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einen stattlich behängten Esel und gab ihr ein Kind als Jesus-
knäblein in die Arme. So führte man sie, unter Begleitung der
ganzen Geistlichkeit und des Volks, in die Hauptkirche und stellte
den Esel neben den Hochaltar. Nun ward die Messe gelesen.
Jeder Thcil des Gottesdienstes, das Kyrie, Gloria, Credo, wurde
mit dem Tone des schreienden Esels, 2)aah, chaah, angefangen
und beschlossen; und wenn der Esel selbst mit einstimmte, so gab
cs eine herrliche Lust.
Martin hi i | e r.
Hans Luther, ein armer, ehrlicher Bergmann, wohnte
in einem thüringischen Dorfe Möre, zwischen Eisenach und
Salzungen. Im Jahre 1483 reifete er mit seiner Frau nach
Eisleben auf den Jahrmarkt, wo diese am io. November
Abendö um 11 Uhr ein Knäblein gebar, das der Vater gleich am
folgenden Tage taufen und, weil es eben am Martinstage war,
Martin nennen ließ. Nicht lange nachher bekam Hans Luther
eine bessere Stelle bei den Bergwerken um Mansfeld und schlug
in diesem Städtchen seinen Wohnsitz auf. Hier hielt er sein
Söhnchcn früh zur Schule an und trug ihn anfänglich sogar auf
seinen Armen dahin. Doch war diese Zärtlichkeit mit unüberleg-
ter Strenge verbunden, an welche Martin in seinen männlichen
Jahren noch oft mit Tadel zurückdachte. ,,Mein Vater —-
erzählt er — stäupte mich einmal so sehr, dass ich ihn floh und
ihm gram ward, bis er mich wieder zu sich gewöhnte." Mit
gleicher Strenge wurde das arme Kind von dem tyrannischen
Schulmeister in Mansfeld behandelt. Funfzehnmal hintereinander
bekam er einmal an einem Vormittage die Ruthe.
Im vierzehnten Jahre gab ihn der Vater nach Magdeburg
in die lateinische Schule, nahm ihn jedoch, da der Knabe in die-
ser Stadt allzuwenig Unterstützung fand, wieder weg und schickte
ihn 1498 nach Eisenach, wo die Mutter Verwandte hatte»
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Extrahierte Personennamen: Gloria Hans_Luther Bergmann Martin Hans_Luther Martin
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t—y-
— 176 —
Schwert getrennt. Sämmtli'che Näthe standen als Zeugen dieser
Feierlichkeit, auf des Bettes einer Seite, wahrend auf der an-
dern die Stiefmutter der Prinzessin nebst der Oberhofmeisterin
standen.
Maximilian hatte nicht so bald von dem glücklichen Erfolge
seiner Anwerbung Kunde erhalten, als er auch sogleich in Beglei-
tung des erbländifchen Adels Wien verließ und, seinen Weg über
Speier nehmend, nach Cöln eilte. Auf dieser Reise gesellten sich
aus der Zahl der deutschen Reichsstande, dem Kaiserfohne zur
Begleitung, die Churfürsten von Mainz, Trier und Brandenburg,
der Markgraf Christoph von Baden, der Herzog Wilhelm von
Jülich, sowie auch der uns schon als Kind und Feldherr bekannt
gewordene Herzog Albert von Sachsen, nebst mehreren Grafen,
Rittern und Edlen, zu ihm; so daß sein Gefolge, die Knechte
ungerechnet, auf zwölfhundert Reiter zählte.
Wie glänzend demnach dieser Aufzug auch war — er ent-
sprach dennoch weder der Pracht des Hofes von Burgund, noch
den von dem Glanze des Bräutigams der Prinzessin dieses
Hauses gehegten Erwartungen. Friedrich Hi. hatte, nach seiner
gewohnten Sparsamkeit, seinen Sohn so kärglich mit Geld ver-
sehen, daß derselbe überdies nicht wäre im Stande gewesen, die
bei diesen Gelegenheiten üblichen Geschenke unter die herzogliche
Dienerschaft auszutheilen. Ilm daher allem Übeln Gerede vorzu-
beugen, sendete, hiervon unterrichtet, die Brautmutter dem Bräu-
tigam ein Geschenk von 100,000 Gulden nach Cöln, die Prin-
zessin selbst aber, überdies noch zweihundert Reisige, nebst einer
prächtigen silbernen, mit Gold ausgelegten Rüstung, deren Werth
man aus 20,000 Gulden schätzte, und eine kostbare, mit Perlen
und Edelsteinen reich verzierte Krone.
Nachdem Maximilian vier Wochen in Cöln verweilet, setzte
er seine Reise nach den Niederlanden fort. Zu Mast rieht,
Brüssel und Dendremonde wurde er mit steigenden Ehren-
bezeigungen empfangen; und als er am achtzehnten August nahe
bei Gent war, wo die Braut seiner harrte, kamen ihm die
Bischöfe von Metz und Tournay, nebst der Priesterschaft mit dem
Hciligtbume, desgleichen der Rath, die Bürgerschaft und alle
Innungen mit Fahnen, Kerzen, Pfeifen und Trompeten entgegen
und führten ihn in die mit schönen Tüchern behangcne Stadt;
denn auch hier hatten die Einwohner Alles aufgeboten, dem Gemahle
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Christoph_von_Baden Wilhelm_von
Jülich Wilhelm Albert_von_Sachsen Friedrich_Hi Friedrich Maximilian Maximilian August Metz
Extrahierte Ortsnamen: Wien Mainz Brandenburg Burgund Gent
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Jetzt unterdrückte sie ihre Thräncn und sagte Melvil, der
noch immer weinend auf den Knicen lag, Lebewohl. Dann
wendete sie sich an die Grafen und bat sie, ihre Diener freund-
lich zu behandeln, ihnen die von ihr für sie bestimmten Geschenke
zu überlassen und sie nach ihrem Tode mit sicheren Pässen in die
Hekmath zu senden. Man bewilligte es ihr. Vor dem Eintritte
in die schwarz ausgeschlagene Halle, wo die Blutbühne errich-
tet war, hießen die Grafen Mariens Dienerschaft Zurückbleiben.
Sie bat, daß man sie bei ihrem Tode zulassen möge, um Zeuge
zu seyn, wie standhaft sie bis zu ihrem letzten Augenblicke aus-
harren werde. Der Graf Kent wollte es nicht bewilligen, da-
mit die Klagen und das Geschrei der Bedienten weder sie, noch
die Zuschauer störe; auch könnten sie wohl abergläubische Ge-
bräuche ausüben und z. B. ihre Schnupftücher in's Blut Lauchen»
Mit Ernst erwiederte Maria, sie wolle ihm ihr Wort geben,
daß er von ihren Dienern nichts von dieser Seite zu fürchten
habe, und daß sic erwarte, Elisabeth, die jungfräuliche Königin,
werde cs der weiblichen Schamhaftigkeit angemessen finden, daß
einige ihrer Leute bei ihrem Tode zugegen wären; besonders, da
sie überzeugt sey, Elisabeth habe keine so genauen Befehle gege-
den, sondern die Förmlichkeiten den Grafen überlassen. Doch
noch immer beharrte Kent auf seiner Weigerung. Da rief Maria
mit edlem Stolze und erschüttert über diese rohe Härte: „Ich
bin die nächste Verwandte eurer Königin, ich stamme von Hein-
rich Vii.; ich war eine vermählte Königin von Frankreich und
eine gesalbte Königin von Schottland."
Als hierauf die Grafen endlich der Königin einige von ihrer
Dienerschaft zugcstanden , nannte sie Melvil, ihren Arzt Bougvine,
ihren Apotheker, den Wundarzt und zwei Kammerfrauen» Mel-
vil trug die Schleppe. Die Grafen, die Edeln und der Sherif
gingen vor ihr her, und so kamen sie zum Schaffet, das am
äußersten Ende der Halle errichtet war, und neben welchem die
beiden Nachrichtcr ihrer warteten. Es befand sich ein Stuhl,
ein Kissen und ein Block darauf, alles mit schwarzem Sammet
bekleidet. Der Platz umher war ganz mit Zuschauern angefüllt.
Sobald Maria sich gesetzt hatte, und Stillschweigen geboten war,
las Bcal den Befehl zu ihrer Hinrichtung vor, den sie mit
gleichgültiger Ruhe anhörte. Bitterer, als alles klebrige, war ihr
jetzt die Zudringlichkeit des Doctor Fletchcr, den man aus der
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Extrahierte Personennamen: Melvil Kent Ernst Maria Maria Elisabeth Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Mariens Frankreich Schottland
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kcn ausgestellten Sähe in Ausübung zu bringen. Die beiden
gelehrten Herren waren weder Sauger, noch Tänzer; aber keine
Ausrede half: Maibom mußte singen, Naude tanzen und sich
dem Gelächter des ganzen dabei versammelten Hofes Preis geben,
in welches Christine selbst laut mit einstimmte. Bourdelot, der
Anstifter des Poffenspicls, war ausgelassen, und Maibom gerieth
darüber so sehr in Wuth, daß er seinen Gegner, einige Tage nach
dem verunglückten Concert, ganz spartanisch ausprügelte. Bour-
delot verklagte Maibom bei der Königin, und dieser mußte
Schweden verlassen. Bald jedoch wurde ihm auch Bourdelot
nachgeschickt.
Abermals faßte Christine den Entschluß, die Krone niedcr-
zulegcn, den sie auch, trotz aller erneuerten Bitten des Senats,
ja, ihres Vetters selbst, der lieber ihr Gemahl zu werden wünschte,
ausführte. Am 16, Juni 1654 übergab sie feierlich in der Ver-
sammlung der Großen dem Prinzen Carl Gustav die Negierung
und behielt sich nichts weiter vor, als eine jährliche Rente von
200,000 Thalern und die Gerichtsbarkeit über ihre Hausbedien-
ten. Nachdem sie die Entsagungsacte, welche vorher war laut
abgclesen worden, unterzeichnet harte, ließ sie sich von den Groß-
beamten der Krone ihres königlichen Ornates entkleiden. Sie
legte die Krone, den Scepter, Neichsapfel und Purpurmantcl
ab und stand in einem einfachen, weißseidenen Kleide da, ergriff
einen Fächer und mischte sich unter die Versammlung. — Noch
an demselben Tage ward der neue König Karl X. gekrönt.
Bald darauf trat Christine mit einem kleinen Gefolge ihre
Neise an. Sie eilte in Mannskleidern der schwedischen Grenze
zu, stieg aus dem Wagen, sprang über den kleinen Grenzfluß,
der sie von Dänemark trennte und rief aus: „Nun bin ich doch
endlich frei und außerhalb Schweden! und nie, nie, hoffe ich
dahin zurückzukehren!" — lieber Hamburg, wo man sich an
ihrem äußern Betragen wahrend des Gottesdienstes eben nicht
erbauete^), eilte sie durch Westphalen und Holland nach den
Der dortige Prediger, Senior des Hamburgisehcn Ministeriums,
hatte den Text „von der Königin aus dem Reiche Arabia" vorgetra-
gen und nicht versäumt, mit der arabischen die schwedische Monarchie
zu vergleichen; doch war cs ihm nicht gelungen, die Aufmerksamkeit
seiner königlichen Zuhörerin anhaltend zu fesseln. Als sie sieh entfernt
hatte, fand ein Kirchendiener auf dein verlassenen Sitze ein von Bisanr
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TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Christine Christine Carl_Gustav Gustav Karl_X Karl Christine
Extrahierte Ortsnamen: Maibom Schweden Schweden Hamburg Holland
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durch dieses Opfer war die Nache des Czars noch nicht gesät-
tigt. Seine Gemahlin sollte nicht leer ausgehen. Er setzte sich
daher einige Tage nach der Hinrichtung mit ihr in einen offenen
Wagen und fuhr mehrere Male langsam vor dem Nichtplatze vor-
über, um sich an dem Eindrücke zu laben, den der Anblick des
blutigen Hauptes des Geliebten auf das Her; der Kaiserin ma-
chen würde. Allein sie verdarb ihm dieso boshafte Schaden-
freude, indem sie die Augen niederschlug.*)
So endete der unglückliche Mons, der seines Edclmuths
und seiner Rechtschaffenheit wegen allgemein bedauert wurde,
und dessen einziges Verbrechen darin bestand, daß er die Eifer-
sucht seines despotischen Gebieters rege gemacht hatte. Die Gc-
neralin Balk blieb, ungeachtet ihres früher» Verhältnisses zu dem
Kaiser, gleichfalls nicht von Strafe verschont. Von eilf Knu-
kenhicbcn, die ihr zucrkannt waren, erhielt sie fünf, die übri-
gen sechs wurden in die Luft gestrichen; darauf mußte sie nach
Sibirien in die Verbannung, und überlebte wahrscheinlich die ihr
zugcfügte Schmach nicht lange, weil sie sonst wahrscheinlich von
der Kaiserin, die bald nachher zur Negierung kam, würde zurückgeru-
fen worden seyn. Ihre Söhne, von denen der eine gleichfalls Kam-
merherr der Kaiserin war, wurden ihrer Aemtcr entsetzt und als
gemeine Soldaten nach Persien gesendet. Die mitverhaftcten
*) Nach dcm Berichte einiger Geschichtsschreiber ließ der Kaiser den
Kopf des Kammcrherrn in Spiritus setzen und mehrere Lage hin-
durch im Zimmer seiner Gemahlin stehen, sodann übergab er ihn
der Akademie der Wissenschaften, welche ihn in einem besonderen Zim-
mer mit noch einem anderen Kopfe aufbewahrcn mußte. Beide Kö-
pfe wurden hier sehr gut erhalten, ohne daß sich, außer dem Aufseher
der Präparate, sonst jemand um sie bekümmerte. Erst nach Ver-
lauf von 60 Jahren fand die Fürstin Daschkow, welche Präsidentin
der Akademie der Wissenschaften war, bei Durchsicht der Rechnungen
den Verbrauch von vielem Spiritus. Aus ihre nähern Erkundigungen
erfuhr sie, daß in einem im Keller befindlichen Kasten, wozu der Auf-
seher allein den Schlüssel habe, zwei Köpfe im Spiritus aufbewahrt
würden. Man sah nun im Archive nach und fand, daß der eine die-
ser Köpfe dem Kammerherrn Mons, der andere aber einem Fraulein
Hamilton, die ihr dcm Czar geborenes Kind ermordet hatte und
dafür enthauptet worden war, angehörte. Beide Köpfe waren sehr
gut erhalten worden und zeugten noch damals von der Schönheit der
Unglücklichen, welche einst damit geschmückt waren. Auf Befehl der
Kaiserin Catharina It. wurden sie im Keller eingegraben.
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TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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