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Wegen der Beule, die auf der Burg gemacht worden toat,
kam es in der Stadt zu einem Streit, indem die Söldner alles
für sich beanspruchten, während die beteiligten Bürger auch ihren
Anteil verlangten. Nur mit Mühe konnte der Rat die Parteien
besänftigen. ^
Bald darauf trat die Stadt die Wachfenburg an ihren Eigen-tiinier, den Herzog, ab, wofür dieser das von ihm eroberte Kapellendorf zurückgab, welches die Stadt (1446) unter der Bedingung der Straßensicherheit und der Offenhaltung für ihre Truppen auf eine Reihe von Jahren dem Apel von Viztum wiederkäuflich überlassen hatte. «Nach Prof. Dr. Earl Beyer.)
30. Das Einreiten der Erzbischöfe.
Seit der Zeit, von welcher es einen Rat gab (Mitte des 13. Jhrhdts.), konnte der Erzbischof bei feiner ersten Ankunft in Thüringen nicht mehr ohne weiteres in Erfurt einreiten. (Stst mußte er alle Freiheiten und Gewohnheiten anerkennen, ehe ihm ein Ehrbarer Rat das Recht des Eintritts gewährte.
War der Erzbischof in Heiligenftadt, wo ihm das Eichsfeld huldigte, angekommen, so erschien vor ihm eine Gesandtschaft dcs Erfurter Rates und überbrachte zwei Faß Wein. Sie wurde von einem der vier Domherren des Mainzer Kapitels, die den Erzbischof begleiteten, mit folgenden Worten begrüßt: „Liebe Ge-
treue! Wir bringen Euch unfern gnädigsten Herrn von Mainz, den wir einträchtiglich gekoren haben und der von unserem heiligen Vater, dem Papst, bestätigt worden ist, daß ihr ihn als Euren gnädigen Herrn aufnehmt." Darauf erteilte der Wortführer der Gesandtschaft folgende Antwort: „Gnädige, liebe Herren! Wir sind willig, unfern gnädigen Herrn von Mainz aufzunehmen, doch also, daß er die Stadt Erfurt läßt bleiben bei aller Gerechtigkeit und Freiheit, die sie von unfern heiligen Vätern, den Päpsten, und allen unfern gnädigsten Herren, den Kaisern, und den Bischöfen von Mainz hat, und daß er uns und die Unfern bei der Stadt Erfurt Gewohnheit und Recht läßt bleiben und getreulich helfe, uns die zu erhalten und behalten."
War die Zusage erfolgt, so reifte der Erzbischof zunächst bis Ilversgehofen weiter. Dort hielt er eine Messe und empfing al» Geschenk aus den Händen einer Abordnung des Rates ein Pallium (erzbischöfliches Gewand) und zwei Pelzhüte. Nach Wiederholung des Versprechens erfolgte dann der Einzug durchs Johannestor, die Johannesstraße, den Anger und die Lange Brücke. Der Erzbischof trug dabei den Kurfürstenhut und den Mantels Er war von einem glänzenden Gefolge umgeben und ließ sich Schwert und Kreuz vorantragen. War der von Geistlichkeit und Bürgerschaft begleitete Zug am Fuße des Petersberges angelangt, so wurde
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— 45 —
und salbte den Kaiser, wenn die Krönung in seinem Gebiete geschah. Sein weltliches Gebiet umfaßte die fruchtbarsten Gaue Deutschlands und sein geistliches erstreckte sich weit über die Grenzen seines weltlichen. Aus allen diesen bedeutenden Stellungen des Kurfürsten und dem ihm gezollten hohen Ansehen ist es erklärlich, daß sein Wappen, das Rad, von jeher die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher und Wappenkundigen erregt und mancherlei Deutungen erfahren hat. Besonderen Beifall unter den Laien fand die nachstehende, romantische Sage:
Im Jahre 975 wurde Willegis, ein frommer und gelehrter Mann, zum Erzbischof von Mainz gewählt. Er war von geringer Herkunft und eines armen Wagners Sohn aus Schöuiugeu im Braunschweigischen. Deshalb haßten ihn die adligen Domherren und Stiftsgenossen, nahmen Kreide und malten Räder an die Wände und Türen feines Schlosses. Sie gedachten, ihm damit eine Schmach anzutun. Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, ließ er einen Maler rufen und befahl ihm, in alle Gemächer weiße Räder in rote Felder zu malen und dazu den Reim zu setzen:
„Willegis, Willegis, erinnere dich,
Wer du bist und woher du gekommen bist."
Seit dieser Zeit haben dann alle Erzbischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Felder geführt. Andere Berichte fügen noch hinzu, Willegis habe seitdem aus Demut an seiner Bettstatt ein hölzernes Pflugrad hängen gehabt.
Eine andere Deutung des Wappens geht dahin, daß dieses überhaupt kein Rad, sondern ein Kreuz mit einem darauf gelegten Andreaskreuz vorstelle, die durch einen Ring miteinander verbunden seien. Das Rad wäre somit ein altes Christenzeichen, wie man es öfters als ein Weihezeichen in Kirchen antrifft. Diese Meinung hat man auch beim Entwurf des großen Königlich Preußischen Wappens als die richtige ausgestellt, denn in der Verordnung wegen des Königlichen Titels und Wappens vom 9. Januar 1817 wird verfügt, daß wegen Erfurt „im roten Felde ein silberner Zirkel und in diesem ein gewöhnliches und ein Andreaskreuz geführt werden soll."
Die Farben des Wappens sind Silber (Weiß) und Rot. Ueber ihren Ursprung ist folgende Meinung verbreitet: Die fränkischen
Herren hatten die Gewohnheit, ihre Schilde rot und weiß anstreichen zu lassen, und da nun das Erzbistum Mainz zu Franken gehörte, ja die erzbischöfliche Residenz Mainz die alte Hauptstadt des Landes war, fo ließen auch die Erzbischöfe diese Farben anwenden. Zugleich nahmen sie das ihnen zuständig gewesene Sinnbild, das Rad, ins Wappenbild auf. (Nach K. Herrmann.)
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— 106 —
Gegen 8 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Zwölf der geachletsten Ratsherren trugen den silbernen Sarg der beiden Heiligen auf ihren Schultern. Voran wehte die prächtige, goldene Ratsfahne mit den darauf gemalten Bildnissen der Märtyrer. Der schimmernde Sarg war von Weihrauchwolken umhüllt. Ihm folgten die sämtlichen Geistlichen in ihren prächtigen Gewändern, die übrigen Mitglieder des Rates, alle in Erfurt zur Zeit sich aufhaltenden fürstlichen Personen, Grafen und Ritter in ihren glänzenden Rüstungen und endlich die zahllose Menge der Bürger und frommen Wallfahrer. Alle Glocken läuteten, und die waffentra-genden Bürger begleiteten in ihren blanken Harnischen den Zug oder hatten in den durchzogenen Straßen Ausstellung genommen.
Im Jahre 1521 wurde die Prozession zum letzten Male abgehalten; das für Erfurt so merkwürdige und einträgliche Fest erreichte durch den Banernansruhr sein Ende. Der silberne Sarg wurde zur größeren Sicherheit auf das Rathaus geschafft, wo er eine Zeit verblieb. Später aber beschlossen die Väter der Stadt, der Ratskasse, die durch große Ausgaben völlig erschöpft war, neue Mittel dadurch zuzuführen, daß sie den Sarg zu Geld umprägen ließen. Die Geldstücke führten den Namen Sargpfennige. Die beiden Heiligen wurden einstweilen in einen hölzernen Sarg gelegt, den man nach dem Muster des silbernen gefertigt hatte. Noch heute kann man diesen Sarkophag mit seinen reichen Verzierungen sehen. (Nach Konstantin Beyer.)
37. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände Erfurts in der zweiten Baisse des fünfzehnten Jahrhunderts.
Krasser Aberglaube: Bei der Betrachtung der gesellschaft-
lichen wie wirtschaftlichen Verhältnisse am Ausgange des Mittelalters fällt uns der krasse Aberglaube auf, welcher allgemein bei hoch und niedrig, bei Ungebildeten und Gebildeten, ja selbst bei Gelehrten und Schriftstellern, in Laien- wie in geistlichen Kreisen herrschte. Dazu war eine schier unglaubliche Unwissenheit, besonders in geschichtlichen und geographischen Dingen verbreitet. Unser Chronist sagt: Mainz, Mognneia, liegt an zwei Flüssen, am Moygin und an der Ezya. Es war ihm unbekannt, daß seine Bischofsstadt also außer am Main am Rhein lag, und er erdachte sich in Anlehnung an den lateinischen Namen Mognneia den Fluß Ezya. — Selbst nicht einmal vor der biblischen und kirchlichen Ueberlieferung machten Aberglaube und Unwissenheit Halt. So wirb, um bafür ein Beispiel zu erzählen, die Geschichte des Verräters Jubas in der unglaublichsten Weise umgestaltet. Die Mutter des Jubas träumt, daß sie einem bösen und verworfenen Sohne, der „dem Teufel gleich wäre", das Leben geben Würbe. Das Kind wirb nach der Geburt von bett erschrockenen Eltern, die in Jerusalem wohnen,
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/
der Künste und Wissenschaften rc. 433
sckc?^2^chmolzene Edict ein sehr berühmtes Werk
^lev, nicht wenig gewonnen; die Entscheidungen
x * 1,011 Ädr,an, welche aus Dositheus 1572 (oder
gierst griechisch gedruckt worden sind, haben
y, Rechtswissenschaft fehl* wenig Werth. Unter
orian ward also d^s Edict so, wie es nachher ge,
"en ist: wir haben aber diele letzte Ausgabe nicht
dr; es bliebm uns bloß viele Fragmente, aus Comr
die darüber, und ans Werken', die sonst eben
stell» -"ung befolgten. Dieser Zeitraum, sagt man,
ut einige große Juristen ans. Nur hört Pompe»
us, der in seinem Encbiridion auch von den Schm
da« Rechksgelek'ten handelte, unter Adrin auf,
"v wir also von den Spateren die Schule nicht
khr wissen; und dieser zufällige Umstand ist dazu
L.^>ßbrancht worden, für dieses Zeitalter eine eigene
^°"le unter dem erst von uns eingeführten Namen
. ‘ Cehiones, oder gar unter dem albernen, bloß
einer falschgelesenen Stelle beruhenden Namen
^^scuruli anzunehmen, und dieß denn auch wier
ü, Adrians Bestätigung des revidirten Ediccs
xii, ^rbindnng zu setzen. Will man daraus, daß
g.^Ul'ist bald dieser, bald jener Parthey Beyfall ,
beweisen, er sey ein Eklektiker gewesen: so
leftften '°°bl nicht nur alle Schriftstell* aus dein
den Ü Jahrhundert der Periode von Clcer» bis auf
" Alexander Severns, sondern schon alle w»herr
diesen Namen verdienen. Aber die bald
^ leerenden, über jede' Sache mit einem Macklstrm
lick entscheidenden Reicripte der Kaiser, machten .-dr
daß von Alexanders Zeiten Nom aufhörle,.
C , ^gelehrte zu haben, und verwandelte'diese nach
einp "^ins Zeiten in Sammler. Dennoch entstand
r,'neue juristische Akademie, mitten in diesem Zeit»
zu ^>eryruö in dem alten Phönicien. »)
Emen
*) Th
^»rsch
Harl,m,r- in Papee. in Or. Cf. Jo. Strauch, de Lei/tc
... ’‘cus Reryten/5 Academia.
t>, Horn irlh. Et
I
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Parthey_Beyfall Alexander_Severns Alexander Alexanders Alexanders
Ii. Beschreibung -er Stadt Rom. 2s
auf Pfählen publica« oder sublices) ruhete. Nach
der Zeit bereitete man sie> so künstlich, daß sie mit
größter Geschwindigkeit abgetragen rutd wieder zusam-
mengesetzt werden konnte m). Als sie vor Alter ver-
fallen war, ließ sie der K. Antonius Pius wieder
erneuern. Unter dem Papste Adrian I- aber stürzte
sie bey einer großen Überschwemmung des Tiber-
stroms gänzlich ein, daß nun heuriges Tages nichts
mebr voir ihr vorhanden ist, wiewohl man bey der
Kirche St Maria Aegyptiaca einige Pfähle im
Wasser für Ueberbleibsel derselben halten will. Sie
war, ihrer Lage nach, stromabwärts die unterste.
Immer höher hinauf lagen 2) Pons Senarorrus,
zuweilen (weil sie unten am palatinischen Berge war)
Palatinus; die erste steinerne Brücke — Sie ist in
neuern Zeiten unter dem Namen Sc. Maria einmal
wieder gangbar gewesen, liegt aber zum zweytenmale
in Ruinen; 3) Pons Fabricius, n) jetzt von einem
dabey stehenden Janus quutrisons, Ponte di quas
tro Eapi — Sie führte vom Marsfelde nach der Tiber-
insel; , 4) Pons Lestius, o) jetzt Ge. Barroloniao,
ging vom der Tiberinsel aufs Janiculum; pons
Ianiculensis, jetzt Pons Glpri; 6) p Triumphal
lis p), Vakicanus; 7) Pons Aelius erbanete der
K. Aelius Adrian, jetzt Gt. Angelo, von den auf
ihr Gelender gestellten Engeln mit den Marterwerkzeu-
gen Christi; die schönste im heutigen Rom — Sie führte
Bz ge-
m) P'in. H. N. Xxxv. ,5.
*0 Von einem Oberausseher der Landstraßen (cnrator wa-
rurn) i. „fabrtctue um die Zeit der Eakilianiicden
Verschwörung erbauet, wie die Aufschrift an einem
Bogen der drücke zu erkennen gibt.
0) Wahrscheinlich vom Cestrus Gauns, abfr den Auf«
schrrften zu Folge von den Kaisern Halens, valen«
tianus und ^raeianus ausaebeffert.
k) Die triumph'renden Feldherren hielten über diese
Brücke jhren Einzug nach dem Capitol; man steht
Noch Ruinen bey dem heiligen Geist-Hospital.
1
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Extrahierte Personennamen: Antonius_Pius Antonius Adrian_I- Maria_Aegyptiaca Maria Pons_Senarorrus Maria Maria Pons_Fabricius Pons_Lestius Pons_Glpri Pons_Aelius Adrian Angelo Cestrus_Gauns
72 Uebersicht der römischen Länder.
Galatien in sich begriff, und den Römern, besonders
unter dem großen Mtthridat oder dem Achten, viel zu
schaffen machte. Es erstreckte sich also damals tut*
gleich weiter, als die Landschaft, auf welche es Zu*
letzt eingeschränkt wurde. Diese Landschaft ging vom
Flu,se Halys bis nach Trapezus, längs dem schwär*
Zett Meere. Sie kam unter dem Kaiser Nero ganz
< an die Römer, die den größten Theil davon schon
langst^besaßen, und dieses abgerissene Stück mit en
uem Stücke von Cappadocien und Galatien unter dem
Namen ponms als Eine Provinz betrachtet hatten.
Der letzte Köllig Polemon nämlich trat sein kleines
Reich dem Nero ab, um von ihm die Einwilligung
zu seiner Ehe mit der Berertice, des jüdischen Königs
Agxippa Schwester, zu erhalten.' Nun wurde also
die Eintheilung in pontus Galaticus, Galatien,
Poncus Lappadocius, Cappadocien, und ponrus
Polemonjacus, die eigentliche Landschaft Pontns,
gewöhnlich. Um solchem nach alle Verwirrung Zu
. vermeiden. muß man das Königreich Pontus von
/ der Landschaft Pontus, und diese wieder von der
Provinz, unterscheiden.
Städte; Amisus (Samsoun), eine Kolonie
der Athener; pharnacia, ehemals Cerasus, das Dm
- terland der Kirsche; Trapezus (Trebisond), eine machr
> tige Handelsstadt; insgesamt an der Küste. Dt
Mittellande Lomana poncica; 2lmasea Amasieh),
die Vaterstadt des Stt'abo und die ehemalige Rem
denz der politischen Könige; ^leocasarea (Nickesar);
Sedastopous (Giwas); Zela (Zile). An der M"m
düng des Thermodon (Thei'me) war Temisc^^
der Hauptsitz der Amazonen.
C. Die Provinz Cilicia.
Gränzen: Diese Provinz begriff die Länder,
welche unter dem Taurusgebirge am mittelländischen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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io68 Gerichtsverfassung der Römer.
Menschen, freye Leute, oder Knechte stahl, und ver-
kaufte. In frühern Zetten ward es nicht so gewöhn-
lich, und wurde nur mit Gelde, unter den Kaisern am
Leben bestraft. Crimen Ambitus war eigentlich nur
während der freyen Republik bekannt, und bestand in
den unredlichen Bewerbungen, wodurch man zu den
Staatswürden zu gelangen suchte. Hieher gehörten
besonders Bestechungen *), welche mit der Interdtctio
aqua et ignis bestraft wurden. Unzählige Gesetze
wurden gegen dieses Verbrechen gegeben. Sie rotte-
ten dasselbe aber nicht aus. Gewaltthätigkeiten, die
man dabey brauchte, wurden insonderheit Sodalitia
genannt e).
Die Strafen der Römer.
177.
Der Missethäter unter den Römern ward nicht
allemal in Verhaft gebracht, sondern wandelte oft,
wenn schon Jedermann von seinem Verbrechen über-
zeugt war, frey herum, wie dieses z. B- mit dem
Eatilina der Fall war. Daher rechnen die Römer
die Gefangennehmung (Vincula) bereits mit unter
die Leibes«Strafen. Die Gefangennehmung (Vincula)
der Römer bestand aber, entweder in einem engern
(vincula publica) oder in einem wettern Verhafte
(private). In engern Verhaft wurde derjenige ge.
bracht, der in das öffentliche Staatsgefängntß gebracht
wurde. Dieß geschah meistentheils erst dann, wenn
der
•) S. oben von den Täfelchen beym Dotiren und die
leges de ambitu.
e) S« Sigon. de jud. 2» 30. Salmaf. de modo Ufur.
ist hierüber ebenfalls sehr gut zu gebrauchen. Die Bewert
bunlsarttn lernt Cie«9 de petitionc Consul« kennen.
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X
Vorrede.
Frankreichs Größe, und könnten eben so bequem von
Einem Volke und Staate eingenommen fei;«, mit allscü
riaer leichter Cvmmunication; nicht aber so Neuholland,
Südamerika, Nordamerika, Afrika, die daher als Feftlande
lind Welttheile gelten. Ein Maaßstab für Provinzen werde
Böhmen, etwa 1000 O,M. und quadratisch; für klei-
nere eine gut arrondirte Provinz des Vaterlandes rc.
l> ) Von Flüssen, mit Berücksichtigung ihres Gebietes,
diene in Europa der größte Deutsche Fluß, der Rhein,
Zur Vergleichung; wobei er und die noch größeren als
Hauptströme — die geringeren, aber immer noch zur na-
türlichen Schifffahrt geeigneten, bis zum kleinsten Deut-
schen Hauptflusse (d. h. sich unmittelbar ins Meer ergie-
ßende), die Weser und ihres Gleichen, dann als Ströme
zweiten Ranges gelten mögen. So verhalten sich unge-
fähr Wolga, Donau, Dnjeper, Dwina, Don (mit Do-
necz oder Donetsch), Pctschora, Ural, zum Rbein, wie 5,
3, 2, i§, i\, i, 1 : 1 ; aber Weichsel, Elbe ;c. wie 4, Z.
c) Von Gebirgen mögen die scharf abgeschnittenen Pyre-
näen zur Vergleichung dienen, d) Für Berge etwa der
Vesuv und Brocken, und ein größerer auch isolirter,
z. B. Aetna, P i k von T e n e r i f fa. e) Für Meere die
Ostsee, Adrialisches oder Kaspisches Meer.
O Für Städte am liebsten die Hauptstadt des Landes und
der eigenen Provinz, g) Für Entfernungen eine gerade
Hauptstraße, z. B. von Paris nach Frankfurt a. M., von
Wien nach Prag, von Berlin nach Breslau, von Paris
nach Moskau, von Petersburg nach Afow oder Astrachan.
Ji) Für Bevölkerung ein Staat mittlerer Größe, z. B.
Preußen, Spanien. — Und diese Vergleichung eines
Maaßstabes führe man wirklich in leichten Umrissen durch,
auf Karren, Entwürfen w.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: B._Aetna Afow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Südamerika Nordamerika Afrika Europa Rhein Deut- Donau Dwina Ostsee Paris Frankfurt_a._M. Wien Prag Berlin Breslau Paris Moskau Petersburg Astrachan Spanien
Zweiter Abschnitt. Ii. Festland der Alpen. 4. Deutschland. 151
rhein zu. Bei Basel kömmt er auf Deutschen Boden, und fließt
dann nördlich zwischen Frankreich, Baden und Rheinbaiern, nordwestl.
durch Rheinpreußen, hierauf durch die Niederlande und endlich mit 5
Armen in die Nordsee. Die ganze Lange seines Laufs betragt von
Basel bis Wesel 9lj Ml., die Breite wechselt; von Mainz bis Bingen
wachst sie bis auf 1600 F., bei Koblenz betragt sie nur 960 F., zwi-
schen Bonn und Cöln 1300 F. Die Tiefe wechselt eben so von 3 bis
30 F.; schiffbar wird er schon bei Chur in der,Schweiz. Bis zur
Mündung der Mosel heißt ec Mittelrhein, und liegt bis hierher
zwar in einem geräumigen Thale, ist aber doch vom Gebirgslande, dem
Schwarz - und Odenwalde begleitet. Von Bingen bis Koblenz ist eine
Thalenge, von hier an aber gemischtes Terrain, bis er bei Andernach
in das offene Niederland tritt. Oberhalb der Stadt St. Goar ist die
St. Goarbank, wo die Schiffe Gefahr laufen zu stranden. Von
Basel bis Breisach hat der Strom an 60 Inseln. Sein Stromgebiet
ist unter allen in Deutschland das größte, denn cs umfaßt an 4700 Q.m.
Brücken: bei Straßburg, Mannheim, Mainz (von 1400 F.), Cob-
lenz, Cöln, Neuwied, Düsseldorf, Duisburg, Wesel u. a. a. O.
Nebenflüsse des Rheins rechts: 1) Die Wutach, Q. auf dem
Schwarzwalde, Mdg. oberhalb Waldöhut; nicht schiffbar. Paßartiges Thal,
S. 143 Nr. 27. 2) Der Wiesen, Q. auf dem Schwarzwalde, Mdg. unter-
halb Basel; nicht schiffbar. 3) Die Elz mit dem Treisam, Q. auf dem
Schwarzwalde, Mdg. westlich von Mahlberg; nicht schiffbar. 4) Die Kin-
zing mit der Schütter, O.. auf dem Schwarzwalde, Mdg. bei Kehl; nicht
schiffbar. 5) Die Rench entsteht aus mehreren Waldbächcn des Schwarz-
waldes. Mdg. zwischen Lichtenau und Bischoffsheim; nicht schiffbar. 6) Die
Murg entsteht aus zwei'quellen aus dem Kniebis, Mdg. bei Plittersdorf;
nicht schiffbar. 7) Die Pfinz, Q. nördlich von Pforzheim, Mdg. unweit
Philippsburg; nicht schiffbar. 8) Die Salza (Saalbach) Vereinigung
mehrerer Bäche, Mdg. unterhalb Philippsburg. Alle diese kleinen Flüsse
haben hölzerne Brücken und viele Führten. 9) Der Steckar, Q. auf dem
Schwarzwalde, östlich von Villingcn, nördl. Bogcnlauf durch Wirtemberg
und Baden, Mdg. bei Mannheim (Paßart. Thal S. 143 Nr. 27). Brük-
ken: oberhalb Rothenburg 7, dann bei Rothenburg, Tübingen, Tenz.
lingen, Nürtingen, Plochingen, Eßlingen, Untertürkyeim, Kannstadt, Lau-
fen, Heilbronn, Heidelberg, Mannheim (Schiffbrücken) u. a. a. O.
Nebenflüffe des Neckar rechts sind die Fils, Rems, der Kocher und die
Jaxt; links die Ems und die Stag old. 10) Der Main entsteht aus
dem Weißen und dem Rothen Main; Q. des ersteren der Ochscnkopf
auf dem Fichtelgebirge, des letzter» oberhalb Kreußen in Baiern. Vereini-
gung beider unterhalb Kulmbach in Baiern; westl. Lauf bis Mainz zur
Mdg. , schiffbar schon oberhalb der Mdg. der Regnitz, flößbar noch höher.
Breite 300 bis 500 F. Meistens von sanften Anhöhen begrenzt; von Würz-
burg bis Obernburg steile felsige User; von Aschaffenburg fließt er fast in
einer Fläche. Wegen seiner großen Bogen eignet er sich nicht zu einer Ver-
theidigungslinie. Marienburg, Würzburg gegenüber, ist der einzige feste
Punkt. Brücken: bei Hallstadt, Eltmann, Schweinfurt, Schwarzach,
Kitzingen, Ochsenfurt, Würz bürg, Aschaffenburg, Offellbach, Frank-
furt. Er nimmt auf, links: a) die Rcdnitz oder Regnitz entsteht aus
der Fränkischen und Schwäbischen Rezat; schiffbar bei Forchheim, nördl.
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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Zweiter Abschnitt. Ii. Festland der Alpen. 1. Frankreich. 83
von S. nach N. 1) Das Thal der Jsere, als Straße von Grenoble
bis Conflans. L) Der Paß des Echelles, Haupt« und Kunststraße von
Lyon nach Turin durch eine Felsenenge und durch zwei Schanzen (Echelles)
vertheidiget.
c) Der Iura oder Leberberg. Das Rhonethal trennt von Genf
an dieses Gebirge von den Savoyeralpen. Unterhalb Genf beginnt es an
der rechten Seite der Rhone, und zieht sich zum Theil nach den Vogesen,
zum Theil in die Schweiz bis an den Rhein hinauf, und trennt die Depar-
tements des Ain / Doubs und des Iura von der Schweiz. Es ist 35 Ml.
lang, und 3 bis 8 Ml. breit, doch nirgends so hoch, als die Alpen. Seine
Nebenzüge und Zweige sind mit den Hauptzügen gleichlaufend, deshalb die
vielen Parallel- und die wenigen Querthäler. Der höchste Theil des Ge-
birges ist der südliche, rauh und waldig ist der nordöstliche, felsig ist das
Gebirge am Rhein und an der Aar. Südöstlich von Besancon heißt auch
ein Theil dieses Gebirges Mt. Laum.ond. Wohl zu unterscheiden ist vom
Iura der Iorat oder Iurtenberg, welches eine Fortsetzung des Jura
am nördlichen Ende des Genfer Sees zwischen Lausanne und Uverdun ist.
In militärischer Rücksicht ist der Iura nicht so präparirt, als die Vogesen
und Ardennen; man findet wenig Forts, und nur die Festung Besancon ist
wichtig. Alle Straßen, selbst die Gebirgsstraßen, sind chausseeartig. Das
Iouxthal ist besonders merkwürdig, weil cs alle Eigenheiten des Iura in
sich schließt. Sonst ist das Gebirge für Infanterie überall practicabel. Die
höchsten Spitzen sind in der Schweiz, als der Dole, 5260 Fuß hoch;
der Mont tendre, 5376 Fuß. Merkwürdig ist der pierre pertuise,
der durchbrochene Berg, welcher zugleich einen Paß in den Canton Solo-
thurn bildet, wahrscheinlich ein Werk der Römer. Pässe über den
Iura, in der Lage von Süden nach Norden: 1) Die Rhoneklause
(l’écluse), Straße vvn Lyon nach Genf. 2) Dre Doubsklause (l'écluse
de Pontarlier), Hauptstraße nach Besancon.
d) Die Voge sen (Wasgaugebirge). Sie trennen sich in der
Gegend von Altkirch und Befort vom Iura, ziehen sich fast parallel mit
dem Rheine in nördlicher Richtung bis nach Deutschland hinein, und fallen
dann sanft gegen den Rhein hin ab. Sie sind 41 Ml. lang, 3 bis 9 Ml.
breit, stark bewaldet, und haben an der Oft- und Südseite auch viele Wein-
berge. Zwischen Rhein und Mosel gelegen, senden sie auch alle ihre Wasser
dahin ab. Die Hauptstraßen durch die oft steilen und felsigen Thäler, von
Straßburg und Basel nach Paris, haben besonders südlich beschwerliche Sei-
tenverbindungen. Einige der höchsten Spitzen der Vogesen von S. nach W.
sind folgende: Der Bo Ich von Lüre, 3614 F'., der Elsaßbolch,
4000 F., der Dolch von Sulz, der höchste Punkt, 4515 F., der Haut
d’Honec, 4128 F., der Donnersberg, 2484 F. rc. Pässe über
die Vogesen, und zwar in der Lage von S. nach N.: 1) Der Paß
von Befort, Vereinigungspunkt der Kunststraßen von Straßburg, Basel
und Biel nach Besancon, Epinal und Vesoul. 2) Der Paß am Elsaß-
bolch, Straße von Befort nach Nancy. 3) An der Moselquelle,
Straße nach Nancy. 4) Von St. Die oder Kaisersberg, Kunststraße
von Colmar nach Nancy. 5) Von 3t. Marie aux Mines (Markirch)
Kunststraße nach Nancy. 6) Von Schirm eck oder Mutzig, Kunststraße
von Straßburg nach Naon. 7) Von Zabern, Hauptstraße von Straß-
burg nach Paris. 8) Von Bitsch, von Hagenau über die Festung Bitsch
nach Sarguemines.
e) Die Ardennen. Sie sind eigentlich - eine Fortsetzung der beiden
Lothringischen Landrücken auf beiden Seiten der obern Maas, und fangen
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