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1. Bd. 2 - S. 240

1844 - Leipzig : Kollmann
240 fünfzehnten Jahrhunderts fällt, liefert uns einen merkwürdigen Beitrag, sowohl zu der Politik der weltlichen Mächte jener Zeit, wie zu der fast unglaublichen Verderbtheit der Oberhäupter der Kirche. Aizime (also von den griechischen Geschichtschreibern, von den Türken aber D'schein genannt) war der zweite Sohn des wilden Eroberers von Constantinopcl, Mohameds Ii.; der altere hieß Bajazet. Zwischen beiden Brüdern hatte schon bei Leb- zeiten ihres Vaters die tödtlichste Feindschaft geherrscht, und sie wa- ren deshalb von diesem, der davon die traurigsten Folgen befürch- tete, von einander getrennt worden, so daß Bajazet in Ama- si e n, am äußersten Ende Ca pp a d o ci e n s und Zizime zu M ag- ncsia in Carien wohnte. Letzterer war thätig, tapfer, kühn, unternehmend; Bajazet dagegen träge, feig, furchtsam und abergläubig. Daher schon mußte es jenem schwer werden, gelas- sen zu ertragen, daß ihm durch das Recht der Erstgeburt entzo- gen ward, wozu ihn die Natur doch selbst berechtigt zu haben schien. Vielleicht doch hätte er im Gefühle der Pflicht des Gehor- sams jede Regung des persönlichen Werthes unterdrückt, wenn Bajazet nach des Vaters Tode sogleich selbst das Schwert der Osmanen umgürtct hätte. Das zu thun, war dieser aber nicht gewillet. ,,Ich habe — schrieb ec dem Divan — gelobt, nach. Mecca zu wallfahrten; laßt inzwischen, bis ich heimkehre, mei- nen Sohn regieren." Zizime vernahm dies. „Wie? — rief er — schon mein Bruder ist ein ohnmächtiger Tropf, und nun soll gar sein Kind, das noch fast in den Windeln liegt, auf dem Throne der Osma- nen herrschen!" und langgehegte Wünsche loderten mächtig in ihm auf. Rasch benutzte er die günstige Gelegenheit, — die Abwesen- heit seines Bruders — sich zum Herrscher der alten Stammländer seines Volkes zu machen. Unter dem Vorwände, daß Bajazet, obwohl der Aeltcre, der Sohn einer Sclavin scy, hob er eine Armee aus und bemäch- tigte sich in kurzer Zeit der Hauptstadt der asiatischen Türkei, B rusa's und ganz Bithyniens. Der Großvczier Ach met jedoch, ein schon unter Mohamed ausgezeichneter Feldherr, wel- cher von Bajazet zum Vormunde des kleinen Prinzen ernannt worden war, eilte, sobald er das Unternehmen Zizime's erfuhr, mit dem Aushübe der Ianitscharen und Spahis über die Meer-

2. Bd. 7 - S. 62

1845 - Leipzig : Kollmann
— 62 — mehrere Bischöfe und die reichsten Einwohner Adrianopels theilen mußten. In Salonichi sah man dieselben Abscheulichkeiten ver- üben, lieber hundert griechische Mädchen, worunter zwei Prin- zessinnen Morusi, wurden daselbst dem wilden Pöbel (eine jede für einen Piaster) preisgegeben und erlagen fast alle den erdulde« deten Mißhandlungen. In Smyrna durchstreiften Janitscharen Tag und Nacht die Stadt und hieben oder schössen Jeden nieder, der ihnen begegnete. Auch drangen sie mit Gewalt in die Hau- ser und plünderten und mordeten, ohne auf die Befehle des Stadt- commandanten zu achten, der auf dringendes Verlangen des eng- tischen Gesandten in Constantinopel, Lord Strangford, gemes- senen Befehl erhalten, mit Gewalt Ruhe und Ordnung wieder- herzustellen. Auch der französische Consul in Smyrna, David, bemühte sich, den Greueln Einhalt zu thun; allein als erst die Nachricht von der Verbreitung der Jnsurrection auch über Morea einlief, war nichts mehr vermögend, der wilden Rachgier des nach Blut dürstenden Pöbels Schranken zu setzen. Ausbruch und Fortgang der Jnsurrection im alten Hellas. — Seeschlachten bei Mitylene und S a m o s. In dem eigentlichen Griechenland war der langst vorbereitete Aufstand im April 1821 ausgebrochen. Die Maßregeln der Tür- ken, demselben zuvorzukommen, indem sie hier Entwaffnung, dort sogar Niedermetzelung der griechischen Bevölkerung anordneten, hatten den Ausbruch der Revolution nicht verhindert; sie beschleunig- ten ihn vielmehr, wenn er wirklich für diese Zeit von den Haup- tern der Hetaria noch nicht bestimmt war. Im alten Pelopon- nes (Morea) erfolgte er in den ersten Tagen des April. Die tapferen Häuptlinge der Mainoten hatten die Freiheitsfahne er- hoben, und unter dem Jubelgeschrei: „Es lebe das Vaterland! Freiheit oder Tod!" strömten von allen Seiten der Halbinsel die bis zur Verzweiflung gereizten Hellenenschaaren zu dem erhobenen Freiheitspanier. Der Erzbischof von Patras, Ger man os, richtete das heilige Kreuz auf und erließ einen neuen Aufruf, worin

3. Bd. 7 - S. 76

1845 - Leipzig : Kollmann
— 76 — morden lassen konnte, und so lange seine Heere seine Feinde im Serail selbst zittern machten. — Durch eine unerhörte Frevelthat bekam er die Festung Kar- diki in seine Gewalt. Diese Stadt war amphitheatralisch auf einem sehr hohen Berge erbaut. Die Hauser, welche auf lauter abgesonderten Felsstückcn lagen, waren von Quadersteinen und hatten sammtlich Schießscharten, so daß sie ebenso viele kleine Festungen bildeten. Die tapfersten Muselmanner bewohnten sie, und Mustapha, Pascha von D elvi na, sowie die mächtigsten Bei's des Districts befanden sich dort. Mit allen seinen Schätzen gelang es Ali nicht, einen einzigen Verrather daselbst zu erkaufen. Das Glück der Waffen war abwechselnd und entschied nichts. Da sollte der Hunger den Sieg bestimmen. Nach einem Monate der engsten Blokade gingen dein Volke die Lebensmittel aus, und die Hauprer sahen sich zu einer Capitulation gezwungen. Ali nahm alle Artikel derselben an, deren einer besagte, daß Musta- pha-Pascha nebft zweiundsiebzig Bei's sich frei nach Janina bege- den und dort mit den ihrem Range zukommenden Ehrenbezeigun- gen bleiben sollten, bis die Bedingungen des Tractats erfüllt seyn würden. Bei ihrer Ankunft zu Janina nahm Ali sie anscheinend auf das Freundschaftlichste auf und räumte ihnen einen seiner Paläste zur Wohnung ein. Hierauf begab er sich nach Kardiki, um, wie er sagte, den Einwohnern die Garantie seines verspro- chenen Schutzes zu geben. Eine Menge Truppen begleiteten ihn dahin. Bei seiner Ankunft ließ er den Kardikioten sagen, sie sollten sich, die Weiber ausgenommen, vor ihm einfinden, um seiue Freundschastsversicherungen zu empfangen; zu dem Ende sollten sie sich in einem Chan versammeln und ihn daselbst erwar? ten. Die Unglücklichen, durch dieses Benehmen ganz sicher ge- macht, warfen sich unter einander ihr ungerechtes Mißtrauen ge- gen diesen Mann vor und eilten frohen Muthes dem bezeichne- ten Orte zu. Ali traf bald darauf, von seinen Truppen umgeben, an dem Chane ein. Vor der Hauptthür desselben gab er ihnen das Zeichen einzudringen, indem er mit seiner donnernden Baß- stimme das Wort Mordet! rief. Zwei Abtheilungen seiner Krie? ger weigerten sich jedoch, den Henker zu machen. Datritt Atha- nasius Vaga, Ali's Bastard und General eines albanesischen Corps, vor und bietet seinem Vater seinen Arm an. In einem Augenblicke sind die Mauern und Gipfel mit Meuchelmördern be- I

4. Bd. 7 - S. 208

1845 - Leipzig : Kollmann
— 203 — Husseins Schwiegersohn, Ibrahim, Aga der türkischen Miliz im Dienste des Dey, ward unter den vorhandenen Umstanden zum Generalissimg ernannt*). Die Deys von Tunis und Tripo- lis aber, zur Verteidigung des Jslamismus, oder vielmehr der Seerauberei aufgefordert, hatten ihren Beistand versagt. Anlangend den Kriegsschauplatz nach seiner Localitatsbeschaf- fenheit, so erscheint auf dem vom Mittelmeere bespülten gebirgi- gen Ufer, amphitheatralifch sich erhebend, die alte Hauptstadt Algier. Zehntausend weiße Hauser mit ihren Garten, Terrassen, Dachern, steigen dort so eng gedrangt die steile Höhe hinan, daß man sie mit einem Blicke übersieht, von den furchtbaren Watte- rien am Gestade des Meeres bis zu der Spitze des Dreiecks, wo der Dey mit seinen Schätzen die alle Gassen der Stadt beherr- schende Citadelle bewohnte. Er schaute von hier aus hinab auf die felsige Küste der halbzirkelförmigen Rhede mit den Feuer- schlünden, die er in einer langen ununterbrochenen Reihe von Batterien hatte aufpflanzen lassen. Hinterwärts sieht man dage- gen die blühenden Hügel, bedeckt mit unzähligen Capellen und Grabmalern, mit vielen tausend Garten und Waldern von weißen Rosen, mit Mandelbaumen, Cypressen, Orangen, Palmen, Ee- dern, Oliven und Granaten; alle in weiter Ferne umschlossen von der Kette des Atlasgebirges. Das Innere der Stadt bietet dage- gen eine ganz entgegengesetzte Gestalt dar. -Da giebt es nur enge, holprige und schmuzige Straßen, auf welchen sich ein buntes Ge^ misch von Mauren, Türken, Arabern, Ungarn, Juden und Scla- ven durch einander treibt. Die französische Armada hatte auf der Fahrt nach Algier mit schwerem Unwetter zu kämpfen. Sie war am Morgen des 30. Mai etwa fünf bis sechs Seemeilen vom Borgebirge Capine entfernt, als sich ein so heftiger Ostwind erhob, daß der Admi- ral Duperre, weil er eine Landung unter den vorwaltenden Um- standen für unmöglich hielt, sich auf der Rhede von Palma vor Anker legte. Besonders hatten die kleineren Transportschiffe von den hochgehenden Wellen viel zu leiden, von denen zwei un- tergingen. Endlich ward das Meer ruhig. Die Flotte ging von *) Dieser Ibrahim, ein sehr schöner Mann, war vom Dienste eines Pfei- ftnstopfers und Kaffceträgcrs zum Schwiegersöhne deö Dey erhoben wor- den und war sein vertrautester Freund und Nathgcber.

5. Bd. 7 - S. 410

1845 - Leipzig : Kollmann
— 410 — Med:na sich unterworfen. Ihm gelang es jedoch, ihre Fort- schritte zu hemmen und die heiligen Städte wieder zu erobern. Sein Sohn oder Stiefsohn, Ibrahim, drang im Jahre Isis in den Mittelpunkt ihrer Wohnsitze, besiegte sie in der Nahe ihrer Haupt- stadt Derajeh (3. Sept. 1818) und lieferte ihr Oberhaupt Ab- dallah gefangen nach Conftantinopel, wo ihm der Sultan zuerst die Zahne ausbrechen, dann den Kopf abschlagen ließ. Dieser Ibrahim war es, dem sein Water den Krieg gegen die Griechen übertrug, als ihn der Sultan zum Oberanführer ernannt hatte, und nur durch das Einschreiten der europaischen Machte wurde die Ausrottung des griechischen Volkes und die von Mehe- med beabsichtigte Errichtung einer Negercolonie an dessen Stelle verhindert. Zum Ersätze für die auf diesen Krieg verwendeten Schatze erhielt Mehemed A!i die Insel Kandia oder Kreta. Die neuen Grenzen Griechenlands verurtheilten nämlich die Kan- bieten, sich wieder unter das türkische Joch zu beugen, und die Unglücklichen kämpften vergebens, sich demselben zu entziehen. Mehemed Ali, dessen Willkür sie Preis gegeben wurden, versprach ihnen in einer Proclamation Sicherheit und Vergessenheit alles Vergangenen, unter Bürgschaft des Allmächtigen. Die in Elend und Ungemach versunkenen Einwohner Kreta's ergaben sich endlich in ihr Schicksal, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, daß sie in Sicherheit bei ihrem Besitzthume bleiben, oder sich mit ihrer Habe und ihren Waffen ungehindert von der Insel entfernen könnten. Dennoch wurden sie ohne Schonung entwaffnet und ge- zwungen, im Lande zu bleiben. Greuel, der alten Tyrannen Afrika's und Asiens würdig, wurden an den Kandioten, ihren Weibern und Kindern verübt. Das egyptische Feudalsystem, nach welchem der Vicekönig nicht blos Herr des Volkes, sondern auch Besitzer- alles Grundeigenthums war, ward mit schonungsloser Strenge eingeführt. Nach diesem Systeme mußte für alles angebaute Land, insofern dasselbe nicht unmittelbar auf Rechnung des Pascha durch Frohnarbeiten bestellt ward, nicht nur von jedem Acker und jeder Wiese, sondern auch von jedem Fruchtbaume und jedem Stücke Vieh, eine schwere Abgabe entrichtet, und die Erzeugnisse selbst in öffentliche Vorrathshäuser abgeliefert werden. Die zum auswar- tigen Handel geeigneten wurden dann vom Pascha an die euro- paischen Handlungshauser in Alexandrien im Ganzen verkauft, und die Artikel des innern Verbrauchs mußten die Unterthanen aus

6. Bd. 7 - S. 75

1845 - Leipzig : Kollmann
— 75 — dieser heldenmüthigen Völkerschaft waren nach Parga entkommen (im December I8l)3). *) Nach diesem blutigen Siege ging Ali gerades Weges auf die Vernichtung aller griechischen Stamme zu, so weit nur seine Waffen reichten. Durch Jrttriguen und Gewalt unterwarf er sich die meisten Klephthenchefs; nur wenige flüchteten in die höch- sten Gebirge Aetoliens und Akarnaniens. Die Districte Mit- telgriechenlands mußten ihn für ihren Herrn erkennen; nach und nach wurden alle Verhältnisse derselben mit der Pforte zerrissen; sie waren Unterthanen des Pascha's, der sie mit Abgaben erdrückte und sie zwang, ihre Privilegien ihm auszuliefern, was ihn dann gegen den Anspruch des Großherrn sicherte. Die Pforte war zu ohnmachtig, die Ausbreitung seiner Herrschaft zu hindern; des Sultans (Mahmud Ii.) persönlicher Haß gegen ihn schreckte ihn nicht, so lange er alle seine Kapidgi - Baschi's auffangen und er- ken an der Seite des Felsen stoßen sie ein langes durchdringendes Ge- schrei aus, umfassen sich auf das Engste und stürzen sich sammt den Kindern in die Tiefe eines furchtbaren Abgrundes. *) Nach der Einnahme Suli's ließ Ali während einer ganzen Woche die ausgesuchtesten Grausamkeiten an den gefangenen Sulioten verüben. Die Unglücklichen wurden nach Isnina abgeführt, um dort hingerichtet zu werden, weil die Feste, welche Ali seinen Soldaten geben wollte, durch dieses Schauspiel sollten verherrlicht werden. Der Ersindungsgeist der rohen Krieger ward in Anspruch genommen, um neue Martern zu er- sinnen, und der Erfinder erhielt jedesmal das Vorrecht, auch selbst der Vollstrecker derselben zu seyn. Man sollte glauben, wenn man sich an alle jene den Menschennamen brandmarkende Grausamkeiten erinnert, die uns schon in der älteren und neueren Geschichte vorgekommen sind, so kenne man alle nur erdenkliche Qualen; allein die Bosheit Ali's und seiner Waffengefährten ging doch noch weiter. Nachdem sie z. B. den Sulioten Nasen und Ohren abgeschnitten, machten sie einen Salat aus denselben und zwangen sie, ihn zu essen. Einem jungen Menschen loste man die Haut vom ganzen Kopfe ab, ließ sie über die Schultern herab hangen, und zwang ihn durch Peitschenhiebe in diesem Zustande nackt in dem Hofe des Serails herum zu laufen. Nachdem Ali Pa- fcha über dieses Schauspiel sich satt gelacht, ließ er ihm eine Lanze durch den Unterleib bohren; endlich machte man seinen Qualcn auf einem Scheiterhaufen ein Ende. Eine große Anzahl dieser Unglücklichen ward lebendig in ungeheuer große, mit Wasser angefüllte Kessel geworfen, un- ter denen ein höllisches Feuer gemacht ward, und so wurden sie gesotten Alis Hunden zum Schmause vorgeworfen. (Diese Thatsachen sind von mehreren der glaubwürdigsten Augenzeugen erzahlt.)

7. Bd. 7 - S. 54

1845 - Leipzig : Kollmann
— 54 - und feine Bedrückungen die Walachen in das äußerste Elend ge- bracht und die allgemeine Unzufriedenheit bis auf's Höchste gestei- gert hatte. Ein Bojar der geringeren Klasse, Theodor Wla- dimiresko, der mehrere russische Orden trug, weil er als Ossi- zier im russischen Heere sich ausgezeichnet, benutzte die augenblick- liche Verwirrung, die diesem Todesfalle folgte, um die Fahne der Empörung zu erheben, und forderte in einer Proclamation das walachifche Volk auf, sich ihm anzuschließen, um die alten Vor- rechte des Vaterlandes wieder zu erlangen. Der Divan in Bu- charest, weit entfernt, Abstellung der gegründeten Beschwerden zu versprechen und dadurch das Volk zu beruhigen, sendete Truppen aus, um Wladimiresko's zusammengelaufene Haufen auseinander zu treiben und sich des Empörers gegen die legitime Herrschaft zu bemächtigen. Allein die Truppen des Divan gingen zu Theodors Panier über. — Die Hetaristen der Walachei hielten diese ganz fremdartige Bewegung für das erwartete Zeichen des Aufstandes und glaubten, diesen Anlaß benutzen zu müssen, ihren Lehren Aus- sührung zu geben. So ward Vpsilanti wider seinen Willen ge- zwnngen, mit einigen hundert Mann, die er in Bessarabien ge- sammelt, den Pruth, die Grenze zwischen Rußland und der Moldau, zu überschreiten. Er nannte sich den Repräsentanten Griechenlands und verhieß den Beistand einer großen Macht, frei- lich ohne directe Autorisation, aber von dem Benehmen des russi- schen Cabinets gegen ihn und sein Volk sich hinreichend hierzu ermächtigt glaubend. Iassi, die Hauptstadt der Moldau, ward schnell erreicht. Alle Türken, die man daselbst antraf, dreißig an der Zahl, wur- den uingebracht. Der Hospodar der Moldau, Fürst Michael Suzzo, erklärte sich sogleich offen für Vpsilanti; die Prinzen Cantacuzenos, Nikolans Suzzo nebst allen im Dienste des Fürsten befindlichen Arnauten, vereinigten sich gleichfalls mit ihm. Er ließ Jeden, der unter feine Fahnen trat, vor dem Bilde des Erlösers einen Eid schwören, daß er fest und treu die heilige Sache des Vaterlandes verfechten, die Waffen nicht eher, als nach Be- freiung desselben, niederlegen und selbst seines leiblichen Bruders nicht schonen wolle, wenn er in ihm einen Verrather am Vater- lande erkenne. Am 17. und 18. März that er in zwei Procla- »Nationen — eine an die Bewohner der Moldau, die andere an alle Griechen gerichtet — den Zweck seines Erscheinens kund. In der

8. Bd. 7 - S. 61

1845 - Leipzig : Kollmann
— 61 — von den Metropoliten von Jerusalem, Cesarea, Nikome- dien, Adrianopel und Angora unterschrieben. Zugleich er- klarte der Sultan, der Jslamismus sey bedroht; deinzufolge wur- den alle Muselmanner zu den Waffen gerufen. Dies war nun das Signal zu den Ausbrüchen des wildesten Religionsfanatismus. Jünglinge, Greise und Manner bewaffneten sich. Zur Mordlust gesellte sich Plünderungssucht und Raubgier. Morusi ward das erste Opfer der also erregten Volkswuth; er ward als Hochverra- ther enthauptet. Mehrere der vornehmsten phanariotischen Familien theilten sein Loos; ein Schauspiel, welches die wilde Wuth des türkischen Pöbels erst recht entflammte. Die Straßen der Haupt- stadt wurden zu einem Schlachtfelde für die Griechen. Da ver- fügte sich der vierundsiebzigjahrige Patriarch zum Großvezier, ihn zu fragen, wenn es des Mordens genug seyn werde. Die Ant- wort bewies ihm seine eigene Gefahr. Unterdessen erschien das Osterfest. Pöbel und Janitscharen belagerten am ersten Ostertage (22. April) die Hauptkirche der Griechen; der russische Gesandte fehlte. Eben als Gregorius das Hochamt beendigt, und nach ge- gebenem Bruderkusse dem Himmel dafür dankte, daß er dieses Fest noch unter den Seinen erlebt habe, stürmte der Pöbel die Psorten des Tempels. Der greise Priester ward vom Hochaltare gerissen und nebst sechs Bischöfen an dem Hauptthore seiner Kir- che aufgeknüpft. Drei Tage lang floß das Blut der Christen in der Hauptstadt; der Phanar ward verwüstet; Europaer in Men- ge, Russen und Spanier waren unter den 30mv Leichen dieser Tage. Die Gesandten der christlichen Machte begnügten sich mit fruchtlosen Protestationen, ja, einige verschlossen ihre Hotels den Flüchtigen. Zu Anfange Mai's gab der Sultan Befehl, fammtli- che in Constantinopel befindliche christliche Kirchen niederzureißen und der fanatische Pöbel befolgte gern dieses Gebot. Sechszehn Gotteshauser wurden, nachdem alle Kirchenschatze und heiligen Ge- faße geraubt, der Erde gleich gemacht; wobei es auch an Mord- greueln nicht fehlte. Von hier aus verbreitete sich das Morden nach der Küste von Asien hinüber; in allen großen Städten des Reiches floß das Blut der Christen in Strömen. In Adrianopel zog der Türkenpöbel den vormaligen Patriarchen von Constantinopel, Cy- riklas, aus seinem stillen Asyle, unfern der Stadt, und machte seinem Leben durch den Strang ein Ende; welches schreckliche Loos

9. Bd. 4 - S. 350

1845 - Leipzig : Kollmann
— 350 — anhören wolle. Hierauf wurden der Vicccanzler Schapirow, ein gewandter Mann, und der General Czeremetoff, ein Bru- der des Feldmarschalls, mit Vollmachten in das türkische Lager geschickt. Poniatowsky, der sich bei dem Großvezier befand, hetzte diesen auf, das Schimpflichste zu verlangen, und so forder- te er denn auch unter andcrm die Uebergabe der ganzen russischen Armee auf Gnade oder llngnade. Allein dies ward rund abge- schlagen, mit der Erklärung, daß der Czar im Weigerungsfälle einen Angriff mit allen seinen Truppen beschlossen und dieselben schon bereit gestellt habe. Zum Glücke bestand auch der Vezier nicht lange auf seiner Forderung, sondern war mit viel geringe- ren Opfern zufrieden, was auch Poniatowsky dagegen einwen- den mochte. So erfolgte denn nach wenig Tagen die Genehmi- gung des Friedens (23. Juli), wie sehr sich auch Poniatowsky bemühte, demselben Hindernisse in den Weg zu legen; der Czar gab Asow wieder hin und versprach, die neuangelegten Festun- gen an den türkischen Grenzen zu schleifen, sowie seine Truppen aus Polen zurückzuziehen. Nun konnte Peter nicht nur frei und ungehindert nach Rußland zurückkehren, sondern die Türken führ- ten sogar seinem vor Hunger fast verschmachteten Heere reichliche Lebensmittel zu. Karl Xu., von den angenehmsten Aussichten gelockt, welche sich ihm durch die Nachricht Poniatowsky's von der peinlichen Verlegenheit des Czars eröffnet hatten, war schnell zu Pferde gestiegen und hatte sich auf den Weg in das türkische Lager ge- macht, um des Triumphs zu genießen, seinen Feind, wie er hoff- te, von den Türken gefangen zu sehen. Aber wie entsetzte er sich, als er im Lager ankam und die Russen so fröhlich abziehcn sah! Er hätte ihnen ganz allein nachsetzen mögen und wollte auch den Großvezier dazu bewegen. „Wir haben mit den Rus- sen schon gefochten — antwortete der Osman ganz kalt — wenn es Deiner Königlichen Majestät auch nach einem Kampfe gelüstet, so kannst Du solchen mit Deinen eigenen Truppen unternehmen; Allah verhüte, daß ich so tief sinken und .einen abgeschlossenen Frieden brechen könnte." — Voll Ingrimms fragte ihn Karl, wie er habe Frieden schließen können, ohne seine Zustimmung, da der Sultan den Krieg für ihn unternommen habe? Mehmet ant- wortete, sein Herr habe ihn hierbei von den Angelegenheiten Schwedens nichts gesagt und denselben nur für das Beste der

10. Bd. 4 - S. 358

1845 - Leipzig : Kollmann
358 auf eine günstige.' Veränderung im türkischen Ministerium hoffend. Wirkich auch war er mehrmals der Erfüllung seiner Hoffnungen sehr nahe. Fünf Veziere hatte Poniatowsky durch seine Intri- gucn schon gestürzt; der Großherr hatte nicht die geringste Kennt- niß von der Lage der Sachen im übrigen Europa; cs kam also immer darauf an, wie man ihm die Dinge vorstellte. So oft cs nun gelang, ihm, etwa wenn er in die Moschee ging, ein Schreiben zuzustecken, so war er so lange günstig für Karl ge- sinnt, bis ein Großvezier oder ein Günstling ihn wieder um- stimmte. Endlich schrieb der Sultan dem Könige eigenhändig und forderte ihn auf, sein Reich zu verlassen. Karl las das Schreiben und stellte sich, als wenn er geneigt wäre, den Absich- ten des Sultans zu entsprechen, sagte aber zu dem Pascha von Bender, Ismail, ec brauche eine halbe Million Thalcr zur Be- zahlung seiner Schulden. Der redliche Pascha wirkte ihm hier- auf in der That vom Sultan ein Geschenk von 1200 Beuteln, d. i. 600,000 Thalcrn aus, doch mit der Bedingung, daß ihm das Geld nicht eher gegeben werden solle, als bis er wirklich ab- gereist sey. Außerdem sollten ihm der Pascha und der Tatar- Chan mit einer starken Bedeckung durch Polen sicher geleiten. Das war mehr, als Karl erwarten konnte, da der viert- halbjährige Aufenthalt dem Sultan schon Millionen gekostet hat- te; aber um neuen Aufschub zu gewinnen, — denn der Gedanke, ohne Heer zurückzukehren, war ihm unerträglich — mußte sein Schatzmeister, Baron G rot Husen, dem Pascha das Geld ab- locken, unter dem Vorwände, daß man doch die Schulden nicht bezahlen könne, wenn man schon im Abzüge begriffen sey, und als der besorgte Ismail nach einigen Tagen in den ehrfurcht- vollsten Ausdrücken wieder anfragte, wann Se. Majestät denn endlich abzureiscn gedächten, erhielt er die unerwartete Antwort: „das könne sobald noch nicht geschehen; denn dazu brauche er noch tausend Beutel." — Sprachlos und wie vom Donner ge- rührt stand der arme Pascha da; endlich sagte er schluchzend: „Es wird mir den Kopf kosten, daß ich Deiner Majestät diesen Dienst geleistet habe. Ich habe die Beutel gegen den ausdrück- lichen Befehl meines Herrn ausgcliefert." Der König wollte ihn beruhigen und versprach, ihn beim Sultan zu entschuldigen; aber der Muselmann erwiederte: „Wisse, daß mein Herr began- gene Fehler nicht entschuldigt, sondern bestraft." —
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