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1. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 62

1874 - Mainz : Kunze
- 62 — die alte phokäische Kolonie, noch heute der bedeutendste Hafen- platz für den Orient, am Westrande der Seealpen. Ueberhanpt ist am Golf du Lion (d. i. rwv Aiyvcov) nur im Bereiche dieses Gebirges gute natürliche Hafenbildung; daher in kurzer Eutfer- nnng der Kriegshafen Toulon, Frejns, Antibes, Nizza; das Delta (Camargue) der versandeten Rhonemündungen, sowie die übrige flache Küste bis zur Grafschaft Roussillou an der Pyrenäenseite, sandig, sumpfig und voller Strandseen wie am Biscayischen Bnjen. Daher schon die römische Küstenstraße zuerst nach Aquae Sextiae*), von da erst zur Rhone nach Arelaw (Arles); jenseits derselben über Nemausus (Nimes) nach Narbo Martius <Narbonne), dem Knotenpunkte der nach Toulouse und nach Spanien führenden Straßen. Noch heute erinnern mannichfal- tige Bauwerke in diesen und vielen andern alten Städten bis über Paris hinaus an die Römerherrschaft. Die Rhone aufwärts nähert sich das Mittelgebirge dem rechten Ufer bis zum Knie bei Lyon. Die Lage dieser Stadt an der Saonemündung und au der Schwelle zum mittleren und nördlichen Lande schon von den Römern erkannt, daher der Stützpunkt für die Verwaltung von Gallia Lugdunensis.**) Noch bedeutender wurde sie seit dem Mittelalter durch die geographische Verbindung mit dem Rheinlande und der Poebene als Stützpunkt für die Ausbreitung des Christenthums, als burgundische Hauptstadt; und noch heute ist in dieser zweiten Stadt Frankreichs eine der Hauptstadt an der Seine entgegengesetzte Strömung bemerkbar. — Das linke Ufer der Rhone begleitet eine langgestreckte, fruchtbare, im S. üppige aber durch Überschwemmungen des Stromes gefährdete Ebene, große Völkerstraße seit der ältester Zeit über Vienne (Hauptstadt des Dauphins), das römische Schlachtfeld von Arau- sio (Orange)***) und die päpstliche Residenz Avignon. — Kunst und Poesie, das heitere Leben der Troubadours an den kleinen Höfen, so ganz dem wechselvollen, aber heiteren Charakter des Landes entprechend, ist seit der Einverleibung erstorben. *) Aix en Provence zum Unterschiede von Aix en Savoie. **) Von Lyon aus strahlensörmig die Linien zu Casars gallischen Schlacht- seldern. ***) Das Fürstenthum Orange nebst der benachbarten päpstlichen Graf- schaft Avignon gehören zu deu letzten selbständigen Resten des von den Grafen von Vienne gegründeten arelatischen Königreichs. Elfteres ererbtes Besitzthum des Grafen Wilhelm des Schweigsamen von Nassau-Dillenburg, daher auch von zahlreichen Hugenotten bewohnt. Oranischer Erbfolgestreit.

2. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 3

1874 - Mainz : Kunze
— 3 — Ostsee bis Petersburg, in Ungarn und Siebenbürgen, in ge- ringerer Zahl über den ganzen Erdtheil ausgebreitet. Die Slaveu, Herren von Osteuropa, auch vielfach nach So. ver- zweigt; Bulgaren, Albanesen und Neugriechen gelten als Ver- wandte derselben. Von den 3 herrschenden Stämmen bewohnen demnach die Romanen den S. und W. (römische Katholiken), die Germanen die Mitte und den maritimen N. (vorwiegend evangelisch), die Slaven den O. (die westlichen römisch-, die übrigen griechisch-katholisch), Dem entsprechend in Amerika: der N. vorwiegend germanisch-evangelisch, der S. romanisch-kathl? lisch. An der Spitze der Kulturvölker stehen unter den Germanen die Deutschen und Engländer, unter den Romanen die Franzo- sen und Italiener. Die Germanen und Romanen Vermittler der Kultur nach den überseeischen Ländern, die Slaven (Russen) Vermittler der europäischen Kultur nach dem continentalen Asien. Die besonderen Eigenschaften und Begabungen dieser Völker ergeben sich aus ihrer Geschichte. Der Zahl, wie den geistigen Schöpf- ungen nach haben die Germanen das Uebergewicht. Ii. Die Länder der Germane». §. 1. Deutschland» (Das deutsche Reich nebst Luxemburg; Deutsch-Oesterreich,) Deutschland, das Herz Enropa's (s. S. 1), unge^ fähr seit der christlichen Zeitrechnung mit den alten Kulturvölkern in näherer Berührung, nach den Schilderungen der Römer ein unwirtlich-rauhes Barbarenland zwischen Donau, Rhein, Weichsel und dem Meere, voll Wald, Sumpf und wilder Thiers), nimmt nach seiner natürlichen Lage eine vermittelnde Stellung unter den übrigen Ländern ein. Natürliche Grenzen nur im S. und N., dort die Alpen, hier das Meer: sie erinnern an die Beziehungen zu Jta- lieu und Skandinavien. Die politischen Grenzen zeigen dort ein Zurückdrängen, hier ein Vorrücken deutscher Macht (Eider, Schlei, Königsau). Größere Veränderungen an der Westseite, wo die Sprachgrenze (von den Alpen über die Plateanx der Schw^z *) Die älteste deutsche Thiersage kennt den Löwen nicht. I*

3. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 4

1874 - Mainz : Kunze
— 4 — und Lothringens zu den Ardennen und dem vlämischen Tieflande> und die politische Grenze ein farbenreiches Geschichtsbild umrah- men. „Derrhein, Deutschlands Strom, nicht Deutsch- lauds Grenze."^) Folgen undeutscher Politik: das Quell- und Mündungsland des Rheins, lange Zeit auch Elsaß nebst dem Plateau von Lothringen, außerhalb deutscher Machtsphäre. Preußens Wacht am Rhein. Im O. ist der südliche Theil ein gegen Ungarn mit seinen Nebenländern und gegen Galizien ge- öffnetes Gebirgslcmd, der nördliche unbegrenztes Tiefland gegen Polen und Rußland. Die seit der Karolinger Zeit gegründeten Marken von Schleswig bis Friaul: Zeugnisse vom siegreichen Vorschreiten der deutschen Macht im Tieflande und von seiner Erhaltung im Gebirgslande. Im W. ist die Sprachgrenze nicht soweit zurückgedrängt, als sie im O. vorgerückt ist. Daher große Menge flavischer**) Ortsnamen vom Elbgebiete an; deutsche Ortsnamen in Hochburgund und Lothringen, keltische und römische im W. und S. Von der Stellung dieses „Landes der Mitte" zeugen ferner die mit dem Blute fast aller europäischer und vieler asiatischer Völker getränkten und befruchteten Felder, zeugt das Zu- und Ausströmen der Kultur, der universelle Zug iu Charakter und Denkuugsart seiner Vewohner***), zeugen die Wanderungen sei- ner Stämme und die Wanderlust der Einzelnen. Kein bekanntes Land der Welt ohne deutsche Niederlassungen; hervorragend an Zahl iu den slavischen und Donauländern, in Paris (?), Lon* don und Nordamerika. Gegen die Schweiz und die Nieder- lande „grenzt Deutschland an sich selbst." Preußens deutsche Auf- gäbe im Eonfliet mit seiner schwierigen geographischen Stellung; diese Schwierigkeiten gehoben seit 1866. Das neue deutsche Reich enthält 9318 Q.m. mit 41000000 Ew. (davon Preu- ßen 6326 Q.m. mit 24700000 Ew.), Deutsch-Lützelburg 46 Q.m. mit 200000 Ew., Deutsch - Oestreich nebst Liechtenstein 3607 Qm. mit 14000000 Ew. *) Flüsse sind keine natürlichen Grenzen. Die fixe Idee der Franzosen beruhte zum Theil auf der Verwechselung von Gallien mit Frankreich, zum Theil auf der Zersplitterung Deutschlands. **) Doch läßt nicht immer der flavische Namen auf slavischen Ursprung schließen. ***) Der Trieb nach Absonderung und Vereinzelung entspricht der Glie- dernng des Landes. Die geschlossenen Gaue; die abgeschlossenen Alpenthäler.

4. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 59

1874 - Mainz : Kunze
— 59 - Iii. Die Länder der Romanen. §. 1. Frankreich. Ein gegen 9600 Qm.^) umfassendes Polygon zwischen dem 13. und 25. Meridian und den Parallelen von Süd-England und Nord - Spanien. Größte Breite unter dem Meridian von Paris; ihr kommt die größte Länge (fast unter dem Parallel von Paris) gleich. Compactes, fester als Deutschland begrenztes Binnenland. Nach der oceanischen Seite England benach- bart, nach der maritimen Seite von den romanischen Halb- inseln umschlossen, continental von diesen durch die Westalpen und die Pyrenäen, von der Schweiz durch die Jurawälle getrennt. Die natürliche Grenze gegen Deutschland würde auf der Wasser- scheide der Nordsee, des Kanals und des Mittelmeeres liegen, d. h. den flandrischen Landrücken und den Argonnenwald entlang bis zum Quellbezirke der Maas, Mosel und Saone. Durch die geschichtliche Entwicklung, während der die germanischen König- reiche, das westfränkische (Neustrien) im N. und Nw., das West- gothische (Aquitanien) im W. und Sw., das burgundische im S. dem geistigen Einflüsse der römisch gewordenen Gallier unter- worfen wurden, sind die Franzosen die Vorkämpfer der Roma- men zunächst gegen die Germanen in Deutschland und Italien geworden. Daher an der Ostseite Verrückung der natürlichen Grenzen, am meisten gegen Deutschland, wo Frankreich, keilför- mig zwischen Rheinpfalz und Schweiz bis zum Rhein vorge- schoben, erst jetzt durch das deutsche Schwert auf seine Sprach- grenze zurückgewiesen ist (s. Ii. § 1). In Folge dieser politi- schen Stellung geringere Berücksichtigung des Oceans, als des Mittelmeeres!, auch seitdem die langgedehnten oceanischen Küsten in den festen Besitz des Centralstaates übergegangen sind. Vor- rücken der Herrschaft an der italischen Küste: Nizza, Korsika; an der afrikanischen: Algier; an der Schwelle des Orients: der Suezkanal. Das Mittelmeer ein französischer See? Frankreich der westliche Flügel des großen europäischen Gebirgsdreiecks. Fortsetzung der drei deutschen Erhcbungsstnfen, aber mit nordwestlicher und westlicher Abdachung, bedingt durch *) nach Abzug der an Größe ungefähr dem Königreich Sachsen gleich- kommenden deutschen Provinz Elsaß-Lothringen mit etwa 1,600,000 Ew. nur um 219 Qm. kleiner als das neue deutsche Reich. Größer die Differenz der Einwohnerzahl: Frankreich 36, deutsches Reich 41 Millionen Ew.

5. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 61

1874 - Mainz : Kunze
— 61 — großen Weinbezirke, und weiter hin unter italischem Himmel die Maulbeer-, Oliven- und Orangenkultur. Dort der zur Herrschaft bestimmte, vom Niederland kommende einheitliche Frankenstamm; die Grundlage seiner Herrschaft im Reiche von Soissons, dem weiten Seinebecken der Jsle de France; hier die zwiespältigen Burgunder an der Seite der Alpen, die Westgothen an den Pyrenäen, beide nach längerer Feindschaft mit der alten Be- völkerung verschmolzen und durch die Sprache der Proven^alen geeint. Dort neben der langue d'oui das Bretonische (in der Bretagne); hier neben der langue d'oc das Baskische (in den Pyreuäen). Dort die größere kirchliche Einheit seit der altfränkischen Zeit*); hier neben der katholischen Kirche seit der arianischen Ein- Wanderung Ketzer (Albigenserkrieg); dann Hauptsitz der Refor- matiou (Sevennen) u. s. w. — Gründung des französischen ein- heitlichen Staates wie in Deutschland vom nördlichen Tieflande her; Herrschaft auch der nordfranzösischeu Sprache seit dem Zeit- alter Ludwigs Xiv. Seitdem immer weitere Ausgleichung der Gegensätze, begünstigt 1) durch die Bodenverhältnisse und die zahlreichen Flüsse, die bei der geringen Erhebung und häufigen Unterbrechung der Gebirgsriegel die schon von Strabo beobachtete leichte Commnnieation zwischen allen Theilen des Landes durch Land- und Wasserwege gestatten, 2) durch den gemeinsamen gal- tischen Volkscharakter (der noch heute im Reden und Handeln in merkwürdiger Uebereiustimmuug mit Cäsars Schilderung steht), wenn gleich die heiteren Landbewohner in der Provence und Gascogne von den Nordfranzosen nicht bloß im Patois, sondern auch im Temperament wesentlich unterschieden sind, 3) durch den Absolutismus der Monarchie und den Despotismus der Revo- lutiou. Paris ist Frankreich; alles übrige Provinz; die alten Provinzen mit ihren historischen Rechten und Eigentümlichkeiten offiziell vernichtet. Doch hält die Geschichte statt der jetzigen Departements (meist nach Flüssen benannt) die alten Landschafts- namen fest. a. Das Rhonegebiet. Die Wiege der Kultur in Gal- lien an der Küste des Mittelmeeres. In der Provence, dem äl- testen Theile der römischen Gallianarbonensis, Marseille**), *) Chlodwig der älteste Sohn der Kirche, weil erster nicht (manischer König deutschen Stammes. **) Die übrigen alten Städte der Provence nur noch durch ihre monu- mentalen Trümmer von Bedeutung. Auch die Blüte der mittelalterlichen

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 9

1874 - Mainz : Kunze
lieber geographischen Unterricht. 9 gegenüber, anzusehen, so daß sich der besondere Begriff von den einzelnen Staaten, die sich darin gestaltet haben, dem höhern allgemeineren Begriffe zeitig unterordnet. Sollte aber jemand in dem zu großen Umfange Deutschlands einen Grund sehen, weshalb erst ein besonderer Staat als das Kleinere vorausgehen müsse, so sällt dieser Grund von selbst weg, wenn man bedenkt, daß ein Gebirg oder ein Stromgebiet ja auch nur ein Theil desselben, also ein Kleineres ist, und daß keineswegs das gesammte deutsche Land gleich als ein Ganzes im Unterrichte behandelt werden kann. Im Gegentheil soll man es nur stückweis und allmählich durchwandern und sich gehörig Zeit dazu lassen, denn es gibt gar Vieles dabei zu beachten, wes- halb auch der zweite Abschnitt, das deutsche Land und seine Nach- barschaft, oder Mittel-Europa, keinen geringen Raum in unserem Lehrbuche einnimmt. §. 15. Daß man nach vorläufigem Ueberblick der Wohuplätze des deutschen Volkes, die westlich bis zu den Vogesen und der Schelde, östlich bis an den Nienem, südlich bis zum Gotthard sich erstrecken, zuerst in die Mitte führt, um auf dem Fichtel- und Erzgebirge, auf dem Böhmer- und Thüringerwalde, die nähere Bekanntschaft mit dem deutschen Boden einzu- leiten, scheint uns am zweckmäßigsten, weil dort die meisten deutschen Strom- gebiete zusammenstoßen. Bequem lassen sich dann das Weser- und das Elbgebiet sammt ihren Gebirgen, die benachbarten Küstenstriche, und der Nordosten mit Oder und Weichsel daran reihen. Mit großer Lust ergeht sich die Jugend in diesen Räumen, wenn Ge- birgs- und Flachgegenden charakterisirt, bedeutende Städte aufgesucht, denk- würdige Schlösser und Schlachtfelder nicht übergangen, Erinnerungen an Thaten und Persönlichkeiten wachgerufen werden. Und wie Vieles zur Er- reguug der Theilnahme bietet nicht die Erwähnung unserer Altvordern, deren tüchtigste Stämme, die Kimbern und Teutonen, die Katten, Cherusker, Friesen und Longobarden, die Markomannen, Hermunduren, Gothen, Bnr- guuder n. s. w. gerade dort hauseten! wie Vieles die Erinnerung an die älteste Geschichte der Sachsen, an die große Völkerwanderung, an das Ein- rücken der Slaven in die aufgegebenen Ostmarken, an die spätere Wieder- erobernng dieser Marken u. s. w.! Dem Westen und Süden Deutschlands muß erst die Beschreibung der Alpen vorhergehen, und zwar in ihrer ganzen Ausdehnung, als die Herr- lichste Gestaltung, die uns die Oberfläche des mitteleuropäischen Bodens dar- bietet. Zudem ist das Gebäude dieses mächtigen Gebirgs, das sich von der riesigen Höhe seiner Hauptzüge in mannigfachen Ketten und Gruppen bis zu den Ebenen der Nachbarländer, von der wild zerrissenen Fels- und Gletscherwelt bis zu den lachendsten Thälern abstuft, vielseitig belehrend;

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 104

1874 - Mainz : Kunze
104 Mittel-Europa. und Spanien zu ziehen, verloren sich auch diejenigen Hermunduren, die rechts der Saale gewohnt. Jus südliche Sennenland wanderten die Lausitzer und bis zur Saale die Sorben, beides wendische oder slavische Völker. Aber im zehnten Jahrh. bemei- sterten sich die tapferen Könige Heinrich der Finkler und sein Sohn Otto der Große wiederum dieser ursprünglich deutschen Länder. Zwischen Saale, Erzgebirg und Elbe ward die Mark Meissen und jenfeit des Stroms die Mark L an sitz augelegt. Beide Marken kamen Jahrhunderte später unter das knrsächsische Fürsteuhaus, das jetzt könig- lichen Titel führt. Liuks der Saale war altdeutsches Stammvolk geblieben: nur der Name Hermunduren hatte sich geändert in Duringer oder Thüringer, und noch immer nennt man das Land zwischen Saale, Rennsteig und Helme Thüringen. Am Unterharze grenzten die Bewohner mit den alten Sachsen. Wie sich aber die Herr- schaft in diesen Ländern verschieden geändert hat, ist hier zu weitläufig zu erzählen. Gegen- wärtig ist es so, daß anßer den sächsischen und schwarzbnrgischen Fürsten auch der König von Preußen große Landstriche in Thüringen regiert. Manche Gegenden und Orte dieser Länder werden in der Kriegsgeschichte genannt; große Schlachten älterer und neuerer Zeit sind hier geliefert, manche leider von Dentschen gegen Deutsche, einige aber zum Ruhme unseres Vaterlandes gegen fremde Verwüster und Eroberer. Beson- ders wnrden die fruchtreichen Blachfelder an der Elster und mittleren Saale öfters zu Schlachtfeldern. Rühmlich und zum Heile des Volks vernichtete 933 Heinrich der Finkler ein wildes Reiterheer der damals noch rohen Magyaren oder Ungarn unweit Merseburg. Bei Mölsen an der Elster schlug sich 1080 Kaiser Heinrich Iv. mit seinem Gegenkönige Rudolf. Zwar verlor der Kaiser die Schlacht durch die Tapferkeit des sächsischen Grafen Otto von Nordheim, der für deu Gegenkönig focht; aber Rudolf verlor Hand und Leben im Kampfe und ward entseelt nach Merseburg gebracht. Man sagt, des Kaisers Bannerträger, Gottfried von Bouillon, welchem dafür die lothringische Herzogswürde zu Theil ward, habe dem schon verwundeten Rudolf, der nach Verlust der rechteu Haud noch im Kampfgewnhl sich tummelte, den Schaft des Banners in den Leib gerannt. Heinrich Iv. hatte sich die Feindschaft der Sachsen durch übles Betragen und thatsächlichen Verrath selbst zugezogeu; daß also Otto von Nordheim und andere sächsische Herren so hartnäckig den Kaiser bestritten, hatte dieser selbst verschnldet. Denn als er einst im Glück war, und seine Gegner nach der Niederlage der Sachsen bei Hohenburg (Hombnrg) a. d. Nnstrut Versöhnung snchten, ließ er ihnen Friede znsagen, nur müßten sie hinüber in sein Lager kommen uuv sich vor ihm demüthigen. Die sächsischen Herren kamen, wurden durch die Reihen der kaiserlichen Kriegsmänner geführt und beugten vor ihm ihre Knie. Plötzlich wurden sie verhaftet und als Gefangene weggeführt. Dies geschah 1075 in der thüringischen Ebene von Spira zwischen Greußen und Kindelbrück an der Helbe, einem Nebenflüßchen der Unstrnt. Des vierten Heinrich Sohn, Kaiser Heinrich V., hatte wiederum Krieg mit den deutschen Fürsten. Sein Kriegsvolk, von Graf Hoyer von Mansfeld geführt, verlor gegen die Sachsen ein wichtiges Gefecht am Welfsholze zwischen Hettstedt und Sandersleben (zwischen Eisleben und Aschersleben) 1115. Wiprecht von Groizsch durchrannte den Hoyer von Mansfeld. — * In neuerer Zeit, als man wegen der Reformation mit Kaiser Karl V. zerfiel, ward der schmalkaldische Krieg geführt. Man stritt 1547 bei Mühlberg a. d. Elbe,

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 81

1874 - Mainz : Kunze
Gebiet der Weser. 81 Hausen (links der Eder), Frankenberg und Frankenau (rechts der Eder) be- zeugen, daß dort in der Vorzeit, nach Auflösuug des Reiches der Thüringer durch den Franken Theodorich (Chlodwigs Sohn, 528) und ehe der Angelsachse Winfried oder Bonifatius dem dortigen Volk predigte, die Lande der Franken (wozu Hessen gehörte) und der Sachsen einmal an einander grenzten. Haina, ein Dorf östlich von Eisenach, an der Nesse, Heimat der Malerfamilie Tischbein. Anmerkung. Das altdeutsche Sachsenvolk wohnte nördlich vom Rothlager und Düu bis zur Nordsee. Bouifaz predigte nur an ihrer Grenze. Karl der Große brachte, nicht durch Belehrung wie Jesus geboten, sondern mit der Gewalt des Schwerts das Christenthum in ihr Land, und nahm ihnen zugleich ihre Unabhängigkeit, trotz ihrer 30jährigen tapfern Gegenwehr; er hatte die Uebermacht. H. 4. Das Gebiet der mittleren Weser von Münden bis Minden. Gebirge: 1) Links von der Weser: der Ausdruck „Teutoburger Wald" ist ein bei Tacitus vorkommender, jetzt aber nur iu der Welt der Bücher existirender Gesammtuame für verschiedene Einzelbeneuuungeu von kettenförmigen Höhenzügen und Hügellandschaften, die, meist mit schönem Laubholz bewachsen, durch das Plateau von Brilon mit dem Rothlager in Verbindung stehen, von Stadtbergen an als hohe Lau (439 m *j) an der linken Diemelseite No. hinziehen, dann vom Alpberge (397 m.) an als Egge und weiterhin unter dem Namen „Auf dem Walde" als breiter, rückeusörmiger Westrand des zur Weser ungemein rasch abfallenden Pla- teaus von Paderborn (Köterberg M der Weser abwärts Holzminden 489 m., 1507') bis zum Belm er Stoot (468 m.), einer imposanten Berg- masse als Grenzpfeiler zwischen dem Paderborner und Lippe'schen Berg- lande (durch das Flußthal der Emmer geschieden), zunächst nach N. streichen. Hier wendet sich der Zug nach Nw. und zwar als Doppelkette bis zum Paß von Bielefeld, durch welchen die Eisenbahn von Bielefeld nach Hamm führt. Durch die Dörenschlucht wird dieser Theil in 2 Partien geschieden: die So.-Partie, Lippe'scher Wald, auch bloß Wald genannt, hat als höchste Erhebung den Barnaken (460 m.), erwähnenswerth ist ferner die Grotenbnrg, westlich von Detmold, ein 388 m. hoher, weit vorspringender, unten bewaldeter, oben freier und abgerundeter Berg, welcher als Erinnerung an den Cheruskerhelden das Hermannsdenkmal trägt. Auf kolossalem, 30 m. hohem „wie für die Ewigkeit gebautem" massivem Unterbau wird die in Kupfer getriebene 20 m. hohe Figur stehen, in der Faust eine 7^ m. lange Schwert- klinge mit der Inschrift: „Deutsche Einigkeit meine Stärke, Meine Stärke Deutschlands Macht" *) Ueber dem Nordseespiegel. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 6

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 83

1874 - Mainz : Kunze
Gebiet der Weser. 83 2) Rechts: der Solling, zwischen dessen ziemlich steilem Abhang und dem Reinhartswald sich die Weser bei Karlshafen durchdrängt, beginnt nördlich von Adelepsen und erhebt sich im Moosberge So. von Holz- minden bis zu 512 m.. Seine Forste überlagern eine Strecke von 9 Uumln. Einzelne Hügel-und Waldzüge zwischen Leine und Weser, wie Elvas, Vogler, Hils, Ith, Lauensteiner Berge u. s. w. machen die Verbindung mit dem Deister und links mit dem Süntel, welcher nur durch ein Seitenthal vom Deister getrennt ist und als eine Kette schön bewaldeter Berge unter dem Namen östliche Weserkette bis zur Weser zieht und mit dem 171m. hohen Jakobsberge an der Scharte endet. — Nur wenige Stunden davon ist die nördlichste Erhebung des norddeutschen Ge- birgsystems, die Reh burger Berge, 168 w., nahe dem flachgelegenen halbbesnmps-- ten Sleinhnder See. Auf den lichten Stellen des waldigen Süntel und der Weserberge gibts reizende Aussichten, besonders auf dem Großen Süntel, 446 ra., auf der Lüh den er Klippe, die 364 m. hoch ihre Wand gegen Rinteln schroff ab- senkt, ferner auf der 362 m. hohen Pasch enbnrg, deren unteren Vorsprung die Trümmer der Schauenburg zieren, und auf dem Hohenstein. Von diesen Standpunkten sieht man in das lachende Thal der von Ost nach West (von der Nähe Hamelns bis über Rinteln hinab) sich drehenden Weser, an deren linkem oder südl. Ufer bald wieder bebaute und bewaldete Höhen aufwärts ziehen. Das ganze Thal ist über 6 Stunden lang, an manchen Stellen über eine Stunde breit, wenn man den sanft ansteigenden Fuß der nördl. und südl. Berge nicht mitrechnet, denn sonst würde die Breite an 2 Stunden enthalten. „Schwerlich, sagt ein neuerer Reisender, gibt es im nördlichsten Deutschland eine schönere Gegend, wo kein Fuß breit unangebaut liegt, wo die reichen Aecker der Thalfläche und die trefflich gehaltenen For- sten des aufsteigenden Gebiets den reichen Boden und den Fleiß der umwohnenden Menschen beurkunden." Und grade dieses Thal ist es, dessen Hälfte am rechten Ufer in der deutschen Vorzeit den berühmten Namen Jdistavisns geführt hat. Das ganze mittlere Wesergebiet ist durch wichtige Vorfälle in der altdeutschen Geschichte merkwürdig geworden. Ehe die dortigen Volkschaften nebst vielen Nachbarn sich den Sachsen anschlössen und gemeinsam mit ihnen ein großes Volk ausmachten, hießen die, so ostwärts vom Teutoburger Wald bis zum Harzgebirg wohnten, Cherusker; die auf der Westseite Brukterer und Marser, und grenzten im Diemelgebiet an die Chatten. Diese tapferen Völker retteten Deutschland vom römischen Joch, und ihnen ist das heutige Dasein eines deutschen Volkes zu danken. Hermann der Cherusker leitete den Ausstand und vernichtete das römische Heer nnweit der Grotenbnrg im Jahre 9 nach Christi Geburt. 6 Jahre später suchten die Römer die erlittene Schmach zu rächen. Ihr Feldherr Germanikus siel mit Heeresmacht ins Land, hätte aber bald das gleiche Loos gehabt wie Varns. Nur durch Geschicklichkeit zog er sich glücklich aus dem Teutoburger Wald und rüstete Flotten am Rheinstroni, um an der Nordsee Zu landen. Von der Mündung der Ems zog er mit 100,000 Mann, ohne den ver- hängnisvollen Bergwald zu berühren, an die Weser und setzte in der Gegend von 6'

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 186

1874 - Mainz : Kunze
186 Mittel-Europa. weit in Italien hinein, die Rh ä ti er (Rhäter) wohnten, nn Volk von eigener Sprache und nicht zum deutschen Stamme gehörig. Diese wurden von Schwärmen wandern- der Gallier oder (Selten, die von der Rhone und überhaupt aus den weiten Ländern nordwestlich der Alpen und des Jura herkamen, mit Uebermacht angegriffen und größten- theils aus ihrem Besitze verdrängt. Viele Tausende flüchteten und vertauschten die fruchtbaren Fluren am Po mit den unwirklichen Thälern des Gebirgs. Hier vom Gotthard bis zum Großglockner und nördlich bis zum Ursprung des Lech und zum Bodensee behaupteten sie sich in ärmlichem Leben. Ringsum ward alles celtisch, nicht bloß im nördlichen Italien, sondern auch in den Alpenländern, Allmählich wuchs in Italien die Macht der römischen Bürger, die anfangs nur eine kleine Stadt am Tiber ihr eigen nannten, bald aber alle italischen Völker zum Gehorsam zwangen. Auch Gallien am Po ward von ihnen erobert; und als sie in unablässigen Kriegen sämmt- liche Staaten am mittelländischen Meere unter sich gebracht, war auch das Alpengebirg kein Hindernis mehr. Ihre Legionen drangen über die Pässe. Das ganze eigentliche Gallien im Nw. der Alpen ward durchzogen, und ebenso, trotz der tapfern Gegenwehr der Aelpler, wurden sie Herrn aller Thäler und der nördlichen Hochebene bis an die Donau. Dies geschah kurz vor und nach Christi Geburt. Nun entstanden an den Flüssen feste Lager für römische Legionen; aus den Lagern wurden Städte; Heerstraßen wurden übers Gebirg geführt; Anbau, römische Lebens- weise, römische Sprache und Kenntnisse verbreiteten sich hie nnv da. Weiter indes als zum Donaustrom vermochten die Römer ihre Herrschaft nordwärts der Alpen uicht auszubreiten, Kräftig widerstanden hier die Deutschen, kräftiger als Celten und Rhäter. Und endlich als das große römische Reich, das längst seine republikanische Verfassung eingebüßt, durch den gräuelhaften Despotismus seiner Kaiser iunerlich geschwächt und zerrüttet war, neigte sich das Uebergewicht im Kampf auf die Seite der deutschen Völker. Sie überwältigten die römischen Grenzsesten an der Donau wie am Rhein. Sie er- schlugen die Legionen oder trieben sie über die Alpen hinaus, und stürzten die im Sturm genommenen Städte, die sie für Plätze der Knechtschaft hielten, in Schntt. Ganz Enropa gerieth damals in Bewegung, denn die Völker slavischen Stamms machten sich auf, wie die Deutschen, und selbst aus Asien kamen zahllose Horden von Hunnen, um in Europa ueue Wohnsitze zu erfechten. An 2 Jahrhunderte dauerte die große Wan- dernng der Völker, von 375 — 573, und die vergebliche Verteidigung der römischen Herrscher. Die Frauken gründeten ein Reich in Gallien, die Sachsen und Angeln eins in Britannien (weshalb Angelsachsenland, Angelland oder England), und nach Spanien zogen die Westgothen. In Italien setzten sich zuerst die Ostgothen fest, dann die Longob arden, weshalb Norditalien oder das Pogebiet Lombardei genannt wurde. In den Alpenländern gabs folgende Veränderung: die Südseite, nach Italien ge- kehrt, ward l ong o b a r dis ch ; der Abhang nach der Rhone, die Umgegend des Genfer kohltes Korn und sogar noch deutlich erkennbares Brod. Ueber Alter, Zweck und Be- wohner der Pfahlbauten sind nur Vermuthungen vorhanden; doch darf man annehmen, daß die Bernstein- und Bronzesachen nicht älter als 3000 und nicht jünger als 1700 Jahre sein können, und daß die Erbauer auf keinen Fall Germanen, am wahrschein^ lichsten Celten waren.
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