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23. König Htto I. und Krinzregenl Knitpotd.
„Laß es, Himmel, wohl ergehen Unserm Schirmherrn Luitpold,
Den mit Stolz wir walten sehen Väterlich uns allen hold."
Martin Greif.
Nach dem Tode König Ludwig Ii. am 13. Juni 1886 übernahm Prinzregent Luitpold für seinen kranken Neffen, den König Otto, die Regierung Baherns. Mörtig ^tto ist der Bruder Ludwigs Ii. ($r dringt feine Tage auf dem Schlosse Fürstenried bei München zu. Dort wird ihm die sorgfältigste Pflege in seiner schweren geistigen Krankheit zuteil.
Selten hat ein Fürst unter so schwierigen Verhältnissen die Regierung eines Landes übernommen als Prinzregent Luitpold. Aber es ist ihm gelungen, sich die Liebe feines Volkes in reichern Maße zu erwerben. Einen glänzenden Beweis hierfür brachte sein siebzigster Geburtstag am 12. März 1891, der im ganzen Lande mit großer Begeisterung gefeiert wurde, obwohl sich der Prinzregent prunkvolle Feste verbeten hatte. In München wurde ein großer Festzug veranstaltet, an dem Abgesandte aus alleu Kreisen des Landes teilnahmen. Auch die Schuljugend Münchens durfte eine Huldigung darbringen. Freundlich unterhielt sich der Fürst init den Kleinen und ließ ihnen im Hoftheater eine Oper ausführen.
Aus Anlaß dieses Geburtsfestes wurde im Lande auch eine Geld-fammlung veranstaltet. Das Erträgnis derselben wurde in jedem Kreise zu einer Stiftung verwendet, die bedürftigen Leuten zugute kommt.
Auch feinen 80. Geburtstag bat unser Prinzregent in voller geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit begangen.
Prinz Lnitpold wurde am 12. März 1821 im Residenzschloß zu Würz-burg geboren. Er war der dritte Sohn des späteren Königs Ludwig I. L>eine Mutter hieß Therese und war eine geborene Prinzessin von Sachsen» Hildburghausen. Die ersten vier Lebensjahre brachte der kleine Prinz im Winter zu Würzburg und im Sommer zu Brückenau zu. Als sein Vater König wurde, siedelte die ganze Familie nach München über. Luitpold erhielt wie seine Brüder eine sorgfältige Erziehung. Er war für den Soldatenberuf bestimmt. Seine liebste Waffengattung war die Artillerie. Im Turnen, Reiten und Fechten eignete er sich eine große Gewandtheit an. Er war ein so vorzüglicher Schwimmer, daß er durch den Starnberger See von Schloß Berg bis Possenhofen zu schwimmen vermochte. Im Bergsteigen tat es ihm an Ausdauer keiner gleich.
Eine Universität besuchte der Prinz nicht. Aber er erhielt von den ausgezeichnetsten Professoren der Hochschule Unterricht.
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Luitpold war der Lieblingssohn seiner Eltern. Mit unbegrenzter Liebe und Verehrung hing er an Vater und Mutter. Die Seelengüte und das tiefe Gemüt der Mutter, des Vaters hoher Geist und Liebe zum deutscheu Vaterlande haben sich auf den Sohn vererbt.
Mit 18 Jahren trat er in das 1. Artillerie-Regiment ein und diente wie jeder andere Soldat. Er stand an verschiedenen Plätzen der Stadt Posten und schlief nachts gleich seinen Gefährten auf dem Bretterlager des Wachtzimmers. Nach und nach machte er Dienst als Feuerwerker, Oberfeuerwerker, Leutnant, Oberleutnant und Adjutant. Nun wurde er zum Oberst seines Regiments ernannt. 1840 machte er das große Übuugs-lager bei Nürnberg mit; dabei blieb er, während seine Eltern und sein Bruder Mar auf der Burg wohnten, stets in seinem Offizierszelte vorder Stadt und ertrug alle Unannehmlichkeiten des Lagerlebens. Um die anderen Waffengattungen kennen zu lernen, machte er auch Dienst bei der Infanterie und bei den Kürassieren.
Mit 20 Jahren begab sich der Prinz auf eine Reise nach Italien. Mailand, Nizza, Genua, Floreuz und das „ewige Rom" wurden besucht. In der Wunderwelt Italiens schöpfte er Begeisterung für die Werke der Kunst. [ In Rom besuchte er auch den Papst, welcher den bayerischen Prinzen mit großer Freundlichkeit empfing. Von Rom ging es noch südlicher nach Neapel. Hier lernte er die 16-jährige Prinzessin A u g u st a vontoskana, seine spätere Gemahlin, kennen. Von hier aus besuchte Luitpold auch Spanien. Granada mit der wunderbaren arabischen Königsburg Alhambra zog ihn mächtig an. Kaum weniger fesselte ihn die Felsenfestung Gibraltar und das herrlich gelegene Lissabon, die Hauptstadt Portugals. So nahe dem Erdteil Afrika machte er auch dorthin einen kürzeren Ausflug und kam bis nach Tanger.
Die Vermählung des Prinzen Luitpold fiel in das Jahr 1844. Seine Ehe war eine äußerst glückliche. Drei Prinzen und eine Prinzessin: Ludwig, Leopold, Arnulf und Therese gingen aus derselben hervor.
Im Herbst 1846 machte Luitpold eine zweite große Reise, eine Orient-
reise. Von Regensburg ging es auf der Donau nach Wien, Belgrad und durch das Schwarze Meer nach Konstantinopel. Von da begab er sich nach Ägypten, bestieg eine Pyramide und besah deren innere Räume. Dann kam er südlich bis an den ersten Wasserfall des Nil. Auf der Rückreise besuchte er seinen Bruder Otto, der damals noch König von Griechenland war. Von hier ging die Reise nach Neapel, wo er seine Gemahlin wieder sah. Mit ihr kehrte er dann in die Heimat zurück.
Bitteren Schmerz bereitete dem Prinzen Luitpold der frühe Tod seiner heißgeliebten Gemahlin. Schon mehrere Jahre kränkelte sie. An demselben Tage, an welchem sie vor 20 Jahren als glückstrahlende juuge
Dittmar und Graf, Vaterländische Geschichte. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Burg Italien Mailand Nizza Genua Italiens Rom Neapel Spanien Granada Lissabon Portugals Afrika Tanger Donau Wien Belgrad Konstantinopel Griechenland Neapel
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Frau ihren festlichen Einzug in München gehalten hatte, trug man sie aus der Residenz in die Theatinerkirche zur letzten Ruhe (1864).
Die Beteiligung des Prinzregenten au den Feldzügen von 1866 und 1870/71 habe ich schon erwähnt. Die Zeit, welche zwischen beiden Kriegen lag, wurde von Luitpold dazu beuützt, die Kriegstüchtigkeit der bayerischen Armee zu heben. Diese Aufgabe gelang ihm vollkommen.
Die Kinder Luitpolds siud sämtlich in München geboren, Prinz Ludwig, der älteste Sohn und dereinstige Thronerbe 1845. Er ist verheiratet mit der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich. Ruprecht, der älteste Sohn dieses Prinzen (geboren 1869), ist bereits verheiratet und hat zwei Söhne, die flehten Prinzen Luitpold und Albrecht, vou denen ersterer dereinst voraussichtlich König von Bayern wird. Prinz Ludwig nahm teil an dem Feldzuge von 1866 und wurde durch einen Schuß in den Oberschenkel verwundet. Der zweite Sohn des Prinzregenten, Leopold, ist mit der ältesten Tochter des Kaisers von Österreich, der Erzherzogin Gisela, verheiratet. Bon dessen Teilnahme an den letzten Feldzügen und von seiner Tapferkeit im Krieg von 1870 wurde bereits erzählt. Der jüngste Sohn Arnulf endlich ist mit Prinzessin Therese von Liechtenstein verheiratet. Unser Prinzregent hat nur eiue Tochter: Therese, sie waltet im trauten Heim an Stelle der verstorbenen Mutter in liebevoller Fürsorge für deu teuren Bater.
Viel Leid und viel Freud Hatte unser geliebter Prinzregent schon erlebt, als ihn die Vorsehung zum Herrscher über Bayern berief. Eine reiche Erfahrung und einen klaren Blick Hatte er sich durch rege Anteilnahme an der Regierung des Landes erworben. Die Regentschaft übernahm er mit den schölten Worten:
„Möge es mir vergönnt sein, zum Wohl des treuen und geliebten Landes wirken zu können. Das ist mein sehnlichster Wunsch, das walte Gott!"
Kürz nachher machte er Rundreisen durch das Land. Überall wurde der leutselige Fürst mit Begeisterung empfangen. Er weiß aber auch durch seine Freundlichkeit und seine Einfachheit die Herzen aller zu gewinnen. Obwohl er Sinn für Sparsamkeit besitzt, ist er doch im Wohltun äußerst freigebig. Manch Armer und Bedrängter weiß davon zu erzählen. Gleich seinem Bater ist er den Künstlern ein besonderer Gönner. Ihre Bestrebungen finden bei ihm stets kräftige Unterstützung.
Rach der glänzenden Feier seines 70. Geburtstages erließ der Prinzregent folgenden schön gehaltenen allgemeinen Dank au sein Volk:
„Als Mir die Vorsehung die schwere Pflicht auferlegte, die Zügel der Regierung zu ergreifen, habe Ich in feierlicher Stunde als Meinen sehnlichsten Wunsch bezeichnet, daß es Mir vergönnt seilt möge, für das Wohl des treuen und von Mir so treugeliebten Landes wirken zu können.
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weit von Kufstein — wurde eine Kapelle eirichtet, die Otto-Kapelle. Mit unendlichem Jubel wurde er in Griechenland begrüßt. Aber die Königskrone wurde ihn: zur Dornenkrone. Nach dreißigjähriger Regierung sab er sich durch einen Aufstand genötigt, das Land wieder zu verlassen. Fünf Jahre darnach starb er zu Bamberg.
tiötüg Ludwig ließ die alte Kreiseinteilung abändern und die Kreise nach geschichtlicher Grundlage benennen. Diese Einteilung besteht heute noch: es gibt zwei bayerische, zwei pfälzische, drei fränkische und einen schwäbischen Kreis.
Es läßt sich nicht alles auszählen, was König Ludwig seinem Bayern-lande Gutes getan hat. Eines sei hier nur uoch erwähnt, daß er eine Blindenerziehungsanstalt in München gründete, wo die Unglücklichen, die des Augenlichts beraubt sind, Aufnahme und Unterricht finden. Den Ertrag seiner Gedichte, welche er dem Drucke übergeben hatte, ließ er dieser Anstalt zufließen.
Freudige Ereignisse in der Königsfamilie und im ganzen Lande bildeten die Vermählungen des Kronprinzen Maximilian mit Prinzessin Marie von Preußen und zwei Jahre darnach diejenige des Prinzen Luitpold (unseres Prinzregenten) mit der Prinzessin Augusta vou Toskana.
In Frankreich wurde es zu jeuer Zeit wieder unruhig, wie damals am Ende des 18. Jahrhunderts. Das Volk war unzufrieden mit seiner Regierung und die Bewegung griff auch nach Deutschland über. Auch in Bayern fing es an zu gären. Da legte König Ludwig zugunsten seines Sohnes die Krone nieder. „Eine neue Richtung hat begonnen," schrieb er an sein Volk, „eine andere, als die, in welcher ich geherrscht. Ich lege die Krone nieder. Treu regierte ich. Dem Wohl des Volkes war mein Leben geweiht. Ich kann jedem offen in die Augen sehen. Und nun meinen tiefgefühlten Dank allen, die mir anhingen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt mein Herz für Bayern, für Deutschland."
Noch 20 Jahre lebte der König zurückgezogen seiner Familie und der Kunst. Er überlebte sogar noch seinen Sohn und Nachfolger um vier Jahre. Im Alter von 82 Jahren starb er (1868) zu Nizza. Sein Leichnam ruht in der von ihm erbauten Bonisazinskirche in München.
König Ludwig hatte vier Söhne:
Maximilian — Otto — Luitpold — und Adalbert.
Maximilian wurde nach seines Vaters Abdankung König von Bayern, Otto war König von Griechenland. Der dritte Sohn Luitpold, unser Prinzregent, ist gegenwärtig des Königreichs Bayern Verweser.
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ein furchtbares Gedränge, so daß sie einstürzte und gegen 3000 Böhmen in den reißenden Fluten ihren Tod fanden. Ottokar mußte um Frieden bitten und alles Eroberte wieder herausgeben.
Ludwig der Strenge hatte eine Schwester, Elisabeth, welche an den deutschen Kaiser Konrad Iv. verheiratet war. Sie hatte einen Sohn, „Konradin". Derselbe war beim Tode seines Vaters, der in Italien plötzlich starb, erst zwei Jahre alt. Nie haben sich Vater und Sohn gesehen. Am Hofe feines Oheims und Vormunds, des Herzogs Ludwig von Bayern, wuchs Konradin zu einem fchönen blühenden Jüngling heran. Mit 16 Jahren zog er, aufgefordert von einer italienischen Gesandtschaft, unter Einwilligung seines Oheims nach Italien, um sich das Reich seines Vaters zu erobern. Er sah seine Heimat nicht mehr. Karl von Anjou besiegte ihn, nahm ihn gefangen und ließ ihn auf dem Marktplatz in Neapel auf Grund eines ungerechten Urteils wie einen gemeinen Verbrecher hinrichten (1268). Seine letzten Worte waren: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich Dir!" So fcbied der letzte Hohenstaufe aus dem Leben. Seine Gebeine ruhen in der Kirche Santa Maria del Carmine zu Neapel. König Maximilian Ii. von Bayern ließ als Kronprinz dortselbst dem Unglücklichen eine Marmorstatue errichten. Vielfach ist das traurige Geschick des letzten Hohenstaufen im Liede besungen worden.
„Du blondgelockter Knabe, wie klingt dein Name hold Im deutschen Heldenliede, im deutschen Saitengold,
So stolz wie Schwerterklingen in lauter Hunnenschlacht,
So mild wie Wipfelrauschen in stiller Lenzesnacht,
Doch auch wie Wettergrollen, wenn die Natur empört,
Was liebend sie geschaffen, in wildem Haß zerstört."
L. Wohlmuth.
Die bayerischen Herzoge erbten Konradins Güter zum großen Teil und vermehrten dadurch ihre Besitzungen. Aber schon die Teilung der Hinterlassenschaft führte zu neuen Uneinigkeiten der Brüder. Die Streitigkeiten verschärften sich bei der neuen Kaiserwahl. Nach dem Aussterben der Hohenstaufen war in Deutschland eine schreckliche Zeit. Die Kaiserkrone war so wenig gesucht, daß sich kein einheimischer Fürst um sie bewarb. So wurden denn zwei Ausländer, ein Spanier und ein Engländer von je einem Teil der Kurfürsten zu deutschen Kaisern gewählt. Man nennt diese Zeit in der Geschichte Interregnum (Zwischenregierung). Das Kaisertum war so tief gesunken, daß sich die Kurfürsten gar nicht schämten, ihre Stimmen zu verkaufen und demjenigen zu versprechen, der am meisten dafür bezahlte. Einer dieser beiden Kaiser kam gar nie nach Deutschland; der andere erschien wohl einigemale, ohne jedoch etwas irgendwie Bedeutendes zu leisten. Daß unter solchen Verhältnissen kein Recht und keine Ordnung herrschte, könnt Ihr Euch denken. Jedermann half sich
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Neapel Neapel Bayern Deutschland Deutschland
§ 57. Das Interregnum 1254—1273. §58. Die Kreuzzüge. Gottfried v. Bouillon. 59
§ 57.
Das Interregnum 1254—1273. Die deutschen Städte.
Kaiser des Zwischenreichs. Mit dem Tode Konrads Iv. 1254 beginnt das sogenannte Interregnum oder Zwischenreich. In dieser Periode bekleideten gleichzeitig zwei ausländische Fürsten die Würde eines deutschen Königs, nämlich Richard von Cornwallis und Alfons von Castilien.
2) Das Faustrecht. Diese Könige kümmerten sich aber wenig um Deutschland, und so erlangte hier das Recht des Stärkeren, das Fanstrecht, Geltung. Bald lagen die weltlichen und geistlichen Großen unter sich und mit den Städten in beständiger Fehde. Am ärgsten trieb es der niedere Adel, indem derselbe den fleißigen Bürger, den reisenden Kaufmann von seinen Raubburgen aus überfiel und ausplünderte oder bis zur Bezahlung eines Lösegelds gefangen hielt.
3) Die Femgerichte. Um den rohen Ransgeist des Adels zu bändigen, bildeten sich in Deutschland die sogenannten Femgerichte. Jedes Gericht (Freistuhl) war mit einem Freigrafen und sechs Freischöppen besetzt. Die Freistühle eines Landes stunden unter dem Stuhlherren (Landesherren), sämtliche Stuhlherren unter dem Kaiser oder oder feinem Stellvertreter, dem Erzbischof von Cöln. Diese Gerichte steuerten vielem Unrecht, bis sie unter Maximiliau I. einer besseren Rechtspflege den Platz räumten.
4) Städtebünde. Zur Steuerung jener gewaltthätigen Zustände dienten ferner die Städtebünde. Von denselben waren die 1241 gestiftete Hansa in Norddentschland, ferner in Süddentschland der
rheinische (seit 1254) und der schwäbische Städtebnnd (seit 1376) am bedeutendsten. Unter dem Schutze dieser Bünde entwickelten sich die städtischen Rechte und Freiheiten immer mehr. Bald blüheten Handel und Gewerbe, namentlich in den freien Reichsstädten, die unmittelbar unter dem Kaiser standen. Hier lag anfangs das Stadtregiment völlig in den Händen der sogenannten Geschlechter oder
Patricier. Als sich aber die Bürger in Zünfte und Innungen zu-
sammenschlössen, erkämpften sie sich bald gleichen Anteil an dem städtischen Regimente oder brachten die Verwaltung wohl auch ganz in ihre Hände. So traten also die Städte als ein neuer politischer Faktor für die Reichsverwaltnng an f.
§ 58.
Tie Kreuzzüge 1096 1291. Gottfried von Bouillo n
Die äußere Veranlassung zu den Kreuzzügen gaben die gegen die Christen in Palästina, gegen die christlichen Pilger und die heiligen Stätten verübten Frevel, welche sich die seit 1078 in Palästina herrschenden seldsch nckischen Türken erlaubten.
Laut klagten hierüber die heimkehrenden Pilger, am eindringlichsten Peter von Amiens, der Einsiedler genannt. Derselbe begeisterte durch seine feurigen Reden die ganze abendländische Christenheit zur Befreiung des heiligen Landes, und als nun Papst Urban Ii. auf den Kirchenverfainmlnngen zu Piacenza und Cleimout die Gläu-
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§ 70. Der Abfall der Niederlande 1581. Wilhelm von Oranten. 73
Karl selbst zog sich in die Einsamkeit zurück und lebte noch zwei Jahre in einem kleinen Hause neben dem Kloster St. Inste in Spanien.
Sowohl Ferdinand I. als Maximilian Ii. 1564—76 suchten 1564-den Religionsfrieden aufrecht zu erhalten. Sie hatten ihre ganze Regierungszeit hindurch mit den Türken zu kämpfen und mußten ihnen sogar Tribut entrichten.
Das türkische Reich war nach dem Untergange des oströmischen Reiches 1453 entstanden. Bald fielen die umliegenden Provinzen, ferner der ganze Westen Asiens und Ägypten an das neugegründete Reich, welches unter S o l im an Ii. 1520—1566 seinen Höhepunkt erreichte. Seit der Regierung dieses Sultans ward Ungarn der Zankapfel zwischen Österreich und den Türken, die dann wiederholt Wien bedrohten (1529 und 1683), bis sie endlich seit dem Frieden zu Karlowitz (1699) von ihrer Höhe allmählich wieder herabsanken.
§ 69.
Tie Pariser Bluthochzeit 1572.
In Frankreich gewann die Reformation, besonders von der Schweiz aus, fchou frühe viele Anhänger, die man Hugenotten (Eidgenossen) nannte. Gegenseitige Unduldsamkeit führte zwischen ihnen und deu Katholiken bald zu blutigen Bürgerkriegen. Unter der Regierung Karls Ix. kam es dann zu einer Begebenheit, die unter dem Namen der Pariser Bluthochzeit bekannt ist.
Der Bourbone Heinrich von Navarra, ein Hugenotte, vermählte sich mit der Schwester Karls. Viele vornehme Hugenotten hatten sich
znr Hochzeit in Paris eingesungen. Da kam es auf Anstiften der
Mutter des Königs (Katharina von Medieis), wenige Tage nach der Hochzeit, in der Bartholomäusnacht (24. August 1572) zur Er- 1572 mordung vieler Tausende von Protestanten. Der junge König selbst, mit dessen Billigung der Massenmord geschehen war, schoß von seinem
Schlosse herab nach den fliehenden Hugenotten.
Im Jahre 1589 starb das Hans Valois ans, und nun gelangte mit Heinrich Iv. von Navarra die verwandte Seitenlinie Bourbon auf den französischen Thron. Er verschaffte dem zerrütteten Lande Frieden, indem er zum Katholicismus übertrat und den Hugenotten in dem wichtigen Edikt von Nantes 1598 freie Religionsübung zu- 1593 sicherte. Sein Freund und Minister war der edle Herzog Sully, welcher durch Beförderung des Ackerbaues, der Industrie und des Handels die innere Staatskraft Frankreichs mächtig förderte. König Heinrich endete durch Mörderhand 1610. An seine Stelle trat sein Sohn Ludwig Xiii. bis 1643, für den aber bald der große Kardinalminister Richelieu das Staatsruder führte.
§ 70.
Der Abfall der Niederlande 1581. Wilhelm von Oranien. 1581
Auch in den Niederlanden brachte die Reformation eine merkwürdige Revolution hervor. Diese durch Handel und Gewerbfleiß reichen Länder waren dem Könige Philipp Ii. von Spanien zugefallen. Philipp haßte jede religiöse und politische Freiheit und sendete daher zur Unterdrückung derselben den grausamen Herzog Alba mit einem Heere nach Brüssel.
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72 § 68. Das Zeitalter der Reformation.
1545 zu Trient eröffnet und bauerte bis 1563. Da die Protestanten es nicht beschickten, so rüstete der Kaiser zur Unterbrückung der neuen Lehre, und im Jahre 1546, dem Tobesjahre Luthers, brach dann der 1546-1547 sogenannte fchmasfalbtfche Krieg 1546—1547 aus. Die 23er= bünbeten des Kaisers waren: der Papst, die katholischen Fürsten und der protestantische Herzog Moritz von Sachsen. Als nun das schmal-kalbische Bunbesheer gegen den Kaiser heranzog, würden die Häupter besselben: der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Lanbgraf P hilipp von Hessen, mit der Reichsacht belegt, die Moritz in Kursachsen vollstreckte. Der Kurfürst Johann Friedrich würde dann 1547 6ei Mühlberg an der Elbe 1547 von dem Kaiserlichen Heere geschlagen und gefangen und verlor Laub und Würbe an Moritz.
Jetzt würde Philipp von Hessen, der Schwiegervater des Moritz, mutlos. Er unterwarf sich, warb aber ebenfalls Gefangener des Kaisers und bis nach dem Paffauer Vertrage in harter Haft gehalten.
6) Rettung der Protestanten durch -Moritz von Sachsen. Nachbem Moritz seinen Ehrgeiz befriebigt sah, trat er plötzlich als Beschützer des Protestantismus auf. Er verbanb sich insgeheim mit Heinrich Ii. von Frankreich gegen den Kaiser und rückte 1552 in Eilmärschen nach Tirol, so daß der in Innsbruck krank barnieber-liegenbe Kaiser nur mit Not entkam. In einer Sänfte ließ er sich über die Alpen tragen; den gefangenen Johann Friedrich hatte er vorher freigelassen. In biefer Lage verstaub er sich zu einem Ausgleich
1552 mit den Protestanten. In einem zu Passau errichteten Vertrag 1552 erhielten die Anhänger der Augsburger Konfession freie Religions-1555 übung bis zu einem Reichstag gewährt. Derselbe kam 1555 zu Augsburg zu staube und genehmigte einen Religionsfrieben, welchem zufolge den Reichsstänben der Augsburger Konfession, nicht aber ihren Unterthanen, gleiche Rechte mit den Katholiken gewährt würden.
Doch wurden die gemachten Zugeständnisse durch den „geistlichen Vorbehalt" insofern beschränkt, als die in Zukunft zum Protestantismus übertretenden geistlichen Stände Würde und Land verlieren sollten.
7) Karl V. und seine 6eiben Nachfolger. Karl V. war als Erbe Spaniens mit seinen Nebenlänbern und als beutscher Kaiser der mächtigste Monarch seiner Zeit. Aber seine Regierung war eine mühe-unb sorgenvolle. Er hatte nämlich nicht nur mit König Franz I. von Frankreich, der auf Karls Macht eifersüchtig war, fonbern auch mit den Türken viele harte Kämpfe zu bestehen. Dazu scheiterte fein teuerster Plan: die Vereinigung der religiösen Parteien in Deutschland. Die Reformation machte vielmehr immer weitere Fortschritte, und balb sollten durch sie alle Verhältnisse in Deutschland und im übrigen Europa umgestaltet werben.
Als ihm auch die Erhebung seines Sohnes Philipp auf den Kaiserthron mißlang, bankte er ab 1556. Philipp regierte nun in Spanien, den Nieberlanben, in Mailanb, Neapel und den Kolonien ■— des Kaisers Bruder Ferbinanb, bereits seit 1520 Herr der österreichischen Laube, seit 1526 König von Böhmen und Ungarn, warb Kaiser 1556—64 1556—64.
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Extrahierte Ortsnamen: Luthers Hessen Kursachsen Mühlberg Sachsen Frankreich Eilmärschen Spaniens Deutschland Deutschland Europa Spanien Nieberlanben Mailanb Neapel Ungarn
§ 96. Revolutionen und ihre Folgen. 105
2) Die Februarrevolution von 1848. König Louis Philipp i«48 M'gte, verblendet von Selbstsucht, mehr für die Interessen seines Hauses, als für das Wohl Frankreichs und entfremdete sich so immer mehr die Herzen des französischen Volkes. Die verweigerte Ausdehnung des Wahlrechts auf einen größeren Teil des Volkes war die unmittelbare Veranlassung zur Revolution, die im Februar 1848 ausbrach und die Abdankung des Köuigs, sowie die Proklamation der Republik zur Folge hatte. Diese erhielt daun im Dezember 1848 m Louis Napoleon Bonaparte, einem Sohne des einstigen Königs von Holland, einen Präsidenten, welcher durch gewaltsame Auslösung der seinen ehrgeizigen Plänen widerstrebenden Nationalversammlung am 2. Dezember 1851 („Staatsstreich") seine Gewalt befestigte^ und erweiterte. Er herrschte jetzt wie ein Diktator über Frankreich und ließ sich am 2. Dezember 1852 als Napoleon Iii. zum Kaiser E der Franzosen wählen.
Diese Bewegung teilte steh diesmal allen Staaten Deutschlands mit, besonders wurden in die Umwälzung hineingerissen: a) Bayern, wo König Ludwig I. zu gunften seines Sohnes Maximilian Ii. abdankte;
») O st e r reich, wo Kaiser Ferdinand die Krone seinem Nessen Franz ^ojeph überließ, der dann 1848—49 die Ansstände der Lombarden und Ungarn unterdrückte, letztere mit Hilfe Rußlands; c) Preußen, wo me Revolution endlich zu eiuer Verfassung führte 1850.
£)o der deutsche Bundestag unfähig war, den Forderungen nach „Einheit und Freiheit" zu genügen, so trat in Frankfurt 1848 das aus allgemeinen Volkswahlen hervorgegangene deutsche Parlament zusammen (Präsident: Heinrich von Gagern). Jetzt wurde der Bnndes-
nnfo^üst, Erzherzog Johann von Österreich zum provisorischen Reichsverwefer ernannt. Die mit dieser Lösung unzufriedenen Republikaner unter Hecker und Strnve wurden bei Kandern im badischen Kreis Freiburg geschlagen.
m Ju Kopenhagen war unterdessen König Friedrich Vii. durch einen Volksaufstand gezwungen worden, die Einverleibung Schleswigs in Dänemark auszusprechen. Doch die Herzogtümer waren für ihr Erb-folgerecht und ihre Ungeteiltst eingetreten, und der Bundestag hatte Hilfstruppen unter dem preußischen General Wrangel gesendet. Durch t>a§ diplomatische Einschreiten Englands, Schwedens'und Rußlands kam es indessen zum Waffenstillstand von Malmö (1848), der Schleswig unter tue gemeinschaftliche Verwaltung Dänemarks und Preußens stellte.
„ r ^chdem im deutschen Parlamente die sogenannten Grundrechte festgestellt waren, handelte es sich um die Wahl eines Reichsober-Hauptes. Nun wurden die Gegensätze immer offenkundiger. Das unter Hemrich von Gagern bestehende Reichsministerinm forderte den Ausschluß Österreichs ans dem deutschen Bundesstaate, und das Parlament wählte 1849 Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum deutschen Kaiser. Allein dieser erklärte: ohne das freie Einverständnis der deutschen Fürsten keine Entschließung fassen zu können, und lehnte die Kaiserwurde ab.
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp_i«48 Philipp Louis_Napoleon_Bonaparte Napoleon Napoleon Ludwig_I. Maximilian_Ii Maximilian Ferdinand Ferdinand Franz_^ojeph Franz Heinrich_von_Gagern Heinrich Johann_von_Österreich Johann Hecker Friedrich_Vii Friedrich Schleswigs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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58 § 56. Die Hohenstaufen 1138—1254.
wurde zu Palermo beigesetzt. Mit ihm ward das größte Herrscher-
genie der Hohenstaufen zu Grabe getragen.
U97-1208 4) Philipp von Schwaben 1197—1208, der Bruder Hein-
richs Vi., hatte einen Gegenkönig an dem Welfen Otto Iv. von Braunschweig und ward auf der Altenburg zu Bamberg ermordet. Otto ward jetzt allgemein anerkannt, verfeindete sich aber dann mit Innozenz Iii., ward gebannt und zog sich bald auf seine Erbgüter zurück, ohne fein Königtum weiter geltend zu machen.
i2i5-i25o 5) Friedrich Ii. 1215—1250, der geistvolle und willenskräftige
Sohn Heinrichs Vi., ward wegen Verzögerung eines versprochenen Kreuzzuges mit dem Banne belegt, führte aber den Kreuzzug aus (1228—1229).
Nachdem er einen Aufstand feiues durch Ehrgeiz aufgereizten Soh-ues Heinrich gedämpft und auf einem glänzenden Reichstag zu 1235 Mainz 1235 die Ordnung in Deutschland fest begründet hatte', begann auch er einen verhängnisvollen Kampf mit den Lombarden. Sein 123' Sie g bei Cortenn o va am O glio 1237 brachte ihn ans die Höhe seines Glückes und Ruhmes, war aber zugleich ein entscheidender Wendepunkt. Zwar kämpfte er gegen die Gnelfische Partei und die Päpste tapfer fort, aber eine für ihn günstige Entscheidung vermochte er nicht herbeizuführen. Unbesiegt zog er sich in seine Erblande nach Neapel
zurück und starb in Apulien an einer ruhrartigen Krankheit. Auch er wurde in Palermo begraben.
6) Die letz te n Staufen. Der Sohn Friedrichs Ii., Konrad Iv.
1250—1254 1250—1254, hinterließ bei seinem Tode 1254 einen unmündigen Sohn, Konradin, den letzten Sprößling des so gewaltigen und hochbegabten Helden- und Herrschergeschlechts. Derselbe war in Deutschland von seiner Mutter Elisabeth, einer Tochter Ottos des Erlauchten von Bayern, erzogen worden und zog, von der Ghibellinischen Partei gerufen, nach Italien, wo Karl von Anjou die Hohenstaufischeu Erb laude in Besitz genommen hatte. Zwischen Tagliacozzo und Seureola 1268 besiegte Konradin das Heer Karls 1268. Die Feinde flohen, die Sieger stürzten in Unordnung- über das feindliche Lager her. Da brach der französische Hinterhalt hervor und riß den Sieg an sich. Konradin floh zum Meere und hatte sich schon ans ein Schiff gerettet
— da wurde er gefangen genommen und an Karl von Anjou ausge-
liefert. Dieser ließ ihn mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Edlen auf dem Marktplatze zu Neapel öffentlich hinrichten. 1268.
Ein so entsetzliches Ende nahm das edle Geschlecht der Hohenstaufen, das so herrlich begonnen, auf das Deutschland so große Hoffnungen gebauet hatte! Nun brach die Größe des deutschen Reiches zusammen, und dieses löste sich bald in zahlreiche reichsuumittelbare Glieder auf.
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