— 14 —
Hochbetgien, im W. bis znr Maas und ihrem Nebenflusse, der Sambre,
reichend, ist die westliche Fortsetzung des rheinischen Schiefergebirges, das hier-
in die Ardennen übergeht. — Mtietbetczien nimmt mit seinen Hügeln den
Raum zwischen Sambre-Maas und Schelde ein. Mit seinem fruchtbaren
Lehm- und Mergelboden bildet es die Kornkammer Belgiens und geht all-
mählich in Miederbel'gien über, das durch eiueu zusammenhängenden Dünen-
saum gegen die Überflutung der See geschützt ist. Hinter den Dünen breitet
sich zunächst eiu Marschland von niederländischem Charakter aus, das weiter
landeinwärts in ein Geestland übergeht.
§ 17. Krtverbsquell'en. Die Landwirtschaft liefert reiche Ernten
an Weizen, Zuckerrüben, Cichorie, Gerste, Flachs und Hopfen. Das Marsch-
land treibt bedeutende Viehzucht. Die Blüte Belgiens beruht jedoch auf
seinen Bodenschätzen. Riesige Kohlenflöze und in ihrer Nachbarschaft
Eisenerze, serner Zink, Blei und ausgezeichnete Werksteine haben das Land
befähigt, sich zum ersten Jndnstriestaate des europäischen Festlandes zu erheben.
Die Industrie blüht besonders in den Zweigen der Textil-, Eisen- und Glas-
Warenfabrikation. Zu den bedeutendsten Gewerben gehört die Bierbrauerei.
Der Handel beschäftigt sich mit der Ausfuhr vou Jndustrieerzeuguifsen
und der Einfuhr von Lebensmitteln. Belgien besitzt das dichteste Eisen-
bahnnetz Europas und steht an Länge seiner Wasserstraßen wenig hinter
den Niederlanden zurück.
§ 18. Werfctssung, Mewohner und Stcidte. Belgien bildet eine
konstitutionelle Erbmonarchie und ist der am stärksten bevölkerte Staat
Europas (Volksdichte 214). Die Bewohner sind Vlämen (spr. Flamen) und
Wallonen. Die herrschende Konsession ist die katholische. Die Volks-
bildnng läßt in Belgien viel zu wünschen übrig; Roheit und finsterer Aber-
glaube herrschen in den niederen Volksschichten.
Handelsstädte Niederbelgiens:
1. Ostende, einziger Seehafen Belgiens und berühmtes Seebad, Verkehr
nach England; Schiffbau und Fabrikation von Schiffsbedarf.
2. Gent an der Schelde, mit der größten Banmwollindustrie Belgiens.
Schiffbau, Universität.
3. Antwerpen an der Schelde, starke Festuug; erste Handelsstadt
Belgiens und neben Hamburg und Marseille Haupthandelsplatz des ganzen
Festlandes, besonders für Getreide, Wolle, Petrolenm und amerikanischen
Kaffee.
Industriestädte Mittel- und Hochbelgiens:
4. Brüssel^), Haupt- und Residenzstadt mit ^Mill. Eiuw.; Teppich- und
j) Südlich die Schlachtfelder Waterloo und Belle-Alliance (18. Juni 1815).
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Extrahierte Ortsnamen: Maas Belgiens Belgiens Europas Niederlanden Europas Belgien Niederbelgiens Belgiens England Belgiens Belgiens Hamburg Marseille
— 16 —
2. Das französische Nittelgebirge besteht aus einem centralen Hochlande
im 80. und dessen nördlichen und westlichen Ausläufern. Das Centralplatean
erreicht iu dem Hochlande von Anvergne seine größte Höhe und füllt nach
0. in den Ceveuneu steil zum Rhonetieflande, nach W. und Nw. allmählich
zum großen französischen Flachlande ab. Durch seine nördlichen Fortsetzungen
5. Frankreich.
(Cöte d'or, d. h. Goldhügel, Plateau von Langres, Sichelberge) steht es mit
dem deutschen Mittelgebirge in Verbindung.
3. Das schmale Rhone-Zaöne-Becken tritt im N. durch die Lücke bei
Belsort (Burgunder Pforte) mit der oberrheinischen Tiefebene in Verbindung
und bildet auf diese Weise die Südhälfte einer Verkehrsader, welche Nordsee
und Mittelmeer verbindet. Es wird von der Rhone mit ihren Neben- und
Zuslüssen durchströmt'. Die Rhone entspringt aus dem St. Gotthard (am
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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— 18 —
ders Kohlen, Eisenerze und Maschinen, Kurzwaren und Spielzeug, Zucker
und Bier.
§ 22♦ Werfer ssung, Wewoh>ner und Stcrdte. Frankreich ist seit
1870 eine Republik. An der Spitze des Staates steht der Präsident, in
dessen Händen die vollziehende Gewalt ruht, während die Gesetzgebung vom
Senate und von der Deputierteukammer ausgeübt wird. — Die Bewohner
Frankreichs (fleißig, heiter, tapfer, aber auch eitel, leichtsinnig und genußsüchtig)
sind Romanen und Bekenner der katholischen Kirche.
Industrie- und Hafenstädte des Seine Beckens:
1. Paris^), zu beiden Seiten der Seine, mit ungefähr 21/2 Mill. Einw. die
zweitgrößte Stadt der Erde, durch 17 Forts befestigte Hauptstadt des Landes,
ist durch seine Industrie (Bekleidung, Parsümerien, Uhren und Geschmeide,
Maschinen und Instrumente), seinen Handel (besonders Kolonialwaren, Drognen
und Getreide), durch Börsen- und Geldverkehr das Herz Frankreichs; 18 Bahn-
linien verbinden Paris mit den entferntesten Winkeln des Landes und den
Hauptstädten der Nachbarländer. Seine Sehenswürdigkeiten, die sorgfältige
Pflege der Litteratur und die Universität machen es auch zum geistigen Mittel-
punkte Frankreichs. — Südwestlich davon Versailles (werßaj), ehemalige Resi-
denz Lndwigs Xiv.-)
2. Reims (räng'ß), neben Chalons an der Marne Mittelpunkt der Cham-
Pagnerbereitung; alte Krönungsstadt. Nordwestlich davon die frühere Festung
Sedan^) an der Maas.
3. Lille, starke Festung im Mittelpunkt des nördlichen Kohlen> und In-
dustriegebietes, hervorragend in Spinnerei und Weberei, Maschinenfabrikation,
Brauerei und Zuckerfabrikation. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft noch
mehrere Groß- und viele Kleinstädte mit Textilindustrie.
4. Le Havre (le Ävr), zweite Seestadt Frankreichs, der wichtigste Ein-
suhrhafeu für die Juduftriebezirke des N. (Baumwolle, Wolle, Petroleum,
Getreide, Kolonialwaren), Ausfuhrhafen für französische Jndnstrieartikel; Schiff-
und Maschinenbau. Am Kanal die Kriegshäfen Cherbourg (fcherbuhr) und
Calais; von hier Überfahrt nach Dover.
*) Erstürmung des Montmartre (30. 3. 1814) und Einzug in Paris (31. 3. 1814)..
Erster Pariser Friede (30. 5. 1814), zweiter Friede (20. 11. 1815). Belagerung von Paris
(19. 9. 1870 bis 28. 1. 1871) und Einzug (1. 3. 1871). Nördl. von Paris die Schlacht-
selder Laon (9. 3. 1814), Amiens (27. 11. 1870) und St. Quentin (18. u. 19. 1. 1871),
südöstlich Chs.lons (katalannische Gefilde, 451) und südwestlich Le Mans (12. 1. 1871).—
Gedicht: Die nächtliche Heerschau, von Zedlitz.
°) Kaiserproklamation Wilhelms I. (18. 1. 1871).
s) Gefangennahme Napoleons Iii. (2. 9. 1870). — Südl. davon Beaum ont (30. 8.
1870). — Stromaufwärts Verduu (Teilungsvertrag d. I. 843).
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Frankreichs Paris Frankreichs Reims Maas Lille Frankreichs Cherbourg Dover Paris Paris Paris Laon Amiens Napoleons
— 19 —
Industrie- und Hafenstädte des Loire-Beckens:
5. Orleans^) (orlsang), Eisenbahnknoten; Banmwollfabrikation. —.
Stromabwärts Tours (tur^).
6. Nantes (nangt), blühende Hafen- und Industriestadt, Handel besonders
nach Spanien und Amerika; Aussuhr von Wein, Getreide, Salz (von Orleans
bis Nantes sind die Ufer der Loire rebenbedeckt).
Handelsstädte des Garonnebeckens:
7. Toulouse (tulüs), Mittelpunkt für den Binnenhandel Südfraukreichs.
8. Bordeaux (bordo), dritter Seehandelsplatz Frankreichs, desfen Ver-
kehr sich besonders aus Spanien, Amerika und die französischen Kolonien in
Afrika und Asien erstreckt; Hauptausfuhrhafen für Rotwein (Mödoe) und
Cognae.
Städte des Rhone-Saönebeckens, seiner Umrandung und Küste:
9. Belfort^), starke Festung an der Burgunder Pforte.
10. Lyon (liong), starke Festung an der Mündung der Saöne in die
Rhone; zweitgrößte Stadt Frankreichs, Hauptsitz der Sammet- und Seiden-
fabrikation in ganz Europa.
11. St. Etienne in einem Querthale des Beckens, das „französische
Birmingham", inmitten eines Bergbaureviers, mit Eisen- und Stahlwerken,
Maschinen- und Waffenindustrie.
12. Marseille^) (marßäj), erster Hasen Frankreichs und Südeuropas,
Sitz der größten französischen Schiffahrtsgesellschaft, Verkehr mit Algier und
der Levante. Östlich davon der Kriegshasen Toulou; an der Küste des
Golfs von Genua der Winterkurort Nizza.
Zu Frankreich gehört die Insel Eorsica im Mittelmeer; sie ist berg-
und waldreich und liefert Öl, Wein, Eisen, Holz. Hauptstadt Ajaecio
(ajatscho), Geburtsort Napoleons I.
3. Die schweizerische Eidgenossenschaft.
§ '23. Modenform und Qexväffex, Die Schweiz gehört zu den
wenigen Staatsgebieten Europas, die vom Meere völlig abgeschlossen sind
(Binnen- oder Kontinentalstaaten). Sie liegt hauptsächlich im Bereiche des
Hochgebirges der Alpen und umfaßt:
*) 1870/71 hier drei Schlachten und viele kleinere Gefechte.
2) Zwischen Tours und Poitiers besiegte Chlodwig die Westgoten (507) und Karl
Martell die Mauren (732).
s) Südl. davon Kämpfe Werders gegen die Südarmee Bourbakis (15. bis 17. 1. 1871).
Einnahme der Stadt (16. 2. 1871).
4) Nördl. der Schlachtort Aix (102 n. Chr.).
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Südfraukreichs Etienne Napoleons_I. Chlodwig Karl
Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Amerika Nantes Toulouse Frankreichs Spanien Amerika Afrika Asien Lyon Frankreichs Europa Frankreichs Algier Genua Nizza Frankreich Europas Poitiers Südarmee_Bourbakis
— 17 —
Rhonegletscher, s. Abb. 3), durchfließt den Genfer See, empfängt in der
Tiefebene die Saoue mit dem Donbs (spr. du) und mündet unter Delta-
bildnng in das mittelländische Meer.
4. Das große französische Flachland wird durch niedrige, vom Hochland
der Anvergne westwärts streichende Höhenzüge in zwei Becken geteilt:
das Seine-Loire-Becken (Pariser Becken) im N. und
das Garouue-Beckeu im 8.
Ersteres wird von der Seine und Loire (spr. ßähn, lokr — beide vom
sranzös. Mittelgebirge) mit ihren Neben- und Zuflüssen, letzteres von der auf den
Pyrenäen entspringenden Garonne und ihren Nebenflüssen durchfurcht.
Zahlreiche Kanäle verbinden die französischen Flüsse untereinander und
mit dem deutscheu Flußuetz. Die wichtigsten sind im X. der Rhein-Marne-
Kanal, der Rhein-Rhone-Kanal, der Kanal du Ceutre (Saoue-Loire)
und der Kanal von Burgund (Saone-Seine), im 8. der Kanal du Midi
(atlaut. Oceau-Garouue-Mittelmeer). Welche Neben- und Zuflüsse der
Hauptströme vermitteln diese Verbindung?
Das Klima Frankreichs ist für die Landwirtschaft sehr günstig, obwohl
die Winter manchmal sehr streng und anhaltend auftreten.
H 21. Krwevbscsuell'en. Der Ackerbau steht auf hoher Stufe,
Getreide (Weizen und Mais) wird so viel erzeugt, daß Frankreich seinen Be-
darf fast allein deckt. Wein- und Obstbau geben ausgezeichnete Erträge.
Olivenöl erzeugt Südfrankreich; Seidenraupenzucht blüht im Rhonetiefland.
Die Viehzucht liefert schwere Pferde (Percherous), ausgezeichnete Wollschafe
(Rambouillet) und Maultiere. Die französische Fischerei erstreckt sich be-
sonders auf den Fang von Sardinen und Kabeljau (Neufuudlaudbäuke bei
Nordamerika) und auf Austeruzucht. Das Erdinnere bringt reiche Eifenerz-
lager in den Mittelgebirgen und an der belgischen Grenze, während die Kohlen-
grnben keinen ausreichenden Bedarf liefern. In den Ardennen befinden sich
große Schieferbrüche, im östlichen Seinebecken Schreibkreidebrüche (Champagner-
kreide), im Loirebecken Porzellanerde. Salz wird reichlich gewonnen; Mineral-
quellen sind im Überfluß vorhanden. Die Industrie steht auf fehr hoher
Stufe und übertrifft in den Fabrikzweigen, welche Geschmack erfordern, alle
übrigen Länder Europas (Luxusartikel, Kunstindustrie, Seidenwaren, Hüte,
Handschuhe, Teppiche, Shawls, Spitzen). Der Handel Frankreichs, welches
nächst England das Haupthandelsland Europas ist, wird durch die Lage zwischen
zwei Meeren begünstigt. Hauptartikel der Ausfuhr sind Woll- und Seiden-
waren, Luxus- und Kunstgewerbewaren, Wein und Öl. Das deutsche Reich
erhält aus Frankreich hauptsächlich Weine, Gerbstoffe, Taschenuhren und Luxus--
artikel; es führt nach Frankreich weit mehr aus, als es empfängt, beson-
2*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Garouue-Beckeu Rhein-Marne- Rhein-Rhone-Kanal Burgund Oceau-Garouue-Mittelmeer Frankreichs Frankreich Rhonetiefland Rambouillet Nordamerika Europas Frankreichs England Europas Frankreich Frankreich
— 73 —
schen und die französischen Mittelgebirge zusammen. Die Grenzen sind im
N. (Niederlande), 0. (deutsches Reich und Luxemburg) und 8. (Frankreich)
politische; die Westseite bespült die an der belgischen Küste sehr flache und
buchtenlose Nordsee.
Wodenform nxxb Gewässer.
§ 46. Belgien fällt von 80. nach dem Meere zu allmählich ab und
gliedert sich nach Höhe und Bodenbeschaffenheit in 3 Abschnitte:
ein Hochplateau (Hochbelgien),
ein Hügelland (Mittelbelgien),
ein Flachland (Niederbelgien).
Hochbelgien, im W. bis zur Maas und ihrem Nebenflusse, der Sambre,
reichend, ist die westliche Fortsetzung des rheinischen Schiefergebirges,
das hier in die Ardennen übergeht. Den aus Saudstein, Kalk und Lehm
bestehenden Boden bedecken, soweit er von Feld und Wiesen frei ist, ausgedehnte
Hochmoore oder dichte Buchen- und Eichenforste. — Mittelbelgien nimmt mit
seinen Hügeln den Raum zwischen Sambre-Maas und Schelde ein und wird nach
der letzteren hin entwässert. Mit seinem fruchtbaren Lehm- und Mergelboden
bildet es die Kornkammer Belgiens und geht allmählich in Niederbelgien
über, das durch einen zusammenhängenden Dünensaum gegen die Überschwem-
mnngen der See geschützt ist. Hinter den Dünen breitet sich zunächst ein Marsch-
land von niederländischem Charakter aus, das weiter landeinwärts in ein
sandiges Heideland, die Fortsetzung der holländischen Geest, übergeht. —
In Flach- und Mittelbelgien herrscht feuchtes, mildes Seeklima; über Hoch-
belgien breitet sich ein rauher, aber fast immer heiterer Himmel aus.
Krtverbsquellen.
§ 47. Die Landwirtschaft entnimmt dem fruchtbaren Boden Mittel-
und Niederbelgiens reiche Ernten an Weizen, Zuckerrüben, Cichorien,
Gerste und Hopfen, Flachs. Das Marschland treibt bedeutende Vieh-
zncht. Die Blüte Belgiens beruht jedoch auf feinen Bodenschätzen.
Riesige Kohlenflötze und in ihrer Nachbarschaft Eisenerze, ferner Zink, Blei
und ausgezeichnete Werksteine haben das Land befähigt, sich zum ersten In-
dustriestaate des europäischen Festlandes zu erheben. Die Industrie blüht
besonders in den Zweigen der Textil-, Eisen- und Glaswarenfabrikation. Zu
den bedeutendsten Gewerben gehört die Bierbrauerei. Der Handel beschäftigt
sich mit der Ausfuhr von Jnduftrieerzeugnisfen und der Einfuhr von Lebens-
Mitteln. Belgien besitzt das dichteste Eisenbahnnetz Europas und steht an
Länge seiner Wasserstraßen wenig hinter den Niederlanden zurück.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Luxemburg Frankreich Niederbelgien Maas Belgiens Niederbelgien Niederbelgiens Belgiens Europas Niederlanden
— 74 —
^erfaffurtc}, Wervohner urtb Stndte.
§ 48* Belgien ist eine erst 1830 durch Trennung von den Niederlanden
entstandene konstitutionelle Erbm'onarchie, gebildet aus 9 Provinzen.
Es umfaßt etwa Vis des deutschen Reichsgebiets, aber 1/s seiner Einwohner,
ist daher der am stärksten bevölkerte Staat Europas (Volksdichte 214). Die
Bewohner sind im 8. Wallonen mit französischer Sprache, im N. Vlämen
(fpr. Flamen), Nachkommen der salischen Franken mit eigener, dem Niederdeut-
scheu und Holländischen ähnlicher Mundart. Die herrschende Konfession ist
die katholische. Als Industrie- und Haudelsstaat besitzt Belgien großen Reich-
tum neben drückender Armut in manchen Gegenden. Die Volksbildung
läßt in Belgien viel zu wünschen übrig; Roheit und finsterer Aberglaube
herrscheu in den niederen Volksschichten.
Handelsstädte Niederbelgiens:
1. Ostende, einziger Seehasen Belgiens und berühmtes Seebad, Verkehr
nach England; Schiffsbau und Fabrikation von Schiffsbedarf.
2. Brügge, durch mehrere Kanäle mit der See verbunden, Handels- und
Fabrikstadt in jedem Zweige der Textilindustrie.
3. Gent an der Schelde, mit der größten Banmwollindustrie Belgiens;
Schiffsbau, Universität.
4. Antwerpen an der Schelde, starke Festung; erste Handelsstadt Belgiens
und neben Hamburg und Marseille Haupthandelsplatz des günzen Festlandes,
besonders für Getreide, Wolle, Petroleum und amerikanischen Kaffee.
Industriestädte Mittel- und Hochbelqiens:
5. Mecheln, wichtiger Eisenbahnknoten, betreibt Spitzenklöppelei und
Teppichsabrikatiou.
6. Brüssel^), Haupt- und Residenzstadt, 1/2 Million Einw., Teppich-
und Spitzenfabrikation, Baumwoll- und Wollwebereien. Die Umgegend änßerst
industriereich.
7. Möns (Bergen), inmitten eines großen Kohlenbezirks; Zuckerfabrikation.
8. Namur**) an der Maas, mit Eisenerzlagern und Glasfabriken.
9. Lüttich an der Maas, das „belgische Birmingham", mit Eisenerz-
lagern und Kohlenbergwerken in der Nähe; Gewehr- und Waffenfabriken,
Tuch- und Papierfabrikation. In der Nähe die berühmten Maschinenfabriken
von Seraiug.
*) Südlich die Schlachtfelder Waterloo und Belle-Alliance (18.6. 1815).
**) Westlich davon der Schlachtort Lignt) (16.6. 1815).
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Niederlanden Europas Niederdeut- Belgien Belgien Niederbelgiens Belgiens England Belgiens Belgiens Hamburg Marseille Mecheln
— 77 —
stiegenen Gipfel, der jetzt ein Observatorium trägt, reicht bis zum Golf von
Genua und zum Schwarzwald. Westlich von der Hauptkette der Westalpen,
deren Ausläufer stellenweise bis an die Rhone reichen, liegt die Oisans-
Grnppe (mit dem Mont Pelvoux), die an Ausdehnung und Höhe der Moni-
blauc-Gruppe nahekommt. Westlich vom Montblanc dehnen sich bis zur Rhone
und zum Genfer See die savoischen Kalkalpen aus. Jenseit der Rhone
liegt der wald- und wiesenreiche französische Anteil des Jura, eine Fortsetzung
des Schweizer Jura.
2. Das dreieckähnliche französische Mittelgebirge besteht aus eiuem
centralen Hochland im 80. und dessen nördlichen und westlichen Ausläufern.
Das Centralplatean erreicht in den Cevennen und dem Hochlande von
Anvergne feine größte Höhe und fällt vou ihnen, wie der Lauf der Flüsse
zeigt, allmählich nach W. und Nw. ab. Bewaldete Strecken wechseln mit fast
wüstenhaften Hochflächen, schroffe Gipfel mit glocken- und domförmigen Krater-
bergen, den Zeugen einer ehemals hier herrschenden lebhaften Vnlkanthätigkeit
des Bodens. Durch seine nördlichen Fortsetzungen, die Cöte d'or (Gold-
hügel, deren Kalkboden ein Hauptgebiet des Weinbaues bildet — Burgunder),
das Plateau von Langres und die Sichelberge (Monts Fancilles) steht
das französische Mittelgebirge mit dem deutschen in Verbindung.
3. Das schmale Rhone-Saöne-Becken tritt im N. dnrch die Lücke bei
Belsort (Burgunder Pforte) mit der oberrheinischen Tiefebene in Verbindung
und bildet auf diese Weise die Südhälfte einer Verkehrsader, welche Nordsee und
Mittelmeer verbindet. Das Becken hat die doppelte Länge der oberrheinischen
Tiefebene und übertrifft sie im N. und S. bedeutend an Breite. Es wird in
der nördlichen Hälfte von der Saöne (aus den Sichelbergen) und ihrem
Nebenflüsse, dem Doubs (vom Jura) durchflössen, in der südlichen von der
Rhone. — Die auf dem St. Gotthard entspringende Rhone betritt nach
dem Verlassen des Genfer Sees den französischen Boden, fließt in enger
Schlucht zwischen dem Jura und den savoischen Kalkalpen und schlägt bald
nach ihrem Eintritt in das Becken an der Müuduug der Saöne die süd-
liche Richtung eiu. Auf dieser Strecke nimmt sie von den Westalpen her die
Jsere und die Dnranee auf. Vor der Mündung bildet die Rhone das von
Sümpfen, Dünen und Strandseen erfüllte, fehr ungesunde Rhonedelta.
4. Das große französische Flachland wird durch niedrige, vom Hoch-
land der Anvergne westwärts streichende Höhenzüge in 2 Becken geteilt,
das Seine-Loire-Becken (Pariser Becken) im Ist. und
das Garonne-Becken im 8.
a) Das Pariser Becken entwässert durch seine beiden großen Ströme
und deren Nebenflüsse die Höhen, von denen es fast allseits eingeschlossen ist
(im Nw. Ardennen, Argonnen und Lothringer Bergland, im 0. Sichelberge,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
— 78 —
Plateau von Langres und Cöte d'or, im S. das französische Mittelgebirge,
im W. das Hügelland der Halbinseln Bretagne und Cotentin (Normandie).
Die Seiue entspringt unweit der Cöte d'or, vereinigt sich in der Gegend
von Paris mit ihren bedeutendsten Nebenflüssen Marne und Oise und
mündet nach windungsreichem Laufe in den Kanal. Die Loire entspringt
nebst dem ihr fast parallel laufenden Nebenfluß Allier auf den Cevennen,
nähert sich in weit nach N. ausgreifendem Bogen der Seine, nimmt in der
Ebene den Eher auf und fließt in den atlantischen Ocean.
b) Das Garonne-Becken verbindet den Ocean mit dem Mittelmeer und
entwässert mittelst der auf den Pyrenäen entspringenden Garonne und ihrer
Nebenflüsse (Tarn, Lot, Dordogne) seine Randgebirge. Vom Einfluß der
Dordogne ab bildet die Garonne das seenartig erweiterte Mündnngsbecken
Gironde. Zwischen diesem und dem Pyrenäenfluß Adour liegt längs der
atlantischen Küste die an Dünen, Strandseen und Heidestrecken reiche Land-
schaft der Landes.
Das Klima Frankreichs ist für die Landwirtschaft im ganzen sehr günstig,
obwohl die Winter manchmal sehr streng und anhaltend auftreten. Im süd-
lichen Rhonethal herrscht häufig ein rauher Nord- oder Nordwestwind, der in
der Provence und dem östlichen Langnedoc gefürchtete Mistral.
Krrverbsquelten.
§ 52* Landwirtschaft und Viehzucht stehen auf hoher Stufe. Ge-
treibe (Weizen und Mais) wird besonders in den fruchtbaren Flachland-
fchaften so viel erzeugt, daß Frankreich nächst der Union und Rußland das
Hauptkornland der Erde ist und seinen Bedarf fast allein deckt. Wein-
und Obstbau geben ausgezeichnete Erträge (Burgunder-, Bordeaux- und
Champagnerweine, Südfrüchte); Olivenöl erzengt Südfrankreich (besonders
die Provence); Seidenraupenzucht blüht im Rhonetiefland. Die Viehzucht
liefert schwere Pferde (Bretagne und Normandie, Percherons), ausgezeichnete
Wollschafe (Rambouillet bei Versailles) und Maultiere. Die französische
Fischerei erstreckt sich besonders auf den Fang von Sardinen und Kabeljau
(Neufuudlandbänke bei Nordamerika) und aus Austernzucht. Das Erdinnere
birgt reiche Eisenerzlager in den Mittelgebirgen und an der belgischen Grenze,
während die dort und im Centralplateau befindlichen Kohlengruben keinen
ausreichenden Bedarf liefern. In den Ardeuueu befinden sich große Schiefer-
brüche, im östlichen Seinebecken Schreibkreidebrüche (Champagnerkreide), im
Loirebecken Porzellanerde. Salz — Stein- und Seesalz — wird reichlich ge-
wonnen; Mineralquellen sind im Überfluß vorhanden.
Die Industrie steht auf fehr hoher Stufe und übertrifft in den Fabrik-
zweigen, welche Geschmack erfordern, alle übrigen Länder (Luxusartikel, Kunst-
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Langres
Extrahierte Ortsnamen: Bretagne Paris Marne Dordogne Frankreichs Frankreich Rhonetiefland Bretagne Rambouillet Versailles Nordamerika Schreibkreidebrüche_(Champagnerkreide
Industrie, Seidenwaren, Hüte, Handschuhe, Teppiche, Shawls, Spitzen); in-
dnstriell ist vor allem die nördliche Hälfte des Pariser Beckens. Der Handel
Frankreichs, welches nächst England das Haupthandelsland Europas ist, ob-
wohl seine Handelsflotte erst an fünfter Stelle steht, erstreckt sich teils auf den
Austausch mit den eigenen Kolonien, besonders den afrikanischen, teils auf den
Berkehr mit den Nachbarstaaten (namentlich England und Spanien). Die
Lage zwischen zwei Meeren und das ausgedehnte, durch die geringe Schiff-
barkeit seiner seichten Flüsse bedingte Kanalnetz des Landes begünstigen
den Handel sehr. Die wichtigsten Kanäle sind im N. der Rhein-Marne-
Kanal (300 km lang), der Rhein-Rhone-Kanal (durch die Burgunder Pforte
vom Rhein zum Doubs), der Kaual von Orleans (zwischen Seine und Loire),
der Kanal du Centre (Savne-Loire) und der Kanal von Burgund (Saone-
Seine); im 8. der Kanal du Midi (atlantischer Oeean — Garonne —- Kanal du
Midi — Mittelmeer). Hauptartikel der Ausfuhr sind Woll- und Seiden-
waren, Luxus- und Kunstgewerbewaren, Wein und Öl. Das deutsche Reich
erhält aus Frankreich hauptsächlich Weine, Gerbstoffe, Taschenuhren und Luxus-
artikel; es führt uach Frankreich weit mehr ans, als es empfängt, besonders
Kohlen, Eisenerze und Maschinen, Kurzwaren und Spielzeug, Zucker und Bier.
Werfcrssung, Wewohner und Städte.
§ 53. Frankreich ist seit 1870 eine Republik. Das ehemals aus
einer Anzahl Provinzen bestehende Land wird in 86 Departements und
ein Territorium eingeteilt. An der Spitze des Staates steht der Präsi-
dent, in dessen Händen die vollziehende Gewalt ruht, während die Gesetz-
gebung vom Senate und von der Depntiertenkammer ausgeübt wird. —
Die Republik ist fast fo groß wie das deutsche Reich und enthält gut 3/4
der Einwohner desselben, ist also nur mäßig dicht bevölkert; es leben dort
durchschnittlich 20 Menschen weniger auf 1 qkm als in Deutschland. Die
Bewohner Frankreichs sind Romanen und Bekeuuer der katholischen Kirche.
Die Bevölkerung, eine fleißige, heitere, von hohem Stolz auf ihr schönes
Vaterland erfüllte, tapfere, aber auch eitle, leichtsinnige und genußsüchtige
Natiou, lebt zu gut 1/s in den Städten, unter denen 12 Großstädte mit
mehr als 100000 Einwohnern sind.
Industriestädte des Pariser Beckens nordlich von der Seine:
1. Nancy, Judustrieort für Textilgewebe und Spitzenfabrikation.
2. Reims (räugß), neben Ehalons an der Marne, Mittelpunkt der Cham-
Pagnerbereitung; alte Krönungsstadt. Nordwestlich davon die frühere Festung
Sedan^) au der Maas.
*) Gefangennahme Napoleons Iii. (2. 9. 1870). — Südlich davon Beaumont
(30. 8. 1871). — Stromaufwärts Verdun (Teilungsvertrag i. I. 843).
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Extrahierte Personennamen: Nancy Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Europas England Spanien Rhein-Marne- Rhein-Rhone-Kanal Rhein Burgund Frankreich Frankreich Frankreich Präsi- Deutschland Frankreichs Reims Maas Napoleons