Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 8

1844 - Leipzig : Kollmann
notiert ungeheure Größe den Mangel an Geschwindigkeit im Ab- feuern derselben ersetzen mußte. *) Dennoch schien die Ungeschick- lichkeit der Türken im Gebrauche derselben die Belagerung in die Lange zu ziehen. Allmälig aber wußten sie ihrem anhaltenden Feuer eine so gute Richtung zu geben, daß die Wirkung nicht ausblieb; ein Theil der Mauer stürzte ein, und gleich wurden Anstalten getroffen, durch die Oeffnung vorzudringen, um den Uebergang auch über den zweiten Graben sich zu bahnen. Ein hoher hölzerner Thurm voller Faschinen sollte zugleich für die Ausfüllung des Grabens, wie zum Rückhalte bei den Angrif- fen auf die Mauer dienen. Mit einem außerordentlichen Auf- wande von Kräften ward derselbe, auf Rollen gestellt, der Oeffnung nahe gebracht, und das Zeichen zum Angriff gege- den. Der fanatische Eifer der Stürmenden schien dem llnternehmen in der That einen glücklichen Ausgang zu versprechen. Die un- geheure Menge der Faschinen, welche oft mit den Menschen zugleich in den Graben gestürzt wurden, füllten einen Theil des- selben aus, und ein Thurm in der feindlichen Mauer litt so be- trächtlich, daß nur die einbrechende Nacht die Türken zwang, einen Angriff zu endigen, den sie am folgenden Tage gewiß zu vollenden hofften. Die Thätigkeit des Kaisers indeß, verbunden mit der Geschicklichkeit des tapfern Juftiniani und dem Eifer seiner Soldaten, vereitelten diesen Plan. Der hölzerne Thurm ward in der Dunkelheit der Nacht in Flammen gesetzt, der Gra- den wieder ausgeleert, und der beschädigte Thurm in der Mauer nach Möglichkeit hergestellt. — So wurde dieser erste Angriff glücklich zurückgeschlagen, und indem Mohamed — bittern Ingrimms — das Vergebliche seiner Anstrengungen und Opfer überdachte, ging den Christen unvermuthet ein neuer Strahl der Hoffnung auf. Auf des Kaisers Betrieb waren auf den Inseln des Archi- pelagus mehrere Schiffe mit Lebensmitteln, Kriegsbedürfniffen und Truppen ausgerüstet worden. Nicht lange nach jenem ver- *) Die oben erwähnte Kanone des Mohamed unter andern konnte nur siebenmal des Tages abgcseucrt werden. Sie sprang dennoch zu- letzt und beschädigte eine Menge Menschen, die ihr nahe waren. Der Stückgteßer derselben war, nach v, Hammer, Orb an, ein Dazier (Siebenbürge).

2. Bd. 2 - S. 12

1844 - Leipzig : Kollmann
'V — 12 — er, eben so fromm, wie tapfer, in der Sophienkirche das heilige Abendmahl empfing, zum Ehrentode, und nahm dann sammt denen, welche ein gleiches Gefühl beseelte, rührenden Abschied von Allem, was ihn an diese Welt noch fesseln konnte; seine letzten Worte waren die Leichenrede des griechischen Reichs. — Das Leben und jeden Fußbreit Erde dem Feinde theucr zu ver- kaufen, gebot Hcldensinn, wie Verzweifiung.— Mohamed wollte, der volle Tag solle Zeuge seines Ruh- mes scyn. Seine Truppen mußten daher die Nacht im Lager zubringcn, wenngleich ihr Feldgcschrci den Belagerten die Schrecken des kommenden Tages schon im voraus verkündigte. „Gott ist Gott, und Muhamed ist sein Prophet!" so ertönte es von allen Seiten, wahrend der Schein der türkischen Nachtfeuer den Horizont in Flammen zu setzen schien. Kaum graucte der Tag, so änderte sich das Schauspiel. Ein fürchterliches Feuer von allen Batterien cröffnetc die Scene, und in Pulvcrdampf gehüllt, naheten sich Schiffe und Truppen den Mauern. Die leichten Fahrzeuge der Türken, versehen mit Leitern und allen übrigen zum Sturme nöthigcn Gcräthschaften, drangen in dem obern Theile des Hafens bis unmittelbar an die Stadt. Der Angriff wurde hier vornämlich gegen deren westliche Spitze gerichtet, wo er von den nahe stehenden Landtruppen zuerst unterstützt werden konnte. An der Landscite waren die vorderen Mauern durch das anhaltende Kanoncnfeuer schon größtentheils niedcrgeschoffen und hatten durch ihre Trümmer zugleich manche Theile des Grabens ausgcfüllt. Die erste Arbeit des Belagerers war daher, dies Werk zu vollenden. Der Troß seiner Armee mußte voran, thcils die Vertheidigcr zu ermüden, theils um dem Kerne der Truppen, der Nachfolgen sollte, mit ihren Faschinen und Körpern den Weg zu bahnen. Die Christen hielten diesen ersten Angriff standhaft aus. Keines ihrer Geschosse fiog vergebens; bei den dicken Haufen der vordringcnden Feinde war es fast unmöglich zu fehlen. Aber die Leichen der Getödteten selber wurden ihnen nachtheilig, weil sie den Nachfolgenden den Weg durch den Graben bahnten, in wel- 'chen sie hinab gestürzt wurden. Die Menge der Feinde übertraf die Zahl ihrer Pfeile und Kugeln. M oh amcd ließ immer neue Schaaren vorrücken, bis er glaubte, nun möge der Weg für den Kern seiner Streiter hinreichend gebahnt scyn.

3. Bd. 2 - S. 13

1844 - Leipzig : Kollmann
13 Jetzt war der entscheidende Zeitpunkt gekommen, wo es Sieg galt oder Tod. Das Corps der Janitscharen, bisher ruhig, um mit frischen Kräften fechten zu können, brach auf. Mohamed selbst, zu Pferde, an der Spitze eines andern Corps von 10,000 Mann, unterstützte und ermunterte sie. Der Donner der Batterien ward von allen Seiten verdoppelt, und während ihre Dampfwolken die ganze blutige Scene verhüllten, drang dieser furchtbare Haufen, einem unaufhaltbaren Sturmwinde gleich, vorwärts. — Die Leichen der Erschlagenen, wie die Ruinen der Gemäuer bahnen ihnen den Weg durch den Graben. Sie gelangen zur inneren Mauer, welche zu erklimmen jeder, um des ausgefetzten Preises willen, der erste seyn will. Da ersteigt ein riesiger Türke, H a ssa n mit Namen, einen nur schwach vertheidigten Thurm, und obgleich er selbst durch das Gedränge wieder zurückgestoßen wird, so folgen ihm dennoch Haufen Anderer, denen sein Säbel Platz gemacht. Ihr Siegsgcschrei verdoppelt den Eifer der Stürmenden, und bald sind die Griechen auf der ganzen Linie von der Mauer zurückge- drängt. Zu gleicher Zeit erbricht, von der Flottille her, der Feind das Hafenthor, und nun wächst das Getümmel mit jedem Augenblicke. Noch aber, so lange der Kaiser und ihre Anführer an ihrer Spitze kämpfen, widerstehen die Christen. Constantin, stets inmitten der größten Gefahr, ermuntert und befeuert die Seinen. Jetzt aber wird der muthige Justiniani verwundet, und verläßt seinen Posten. Sein Beispiel wirkt verderblich: viele seiner Söldlinge folgen ihm; in wilder Verwirrung überläuft man einander. — Auf allen Seiten dringen jetzt die Türken, unter dem wilden Geschrei: „Constantinopel ist unser!" durch und über die Mauern vor. — Dennoch versucht der hochherzige Kai- ser einem Strome Einhalt zu thun, der allenthalben seinen Damm durchbricht. Da jedoch alle seine Anstrengungen vergebens sind, so will er mindestens einer der letzten Vertheidiger des ehrwürdigen Reiches seyn. Umgeben von seinen auserlesensten Kriegern, die reihenweise zu seinen Füßen fallen, kämpft er so lange, bis die Wagschale gänzlich sinkt. — Die letzte Stunde seines Reiches hatte geschlagen, und er war entschlossen, sie nicht zu überleben., — Der Gefahr der Gefangenschaft zu entgehen, wirft er den ihn auszeichncnden Purpur ab, mischt sich auf's neue in's Gefecht und fällt endlich, von den Leichen seiner Freunde umringt, zwischen der äußeren und inneren Mauer des von ihm so heldenmüthig

4. Bd. 2 - S. 14

1844 - Leipzig : Kollmann
f — 14 — vertheidigten St. Romanus-Thors.^) Begraben unter den Ruinen seiner Herrschaft, errichteten diese ihm zu gleicher Zeit sein Grab und sein glorreichstes Monument. Der Fall des Kaisers vollendete die Eroberung der Stadt. Das christliche Heer gerieth in Verwirrung und Flucht; Wider- stand und Ordnung hörten auf; die Türken drangen ohne Aufent- halt ein, während die griechischen Krieger sich in den Gassen zerstreuten. Da ihnen die Walle ihren Schutz versagt hatten, so suchten sie ihn bei den Altären. Tausende versammelten sich um eine Constantinische Säule, die der Aberglaube für ein geheiligtes Asyl hielt. Noch vcrtheidigte ein Mitglied des Kaiserhauses, Thcodorus, einen Thurm der Stadt; noch suchte der helden- müthige Logothete, Lukas Notaras, mit den Waffen in der Hand den Hafen zu gewinnen; allein jener fand den Tod, dieser Gefangenschaft auf seinem Wege. Die Schrecken und das Ge- tümmel verbreiteten sich bald auch in die entferntesten Gaffen. Das Volk rannte in die heilige Sophicnkirche, und binnen einer Stunde war dies weitläufige Gebäude vollgepfropft von Un- glücklichen , die hier die wundervolle Wirkung einer angeblichen Prophezeihung erwarteten. Uebcr die eroberte Stadt aber ergingen alle Schrecken bar- barischer Feindeswuth. Dürstend nach Blut und nach Beute, stürzten die Türken in die Strassen, in die Häuser, in die Kir- chen, sich hier alle Entweihungen erlaubend, welche die Trunken- heit des Siegs dem fanatischen Krieger cinzugcbcn vermag. Weder Geschlecht, noch Alter und Stand wurden geschont. Uebcrall ffoss das Blut, und die Eroberer thürmten Trophäen von Menschenköpfen auf. Die Raubgier indes; hemmte endlich das Blutvergießen — hatte doch Mohamed, zur Ermunterung seiner Strecker, ihnen die Einwohner verheißen. Sechszigtausend waffenfähige Männer empfingen die Ketten des Siegers und wur- den in ferne Sclaverei geschleppt. Der päpstliche Legat, Car- dinal Isidorus, auch unter der Zahl der Gefangenen, war, da er früher die Kennzeichen seiner Würde auf einem Leichname abgelegt und dessen Kleider angczogcn hatte, glücklich genug, zu *) *) Das zuerst erstürmte Thor, Xylokcrku, war, einer Prophezeihung we- gen, vermauert und nur erst Tags vorher zu einem Ausfälle auf den Hafcndamm geöffnet worden»

5. Bd. 2 - S. 28

1844 - Leipzig : Kollmann
28 war Sieger in Servicn. Auch die Städte Ober-Ungarns fielen schnell nach einander in die Gewalt der Patrioten. Der Name „König" war das Signal zur Verwüstung, Gnade — der trösten- de Nachhall in den Ohren derer, die „V aterían t>" riefen. Selbst Giskra und Ujlack empfanden die Ueberlegenheit ihrer Feinde. Ei- nige gerettete Platze und kleine Fehden, die zu ihrem Vortheile ausfchlugcn, konnten den bei wichtigeren Angriffen erlittenen Ver- lust nicht ersetzen; sie zogen sich zurück und riethen dem Könige zum Frieden. Unter der Bedingung, das; Elisabeth von Hunyad alle Festungen und Schlöffer abtrete, die sie weder erblich besaß, noch käuflich an sich gebracht hatte, ward er den Verbündeten angeboten. Bis dieses geschehen, sollte Matthias in den Händen des Erzbischofs von Gran und des Woiwoden von Siebenbürgen verbleiben, hernach aber seine vollkommene Freiheit erhalten. Spott des entwaffnetcn Königsstolzes schien dieser Vorschlag den Siegern; er ward verworfen, und Elisa- beth drohte, sie werde — falls der König verweigere, ihren Sohn unbedingt frei zu geben, oder sie nebst ihren Freunden zu schwach seyn würden, ihn selbst von Wien abzuholen und seine Gefangenschaft an der Majestät zu rächen — alle Grcnzfestungen den Türken überliefern. Somit war jede Hoffnung eines gütlichen Vergleichs durch Elisabeths von Hunyad nachdrückliche Erklärung verschwun- den. Gewalt mußte jetzt entscheiden, ob der König Ladislaus in dem Bunde der Corvincr, oder dieser in dem Könige den Herrn seines Schicksals erkennen sollte. Beide Theile rüsteten sich mit rastloser Thätigkeit. Oiur sehr wenige mächtige Familien waren dem Monarchen treu geblieben, und auch diese fesselte die Furcht, ihre Ergebenheit durch Thaten zu bezeugen. Neligionsfanatismus hatte (wie wir aus der Geschichte des Huffitenkricges ersehen haben) Böhmen in Parteien getheilt;^) die stärkere hing an der *) Es iñ im Früheren gesagt worbcn, wie nach Albrechts V. von Oestcr- reich Tode — durch welchen bit Throne von Ungarn rmb Bohmen erledigt wurden — die litigaren auf den ihrigen den Konig von Polen, Wlabislaw, beriefcn und dann, nach beffen vor Varna crfolgtcm Tode, Labislaus von Oesterrcich, Albrechts nachgebornen Sohn, alé Konig annahmcn. — Die Bohmen ihrerseits, nachbem sie zuvor ihre Krone erst dem Herzoge Albrecht von Baicrn und, als bicser sie aus- schlug, dem Kaiser Friebrtch Ih. (s. S. 457 Anm.) ebenfafis ver-

6. Bd. 2 - S. 39

1844 - Leipzig : Kollmann
39 gerichtet ward, öffnete ihm den Weg durch Kroatien bis nach Krain und Steiermark, von welchen österreichischen Landern er einen Theil verwüsten und eine Menge Einwohner in die Scla- verei schleppen ließ. Hier war es, wo Deutschland zuerst die Wuth eines barbarischen Feindes empfand, der vom schwarzen bis zum adriatischen Meere sich fast unwiderstehlich über alle christliche Länder stürzte. Dringender, als je zuvor, rief der Papst, noch größerem Unheil zu begegnen, die europäischen Machte, vor allen aber Matthias, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auf, und dieser rüstete sich auch, mit einem starken Kciegsheere die den Türken unterworfenen Länder selbst anzugreifen. Mo Ham cd er- fuhr seine Annäherung; mit stolzer Verachtung spottete er des Königs Jugend: Ali-Beg sollte seine Verwegenheit züchtigen, er selbst zog sich nach Macedonien zurück. Aber, zwar schwächer an Zahl, doch starker an Muth, erfochten Matthia's Männer auch hier den blutigen Sieg. Schon nach vier Tagen bis Iaicza, der Hauptstadt des Landes, vorgedrungen, ließ der König deren Burg-Veste berennen; indcß mit Nachdruck wurden von der Besatzung die Stürmenden zurückgeworfen, und erst nach einer hartnäckigen Belagerung übergab der türkische Befehlshaber diesen wichtigen Posten dem Sieger. Sechszig Städte mit ihren Schlössern folgten seinem Beispiele, und bald erkannte ganz Bos- nien die Herrschaft des ungarischen Scepters an» Matthias, dessen in Folge solch glorreicher Eroberung errungener Kriegsruhm sich durch ganz Europa verbreitete, zog zu Ende des Jahres nach Ofen, sich dort der Ungarn heilige Krone aufzusetzen, welcher er sich auf dem Schauplatze der Ehre, der Gefahr und des Todes so würdig bezeigt hatte. Schon vor seinem Zuge gegen die Türken hatte er den Bischof von Groß-Wardein, Johann von Vitez, nach Wienc- r i sch-Neustadt gesandt, hier mit Kaiser Friedrich die Unter- handlungen in Betreff derselben zu erneuern. Mit günstigen Nachrichten war dieser jetzt zurückgekehrt; in den Bedingungen, unter welchen Friedrich sich entschloß, dieselbe auszuliefern, wurde festgesetzt, daß der Kaiser den Titel eines Königs von Ungarn nebst den seither pfandweise besessenen ungarischen Städten und Schlössern fernerhin behalten, dagegen aber die Festung Oeden-- burg und die Krone für 00,000 Ducaten herausgeben und den König Matthias als seinen Schn anerkennen sollte» — Von

7. Bd. 2 - S. 45

1844 - Leipzig : Kollmann
— 45 — stand erobern würde, wobei zu gleicher Zeit auch der Bischof von Ferrara mit den ernsthaftesten Ermahnungen und Befehlen von Paulus in ihn drang, das Urtheil desselben an dem Georg vonpodiebrad zu vollziehen. Matthias gelobte, Roms Obcr- priester genug zu thun» Der Krieg ward beschlossen, Preßburg zum Waffenplatze bestimmt. Dort erwartete er mit ihren Schaaren den Clerus und den Adel, erklärte jedoch öffentlich, gleichsam als fühle er selbst das Entehrende des Undanks und der Herrsch- sucht, daß er nicht gegen Podiebrad, sondern nur gegen die Hus- siten für die Erhaltung der katholischen Religion kämpfe. — Po- diebrad, von Matthias feindlichen Absichten unterrichtet, wendete Alles an, ihn für sich zu gewinnen; aber die Sachwalter des Papstes hielten ihn fest, er blieb unbeweglich. Der Ruf seiner Ankunft in Oesterreich war dem Sohne des Geächteten das Signal zum plötz- lichen Rückzüge. Friedrich sah sich außer Gefahr — für die Zukunft ließ er den König der Ungarn sorgen; er zog im Pilgcrklcide nach Rom, für seinen Netter zu beten und von Paulus mit Juwelen die böhmische Krone für seinen Sohn Maximilian zu erhandeln. Von Oesterreich aus drang Matthias in Mäh re nein, legte starke Besatzungen in die Städte, die für ihren Glauben ihren König verrathen hatten, und lagerte sich darauf bei Laab, am Flusse Taya (Mai, 1468). Hier standen er und der König von Böhmen, Beide einander scheuend, einen Monat lang un- thätig sich gegenüber, nur daß einzelne Haufen sich in kleinen Gefechten versuchten, in denen fast immer die Ungaren den Sieg behielten. Des längeren Zauderns überdrüssig, forderte Matthias seinen Gegner wiederholt zur Schlacht, aber unbeweglich stand dieser hinter seiner Wagenburg; unter dem Zwange der Unthä- tigkeit sollte der Muth der Ungaren erschlaffen. Doch Matthias sendete seine Reiterei aus, die böhmischen Magazine in Brand zu stecken und dem Feinde die Zufuhr abzuschneidcn. Der Ver- such gelang. Vom äußersten Mangel getrieben, brach Podiebrad das Lager ab und wendete sich gen Böhmen. Hier aber, bei dem Dorfe Scemtisy, unweit E za lau, umstellte er den ihm folgenden Feind in Wald und Verhau, aus welcher Gefahr sich dieser nur durch eine auf Hinterlist gebaute Unterhandlung rettete. Podiebrad nämlich, um seinem Gegner den Rückzug zu versperren, ließ eine große Anzahl Bäume halb durchsägen und, als König Matthias sich mit seinen Husaren mitten im Walde befand, um-

8. Bd. 2 - S. 6

1844 - Leipzig : Kollmann
6 hatte — mit der Gefahr wuchs auch der Muth der Einwohner, für ihre Rettung das Aeußerste zu wagen. — Im Frechlinge des Jahres 1453 verließ der Sultan Adria- nopcl; 250,000 Osmancn folgten ihm. Mehr denn viertchalb- hundert Schiffe, befehligt von Capudan-Pascha, Baltaoghli, erfüllten den Golf von Constantinopel. Ein furchtbares Geschütz, unter der Leitung eines Christen, war dem Heere beigesellt, und sofort wurden Batterien angelegt, Schanzen aufgeworfen und Belagerungsthürme aufgcführt, die den Mauern an Höhe gleich kamen *). — Aber wie groß auch Mohameds Streitkrafte waren — cs setzten sich dem Unternehmen dennoch Schwierigkei- ten entgegen, die alle seine Thäti'gkeit und Entschlossenheit in Anspruch nahmen. Natur und Kunst hatten sich vereinigt, Con- stantinopcl, obgleich cs, in der Gestalt eines Dreiecks, den Ilm- fang von vier deutschen Meilen hatte, zu einer Festung zu bil- den. Von zwei Seiten vom Meere bespült und durch eine doppelte Mauer geschützt, war die Riefcnveste gegen die Land- feite hin mit zwei tiefen, breiten Gräben und einem ebenfalls doppelten Walle verschanzt, welcher wieder eine dreifache Mauer mit achtzig Thürmen deckte. — Die mit viermalhundcrttaufend Seelen bevölkerte Hauptstadt stellte indes; unter die Fahnen ihres hcldenmüthigcn Kaisers nicht mehr als 5000 Streiter **), indem Furcht und Weichlichkeit die meisten Bürger vom Kriegsdienste entfernte, und selbst in dem Hafen, der zum Beherrscher des Meeres bestimmt schien, lagen bloß einige genuesische und vencti- anische Galeeren, denen das Auslaufen verwehrt war^^). — Ein edler Genuese, Johann Justiniani, führte dann den Bedrängten noch 2000 Bewaffnete zu, und mit dieser so ganz außer Verhältniß geringen Macht war der edle Constantin zum Kampfe auf Leben und Tod entschlossen. Ucbcrall ließ er eilig Verfchanzungen und Thürme aufrichten, ließ den Hafen durch *■) lieber diese s. auch „Eroberung von Jerusalem." **) v. Hammer gicbt die Streitkrafte der Belagerten, mit besonderer Genauigkeit, auf 4973 Griechen, 2000 Fremde und 3 bis 500 Genue- ser mit 14 Schiffen an. ***J Daß der Manbcl einer Seemacht, den jene Republiken aus Grün- den der Politik absichtlich befördert hatten, von dem Untergänge des byzantinischen Reiches die Hauptursache war, sagt ausdrücklich der der- zeitige griechische Geschichtschreiber Phrauzeö.

9. Bd. 2 - S. 49

1844 - Leipzig : Kollmann
wegen der ihm verweigerten Belehnung mit Böhmen das öster- reichische Gebiet dem Erbfeinde der Christenheit geflissentlich preis- gegeben , verband sich gegen ihn mit den Königen Ladislaus und Casimir und begann, vertrauend auf die Starke und Festigkeit dieses Bündnistes, die Feindseligkeiten damit, daß er von Neustadt aus die ganze Gegend um Oedcnburg verheeren ließ. Doch mit siebzehntausend Mann eilte Matthias nach Oesterreich zur Ver- geltung. Ec drang an drei verschiedenen Orten in die kaiserlichen Lande ein und brachte deren einen so großen Theil in seine Ge- walt, daß dem Kaiser in kurzer Zeit von der Gesammtheit seiner Erbstaatcn nichts mehr übrig war, als Linz und die Hauptstadt, und derselbe sich genöthigt fand, zu Krön en b u rg einen Friedens- Vertrag einzugehen, in welchem er unter andcrm versprach, 100,000 Gulden für verursachte Kriegskosten zu bezahlen. Der Kampf entbrannte aber, da der Kaiser sein Versprechen nicht hielt, auf's Neue (1480). Matthias nahm Ha im bürg und Bruck an der Leitha weg, drang immer tiefer in Oesterreichs Innere und stand endlich (i486) mit seinem Heere vor Wien. Noch war die Donau zum Theil mit Eis bedeckt, als, mit Lebensgefahr, er selbst an der Spitze einiger hundert Reiter die kaiserliche Besatzung von der Brücke vertrieb und so der Stadt die Zufuhr von der Was- serseite abschnitt. Bald darauf schloß er sie mit einem dreifache!: Heere ein, bemächtigte sich darauf der Vorstädte und versuchte die Belagerung. Da jedoch, nach den Kräften der damaligen Kriegskunst, die Stadt selbst zu erobern schwer hielt, und überdies Matthias feine Soldaten schonen wollte, so mußte er sich darauf beschränken, die umliegenden Städtchen und Schlösser in Besitz zu nehmen, die Wiener aber durch Hunger zu bezwingen. Diesen Plan verfolgend, griff er einst einen zwar unbedeutenden, aber zu Herbeischaffung von Lebensmitteln sehr bequem gelegenen Platz, Ebersdorf, an, und in dem Lager vor demselben mit einigen vertrauten Heerführern unter dem Obdache einer kleinen Hütte zu Tische sitzend, riß ihm eine aus der Stadt abgeschossene Kugel einen seiner besten Feldherren von der Seite. Allgemein war das Entsetzen — nur der König blieb gelassen; kaltblütig, doch ent- schlossen stand er auf, gab das Zeichen zum Sturme und in we- nigen Augenblicken war Ebersdorf in seiner Gewalt. Noch hatte die Einschließung Wiens nicht drei Monate ge- währt, als in der überfüllt bevölkerten Stadt schon der höchste Ii. 4

10. Bd. 2 - S. 67

1844 - Leipzig : Kollmann
67 und dem Flecken Nonneberg auf. Gera ward nichtsdestowe- niger am 10. Oct. 1450 durch Wilhelm mit Sturm genommen, geplündert und in Brand gesteckt; fünftausend ihrer Bewohner, welche sich in eine Kirche geflüchtet hatten, wurden nicdergehauen und die Stadtmauern geschleift. Dafür rächten sich Friedrichs Völker in Thüringen, wo der Ritter Hermann von Harras an einem Tage sechszig Dörfer anzünden ließ. Selbst, inmitten dieser Kriegsgreuel verlcugnete Friedrich der Sanftmüthige seinen Character nicht. Als ihm einst in der Hitze des Treffens von einem Kanonier das Anerbieten gethan ward, sein Geschoß auf seinen Bruder zu richten, um sv den verderblichen Krieg mit Einem Streiche zu enden, antwortete er „Schieß, wie du weißt, aber triff nur meinen Bruder nicht!" — Ebenso großmüthig bewies sich der Edle nach der Einnahme der Stadt Freiburg. Hier verlangte er von der Obrigkeit, daß sie ihm huldigen und mit ihm gegen seinen Bruder die Waffen ergreifen sollte. Die Rathsherrcn aber, welche, eingedenk des ihrem rechtmäßigen Landesvater geleisteten Eides der Treue, sich hierzu nicht verstehen wollten, zogen in Proceffion mit entblößten Häuptern, das Sterbehemd über dem Arme tragend, vom Rath- hause nach dem Marktplatze. Voran ging der Bürgermeister Nico laus Weller von Molsdorf, ein ehrwürdiger Greis mit schneeweißem Scheitel. Dieser erklärte dem Churfürsten offen und furchtlos, wie sie ihren dem Herzoge Wilhelm geleisteten Eid nimmer brechen könnten und lieber ihre Köpfe verlieren, als meineidig werden wollten. Gerührt wendete der Churfürst sein Noß, klopfte den biedern Greis auf die Achsel und sagte: „Nicht Kopf weg-, Alter, nicht Kopf weg! so ehrlicher Leute bedürfen wir noch länger!" — Endlich, nach langem Blutvergießen, bewirkte die Vermittelung des Kaisers Friedrich, sowie das persönliche Zusammentreffen der beiden Brüder in der Gegend des zerstörten Gera einen Vergleich, welcher, am 27. Januar 1451 zu Naumburg geschlossen, zwischen denselben eine völlige Aussöhnung zur Folge hatte. — Der Churfürst, ein Mann, der, wie oben erzählt, eine solche Mäßigung besaß, der auch im Feinde den Bruder nicht ver- kennen konnte, scheint nicht wohl fähig gewesen zu scyn, sich gegen Kunz von Kaufungen einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht zu haben, und dennoch war es in dieser Uebcrzeugung, 5*
   bis 10 von 609 weiter»  »»
609 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 609 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 54
3 18
4 5
5 67
6 8
7 93
8 3
9 2
10 250
11 52
12 118
13 3
14 35
15 0
16 24
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 3
23 1
24 49
25 8
26 5
27 7
28 248
29 0
30 2
31 29
32 0
33 2
34 29
35 9
36 233
37 179
38 3
39 27
40 18
41 11
42 4
43 5
44 2
45 17
46 2
47 8
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 282
2 45
3 41
4 18
5 1
6 2
7 82
8 781
9 39
10 8
11 2
12 41
13 20
14 2
15 255
16 597
17 1515
18 10
19 590
20 430
21 76
22 2
23 570
24 3
25 55
26 63
27 13
28 106
29 181
30 10
31 4
32 117
33 21
34 102
35 13
36 243
37 66
38 91
39 395
40 12
41 75
42 116
43 11
44 14
45 287
46 28
47 0
48 4
49 3
50 0
51 110
52 225
53 3
54 50
55 2
56 96
57 3
58 17
59 168
60 21
61 6
62 39
63 15
64 45
65 2
66 10
67 81
68 331
69 84
70 5
71 174
72 35
73 42
74 141
75 137
76 167
77 241
78 117
79 7
80 37
81 15
82 243
83 9
84 15
85 139
86 108
87 457
88 69
89 18
90 84
91 84
92 824
93 6
94 595
95 8
96 211
97 67
98 1492
99 11

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 18
1 0
2 49
3 3
4 2
5 3
6 8
7 1
8 0
9 15
10 1
11 1
12 34
13 5
14 0
15 5
16 7
17 50
18 1
19 9
20 0
21 21
22 0
23 1
24 9
25 12
26 32
27 0
28 0
29 0
30 43
31 2
32 0
33 55
34 4
35 3
36 0
37 1
38 0
39 33
40 12
41 0
42 6
43 17
44 2
45 17
46 4
47 4
48 25
49 39
50 28
51 7
52 0
53 5
54 3
55 20
56 1
57 2
58 4
59 152
60 8
61 3
62 8
63 2
64 6
65 52
66 1
67 0
68 3
69 0
70 4
71 2
72 4
73 69
74 0
75 34
76 11
77 3
78 0
79 1
80 8
81 89
82 2
83 0
84 3
85 0
86 14
87 14
88 114
89 3
90 1
91 4
92 0
93 3
94 0
95 0
96 1
97 17
98 23
99 1
100 33
101 0
102 30
103 29
104 1
105 0
106 3
107 0
108 21
109 0
110 22
111 3
112 7
113 0
114 9
115 1
116 6
117 3
118 6
119 6
120 0
121 154
122 3
123 4
124 18
125 4
126 0
127 8
128 1
129 60
130 1
131 75
132 0
133 1
134 0
135 1
136 13
137 0
138 13
139 0
140 230
141 1
142 40
143 175
144 1
145 4
146 0
147 2
148 2
149 0
150 4
151 2
152 25
153 1
154 1
155 79
156 84
157 3
158 1
159 3
160 0
161 2
162 0
163 0
164 1
165 0
166 13
167 0
168 1
169 11
170 10
171 0
172 0
173 13
174 0
175 59
176 7
177 114
178 4
179 10
180 1
181 0
182 106
183 28
184 3
185 2
186 15
187 0
188 2
189 0
190 0
191 7
192 0
193 0
194 0
195 0
196 13
197 10
198 30
199 1