276
Doch beobachtete man, dass sie sich beim Bauen in mehrere Schaaren
theilten, wovon die eine das Material herbeiholte und den groben
Umriss der Zellen bildete, eine zweite dem Werke die nothwendige
Vollendung gab und eine dritte denen, welche ihre Arbeit nicht ver-
lassen konnten oder wollten, Nahrung brachte. Der Arbeiter, welcher
Hunger fühlt, hält seinen Leib vor den Aufwärter, um anzuzeigen,
dass er essen will, worauf dieser sein Honigsäcklein öffnet und
einige Tröpflein herausgiesst. Ist die Mahlzeit vorüber, so begibt sich
der Arbeiter wieder an’s Werk.
Die Bienengesellschaft eines Stockes bildet einen Staat, dessen
Oberhaupt eine Königin ist. An dieser hängen die Bienen als getreue
Unterthanen mit Liebe und erweisen ihr alle Aufmerksamkeit. Um
der Herrscherin willen scheinen alle ihre bestimmten Arbeiten und
Pflichten zu erfüllen, und so lange dieselbe dem Staate vorsteht, er-
leidet das schön geregelte Leben keine Unterbrechung. Dazu gehört
nebst dem Einsammeln von Honig und dem Bau der Zellen auch die
Pflege der Brut. Diese besorgen die wartenden Bienen; sie füttern
die Maden und reinigen deren Körper und Flügel, wenn sie nach
der Verpuppung in der vollkommenen Bienengestalt die einsame Zelle
verlassen und sich zum ersten Mal vor den Stock in den heitern
Sonnenschein wagen. Vor dem Flugloche schieben, drehen und putzen
die Wärterinnen den Pflegling, beissen eine Art Federbüschchen ab,
das ihm am Kopfe steht und bei der bald zu beginnenden Arbeit
hinderlich sein würde, und darauf wagt die junge Biene den ersten
Flug und wetteifert bald in Fleiss und Geschicklichkeit mit den alten.
Der junge Nachwuchs wandert beim Schwärmen später unter Leitung
seiner eigenen Königin aus und gründet eine eigene Kolonie.
So harmonisch alle Verrichtungen im Bienenstaate von Statten
gehen, so lange dessen Oberhaupt lebt, so verwirrt und gelähmt ist
Alles bei dessen Tode. Allgemeine Trauer herrscht alsdann unter
allen Bienen, dieser folgt die grösste Unordnung. Bringt der Anblick
einer neuen Königin nicht Alles wieder in’s alte Geleise, so zerstreuen
sich die Bienen, schleichen sich in fremde Stöcke ein oder kommen
um. Doch auch bei Lebzeiten der Herrscherin geht es bisweilen
stürmisch im Stocke zu. An heissen Tagen fallen einzelne Bienen
wüthend einander an, kommen dann heraus und kämpfen, bis eine
unterliegt. Dabei sucht eine der andern mit dem Stachel zwischen
die Schienen des Körpers zu kommen; die gestochene verscheidet
bald. Auch die Drohnen verfallen ohne Barmherzigkeit dem Tode,
so bald sie ihren Zweck zum Besten des Ganzen erfüllt haben; denn
da sie keinen Honig einsammeln und nur Verzehrende sind, so ent-
ledigen sich die Arbeiter derselben. Sind mehrere Königinnen im
Stocke, so werden alle bis auf eine getodtet oder vertrieben.
Bisher hast du, Leser, die Einrichtungen und Geschäftigkeit
der fleissigen Insekten beobachtet, und es schien, als ob sie nur um
ihrer selbst willen arbeiteten und eintrügen; aber so ist es nicht
ganz. Denn der Mensch geniesst eigentlich die Frucht ihres Fleisses.
Wie schmeckt ein Honigbrod so gut, und wie gerne essen Kinder den
Lebkuchen ! Zu beiden muss das Bienchen die süsse Beigabe liefern.
Auch die übrige Ausbeute des Stockes ist schätzbar. Im Hause des
Herrn lodert die reine Flamme des Wachslichtes am Altare und
mahnt dich an Den, der da sagt: ,,Ich bin das Licht der Welt.“
Freundlich überrascht bist du ohne Zweifel, wenn du am frühen
Christmorgen in das Gotteshaus kommst, das im Lichtscheine vieler
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
278
Jungen in den ersten Tagen durch alle Jrrgänge und Pfade und ma-
chen sie so mit dem elterlichen Hause bekannt. Dabei werden sie immer
-gefüttert und die Flügel der jungen Männchen und Weibchen werden
vorsichtig aufgespannt.
Die Ameisen legen keine Vorräthe an, sondern sorgen nur für
den laufenden Tag; im Winter sind sie in einer Art Erstarrung und
bedürfen somit dann des Futters nicht. Dieses nehmen sie aus dem
Pflanzen- und Thierreiche, ziehen aber allem Uebrigen stets Zucker,
Honig und süße Früchte vor. Wittert eine Ameise auf ihrem Wege
Etwas der Art, so verläßt das kleine Leckermäulchen den Pfad, erspürt
den gewünschten Bissen, nimmt davon so viel, als sie schleppen kann,
läuft vergnügt dem Bau zu und verkündet den Kameraden, was sie
gefunden. Die meiste Nahrung liefert ihnen der süße Saft der Blatt-
läuse, welche sie deßhalb stets aufsuchen, aber nicht verfolgen, im
Gegentheil liebkosen und mit den Fühlern so lange streicheln, bis sie
ihnen ein Tröpfchen süßen Saft entlockt haben. Man glaubt, daß
die Ameisen diese ihnen nutzbaren Thierchen der Nahrung wegen sogar
in Pflege nähmen, wie der Mensch die Kuh und Ziege. Dadurch, daß
die Ameisen todte Thiere, wie Vögel, Mäuse und ähnliche bis auf
das Skelett verzehren, werden sie nützlich; auch morden sie wie Tiger,
selbst wenn sie keinen Hunger haben und vermindern daher eine Menge
Käfer, Raupen und Larven. Man gebrauchte sie schon mit Erfolg
gegen die Larven des schwarzen Kornwurmes, indem man einige Amei-
senhaufen ausgrub und solche auf den Speicher brachte, wo das ange-
fressene Korn lag. Schnell krochen sie den Körnern zu, verzehrten die
darin lebenden Larven, ohne das Getreide selbst zu beschädigen. Ueber-
dies haben sie auch medizinischen Nutzen. Der Schaden, welchen sie
in unseren Gegenden an Obst, in Bienenkörben u. s. w. anrichten,
wird durch ihren Nutzen reichlich ersetzt. Sehr schädliche Arten gibt
es in wärmeren Ländern.
Merkwürdig ist die Art, wie die Ameisen sich verständigen. Sie
wissen sich Gefahren, Schlupflöcher, den Ort, wo süße Speisen sind,
so wie die Forderung zur gegenseitigen Hülfeleistung zu bestimmten
Zwecken mitzutheilen. Nicht weniger interessant sind die Kämpfe,
Welche die Bewohner einzelner Nester sowohl unter sich , als auch ge-
meinschaftlich gegen die eines anderen Haufens bestehen. In letzterem
Falle entstehen regelmäßige Kriege, meist sehr mörderisch; denn an
Muth und Kraft gebricht es den kleinen Streitern nicht. Eine solche
Schlacht muß man sehen, um die Hitze und Ausdauer dieser Insekten
bewundern zu lernen. Doch darf man die Kampfspiele, die zu ge-
wissen Zeiten zur Lust und Erholung an einzelnen Haufen veranstaltet
werden, nicht mit dem ernsten Kriege verwechseln.
6. Her Tod tedgräber und Maikäfer.
An kleinen todten Thieren, wie an Mäusen, Kröten, Maulwürfen
oder Blindschleichen sieht man häufig Käfer sich beschäftigen, etwas
279
kleiner als Maikäfer, schwarz von Farbe und an den abgestutzten Flügel-
decken mit zwei rostfarbenen, wellenförmigen Querbinden versehen. Sie
bemühen sich, diese Thiere zu begraben, wozu sie sich eben auch nicht
ungeschickt anstellen. Sie laufen erst um dieselben herum, wie wenn
sie das Mass nehmen wollten, durchgraben dann die Erde, und wenn
Steine sie am Geschäfte hindern, so schieben sie das Aas an eine gün-
stigere Stelle, stecken den Kopf darunter und heben es; dabei scharren
sie mit den Vordersüssen die Erde weg, dass es sinkt. Kommt die Ar-
beit in's Stocken, so macht sich bald hier, bald dort einer hervor, die
Ursache zu erforschen, worauf sie sodann mit vereinigten Kräften die
Erde von der hindernden Stelle wegzubringen suchen. In Zeit von drei
Stunden haben sie eine Maus schon so tief unter die Erde gebracht,
dass man nichts mehr davon sieht. Sie setzen ihre Arbeit so lange
fort, bis das Thier einen halben oder ganzen Schuh unter der Erde
liegt, damit es die Schmeissfliegen nicht in Beschlag nehmen. Von
grösseren Thieren begraben sie nur einzelne Theile. Man könnte glau-
den, die Natur habe diesen Käfern, welche Todtengräber heissen,
das Geschäft, welches ihr Name andeutet, der Reinlichkeit wegen über-
tragen. Allerdings wird dieser Zweck auch durch sie erreicht; doch
liegt ihrer Thätigkeit eine tiefere Ursache zu Grunde, nämlich die Sorge
für ihre Nachkommenschaft. Nach der Vergrabung legt das Weibchen
dieses Käfers auf den Thierkörper seine Eier; aus diesen kommen nach
vierzehn Tagen die Larven, welche ihren Unterhalt gleich zur Steile ha-
den. Ehe sie sich verpuppen, verlassen sie das Aas, kriegen tiefer in
die Erde und machen daselbst ihre Verwandlung durch , nach welcher
die Käfer aus der Erde kommen und davon fliegen.
Nicht so unschädlich und bescheiden ist der Maikäfer; denn er
verzehrt mit seiner zahlreichen Kameradschaft die Blätter und Knospen
der Obstbäume, dass sie keine Früchte tragen, und auch andere Bäume
bleiben von ihnen nicht verschont. Meist tritt dies ein , wenn vorher
einige trockene Jahre gewesen sind Biese Verheerungen würden auf-
fallender und häufiger sein, wenn der Maikäfer nicht durch Feinde ver-
tilgt würde. Zu diesen gehören viele Vögel, die Fledermäuse, Igel,
Füchse; dass die Haushühncr sie gern fressen, ist bekannt. Millionen
gehen zu Grunde, wenn das Wetter zur Zeit ihres Erscheinens kühl und
nass ist. Alsdann können sie keine Eier legen und im künftigen Jahre
ist die Menge der Maikäfer merklich gering. Doch ist ihre Fruchtbar-
keit so gross, dass sie oft nach einigen Jahren wieder so häufig erschei-
nen, als je. Aus ihren Eiern entstehen die Engerlinge, die häufig beim
Pflügen in den Furchen liegen und von den Raben aufgelesen werden.
Sie bringen vier Jahre lang unter der Erde zu. Während dieser Zeit
thun sie durch Benagen der Wurzeln dem Getreide, den Wiesen und
Waldungen grossen Schaden. Viele dieser schädlichen Thiere werden
von Maulwürfen und Spitzmäusen verzehrt; es sollte aber auch von Sei-
len des Menschen auf deren Vertilgung Bedacht genommen werden,
zumal man die beim Pflügen und Graben sich findenden einsammeln
und als Futter für das Hausgeflügel und die Schweine benützen kann.
— Einige Wochen nach dem Maikäfer erscheint der kleinere Brach-
käser, dessen Engerlinge gleichfalls im Verdacht stehen. dass sie auf
ähnliche Art schädlich werden, wie die des Maikäfers.
7. Laufkäfer.
Daö Heer der Insekten erscheint mit dem Frühlinge und schreckt
durch seine Gefräßigkeit; aber um diese Zeit fängt auch die Schaar
272
erstarren müsse, bis zu den lichtrer'chen südlichen Zonen, wo kein
Winterfrost herrscht, wird stch kaum ein Plätzchen finden lassen, das
nicht von Thieren belebt wäre, und je nach dem Aufenthalte in Luft,
Wasser, auf der Höhe wie in der Tiefe haben sie von Natur sowohl
die innere Einrichtung, als auch die äußere Bedeckung auf das Ange-
messenste erhalten, und die milde Hand des Herrn thut sich überall
bereitwillig auf, ihnen Speise zu geben zu rechter Zeit.
Pflanze und Thiere nehmen als lebendige Geschöpfe Nahrung zu
sich und bilden solche zu Stoffen ihres Körpers um. Doch unter-
scheidet sich das Thier in Vielem wesentlich von der Pfianze. So
nimmt es seine Nahrung in den meisten Fällen durch eine Mund-
öffnung zu sich, während das Gewächs solches durch unzählige Poren
an Wurzeln, Blättern und Stengeln vermag. Nur wenige Thier-
arten, nämlich die am unvollkommensten entwickelt find, haben hierin
Ähnlichkeit mit den Pflanzen. Dann hat das Thier die Fähigkeit zu
empfinden und sich nach eigenem Belieben zu bewegen, indeß das Ge-
wächs an derselben Stelle in Ruhe verharrt, bis es durch irgend eine
Ursache in Bewegung gebracht wird. Die Empfindungsfähigkeit der
Thiere ist schon in hohem Grade entwickelt, und daher find dieselben
vielfacher Thätigkeiten fähig, die zu beobachten wir täglich Gelegenheit
haben. Durch die Umgebung und Einwirkung des Menschen kann die
Empfindung einzelner Thierarten sehr ausgebildet werden, was uns
dieselben zum Gebrauche schätzbar macht. Groß ist der Nutzen der
Thiere für den Menschen. Was wäre er ohne Pferd, das ihm seine
Arbeit erleichtert, die Feinde vertreiben und so den Frieden sichern
hilft! Was entbehrte er ohne Rindvieh, von dessen Milch und Fleisch
er sich nährt! Woher sollte er den Stoff zur schützenden Kleidung
nehmen, wenn ihm die Wolle des Schafes fehlte! Was sollte ihm die
Federn ersetzen, die ihm ein warmes Bett bei rauher Winterzeit geben,
wenn die Vögel nicht wären! Ohne Fische würden ganze Völker-
stämme nicht leben können, und manche Inseln und Küsten unbewohnt
sein. An die Bienen und Seidenraupen dürfen wir hier auch erin-
nern, sowie an manche Muscheln und Schnecken, die stch als nützlich
erweisen.
Doch nicht als blose Vorrathskammer zur Stillung des Hungers
und Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse überhaupt hat Gott das
Thierreich erschaffen. Von sehr vielen Geschöpfen desselben können
wir den Nutzen nicht angeben, und doch find sie da; sie gehören zum
Ganzen des Geschaffenen auf Erden. Ohne sie wäre eine Lücke vor-
handen und die Schönheit und Harmonie desselben unterbrochen.
Schön sagt ein Dichters:
1. Mensch, es ist der Schöpfung Einen Theil hat stch zur Lust
Pracht Die Natur hervorgebracht.
Nicht für dich allein gemacht.
1) Rückert.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
282
er an sonnigen windstillen Tagen, im Mai, Juni und Juli nament-
lich, ausgeht und die Zeit von 9—4 Uhr zum Fange wählt. Die
Dämmerungsfalter sitzen in der Morgen- und Abenddämmerung
an wohlriechenden Blumen, am Tage sitzen sie ruhig an Baumstäm-
men, Bretterwänden, Zäunen und Mauern, wo man sie leicht fangen
kann. In der Nacht fliegen die Nach tschmetterlinge, an Zahl
viel größer als vorige. Schlägt man bei Tag mit einem Stecken an
Sträucher und Baumäste, so fliegt oft eine Menge auf, die sich bald
wieder setzen und leicht gefangen werden können. Beim Tödten soll
so schnell wie möglich verfahren werden, damit diese Thiere nicht
lange gequält werden, was häufig geschieht, wenn man sie ansticht,
ohne sie zuvor durch Eindrücken der Brust (bei Tagfaltern) oder durch
Tabaksbrühe (Tabakssuder) zu tödten. Letzteres geschieht bei den dick-
leibigen Dämmerungs- und Nachtfaltern, indem man eine Stahlfeder
voll der scharfen Brühe dem Schmetterlinge von unten in die Brust
sticht.
Obwohl sich diese Infekten durch Farbenschmelz in Feldern, Gär-
ten und Wäldern sehr gut auönehmen , so hat der Landwirth wie der
Förster Grund, sie zu vermindern. Denn aus ihren Eiern entstehen
die Raupen, wahre Ungeheuer in Gefräßigkeit, daher den Pflanzen
sehr schädlich. Diese mitunter sehr schönen Thiere erscheinen im Früh-
jahre, bevor noch die wenigsten Schmetterlinge zu sehen sind. Sie
schlüpfen um diese Zeit aus den im vorigen Jahre gelegten Eiern oder
kommen aus der Erde, wo sie Winterherberge genommen hatten. Man
sindet die einzelnen Arten in der Regel an bestimmten Pflanzen, oft
ernährt manches Gewächs auch verschiedene Raupen und wieder leben
einerlei Raupen von verschiedenen Gewächsen. Auffallend ist, daß
Blätter mit ätzendem Safte, wie die Wolfsmilch, sowie die brennen-
den Stacheln der Nesseln ohne Nachtheil von ihnen verzehrt werden.
Die auf dem Kohl lebenden fressen meist bei Nacht und verbergen sich
am Tage in die Erde oder Kohlköpfe, daher das Ablesen derselben
bei Licht geschehen muß. Fressen und Wachsen ist der Raupen ganze
Arbeit. Zu gewisser Zeit streifen sie die Haut wie ein Futteral ab
)ind nach jedesmaliger Häutung erscheint die Raupe schöner, als vor-
her, bleibt aber immer noch, was sie zuvor war. Nachdem sie die
Puppenhülle angelegt hat, frißt sie nicht mehr. Nach zehn, fünfzehn
oder zwanzig Tagen, oft auch nach Monaten, oft sogar nach Verlauf
des Winters ist die Verwandlung vollendet. Der Schmetterling nährt
sich vom Honigsafte der Blüthen und ist nur insofern schädlich, daß er
Eier legt, woraus eine verwüstende Nachkommenschaft entsteht. Unter
den Raupen ist die Seidenraupe die einzig nützliche.
10. Fische.
Der Ocean ist für den oberflächlichen Blick eine unübersehbare Wasser-
wüste, ein Spiel der Stürme, ohne Straße, Wegweiser und Herberge,
eine einförmige Fläche, worauf der Kiel des Schiffes keine Spur zurück-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
274
verhärtet. Mit der Zeit erheben sich dieselben vom Grunde bis zur Ober-
fläche des Meeres und find unter dem Namen Korallenriffe bekannt. Diese
veranlassen oft die Entstehung von Inseln. Häufig find sie die Ursache
der Zerstörung. Das Schiff, eines der stolzesten Werke der Geschicklichkeit
des Menschen, dem er Leben und Eigenthum anvertraut, auf dem der
kühne Seefahrer den Küsten ferner Länder zusteuert, kann an Korallen-
bänken verunglücken.
3. Muscheln und Schnecken.
Der Körper dieser Thiere ist weich und von einer schlüpferigen
Haut umgeben, weßhalb sie auch W e i ch t h i e r e heißen. Die Natur
würde dieselben stiefmütterlich behandelt haben, wenn sie nur deren
zarte innere Theile mit bewundernswürdiger Kunst ausgearbeitet,
oder vernachläßigt hätte, sie gegen Beschädigungen von Außen zu
schützen. Dies hat sie jedoch nickt gethan, sondern dieselben theils in
eine derbe Haut gehüllt oder nnt Schalen bedeckt, welche Reibungen
und Stöße aushalten können. Diese Bedeckungen sind an Gestalt
und Farben sehr mannichfaltig und werden wegen ihrer Schönheit ge-
sammelt und in Zimmern als Zierde aufgestellt oder in Sammlungen
aufbewahrt. Aber der fleißigste Sammler besitzt am Ende doch nur
einen Theil von Dem, womit die Welt geschmückt ist. Gewiß entgeht
auch ohne diese Liebhaberei den meisten Menschen die Zierlichkeit der
Schneckengehäuse, sowie dere^ Zweckmäßigkeit zum Schutze des Thieres
nicht, und es läßt sich über eine kleine Baumeisterin mit ihrem Häus-
chen auf dem Rücken wohl eine Betrachtung anstellen. Trägt sie es
nicht leicht und sicher auf Weg und Steg, über den flachen Boden,
wie an Bäumen, Hecken und Mauern hinauf, wohin es ihr beliebt!
Bekommt es eine schadhafte Stelle, so bessert sie es aus; denn das
Material dazu führt sie stets mit, verschließt es wohl auch, wenn der
Winter naht oder wandert damit unter die schützende Erde. Uebereilt
sie sich beim Bauen nun auch nicht, so macht sie dabei auch keinen
Fehler; überdies ist ihr Gebäude ein Kunstwerk, zu welchem sie Zeit
nöthig hat.
Die größte Zahl der Weichthiere, und unter denselben auch die
schönsten und nützlichsten, lebt im Meere. Daselbst gibt cs die Perl-
muschel, welche wegen der in ihr enthaltenen Perlen in Menge aus
dessen Tiefe geholt wird. Das Gehäuse selbst liefert das schöne Perl-
mutter, wovon Mefferstiele, sowie Knöpfe und andere Drechsler-
arbeiten verfertigt werden. Manche, wie die große Porzellan-
schnecke, die bei uns zur Verzierung der Pferdegeschirre, in Indien
aber als Scheidemünze gebraucht wird, sind bekannt. Wichtiger sind
die Austern; sie erscheinen als Leckerbissen auf den Tafeln reicher
Leute und werden an den Küsten von England, Frankreich, Deutsch-
land und Italien zu Tausenden gefischt und versandt.
Unter den einheimischen Weichthieren sind die Ackerschnecken
sehr häufig, und dies ist es eben, was in manchen Jahren beklagt
wird; denn sie werden in Gärten und auf Feldern sehr schädlich und
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien England Frankreich Italien
284
11. Amphibien.
Viel Uebereinstimmendes zeigt sich bei Vergleichung der Fische
mit den Amphibien. Diese haben rothes, kaltes Blut, wie jene; bei
manchen finden sich Flossen und als Bedeckung schuppenartige Tafeln,
die an schmucken Farben den Schuppen der Fische nicht nachstehen.
Auch lieben manche Amphibien den Aufenthalt im Wasser, doch sind
es wenige. Die Kiemen, welche etliche in der Jugend haben, wer-
den später meist abgelegt. Mit Ausnahme des Zischens der Schlangen
und des unmelodischen Gesanges der Frösche und Kröten ist dieser
Thierklasse die Stimme fast ebenso wenig verliehen wie den Fischen.
Die Fortpflanzung durch Eier stimmt gleichfalls mit der der Fische
überein, ebenso sind beide darin ähnlich, daß ihnen weder Kunsttrieb,
noch Geselligkeit eigen sind. Wer den Vergleich in Bezug auf Nütz-
lichkeit anstellt, findet die Amphibien in entschiedenem Nachtheile;
denn während fast alle Arten der Fische dem Menschen als Nahrung
dienen, liefern jene nur wenig Eßbares; die Froschschenkel, denen zu
Liebe an Fröschen den Menschen nicht ehrende Grausamkeiten verübt
werden, sind Alles, was von Amphibien unserer Gegenden genossen
wird. In wärmeren Ländern werden das Fleisch und die Eier der
Schildkröten als kräftige Speisen genossen und auch nach Europa
gebracht, wo sie auf vornehme Tafeln kommen. Daß wilde Völker
hin und wieder die Schlangen essen, ist als Nutzen nicht hoch anzu-
schlagen, und den Leser wird solches ein wenig anwidern. Ich nehme
es ihm nicht übel; bei dem Abscheu vor den Amphibien ist dies zu
entschuldigen. Dieser hat, wenigstens in unseren Gegenden, nicht
sowohl seinen Grund in der Schädlichkeit dieser Thiere, als vielmehr
in ihrem Aeußern, in dem tückischen Blicke, dem lauernden Wesen
und der Art, lebende Thiere nicht in offenem Kampfe, sondern unvor-
bereitet zu überwältigen und zu tödten. Nebstdem findet sich bei
manchen tödtliches Gift, und wenn bei uns auch nur wenige Arten
von Schlangen Giftzähne haben, wenn sie trotzdem in der Regel
vor Menschen und größeren Thieren weichen; so ist doch die Furcht
einmal da und wird wegen weniger auf die ganze Klasse übergetragen.
Ungeachtet dessen fand es der allweise Schöpfer dennoch für gut, auch
diesen Thieren einen Platz auf Erden anzuweisen, und wie im Reiche
des Geschaffenen Nichts überflüssig ist, vielmehr Alles in harmonischer
Stufung erscheint, so bilden auch die Amphibien eine Staffel von den
Fischen zu den Vögeln, da zwischen beiden augenscheinlich ein großer
Abstand ist. Darin besteht indeß der Zweck ihres Daseins nicht aus-
schließlich; denn sie verzehren auch schädliche Thiere, wie Insekten,
und dienen selbst wieder anderen zur Nahrung. Denken wir hier nur
an den Storch. Die Muskelstärke der Amphibien ist sehr groß; ein
Schlag des Krokodils mit dem Schwänze kann einen Menschen
oder ein größeres Thier zu Boden strecken, die Riesenschlange zer-
drückt einen Tiger oder Ochsen, die Schildkröte läuft mit mehreren
Menschen davon, wenn solche auf ihrem hörnenen Gehäuse stehen,
>
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
285
und selbst der Frosch springt zehnmal höher als er selbst ist. Ihrer
Stärke steht ihre Lebenszähigkeit nicht nach. Manchen wachsen nach
dem Verluste von Gliedern wieder neue; daß man Kröten in
hohlen Bäumen und Steinen, wo sie Jahre lang ohne Nahrung sein
mußten, noch lebendig fand, ist gewiß bewundernswerth. In ge-
mäßigten Ländern halten sie sämmtlich Winterschlaf, in den heißen
bringen sie die Zeit der Glut ebenfalls in einem Zustande der Er-
starrung zu, den man den Sommerschlaf nennen könnte. Sobald da-
selbst der Himmel sich nach den Monaten der Sonnenhitze, welche die
Erde ausgedörrt, Spalten im Boden erzeugt und alle Gewächse der
weiten Ebenen versengt hat, wieder bedeckt, unaufhörlicher Regen-
schauer das Grün der Landschaft wieder erweckt und den Boden er-
weicht, sprengen die darunter ruhenden großen Schlangen die sie ein-
schließende Hülle und eilen, vom Hunger getrieben, nach Beute.
Wehe dann Dem, der da verweilt, wo sich der Boden hebt,
woraus die gierige Bestie steigt! Die südlichen Länder und Meere
sind vorzüglich die Heimath der Amphibien; da leben die Krokodile,
der Kaiman, Alligator, große Schlangen und Schildkröten von acht
bis zehn Zentner Gewicht. Je weiter nach Norden, desto mehr nehmen
sie ab; in den Polarländern gibt es gar keine.
12. Die Baukunst der Vögel.
Wir bewundern mit Recht das herrlich getigerte oder mit farbi-
gen Kreisen umgebene Gehäuse der Muscheln und Schnecken, dìe
kunstvoll errichtete Bienenzelle, sowie die schützende Hülle der Raupe,
worin dem Auge verborgen die schönsten Farben des Schmetterlings
aufblühen. Sollte uns aber nicht ebenso gut das Vogelnest in An-
spruch nehmen? Ich glaube noch mehr; denn wir können in vielen
Fällen die leichtbeschwingten Baukünstler bei ihrer Arbeit beobachten,
wenn sie in kurzer Zeit ihre Wohnung für einen Sommer mit Geschick
und Emsigkeit aufführen und Meisterstückchen liefern, an dem kein
menschlicher Baumeister Etwas auszusetzen hat. Der Vogel sucht
sich für sein Nest ein möglichst sicheres Plätzchen, wo er gegen die
Ungunst des Wetters, sowie vor Feinden sicher ist, sei es nun auf der
flachen Erde oder unter derselben, am beschilften Ufer, an den nackten
Klippen, am Strande, an Abhängen, Felsen, auf dem Gipfel, in
den Zweigen und Aesten der Bäume oder deren hohlem Stamme, in
Busch und Strauch, Mauern, Thürmen oder unter Dächern. Das
Beinhaus auf dem Kirchhofe, wie der Bildstock auf dem Felde sind
dem Praktikus willkommen, falls sie Platz zu einer sicheren Wohn-
stätte gewähren. Daß das Rotschwänzchen im Innern der Kirchen
nistet, seine Jungen ohne Scheu bei gefülltem Gotteshause füttert
und oft mit keckem Schlage in den Gesang der Gemeinde oder die
Predigt einfällt, als ob es auch seine Freude daran hätte, ist nichts
Seltenes.
Planmäßig, nicht zu groß und nicht zu klein, sondern wie es der
0
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
291
Widerhaken versehenen Wurfspieß, dem Fische in den Leib. Ein langes
Seil, das am Wurfspieße befestigt und an der Spitze der Schaluppe um
eine Rolle gewunden ist, können die, wahrhaft jetzt nicht säumenden
Schiffer kaum so geschwind nachgehen lassen, als das Thier nun in den
Grund eilt. Ist das Seil, das indeß meist über 600 Ellen mißt, nicht
lang genug, so befestigen sie daran noch ein anderes mit einem ausge-
höhlten und wohlverstopften Kürbis, den sie in's Wasser fallen lassen, und
geben nun genau auf dessen Bewegung acht, damit sie wissen, wo das
Ende des Seiles und der Walfisch sich befinden. Noch vor Verlauf einer
Viertelstunde kommt der Fisch wieder in die Höhe, um Luft zu schöpfen,
und er wird dann weiter durch Harpunen und Spieße so lange verfolgt,
bis er sich verblutet hat. Darnach ragt er wie eine kleine Insel hoch über
die Wasserfläche, und seine Jäger suchen eben deßhalb nun zunächst seinen
Luftschlauch zu durchstechen, damit er wieder um ein Beträchtliches sinke
und sie ihn bequemer besteigen können. Zu diesem Behufe werden Taue
um den Schweif geschlagen und es spannen alle Schaluppen sich vor, um
das Thier an die Seite des Hauptschiffes zu ziehen. Hier beginnt zuerst
die Zertheilung. Matrosen, die den Fisch besteigen, hauen mittelst eigens
dazu gefertigter scharfer Metzgerbeile vor Allem den Speck und die Oberkiefer
oder Barten ab, auch wohl noch den Unterkiefer, aus denen gewöhnlich
von selbst ein ganzes Faß des feinsten Thranes rinnt, der auch viel
theurer bezahlt wird als der, welcher erst durch Aussieben des Speckes ge-
wonnen wird.
Ist der Fisch genug zerhauen, so wird das Uebrige, der Rest, in
Stücken auf's Schiff gezogen. Ein Fisch ist genug Ladung für das ganze
Schiff. Sofort geht es daher nach einer der Küsten Spitzbergens, Grön-
lands, Islands oder Norwegens. Hier find Siedereien, wo man den
Speck sogleich ausläßt, den Thran in Fässer füllt und sogleich durch parat
liegende blose Transportschiffe, sammt den ungeheueren Gräten, Rippen
und Kiefern, die zu allerhand Geräthschaften verarbeitet werden, nach
Hause schickt. Der Jäger, so heißt das zum Fange bestimmte Schiff,
zieht, ist Alles gut gegangen und noch Zeit genug übrig, abermals zum
Kampfe aus und treibt sein großartiges, aber gefahrvolles Geschäft fort,
bis Kälte eintritt, das Eis mehr herunter in's Nordmeer dringt und er
nun ebenfalls, meist zuletzt noch mit einer Menge von Seehunden und»
Stockfischen beladen, den Weg nach der Heimath antreten muß, um
dort bis zum nächsten Frühjahrp voller Ruhe zu pflegen, sowie seinem
Herrn Rechnung von dem oft unglaublichen Gewinne abzulegen, den
er durch seinen kühnen Zug mqchre. Die kleineren Fische, gewöhnlich
aus der Stockfischgattung, sind gleich nach dem Fange ordnungsmäßig
entweder eingesalzen oder getrocknet und in Fässer oder Kisten gepackt
worden.
Mehr als sie aber wird von den Ausrüstern eines Walfischjägers ge-
schätzt, wenn letzterer das Glück hatte, und das fehlt selten, nebenbei auch
den einen oder anderen Potfisch zu sangen. Dieser Fisch, obschon bei-
läufig 40 Fuß lang, hat doch im Ganzen wenig Speck, aber in seinem
großen Hirnkasten, der fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt, das
Walrath, ein helles öliges Mark, dessen aus einem einzigen Kopfe oft
mehr als zwanzig Tonnen gewonnen werden, und das präparirt, viel von
den Apothekern als erweichendes Mittel zu Salben und Pflastern, auch bef
Brustkrankhciten, Durchfall und Ruhr, sowie zur Verbesserung des Brenn-
stoffes der Wachskerzen gebraucht wird. Auch der noch kleinere Cachelot
macht viele Freude wegen des Ambra, der von ihm gewonnen swird, über
dessen Ursprung man aber bis jetzt noch nicht im Reinen ist. Gewöhnlich
19 *
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
298
Berühren ihn dann entgegengesetzte Luftströme, deren Streit sich in
kreisender Bewegung ausgleicht, so gewährt die Ebene einen selt-
samen Anblick. Als trichterförmige Wolken, die mit ihren Spitze»
an der Erde Hingleiten, steigt der Sand dampfartig durch die luft-
dünne, elektrisch geladene Mitte des Wirbels empor, gleich den
rauschenden Wasserhosen, die der Fischer fürchtet. Ein trübes, fast
strohfarbiges Halblicht wirft die nun scheinbar niedrige Himmelödecke
auf die verödete Flur. Die heiße, staubige Erde vermehrt die er-
stickende Luftwärme. In finstere Staubwolken gehüllt, von Hunger
und brennendem Durfte geängstigt, schweifen Pferde und Rinder
umher, diese dumpf aufbrüllend, sene mit langgestrecktem Halse
gegen den Wind ausschnaubend, um durch die Feuchtigkeit des Lust-
stromes die Nähe einer nicht ganz verdampften Lache zu errathen.
Folgt auf die brennende Hitze deö Tages die Kühlung der hier
immer gleich langen Nacht, so können Rinder und Pferde selbst
dann nicht sich der Ruhe erstellen. Ungeheure Fledermäuse saugen
ihnen während des Schlafes vampyrartig das Blut auö oder hängen
sich an ihrem Rücken fest, wo sie eiternde Wunden erregen.
Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein,
so verändert sich plötzlich die Scene in der Steppe. Kaum ist die
Oberfläche der Erde benetzt, so überzieht sich die duftende Steppe mit
mannichfaltigen Kräutern und Gräsern. Pferde und Rinder weiden
nun im frohen Genusse ihres Lebens. Schwellen aber allmälig die
Flüsse, so zwingt die Natur dieselben Thiere, welche in der ersten
Jahreshälfte vor Durst verschmachteten, als Amphibien zu leben.
Ein Theil der Steppe erscheint nun wie ein unermeßliches Binnen-
wasser. Die Mutterpferde ziehen sich mit dem Füllen auf die höheren
Bänke zurück, welche inselförmig über dem Seespiegel hervorragen.
Mit jedem Tage verengt sich der trockene Raum. Aus Mangel an
Weide schwimmen die zusammengedrängten Thiere stundenlang umher
und nähren sich kärglich von der blühenden Grasrispe, die sich über
dem braungefärbten, gährenden Wasser erhebt. Viele Füllen ertrinken,
viele werden von den Krokodillen erhascht, mit dem zackigen Schwänze
zerschmettert und verschlungen."
Zweiter Abschnitt.
Naturlehre.
1. Der Magnet.
Das grauschwarze Eisererz, welches unter dem Namen Mag-
netstein bekannt ist und eisenhaltige Gegenstände anzieht, fand mau
zuerst etwa 500 — 600 Jahre v. Chr. bei der Stadt Magnesia in
Kleinasien. Seitdem hat man es ziemlich verbreitet in vielen Ländern
angetroffen, namentlich ist Schweden reich daran und es kommt in
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]