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Gegen 8 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Zwölf der geachletsten Ratsherren trugen den silbernen Sarg der beiden Heiligen auf ihren Schultern. Voran wehte die prächtige, goldene Ratsfahne mit den darauf gemalten Bildnissen der Märtyrer. Der schimmernde Sarg war von Weihrauchwolken umhüllt. Ihm folgten die sämtlichen Geistlichen in ihren prächtigen Gewändern, die übrigen Mitglieder des Rates, alle in Erfurt zur Zeit sich aufhaltenden fürstlichen Personen, Grafen und Ritter in ihren glänzenden Rüstungen und endlich die zahllose Menge der Bürger und frommen Wallfahrer. Alle Glocken läuteten, und die waffentra-genden Bürger begleiteten in ihren blanken Harnischen den Zug oder hatten in den durchzogenen Straßen Ausstellung genommen.
Im Jahre 1521 wurde die Prozession zum letzten Male abgehalten; das für Erfurt so merkwürdige und einträgliche Fest erreichte durch den Banernansruhr sein Ende. Der silberne Sarg wurde zur größeren Sicherheit auf das Rathaus geschafft, wo er eine Zeit verblieb. Später aber beschlossen die Väter der Stadt, der Ratskasse, die durch große Ausgaben völlig erschöpft war, neue Mittel dadurch zuzuführen, daß sie den Sarg zu Geld umprägen ließen. Die Geldstücke führten den Namen Sargpfennige. Die beiden Heiligen wurden einstweilen in einen hölzernen Sarg gelegt, den man nach dem Muster des silbernen gefertigt hatte. Noch heute kann man diesen Sarkophag mit seinen reichen Verzierungen sehen. (Nach Konstantin Beyer.)
37. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände Erfurts in der zweiten Baisse des fünfzehnten Jahrhunderts.
Krasser Aberglaube: Bei der Betrachtung der gesellschaft-
lichen wie wirtschaftlichen Verhältnisse am Ausgange des Mittelalters fällt uns der krasse Aberglaube auf, welcher allgemein bei hoch und niedrig, bei Ungebildeten und Gebildeten, ja selbst bei Gelehrten und Schriftstellern, in Laien- wie in geistlichen Kreisen herrschte. Dazu war eine schier unglaubliche Unwissenheit, besonders in geschichtlichen und geographischen Dingen verbreitet. Unser Chronist sagt: Mainz, Mognneia, liegt an zwei Flüssen, am Moygin und an der Ezya. Es war ihm unbekannt, daß seine Bischofsstadt also außer am Main am Rhein lag, und er erdachte sich in Anlehnung an den lateinischen Namen Mognneia den Fluß Ezya. — Selbst nicht einmal vor der biblischen und kirchlichen Ueberlieferung machten Aberglaube und Unwissenheit Halt. So wirb, um bafür ein Beispiel zu erzählen, die Geschichte des Verräters Jubas in der unglaublichsten Weise umgestaltet. Die Mutter des Jubas träumt, daß sie einem bösen und verworfenen Sohne, der „dem Teufel gleich wäre", das Leben geben Würbe. Das Kind wirb nach der Geburt von bett erschrockenen Eltern, die in Jerusalem wohnen,
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91
B. Die deutschen Mittelgebirge.
§. 42. I. Die Hochebenen am Fuß der Alpen. Im N.-W. und N.
steigt man von den Alpen zu Hochebenen herab, welche das Gebirge
in breitem Kranz umschließen und selbst wieder in Höhenzügen, die
die sie begleiten (Jurazug), ihren Abschluß finden. — Wir unterscheiden
die Schweizer Hochebene von der Schwäbisch -bairischen.
1) Die Schweizer Hochebene erstreckt sich zwischen Alpen
und Schweizer Jura vom Genfer- bis zum Bodensee. Die tiefste
Senke hat sie am Fuß des Jura, wo sich die Gewässer des Neuen-
bürg er und Bieler Sees gesammelt haben, bis dann unterhalb
des letztern die Aar (s. o.) in dieselbe eintritt, um den Abfluß dieser
Seen aufzunehmen.
Die Hochebene hat größere zusammenhängende Strecken Ackerland
mit freundlichen Dörfern und gewerbreichen Städten: Die Randstädte *)
ozürich am Züricher See, 'Bern an der Aar, °Genf am Genfer See.
Der Schweizer Jura (ca. 1000 m) zieht sich vom Rhone-
durchbruch bis zur Rheinspalte s. von Schaffhausen. Das Gebirge ist
rauh, der Ackerbau dürftig, so daß die Bevölkerung sich mit Industrie
beschäftigt (Uhrenfabrikation).
2) Die Schwäbisch-bayrische Hochebene erstreckt sich vom
Rhein bis zum untern Jnnthale, durch welches sie von den Alpen
getrennt wird. Auch hier zieht sich die tiefste Senke am Nordrande
hin, wo die Donau ihr Bett gegraben hat.
Die Donau fließt am O.-Abhange des Schwarzwaldes (Donau-
eschingen) aus 2 Quellströmen (Brege und Brigach) zusammen und durch-
bricht den schwäbischen Jura. — Bis Regensburg, dem nördlichsten Punkt
der Donau überhaupt, hat sie n.-ö. Richtung, von hier wendet sie sich
(bis zum Knie bei Waitzen) nach S.-O. Die größern Nebenflüsse erhält
sie naturgemäß von S.:
a. Die Itter kommt aus den Algäuer A. und macht die Donau schiffbar.
'Ulm in der Nähe der Mündung schützt den wichtigen Donauübergang
(die Ufer der Donau weiter unterhalb sumpfig). — Bei Kempten wird
die Jller flößbar.
b. Der Lech kommt aus den Vorarlberger A. und mündet bei Donau-
Wörth, wo die Straße durch eine Senke im Jurazug nach N.-W. zieht
(Schlacht bei Nördliugen).
Das Lechthal nimmt die große Straße vom Brenner (»Innsbruck) auf,
daher die Bedeutung von c> Augsburg, wo eine zweite Alpenstraße vom
Bodensee (Splügenstraße) eintrifft.
*) Randstädte, d. h. Städte, die am Rande einer Gebirgsgegend gelegen sind,
gewinnen stets als Vermittler zwischen den verschiedenartigen Produkten des Ge-
birges und der angrenzenden Ebene Bedeutung.
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92
c. Die Isar entspringt in den Bayrischen A. und hat zuerst n., dann
n.-ö. Richtung. Sie entwässert eine Reihe von Seen (Ammer- und Würmsee),
welche den obern Saum der Hochebene bedecken. — Die große Straße von
o Augsburg nach dem Salzkammergut fand zwischen den sumpfigen Ufern
nur einen bequemen Übergang (Zollstätte): * München.
d. Den Lauf des Inn lernten wir bereits kennen. Auf der Hochebene
nimmt er (r.) den Abfluß des Chiemsees (des größten auf dem Plateau)
und die Salz ach auf, welche sich in kurzem Knie aus dem Alpenthal
nach N. wendet. Sie ist er an der Mündung (Passau) fast fo groß wie
die Donau.
Die Nebenflüsse der Tonan fördern durch die Kraft der herabströmen-
den Wassermassen die Gewerbthätigkeit: Papiermühlen.
Die Nebenflüsse von l. sind unbedeutender.
a. Die Altmühl entspringt auf der Frankeuhöhe und durchbricht den
Iura (Straße nach Ingolstadt).
t>. Die Nab kommt vom Fichtelgebirge und mündet oberhalb 'Regens-
bürg (Hauptstraße vom n. Deutschland).
c. Der Regen vom Böhmerwald vereinigt sich in 'Regensburg mit
der Donau.
Die Hochebene selbst ist trotz der s. Breite rauh und kalt und
erinnert vielfach an die sandigen Fichtenebenen N.-Deutschlands (ähn-
liche Vegetation). Es bewirkt dies die hohe Lage der Ebene und der
Alpenwall, der die warmen S. -Winde abhält, die kalten N.-Winde
anstaut. — Moore, Seen und weite Heideflächen bedecken zum großen
Teil das Land. Sehr vertreten ist der Hopfenbau (Münchener Bier).
§. 43. Il Der deutsche Jurazug.
1) Der Schwäbische Jura zieht vom S.-Fuß des Schwarz-
Wäldes am Rande der Schwäbisch-bayrischen Hochebene in n.-ö. Rich-
tung bis zur Senke von Donauwörth - Nördlingen. Er bildet eine
breite, gestreckte Masse von 700 m mittlerer Erhebung, ohne Gipfel,
nur flache Vertiefungen und Erhöhungen auf dem Scheitel aufweisend.
— Der steilere N. - Rand ist vielfach zerschnitten, so daß sich eine
Reihe isolierter Felskegel (der Hohenzollern, der Hohenstaufen)
gebildet haben, welche mittelalterliche Burgen tragen. Auf dieser
Seite ist durch den Ertrag an Eisenerzen und die vorhandenen Heil-
quellen die Ansiedelung befördert: die Industriestädte Reutlingen und
'Eßlingen. Dagegen ist der öde, breite Rücken (Wasserarmut, rauhes
Klima) mit wenigen armen Dorfschaften besetzt.
2) Der fränkische Jura begleitet von der Senke Donauwörth-
Nördlingen die Donau bis zu ihrem nördlichsten Punkt, schlägt dann,
das Nabthal begleitend, direkt n. Richtung ein und endet am Main,
dessen Oberlauf ihn bogenförmig umspannt.
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Frankeuhöhe Ingolstadt Deutschland Böhmerwald Donau Schwäbisch-bayrischen_Hochebene Donauwörth Reutlingen Donauwörth-
Nördlingen Donau Main
93
Im Durchschnitt nur 500 in hoch ist er platt wie eine Tafel und
erhebt sich wenig über die Umlande; aber tiefe Thäler mit schroffen
Abhängen geben ihm Gebirgscharakter (Fränkische Schweiz) und machen
ihn unwegsam (Grenze zwischen Bayern und Franken).
Der Gebirgszug liefert vorzügliche Schieferplatten (Solnhosen
bei Eichstädt). Auch Eisen kommt vor: Industrie von 'Amberg.
§. 44. Iii. Das Schwäbisch-fränkische Stufenland wird vom
Jurazug, dem Thüringer Wald, der Rhön, dem Spessart und den die
Rheinebene begleitenden Gebirgen begrenzt. — Trotz der geringen
Höhe bereitet die Bodenbildung dem Verkehr Schwierigkeiten, und da
auch der Boden wenig Ertrag liefert, so drängt sich die Bevölkerung in
den Flußthälern (Main, Neckar, Regnitz) zusammen.
Der Main, welcher den n. Teil des Stufenlandes durchfließt, entsteht
aus dem Roten und Weißen Main, welche beide auf dem Fichtelgebirge
entspringen. Nachdem er den Nordrand des Jura umflossen hat, nimmt
er von S. die Regnitz auf und geht in vielfach gewundenem Lauf
(Bildung eines Dreiecks und eines Vierecks), nach W. dem Rhein zu. An
der Mündung, wo die Mainstraße sich mit den von W. heranziehenden
(°Metz, 'Trier) vereinigt, das stark befestigte omainz.
Das vor den N.-Winden geschützte Thal trägt üppige Felder, herrliche
Obstgärten und Weinberge; dazu laufen mehrere wichtige Straßen durch
Nebenthäler von N. her ein: ^Würzburg, Aschaffenburg, 'Offenbach,
^Frankfurt.
Die Regnitz (vor Einfluß der Pegnitz ..Rednitz" genannt) fließt
in der Mulde, welche den W.-Abhang des Fränkischen Jura begleitet und
mündet unterhalb 'Bamberg in den Main. Ihr Thal war von besonderer
Wichtigkeit, als vor Erschließung des gebirgigen Teiles durch Eisenbahnen
hier die erste Straße ö. vom Rhein zur Donau (Orient) und über ^Augs-
bürg nach Italien zog. Daher die Blüte von * Nürnberg (' Fürth).
In dieser Senke führt auch der bereits von Karl d. Gr. geplante
Ludwigskanal von der Regnitz nach der Altmühl. Er hat bei den
heutigen Verkehrsmitteln nur lokale Bedeutung, obwohl er in weiterm
Sinne die Nordsee mit dem Mittelmeer verbindet.
Der Neckar entspringt zwischen Schwarzwald und Schwäbischem
Jura, welchen letztern er bis oberhalb 'Eßlingen begleitet, dann hält er
im ganzen n. Richtung und wendet sich erst wenige Meilen vor der
Mündung nach W-, um das Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene zu
durchbrechen (schöne Lage von «Heidelberg) und bei °Mannheim-'Ludwigs-
Hafen in den Rhein zu münden.
In seinem Thal finden wir üppige Getreidefelder; die wohlhabenden,
reinlichen Dorfschaften sind in Obsthainen versteckt, und wohlgepflegte Wein-
berge ziehen die Höhen hinauf (die goldene Ader Württembergs). In einem
freundlichen Thalkessel liegen die Städte * Stuttgart und 'Kannstadt,
die immer mehr mit einander verwachsen. Weiter abwärts ' Heilbronn *).
*) Die Heilquelle ist jetzt versiegt.
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Rheinebene Main Main Weißen_Main Rhein Mainstraße Aschaffenburg Main Rhein Italien Nürnberg Nordsee Schwarzwald Rhein Stuttgart Heilbronn
94
Das untere Neckarthal ist eng und schlecht passierbar, daher biegen die
Hauptstraßen schon vorher zum Rhein ab (die wichtigste über 'Pforzheim).
§. 45. Iv. Die Oberrheinische Tiefebene nebst den Randgebirgen
lehnt sich im W. an das Schwäbisch-fränkische Stufenland.
1) Die Ebene selbst zieht sich, im Durchschnitt c. 40 k m breit, vom
Rheinknie bei ° Basel in einer Länge von 40 M. nach N., umrahmt
auf beiden Seiten von bedeutenden, steil nach der Ebene abfallenden
Raudgebirgeu. Am n. Ende schiebt sich ein Seitenarm, der Rhein-
gau, unterhalb ° Mainz nach W., während an den Ufern des Main
die Ebene sich in breiterer Erstreckung nach O. zieht, wo schließlich eine
Verästelung in einzelnen Seitenthälern stattfindet.
Die Tiefebene ist bei vorzüglichem Klima nicht nur mit üppiger
Fruchtbarkeit (Weinbau) gesegnet, sondern gehört auch zu den schönsten
unseres Vaterlandes.
Der Rhein, welcher sie der Länge nach durchzieht, wird von obasel
(oberer Haupthafen) bis * Straßburg wegen seines starken Gefälles fast
nur zur Thalfahrt benutzt und die bedeutendem Orte (c> Mühlhausen,
'Kolmar, *Straßburg) sind auf dieser Strecke abseits an der Jll gelegen,
neben welcher der Rhone-Rhein-Kanal von * Straßburg nach dem
Donbs zieht, durch die Burgundische Pforte das Rhein- und Rhonethal in
Verbindung setzend.
Von der Jllmündnng abwärts bildet der Rhein eine gute Fahrstraße,
und seit alter Zeit spiegeln sich zahlreiche Städte hier in seinen Fluten:
Blüte von Speyer und 'Worms im Mittelalter.
2) Das ö. Randgebirge erstreckt sich vom Rheinknie bis über
den Main hinaus.
a. Der Schwarzwald ist im S. durch das o.-w. gerichtete
Rheinthal vom Schweizer Jura geschieden und zieht in n. Richtung
mit abnehmender Höhe bis zur Senke von Pforzheim. Die höchsten
Gipfel erheben sich demnach im S.: der Feldberg (1500 m) bleibt
nur 100 m hinter der Schneekoppe zurück.
Beschwerliche Wege führen über die plateauähnlichen Massen.
Das Höllenthal (geht am Feldberg vorbei) verbindet Rhein und
Donaustraße (Lage von ° Freiburg) und führt zu einem der wenigen
Rheinübergänge, weshalb Breisach *) für den „Schlüssel des deutschen
Reiches" galt. Ein zweiter Paß (im Kinzigthal: Schwarzwaldbahn)
verbindet * Straßburg, wo ebenfalls ein guter Rheinübergang ist, mit
dem Neckar- (und Donau-) Thale. Weiter n. führt eine dritte Straße
(Kniebispaß) im Murgthal nach dem Neckar: Festung Rastatt.
') Alt-Breisach war Hauptwaffenplatz gegen Frankreich; Neu-Breisach ist erst
von Ludwig Xiv. gegründet.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Schwäbisch-fränkische_Stufenland Rheinknie Basel Mainz Main Rhein Mühlhausen Donbs Rhein- Rhein Speyer Rheinknie Main Pforzheim Feldberg Rhein Freiburg Breisach Straßburg Alt-Breisach Frankreich
95
Der Fuß des Schwarzwaldes, welcher der Ebene zugekehrt ist,
trägt herrliche Weinberge, Obstgärten und üppige Laubwaldungen,
weiter aufwärts folgen dichte, düstere Nadelwaldungen (daher der
Name), so daß er vom Rhein aus wie eine dunkle, bewaldete Berg-
maner erscheint.
Die Nutzung der Wälder, deren Holz bis Holland (^Rotterdam)
geflößt wird, und industrielle Thätigkeit (Schwarzwälder Uhren) nährt
die Bewohner der zahlreichen Dörfer, welche sich bis hoch oben hin-
aufziehen.
An die Heilquellen, die den Fuß des Gebirges begleiten, er-
innern schon die Namen Baden, Wildbad n. a.
b. Das Neckarbergland, n. der Pforzheimer Senke bis zum
Neckardurchbruch, ist nur von der Ebene aus als Gebirgslaud zu
erkennen.
c. Der Odenwald im N. des Neckar ist ebenso unbedeutend.
d. Der Spessart, jenseits des Main, bildet den Abschluß des
Gebirgszuges. Das Gebirge ist dicht bewaldet, die Bevölkerung sehr
ärmlich.
3) Das w. Randgebirge ist in der äußeren Bildung dem
ö. ähnlich.
a. Der Wasgenwald (Vogesen) zieht von der Bnrgnndischen
Pforte in n. Richtung und endet mit dem niedrigen Berglande n. des
Paffes von Zabern. — Im S. erhebt sich der Sulz er B elch eu
(1431 m) fast zur Höhe des Feldberges; der nahe liegende Elsässer
Belchen (1250 m) ist fast 200 m niedriger.
Die Übergänge sind bis zur Richtung von *Straßbnrg sehr
schwierig. Um so wichtiger ist der Paß von Zabern, welcher von
^Straßbnrg nach der Marnestraße führt (Eisenbahn, Marne-Rhein-
Kanal): bequemste Verbindung zwischen *Straßbnrg und Paris. —
Die (jetzt französischen) Städte Lnneville, --Nancy und Toul sind an
dieser Straße erwachsen.
N. dieser Senke ist der niedrigste Teil des Zuges, ein viel-
zerschnittenes Bergland voll lustiger, weinreicher Thäler mit Burgen
und Klosterruinen. — Dieser Teil ist leichter zu passireu: Vordringen
der Deutschen 1870 (Weißenburg, Wörth).
Der Wasgenwald ist wie der Schwarzwald mit dichten Wäldern
bedeckt, so daß nur Gipfel und Kämme sich aus der großartigen Wald-
fläche herausheben. Am Fuß Obsthaine, Weinberge :c. mit zahlreichen
Ortschaften.
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Baden Odenwald Main Marne-Rhein- Paris Weißenburg Schwarzwald
100
nicht gebraucht werden kann, ist die Eisenindustrie zurückgegangen und
hat vielfach andern Industriezweigen (Glasbläsereien) Platz gemacht.
Im S.-O. schließt sich das Hochland des Frankenwaldes an,
das bis zum Fichtelgebirge zieht. Es ist leicht zu passieren; daher
hier die alte Straße vom Main nach N. - Deutschland (über 'Hos-
' Plauen -' Altenburg - * Leipzig).
Am N.-Rande Thüringens erhebt sich der sagenreiche Kyss-
Häuser Berg.
Auf dem Hügellande selbst herrscht, wenige Stellen (Wein-
Pflanzungen auf den kahlen Jenaer Bergen) ausgenommen, reichlich
lohnender Ackerbau.
Die Flüsse haben tiefe Thäler eingegraben und romantische
Partieen geschaffen.
Die Saale, der wichtigste Fluß Thüringens, kommt vom Fichtel-
gebirge und fließt zwischen prachtvollen Felswänden (Burgruinen) in n.
Richtung nach der Elbe. Rudolstadt, Jena und 'Naumburg sind auf der
Hochebene, 'Weißenfels, Merseburg, * Halle, 'Beruburg in der Tiefebene
an ihren Ufern erwachsen.
L. nimmt sie vom w. Teil Thüringens (Eichsfeld) die Unstrut auf,
welche nach 8förmigem Lauf bei 'Naumburg mündet, vom Harz unterhalb
'Wernburgs die Bode.
Der bedeutendste Nebenfluß r. ist die Weiße Elster mit der Pleiße
(Vereinigung bei * Leipzig), welche oberhalb * Halle mündet.
Das Tiefland greift hier in der Leipziger Bucht ins Gebirge,
daher sämtliche Straßen vom Main und der obern Donau dorthin
streben. Bedeutung des (vielumkämpften) * Leipzig.
§. 48. Viii. Böhmen und Mähren, die f.-ö. Gebirgsläuder sind
fast ganz von Gebirgsketten umrahmt.
1) An der w. Ecke erhebt sich das Fichtelgebirge, von welchem
der Böhmer Wald nach S.-O., das Erzgebirge nach N.-O. ausläuft,
so daß mit dem sich daranschließenden Frankenwald (n.-ö.) und
Fränkischen Jura (s.) 4 Gebirgszüge an demselben zusammentreffen. x)
Das Fichtelgebirge, in der Mitte Deutschlands und Europas
gelegen, ist ein Plateau von mäßiger Ausdehnung. Im Mitel ca.
600 m hoch, hat es Gipfel, die über 1000 m ansteigen: Schneeberg
(1069) und Ochsen köpf (1024), >— Der Boden ist nicht besonders
fruchtbar. Weite Moorstrecken zwischen den Waldungen.
2) Der Böhmer Wald ist vom Fichtelgebirge durch eine Senke
getrennt, in welcher die Straße von der Nab zur Eger führt (Stadt
*) Auch 4 Flüsse (Main, Saale, Eger, Nab) entspringen auf dem Gebirge.
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Extrahierte Ortsnamen: Main Deutschland Plauen Altenburg Leipzig Rudolstadt Jena Merseburg Leipzig Main Donau Leipzig Frankenwald Deutschlands Europas Eger Main Eger
108
politische Geographie.
A. Deutschland.
Es umfaßt die Hauptmasse von Mitteleuropa; nur verhältnismäßig
kleine Stücke gehören anderen Staaten an. — Im N. trennt eine
Linie n. der Nordfriesischen Inseln das dänische Jütland ab. Im
W. folgt die Grenze bis in die Richtung von *Straßbnrg dem Kamm
des Wasgenwaldes, darauf zieht sie zur Mosel oberhalb «Metz und hält
dann im ganzen n. Richtung. So ist Belgien, Holland und
Luxemburg (Rheindelta, Gebiet der Schelde und untere Maas), sowie
das lothringische Hügelland (französisch) losgelöst. Im S. sind
die österreichischen Länder und die Schweiz abzutrennen, so
daß der Rhein, die Alpen, der Böhmerwald, das Erzgebirge und die
Sudeten die Grenze bilden. Im O. greift Deutschland an der Küste
(Pregelgebiet, untere Memel) über die natürliche Grenze hinaus.
Bewohner: Auf 544 000 qkm kommen 50 Miß. E. (fast 100 auf
1 qkm); wenige Länder Europas sind demnach dichter bevölkert. —
Mehr als 92% sind deutsch, wenig mehr als 60/0 Slaven (Polen,
Kassnben, Wenden, Tschechen). Dazu kommen in geringer Zahl
Littauer, Dänen, Franzosen, Wallonen.
Der Religion nach sind fast 2/3 ev., über 1/3 kath., ein kleiner
Bruchteil gehört den Sektierern und Juden an.
Die norddeutschen Staaten find mit Ausnahme Preußens,
wo 1/3 kath. ist, und Oldenburgs (V5 kath.), alle fast ganz ev., in
S.-Dentschland ist Bayern, Baden und Elsaß-Lothringen überwiegend
kath., Württemberg und Hessen überwiegend ev.
Bildung des Staates: Das alte Deutsche Reich wurde von
Napoleon I. vernichtet und deswegen 1806 aufgelöst. Nach der Befreiung
vom französischen Joch wurde 1815 der deutsche Bund gegründet, in
dem Preußen und Österreich die bedeutendsten Staaten waren. 1866
schied Österreich aus, und Preußen gründete mit den Staaten n. vom
Main den Norddeutschen Bund, bis in dem großen Nationalkriege
gegen Frankreich am 18. Januar 1871 in dem Schlosse zu Versailles
das neue Deutsche Reich gegründet wurde.
Verfassung. Das „Deutsche Reich" besteht aus 25 Staaten und
1 Reichslande. Es ist konstitutioneller Bundesstaat unter
Oberleitung des deutschen Kaisers (des jeweiligen Königs von Preußen),
welchem die vollziehende Gewalt zusteht, sowie das Recht, Ver-
träge zu schließen, Krieg zu erklären und Gesandte zu beglaubigen. —
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Maas Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mitteleuropa Belgien Holland Luxemburg Rheindelta Rhein Böhmerwald Deutschland Europas Polen Oldenburgs Baden Elsaß-Lothringen Württemberg Hessen Main Frankreich Versailles
119
c. Rgb. Koblenz, der s.-ö. Teil, meist ödes Gebirgsland.
«Koblenz (33 T. E.) an der Vereinigung von Mosel und Rhein.
Wegen der Wichtigkeit der Lage les beherrscht Mosel-, Rhein-
und Lahustraße) ist es uebst dem gegenüberliegenden Ehren-
breiten st ein stark befestigt.
Kreuznach (19 T. E.) an der Nahe. Salinen.
Zu dem Rgb. gehört auch die Exklave Wetzlar an der Lahn,
inmitten von Hessen-Nassan.
d. Rgb. Trier, mit den öden Höhen des S.-W.
«Trier (mit den Vororten 43 T. E.) in einer Thalerweiterung
der Mosel. Schon zur Römerzeit gegründet.
Saarbrücken (14 T. E.) im s.-w. Zipfel. Kohlenlager.
Saarlouis [6818 (£.] Fst. an der Saar.
In dem Rgb. liegt am Abhang des Hnnsrück eine oldenbnr-
gische Enklave mit Birkenfeld.
e. Rgb. Aachen umfaßt einen Teil des Steinkohlengebietes.
* Aachen (107 T. E.) an der großen, den n. Gebirgsrand be-
gleitenden Straße. Bade- und Industriestadt. Der Dom
erinnert an die Zeit, wo es Krönungsstadt der deutschen
Kaiser war.
Burtscheid (13 E.) ebenfalls Bade- und Industriestadt, ist mit
^Aachen fast verwachsen.
«Eschweiler (gegen 20 T. E.) Fabrikst. in der Nähe von
*Aachen.
Enpen (15 T. E.) Fabrikst.
Die Hohenzollernschen Lande (1140 qkm, 66 T. E.) bilden
einen Rgb. (Sigmaringen) für sich. Die Regierung steht unter dem
Oberpräsidenten der Rheinprovinz.
Sie umfassen ein schmales Gebiet zwischen Neckar und Donau
und sind als Stammsitz des Hohenzollernhauses wichtig. Das
Gebiet wurde 1849 an Preußen abgetreten.
Die bedeutendsten Orte: Hechingen [4 T. E.] und Sigma-
ringen [4 T. E.] sind nur kleine Städte.
Von den außerpreußischen Ländern sind gelegen:
A. In der Norddeutschen Tiefebene:
§. 53. Ii. Das Großherzogtum Oldenburg (6 400 qkm, 350 T.e.)
schiebt sich als verhältnismäßig schmaler Streifen von der Nordsee, wo
es den Jadebusen von beiden Seiten umfaßt, in die Provinz Hannover.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
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Markt für den Fabrikdistrikt, dessen Waren von hier am besten
in der Ebene abgesetzt werden. Messen. Der erste Bücher-
markt Deutschlands. Reichsgericht. Univ.
D. In Süddeutschland:
§.56. Xxii. Das Königreich Bayern (75865 über 5 ^ Mill. E.)
dehnt sich w. vom Böhmerwald bis an Württemberg und Hessen aus.
Im S. reicht es bis in die Alpen, im N. bis über den Main. Bei
der Gründung des deutscheu Reichs hat es sich mehrere Vorrechte zu
wahren gewußt. Behufs der Verwaltung zerfällt es in 8 Kreise:
a. Ober-Bayern umfaßt das zum größten Teil mit Moor- und
Heideboden bedeckte Gebiet zwischen Lech und Salzach. Daher
finden sich nur an den Flüssen bedeutendere Orte.
* München, mit 386 T. E., die größte Stadt Süddeutschlands,
liegt an der Isar, wo dieselbe für die w.-ö. Straßen (Paris-
* Straßburg-Wien) zwischen weiten Morästen einen Übergang
gestattet. Einst Zollstätte für die Waren aus dem Salzkammer-
gut. Hpt.- und Residenzstadt. Prachtbauteu und Kunstschätze.
Univ. Bierbrauereien. Industrie und Handel (großer Ge-
treidemarkt.)
Ingolstadt (18 T. E.), Fst. an der Donau, deckt die Nüru-
berger Straße, welche hier den Fluß überschreitet, um nach
* München zu gelangen. Getreidehandel. Einst berühmter Sitz
der Jesuiten.
Reichen hall [3817 (£.] an der s.-ö. Grenze. Salzgewinnung.
Berchtesgaden [2300 E.], s.-ö. von Reichenhall, verdankt
ebenfalls nur den Salzlagern feine Bedeutung.
b. Nieder-Bayern.
Straubing (14 T. E.) an der Donau. Getreidehandel.
Paff au (17 T. E.) am Zusammenfluß von Inn und Donau.
Lands Hut (19 T. E.) an der Isar. Industrie.
c. Die Ober-Pfalz umfaßt hauptsächlich das Gebiet der Nab.
»Amberg (21 T. E.) Industriestadt an der von ° Pilsen durch
die Pforte des Böhmerwaldes nach * Nürnberg ziehenden Straße.
'Regensburg (39 T. E.) am nördlichsten Punkt der Donau,
wo die Straßen von N. und N.-O. das Donauthal erreichen,
um in diesem weiter nach O. zu ziehen. Bedeutung der Stadt
im Mittelalter. Die von Ludwig I. erbaute Walhalla in der
Nähe.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]