Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
in den ersten Tagen des November daß Volk durch Aufrufe zu
Ni'ederlcgung der Waffen zu ermahnen und dem französischen
Genera! Drouet, Grafen von Erlen, desgleichen dem Vicekdnig
Eugen, Unterwerfungsschrciben zu senden; aber irre geleitet durch
Berichte Kolb's von Erneuerungen der Feindseligkeiten und vom
Heranzuge der Oesterreicher aus Kärnten, und halb gezwungen
von mehreren Wüthcndcn, die sich noch durch einen kühnen Streich
bemerkbar machen, oder ihre Flucht sichern wollten, erließ der
leichtgläubige, zwischen verschiedenen Entschlüssen hin und her
schwankende Mann eine Woche später, am 15. November, aus
Saltóns im Passeier Thale einen neuen Aufruf an die Ober-
Innthaler zu Wiederergreifung der Waffen. „Streitet mit uns
als Brüder — hieß cs darin —; denn wenn wir uns den Fein-
den ergeben wollen, werdet ihr sehen, daß binnen vierzehn Tagen
ganz Tirol von jungen Leuten beraubt, und zuletzt unsere Gottes-
häuser und Klöster, wie auch Religion vernichtet, und sammk den
Feinden die ewige Verdammm'ß uns zubereitet ftyn würde." —
Dieser Mißgriff Hofers, der in der That noch viel unnützes Blut-
vergießen nach sich zog, ward die Veranlassung, daß die zuge-
sicherte Amnestie für verwirkt, und er für vogelfrei erklärt ward.
Zwei Monate lang verbarg er sich mit seiner Familie in einer
Alpenhöhle im Paffeier Thale unter Schnee und Eis den Nach-
forschungen seiner Verfolger; bis der Priester Donay, der früher
sein Vertrauter, jetzt ein Diener der Sieger geworden war, den
Mann, welcher die Speisen hinauftrug, an die Franzosen
verriet!), und diese nun, unter erzwungener Führung desselben, am
Z0. Januar 1810 — an demselben Tage, an welchem Hofer seinen
Zufluchtsort verändern wollte — zu seiner Hütte gelangten» Auf
das erste Anklopfen trat er hervor und bekannte sich als den
Gesuchten, mit der Bitte, seines Weibes und seiner Kinder zu
schonen. Man führte ihn in Ketten — seine Frau, seinen zwölf-
jährigen Sohn, seine Tochter und seinen Schreiber mit ihm —
durch die Städte Meran und Botzen, durch lange Spaliere
französischer Soldaten. In Botzen, wo ihm Genera! Baraguay
d'hilliers die Ketten abnehmen und ein anständiges Gefängniß
anweisen ließ, kam Befehl, seine Familie frei zu lassen und ihn
selber unter starker Bedeckung nach Mailand zu schicken. Sein
Schreiber, jener junge Mensch aus Grätz, blieb in seiner Beglei-
tung. Aller Orten strömte das Volk zusammen, um der Spur
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Mißgriff_Hofers Baraguay
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
\
— 472 —
seines letzten Weges mit nassem Blicke zu folgen; nur in Trient
verhöhnte ihn der Pöbel; die Franzosen aber behandelten ihn mit
Achtung. Hofer selbst rechnete darauf, sich zu rechtfertigen, und
die inzwischen erfolgte Verlobung Napoleons mit der österreichi-
schen Kaisertochter ließ von der Fürsprache des Wiener Hofes für
seine Erhaltung Gewißheit der Gewährung hoffen. Aber schon
in Mantua ward angehalten, und das Kriegsgericht zu seiner
Verurtheilung bestellt. Man führte ihn in den Kerker bei der
Porta Neolina, wo viele Tiroler gefangen lagen. Vorsitzer des
Gerichts war der Gouverneur der Festung, derselbe General Bisson,
den am t3. April des vorigen Jahres die Tiroler gefangen genom-
men hatten. Am 19. ward nach dritthalbstündigen Verhandlungen
sein Todcsurtheil gefallt, obgleich sein Vertheidiger ein talentvoller
Advocat jüdischer Religion war. Den Ausspruch der Richter ver-
nahm Hofer gelassen und unerschüttcrt. Er bat um einen Geistlichen,
welchen man ihm sogleich zuschickte, und der ihn nicht mehr ver-
ließ. Am 20. Februar rüstete sich ein Grenadier-Bataillon zur
Epecution. lim cilf Uhr holten sie ihn aus dem Gefängnisse.
Durch das ganze Gebäude erscholl dumpfes Heulen und Jammern
der gefangenen Tiroler und übertönte die Trommeln. Man ver-
weigerte Hofer, von seinen Landsleuten Abschied zu nehmen.
Er wendete sich hierauf an den Priester ihm zur Seite und über-
gab ihm für dieselben 500 Gulden Vancozette! mit den Worten:
„Hier ist Alles, was ich noch habe, vercheilen Sie cs meinen
unglücklichen Landsleuten und sagen Sie ihnen, ich gehe getrost
in den Tod und erwarte ihr Gebet auf meiner Reise. " Als er
an ihren Kerkerthüren voröeischritt, lagen sie Alle auf den Knien,
beteten und weinten.
Auf der Todesstätte in der Citadelle angekommen, bildeten
die Grenadiere ein Viereck. Den Sandwirth führte man in die
Mitte. Er ersuchte den Geistlichen, seinen Tod seiner Familie
zu berichten. Nun näherten sich zwölf Grenadiere, und ein
Trommler befahl ihm, sich auf's Knie nieder zu lassen. Er
erwiederte: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen, und stehend
will ich meinen Geist übergeben." Ein Tuch, die Augen zu ver-
binden, schlug er aus. Den Corpora!, der die Epecution leitete,
ermahnte er, gut zu schießen, und gab ihm ein unter seiner
Administration geprägtes Zwanzigkrcuzcrstück. ,,Es fty — sagte
er — sein letztes Geld und erinnere ihn in dieser Stunde noch
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 59 —
zwei seiner Brüder und mit einigen Freunden der Grenze zu, um
durch die österreichischen Staaten den Peloponnes zu erreichen,
wohin bereits sein Bruder Demetrios in seinem Namen gegangen
war. Als er aber in Siebenbürgen angekommen, ward er
von den österreichischen Behörden verhaftet und als Staatsgesan-
gener nach der Festung Munkacs in Ungarn abgeführt.
Bis in's Jahr 1824 ward er daselbst festgehalten, von wo
man ihn alsdann nach Theresienstadt in Böhmen brachte.
Als im Herbste 1827 wegen seiner sechsjährigen Kerkerhaft seine
Gesundheit sehr angegriffen war, bewirkte der russische Kaiser Ni-
colaus seine Freilassung. Aber kaum war er aus seinem Ker-
ker getreten, als ihn am 30. Januar 1828 zu Wien eine Krank-
heit hinwegraffte. Er stand in seinem sechsunddreißigsten Lebens-
jähre. —
Cantacuzeno harte kein besseres Loos. Die unter ihm com-
mandirenden Arnautenanfübrer, Caminar Sawa und Andere,
gingen nämlich ebenfalls mit tausend wohlbewaffneten Arnauten
zu den Türken über, welche ihnen Gnade und Verzeihung verhei-
ßen hatten. Darauf ward Cantacuzeno am 25. Juni bei Ninka
von den Türken mit überlegener Kraft angegriffen, und sein gan-
zes Corps auseinander gesprengt. Er selbst rettete sich auf's russische
Gebiet und ward nebst Allen, die ihm gefolgt, zu Sculeni un-
ter scharfe Aufsicht gestellt, wahrend jene Verrather den Lohn ihrer
Treulosigkeit von den treulosen Türken selbst empfingen. Man
lockte sie nach Bucharest, welches der Kiaja-Bey mit 3000
Mann besetzt hatte, und Sawa siel, als er zum türkischen Ober-
befehlshaber in's Zimmer trat, von zwanzig Pistolenkugeln durch-
bohrt. Diese scheußliche Mordscene, wozu ein großherrlicher Fir-
man den Kiaja-Bey bevollmächtigt hatte, war zugleich das Signal
zur Niedermetzelung aller in der Stadt befindlichen Arnauten. Doch
wehrten sich diese wüthend und verteidigten sich in Häusern, Kir-
chen und Klöstern gegen die blutgierigen Türken so anhaltend,
daß 1000 derselben zugleich ihren Tod mit den 800 niederge-
metzelten Arnauten fanden, —
heilsgen Schaar, die Ihr, verrathen, als Opfer für die Befreiung des
Vaterlandes gefallen seid, empfanget durch mich den Dank Eures Volkes!
Noch wenige Zeit, und Denkmaler werden Eure Namen der Unsterblich-
keit weihen:e. :c."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Demetrios Cantacuzeno
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Theresienstadt Wien Sawa Ninka Sawa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
85
mag ein kurzer Bericht von den mit der Auffindung seines an-
geblichen Leichnams verknüpften Umständen darthun. Niemand
hatte den Körper des Königs gleich nach seinem Tode oder mit
seinen Waffen gesehen. Erst am Tage nach der Schlacht, da
Mulei Hamed bei Todesstrafe befahl, alle gefangenen Portugie-
sen vor ihn zu führen, ward nach dem Könige gefragt, und jetzt
machte Nugno Mascaregnas, der einzige von seinem Gefolge
noch Lebende, die Anzeige, wo und wie er ihn habe fallen sehen;
worauf der marokkanifche Fürst Befehl gab, seinen Leichnam
zu suchen und ihn aufzuheben. Einige Zeit darauf kam einer
der Ausgescndcten zurück und brachte einen, über ein schlechtes
Pferd hangenden, entkleideten, durch Wunden, Blut und die
austöfende Hitze jenes glühenden Klima's entstellten Todten in's
Lager, welchen er an der Stelle, wo Sebastian gefallen seyn
sollte, aufgehoben hatte. Mehrere der gefangenen Portugiesen,
welche zugegen waren, erkannten ihn öffentlich für den Körper ihres
ehemaligen Königs Sebastian; worauf der Leichnam in eine
Kiste mit ungelöschtem Kalke gethan und zu Alkarzaquivir beerdigt
wurde. Nach Philipps Ii. Gelangung zur portugiesischen Krone
ward er zurück gefordert und Anfangs nach Ceuta, und von da
nach Lissabon gebracht, wo man ihn in der königlichen Gruft
zu Bclem bestattete.
Wie scheinbar nun auch diese Erkennungsscene für den wirk-
lichen Tod des Königs zeugt, weil die Anerkennung durch Per-
sonen geschah, die den unglücklichen Fürsten im Leben genau
gekannt hatten, so findet man sic doch bei näherer Beleuch-
tung nicht völlig überzeugend. Ein berühmter Reisender da-
maliger Zeit, welcher der Schlacht von Alkassar als Augen-
zeuge beigewohnt und einen schriftlichen Bericht von derselben
hinterlaffen hat, sagt, er habe den vermeinten Leichnam Se-
bastians zwar gesehen, aber viele hätten behauptet, es sey der
Körper eines gemeinen Schweizers, und der König sey noch am
Leben. Auch unter den Mauren erhielt sich noch lange nachher
die Sage, Sebastian befinde sich noch unbekannt als Sclave
unter ihnen; denn unter den Todten habe man ihn nicht gefun-
den. Selbst die Grabschrift in der Gruft zu Belem über den
Gebeinen dessen, den man dort als den wahren Sebastian
bestattete, beweiset die Zweifel der Nation über seinen Tod;
sie lautet: Hoc jaeer in cumulo, si fama est vera, Se»
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Extrahierte Personennamen: Mulei_Hamed Nugno_Mascaregnas Sebastian Sebastian Philipps Philipps Sebastian Sebastian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
27
Bau der großen Donaubrücke, den sie beginnen wollten, wurde
ihnen durch das Geschütz der am linken Ufer befindlichen Truppen
verwehrt, wobei der Oberst Heißler und Graf Archinto, die
auf Kundschaft übergefahren und von ihrem Fährmanne ver-
lassen waren, sich in die Donau warfen und im Angesichte der
Feinde überschwammen.
Am zehnten Tage der Belagerung flogen die ersten Minen
auf, welches beängstigende Schauspiel sich nun täglich wieder-
holte; achtzehnmal wurde gestürmt, vierundzwanzigmal fielen
die Belagerten aus. In dieser Noth erhielten die Belagerten in
einer Zeit von sechzig Tagen nur siebenmal Nachricht vom kaiser-
lichen Heere, mit der Hoffnung auf nächsten Entsatz. Ein von
dem Grafen Stahrembcrg an den Herzog von Lothringen gesen-
detes Schreiben in Ziffern war dem Großvezier in die Hände
gefallen, der es durch einen Pfeil in das Navelin vor dem Burg-
thore schießen und dazu schreiben ließ: „es sey nicht nöthkg, in
Ziffern zu schreiben; der üble Zustand der Stadt sey bekannt
genug. Wolle die Bürgerschaft des Großvcziers Milde nicht
anerkennen, würden sie seiner Zeit Gottes Zorn erfahren;"
welche Warnung aber von Seiten der Stadt, gleich den zwei
oben erwähnten Aufforderungsschreiben, unbeantwortet blieb. —
Die Arbeiten in den Laufgräben gingen übrigens langsam, weil
Alles mit der größten Sicherheit und unerhörter Bequemlichkeit
veranstaltet ward. Sobald die Erde aufgeworfen war, wurden
die Gänge überdielet und mit Balken und Sandsäcken dergestalt
überdeckt, daß sie gegen Granaten und sogar Bomben sicherten.
Für die Pascha's und andere Befehlshaber wurden unterirdische
Gemächer ausgeweitet, mit Ziegeln gepflastert und mit Teppichen,
Sopha's und sonstigen Bequemlichkeiten versehen. Am achtzehn-
ten Tage der Belagerung waren sie endlich mit den Laufgräben
an die Gegenböschung gelangt, wo sie mit den Belagerten hand-
gemein wurden. Tags darauf warfen sie, besonders nach St.
Stephan und der Kirche der Kapuziner, Bomben, welche jedoch
mehr schreckten, als schadeten. Am 3. September waren sie
Meister des dreiundzwanzig Tage lang mit äußerster Tapferkeit
vertheidigten Burgravclins, des Grabes vieler Tausende von ihren
Brüdern. Ein Schreiben, welches der Bediente eines armenischen
Arztes aus der Stadt in's türkische Lager brachte, und welches
die Nachricht enthielt, daß nicht mehr als öooo Soldaten in
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
30
Lager aber ergriff Schrecken, und während noch ein Theil der
Icmitschcrrcn die Stadt beschoß, waren schon die beiden Flügel
der Türken und hinter ihnen der Großvezier mit der heiligen
Fahne geflohen. Um sieben Uhr Abends war Wien gerettet.
Ucber dem Wiener Berge flüchteten die Trümmer des türki-
schen Heeres ohne Essen und Trinken in einem fort bis Naab.
Nur die Dunkelheit und die äußerste Ermattung des christlichen
Heeres retteten sie vor gänzlicher Vernichtung. Zwanzig Tausend
Türken fanden den Tod in der Schlacht, über fünfzig Tausend
hatte ihnen die Belagerung gekostet. Da sie Lager und Muni-
tion mit unermeßlichem Vorrathe im Stiche lassen mußten, so
war die Beute ungeheuer. Dreihundert Stücke Geschütz, das
ganze noch stehende Gczelte und die Perle von Allem, das Zelt
des Großveziers mit den Feldcassen und Kanzelcien, sechshundert
Beutel voll Piaster, seine juwelenbesetzten Waffen und Reitzeug
fiel in die Hände der Sieger; desgleichen Waffen, Hccrpaukcn,
Fahnen, nur nicht die heilige des Propheten, wie die Sieger
meinten, welche aber der Großvezier, oder vielmehr der Emir
Standartcnträger gerettet 'H. Nach Sonnenuntergang schrieb
der König von Polen im Zelte des Großveziers, wie er es auch
vor Sonnenaufgang vom Kahlenberge gethan hatte, an die
Königin, seine Gemahlin, und schilderte ihr die gemachte Beute
(worauf wir spater in der Lebensbeschreibung dieses Königs wie-
der zurückkommcn werden). Man schätzte seinen Antheil allein
auf vier Millionen Gulden. In der That hatte er auch am
meisten zu dem Ruhme dieses Tages beigctragen, obgleich er so
bescheiden war, die Ehre des Sieges von sich abzulehncn und sie
dem tapfern Beistände der deutschen Hülfstruppen beizulegcn. — *)
*) Die große Menge des im Lager gefundenen Kaffees war der erste
Anlaß der Einführung desselben in Wien und demnächst in ganz
Deutschland. Der erste Kaffeesieder war der Pole Koltsehitzkv,
vormaliger Dolmetscher der orientalischen Handelsgesellschaft. Wah-
rend der Belagerung hatte sich, uni Nachricht vom kaiserlichen Heere cin-
zuzichen, Koltschitzkn mit seinem Bedienten, türkische Lieder singend,
durch's türkische Lager bis nach Nußdorf geschlichen; dort von Schiffern
übcrgesetzt, kam er in's kaiserliche Lager und nach drei Tagen nicht ohne
große Lebensgefahr wieder zurück in die Stadt; worauf sein Bedienter
noch zweimal dasselbe Wagniß glücklich wiederholte. Zur Belohnung
solchen Dienstes wurde Koltschitzky nach dem Entsätze Wiens die Be«
fugntß ertheilt, das erste Kaffeehaus zu errichten.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Extrahierte Ortsnamen: Wien Polen Wien Deutschland Wiens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
342
gebliebenen Schweden nebst dem Neste des Gepäckes und den Pfer-
den gefangen fortführten, die nun in dem elendesten Zustande die
traurige Wüste noch einmal durchirren mußten.
Karl und seine Begleiter befanden sich nunmehr, nachdem
sie den Bog passirt hatten, auf türkischem Gebiete. Den Ver-
folgungen der Nüssen waren sie jetzt entgangen, da diese es nicht
wagen durften, über den Fluß zu kommen. Es wurde nun
Nath gepflogen, an welchen Ort in der Türkei man sich hinbe-
geben sollte, wie sie den Sultan, Achmet Iii., in ihr
Interesse ziehen und durch ihn den Nüssen eine Diversion machen
könnte. Mazeppa schlug zur Erreichung aller dieser Absichten
die am Dnjeftr in einer anmuthigen Gegend liegende Festung
Bender vor, welche den Briefwechsel nach Constantinopel
und Deutschland über Ungarn erleichtere. Dieser Vorschlag wurde
angenommen, und ein Bote abgesendet, der dem türkischen Hofe
davon die Nachricht überbrachte und sich die Erlaubnis; dazu aus-
bat. Diese wurde sogleich ertheilt, da die Türken durch ihre
Religion zum Schutze der zu ihnen Fliehenden verpflichtet sind.
Am Ende des Juli war die mühselige Reise vollendet. Der
Pascha von Bender hatte in Gemäßheit eines Befehls des Groß-
herrn Alles zum Empfange des Königs in Bereitschaft gesetzt.
Im Felde am Dnjestr war ein gemächliches Lager von Zelten
aufgeschlagen. Der Pascha ging dem Könige eine halbe Meile
weit entgegen, empfing ihn mit einem großen Gefolge und be-
ehrte ihn mit Kanonenschüssen. Die angeschlagenen Zelte wa-
ren prächtig, das des Königs mit kostbarcn'tapeten deeorirt und
königlich ausgeschmückt. Die Reisegefährten fanden Speise und
Getränke in Ueberfluß vor. Durch Fähren und Brücken stand
die Verbindung mit Bender offen, und bald nachher schlugen Ju-
den, Griechen und Türken, theils auf Ordre des Pascha's, theils
um eigenen Vortheils willen, Buden auf, welche die Gegend in
einen Marktplatz verwandelten. Der König fand diese Gegend
so anmuthig, daß er sich entschloß, so lange daselbst zu bleiben,
bis sich die Umstande veränderten. Da ihm dies aber wegen
der Ueberschwemmung des Dnjestrs, der zu Zeiten austrat,
widerrathen ward, so ließ er das Lager eine halbe Meile von
Bender weiterrücken. Hier wurden nach und nach vierzig Häu-
ser aufgebaut, und unter diesen eins mit Palissaden verwahrt,
für den König. Dies hatte Fenster -von venezianischem Glase,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Mazeppa Bender Bender Bender Bender
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Pforte zu führen -befohlen. „Aber — fuhr Karl fort — warum
machtest Du Frieden?" — „Unser Gesetz — cntgegnete der Mu-
selmann — gebietet, unfern Feinden Frieden zu bewilligen, wenn
sic darum bitten." — „Du konntest jedoch den Czar mit seiner
ganzen Armee gefangen nehmen," versetzte Karl. „Und wer
hätte dann — war die Gegenantwort — sein Reich regieren
sollen? Nicht alle Könige müssen in der Fremde
seyn!" Karl konnte kaum seinen Zorn bändigen. In der Wuth
warf er sich auf ein Sopha, verwickelte seine Sporen in den
Kaftan des Großveziers und zerriß ihn (welche grobe Beleidigung
dieser aber nicht zu bemerken schien); dann ging er im höchsten
Unwillen fort und kehrte in sein Lager zurück.
Es war eine besondere Bedingung in dem Friedcnsvertrage
zwischen Rußland und der Pforte, daß der Czar dem Könige von
Schweden die freie Rückkehr in seine Staaten gestatten müsse,
wofern er sich nicht mit ihm einigen könnte, Frieden zu schließen.
Da der Großvezier voraussah, daß Karl nie aufhören würde,
gegen den geschlossenen Frieden zu protestircn, so suchte er sich
des lästigen Gastfreuylcs auf's Baldigste zu entledigen. Er ließ
ihn daher zur Rückkehr in sein Reich auffordern, und da bittende
Vorstellungen unbeachtet blieben, gebrauchte man Drohungen
und entzog ihm, um ihn durch die Noth zu zwingen, den rei-
chen ktnterhalt, welchen man ihm bis dahin so großmüthig ge-
währt hatte. Den Drohungen setzte Karl Trotz entgegen, und
seinen Geldverlegenheiten halfen auf einige Zeit die Summen
ab, welche er von seinen Offizieren, den von ihm bereicherten
Ianitscharen und einem englischen Handclshapse in/Constantino-
pel zu hohen Zinsen entlehnte. Seinen Aufwand schränkte er so
wenig ein, daß er vielmehr seinem Haushofmeister befahl, statt
der zwei öffentlichen Tafeln, die bis dahin waren gehalten wor-
den, täglich vier zu halten. Beharrlich blieb er bei der Erklär-
ung, daß er nur an der Spitze von hunderttausend Mann zurück-
kehrcn werde.
So lange es dem Großvczier gelang, Karls nach Constantinopel
gesendete Briefe aufzufangcn, herrschte dort über den am Pruth
geschlossenen Frieden lebhafte Freude. Bald aber gaben die Tür-
ken selbst dieser Gegend den Nansen Hus Iestj, d. h. des Or-
tes, wo man den Verstand verloren habe. Und als es dem Kö-
nige endlich gelang, am Hofe des Sultans die ungeheuren
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl_Trotz Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Rußland Schweden Karls Constantinopel Nansen_Hus_Iestj
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Einer abschlägigen Antwort im Voraus gewiß, kam Karl
um die abermalige Auszahlung von tausend Beuteln bei dem
türkischen Hofe schriftlich ein. Aber jetzt war die Geduld des
Sultans erschöpft. Das Unglück des Königs hatte ihn gerührt,
aber sein unbeugsamer Starrsinn empörte ihn. Er berief einen
Divan und fragte, ob er nun wohl mit gutem Gewissen den
Fremdling aus seinen Staaten jagen dürfe. Nathe und Priester
erklärten einstimmig, dies scy nur Gerechtigkeit. Es ward hier-
auf ein schriftlicher Befehl an den Pascha von Bender und den
Tatar-Chan ausgefertigt, den König mit Gewalt zu vertreiben.
Zitternd kündigte der Erstere dem Könige seinen Auftrag an und
fragte ihn, ob er als Freund oder Feind abreiscn wolle. „Ge-
horche deinem Herrn, wenn du Muth hast — rief der König
mit funkelnden Augen — aber geh mir aus den Augen!" Der
Pascha sprengte fort und sagte dem ihm begegnenden holländi-
schen Gesandten, Herrn von Fabrice: „Der König will der
Vernunft nicht Gehör geben, du wirst seltsame Dinge sehen." —
Denselben Tag noch hörten die Lieferungen der Lebensmittel auf;
die Polen und Kosaken, die bisher noch um den König waren,
zogen sich auf die Vorstellungen der Türken nach Bender zurück,
so daß Karl mit feinen wenigen Schweden allein blieb. Es
mangelte bald an Allem. Karl ließ zwanzig schöne arabische Pfer-
de, die ihm der Großhcrr geschenkt hatte, aus Mangel an Fut-
ter todtschießen und sagte trotzig, er bedürfe ihrer P^rde so we-
nig, als ihrer Lebensmittel."
Es zogen sich jetzt (Januar 1713) von allen Seiten zahllo-
se Truppen von Ianitscharen und Tataren zusammen. Karl
rüstete sich zur Gegenwehr und befahl seinen Schweden, das
Lager wohl zu verschanzen. Da keines Freundes Zureden etwas
über ihn vermochte, und er fast einem Wahnsinnigen glich, so
versuchten Fabrice und der englische Gesandte, Ieffcries, aus
wahrer Liebe zu ihm, die Türken lieber zur Güte zu bewegen.
Die Ianitscharen wurden durch Bestechungen vermocht, einen
Vorrath von Proviant hindurch zu lassen, und der Pascha und
der Chan beredet, erst noch einmal ausdrücklich in Constantino-
pel anzufragen, ob man im Nothfalle auch die Person des Kö-
nigs verletzen dürfe. Darüber vergingen noch einige Wochen,
aber Karl kam nicht zur Besinnung, und der rückkehrende Befehl
aus dem. Divan lautete: „daß Niemanden sein Tod zugerechnet
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Bender Muth Fabrice Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
360
werden sollte, Falls er sich zu vertheidigen suchen würde." Dies
hintcrbrachte ihm Fabrice. „Der Befehl ist untergeschoben,"
sagte Karl. Der redliche Mann verneinte dies und ging mit
den Worten: „Wenn denn Ew. Majestät nicht hören will, was
Vernunft, Religion und Ehre Ihnen vorschrciben, so habe ich
nichts zu thun, als mich wegzubegeben." Die Geistlichen, die
Generale sielen ihm hierauf stehend zu Füßen — umsonst; er wies
ihnen kalt die Posten an, die sie vertheidigen sollten.
So rückte denn ein Heer von 10,000 Mann mit zehn Ka-
nonen und zwei Mörsern gegen Karls Häuflein an. Nochmals
bot der edle Pascha von Bender die Güte an; doch vergebens.
Die Kanonen wurden abgcfeucrt, ein Trompeter stürzte vom Dache.
In der Angst sprang Grothusen hinaus, redete mit den Ianit-
scharen, die von Karl so viele Geschenke erhalten hatten, und
brachte cs durch seine Bcredtsamkeit dahin, daß sie ihm verspra-
chen, nach Bender zurückzugchen, und sich nicht zum Morde ih-
res Wohlthatcrs und eines so erhabenen Hauptes brauchen zu
lassen. Der Pascha, verlegen darüber, weil er sah, daß nun der
Chan mit seinen Tataren allein den König gefangen nehmen
würde — eine Ehre, die er demselben nicht gönnte — strafte ei-
nige Ianitscharen für diesen Ungehorsam und beredete die an-
dern, noch einmal zum Könige hinzugehcn und ihm ihr sicheres
Geleite bis Adrianopel anzubietcn, wo er seine Sache mit
dem Sultan persönlich ausmachen könne. Dieser Einfall des
Pascha traf glücklich zum Ziele. Karl wollte in seiner Erbitte-
rung die redlichen Kriegsmanner gar nicht sehen, sondern drohte,
ihnen die Barte abschneiden zu lassen, wenn sie nicht gleich gin-
gen. Mehr bedurfte es reicht, um sie zum Zorne zu entstammen.
„Der Demirbas (Eisenkopf) ist närrisch geworden," sagten sie
im Weggehen zu Fabrice. Und gleich nach ihrer Zurückkunft gab
der Pascha Befehl zur Erstürmung des schwedischen Lagers (13.
Februar 1713).
Die Kanonen donnerten, und in wenig Augenblicken waren
die Verschanzungcn erstiegen. Die Schweden ergaben sich der
Ucbermacht; nur Karl wollte sein Haus bis auf den letzten Au-
genblick vertheidigen. Die Ianitscharen wollten ihn gern schonen,
daher kam er noch glücklich hinein, obgleich das Gedränge um
ihn so groß war, daß er kaum um sich hauen konnte. Auch die
Zimmer fand er schon mit Türken angcfüüt. Etwa fünfzig
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karls Bender Karl Karl Bender Karl Karl Karl Karl