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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 56

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
56 — „Auf jedem Gute sollen innerhalb des Wohnraumes sich befinden Bettstellen. Pfühle. Federbetten. Bettleinen und Tücher für Tisch und Bänke. Gefäße von Kupfer. Blei. Eisen. Holz. Feuerböcke. Ketten. Kesselhaken. Haken, Borten. Äxte. Beile. Bohrer und alle dergleichen Geräte, so daß man es nicht nötig hat, sie wo anders her zu holen, ohne zu borgen. In unsere Weiberhäuser sollen die Amtleute der Bestimmung nach Stoff zur Arbeit geben lassen, das ist Flachs, Wolle, Waid. Scharlach, Krapp, Wollkämme, Kardendisteln, Seife. Schmer, Gefäße und anderes der Art, was hier notwendig ist. Ein jeder Amtmann soll in seinem Sprengel gute Handwerker haben, als da sind Eisenschmiede, Gold- und Silberschmiede, Schuster. Dreher. Zimmerleute, Schildmacher. Fischer. Vogelfänger, das ist Falkner, Seifensieder und Brauer, das sind Leute, welche Bier, Apfeloder Birnmost oder irgend ein anderes zum Trinken geeignetes Getränk bereiten können. Bäcker, welche Semmel für unsere Wirtschaft zu backen verstehen. Netzmacher u. s. w. — Ein jeder Landmann liefere Jahr für Jahr zu Weihnachten uns ein Verzeichnis von allem unserm Gute und Ertrag und zwar alles getrennt voneinander und wohl geordnet, damit wir imstande sind zu wissen, was und wieviel wir von jeder Art haben." In betreff der Obst- und Gemüsegärten verlangt Karl folgendes: ..Wir wollen, daß sie in den Gärten alle Pflanzen haben, als Lilien, Rosen. Steinklee. Krauseminze. Salbei. Raute. Beifuß. Gurken u. s. w. (Karl zählt 72 verschiedene Pflanzen auf.) Von Bäumen aber sollen sie haben: Obstbäume von verschiedenen Sorten, ebenso Birnbäume und Pflaumenbäume verschiedener Art, Ebereschen. Mispeln, Kastanien, Pfirsichbäume verschiedener Art, Quittenbäume. Haselnüsse, Mandelbäume u. s. w." Nun folgen die Namen verschiedener Äpfelsorten; Karl verlangt Winteräpfel und frühreife, ebenso verschiedene .Birnen, Kochbirnen und Spätlinge. Die Einzahlung der Gelder vom Wirtschaftsertrage soll jährlich in der Fastenzeit, am Palmsonntage, geschehen, nachdem die Rechnungen des laufenden Jahres von dem Könige durchgesehen sind. Des Königs Einrichtungen auf den Kammergütern wurden von den Großen vielfach nachgeahmt, die Landwirtschaft blühte auf. Nicht wenig trugen dazu auch die Umsiedelungen bei, welche Karl vornahm: er verpflanzte Sachsen nach Süddeutschland, die dort für ihren Unterhalt Land urbar machen mußten, in die leer gewordenen Plätze im Sachsen-

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 99

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
99 Altarbild riß die ganze Stadt zur Bewunderung hin und brachte die Lästerzungen seiner italienischen Kunstgenossen zum Schweigen. Nach seiner Rückkehr aus Italien beschäftigten ihn hauptsächlich große Gemälde, die er im Austrage von Fürsten und reichen Kaufherren ausführte. Wiederholt klagt der Meister über den kärglichen Lohn, der ihm für seine große Mühe zu teil wird. An einer Haupttafel hatte er, um nur ein Beispiel herauszugreifen, ein ganzes Jahr gemalt und trotzdem nur 200 Gulden dafür bekommen. Dieser Umstand führte ihn zum Holzschnitt und zum Kupferstich zurück. 1511 erschien die „Große Passion" in zwölf Blättern, mit dem Abendmahl beginnend, mit der Auferstehung endigend. In demselben Jahre kam das „Marienleben" in neunzehn Blättern heraus; ihm folgte dann als drittes Holzschuittwerk ebenfalls 1511 die „Kleine Passion" in sechsunddreißig Blättern. Sie umfassen das Erlösungswerk vom Sündenfall bis zum jüngsten Gericht und zeigen als Titelblatt den in Schmerz versunken dasitzenden Heiland mit der Dornenkrone. Außer diesen drei Reihenfolgen, neben denen er noch Einzelblätter herstellte, gab er nun auch noch feine von 1507 bis 1513 ausgeführte Kupferstichpassion in sechzehn Blättern heraus. Schier unerschöpflich erscheint der Reichtum Dürers in der Auffindung immer neuer Seiten an bereits oft dargestellten Scenen, und so steht er auch in der Technik auf der Höhe seiner Kunst, die durch ihn bis zur Vollkommenheit geführt wurde. Er entnahm seine Stoffe zwar mit großer Vorliebe dem religiösen Gebiete, jedoch verschloß er sein Auge auch dem weltlichen Leben nicht. Das bezeugen eine ganze Reihe von Bildern, die der Künstler aus dem täglichen Leben herausgegriffen hat, z. B. das tanzende Bauernpaar, der Dudelsackpfeifer, der Marktbauer mit seiner Frau u. a. In mehreren Werken widmet Dürer dem Leben Kaiser Maximilians I. seine Kunst. („Ehrenpforte" in zweiundneunzig Tafeln; der „Triumphzug" in vierundzwanzig Blättern und des Kaisers Gebetbuch mit Randzeichnungen.) Diesen Werken gesellen sich die Porträts bedeutender Persönlichkeiten bei, z. B. das des Erasmus von Rotterdam, Friedrichs des Weisen und Melanchthons. Im Jahre 1520 unternahm Dürer mit seiner Frau eine Reise nach den Niederlanden, wo er sehr ehrenvoll aufgenommen wurde. Auch hier tritt wieder der nie ermüdende Eifer des großen Künstlers, sich zu belehren, hervor. Überall läßt er sich die Bilder berühmter Meister zeigen und scheut mitten im Winter die beschwerliche Reise nach Seeland 7 *

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 55

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
55 bleiben, daß der Bund zerfiel und nur eine lose Verbindung unter den Städten am Rheine bestehen blieb. (Nach Schwebel.) Diesem ersten Versuche, durch Bündnisse mit Gleichgesinnten den Landfrieden zu erhalten, sind dann noch sehr viele andere gefolgt, aber kein Bund hat lange Bestand gehabt. Die wichtigsten in der langen Reihe der Verbindungen sind folgende: Der schwäbische Bund von 1376, der sich besonbers gegen den Grafen Eberharb von Württemberg richtete (Schlachten bei Reutlingen 1377 und bei Döffingen 1388), der neue rheinische Bund, der 1354 auf Veranlassung Karls Iv. entstand, und der schwäbische Bund von 1488. Derselbe hatte einen Bundesrat, ein Bundesgericht und ein Bundesheer von 12000 Mann Fußvolk und 1200 Mann Reiterei. Obgleich er fast fünfzig Jahre bestand, hat er doch für die dauernde Befestigung des Landfriedens wenig von Bedeutung geleistet. Erst als die Städte erkannten, daß die geheime Feinbschast der Fürsten gegen ihre Wohlfahrt nie ganz zu überwinben war, vielmehr bei der geringsten Veranlassung offen ausbrach, verzichteten sie auf diese Verbindung und suchten untereinanber engeren Anschluß. Das führte zur Entstehung des Hansabunbes. i&®e?ra. Sein Anfang ist in Dunkel gehüllt, sein Name führt uns zurück bund. zu der fernsten Vergangenheit. In der gotischen Bibelübersetzung des Ulfilas heißt es Marc. 15, 16: ,Die Kriegsknechte aber führten Jesum hinein in das Richthaus und riefen zusammen alla liansa b. i. die ganze Schar/ Es bebeutet bemnach soviel wie: kriegerische Verbindung, Heeresabteilung. Im Saufe der Zeit veränderte sich der Sinn des Wortes etwas, man bezeichnete zumeist kaufmännische Vereinigungen sowie die Abgaben oder Zahlungen, welche das Recht, an einer solchen Vereinigung teilzunehmen, dem Einzelnen auflegt, damit; dieselbe Bedeutung Haben Gilbe, Jnmmg, Zeche, Gaffel u. s. w. Nur in der Genossenschaft, in der Vereinigung konnte im Mittelalter der Einzelne wirken und für seine Thätigkeit den nötigen Schutz finben. Die Verbindung mit Gleichstrebenben umfaßte das ganze Leben, war in vielen Fällen erblich und biente als Mittel zur Erfüllung der mannigfaltigsten Zwecke, wissenschaftlicher, künstlerischer, religiöser nicht weniger, als staatlicher, landwirtschaftlicher und gewerblicher. „Die Hansa war, ehe sie ein Bund deutscher Städte ward, eine Vereinigung derjenigen deutschen Kaufleute, die über Land und Meer zogen, um die Waren an ihrer Ursprungsquelle zu holen und den Käufern zuzuführen. Dem Verkehr der bamaligen Zeit fehlte Auftrags- und

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 166

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
166 Schüchtern noch streben die zarten Spitzen zum Sichte, die Knospen schwellen, aber sie wagen noch nicht, die schützende Hülle abzuwerfen; nur das Schneeglöckchen läutet das hohe Fest der auferstehenden Natur ein. Wenige laue Tage nur, da hängen Weide und Hasel voller Kätzchen, im Sonnenglanze entfalten sich die Blätter, und Primel und Maiglöckchen, Veilchen und Aurikeln öffnen ihre Blüten. Da hält'- die Mädchen nicht länger im Hause: sie streifen durch Wiesen und Wälder, um Blumen zu suchen. Auf der Straße oder auf der Wiese schwingen Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, den Federball. „Wer den bunten Ball zu werfen hat, sendet ihn mit einem Gruße nach einem, den er lieb hat. Die behenden Bewegungen, der kräftige Wurf, die kurzen Zurufe an Freunde und Gegner sind die Freude der Zuschauer und der Spielenden. Und kommt der sonnige Mai. dann holen die Mädchen den Festschmuck aus der Lade und winden Kränze für ihr Haar und das ihres Freundes. So ziehen sie, bekränzt und mit Bändern geschmückt, den Handspiegel als Zierat an der Seite, mit ihren Gespielen auf den Anger oder zur Dorflinde, wohl hundert Mädchen und grauen sind dort zum Reien versammelt. Dorthin eilen auch die Männer in reicher Kleidung. Der Gürtel ist wohlbeschlagen mit glänzendem Metall, ein Eisenhemd ist in das Kleid gesteppt, die Spitze des Schwerts klingt im Gehen an die Ferse. Die stolzen Knaben sind voll Freude am Kampf, herausfordernd, jeder eifersüchtig auf seine Geltung. Mit Leidenschaft werden die großen Reien getanzt, kühn sind die Sprünge, voll Jubel die Freude, überall die Poesie einer fröhlichen Sinnlichkeit. Laut singt der Ehor der Umstehenden den Text des Reiens, leise fingt das Mädchen die Weise mit. In zahllosen Veränderungen wird das Ausgehen des Frühjahres gerühmt, diesen Strophen folgen andere, zum Teil in lockerem Zusammenhange, wie aus dem Stegreif gedichtet, den Schnaderhüpflen ähnlich, welche sich in Oberdeutschland bei Volkstänzen bis jetzt erhalten haben. Oft i]t der Inhalt ein Streit zwischen Mutter und Tochter, die sich gegen den Rat der Mutter zum Feste schmückt, oder ein Lob schöner Mädchen, ober drollige Auszählung der tanzenden Paare; oft enthält der Text Angriffe auf eine Gegenpartei unter den Tänzern, welche geschildert und verhöhnt werden. Denn leicht bilden sich beim Tanze Parteien, durch spitze Verse wird der Gegner herausgefordert; der Ruhm des jungen Burschen ist, sich nichts bieten zu lassen, der kräftigste Tänzer, der gewandteste Sänger, der kühnste Schläger zu fein. Auf den

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 42

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
42 Feind: den schwäbischen Bund zu verwenden. Die Bauern ihrerseits hofften in Herzog Ulrich gleichfalls eine willkommene Hilfe gegen den schwäbischen Bund zu gewinnen. Nicht Gemeinschaft oder Verwandtschaft grundsätzlicher Ansichten und Bestrebungen führte die Bauern und Herzog Ulrich zusammen; sie wollten lediglich einen gemeinsamen Gegner mit gemeinsamer Kraft zu Boden werfen. Daß die Bauern die Haltung des schwäbischen Bundes richtig beurteilten, geht aus dem Wort (vom 17. Februar 1525) des bayrischen Kanzlers Leonhard von Eck hervor, welcher allzeit einer der grimmigsten Feinde der Bauern gewesen und mit seinem Rat die Entschließungen des schwäbischen Bundes beherrschte: „Wenn der verfluchte Mann, der Herzog nit wär, fo wollten wir die Bauern wohl erputzeu." Die Vertreter des Allgäuer Hausens konnten darauf hinweisen, daß sie sich mit der Beteuerung und der Zusicherung friedlicher Absichten an Erzherzog Ferdinand, der von seinem Bruder Kaiser Karl V. als Vertreter in Deutschland zurückgelassen worden, gewandt hatten, daß indes ihre eindringlichen Forderungen an ihn, „als den kaiserlichen Statthalter, den Liebhaber der Gerechtigkeit, den Grund, Ursprung und Beschirmer des göttlichen Rechtes" bislang erfolglos geblieben. „Es hat etwas Rührendes, wie diese von ihren kleinen Herren gequälten und zur Notwehr getriebenen Leute im letzten Augenblicke noch ihre Blicke nach dem Kaiser richten, von welchem die niedrigen Schichten des Volkes gewohnt waren, Hilfe und Erlösung zu erwarten." Doch der Kaiser war fern, indes auch seine Anwesenheit hätte in diesem Punkte wenig gefruchtet. Ebensowenig wie Karl V. die Sprache seiner deutschen Unterthanen vollauf verstand, ebensowenig verstand er der deutschen Bauern Wesen und Art. Ebensowenig wie er bei seinen weltumspannenden Herrscherplänen dem deutschen Volke seine vornehm-lichste Sorge zuwandte, ebensowenig hatte er Sinn und Herz für des gemeinen Mannes Not und Klage. Auch der junge Erzherzog Ferdinand, welcher durch seine Erziehung schon dem deutschen Wesen entfremdet worden, hatte nicht genugsam Einblick in die volkswirtschaftlichen und staatsrechtlichen Verhältnisse Deutschlands, um die Klagen der Bauern begreiflich oder gar berechtigt zu finden. In feinen Entschließungen war er von seinen Ratgebern abhängig, und dies waren durchweg grundsätzliche Gegner der Bauern. Ulrich Schmid nun bekämpfte mit beweglich eindringlichen Worten solche ungestüme Hitze, welche nur Mittel der Gewalt anerkennen wollte. Er fand bei diesem Widerstreite einen redegewandten Beistand an

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 48

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
48 Das Schicksal des Reformentwurfes und seiner friedlichen Be- strebungen hing davon ab, ob und inwieweit die Herren der Bauern sich zu den gebotenen Einräumungen bereit finden ließen, oder ob und inwieweit eine höhere Macht, die Reichsregierung, gewillt war, bei den Herren der Bauern diese Einräumungen auf dem Wege der Gesetzgebung zu erzwingen. Manche dieser Einräumungen wären seitens der Herren thatsächlich Opfer gewesen; manche wären nur von den Herren als Opfer angesehen worden, während sie doch in Wahrheit lediglich ein Aufgeben rechtswidriger Zustände gewesen. Diese Opfer mußten von den Herren um so schwerer empfunden werden, je länger sie sich im Besitze dieser wirklichen oder vermeintlichen Rechte wußten. Viele der Herren versagten sich der Einsicht von der Un- abweisbarkeit einer verbessernden Umgestaltung; andern mangelte es trotz dieser Einsicht an Versöhnlichkeit und Opfermut. Die Selbstsucht überwog bei nur zu vielen den Sinn für das Gesamtwohl. Wo nur durch Thaten dem Verderben, wie es der drohende Bürgerkrieg in sich barg, gesteuert werden konnte, scheuten sie selbst vor einem versöhnlichen Worte zurück, um nur nicht ihrer Würde und ihrem Rechte, wie sie vermeinten, etwas zu vergeben. Das Reichsregiment begnügte sich damit, den schwäbischen Bund und die Bauernschaften durch zwei Gesandte zu einem friedlichen Ausgleich ermahnen zu lassen. Auf diesen ebenso schwächlichen wie kläglichen Versuch beschränkte sich die Mitwirkung des Reichsregiments bei einer der wichtigsten Lebensfragen des Reiches. Entscheidend wurde die Haltung des schwäbischen Bundes. Zwar stellten einige der kleineren Bundesstädte den Antrag auf Verständigung mit den Bauern. Sie fürchteten Unruhen innerhalb ihrer eigenen Mauern; sie fürchteten bei einer Erhebung der Bauern für sich selbst Rückgang in Handel und Gewerbe. Der schwäbische Bund indes ließ sich in seinen Entschließungen durch Rücksichten anderer Art bestimmen. Der Versuch des Herzogs Ulrich von Württemberg, sein Land wieder zu gewinnen, war gescheitert, noch ehe die gegen ihn aufgebotene Kriegsmacht des schwäbischen Bundes in die Entscheidung hätte eingreifen können. Damit stand dem Bunde ein stattliches Kriegsheer zur freien Verfügung. Das Schwert war einmal gezückt; seine Schärfe sollte nunmehr die Bauern treffen. Solchergestalt war die Meinung des Kanzlers Leonhard von Eck, welcher den Bauern gegenüber von nichts wissen wollte als von Hauen, Würgen, Stechen. Sein Rat schlug durch. An

7. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 24

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
24 Ergebnisse, deren spätere Durchschlinguug mit den Wirkungen der geistigen Bewegung das Schicksal der Reformation, ja unseres Volkes überhaupt mindestens während der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts bestimmt hat. Noch Kaiser Sigmund hatte im Anfange seiner Regierung eine monarchische Reform der Verfassung mit Hilfe der Städte gegen die Fürsten versucht. Er war bamit infolge der Lauheit der Städte und noch mehr infolge des energischen Hanbelns der Kurfürsten gescheitert. Seit Mitte des fünfzehnten Jahrhunberts war dann keine Frage mehr-gewesen, daß die Reichsverfassung nur noch in föberalistisch-fürstlichem Sinne entwickelt werben könne. Der fürstliche Föberalismns hatte benn auch die Wahl Karls V. beherrscht. In seiner Wahlkapitulation hatte der Kaiser versprechen müssen, ein Reichsregiment im Sinne des Regiments unter Kaiser Max einzurichten, und alsbalb, nachbem er ins Reich gekommen, war er an die Ausführung bieses Versprechens gemahnt worben. Auf dem Wormser Reichstage des Jahres 1521 überreichten ihm die Stänbe einen Entwurf über Errichtung des Reichsregiments wie des Kammergerichts: auf biefem Gebiete vor allem andern brangeu sie auf feste Beschlüsse. Der stänbische Entwurf des Reichsregiments ging sehr weit; durch-gesührt hätte er die Herabsetzung des kaiserlichen Amtes zu einer bloßen Würbe, zu einem Ornament bebentet. Und mich die Städte wären babei ihrer verfassungsmäßigen Bebentnng im Reiche fast ganz ent-kleibet worben. Karl V. bachte natürlich nicht baran, einen solchen Entwurf ohne weiteres anzunehmen. Allein in den langwierigen Verhanblungen, die jetzt begannen, mußte er sich boch, ba er der kriegerischen Hilfe des Reiches bedurfte, in manchen Punkten den fürstlichen Ansprüchen fügen. Zwar sollte das Regiment nur währenb der Abwesenheit Karls selb-stänbig, sonst nur als Reichsrat neben ihm thätig sein; man wußte aber, daß der Kaiser viel außerhalb des Reiches sein werbe. Auch sollten dem Kaiser die auswärtigen Angelegenheiten grundsätzlich vorbehalten sein; doch wurde durchgesetzt, daß das Reichsregimeut mit andern christlichen Ständen und Gewalten handeln möge, um deu Anfechtern des Reiches Widerstand zu thun. Im ganzen war das Regiment politisch doch ziemlich ständisch, d. H. fürstlich charakterisiert. Dem Widerpart zu halten war auch die Statthalterschaft des Erzherzogs Ferdinand zunächst wenig imstande; denn Ferdinand war einstweilen

8. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 75

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
75 gleichgesinnte Laien, ließ Altäre und Bilder wieder aufrichten, und die Pfalz mußte lutherisch werden, wenn dies auch nicht gerade im einseitigsten Grade durchgeführt wurde. Aber schon sieben Jahre später erhob der energische Pfalzgraf Johann Kasimir als Vormund des minderjährigen Friedrich Iv. den Calvinismus wiederum zur herrschenden Glaubensform, schritt aber gegen die lutherischen Geistlichen erst ein, als sie widersetzlich auftraten. Unter solchen fürstlichen Launen verloren die Unterthanen allen Halt im Glauben wie im Handeln. Ähnliches geschah in Sachsen. Kurfürst August war mehr an der Hegemonie seines Hauses über die deutschen Protestanten und an dem guten Einvernehmen mit dem Kaiser gelegen, als an konfessionellen Einzelheiten. Er hatte auch bis dahin die vermittelnde melanchthonische Richtung begünstigt. Durch den Einfluß seiner Gattin Anna und seines Hofpredigers Listenius wurde er im Jahre 1573 zum eifrigen Lutheraner und vertrieb zur großen Freude des Kaisers die „Kryptocalvinisten". Ihr Führer, der Kanzler C r a c o (Cracau) wurde in Leipzig öffentlich durchgepeitscht und in der Pleißenburg zu Tode gefoltert; der Hofprediger Stößel wurde gefangen gesetzt und starb im Wahnsinn; Kaspar Peucer mußte zwölf lange Jahre im Kerker schmachten, ■ währenddessen ‘seine Gattin, Melanchthons Tochter, aus dem Leben schied. Indessen erließ August unter der Leitung des Tübinger Kanzlers Jakob Audreä die angeblich rein lutherische, aber mehr antimelanch- thonianische Konkordienformel oder das „torgische Buch". Von den übrigen protestantischen Staaten wurde dieselbe aber, teils als nicht genug, teils als allzu lutherisch, verworfen. Deshalb ließ Kurfürst August (1577) im Kloster Bergen bei Magdeburg eine Umarbeitung beraten und vornehmen, die nun in Sachsen und Brandenburg als „bergisches Buch" mit Hochdruck eingeführt wurde. Auch in den meisten übrigen protestantischen Staaten fand sie Aufnahme; in Heffen, Anhalt und der Pfalz aber, sowie in der öffentlichen Meinung erfuhr sie entschiedene, ja die derbste Ablehnung; erst 1580 wurde das Werk veröffentlicht. Schon im Jahre 1581 stellten ihm die Calvinisten die „Bekenntnisharmonie" gegenüber, während die orthodoxen Lutheraner offen bekannten, dem Papsttum näher zu stehen als ihren protestantischen Gegnern. Im Februar 1586 starb Kurfürst August; sein Sohn Christian I. folgte ihm. Dieser Regierungswechsel erlangte für das evangelische

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 41

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
41 zuräumen mit den bestehenden Übelständen. Auch Adelige gab es unter ihren Hauptleuten. „Und also praktizierten — so heißt es — die drei Hausen in Schwaben, daß fast alle Bauernschaft zu ihnen fiele." Am 6. März 1525 vereinigten sich die Vertrauensmänner dieser drei Haufen, zusammen fünfzig von den Bauern erwählte Hauptleute, in Memmingen zu gemeinsamer Tagung. Man hatte gerade die freie Reichsstadt Memmingen zum Orte dieses ersten „Bauernparlamentes" gewählt, weil Memmingen sich den Bewegungen, wie sie die Zeit beherrschten, günstig erwiesen. Memmingen hatte bereits die neue Lehre, das Evangelium, wie man zu sagen pflegte, namentlich unter dem Bemühen des Pfarrers Christoph Schappeler in seine Mauern ausgenommen. Auch hatte es den Bauern, die auf dem Grundeigen der Stadt seßhaft waren, erbetene Erleichterung gewährt: so Aufhebung der 'Leibeigenschaft, Milderung des Jagdrechts, Beschränkung der Fronden. Vom Rate der Stadt Memmingen wurden die Hauptleute der Bauern mit einem Ehrentruuke willkommen geheißen; die Zunftstube der Krämer ward ihnen zur Versammlung eingeräumt. Die Verhandlungen dauerten den ganzen Tag über; sie Verliesen lebhaft, stürmisch, erbittert. Zwei Meinungen vor allem standen einander gegenüber, unversöhnlich und unvereinbar. Ulrich Schmid und mit ihm die Baltringer vertraten die maßvollere Ansicht. Sie sprachen sich dahin aus, man solle allein das erstreben, was Gottes Wort erweise; „seiner Sentenz wollten sie geleben, nachkommen und nicht weiter dringen". Die Umgestaltung der volkswirtschaftlichen Verhältnisse sollte also nach dem bemessen werden, was darüber im Evangelium erkennbar war; auf dem, was das Evangelium darüber aufstellte, sollte bestanden werden; darüber hinaus indes sollte kein Schritt geschehen. Durch Verhandlung und Vertrag sollte dann die begehrte Umgestaltung angebahnt werden. Die Seebauern indes waren anderer Ansicht; sie zogen zunächst auch die aus dem Allgäu aus ihre Seite. Sie trugen, so wird berichtet, an den maßvollen Ansichten des Ulrich Schmid kein Gefallen; „sie vermeinten nichts Besseres, als nun tapfer mit dem Schwerte durchzudringen." Sie rechneten auf Versprechen und Zusage des Herzogs Ulrich von Württemberg, welcher ans seinem Herzogtum vertrieben worden und sich nun den Anschein gab, sich der Bauern anzunehmen; doch nicht der Bauern wegen trat er mit ihnen in Verbindung; er dachte vielmehr ihre Hilse gegen seinen schlimmsten

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 43

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
43 Sebastian Lotzer, einem Kürschnermeister aus Memmingen. Dieser, „ein an Beschrift gelehrter und solcher Dinge erfahrener Geselle", war von Ulrich Schmid zum Feldschreiber auserkoren worden. Hochbetrübt und mit weinenden Augen sprachen beide auf die Bauernhauptleute ein. Und um sie vor dem Bündnis mit Herzog Ulrich, das da der Krieg war, zu bewahren, stellten sie den Antrag, daß man mit keinem andern sich in Vertrag und Bündnis einlassen sollte. Ein dritter Sprecher im Sinne der gemäßigten Ansicht war der Prediger Christian Schappeler aus Memmingen. „Mit vielen und mancherlei Beispielen aus dem Alten und Näien Testamente mahnte er", keine That des Aufruhrs zu begehen, die Lösung nicht dem Schwerte anheimzugeben, sondern mit Liebe und Freundschaft sich mit den Herren zu benehmen; sonst werde die Angelegenheit schließlich ihrem eigenen Hause zum Übel aus-schlagen. Allein die gemäßigten Ansichten sanden bei der Mehrheit keinen Beisall; eine Einigung ward nicht erzielt. Darüber war es 5 Uhr nachmittags geworden; damit war nach der Sitte der Zeit die Stunde des Nachtessens gekommen. Nun schied man unverrichteter Sache und in Uneinigkeit voneinander, das Nachtmahl zu nehmen. Ulrich Schmid und seine Gesinnungsgenossen gingen niedergeschlagen und trostlos hinweg; sie konnten die Befürchtung nicht abwehren, die Seebauern und die Allgäuer würden im Zwiespalt von dannen ziehen. Während des Nachtessens indessen gewann auch bei den Seebauern und den Allgäuern bei ernstlicher Erwägung die gemäßigte Ansicht die Oberhand. Sie entsandten Boten zu Ulrich Schmid mit dem Bescheid, daß sie die Vorschläge der Baltringer zu den ihrigen machen und treu an ihrer Seite Leib, Ehre und Gut einsetzen wollten. Daraus gelobten die bäuerlichen Vertrauensmänner bei einer sofortigen Zusammenkunft einander durch Handschlag wechselseitig Treue und wünschten sich und ihrer Sache Glück und Heil. An den nächstfolgenden Tagen fanden ergebnisreiche Beratungen statt. Eine Bundesordnung und eine Landesordnung wurde vereinbart. Im Eingänge der Bundesordnung vom 7. März wird nachdrücklichst hervorgehoben, daß die Bauern sich zu einer christlichen Vereinigung zusammengethan hätten zu niemandes Verdruß und Nachteil, sondern zur Rührung und Wiedererbauung christlicher Liebe. Die Bundesordnung verpflichtet die Teilnehmer, der Obrigkeit in allem gehorsam Zu sein, so weit dies die Satzungen des göttlichen Rechtes gebieten und
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