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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 228

1911 - Erfurt : Keyser
— 228 — Versuch der Verteidigung wurde nur in der Auguststraße unternommen. Hier stellten sich die Volksmänner hinter der Barrikade auf und setzten den Kampf fort. Da wurden zwei Geschütze vor der Straßenmündung am Anger aufgefahren; diese gaben eine starke Ladung ab. Eine Kanonenkugel flog durch die Barrikade, streifte das im Bau begriffene Bahnhofshotel (Hotel Silber), riß ein Stück aus einem Balken und fuhr jenseits der Bahngleise in den Festungswall. Sofort entfernten sich die Barrikadenkämpfer; nur der Fahnenträger blieb stehen, bis ihm eine Kugel die Brust zerschmetterte. Daraus wurde die Barrikade von den Truppen weggeräumt. Der Kampf beschränkte sich nun nur noch auf die Einnahme der Häuser, aus denen auf das Militär geschossen worden war. Viele, die sich in sie zurückgezogen hatten, sind durch Hinterhäuser und Gärten entkommen; aber es ist dennoch gelungen, gegen 260 Aufrührer gefangen zu nehmen und nach dem Petersberg zu bringen. Gefallen sind im Kampfe auf Seiten des Militärs 7 Mann und zwar 2 Musketiere, 1 Pionier und 4 Kürassiere, auf Seiten der Aufständischen gegen 20. Sie wurden in aller Stille der Erde übergeben. Die Beerdigung der gefallenen Krieger fand am 27. Nov. vom Lazarett aus statt (Hügelgasse, Gelände der Kunstschule). Hinter den 7 reichgeschmückten Särgen ritt der hier wohnende Feldmarschall v. Müffling (gest. 1851, Grabmal auf dem Brühlerfriedhof), dann folgten das Offizierkorps, die sämtlichen Behörden und eine zahllose Menge von Bürgern. Nach einer ernsten, liefergreifenden Rede des Militärpfarrers erfolgte unter den üblichen militärischen Ehren die Einsenkung in ein weites Grab ans dem Jobannessriedhos. Ueber ihm wurde ein Denkmal errichtet, dessen Grundsteinlegung ein Jahr später am Gedenktage stattfand. (Nach Prof. Dr. Brünnerl.) 84. Das Erfurter Unionsparlamenf. Im Frühling 1849 (26. Mai) schloß König Friedrich Wilhelm Iv. mit den Königen von Sachsen und Hannover das sogenannte Dreikönigsbündnis, um ohne Oesterreich einen engeren deutschen Bundesstaat zu bilden. Tatsächlich schlossen sich nach ergangener Aufforderung diesem Bündnis auch die Mehrzahl der kleineren deutschen Staaten an. Als aber dann in Oesterreich der Volksansstand unterdrückt worden war, griff dieses wieder mit Nachdruck in die deutschen Angelegenheiten ein. Im Verein mit Bayern und Württemberg, die dem Dreikönigsbündnis nicht beigetreten waren, suchte es — nicht ohne Erfolg —, die Höfe von Dresden und Hannover dem Bunde abspenstig zu machen. Trotzdem aber hielt Preußen fest an seinen Bestrebungen zur Gründung einer deutschen Vereinigung (Union) und berief 1850 das erste Unionsparlament nach Erfurt, um eine neue Reichsverfassung beraten zu lassen.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 106

1911 - Erfurt : Keyser
— 106 — Gegen 8 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Zwölf der geachletsten Ratsherren trugen den silbernen Sarg der beiden Heiligen auf ihren Schultern. Voran wehte die prächtige, goldene Ratsfahne mit den darauf gemalten Bildnissen der Märtyrer. Der schimmernde Sarg war von Weihrauchwolken umhüllt. Ihm folgten die sämtlichen Geistlichen in ihren prächtigen Gewändern, die übrigen Mitglieder des Rates, alle in Erfurt zur Zeit sich aufhaltenden fürstlichen Personen, Grafen und Ritter in ihren glänzenden Rüstungen und endlich die zahllose Menge der Bürger und frommen Wallfahrer. Alle Glocken läuteten, und die waffentra-genden Bürger begleiteten in ihren blanken Harnischen den Zug oder hatten in den durchzogenen Straßen Ausstellung genommen. Im Jahre 1521 wurde die Prozession zum letzten Male abgehalten; das für Erfurt so merkwürdige und einträgliche Fest erreichte durch den Banernansruhr sein Ende. Der silberne Sarg wurde zur größeren Sicherheit auf das Rathaus geschafft, wo er eine Zeit verblieb. Später aber beschlossen die Väter der Stadt, der Ratskasse, die durch große Ausgaben völlig erschöpft war, neue Mittel dadurch zuzuführen, daß sie den Sarg zu Geld umprägen ließen. Die Geldstücke führten den Namen Sargpfennige. Die beiden Heiligen wurden einstweilen in einen hölzernen Sarg gelegt, den man nach dem Muster des silbernen gefertigt hatte. Noch heute kann man diesen Sarkophag mit seinen reichen Verzierungen sehen. (Nach Konstantin Beyer.) 37. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände Erfurts in der zweiten Baisse des fünfzehnten Jahrhunderts. Krasser Aberglaube: Bei der Betrachtung der gesellschaft- lichen wie wirtschaftlichen Verhältnisse am Ausgange des Mittelalters fällt uns der krasse Aberglaube auf, welcher allgemein bei hoch und niedrig, bei Ungebildeten und Gebildeten, ja selbst bei Gelehrten und Schriftstellern, in Laien- wie in geistlichen Kreisen herrschte. Dazu war eine schier unglaubliche Unwissenheit, besonders in geschichtlichen und geographischen Dingen verbreitet. Unser Chronist sagt: Mainz, Mognneia, liegt an zwei Flüssen, am Moygin und an der Ezya. Es war ihm unbekannt, daß seine Bischofsstadt also außer am Main am Rhein lag, und er erdachte sich in Anlehnung an den lateinischen Namen Mognneia den Fluß Ezya. — Selbst nicht einmal vor der biblischen und kirchlichen Ueberlieferung machten Aberglaube und Unwissenheit Halt. So wirb, um bafür ein Beispiel zu erzählen, die Geschichte des Verräters Jubas in der unglaublichsten Weise umgestaltet. Die Mutter des Jubas träumt, daß sie einem bösen und verworfenen Sohne, der „dem Teufel gleich wäre", das Leben geben Würbe. Das Kind wirb nach der Geburt von bett erschrockenen Eltern, die in Jerusalem wohnen,

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 124

1911 - Erfurt : Keyser
— 124 — lichen Fürsten das Recht, sich für die an Frankreich verlorenen Gebiete durch Besitznahme geistlicher Landgebiete auf dem rechten Rheinufer und innerhalb Deutschlands zu entschädigen. Für Preußen wurden diese Entschädigungen in einem Vertrage vom 23. Mai 1802 genauer festgesetzt. Es erhielt für einen Verlust von 48 Quadrat-meilen mit 140 000 Einwohnern einen Gewinn von 220 Quadrat-meilen mit 520 000 Einwohnern, darunter das Mainzer Eichsfeld und das Erfurter Land. Durch einen Erlaß vom 6. Juni 1802 erklärte König Friedrich Wilhelm Iii. diese Gebiete für seinen Besitz. Ju Erfurt hatte man hiervon noch nichts Bestimmtes gehört, als am 5. August für das hier in Quartier stehende Kaiserliche Bataillon der Befehl zum Abmarsch eintraf. Er erfolgte vom 12. bis 17. August. Wenige Tage darauf wurde allen Ortschaften des Kreises und der Stadt ein Schreiben der Kurfürstlichen Regierung bekannt gegeben, welches das Einrücken der preußischen Truppen als bevorstehend mitteilte. Tatsächlich war in der Nacht vom 20. zum 21. das preußische Besatzungskorps, bestehend aus einem Bataillon Dragoner und 3 Bataillonen Infanterie, zusammen 3500 Mann, unter den Generalleutnants von Voß und v. Wartensleben in das Erfurter Land eingerückt und stand in Ilversgehofen. Nachdem am 21. August in der Frühe ein Offizier in die Stadt gekommen war und der versammelten Regierung die Besitznahme angezeigt hatte, rückten um 9 Uhr die preußischen Truppen durch das Krämpsertor in die Stadt ein. Am Tor wurden sie von einer Abordnung des Stadtrates empfangen. Dann marschierten sie nach dem Platz vor den Graden, wo die vom Petersberg kommende kurmainzische Besatzung dem neuen Landesherrn Treue schwur und unter die preußischen Soldaten verteilt wurde. Tore und Zitadellen waren inzwischen besetzt worden. Nunmehr wurde auf der Statthaltern, dem Rathaus, und an allen Toren der preußische Adler entfaltet und die Besitz-nahme-Urkunde angeschlagen. Die Infanterie quartierte man bei den Bürgern ein, die Dragoner aber kamen auf die Dörfer. — Durch den Reichs-Depntations-Hauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 wurde die Einverleibung endgültig anerkannt, und die kaiserliche Bestätigung erfolgte bierzu am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich auch der König, das neuerworbene Land persönlich auszusuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der ehemaligen Statthaltern ab (f. Nr. 65). Durch die wiederholten Besuche des Königs-Paares, vor allem aber durch das leutselige Wesen desselben söhnten sich die Erfurter mit der neuen preußischen Verwaltung aus, die ihnen infolge der knappen, soldatischen Art anfangs nicht behagt hatte. Erfurt unter französischer Herrschaft: Aber schon 1806 endete die neue Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena (14. 10. 1806) ergab sich die Stadt schimpf-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 229

1911 - Erfurt : Keyser
— 229 — Das Unionsparlament wurde am 20. März 1850 in der alten, baufälligen Augustinerkirche, die man im schnellsten Bau zu einem Parlamentsgebäude umgewandelt hatte, unter Radowitz' Leitung eröffnet. Im Chor tagte das Slaateuhaus, die Vertreter der Regierungen, und im Schiff das Volksbaus, die vom Volke gewählten Abgeordneten. Am 26. März feierte General v. Radowitz, preußischer Minister und Freund des Königs, mit seiner Rede, durch welche er dem Volkshause Ausschluß über die Absichten der Regierung gab, einen wahren Triumph feiner Beredsamkeit. Satz für Satz des Vortrages war von dem lauten Beifall der Abgeordneten begleitet. Leider hatten die Beratungen keinen Erfolg. Oesterreich brachte fast alle Staaten auf seine Seite und berief schon im Mai 1850 von neuem den Bundestag nach Frankfurt a. M. Preußen mußte auf seine Unionsbestrebungen verzichten und sich vor Oesterreich beugen (Vertrag von Olmütz, November 1850). Zu den Abgeordneten, die damals in Erfurt geweilt haben, gehörte auch der spätere erste Reichskanzler, Fürst Otto von Bismarck. Er hat während seines Aufenthaltes im Hause Anger 33 gewohnt (das heutige Bismarckhaus ist ein Neubau). Minister von Radowitz nahm nach dem Mißlingen seines Planes den Abschied und verzog nach Erfurt. Er wohnte im Haufe Johannes-straße 59 und liegt auch in Erfurt begraben. König Friedrich Wilhelm Iv. ließ feinem Freunde ein herrliches Grabdenkmal fetzen, das wir heute noch auf dem Jnnen-Friedhof, nördlich der Trommsdorffstraße, bewundern können. (Nach H. Krnfpe.) 85. Schlacht bei tiangenlalza. 27. 3uni 1866. Rüstung zum Kampfe: Im Frühling 1866 rüstete Oester- reich sehr eifrig zum Kriege. Darum befahl auch Kaiser Wilhelm zu Anfang Mai die Kriegsbereitschaft der gesamten preußischen Armee. Infolgedessen entwickelte sich schon in den ersten Maitagen in Erfurt ein reges, kriegerisches Leben. Die besondere Lage als Festung brachte es mit sich, daß die Stadt sofort in kriegsmäßigen Zustand gesetzt werden mußte. Die Brückenköpfe der Tore wurden verengt und Palisaden (Schanzpfähle) gesetzt. Im Juni wurden sogar nachts die Tore geschlossen und die Zugbrücken hochgezogen. Zuletzt erhielten die Bürger den Befehl, sich für einige Tage mit Lebensmitteln zu versehen. Abmarsch der Truppen: Mitte Mai rückte die Ersurter Besatzung nach der sächsischen Grenze ab. Hier sammelte sich die erste Armee, über welche Prinz Friedrich Karl, ein Neffe des Königs, den Oberbefehl führte. Ein Teil der Befatznng blieb beim Ersatzbataillon 71 zurück. Wehmütig schauten diese Truppen

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 201

1916 - Erfurt : Keyser
— 201 — schied die Stadt aus dem bisherigen Kreisverband aus und bildete mit dem Kgl. Steigerforst den Stadtkreis Erfurt. Seit dieser Zeit bestehen also ein besonderer Stadt- und Laudkreis wie schon einmal von 1816—1818. Unter der Herrschaft der Hohenzollern begann für Erfurt eine neue Entwicklung. Im Anfang wollte es freilich nicht recht vorwärtsgehen. Die große Armut der Stadt und ihr Bestand als Festung wirkten hin- dernd auf ihr Gedeihen. Dennoch verdreifachten sich die 15000 Einwohner, die Erfurt 1815 besaß, in kaum zwei Menschenaltern. Als aber am 1. Oktober 1873 der enge Festungsgürtel fiel, blühte die Stadt ungeahnt empor. Sie wurde wieder — wenn auch nicht politisch —, was sie schon einmal gewesen war, die Hauptstadt Thüringens. Von mm an ist die Geschichte der Stadt ein Abbild der Geschichte unseres Vaterlandes. Es erübrigt sich darum, näher darauf einzugehen; doch sollen noch die hauptsächlichsten Punkte Erwähnung finden. 1817 schloß Schwarzburg-Sondershansen mit Prenßen einen Zoll- vertrag. Damit wurde der Anfang zum „Deutscheu Zollverein" gemacht. 1833 trat ganz Thüringen dem Zollverein bei. Ihm wies Prenßen die Kreise Erfurt, Schleusingen und Ziegenrück zu. Die Stadt Erfurt wurde Sitz der Oberzolldirektion. — Am 31, März 1847 wurde die Strecke der Thüringer Eisenbahn von Weimar nach Erfurt eröffnet und am folgenden Tage dem öffentlichen Verkehr übergebeu. Von Halle aus war nun die Strecke bis Erfurt vollendet. Am 25. September 1849 wurde der Rest von Eisenach bis Gerstungen dem Betrieb übergeben. Um die Führung der Bahn nach und durch Erfurt haben sich besonders Oberbürgermeister Wagner, Stadtrat Herrmann (s. S. 55) und General Hedemann verdient gemacht. Er be- sonders betrieb mit großem Fleiße die Förderung der Angelegenheit bei den maßgebenden Stellen in Berlin. Aus Dankbarkeit hat ihm darum die Stadt im Steiger einen einfachen Gedenkstein errichtet und einem Wege seinen Namen gegeben. Wie anderwärts im Jahre 1848 Unruhen ausbrachen, so auch in Erfurt. Es gab zwar uur eine kleine Anzahl Irregeleiteter, aber ihr Auftreten war um so dreister. Den ersten Ausbrüchen am 14. März, am 1. Mai und am 3. und 4. Juni war die Bürgerwehr gewachsen, nicht aber dem Aufstand am 24. November, an dem es zu einem blutigen Straßenkampf kam. Dabei fielen auf Seiten der Soldaten 7 Mann, auf Seiten der Aufständischen gegen 20. Am 27. November wurden die ge- sallenen Soldaten vom Lazarett (Hügelgasse 1) aus begraben. Das Grab liegt auf dem Johannesfriedhof nahe der Johannesstraße (s. S. 76). — Am 26. März 1850 wurde durch den General v. Radowitz, der preußischer Minister war, das Unionsparlament in der dazu eingerichteten Angnstinerkirche eröffnet. Zu den Abgeordneten gehörte anch Otto von Bismarck, der Anger 33 wohnte. Leider hatten die Beratungen keinen Erfolg. Minister v. Radowitz nahm nach dem Mißlingen seines Planes, eine Einigung Deutschlands ohne Österreich herbeizuführen, seinen Abschied und zog sich nach Erfurt zurück. Er wohnte bis zu seinem Tode

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 29

1916 - Erfurt : Keyser
— 29 — war der Vollstrecker der Acht. Er griff mit Waffengewalt ein. Von einem französischen Heere unterstützt, nahm er am 5. Oktober 1664 die Stadt ein. Bald darauf hielt er seinen feierlichen Einzug und ließ sich vom Rate huldigen. h) Erfurt huldigt dem preußischen Königspaar. Der Reichs-Depntations-Hanptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 erkannte die Besitznahme Erfurts durch Preußen endgültig an. Die kaiser- liche Bestätigung erfolgte am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich der König, das neuerworbeue Land zu besuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und nahm in der ehemaligen Statthalterei, dem heutigen Regierungsgebäude, Wohnung. Die Erfurter waren beglückt von der Milde des Königs und der Lieblichkeit der Königin. Der Künstler zeigt das Königspaar auf dem Throue, umgeben von den Vertretern der Geistlichkeit, der Beamtenschast und des Bürger- und Bauerntums. Sie bringen ihre Hnldignng dar. i) Einzug der Preußen und die Zerstörung des Obelisken. Am 6. Januar 1814, nachmittags um 2 Uhr, hielten die Preußen wieder ihren Einzug. Ein weithin schallendes Jubelgeschrei verkündete die An- fünft der Befreier. An der Spitze des preußischen Heeres ritten die Generale Kleist von Nollendorf und v. Borstel. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken gelangte der Zug vom Schmidtstedter Tore nach dem Anger. Da fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse. Ein trunkener französischer Offizier hatte die Wache an der Napoleonssäule*) auf das Volk feuern lassen und selbst den Prinzen von Weimar mit dem Degen in den Schenkel gestochen. Er wurde vom Volke niedergeworfen und erstochen. Unterdessen hatten einige Bürger die Napoleonssäule in Brand gesetzt. Sie hatten den Gipsüberzug zertrümmert und brennendes Stroh in das Innere geworfen. Da es nicht gleich zünden wollte, kletterten einige Jungen innen bis zur Spitze der Säule und warfen den schützenden Blechdeckel ab. Nun hatte das Feuer Luft, und lustig flackerten die Flammen empor. Sie erhielten reichlich Nahrung durch hineingeworfene Schmiereimer von Wagen, die in der Nähe standen. Bald darauf stürzte der Bau unter dem Jubel der Menge zusammen. 9. Der Erfurter Roland. In vielen Städten Norddeutschlands stehen vor dem Rathaus oder aus dem Marktplatz große, ungefüge Standbilder aus Holz oder Stein. Sie stellen einen mit Schild und bloßem Schwerte bewaffneten Helden dar und gelten als Zeichen der städtischen Freiheit und Gerichtsbarkeit. Man nennt sie Rolandssäulen. Erfurt ist aber niemals eine freie Reichsstadt gewesen. Seine sog. Rolandssäule ist darum kein echter Roland. Die Säule wurde im Jahre 1591 vom Rat der Stadt in ihrer jetzigen Gestalt errichtet und "") Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt.

7. Nebst einer römischen Eroberungs-Geschichte und Länder-Uebersicht - S. 72

1807 - Erfurt : Keyser
72 Uebersicht der römischen Länder. Galatien in sich begriff, und den Römern, besonders unter dem großen Mtthridat oder dem Achten, viel zu schaffen machte. Es erstreckte sich also damals tut* gleich weiter, als die Landschaft, auf welche es Zu* letzt eingeschränkt wurde. Diese Landschaft ging vom Flu,se Halys bis nach Trapezus, längs dem schwär* Zett Meere. Sie kam unter dem Kaiser Nero ganz < an die Römer, die den größten Theil davon schon langst^besaßen, und dieses abgerissene Stück mit en uem Stücke von Cappadocien und Galatien unter dem Namen ponms als Eine Provinz betrachtet hatten. Der letzte Köllig Polemon nämlich trat sein kleines Reich dem Nero ab, um von ihm die Einwilligung zu seiner Ehe mit der Berertice, des jüdischen Königs Agxippa Schwester, zu erhalten.' Nun wurde also die Eintheilung in pontus Galaticus, Galatien, Poncus Lappadocius, Cappadocien, und ponrus Polemonjacus, die eigentliche Landschaft Pontns, gewöhnlich. Um solchem nach alle Verwirrung Zu . vermeiden. muß man das Königreich Pontus von / der Landschaft Pontus, und diese wieder von der Provinz, unterscheiden. Städte; Amisus (Samsoun), eine Kolonie der Athener; pharnacia, ehemals Cerasus, das Dm - terland der Kirsche; Trapezus (Trebisond), eine machr > tige Handelsstadt; insgesamt an der Küste. Dt Mittellande Lomana poncica; 2lmasea Amasieh), die Vaterstadt des Stt'abo und die ehemalige Rem denz der politischen Könige; ^leocasarea (Nickesar); Sedastopous (Giwas); Zela (Zile). An der M"m düng des Thermodon (Thei'me) war Temisc^^ der Hauptsitz der Amazonen. C. Die Provinz Cilicia. Gränzen: Diese Provinz begriff die Länder, welche unter dem Taurusgebirge am mittelländischen.

8. Lehrbuch der Geographie - S. X

1827 - Erfurt : Keyser
X Vorrede. Frankreichs Größe, und könnten eben so bequem von Einem Volke und Staate eingenommen fei;«, mit allscü riaer leichter Cvmmunication; nicht aber so Neuholland, Südamerika, Nordamerika, Afrika, die daher als Feftlande lind Welttheile gelten. Ein Maaßstab für Provinzen werde Böhmen, etwa 1000 O,M. und quadratisch; für klei- nere eine gut arrondirte Provinz des Vaterlandes rc. l> ) Von Flüssen, mit Berücksichtigung ihres Gebietes, diene in Europa der größte Deutsche Fluß, der Rhein, Zur Vergleichung; wobei er und die noch größeren als Hauptströme — die geringeren, aber immer noch zur na- türlichen Schifffahrt geeigneten, bis zum kleinsten Deut- schen Hauptflusse (d. h. sich unmittelbar ins Meer ergie- ßende), die Weser und ihres Gleichen, dann als Ströme zweiten Ranges gelten mögen. So verhalten sich unge- fähr Wolga, Donau, Dnjeper, Dwina, Don (mit Do- necz oder Donetsch), Pctschora, Ural, zum Rbein, wie 5, 3, 2, i§, i\, i, 1 : 1 ; aber Weichsel, Elbe ;c. wie 4, Z. c) Von Gebirgen mögen die scharf abgeschnittenen Pyre- näen zur Vergleichung dienen, d) Für Berge etwa der Vesuv und Brocken, und ein größerer auch isolirter, z. B. Aetna, P i k von T e n e r i f fa. e) Für Meere die Ostsee, Adrialisches oder Kaspisches Meer. O Für Städte am liebsten die Hauptstadt des Landes und der eigenen Provinz, g) Für Entfernungen eine gerade Hauptstraße, z. B. von Paris nach Frankfurt a. M., von Wien nach Prag, von Berlin nach Breslau, von Paris nach Moskau, von Petersburg nach Afow oder Astrachan. Ji) Für Bevölkerung ein Staat mittlerer Größe, z. B. Preußen, Spanien. — Und diese Vergleichung eines Maaßstabes führe man wirklich in leichten Umrissen durch, auf Karren, Entwürfen w.

9. Lehrbuch der Geographie - S. 151

1827 - Erfurt : Keyser
Zweiter Abschnitt. Ii. Festland der Alpen. 4. Deutschland. 151 rhein zu. Bei Basel kömmt er auf Deutschen Boden, und fließt dann nördlich zwischen Frankreich, Baden und Rheinbaiern, nordwestl. durch Rheinpreußen, hierauf durch die Niederlande und endlich mit 5 Armen in die Nordsee. Die ganze Lange seines Laufs betragt von Basel bis Wesel 9lj Ml., die Breite wechselt; von Mainz bis Bingen wachst sie bis auf 1600 F., bei Koblenz betragt sie nur 960 F., zwi- schen Bonn und Cöln 1300 F. Die Tiefe wechselt eben so von 3 bis 30 F.; schiffbar wird er schon bei Chur in der,Schweiz. Bis zur Mündung der Mosel heißt ec Mittelrhein, und liegt bis hierher zwar in einem geräumigen Thale, ist aber doch vom Gebirgslande, dem Schwarz - und Odenwalde begleitet. Von Bingen bis Koblenz ist eine Thalenge, von hier an aber gemischtes Terrain, bis er bei Andernach in das offene Niederland tritt. Oberhalb der Stadt St. Goar ist die St. Goarbank, wo die Schiffe Gefahr laufen zu stranden. Von Basel bis Breisach hat der Strom an 60 Inseln. Sein Stromgebiet ist unter allen in Deutschland das größte, denn cs umfaßt an 4700 Q.m. Brücken: bei Straßburg, Mannheim, Mainz (von 1400 F.), Cob- lenz, Cöln, Neuwied, Düsseldorf, Duisburg, Wesel u. a. a. O. Nebenflüsse des Rheins rechts: 1) Die Wutach, Q. auf dem Schwarzwalde, Mdg. oberhalb Waldöhut; nicht schiffbar. Paßartiges Thal, S. 143 Nr. 27. 2) Der Wiesen, Q. auf dem Schwarzwalde, Mdg. unter- halb Basel; nicht schiffbar. 3) Die Elz mit dem Treisam, Q. auf dem Schwarzwalde, Mdg. westlich von Mahlberg; nicht schiffbar. 4) Die Kin- zing mit der Schütter, O.. auf dem Schwarzwalde, Mdg. bei Kehl; nicht schiffbar. 5) Die Rench entsteht aus mehreren Waldbächcn des Schwarz- waldes. Mdg. zwischen Lichtenau und Bischoffsheim; nicht schiffbar. 6) Die Murg entsteht aus zwei'quellen aus dem Kniebis, Mdg. bei Plittersdorf; nicht schiffbar. 7) Die Pfinz, Q. nördlich von Pforzheim, Mdg. unweit Philippsburg; nicht schiffbar. 8) Die Salza (Saalbach) Vereinigung mehrerer Bäche, Mdg. unterhalb Philippsburg. Alle diese kleinen Flüsse haben hölzerne Brücken und viele Führten. 9) Der Steckar, Q. auf dem Schwarzwalde, östlich von Villingcn, nördl. Bogcnlauf durch Wirtemberg und Baden, Mdg. bei Mannheim (Paßart. Thal S. 143 Nr. 27). Brük- ken: oberhalb Rothenburg 7, dann bei Rothenburg, Tübingen, Tenz. lingen, Nürtingen, Plochingen, Eßlingen, Untertürkyeim, Kannstadt, Lau- fen, Heilbronn, Heidelberg, Mannheim (Schiffbrücken) u. a. a. O. Nebenflüffe des Neckar rechts sind die Fils, Rems, der Kocher und die Jaxt; links die Ems und die Stag old. 10) Der Main entsteht aus dem Weißen und dem Rothen Main; Q. des ersteren der Ochscnkopf auf dem Fichtelgebirge, des letzter» oberhalb Kreußen in Baiern. Vereini- gung beider unterhalb Kulmbach in Baiern; westl. Lauf bis Mainz zur Mdg. , schiffbar schon oberhalb der Mdg. der Regnitz, flößbar noch höher. Breite 300 bis 500 F. Meistens von sanften Anhöhen begrenzt; von Würz- burg bis Obernburg steile felsige User; von Aschaffenburg fließt er fast in einer Fläche. Wegen seiner großen Bogen eignet er sich nicht zu einer Ver- theidigungslinie. Marienburg, Würzburg gegenüber, ist der einzige feste Punkt. Brücken: bei Hallstadt, Eltmann, Schweinfurt, Schwarzach, Kitzingen, Ochsenfurt, Würz bürg, Aschaffenburg, Offellbach, Frank- furt. Er nimmt auf, links: a) die Rcdnitz oder Regnitz entsteht aus der Fränkischen und Schwäbischen Rezat; schiffbar bei Forchheim, nördl.

10. Lehrbuch der Geographie - S. 61

1827 - Erfurt : Keyser
A. Mittel - Europa. Ul Der Deutsche Staatenbund. 61 Iii. Der Deutsche Staatenbund. Deutschland bildet jetzt, mit Ausnahme der Schweiz und des größten Lheils des ehemaligen Burgundischen Kreises, einen Födera- tivstaat, der aus 39 verschiedenartigen Theilen besteht, welche auf den Grund der Wiener Congreßacte vom 8. Juni 1815 den Deut- schen Bund ausmachen. Die Mitglieder desselben, die souveränen Fürsten und die freien Städte Deutschlands, verbanden sich zu gegen- seitiger Vertheidigung und Erhaltung der Unabhängigkeit und des Be- sitzstandes eines jeden Mitgliedes des Bundes; mit dem Vorbehalte, daß jeder einzelne der 39 Staaten seine inncrn Angelegenheiten nach eige- nem Ermessen ordnen, oder auch mit auswärtigen Machten Bündnisse schließen könne, insofern dadurch nicht die Sicherheit des ganzen Bun- des oder einzelner Staaten gefährdet ivird. Jeder einzelne Bundesstaat soll eine landständische (repräsentative) Verfassung erhalten, wie dies auch bei den meisten schon geschehen ist. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenheiten bilden die Abgeordneten aller Bundesstaaten eine Bun- desversammlung, oder den Bundestag, der seinen Sitz zu Frankfurt am Main genommen, und die Sitzungen am 5. Nov. 1816 eröffnet hat. Die Versammlung zahlt, wenn sie voll ist, 69 Stimmen, wobei von den größeren Staaten jeder vier, die minder mächtigen drei, die kleineren zwei und die kleinsten jeder Eine Stimme haben. Das Prä- sidium dabei führt Oesterreich, als der mächtigste Deutsche Staat, die volle Versammlung heißt das Plenum; ehe jedoch die zu verhandeln- den Sachen dieser vorgelegt werden, bespricht man sie in einer engeren Versammlung von nur 17 Stimmen, in welcher auch die größeren Staaten nur Eine Stimme, und mehrere der kleineren zusammen Eine haben. Im Kriege stellen alle Staaten zusammen ein Bundesheer. Die- ses soll aus 301,637 Mann bestehen, so daß jeder Bundesfürst von 100 Seelen seines Staates Einen Mann stellt, und außerdem von 200 noch 1 Mann zur Reserve. Zusammen besteht das Heer dann aus 222,119 M. Linieninfanterie, 43,090 M. Eavallcrie, 21,717 M. Artillerie und Train mit 612 Geschützen, 11,694 M. Jäger, 3017 M. Pionniers und Pontoniers. Die engere Bundesversammlung wählt den Feldherrn. Das ganze Bundesheer ist in 10 Armeecorps getheilt. Davon stellt Oesterreich 3, Preußen 3, Baiern 1, Wür- tembcrg, Baden, Hohenzollcrn, Hessen-Darmstadt, Frankfurt 1, Sachsen, Anhalt, Hessen-Cassel, Nassau, Luxemburg und die 4 thü- ringischen Herzogthümer 1 und die übrigen 1 Armeccorps (die einzel- nen Contingente s. bei den einzelnen Bundesstaaten). Bundesfestun- gen sind: Mainz, Luxemburg und Landau. Sämmtliche Bun- desstaaten umfassen 11,870 Q. M., und zählen 301- Mill. E., wel- che in 2500 St., 22,000 Flecken und 100,000 Dfn. wohnen. Auf 4yir M. kömmt 1 St., auf 4l| Q. M. 1 Flecken und auf eine Q. M. 9^ Dfr. Ueberficht der Bundesstaaten. A. 1 Kaiserthum: Oesterreich mit 3700 Q. M. deutsche Lander.
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