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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 198

1855 - Mainz : Kirchheim
198 er den versammelten Geistlichen den Lullus als Erzbischof von Mainz vorstellte. Dann sprach er zu Lullus: „Ich gedenke jetzt daran, wie ich meine Pilgerfahrt vollenden will, und kann von dem Vor- haben dieser meiner Reise nicht ablassen. Denn schon steht der Tag meiner Auflösung bevor und die Zeit meines Todes nahet. Ich werde die körperliche Hülle ablegen und zur ewigen Ruhe eingehen. Du aber, mein vielgeliebter Sohn, vollende den von mir in Thü- ringen angefangenen Bau der Kirchen; rufe mit unablässigem Eifer das Volk von den Wegen des Irrthums ab; vollführe den Bau der begonnenen Basilika an der Fulda und dorthin bringe einst meinen unter der Last der Jahre erlegenen Körper. — Sorge nun auch, mein Sohn, mit deiner weisen Umsicht für Alles, was mir auf dieser Reise von Nutzen sein kann, und lege in meine Bücher- kisten auch das Todtentuch, in welches einst mein Leichnam gehüllt werden möge." Bonifacius bestieg nun mit zweiundfünfzig Genossen ein Schiff, fuhr den Rhein hinab und landete auf der Ostseite des Zupdersees. Durch seine Predigt und seine persönliche Erscheinung — sein weißes Haupt, seine ehrwürdige Gestalt — gewann er Unzählige für die Kirche Christi. Da, wo jetzt die Stadt Dockum liegt, am Flüßchen Bordne, ließ Bonifacius Zelte aufschlagen, um dort länger zu ver- weilen und das heilige Sacrament der Firmung an den Neugetauften auszuspenden. Er hatte dafür den 5. Juni bestimmt. Da vernahm sein Ohr wildes Kriegsgeschrei statt der frommen Lieder der Firm- linge. Es war eine Rotte blutdürstiger heidnischer Feinde. Seine Diener, die sich schnell bewaffneten, mahnte er: „Lasset ab, meine Kinder, ich bitte euch, lasset ab vom Streite und fern sei aller Kampf und Krieg gegen unsere Feinde. Lehrt uns doch die heilige Schrift, daß wir nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern Gutes erweisen sollen für das Böse. Der lange ersehnte Tag ist da, und die Zeit ist gekommen, wo wir von den Mühsalen und Leiden dieses Lebens zu den Freuden der ewigen Seligkeit abberufen werden." Stehend, betend und das Evangelienbuch über sein Haupt haltend empfing Bonifacius den Todesstreich. Mit ihm starben zweiund- / fünfzig Genossen den Martyrtod. Es war der 5. Juni 755. — Die Mörder durchsuchten nun die Zelte der Missionäre und hofften reiche Beute zu finden. Vom gefundenen Wein berauscht, geriethen sie über die Vrrtheilung der Beute in blutigen Streit, so daß viele todt auf dem Platze blieben. Die Anderen erbrachen die Kisten und warfen im Zorne, nur Bücher gefunden zu haben, dieselben in das Schilf der Sümpfe, wo sie wieder gefunden und in den Kirchen aufbewahrt wurden. Die über diese Gräuelthat erbitterten Christen fielen in die heidnischen Gauen ein, tödteten viele der Mörder und schenkten nur Jenen das Leben, die das Christenthum annahmen. So wurde auch hier das Blut der Märtyrer der Samen des Chri- stenthums. Durch dieses Opfer wurde die Bekehrung Frieslands

2. Theil 2 - S. 324

1864 - Mainz : Kirchheim
324 sehr viele, wohl 3000 Götter und Göttinnen und beteten sie an. Und doch fürchteten sie, es möchte noch einer vergessen sein, dem sie keinen Tempel ge- baut hätten, und der würde sich für diese schreckliche Verachtung rächen. Um nun dessen muthmaßlichen Zorn zu stillen, baueten sie in der Stadt Athen einen Altar und schrieben daran: „Dem unbekannten Gotte," und beteten davor den „unbekannten" Gott auch an. Ach, hätten sie doch Alle dem Paulus aufmerksam zugehört, als der sie mit dem unbekannten Gotte bekannt machen wollte. Apstg. 17. Ihren obersten Gott nannten die Griechen Jupiter und den Gott der Kaufleute und Diebe, der auch zugleich Bote und Redner war, wenn die Göt- ter Etwas an die Menschen zu bestellen hatten, Merkur ins (Apostg. 14, 12). Der Gott, der nach ihrer Meinung tagtäglich ans einem zweirädrigen Wagen den feurigen Sonnenball vom Aufgange bis zum Niedergänge fahren mußte, hieß Apoll (2. Äön. 23, 11.) und seine Schwester Diana. Diese tvurde besonders in Ephesus in einem sehr prachtvollen Tempel angebetet, und ihre Prister wiesen dem abergläubischen Volke ein Bild der Göttin, von dem sie behaupteten, daß es vom Himmel gefallen sei. (Apost. 18, 35) 6. Das hölzerne Pferd. In uralter Zeit belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche unweit der Küste in Kleinasien lag. Viele griechische und trojanische Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lang erfolglos die Stadt bestürmt hat- ten, rieth ein Seher, cs nunmehr mit List zu versuchen, damit dem grausamen Kriege ein Ziel gesetzt werde. Der schlaue Ulysses hatte folgendes Mittel er- sonnen: „Wisset ihr Was, Freunde," rief er freudig, „laßt uns ein riesen- großes Pferd aus Holz zimmern, in dessen Versteck sich die edelsten Griechen- helden einschließen sollen. Die übrigen Scharen mögen sich inzwischen mit den Schiffen zurückziehen, hier im Lager aber alles Zurückgelasiene verbrennen, damit die Trojaner, wenn sie dies von ihren Mauern aus gewahr werben, sich sorglos wieder über das Feld verbreiten. Von uns Helden aber soll ein wü- thiger Mann, der keinem der Trojer bekannt ist, außerhalb des Rosses blei- den, sich als Flüchtling zu ihnen begeben und aussagen, daß er sich der Gewalt der Achiver entzogen habe. Er habe sich nämlich unter dem künstlichen Rosse, welches der Feindin der Trojaner, der Göttin Pallas Athene, geweiht sei, ver- steckt und sei jetzt, nach der Abfahrt seiner Feinde, eben erst hervorgekrochen. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die Trojaner das hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben und die Stadt mit Feuer und Schwert zerstören helfen." Als Ulysses ausgeredet, priesen Alle seinen erfinderischen Verstand; aber der Sohn des Achilles erhob sich unwillig und sprach: „Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener Feldschlacht zu be-

3. Theil 2 - S. 23

1864 - Mainz : Kirchheim
7. Die Schollen rollten Stoss auf Stofs An beiden Enden, hier und dort; Zerborsten und zertrümmert, schoss Ein Pfeiler nach dem andern fort. Bald nahte der Mitte der Umsturz sich. „Barmherziger Himmel, erbarme dich 1“ 8. Hoch auf dem fernen Ufer stand Ein Schwarm von Gallern, gross und klein, Und jeder schrie und rang die Hand; Doch mochte Niemand Retter fein. Der bebende Zöllner mit Weib und Kind Durchheulte nach Rettung den Sturm und Wind. 9. Rasch galoppirt’ ein Graf hervor Auf hohem Ross, ein edler Graf. Was hielt des Grafen Hand empor? Ein Beutel war es, voll und ftralf. „Zweihundert Pistolen lind zugesagt Dem, welcher die Rettung der Armen wagt!“ 10. Und immer höher schwoll die Fluth, Und immer lauter schnob der Wind, Und immer tiefer sank der Muth. „0,Retter, Retter, komm' geschwind!" Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach; Laut krachten und stürzten die Bogen nach. 11. „Hailoh! hailoh! frischauf! gewagt!“ Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein Jeder hört’s; doch Jeder zagt. Aus Taufenden tritt Keiner vor. Vergebens durchheulte mit Weib und Kind Der Zöllner nach Rettung den Strom und Wind. 12. Sieh’, schlecht und recht ein Bauersmann Am Wanderstabe schritt daher, Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antlitz hoch und hehr. Er hörte den Grafen, vernahm fein Wort Und schaute das nahe Verderben dort.

4. Das Altertum - S. 69

1883 - : Kirchheim
Seine Thaten. Tötung des nemeischen Löwen. 69 er einschlagen sollte, erschienen ihm plötzlich zwei Gestalten. Die ehe, schön und lockend, nur halb bekleidet und mit Eitelkeit sich selbst beschauend, ging ohne Scheu auf den jungen Mann los und versprach ihm die höchste Wonne und Glückseligkeit, wenn er ihr folgen wollte. „Wer bist bn?" fragte Herakles mit prüfendem Blicke. „Meine Frennde" — sprach die Göttin mit selbstgefälligen Lächeln, - „nennen mich das Vergnügen, meine Feinde aber das Laster." Da schaute der junge Held nach der andern Gestalt; die war nicht so schön, aber auf ihrem Antlitz strahlte ein himmlischer Friede; bescheiden und würdevoll stand sie da und blickte ernst, doch freundlich und wohlwollend dem Manne ins Auge. „Und wer bist du? Wohin willst du mich führen?" redete Herakles die zweite ernstere Gestalt an. „Ich führe dich" — war die Antwort — „zu Arbeit und Gefahr, zu Mühe und Ungemach; aber ich verheiße dir Unsterblichkeit, Ehre und Ruhm bei den Göttern und Menschen, wenn du dich mir anvertraust. -Ich bitt die Tugend." Diese Worte ergriffen das Herz des Helden und er wählte die Tugend zur Begleiterin; darum ist ihm auch Ruhm und Unsterblichkeit geworden. — Bald hatte er Gelegenheit, seine Stärke zu zeigen. Er erschlug ans dem Berge Kithäron einen ungeheuren Soweit; auch stand er einem benachbarten König — dem Kreon von Theben — gegen einen Feind bei und dafür gab ihm jener seine Tochter zur Frau, mit der er nach und nach acht Kinder bekam. Aber seine nie ruhende Feindin, die Göttin Here, versetzte ihn in Raserei, und in einem Anfalle von Wut schlug er feine Gattin und feine Kinder tot. Schnell folgte die Reue der That. Er machte sich heftige Vorwürfe und befragte das Orakel, was er thun solle, um sein Gewissen zu beruhigen. „Gehe zum Eurystheus" — lautete die Antwort — „und verrichte zwölf Arbeiten, die er dir auferlegen wird." Eurystheus war König von Mykenä. Ihm bot Herakles also seine Dienste an. Dieser legte ihm zwölf schwere Arbeiten ans, die er auch glücklich ausführte. Dadurch wurde er Wohlthäter und erster Held feines Volkes. Seine erste Heldenthat war die Tötung eines ungeheuren Löwen, der sich im Walde bei Nemea aufhielt und die ganze Gegend umher verwüstete. Erst schoß der Held feine Pfeile auf dieses Untier; aber unverletzt schüttelte es sie wieder von sich ab. Da schlug Herakles eine Pappel um, machte sich eine Keule daraus und ging mit dieser dem Löwen zu Leibe. Ein mächtiger Schlag vor die Stirn betäubte das Tier, und nun erwürgte er

5. Das Altertum - S. 146

1883 - : Kirchheim
146 Alex. Schlacht am Granikos. Kleitos. begrabenen griechischen Helden. Als er am Grabe des Achilleus stand, rief er: „O du glücklicher Achill, der du im Leben einen treuen Freund (Patroklos), und im Tode einen Sänger (Homer) deiner Thaten gefunden hast!" Bald darauf traf er am Flüßchen Granikos (es mündet ins Marmarameer) auf ein persisches Heer, welches die persische« Statthalter in Kleinasien in der Eile zusammengezogen hatten. Kühn griff er es an; aber fast hätte er hier sein Leben eingebüßt. Denn weil ihn der hochwallende Federbusch auf dem blinkenden Helm unterschied, sprengten ihn zwei persische Feldherrn an und während der eine ihm den Helm zerschlug, holte der andere aus, um ihm den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke jagte Kl ei tos, einer seiner Feldherrn, herbei und rettete ihn, indem er dem einen Feinde Arm und Schwert zugleich herunterhieb, und Alexander den andern tötete. Die Schlacht wurde gewonnen, und im persischen Lager große Beute gemacht. Dann ging er nach der Hauptstadt Lydieus, Sardes, wo man ihn mit Jubel empfing, zog an der Westküste Kleinasiens hin, erklärte die hier liegenden griechischen Städte für frei, und erstürmte Milet und Halikarnaß, wo die persische Besatzung ihm die Thore verschlossen hatte. Hieraus zog er an der Südküste hin, während der alte Feldherr Parmenion einen Teil des Heeres von Sardes ans in das Innere Kleinasiens führte. Dahiu wandte sich ttmt auch Alexander selbst, sich alles unterwerfend. In Gordion, einer Stadt, ziemlich in der Mitte des nördlichen Teils der Halbinsel, befand sich ein berühmter Knoten, von welchem eine alte Weissagung sagte, daß der, welcher das weiter hin liegende Land erobern wollte, ihn erst lösen müßte. Eigentlich war es das künstlich unter einander geschlungene Riemenzeug von dem Pfluge eines alten Königs, der erst ein Bauer gewesen, und dann, als er auf den Thron gekommen war, das Geschirr im Tempel aufgehängt hatte. Alexander löste den Knoten indem er ihn mitten von einander hieb. Um nach Syrien zu gehen, kehrte er in Gordium um, wandte sich südöstlich, drang in Kilikiett ein und schlug seine Wohnung in Tarsos, der Vaterstadt des 350 Jahre später lebenden Apostels Panlns, ans. Der klare, hier vorbeifließende Kydnos verleitete den von Staub und Schweiß bedeckten König, sich in dem kühlen Gebirgswasser zu badeu; aber er erkältete sich so, daß man ihn halbtot und im heftigen Fieberfrost heraustragen mußte. Er lag schwer darnieder, und man fürchtete seinen Tod. Da erbot sich ein treuer Arzt Philippos, ihm eine Arznei zu bereiten, welche ihn in wenigen Tagen wieder herstellen oder auch seinen Tod herbeiführen könnte. Schon bereitete er

6. Das Altertum - S. 83

1883 - : Kirchheim
Penelope. Telemach. 83 Narbe an feinem Fuße entdeckt, genau an der Stelle, wo einst ein Eber mit scharfem Zahne dem Odysseus eine Wunde beigebracht hatte. Sie wollte aufschreien vor freudigem Schreck, aber Odysseus hielt ihr den Mund 311 und seine Gattin merkte nichts von der Entdeckung. Am Tage darauf erschienen die Freier, wie gewöhnlich, im Saale und setzten sich zum Schmause nieder. Nach der Tasel trat Penelope in den Saal und forderte die Gäste ans, den Lieblingsbogen ihres Gatten zu spannen und so, wie dieser es sonst gethan, einen Pfeil durch die Öhre von zwölf nach einander aufgestellten eisernen Stäben zu schießen; wer dieses Kunststück vollbrächte, sollte ihr Gatte werden. Telemach holte selbst den Bogen und stellte die Stäbe ans. Einer nach dem andern versuchte es nun, den Bogen zu spannen; doch keiner hatte dazu die nötige Kraft. Da trat auch der Bettler heran und sprach: „Nun lasset doch auch mich das Ding versuchen!" Die Gäste lachten und verhöhnten ihn und meinten, ob er vielleicht auch um Penelope werben wolle? Telemach aber, der ein Recht auf den Bogen hatte, reichte ihn dem Bettler. Dieser spannte ihn ohne viele Mühe, setzte ihn an die Brust und im Nu schwirrte der Pfeil zum Erstaunen aller durch die zwölf Öhren. Dann spannte er den Bogen von neuem, und indem er rief: „Nun will ich mir ein anderes Ziel wählen, das bisher noch kein Schütze traf!" stürzte der frechste der Freier nieder. Entsetzt sprangen alle Gäste auf und suchten nach ihren Waffen. Es begann ein furchtbarer Kampf; die Zudringlinge wurden alle niedergemacht, die treulosen Diener im Hause gebührend bestraft, und nachdem auch die Leichen entfernt und die Gemächer gereinigt waren, trat Penelope, welche während dieser Vorgänge von den Göttern in einen tiefen Schlaf versenkt worden war, in den Saal und erkannte mit Freuden ihren lang vermißten Gatten wieder. Iii. Die Spartaner. 1. Die dorischen Wanderungen (um 1104 v. Chr.). Keine Begebenheit war seitdem den Griechen wichtiger, als der trojanische Krieg. Die Heldenthaten, Gefahren und Beschwerden, welche die Unternehmung veranlaßte, pflanzten sich von Mund Zu Mund, mit manchen wunderbaren Märchen ausgeschmückt, Jahrhunderte hindurch weiter. Dichter und Sänger verewigten die wichtige Begebenheit, den Lieblingsgegenstaud des Volkes, durch geistreiche und anmutige Darstellung. Vor allen hat der griechische 6*

7. Das Altertum - S. 151

1883 - : Kirchheim
Unzufriedenheit im Heere. Rückkehr Alex. 151 sichrer, schilderte ihnen das vor ihnen jenseits des Hyphäsis liegende Land als reizend und machte ihnen glänzende Versprechungen. Aber es erfolgte keine Anrwon. Am folgenden Tage versammelte er sie noch einmal und sprach: „Ich werde weiter gehen und weiß, daß viele von euch mir gern folgen; die andern mögen heimkehren und den Ihrigen sagen, daß sie ihren König mitten unter ihren Feinden gelassen haben!" Mit diesen Worten ging er in sein Zelt und ließ sich drei Tage laug nicht sehen, hoffend, die Soldaten würden sich eines Bessern besinnen. Aber das geschah nicht. Da trat er am vierten heraus, ließ opfern und erklärte nun, er wolle umkehren, weil die Anzeichen ungünstig ausgefallen wären. Alle zeigten ihm durch ein lautes Freubeugeschrei, wie glücklich er sie durch biefen Entschluß mache. Um von den Göttern durch ungewöhnlich feierliche Opfer eine glückliche Rückkehr Zu erflehen, ließ er zwölf ungeheure mnnähnliche Altäre erbauen und stellte Kampsspiele ein. Daun wanbte er sich nach Persien zurück. Als er an die Mündung des Jnbos kam, teilte er sein Heer. Der eine Teil fuhr auf Schiffen in beit persischen Meerbusen. Nearchos, ein geschickter Seemann, mußte die Ent-beckungsreise unternehmen, und obgleich jetzt ein Schiff mit gutem Winbe die Fahrt in einigen Tagen zurücklegen kann, so brauchte boch Nearchos zwei Monate, ehe er die Mündung des Euphrat und Tigris erreichte. Mit dem andern Teile zog Aleranber selbst längs der Meeresküste hin. Er wußte nicht, daß hier zwischen Indien und Persien eine lange ganz wasserlose Sandwüste liegt. Hier standen er und die Seinen grenzenlose Dualen aus. Die Sonne hatte den Sand so erhitzt, daß sie kaum den Fuß auf den Boden setzen konnten; die senkrecht fallenden Strahlen drohten ihnen das Gehirn zu versengen. Nirgend ein Baum, noch weniger eine kühle Cuelle. Bei jedem Schritte sanken sie tief in den dürren Sand ein, der ihnen das Gehen noch beschwerlicher machte. Dazu kam noch die in der heißen Zone gewöhnlich schneidende Kälte während der Nacht. Haufenweise erkrankten die Unglücklichen. Anfangs lud man die Kranken und Schwachen auf Wagen; aber zuletzt mußte man diese samt thuen in der Wüste stehen lassen, weil die Zugtiere vor Hunger und Durft umfielen. Schweigend und in sich gekehrt schritt Alexander vor den Semigen her, und diese schöpften allein daraus noch einigen Mut, daß sie den König alle Beschwerden mit ihnen teilen sahen. Eines Tages brachten ihm einige Soldaten etwas schmutziges Wasser, welches sie in einer halbvertrockneten Quelle gefunden hatten. Er dankte ihnen, goß es aber dann, so sehr ihn auch

8. Das Mittelalter - S. 60

1884 - Mainz : Kirchheim
oo Tod des Hl. Bonifacius. Allein mitten unter so glänzenden Erfolgen seines Wirkens, sollte Bonifacius, nachdem er noch kurz vorher einen seiner Geführten, Eoban, zum Bischöfe von Utrecht geweiht hatte, sein schönes Leben durch einen schönen Tod beendigen (5. Juni 754). Er hatte, um an dem bevorstehenden Pfingstfeste den neuen Christen das Sakrament der Firmung zu erteilen, einen freien Platz an den Ufern der Bürde (bei Dockum unweit Gröningen) ausgewählt und hier _ einige Zelte aufschlagen lassen. Kaum aber war der zu der heiligen Handlung bestimmte Morgen angebrochen, als eine große Schar heidnischer Friesen, um den Sturz ihrer Götter zu rächen, mit Dolchen und Schwertern wütend auf Bonifacius und seine Gefährten eindrang. Als letztere Miene machten, sich zu verteidigen , hielt sie Bonifacius von jedem Widerstände zurück, indem er sie an das Beispiel des Heilandes erinnerte, der seinen Feinden liebevoll vergab, ermahnte sie, für die christliche Religion , der sie ihr ganzes Leben geweiht, nun auch den Tod willig zu erleiden, und fiel mit Eoban und zehn anderen Gefährten unter den Mordwaffen der Heiden. Beutegierig drangen sie in die Zelte, zerschlugen einige Kisten, in welchen sie aber statt der gehofften Schätze nur Bücher, Reliquien und ärmliches Geräte fanden, warfen die für sie wertlose Beute unwillig umher und ergriffen dann vor den herbeieilenden Christen die Flucht. Die Geistlichkeit zu Utrecht ließ die Leichname der Märtyrer in dieser Stadt feierlich beisetzen. Sobald aber Lullns den Tod seines geliebten Lehrers erfuhr, ließ er den Leichnam desselben durch einige Geistliche von Utrecht abholen, den Rhein hinauf zu Schiffe nach Mainz führen und hier beisetzen, später aber, mit den Wunsch des Verklärten zu erfüllen, durch ein großes Gefolge nach Fulda geleiten, wo der Abt Sturmius, der mit der gestimmten Geistlichkeit dem Leichenzuge entgegenging, die sterbliche Hülle seines väterlichen Freundes in Empfang nahm und in der von ihm gestifteten Kirche feierlich beisetzen ließ. Wo das Leben eines Mannes so laut spricht, da bedarf es keiner E Worte zur Schilderung seines Charakters. Bonifacius war ein Mann der That, dessen eigentlicher Lebensatem unablässige Beschäftigung war, und bei seinem Tode waren alle deutschen Völkerschaften, mit Ausnahme der Friesen und Sachsen, für das Christentum gewonnen. In ihm waren alle Vorzüge, welche der Beruf eines Glaubensboten und Kirchenfürsten erforderte, zur schönsten Harmonie vereinigt. Er war auf das innigste vertraut mit der heiligen Schrift und den Lehren der Kirche; er besaß einen glühenden Eifer für die christliche Religion, welche er stets durch die Kraft des lebendigen Wortes oder durch

9. Das Mittelalter - S. 93

1884 - Mainz : Kirchheim
Rolands Tod. bei diesem die Taufe Zu empfangen, und daß er dann Spanien vom Könige Karl zu Lehen empfangen wolle. Karl schenkte den Worten Gauelons Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon gab ihm ferner den Rat, er solle seinem Neffen Roland und dem Grasen Oliver den Nachtrab übergeben, daß diese mit 20,000 Streitern im Thal Roneeval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hiuübergekommeu fei. So geschah es. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof ^Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marfilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den Hügeln und ans den Schluchten, wo sie sich ans Ganelons Rat 2 Tage und 2 Nächte lang verborgen gehalten hatten. Sie machten 2 Haufen, den einen von 20,000 und den andern von 30,000 Kriegern, und als der größere Haufe noch zurück war, griff der kleinere Hanfe die Franken scharf im Rücken au. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach der dritten Stunde auch nicht ein einziger von den 20,000 Mauren noch ant Leben war. Aber unterdes waren auch die anderen herangekommen, und die ermatteten Franken mußten wieder aufs neue gegen sie kämpfen. Da fielen sie vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch die Pfeile und Wurfspieße; einige auch wurden lebendig geschunden, andere verbrannt und andere an Bäume aufgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, kehrte er zurück und forschte nach, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er ei neu Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit 4 starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er erkannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich etwa 100 um ihn, und mit diesen stieg er wieder hinab in das Thal Roneeval. Als er zu dem Mauren kam, den er gefeffelt hatte, band er ihn los und erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Mauren und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mit mir kommst und mir den Marfilies zeigst, so sollst du das

10. Das Mittelalter - S. 95

1884 - Mainz : Kirchheim
Rolands Tod. u 0 dabei an Gott und Christum und an seinen Willen. Nun aber werden die Ungläubigen selbst dich hinwegnehmen, und du wirst ihuen dienen müssen." Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so tief, daß er mit seinem Schwerte Durenda aus deu Marmorstein schlug, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Rolaud, aber es wollte ihm nicht gelingen, und Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch aus Furcht vor den Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn sammelten, oder wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hätten, den Ton vernähmen, daß diese zu ihm kommen, bei seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Roß und sein Schwert Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in das Horn, daß es zerfprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen, und daß König Karl, der schon im Karlsthale 8 Meilen von dort entfernt war, den gewaltigen Schall vernahm; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich zurückkehren und ihm Hilfe bringen; aber der fchlimme Ganelon, der wohl dachte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Wolle doch nicht gleich dahin eilen; denn vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft feine Gefährten zusammen: denn oft stößt er aus diese Weise ins Horn." Roland lag nun aber anf dem Grase ausgestreckt in heißer Fieberglut und sehnte sich nach einem Trunk Wassers. Da kam ein Franke daher namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lange, aber er sand keine Quelle, und da er zurückkehrte und Roland schon sterbend sand, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit einige wiederkehrten und Rolands Leiche nicht in die Hände der Mauren kommen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er tief erschüttert und kehrte selbst wieder um. Da sand er selbst als der erste seinen Neffen Roland, der unterdes, die Arme in Kreuzesgestalt gelegt, allda verschieden war. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackeren Helden und aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Verrats überwiesen und au die 4 wildesten Pserde des fränkischen Heeres gebunden, welche ihn elendiglich zerrissen. So erzählt der Mönch Tnrpin die Sage von Roland und dem Tode des Verräters Ganelon; aber die beglaubigte Ge-
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