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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Friedrich Wilhelm Iv. hatte sich aber nicht bloß öffentlich zu dem Rechte des
Landes bekannt; er sandte auch sofort unter dem General Wrangel eine
Abtheilung seiner Heeresmacht nach Holstein, und schon am 5. April waren
die ersten Preußen in Rendsburg eingetroffen.
Dennoch dauerte es 14 Tage, bevor ernsthafte Anstalten zur Vertrei-
bung der Dänen getroffen wurden; die Preußen standen auf der Grenze
zwischen Holstein und Schleswig, und die Schleswigholsteiner, auf schleswig-
schem Boden stehend, hatten noch immer allein mit den Dänen zu thun. Ihre
Zahl ward übrigens durch den Zuzug deutscher Freischaaren täglich größer,
und manche der neuen Ankömmlinge fanden gleich nach ihrem Eintreffen Ge-
legenheit, die Bekanntschaft der Dänen zu machen. Am stillen Freitag, den
21. April, unternahmen die Dänen einen Ausfall aus Eckeruförde, wurden
aber durch einen Bajonnettangrisf des Wasmerschen Freieorps zurückgeworfen.
Am 23. April endlich, am ersten Ostertage, erfolgte ein allgemeiner An-
griff auf die dänische Stellung, und die Preußen erkämpften im Verein mit
den Schleswigholsteinern bei Schleswig einen vollständigen Sieg. Rascher
als sie gekommen waren, eilten die Dänen nach Norden. Sie mochten etwa
150 Todte, ebenso viele Gefangene und 500 Verwundete verloren haben;
den vereinigten Preußen und Schleswigholsteinern hatte die Schlacht, nament-
lich die Erstürmung des Dannewerks, etwa 50 Todte und 300 Verwundete
gekostet. Am folgenden Tage wurden die deutschen Bundestruppen, das
10. Armeecorps, beordert, die Dänen zu verfolgen, stießen beibilschau
und Oeversee auf den Nachtrupp und brachten ihm noch eine Schlappe bei.
Vonr 10. Armeecorps unterstützt, wäre es nun für Wrangel ein Leichtes
gewesen, die Herzogthümer gänzlich von den Dänen zu säubern und Jütland
zu besetzen. Er betrieb aber die Verfolgung der Feinde so langsam, verbot
dem 10. Armeecorps, das im Sundewitt Stellung nahm, so nachdrücklich
den Angriff aus Alsen, kürzte seinen Besuch in Jütland, wo er die Weg-
nahme deutscher Schiffe durch die dänische Flotte strafen wollte, so unbe-
greiflich ab, daß der ganze Krieg im Norden im Lauf des Sommers den
Charakter eines Scheiukrieges annahm und es Jedermann klar werden mußte,
daß es Preußen mit der schlcswigholsteinischen Sache nicht rechter Ernst sei.
Nur der 7. Juni macht eine rühmliche Ausnahme. Der Freischaarenführer
v. d. Tann überfiel an diesem Tage mit etwa 450 Freischärlern ein gegen
5000 Mann starkes dänisches Corps bei Hoptrup, schlug einen Theil des-
selben in die Flucht und erbeutete nebst einer Anzahl von Gefangenen eine
Kanone, drei Protzen und mehrere Pferde.
Ganz unzweifelhaft wurde die Unlust Preußens erst, als die preußische
Regierung mit der dänischen zu Malmöe in Schweden am 26. August auf
sechs Monate einen schimpflichen Waffenstillstand abschloß, demzufolge die
provisorische Regierung abtreten und für die Zeit der Waffenruhe eine neue
Regierung eingesetzt werden sollte.
Iv.
Die Bildung der neuen Regierung forderte Zeit; denn man konnte sich
über die Persönlichkeiten nicht einigen. Daher kam cs, daß die provisorische
Regierung auch noch eine Zeitlang während des Waffenstillstandes am Ruder
blieb. Theodor Olshausen war übrigens, als der Abschluß des schimpflichen
20
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst August Theodor_Olshausen
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Waffenstillstandes bevorstand, schon ausgetreten. „Die Schriftstücke, welche
jetzt noch zu unterzeichnen sind," sagte er, „werden meinen Grundsätzen zu-
widerlausen und dem Lande zum Unsegen sein; ich darf nicht bleiben." Auch
der Prinz von Noer trat Anfangs September aus, weit die Negierung den
preußischen General von Bonin an die Spitze der schleswigholsteinischen
Armee stellte, und dieser äußerte, daß die Armee unter seiner Leitung in
einigen Monaten im Stande sein werde, allen gerechten Erwartungen zu
entsprechen; in welchen Worten allerdings für den Prinzen, als den bis-
herigen Führer, ein Tadel enthalten war.
Den im Frühjahr combinirten Ständeversammlungen war von der pro-
visorischen Regierung^ ein Wahlgesetz vorgelegt worden, nach welchem in Zu-
kunft eine gemeinsame Landesvertretung gewählt werden sollte. Sie hatte
das Wahlgesetz angenommen und war dann abgetreten. Die neue Landes-
vertretung, die Landesversammlung, hatte im Laufe des Sommers eine neue
Verfassung berathen, und Regierung und Volksvertretung benutzten die letzte
ihnen gegönnte Frist, dem Lande ein Staatsg rund ge setz zu geben, das
am 15. September proklamirt ward und nunmehr eine feste Basis für die
staatsrechtlichen Verhältnisse der Herzogthümer bildete.
Am 22. Oetober endlich übernahm die Waffenstillstandsregierung unter
dem Titel einer gemeinsamen Regierung die Leitung der Landesange-
legenheiten. Sie bestand aus fünf Personen: Graf Theodor v. Reventlow-
Jersbeck, Baron H einze, Adolf v. Moltke, Oberappellationsgerichtsrath
Preußer und Landvogt Boysen. Die Stellung dieser Regierung war
natürlich von vorn herein eine sehr schwierige; denn sie stand stets zwischen
zwei Feuern, — Schleswigholstein und Dänemark erhoben ganz entgegen-
gesetzte Ansprüche an dieselbe. Da sie keine Partei vollständig befriedigen
konnte und wollte, so verdarb sie es mit beiden, besonders aber mit den
Dänen, da sie gleich bei ihrem Antritt alle seit dem März von der proviso-
rischen Regierung erlassenen Gesetze, auch das Staatsgrundgesetz, bestätigte.
Dem Lande gegenüber war sie nicht eifrig genug bestrebt, es wehrhaft zu
machen. Die Landesversammlung trug darauf an, mit aller Anstrengung
die ausgedehntesten Rüstungen vorzunehmen, und erbot sich, zu diesem Zweck
jede verlangte Summe zu bewilligen; die Regierung glaubte aber genug
gethan zu haben und hoffte durch Unterhandlungen mit Dänemark einen
annehmbaren Frieden zu erreichen.
Allein darin hatte sie sich getäuscht; ihr Gesandter ward in Kopenhagen
nicht einmal vorgelassen, und die Dänen kündigten Ende Februar den
Waffenstillstand. Am 26. März ging der Waffenstillstand zu Ende und die
Waffenstillstandsregierung trat ab. Beseler und R ev ent low -Preetz,
einst Mitglieder der provisorischen Regierung, wurden von der Deutschen
Centralgewalt unter dem Namen einer Statthalterschaft mit der
Leitung der Landesangelcgeuheiten betraut, und ein großes Reichsheer, aus
allen deutschen Stämmen gesammelt, rückte unter dem Oberbefehl des preußi-
schen Generals v. Prittw itz in die Herzogthümer, um ihre Rechte zu schützen.
V.
Wenn die gemeinsame Regierung auch nicht gethan hatte, was sie konnte,
um das Land wehrhaft zu machen, so hatte doch der neue Obergeneral Bonin
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Extrahierte Personennamen: Theodor_v Adolf Adolf Moltke Oberappellationsgerichtsrath
Preußer Boysen
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wohl sie nicht zu ihrem Schuh, sondern zu ihrer Unterjochung unternommen
wurden, beitragen.
Nur in Betreff Holsteins ward scheinbar nachgegeben. Es ward aus
dem Gesammtstaat entlassen und erhielt eine eigne Regierung, die zu Plön
ihren Sitz nahm. Männer, d'e im Lande jedes Ansehens und Vertrauens
entbehrten, sollten die holsteinischen Angelegenheiten leiten — natürlch wie
man es in Kopenhagen für gut fand. So hatte man also einen Gesammt-
staat ohne Holstein oder, was dasselbe ist, ein Dänemark bis an die Eider,
wie es das „junge Dänemark" so lange ersehnt und erstrebt hatte.
Jetzt war nur noch übrig, für Dänemark-Schleswig eine gemeinsame
Verfassung zu geben, eine Maßregel, welche die Einverleibung Schleswigs
vollendete. Eine solche Verfassung ward nun dem Reichsrath am 29. Sep-
tember 1863 vorgelegt.
Da konnte der Bund nicht länger in seiner Passivität verharren. Seine
Drohungen hatten keinen Wandel geschafft, höchstens die Sache verschlimmert;
so beschloß er denn am 1. October die Erecution. Deutsche Truppen sollten
Holstein besetzen, deutsche Kommissaire das Land verwalten, um die Rechte
des Bundes zu wahren.
Das schreckte aber das kleine übermüthige Dänemark nicht. Der Reichs-
rath ging ruhig an seine Arbeit — die Berathung einer Verfassung für
Dänemark-Schleswig, und vollendete dieselbe am 13. November. Es fehlte
nur noch die Unterschrift des Fürsten.
Ii. Die Retter.
Da legte sich die Vorsehung selber ins Mittel. Friedrich Vii. hielt
sich im Herzogthum Schleswig auf Schloß Glücksburg auf und machte von
dort aus Ausflüge nach andern Oertern im Herzogthum. Sein Interesse
für Alterthümer führte ihn oft liaci) dem Moor von Brarup, in welchem
schon manch schöner Fund gemacht war. Als er Anfang November bei rauher
Witterung von einem solchen Ausflüge zurückkehrte, erkrankte er an der
Gesichtsrose. Sein Zustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag; am
15. November, dem ersten Tage nach der Geburt der neuen Verfassung, war
der Zwingherr Schleswigholsteins, der Letzte seines Stammes , eine Leiche.
Das verhaßte Band, das die Herzogthümer an Dänemark knüpfte, war zer-
rissen; das Glockengelänte, das man auf Befehl der Regierung täglich in den
Herzogthümern hörte, verkündigte den Bewohnern, daß die Stunde der Er-
lösung aus dänischer Knechtschaft gekommen sei, und rief über Stadt und
Land: D er H err d e r H e.e r s ch a a r e n wird Euch erretten.
Der nächste Erbe des fchleswigholsteinischen Thrones, der Herzog
Christian von Augustenburg, hatte sich bei dem Verkauf seiner Güter die
Hände gebunden; der älteste Sohn dieses Fürsten aber, Prinz Friedrich von
Augustenburg, zu dessen Gunsten der Vater jetzt auf die Herzogthümer ver-
zichtete, trat an seine Stelle. Er hatte in den Jahren der Erhebung mit
seinem Volke gekämpft, war mit den übrigen Gliedern seines Hauses seit
1851 aus seinem Vaterlande verbannt und erließ nun — am 16. November
— von Schloß Dölzig in Schlesien aus eine Proklamation an die Schleswig-
Holsteiner. „Von derueberzeugung durchdrungen, daß mein Recht Eure
Rettung ist," schrieb er, „gelobe ich für mich und mein Haus zu Euch zu
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Schleswigholsteins Christian_von_Augustenburg Friedrich_von
Augustenburg Friedrich Schloß_Dölzig
Vorrede.
Ix
Es wurden aber smtliche Biographien einer nochmaligen, grnd-lichen Durchsicht und teilweiser Umarbeitung unterzogen. Unwichtigere Nebeuparteien kamen in Wegfall, während wichtigeren Persnlichkeiten eine eingehendere Behandlung zu Teil wurde.
Innaderg, Michaelis 1860.
Vorrede zur dritten und vierten Auflage.
Bei der Durchsicht der dritten (Dezember 1864) und vierten Auflage beschrnkte man sich auf die Berichtigung irriger Angaben und die ntigen Verbesserungen in der Darstellung. Auerdem wurde in einem Anhange die Aussprache vorkommender Fremdwrter beigefgt.
Ammberg, Mrz 1869.
Borrede zur fnften, sechsten und siebenten Auflage.
Da die fnfte Auflage (November 1873), um vielfach ausgesprochenen Wnschen zu gengen wie solches schon frher bei dem ersten Kur-sus geschehen ebenfalls bis auf die Neuzeit fortzufhren war, so ha-ben sich in den frheren Biographien bei Bearbeitung sowohl der 5., als der 6. (Mrz 1875) und 7. Auflage einige Krzungen in im-wesentlicheren Partien ntig gemacht, damit der Umfang des Buches das seitens der Schule im Laufe eines Jahres zu bewltigende Ma nicht berschreite.
Annaberg, Juni 1876.
Entsprechend der beim ersten Kursus eingetretenen Bercksichtigung der deutschen Sage ist letzterer auch in der neuen Auflage des zwei-teu Kursus Raum gegeben worden, indem die Biographien Wieland der Schmied und Roland eingefgt wurden.
Ebenso ist das Buch, welches, wie selbstverstudlich, in neuer Orthographie erscheint, mit einem sorgfltig gearbeiteten Register, in welches man die Aussprache der vorkommenden Fremdwrter einge-schaltet, ausgestattet worden.
Innaberg, April 1883.
Vorrede zur achten Auflage.
Die Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Innaderg Michaelis Ammberg Roland Innaberg
224 Neue Geschichte.
1850) zwischen Schwarzenberg und Manteuffel eine Vereinbarung abge-schloffen: Preußen bewilligte die Auflsung der Union und die Ordnung der kurhessischen, sowie der schleswig-holsteinischen Frage in sterreichischem Sinne; zugleich wurden fr Dresden weitere Konferenzen zur Erledigung der deut-schen Bundesangelegenheiten in Aussicht genommen.
Ku^hessen. Nun brachten baierisch-sterreichische Truppen Knrhessen wieder unter
die unumschrnkte Herrschaft des Kurfrsten.
Schleswig- Nicht besser erging es den Schleswig-Holsteinern. Diese hatten ^en Bller Frieden (S. 222) nicht anerkannt und den Krieg gegen Dne-Idstedt. uiark fortgefhrt, waren aber bei Idstedt (24. und 25. Juli 1850), Mis-sunde (12. September) und Friedrichsstadt^ (4. Oktober) geschlagen worden. Jetzt rckte ein sterreichisches Korps der die Elbe, entwaffnete die Schleswig-Holsteiner und lieferte das Land dem Feind aus. Spter, London 8. Mai 1852, wurde durch das Londoner Protokoll festgesetzt, da in 1852. der ungeteilten dnischen Monarchie nach dem Tode Friedrich des Vii. der Thron an den Prinzen Christian von Glcks brg bergehen sollte. So war das hundertjhrige Recht der Herzogtmer mit einem Striche vernichtete Dresden Am 23. Dezember 1850 wurden die Konferenzen zu Dresden erff-185051. nct: man machte eine Reihe von Vorschlgen, aber alle fanden Widerspruch und schlielich blieb nichts brig, als zum Bundestag zurckzukehren, welchem unter dem 15. Mai 1851 auch Preußen wieder beitrat.
61. Rußland: der Krimkrieg 1853185(i.
1. Die Forderungen Rulands an die Pforte (Februar 1853). Die englische und franzsische Flotte in den Dardanellen. Die Russen in den Donanfrstentmern. Kriegserklrung der Pforte an Rußland, Oktober 1853. Zerstrung der trkischen Flotte bei Sinope, November. Kriegserklrung der Westmchte, Mrz 1854. Besetzung der Donaufrstentmer durch die sterreicher. Zug der Verbndeten gegen Sebastopol, September: Landung bei Eupatoria. Schlacht au der Alma. 2. Be-lagernng.,von Sebastopol 18541855. Balaklawa, Oktober; Jukermann, November. sterreich und Sardinien gegen Rußland. Tod Nikolaus des I., Mrz 1855. Alexander Ii. Tschernaja, August. Fall von Sebastopol, 8. September. 3. Eroberung von Kars, November. Friede zu Paris, Mrz 1856. Folgen des Krieges.
1. Whrend die meisten Staaten Europas durch die Revolution und die Kmpfe der Jahre 1848 und 1849 gelitten hatten, war Rußland Nikolaus i. von Erschtterungen unberhrt geblieben. Darum glaubte Nikolaus I. (S. 213), die Zeit gekommen, wo er, im Sinne Peter des Groen und Katharina der Ii. fortwirkend, die Trkei von Rußland abhngig machen knne. Die augenblickliche Lage der anderen europischen Staaten schien ein solches Unter-nehmen auch zu begnstigen. Das osmanische Reich selbst war in groe Schwche versunken; der Kaiser Nikolaus nannte den Sultan nur deu kranken Mann," dessen reiches Erbe in die rechten Hnde zu bringen sei. Frankreich2, wo sich Ludwig Napoleon eben das Diadem seines Onkels auf das Haupt gesetzt, hatte mit inneren Schwierigkeiten zu thun. sterreich war dem Zaren wegen der Untersttzung im ungarischen Kriege (S. 220 Anm. 5.) zu Dank
1 Idstedt, Dorf 7y2 km nrdlich von der Stadt Schleswig. -- Missunde,
Dorf 10 km stlich von der Stadt Schleswig, an der Schlei. Friedrichsstadt, Stadt und Festung in dem Herzogtum Schleswig, an der Grenze von Schleswig und Holstein, an der Eider.
3 In Frankreich (S. 219) war im Dezember 1848 Ludwig Napoleon zum Prsidenten der Republik erwhlt worden. Am 2. Dezember 1852 ward er als Napoleon Iii. (S. 200 Anm. 2.) zum Kaiser proklamiert.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Christian_von_Glcks Balaklawa Nikolaus Alexander_Ii Alexander August Whrend Rußland_Nikolaus Nikolaus Nikolaus_I. Katharina Nikolaus Nikolaus Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzenberg Manteuffel Dresden Schleswig- London Dresden Dresden Donanfrstentmern Sebastopol Eupatoria Sebastopol Sardinien Sebastopol Kars Paris Europas Schleswig Schleswig Schleswig Schleswig Holstein Frankreich
236 Neue Geschichte.
Frankfurt a. M. (16. August bis 1. September 1863) und legte diesem seinen Reformplan vor, demzufolge sterreich an Deutschlands Spitze und Preußen so ziemlich auf eine Stufe mit Baiern gestellt werden sollte. König Wilhelm kam aber nicht zum Frstentag, und so scheiterte dieser Plan.
Im Inneren Preuens dauerte indes der Konflikt" fort. Kam es auch zu keinem gewaltsamen Ausbruch, so war doch der Zustand ein nn-erquicklicher. Da ward wider Erwarten durch uere Verhltnisse ein Um-schwung herbeigefhrt, der Preußen eine andere Stellung gab und dadurch den inneren Frieden vermittelte.
Ii. Der Krieg in Schleswig Holstein 1864,
1. Die Ursachen des Krieges. Exekution des Bundestages 1863. sterreich und Preußen gegen Dnemark. Friede zu Wien, Oktober 18b4. 2. Gasteiner Konvention, August 1865. Neue Zerwrfnisse 1866.
1. Am 15. November 1863 starb der König Friedrich Vii. von Dnemark, und nach dem Londoner Protokoll (S. 224) folgte ihm der Prinz von Glcksburg, Christian Ix Dieser unterzeichnete (18. November) den vom Kopenhagener Reichstag angenommenen Verfassungsentwurf, nach welchem Schleswig der dnischen Monarchie einverleibt wurde. Damit aber war dem deutschen Bund der Fehdehandschuh hingeworfen. Derselbe beschlo die Exekution und lie am 23. Dezember 1863 12 000 Sachsen und
sterreich Hannoveraner in Holstein einrcken. sterreich und Preußen zogen es aber, u. Preußen, ^geachtet der gegenseitigen Eisersucht, schlielich vor, die Durchfhrung der ganzen Angelegenheit in eigene Hand zu nehmen. Diesem Machtspruch muten sich die Mittelstaaten und der Bundestag fgen.
Da Dnemark die Forderung der beiden Kabinette, die Verfassung vom 18. November binnen 48 Stunden aufzuheben, ablehnte, so begann der Krieg.
Am 1. Februar 1864 erfolgte der Einmarsch des sterreichisch-preuischeu Heeres in Schleswig. Schon am 5. Februar rumten die Dnen vor dem siegreichen Vordringen der Deutschen ihre erste Verteidigungslinie, das Dane-wer11, und zogen sich auf die zweite, die Dppeler Schanzen1, zurck. Am 18. April wurden diese von den Preußen gestrmt und somit war ganz Schleswig in den Hnden der Verbndeten. Jetzt versuchte England eine Vermittlung, indem es mit den europischen Gromchten eine Konferenz zu London erffnete (25. April). Dnemark zeigte sich aber unnachgiebig, und so ging die Konferenz (25. Juni) ohne Erfolg auseinander und die Feindseligkeiten begannen von neuem. Bereits am 29. Juni eroberte ein preuisches Korps die Insel Alfen1. Gleichzeitig geriet auch die Halbinsel Itland bis zum nrdlichsten Kap in die Gewalt der Verbndeten und zuletzt (Mitte Juli) suberte das sterreichische Geschwader die westfrie-fischen Inseln (Sylt, Fhr1 2c.) von den dnischen Gewaltherren.
Da endlich brach der Trotz der Dnen, und am 30. Oktober 1864 Friede wurde zu Wien der Friede unterzeichnet, in welchem der König von zu Dnemark seine Rechte auf die Herzogtmer Holstein, Schleswig und Lauen-Wien bitrg an den Kaiser von fterreich und den König von Preußen abtrat.
2. Nachdem sterreich und Preußen in den Besitz der Elbherzogtmer
1 Das Danewerk, eine Reihe Schanzen, in einer Lnge von 75 km, zwischen der Stadt Schleswig und Friedrichsstadt, S. 224 Anm. 1. Dpp eler Schanzen, S. 222 Anm. 1. Alfen, schleswigsche Insel an der Ostkste von Schleswig.
Sylt und Fhr, schleswigsche Inseln an der Westkste von Schleswig.
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Extrahierte Personennamen: August Wilhelm August Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix Dnemark
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Deutschlands Schleswig_Holstein Wien Dnemark Glcksburg Sachsen Holstein Schleswig England London Itland Holstein Schleswig Schleswig Schleswig Schleswig
stolzen Stadt gebrochen. Am 28. Januar wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen, und am 1. Mrz zogen 30000 deutsche Soldaten in Paris ein.
9. Der Frankfurter Friede. 10. Mai 1871. Frankreich war vllig erschpft. Am 2. Mrz kam der Friede zustande, der am 10. Mai zu Frankfurt a. M. im Hotel zum Schwan unterzeichnet wurde. Die Franzosen zahlten fnf Milliarden Franken (4000 Millionen Mark) Kriegsentsch-dignng und traten Elsa-Lothringen ab.
So endete der ruhmreiche Krieg, in welchem die Deutschen siegreich 16 Schlachten geschlagen und 150 Gefechte bestanden, fast 400000 Kriegsgefangene gemacht, der 7400 Geschtze und mehr als 100 Feldzeichen er-obert hatten. In unserm Vaterlande aber stieg aus Millionen Herzen ein freudiges Groer Gott, wir loben dich!" zum Himmel empor.
10. Das Deutsche Reich. Die schnste Frucht des Sieges aber war die Einigung Deutschlands. Durch Ludwig Ii. von Bayern boten die deutschen Fürsten dem König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone an; auch eine Abordnung des Norddeutschen Reichstages erschien und bat ihn im Nameu des deutschen Volkes, die Kaiserwrde anzunehmen. Der König erklrte sich dazu bereit. Umgeben von den deutscheu Fürsten, wurde er am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Nach einem feierlichen Gottesdienste verlas König Wilhelm die Urkunde der die Grndung des neuen Deutschen Reiches und bergab dann dem Fürsten Bismarck seine Ansprache an das deutsche Volk." Darauf trat der Groherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: Seine Majestt der Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Voll freudiger Begeisterung stimmte die Versammlung ein, während die Musik einsetzte: Heil Dir im Siegerkranz!" Auf den Schlachtfeldern war die deutsche Kaiserkrone geschmiedet worden.
Unter dem Jubel der Bevlkerung hielt der neue Deutsche Kaiser seinen Einzug in Berlin, das nun die Hauptstadt des Deutschen Reiches wurde. Vor dem Denkmal Friedrich Wilhelmdlll. senkten sich die eroberten Feldzeichen. Die Enkel hatten sich ihrer Grovter ans den Freiheitskriegen wrdig gezeigt.
Im Herbst 1883 wurde auf dem Niederwald zum Andenken an den glorreichen Krieg von 1870/71 und an die Aufrichtung des neuen Deutschen Reichs ein Nationaldenkmal enthllt.
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