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1. Geschichte des Altertums - S. 38

1889 - Wiesbaden : Kunze
38 Erster Abschnitt. zu den Königspalästen durch geflügelte Löwen und Stiere mit Menschenhäuptern, als Sinnbilder der Vereinigung physischer Kraft mit menschlicher Weisheit. Ihre Könige und Hofbeamten stellten sie in kräftigen, gedrungenen Gestalten mit reichen Trachten dar und boten in diesen Bildern, wie in ihren Wandverzierungstafeln aus Kalkstein und Alabaster, Nachbildungen aus dem Leben, die an Naturwahrheit und Lebendigkeit des Ausdrucks die der Ägypter weit übertrafen. §. 7. Die Setter uiicc Perser. 1. Das Mederreich. Die Meder bildeten den westlichsten Zweig des arischen Völkerstammes, der sich in dem Hochlande von Iran ausgebreitet hatte. Dieses weite Hochland erstreckt sich vom Tigris bis zum Indus und vom kaspischen Meer bis zum indischen Ozean. Es ist im Innern fast regenlos und von großen, wüsten Sandstrecken bedeckt; den Rand bilden Bergketten, wovon die im Westen liegenden von fruchtbaren Thälern durchzogen werden. Im Nordwesten lag Medien, den Nordrand entlang: Hyrkanien, Parthien, Baktrien und Sogdiana; im Süden: Susiana, Persis, Karmanien, Gedrosien; im Osten Arachosien; in der Mitte Drangiana. Die Meder hatten Zoroasters Lehre (Avesta) von zwei Ur-wesen (§. 3), von Ormuzd, dem Vater alles Lichts und Lebens, und von Ahriman, dem Verderben bringenden Geist der Finsternis, angenommen. Der einflußreiche Priesterstand der Magier hüllte diese Lehre in einen feierlichen Kultus ein. Ormuzd wurde unter dem Bilde der Sonne und des Feuers verehrt; den bösen Geist suchte man durch Bekämpfung alles Bösen in der Außenwelt wie in der Menschenseele unschädlich zu machen. Dejoces 708—655. Die Meder waren lange Zeit unter mehrere Fürsten verteilt und den Assyrern unterworfen. Um das Jahr 708 v. Chr. gelang es dem durch seine Gerechtigkeitsliebe ausgezeichneten Dejoces unter assyrischer Oberhoheit die Herrschaft über die getrennten Gebiete in seinen Händen zu vereinen. Er erbaute Ekbätana, das er zu seiner Hauptstadt machte, errichtete in der Mitte desselben eine Königsburg und schloß Burg und Stadt mit sieben Mauerringen ein, von welchen jeder folgende innere den voranstehenden äußeren um die Mauerkrone überragte und in einer andern Farbe erglänzte. Phravrtes 655—633, sein Sohn, erweiterte die medische Herrschaft im Süden und Osten durch Unterwerfung der Perser, Parther

2. Geschichte des Altertums - S. 16

1889 - Wiesbaden : Kunze
16 Erster Abschnitt. finden sich besonders auf den Inseln Salsette und Elephante im Meerbusen von Bombay, vorzüglich aber weiter östlich bei El-lora. Es sind Bauwerke, welche von der Macht der Priester zeugen, die tausende von Händen zu ihren Diensten zwangen, und mehr durch ihre Massenhastigkeit Staunen, als durch ihre Schönheit und Ebenmäßigkeit der Formen Bewunderung einflößen. Überhaupt geben alle diese Denkmäler einer uralten hohen Kultur, die der Litteratur wie die der Baukunst, das Bild eines Volkes^ das, mit den edelsten Anlagen ausgestattet, zwar früh zu einer hohen Stufe der Bildung gelangte, dann aber auf derselben stehen blieb und eine Beute geistiger und sittlicher Erstarrung wurde. §. 5. du ägtjpfec. 1. Land und Volk. Das Land. Ägypten, von seinen Bewohnern Chemit d. H. Land der schwarzen Erde genannt, liegt im Nordosten Afrikas. Es ist ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil seine Fruchtbarkeit und hohe Bedeutung verdankt. Dieser Strom, welcher weit aus dem Innern Afrikas dem mittelländischen Meere zufließt, entsteht durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen der westliche der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird. Er fließt in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze Ägyptens, wo er ein Granitgebirge durchbricht und in zehn Stromfällen (Katarakten) in ein tieferes Stromthal stürzt. Hier, bei der Stadt Assuan (Syene), beginnt er seinen Lauf durch Ägypten und durchströmt nun als mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nördlicher Richtung einen einzigen, etwa 1000 km langen und 15—30 km breiten Thalgrund zwischen der libyschen und arabischen Bergkette, wovon ihn die erstere gegen den Flugsand der libyschen Wüste schützt, die letztere Granit, verschiedenfarbigen Sandstein und Kalk als Baumaterial lieferte. Das zwischen diese Bergketten eingeschlossene Land wird alljährlich von dem Nil überschwemmt und dadurch befruchtet. Im Juni, zur Zeit der Sommersonnenwende, beginnt das Wasser infolge tropischer Regengüsse im mittleren Afrika zu wachsen und überschwemmt im Juli, August und September ganz Ägypten, sodaß man mit Kähnen umherfährt und Städte und Dörfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen. Diese Überschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu. Sobald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der schwarze Schlammboden ohne weitere

3. Geschichte des Mittelalters - S. 248

1888 - Wiesbaden : Kunze
248 Vierte Periode des Mittelalters. die Stadt Tabor, der Hauptsitz der Husiten, entstand. Damit begann der Husitenkrieg, der Böhmen und die Nachbarländer 17 Jahre lang grausam verheerte. Die Husiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los-lassung einiger Gefangenen; doch sie wurden abgewiesen, und ein Steinwurf vom Rathause herab traf ihren Priester. Da drang Ziska in das Rathaus ein und warf den Bürgermeister samt 12 Räten aus den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge. König Wenzel wurde darüber vor Schrecken vom Schlage gerührt und starb (1419). Als die Husiten nun seinen Bruder Sigismund nicht als König von Böhmen anerkennen wollten, beschloß dieser, mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer zu verfahren. Er erschien mit einem 100 000 Mann starken Kreuzheere, wurde aber aus dem Lande vertrieben; ein zweiter Zug, auf welchem er 1422 bei Deutsch-Brod geschlagen wurde, endete ebenso unglücklich; nicht besser erging es noch mehreren andern. Da traten unter den Husiten selbst Spaltungen hervor. Die Gemäßigteren wünschten den Frieden und begnügten sich damit, daß in der Landessprache gepredigt, eine strengere Kirchenzucht eingeführt und ihnen der Kelch beim Abendmahl zugestanden werden sollte, weshalb sie auch Kelchner oder Kalixtiner hießen. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten jedoch nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abgeleitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und wütete jetzt auch gegen die böhmischen Städte, welche nicht zu ihm hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katholiken. Als er durch einen Pseilschuß sein zweites Auge verlor, ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete das Heer und feuerte feine Krieger an. 1424 starb er bei der Belagerung einer böhmischen Stadt an der Pest. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Husiten noch entschiebener hervor. Ein Teil der Taboriten wählte jetzt Prokopius den Großen zum Führer; ein anberer bagegen hielt keinen für würbig Ziskas Nachfolger zu werben, btefe nannten sich beshalb „die Waisen" und wählten einen Kriegsrat, in welchem jeboch meistenteils Prokopius der Kleine, wie er der Bnterscheibung wegen genannt würde, die Leitung hatte. Neben ihnen bestauben noch die Horebiten, nach einem Berge Horeb so genannt. Trotz biefer Spaltungen siegten die Husiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht weiter um sich greifen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plünbernb und morbenb brangen sie bis Dresben, Naum-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 2

1888 - Wiesbaden : Kunze
2 Aus der deutschen Vorzeit. bis zum Rhein und zur Donau vor, wo sie die Kelten teils vor sich her drängten, teils unterwarfen, während sie den Osten Europas den stammverwandten Slawen überließen. Trotzdem seit jener Auswanderung Jahrtausende verflossen sind, läßt sich die Verwandtschaft dieser Völkerschaften noch aus einer Anzahl Wörter erkennen, die bei geringer Lautverschiedenheit in den verschiedenen Sprachen dieser Völkerzweige die gleichen sind. Dazu gehören die Namen für die Haustiere, wie Pferd, Rind, Schaf, Hund, für die Getreidearten Gerste und Spelt, für einzelne Beschäftigungen wie Pflügen und Mahlen, die Namen für Salz, Metalle, Joch, Boot, Bogen und Pfeile, für die Grundzahlen u. a., Wörter, die zugleich auf die Kulturstufe schließen lassen, auf welcher sich diese Völkerschaften vor ihrer Trennung in Asien bereits befanden. Die ersten Nachrichten über die Germanen stammen von den Römern. Eine ausführliche Schilderung des deutschen Landes und Volkes giebt der römische Geschichtschreiber Tacitus um 98 n. Chr. in seiner „Germania", worin er den entarteten Römern in den Germanen das Bild eines einfachen, sittenreinen Naturvolkes in glänzenden Farben vor Augen stellt. Der Name Germanen, der durch die Römer bekannt geworden ist, wurde dem Volke, das keinen Gesamtnamen führte, durch die Kelten beigelegt und bedeutet „Nachbarn" (nach anderer Deutung „Rufer im Streit"); das Wort deutsch (althochdeutsch tiiutisk, d. H. volkstümlich, von diot, Volk) diente ursprünglich nur zur Bezeichnung der Sprache der Germanen als Volkssprache im Gegensatz zu der herrschenden lateinischen Schriftsprache und kam erst im 10. Jahrhundert auch zur Bezeichnung des Volkes selbst in Gebrauch. Das Land. Als die Römer mit den Germanen in Berührung kamen, hatten diese ihre Wanderzüge vergessen und betrachteten sich als Eingeborene des Landes, das sie bewohnten und liebten. Das deutsche Land erstreckte sich (von Skandinavien abgesehen) zu dieser Zeit vom Rhein, der jedoch von mehreren Stämmen bereits überschritten war, bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Nord- und Ostsee und fiel den Römern durch seine finstern, undurchdringlichen Wälder auf, unter welchen derherepnische Wald (Jura, Erzgebirge, Sudeten) besonders genannt wird. Die Wälder gewährten zahlreichem Wild, dem Ur, ©lernt, Hirsch, Eber, den Bären, Wölfen und vielen anderen Tieren sichere Zufluchtsorte. In den ausgedehnten Forsten sammelte sich Feuchtigkeit, und es entstanden Sümpfe und Moräste, welche das Klima rauh und streng erhielten. Der

5. Geschichte des Mittelalters - S. 135

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 22. Kulturzustände im zweiten Zeitraum. 135 wurden unter Ludwigs des Frommen Regierung leider die altdeutschen Volkslieder zerstört, die nach Otfrieds Bericht in großer Zahl vorhanden waren. Unter den Männern, welche sich um die Bildung des Volkes und die Förderung der deutschen Sprache verdient gemacht haben, sind vor allen Rhabanus Maurus und Otsried zu nennen. Rhabanus Maurus (-j- 856), ein Schüler Alcuins und Abt zu Fulda, wurde von Ludwig dem Deutschen zum Erzbischof von Mainz ernannt und war als „Vater der Schulen" und „Pfleger der deutschen Sprache" im ganzen fränkischen Reiche berühmt. Otfried (f 870), des Rhabanus Schüler und später Abt des Klosters Weißenburg im Elsaß, war für die Ausbildung der deutschen Sprache wie für die Hebung der Poesie rühmlich thätig. Trotzdem blieb die lateinische Sprache in diesem Zeitraum die herrschende Sprache der Gelehrten, und man bediente sich derselben auch zur Abfassung aller Verträge und Verhandlungen. Die deutsche Sprache war nur Volkssprache und schied sich in die ober- und niederdeutsche. Zu jener gehörte die ostfränkische, alemannische und bayerische, zu dieser die thüringische und sächsische Landessprache. In den nach der Völkerwanderung entstandenen Staaten bildeten sich die romanischen Sprachen, Entwicklungen des Lateinischen, in welchen mehr oder weniger zahlreiche keltische, germanische und arabische Wörter aufgenommen worden sind, ohne daß diese aus die grammatische Bildung der Sprache Einfluß gewonnen hätten. Es waren vorzugsweise: 1) Die proven^alische (romanische, langue d’oc), die Sprache des südlichen Frankreichs; sie reichte über die Pyrenäen und Alpen hinaus und herrschte in einem Teile von Spanien, Italien und der Schweiz. Jetzt lebt sie nur noch in Volksmundarten des südlichen Frankreichs; 2) die französische (langue d’oil), ursprünglich die Sprache des nördlichen Frankreichs, zuletzt die Schriftsprache des ganzen Landes; 3) die italienische, 4) die spanische und 5) die portugiesische Sprache. Die englische Sprache bildete sich aus dem mit wenigen keltischen und lateinischen Elementen gemischten Angelsächsischen und dem Französischen. Die rauhe Kriegszeit unter den Karolingern und die Einfälle der heidnischen Nachbarvölker war der Entfaltung der Kultur in Deutschland nicht förderlich. Erst unter den sächsischen Kaisern begann wieder eine bessere Zeit. Infolge der Züge der sächsischen Kaiser nach Italien und unter

6. Geschichte des Mittelalters - S. 177

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 5. Friedrich Ii. 177 Ludwig Ix. von Frankreich lehnte die ihm angebotene Krone ab. Der Bannfluch wirkte jedoch auf die Haltung der lombardischen Städte, welche den Kaiser mit Glück bekämpften. In dieser Not rückte Friedrich vor Rom, um zuerst den greisen Gregor zu demütigen. Gregor versuchte mit Hilfe einer Kirchenversammlung seine Pläne durchzuführen; allein da er nur Gegner des Kaisers zu derselben einlud, so untersagte der Kaiser den Zusammentritt der Bischöse, Äbte und Prälaten, und als sich diese demungeachtet auf die Reise begaben, überfiel sie Enzio mit der kaiserlichen und pisa-nischen Flotte, nahm über 200 Geistliche auf genuesischen Schiffen gefangen und sandte sie in silbernen Ketten nach Neapel. Über diesen Gewaltschritt der Hohenstaufen starb Gregor, fast 100 Jahre alt, (1241) vor Kummer und Ärger. Während dieser Vorgänge in Italien waren wilde Horden der mit den Hunnen verwandten Mongolen oder Tartaren aus Mittelasien nach Europa gekommen, hatten unter Dschingischan Rußland erobert, Ungarn überfallen und brachen durch Polen in Schlesien ein. Herzog Heinrich der Fromme von Schlesien stellte sich ihnen mit Hilfe der deutschen Ordensritter aus Preußen auf der Wahlstatt bei Liegnitz 1241 entgegen und hielt zwei Tage aus, bis das mit dem Zeichen des Kreuzes geschmückte Heer der Deutschen samt seinem Führer erlag. Die Mongolen steckten Heinrichs Haupt auf eine Lanze und forderten dessen Gemahlin auf, die Burg Liegnitz zu übergeben, aber sie schlug das Begehren der Feinde ab und rettete dadurch das Land. Nachdem sie die Burg vergeblich berannt hatten, räumten sie Schlesien, drangen durch Mähren nach der Donau und-kehrten, durch innere Streitigkeiten veranlaßt, (1242) nach dem Osten zurück. Seitdem hatten Deutschland und Ungarn Ruhe vor ihren Einfällen; dagegen blieb ihnen Rußland noch 200 Jahre unterworfen. Gregors Ix. Nachfolger Innocenz It. gehörte als Kardinal zu den Freunden Friedrichs. Als man den Kaiser aber nach dessen Erwählung beglückwünschte, soll er geäußert haben: „Ich fürchte, daß ich einen Freund unter den Kardinälen verloren habe und einen Feind auf dem päpstlichen Stuhle wiederfinde! Kein Papst kann Ghibelline sein!" Was diese Worte besagten, geschah. Innocenz Iv. knüpfte zwar Friedensverhandlungen mit dem Kaiser an, forderte aber in der lombardischen Streitfrage die Unterwerfung des Kaisers unter die Entscheidung des Papstes. Als Friedrich darauf nicht einging, faßte der Papst den Entschluß, den Kaiser zu stürzen. Er entwich heimlich aus dem Kirchenstaat und begab sich nach Lyon, Casfians Weltgeschichte Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 12

7. Geschichte der Neuzeit - S. 90

1887 - Wiesbaden : Kunze
90 Erste Periode der Neuzeit. die Häupter des böhmischen Aufstandes. Viele büßten mit dem Leben, andere mit dem Verluste ihrer Güter, einige mit schwerem Gefängnis. Mit eigener Hand zerschnitt er zuletzt den Majestät s b r i e f. Noch einmal versuchten drei deutsche Truppenführer, die Sache Friedrichs zu verfechten und sein Land zu retten, Ernst von Mansfeld, Markgraf Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig. Der letztere trug nach Ritterart den Handschuh der schönen Elisabeth an seinem Hute; denn er hatte geschworen, er werde ihn nicht ablegen, bis er sie und ihren Gemahl wieder in ihr Land eingesetzt habe. Allein da die mächtigeren Fürsten in Deutschland ihnen nicht beizustehen wagten, so mußten sie zuletzt erliegen. Zuerst zwar siegten der Mansselder und Friedrich über Tilly bei Wies loch 1622. Als sich aber Friedrich wieder von Ernst von Mansseld trennte, erlitt er bei Wimpfen durch Tilly eine entschiedene Niederlage und entging der Gefangenschaft nur durch die Tapferkeit seiner Garde, die den Rückzug deckte.*) Auch Christian von Braunschweig, der mit seinen Scharen allenthalben gefürchtet wurde, erlag. Zu Paderborn ging er selbst in der Kirche auf ein goldenes Bild des heiligen Liborius zu und eignete sich, es umarmend, das Gold als Beute an. In Münster nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel und schickte sie in die Münze mit der Bemerkung, daß ihr Auftrag nicht sei, still zu stehen, sondern in alle Welt zu gehen. Auf die geprägten Thaler ließ er die Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen rmnd!" Tilly schlug die räuberischen Scharen Christians 1622 bei Höchst, woraus dieser sich mit Mansfeld verband und nach den Niederlanden zog, um dort von England Hilfe zu erwarten. Tilly erstürmte Heidelberg, Mannheim und Frankenthal und nahm die Psalz durch Raub und Mord hart mit. Als Ersatz für geleistete Hilfe wurde die Heidelberger Bibliothek dem Papst ge= schickt. Jetzt rückte Tilly nach Westfalen und besiegte Christian vor dessen Vereinigung mit Mansfeld 1623 bei Stadtlohn unweit Münster. Die beiden protestantischen Heerführer mußten geächtet ins Ausland gehen; die letzte Hoffnung der Protestanten schien vernichtet. Maximilian von Bayern wurde auf dem Fürstentag zu Regens-bürg 1623 mit der pfälzischen Kurwürde belohnt. ") Die Erzählung, daß 300 oder 400 Psorzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling diese Rettung durch Aufopferung ihres eigenen Lebens bewirkt hätten, ist eine spätere Erfindung.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 92

1887 - Wiesbaden : Kunze
92 Erste Periode der Neuzeit. nete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein Anblick hatte etwas Unheimliches. Beinkleider und Mantel waren von Scharlach, sein Reiterrock war von Elensfell, der Halskragen spanisch gekräuselt' der Bart sorgfältig gepflegt, sein Haupthaar kurz geschoren, der Hut mit einer roten Hahnenfeder geziert: seine Gestalt war hager, sein Blick finster und geheimnisvoll. Wenn er durch das Lager schritt, wandelte die Krieger ein seltsames Grauen an; man hielt ihn für „fest" und mit bösen Geistern im Bunde. Wallenstein zog mit seinem Heere an die Elbe, um die Stände Niedersachsens zu bewältigen. Ernst von Mansfeld versuchte durch Brandenburg und Schlesien nach Böhmen und Ungarn vorzudringen und stürmte 1626 die Wallensteinischen Verschanzungen an derdessauerelbbrücke. Allein er erlitt eine bedenkliche Niederlage und rettete den Rest seiner Truppen nach Schlesien, um sich mit einem Feinde des Kaisers, dem siebenbürgischen Großfürsten Bethlen Gabor, zu verbinden. Da dieser aber die hungrigen Scharen des Mansselders nicht füttern wollte, so schloß er Frieden mit feem Kaiser. Dem edlen Mansfeld blieb nun nichts übrig, als seine Soldaten zu entlassen und nach Venedig abzureisen. In Bosnien erlag er den Anstrengungen; ein Fieber raffte ihn im 46. Lebensjahre 1626 dahin. Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich mit seinem Kriegsrock bekleiden und den Degen umgürten und erwartete, aus zwei Offiziere gestützt, stehend sein Ende. Kurz vor ihm war auch sein jüngerer Waffengefährte, Christian von Braunschweig, gestorben. Während Wallenstein den Grasen Ernst von Mansfeld verfolgte, schlug Tilly 1626 das Heer des Dänenkönigs bei Lutter am Barenberge in Braunschweig. Von hier wandte er sich nach Holland, welches dem Könige Hilfe geleistet hatte, um es zu züchtigen. Aus die Nachricht von Tillys Sieg war Wallenstein rasch herbeigeeilt und überschwemmte nun ganz Holstein und Jütland mit seinen Scharen; denn Christian Iv. hatte sich auf sein Jnselreich zurückgezogen. Sehr schlimm erging es damals den beiden Herzögen von Mecklenburg, welche wegen ihres Bundes mit Dänemark in die Reichsacht gekommen waren. Sie wurden verjagt und mußten es geschehen lassen, daß der Kaiser den Grafen Wallenstein mit Mecklenburg belehnte und zum Admiral des baltischen Meeres ernannte. Auch Pommern, welches unter dem alten Herzog Bogislav Xiv. stand, überschwemmten die Scharen des Friedländers; die mächtige

9. Geschichte der Neuzeit - S. 95

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 4. Der Schwedenkrieg. 95 Sachsen und des Königs Schwager (§. 7, 11), Georg Wilhelm von Brandenburg, hatten auf dem Leipziger Fürstentag 1631 beschlossen, neutral zu bleiben und verweigerten den Schweden den Durchzug durch ihre Länder. Nur durch die eindringlichsten Vorstellungen und Drohungen konnten sie bewogen werden, den Schweden endlich sich anzuschließen. Gustav aber konnte wegen dieser Unentschiedenheit dem hart bedrängten Magdeburg nicht, wie er wollte, zu Hilfe eilen. Die Zerstörung Magdeburgs (20. Mai 1631). Magdeburg war die einzige Stadt, welche sich der Ausführung des Restitutionsediktes widersetzt und Wallenstein zum Abzug genötigt hatte, als er sie deshalb belagerte. Kaum war Gustav gelandet, so hatte Tilly die Stadt aufs neue eingeschlossen. 2000 Söldner und 5000 waffenfähige Bürger verteidigten dieselbe. Viele unterzogen sich ungern dem harten Wachdienst. Der von Gustav Adolf gesandte schwedische Oberst Dietrich von Falkenberg, welcher eine kleine Schar Schweden zu ihnen geführt hatte, ward Stadtkommandant und beherrschte durch Liebe die Tapferen, durch Strenge die Feigen. Er war ein tapferer und ausdauernder Führer und hatte, in Erwartung baldigen Entsatzes, mutig und kräftig alle Stürme der Übermacht abgeschlagen, so daß Tilly es aufgab, die Stadt zu nehmen. Der kaiserliche General Pappenheim ersuchte ihn jedoch, zu bleiben und die Stadt enger einzuschließen. Trotz der verzweifelten Gegenwehr fielen alle Außenwerke in die Hände der Kaiserlichen. Mit der Not wuchs auch die kaiserlich gesinnte Partei in der Stadt und verlangte zu kapitulieren. Falkenberg und die mutigsten Bürger widersetzten sich dieser Forderung entschieden und hofften noch noch immer auf baldigen Entsatz. Mit den Vorbereitungen zum Sturme beschäftigt, hielten die Kaiserlichen mit dem Kanonieren inne. Die Bürger und Soldaten hielten dies für ein Zeichen, daß das feindliche Lager abgebrochen werde und Gustav Adolf herannahe. Sie waren bis nach Mitternacht wachsam auf den Posten; da aber alles still blieb, gingen die Bürger beim Anbruch der Morgendämmerung in ihre Wohnungen, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Auch die Soldaten überließen sich sorglosem Schlummer. Aber morgens 4 Uhr (am 20. Mai 1631) schlich sich Pappenheim, welcher diese frühe Stunde zum Sturme ausersehen hatte, leise heran und erstieg die Mauern an einer Stelle, wo die Schildwache schlief. Ein furchtbares Gemetzel entstand in den Straßen, nachdem die Signale der Wächter die sorglose Besatzung aus dem Schlafe geweckt hatten. Dietrich von ^alkenberg fiel an der Spitze des Regiments, welches er zum Sturme

10. Geschichte der Neuzeit - S. 96

1887 - Wiesbaden : Kunze
96 Erste Periode der Neuzeit. führte. Die Bürger wehrten sich, so gut sie es vermochten, und Ziegel, Balken, siedendes Wasser mußten helfen, den vordringenden Feind aufzuhalten. Diese tapfere Gegenwehr erbitterte die Kaiserlichen so sehr, daß ihrem Morden kein Halt mehr geboten werden konnte. Kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand ward geschont, alle fielen als Opfer der wütenden Kriegsgöttin. Jetzt brach auch Feuer aus; ein Sturmwind verbreitete die Flammen mit rasender Schnelligkeit durch die ganze Stadt und machte den Brand allgemein. 20 — 30 000 Menschen kamen um. Die Stadt verbrannte bis auf 137 kleine Häuser und den feuerfesten Dom. Erst am dritten Tage, als die Straßen von Schutt und Leichen etwas gereinigt waren, konnte Tilly seinen Einzug in die rauchenden Trümmer der Stadt halten und sah mit Entsetzen und zu Thränen gerührt die grauenvolle Verwüstung. In der Domkirche fand man über 1000 Menschen, größtenteils Weiber und Kinder, die sich in dieselbe geflüchtet und dort zwei Tage und zwei Nächte ohne Nahrung angstvoll zugebracht hatten. Tilly schenkte den Unglücklichen das Leben und ließ Brot unter die Halbverhungerten austeilen; dann begab er sich in die Kirche, um Gott für den Sieg zu danken. Pappenheim jubelte über die „Magdeburger Hochzeit", wie seine Soldaten das Blutbad nannten, und schrieb höchst entzückt nach Wien: „Seit Trojas und Jerusalems Eroberung ist solch ein Sieg nicht gesehen worden." Gustav gegen Tilly. Gustav Adolf war tief ergriffen bei der Nachricht von Magdeburgs Fall und klagte laut die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen an, daß ihre Saumseligkeit das große Unglück verschuldet habe. Doch erst der Einfall Tilly3 in Sachsen und die Eroberung der Stadt Leipzig trieben den Kurfürsten den Schweden in die Arme. Gustav Adolf verzieh ihm und zog mit ihm gegen Tilly, den sie bei Breitenfeld unweit Leipzig am 7. September 1631 trafen. Tilly, welcher in 36 Schlachten gesiegt hatte, zagte zum ersten Male beim Beginne der Schlacht; seine ruhige Besonnenheit war trüben Ahnungen gewichen. Er hielt Kriegsrat in einem abgelegenen Hause bei Leipzig und erfuhr nachher, daß es das Haus des Totengräbers gewesen sei, was er als eine schlimme Vorbedeutung ansah. Trotz des tapfersten Widerstandes mußten die Kaiserlichen weichen. Tilly selbst erhielt drei Schußwunden und kam nur durch Zufall in Sicherheit. Ein schwedischer Rittmeister schlug ihm mehrmals auf den Kops und würde ihn getötet haben, hätte nicht eine Kugel seinem Leben und seiner Verfolgung ein Ende gefetzt. Diese Schlacht entriß dem Kaiser Ferdinand Ii. wieder alle
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