamen Angelegenheiten den sog. Bundestag zu Frankfurt a/M. unterhielten. Dieser deutsche Bund war wegen seiner Vielgestaltigkeit und der schwerfälligen Verfassung nicht imstande, den Wünschen der deutschen Nation nach Einheit und Macht auf die Dauer zu genügen. Auch trug er den Keim seines Unterganges in sich, da bei der gleichen Machtstellung Preußens und Österreichs zwischen diesen beiden Staaten sich ein Ringen um die Führung in Deutschland einstellen mußte, welches schließlich zum offenen Bruch und zu einer Neuordnung der deutschen Verhältnisse führte. Zunächst freilich war der Wunsch nach Frieden vorherrschend. Um denselben in ganz Europa aufrecht zu erhalten, schloffen Österreich, Rußland und Preußen noch im Jahre 1815 die sogenannte Heilige Allianz. Repetition. § 89. Die Erhebung Preußens geschieht besonders durch die Reformen zur Entfaltung der Volkskraft. Freiherr vom Stein: Aufhebung der bäuerlichen Hörigkeit, Selbstverwaltung der Städte. Nach seiner Entlassung (erzwungen von Napoleon) setzt sein Werk fort Hardenberg. — Reformen im Heerwesen: allgemeine Wehrpflicht, neue Ausbildung der Soldaten, Verbesserung des Offiziersstandes; Scharnhorst und Gneisenau. — Geistige Erhebung der Nation: Fichtes Reden an die deutsche Nation. Stiftung der Universität Berlin 11*

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 167

1886 - Berlin : Hofmann
§ 95. Deutschland bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I. 167 der Königin Luise und verkörperte die Vorstellung, welche von Friedrich dem Großen im Herzen des Volkes lebte, in dem herrlichen Reiterstandbild dieses Königs in Berlin. In Süddeutschland, unter dem kunstsinnigen Bayernkönig Ludwig, wirkten der Baumeister Klenze (Walhalla!) und der Bildhauer Schwanthaler. Die Malerei nahm einen ungeahnten Aufschwung in den Werken und durch den Einfluß des großen Meisters Peter Cornelius, an den sich die Malerakademien in München und Düsseldorf anlehnten. Auch die Musik schritt erfolgreich auf den Bahnen der großen Meister Mozart und Beethoven weiter und fand talentvolle Vertreter in Schubert, Weber, Mendelssohn, Schumann und in Richard Wagner, welcher indes ganz neue und eigenartige Wege einschlug. Die deutsche Wissenschaft hob sich im 19. Jahrhundert höher als jemals zuvor. Alle Gebiete menschlichen Wissens durchdringt der deutsche Geist und auf allen hebt er Schätze. In manchen Disziplinen gehören die ersten Namen unserem Volke an — Alexander von Humboldt, Carl Ritter; Niebuhr, Leopold von Ranke, Mommsen; die Brüder Grimm, Diez; Justus von Liebig; Helmholtz und viele andere. § 95. Deutschland bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I. Die Entwicklung unseres Vaterlandes hat seit der Abschüttelung des französischen Joches von zwei tiefgehenden Bestrebungen ihre Richtung erhalten. Dieselben sind: n,) Das Streben nach politischer Freiheit. In Frankreich war durch die Revolution von 1789 das unumschränkte (absolute) Königtum gestürzt worden und wenigstens der Grundsatz, daß die Nation auf die Teilnahme an der Regierung Anspruch habe, hatte sich Bahn gebrochen. Dieser Gedanke der Volksvertretung verbreitete sich über den Kontinent und fand auch in der deutschen Nation begeisterten Anhang. Da nun an der Befreiung des Landes von Napoleon das ganze Volk ohne Unterschied der Stände mitgewirkt, so hoffte man, daß diesem Volke hinfort auch die Teilnahme an der Leitung feiner eigenen Angelegenheiten durch sogen, „land ständische Verfassungen" gewährt werden würde. In der That waren in der Bundesakte (vgl. § 92) solche

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 168

1886 - Berlin : Hofmann
168 Geschichte der neueren Zeit. Verfassungen versprochen worden. Diese Versprechungen aber wurden nicht allenthalben sogleich erfüllt, vielmehr machte sich seitens mancher Regierungen, besonders auch durch den Einfluß des österreichischen Ministerpräsidenten Metternich, das Bestreben geltend, die Zustände des unumschränkten Fürstentums zurückzuführen, den erwachten Freiheitstrieb der Nation wieder zu unterdrücken. Diese Bestrebungen nahmen oft eine sehr schroffe Form an und äußerten sich z. B. in der Bücherzensur, der Beschränkung der freien Lehre 1819 der Hochschulen re. (Karlsbader Beschlüsse 1819). Aber solche Maßnahmen hatten nur den Erfolg, daß der Wunsch nach Freiheit immer gewaltsamer hervorbrach, ja daß er oft sogar über das heilsame Maß hinaus und in republikanische Strebungen überging. Dies geschah besonders in den deutschen Revolutionen 1848 des Jahres 1848, die sich mit besonderer Wucht in Berlin und Wien vollzogen, und wenn sie auch über das Ziel hinausschössen, doch eine neue Ära freiheitlicher Entwicklung anbahnten. Nach und nach haben endlich die meisten deutschen Regierungen dem Wunsche des Volkes, besonders des gebildeten Mittelstandes, nachgegeben, und heute haben, mit Ausnahme der beiden Mecklenburg, alle Staaten des deutschen Reiches, wie dieses selbst, Verfassungen mit Volksvertretuug (Repräfentativ-Verfassuugeu). Diese Vertretung geht aus allgemeiner (direkter oder indirekter) Wahl des Volkes hervor. b) Ebenso mächtig als das Streben nach politischer Freiheit regte sich in der deutschen Nation der Wunsch nach Einigung aller deutschen Stämme zu einem Ganzen. Der Bundestag, auf dem sich bald die kleinlichen Interessen der Einzel-regierungen vordrängten, genügte diesem Wunsche nicht. Zumal wurde seine Erfüllung in Frage gestellt durch die Rivalität der beiden innerhalb des deutschen Bundes vereinigten Staaten Preußen und Österreich. Die deutsche Einheit konnte nur, das sahen alle Verständigen ein, durch Beseitigung dieses „Dualismus" hergestellt werden. Darum beschloß die im Jahre 1848 infolge der Februar-Revolution durch allgemeine Volkswahl zusammenberufene deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt die Auflösung des Bundestages und die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreichs mit Ausschluß Österreichs (der Präsident Heinrich von Gagern). Die erbliche deutsche Kaiserkrone wurde König 1840 Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen, der im Jahre 1840 seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne gefolgt war, angeboten.

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 169

1886 - Berlin : Hofmann
96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Dänischer Krieg. 169 Derselbe schlug jedoch ihre Annahme aus. Damit war zunächst der Traum der deutschen Patrioten zerronnen. Gleichwohl ruhte auf Preußen die weltgeschichtliche Sendung, die Einheit und die Größe des deutschen Volkes herbeizuführen. Waren die Hoheuzollern schon im 17. und 18. Jahrhundert (der Große Kurfürst und Friedrich der Große) die Vorkämpfer nationalen Ruhmes gewesen, so hatte das große Jahr 1813 gezeigt, welch thatkräftiger Patriotismus in dem preußischen Herrscherhause und seinem Volke lebte. Nach dem Wiener Kongreß verfolgte die preußische Regierung die Politik, Deutschlands Einheit auf Grund der Einigung in wichtigen Lebensfragen allmählich anzubahnen. Zu diesem Eude errichtete König Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1833 den Zollverein, demnach und nach alle deutschen Staaten, 1833 mit Ausnahme von Österreich, beitraten und der die Kleinstaaterei zunächst auf wirtschaftlichem Gebiete beseitigte. § 96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Der dänische Krieg. Nachdem nun Preußen diese Einheitspolitik zwar vorübergehend zu Anfang der fünfziger Jahre Österreich gegenüber aufgegeben (Vertrag zu Olrnütz!), nahm es dieselbe desto kräftiger wieder auf, als 1861 auf König Friedrich Wilhelm Iv. König 1861 Wilhelm I. folgte, welcher bald darauf (1862) den großen Staats- 1862 mann Otto von Bismarck-Schönhausen zum Ministerpräsidenten ernannte (geb. 1. April 1815). Beide Männer sahen ein, daß die Durchführung der deutschen Einheit nur im Widerstreit mit Österreich, welches beständigen Anspruch auf die Hegemonie erhob, möglich sei. Darum war des Königs erste Sorge, durch eine Reorganisation der preußischen Wehrkraft seinem Staate den Sieg über Österreich zu sichern. Unbeirrt durch das Widerstreben einer großen, mit diesem kostspieligen Unternehmen unzufriedenen Partei, fetzte die Regierung die Reform durch (Bismarcks mutiges Auftreten in der Konflikts -Periode; Kriegsminister von Roon). Österreich aber suchte die weitverbreitete Unzufriedenheit zur Stärkung seines Einflusses zu benutzen (Fürstenkongreß zu Frankfurt 1863), und vielleicht wäre 1863 der Krieg schon setzt ausgebrochen, wenn nicht eine andere Angelegenheit denselben hinausgeschoben hätte.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 170

1886 - Berlin : Hofmann
170 Geschichte der neueren Zeit. 1864 Der dänische Krieg 1864. Die Schleswig - Holsteiner hatten schon in den Jahren 1848/49 für ihre Selbständigkeit gegenüber Dänemark gekämpft, welches die Herzogtümer dem Gesamtstaate widerrechtlich einverleiben wollte, und schon damals hatten die deutschen Staaten den Stammesbrüdern beigestanden, wenn auch ohne den gewünschten Erfolg. Als nun nach dem Tode Friedrichs Vii. der neue König Christian Ix. die Gesamtstaatsverfassung, gezwungen vom Volke, aufrecht erhalten wollte, und dem gegenüber Herzog Friedrich von Angustenburg sich zum Herzog von Schleswig-Holstein aufstellen ließ, erhoben sich die deutschen Großmächte Preußen und Österreich gemeinsam, um das Schicksal der Herzogtümer in ihre Hand zu nehmen. In dem Kriege, der rtuu ausbrach, wurden die Dänen besonders durch die Preußen, welche bei den Düppeler Schanzen und auf Alfen Wunder der Tapferkeit verrichteten, geschlagen und gezwungen, in dem Wiener Frieden sämtliche Ansprüche auf die Herzogtümer an Österreich und Preußen abzutreten. Aber in dieser gemeinsamen Aufgabe der zwei Großmächte lag der Keim des entscheidenden Zerwürfnisses. § 97. Der deutsche Krieg von 1866. Zunächst wurde in den Herzogtümern eine gemeinsame preußisch-österreichische Verwaltung eingesetzt. Da jedoch Österreich die Ansprüche des Herzogs von Angustenburg förderte, Preußen aber unmöglich dulden konnte, daß sich an seiner Nordgrenze ein neuer selbständiger Staat bildete, so wurde die Lage immer schwieriger. 1865 Zunächst wurde in dem Gasteiner Vertrage (1865) bestimmt, daß Holstein von Österreich, Schleswig aber von Preußen verwaltet werden sollte. Indes auch dieser Zustand war auf die Dauer-unhaltbar. Preußen suchte indessen eine Reform der Bundesverfassung durchzusetzen, darauf abzielend, Österreich aus dem Bunde auszuschließen; denn Bismarck sah ein, daß eine Einigung Deutschlands mit Österreick> nicht lebenskräftig sein würde. Als nun Österreich, um dies zu hintertreiben, in Schleswig-Holstein die Bestimmungen des Gasteiner Vertrages verletzte (Berufung der holsteinischen Stände; Überweisung der Angelegenheit an den Bund!), ließ König Wilhelm eine Armee unter General Mantensfel in Holstein einrücken. Der österreichische General zog sich zurück, seine Regierung aber setzte bei dem Bunde den Bundeskrieg gegen Preußen durch. Preußen erklärte nunmehr denbnnd für auf-

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 171

1886 - Berlin : Hofmann
§ 98. Der deutsch-franz. Krieg u. d. Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. 171 gelöst, und der Krieg begann. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Staaten stand auf Österreichs Seite — ganz Süddeutschland, sowie Hannover, Sachsen, Kurhessen und Nassau. Aber durch die überraschendste Schnelligkeit und eine bewunderungswürdige Präzision der Bewegung gelang es den preußischen Truppen, in wenigen Wochen alle Feinde zu besiegen. Die Hannoveraner wurden durch die Schlacht bei Langensalza an der Verbindung mit den Bayern gehindert. In Böhmen bereiteten die siegreichen Kämpfe des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und des Prinzen Friedrich Karl den Hauptschlag vor. Nachdem König Wilhelm selbst, begleitet von seinem Generalstabschef, dem Grafen Moltke, den Oberbefehl übernommen, wurden die Österreicher in der großen Schlacht bei König - 3. Je grätz (3. Juli 1866) vollständig geschlagen. Dadurch war der 1*°l> Krieg entschieden. Siegreich drangen die preußischen Heere bis in die Nähe von Wien vor. — Auch iu Bayern und Hessen heftete sich der Sieg an die preußischen Fahnen. Endlich mußten Österreich und seine Verbündeten mit Preußen Frieden schließen; die Bedingungen waren, dank der vordenkenden Staatsweisheit König Wilhelms und seines Ministerpräsidenten, sehr maßvolle: geringe Geldentschädigungen und noch geringere Landabtretungen seitens Österreichs und der süddeutschen Staaten. — An Italien, das im Bündnis mit Preußen gewesen, aber unglücklich gekämpft hatte, trat Österreich Veuetien ab. Preußen aber erhielt Hannover, Kurhessen, Hessen-Homburg, Frankfurt, Nassau und Schleswig-Holstein, einen Machtzuwachs, durch den es immer mehr gekräftigt wurde zu seiner großen Aufgabe der Einigung Deutschlands. Alle norddeutschen Staaten traten nun unter Preußens Führung zu dem militärisch und wirtschaftlich festgeschlossenen Norddeutschen Bunde zusammen. Mit den süddeutschen Staaten wurde für den Fall gemeinsamer Gefahr ein Schutz- und Trutzbüudnis geschlossen. § 98. Der deutsch-französische Krieg und die Wiederausrichtung des Deutschen Reiches. Die wachsende Macht Preußens und die zunehmende Einigung Deutschlands war dem französischen Kaiser Napoleon Iii. und seinem zu krankhaftem Selbstbewußtfeiu überreizten Volke ein Dorn im Auge. Denn die Entstehung eines starken deutschen Reiches

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 172

1886 - Berlin : Hofmann
172 Geschichte der neueren Zeit. mußte das französische Übergewicht („Prestige") in Europa notwendig brechen. Darum trieb eine mächtige Partei am kaiserlichen Hofe zu Paris zum Kriege. Der Anlaß wurde leicht gefunden. Als dem Prinzen von Hohenzollern, einem entfernten Verwandten König Wilhelms, der erledigte spanische Thron angetragen, aber von demselben ausgeschlagen wurde, verlangte der französische Gesandte Benedetti im Auftrage seiner Regierung von unserem Kaiser, daß er schriftlich erkläre, es solle Hinsort nie ein Hohenzollernprinz an die Erlangung des spanischen Thrones denken. König Wilhelm, obwohl ausrichtig der Erhaltung des Friedens ergeben, verweigerte die Erfüllung dieses gänzlich unnötigen und anmaßenden Verlangens. 1870 Darauf erklärte am 19. Juli 1870 der Kaiser Napoleon an Preußen den Krieg. Er hoffte auf den Beistand der süddeutschen Staaten. Aber vergebens. Mit bis dahin nie gesehener Einmütigkeit erhob sich das deutsche Volk gegen den Erbfeind, und aller Hader war vergessen. An die Spitze der deutschen Streitmacht trat König Wilhelm I. von Preußen. Ehe sich die Franzosen, durch Selbsttäuschung über ihre Kräfte in Sicherheit gewiegt, deffen versahen, standen die deutschen Heere auf französischer Erde. Die siegreichen Schlachten bei Weißenburg und bei Wörth, sowie die blutige, heldenmütige Erstürmung der Spich er er Höhen trieb die Franzosen von der Grenze mehr ins Innere. Nachdem es ihnen durch die Schlacht bei Conr-celles unmöglich gemacht war, von dem festen Chalons aus einen neuen Vorstoß zu unternehmen, wurden sie in den großen Schlachten bei Mars la Tour (Vionville) und bei Gravelotte (St. Privat) völlig geschlagen. Prinz Friedrich Karl schloß als-2o.aug. dann die Armee des Feldmarschalls Bazaine in Metz ein (20. Aug.). Der Marsch all Mae Mahon suchte nun Metz zu entsetzen. Aber die Kronprinzen Albert von Sachsen und Friedrich Wilhelm von i.sept. Preußen zogen ihm entgegen: bei Sedan wurde am 1. Septbr. das französische Heer geschlagen und mußte sich, da es sich in der 2. Sept. kleinen Festung Sedan nicht halten konnte, am folgenden Tage ergeben. Mit 84000 Mann geriet auch Kaiser Napoleon in deutsche Gefangenschaft (Wilhelmshöhe). Die Folge dieses Ereignisses war die Absetzung Napoleons und die Pro-4.Sept. klamierung der Republik in Paris, 4. Sept. (Gambetta). Die nächste Aufgabe der Deutschen war nun, Paris zu erobern. Diese Aufgabe aber war um so schwieriger, als ein großer

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 174

1886 - Berlin : Hofmann
174 Geschichte der neueren Zeit. 1871 am 28. Januar. Es wurde nun zunächst ein Waffenstillstand geschlossen, welchem bald der Präliminarfriede zu Versailles folgte: Deutschland erhielt außer 5 Milliarden Kriegskostenentschädigung das ganze Elsaß, mit Ausnahme von Belfort, und den deutschen Teil von Lothringen mit Metz und Thionville. Dieser io.mai Frieden wurde am 10. Mai, nachdem der Marschall Mac Mahon die furchtbare Revolution der Kommune in Paris unterdrückt hatte, zu Frankfurt a/M. endgültig abgeschlossen. — So endete dieser Krieg mit der gänzlichen Niederwerfung Frankreichs. Aber das Blut unserer Krieger sollte die deutsche Einheit wiederherstellen. Vergessend alle frühere Zwietracht, boten die deutschen Stämme, voran der edle Bayernkönig Ludwig, dem König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone an; am i8.San. 18. Jan. 1871 erfolgte im großen Glassaale des Schlosses zu Versailles die Kaiserproklamation. Seitdem bilden die deutschen Staaten mit Ausschluß Österreichs, das aber auch mit uns ausgesöhnt ist, eilten engen Bund, das Deutsche Reich; die Führung steht Preußen zu, dessen König im Falle des Kriegs den Oberbefehl über alle Heere führt; während das Volk durch direkte Wahl seine Vertreter in den Reichstag entsendet, sind die Regierungen vertreten in dem Bundesrate, dessen Vorsitz der Reichskanzler führt. — Seit dem großen Kriege ist der leitende Einfluß in Europa auf das Deutsche Reich übergegangen. Derselbe wird von dem Kaiser und den verbündeten Regierungen vor allen Dingen zur Erhaltung des europäischen Friedens ausgeübt, gemäß den Versprechungen der Thronrede, mit welcher der erste Reichstag ant 2i.märz21. März 1871 zu Berlin eröffnet wurde. Im Innern hat das junge Reich bisher mit ganzer Kraft an seinem Ausbau mtb seiner Festigung gearbeitet. Große Gefahren find seit jener Zeit zu Tage getreten, besonders solche, die durch die mißliche wirtschaftliche Lage des Volkes veranlaßt waren. Die auf den Umsturz der bestehenden Staatsordnung gerichteten Bestrebungen der Sozialdemokratie haben sogar zu verschiedenen Malen das Leben unseres Kaisers gefährdet; aber ihre Gefahren werden heute geringer, seit durch den Kaiser und den Fürsten Bismarck eine Politik umfassender Fürsorge für die arbeitende Bevölkerung aufgenommen ist. Auch der religiöse Friede, welcher in den siebziger Jahren durch deu Kampf zwischen Kirche und Staat schwer erschüttert war,

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 176

1886 - Berlin : Hofmann
176 Geschichte der neueren Zeit. die ihm von der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt angebotene Kaiserkrone ab. Gleichwohl ist Prenßen berufen, die Einheit Deutschlands herzustellen: König Wilhelm I. (seit 1861) und Otto von Bismarck (Ministerpräsident seit 1862); preußische Armeereform. Zerwürfnis Österreichs mit Preußen nach dem dänischen Kriege (1864), durch welchen Schleswig-Holstein den Dänen entrissen wurde. § 97. Der Krieg von 1866. Preußen löst den Bund auf, der auf Österreichs Antrag Krieg gegen Prenßen beschließt. Schlachten bei Langensalza und Königgrätz. Preußen siegt allenthalben. Frieden: Preußen annektiert Hannover, Kurhessen, Hessen-Homburg, Frankfurt, Nassau, Schleswig-Holstein. Gründung des Norddeutschen Bundes 1866. §98. Der deutsch-französische Krieg 1870 — 1871. König Wilhelm und Benedetti. Kriegserklärung Napoleons 19. Juli. Schlachten bei Weißenburg, Wörth, Spichern; bei Mars la Tour und Gravelotte. Einschließung von Straßburg und Metz. Die zum Entsatz der letzteren Stadt geschickte Armee wird in Sedan 2. September gefangen, mit ihr Napoleon. 4. September Frankreich Republik. 19. September Beginn der Belagerung von Paris. 28. September Straßburg kapituliert. 28. Oktober Metz kapituliert. Die französischen Entsatzarmeen werden geschlagen: a) Loirearmee (Kämpfe um Orleans und bei Le Mans), b) die Nordarmee (Schlachten bei Amiens und bei St. Quentin). Die von Suden gegen das Elsaß vordringende Armee Bonrbakis wird durch General Werder aufgehalten und endlich über die schweizerische Grenze geworfen. — Die Belagerung und Beschießung von Paris endet mit der Kapitulation der Hauptstadt 28. Januar 1871. Präliminarfriede zu Versailles: Elsaß-Lothringen deutsch; 5 Milliarden Kriegskostenentschädiguug. Der definitive Friede, nach Unterdrückung des Aufstandes der Kommune von Paris, zu Frankfurt a/M. geschlossen 10. Mai. 18. Januar 1871: König Wilhelm I. von Preußen wird zum deutschen Kaiser proklamiert, im Schloß zu Versailles (König Ludwig von Bayern). § 99. Die wichtigsten Ereignisse in den anßerdentschen Staaten. A. Frankreichs politisches Leben war durch die Revolution und die in ihrem Gefolge entstehende Gewaltherrschaft Napoleons völlig aus dem Gleichgewicht geraten und hat bis zum heutigen Tage die Stetigkeit der Entwickelung noch nicht wieder erlangen können. 1815 Mch hem Sturze Napoleons wurde das Geschlecht der Bourbonen 1s94 wieder auf den Thron erhoben (Ludwig Xviii. 1815—1824; Karl X. 1824 —1830). Da dieses sich jedoch ganz den 23e-bt§ strebnngen auf Znrückführnng absoluter Königsgewalt hingab und 1830 der letztgenannte König, unter welchem übrigens Algerien französisch wurde, sogar die Freiheit der Presse aufheben wollte (Juli-Ordonnanzen), brach 1830 die zweite, fog. Juli-Revolution aus.
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