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1. Geschichte des Altertums - S. 37

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 6, 4. Die Kultur der Babylonier und Assyrer. 37 brachten Karawanenzüge oder Schiffe Waren zusammen: Indien lieferte Elfenbein, Perlen, Edelsteine, Ebenholz und Zimt; Baktrien sandte Gold, aus Armenien kam Holz und Wein, aus Arabien Wolle, Tierselle und Räucherwerk. Die Babylonier kannten bereits Maße und Gewichte. Mit dem Handel schwang sich auch das Gewerbe auf. Viele der Handelsprodukte wurden durch fleißige und geschickte Hände kunstvoll verarbeitet und im Altertum hochgeschätzt. Man pries die babylonischen Gewebe, die Färbereien, die Teppiche mit eingewirkten Figuren, t>ie künstlich geschnittenen Steine, die Glas- und Broncewaren, die Salben und Wohlgerüche. Die Religion der Babylonier und Assyrer ging früh von dem Glauben an einen Gott zur Naturreligion über. Als höchste Gottheiten verehrten sie die schaffende, erhaltende, aber auch zerstörende Naturkraft, den Licht- und Feuergott Baal (Bel), sowie dessen Gemahlin, die Mondgöttin Mylitta, die Spenderin der Fruchtbarkeit. Außerdem wurden Planetengötter unterschieden und damit das Geschick der Menschen in Beziehung gebracht. Mit der Verehrung der Götter hing eine sorgfältige Beobachtung der Sterne und ein regelmäßiger Sterndienst zusammen, welcher von einer erblichen Priesterkaste, den Magiern (auch Chaldäer genannt), ausgeübt wurde, die daneben noch Sterndeuterei (Astrologie) und Wahrsagerei trieben und dadurch auf Regierung und Volk großen Einfluß hatten. Die Wissenschaft lag ebenfalls in den Händen der Priester. Diese erlangten durch die Beobachtung des Sternenhimmels bedeutende astronomische und mathematische Kenntnisse und legten dieselben in der Keilschrift nieder. Die Keilschrift war eine Wort- und Silbenschrift, die aus keilförmigen Strichen und Winkeln in verschiedener Größe, Lage und Zusammensetzung bestand. Sie war auf Ziegelsteinplatten eingegraben und kann jetzt entziffert werden. Die Kunst stieg zu hoher Blüte auf. Die Baukunst schuf mächtige Tempel und Paläste mit weiten Hallen und Höfen. Das massige Mauerwerk war mit Alabasterplatten überzogen, welche mit ihren Darstellungen von Pflanzengebilden und Vorgängen aus dem häuslichen und öffentlichen Leben eine reiche Zierde bildeten. Die hölzernen Decken der Säle und Hallen wurden von schlanken Säulen getragen, deren Kapitäle mit seltsamen Tierformen geschmückt waren. Da aber das Baumaterial aus Mangel an festen Steinen in undauerhaften Ziegelsteinen bestand, so sind nur wenige Trümmer erhalten. Die Bildnerei brachte außer farbigen Thonreliefs Götterbilder mit Metallüberzügen hervor. Die Assyrer schmückten die Eingänge

2. Geschichte des Altertums - S. 41

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 7, 2. Das Perserreich. 41 vollführt hatte. Er ließ dessen Sohn schlachten und setzte sein Fleisch dem Vater vor, der, ohne es zu wissen, davon aß, worauf ihm der König sagte, welche Speise er genossen hätte. Den Cyrus aber ernannte Astyages in der Folge zum Statthalter von Persien. Harpagns sann auf Rache. Er teilte dem Cyrus dessen Jugendgeschichte und wunderbare Rettung mit, ersuchte ihn, den Astyages zu stürzen, und versicherte ihn zugleich, daß alle medischen Fürsten zu ihm übergehen würden. Cyrus ging auf den Plan des Harpagus ein. Er forderte die Perser auf, an einem bestimmten Tage ein großes Stück Land voller Disteln und Dornen urbar zu machen, und sie gehorchten ihrem neuen Statthalter. Nachdem die saure Arbeit vollendet war, lud Cyrus die Perser ein, am folgenden Tage in ihren Feierkleidern zu erscheinen. Nun bewirtete er sie auf das köstlichste und fragte sie dann am Abend, welcher Tag ihnen besser gefallen habe, der Tag der Arbeit oder der des festlichen Schmauses. Als sie einstimmig den Festtag rühmten, versicherte sie Cyrus, er werde ihnen noch bessere Tage bereiten, wenn sie das medische Joch abschütteln wollten. Die Perser erhoben sich, und Harpagus ging mit den medischen Fürsten und Truppen zu Cyrus über. Astyages geriet in Gefangenschaft, wurde aber bis an sein Ende mit Achtung und Schonung behandelt. Cyrus (Kyros, Kurush, biblisch: Kores d. H. Sonne), 559—529. Nachdem Cyrus die Meder besiegt hatte, brachte er die iranischen Völker im Osten zur Unterwerfung und dehnte das persische Reich bis zum Indus und Jaxartes aus. Währenddessen bereitete sich im Westen ein feindliches Unternehmen gegen ihn vor, das ihn zu einem neuen Kriegszuge nötigte. Das lydische Reich hatte sich nämlich vom Westen Kleinasiens aus über den Nordrand der Halbinsel ausgedehnt und war unter Alyattes (612—563) zu Macht und Glanz aufgestiegen. Dessen Sohn Krösus (563—548) hatte seinen Besitz durch Unterwerfung der griechischen Kolonien an der Westküste Kleinasiens vermehrt. Er hatte dann in langer Friedenszeit den Wohlstand seines Reiches gefördert, in seiner Hauptstadt Sardes große Pracht entfaltet, griechische Künstler und Gelehrte um sich vereint und war durch seine reichen Schätze ebenso stolz wie berühmt geworden. Einst kam der weise Solon von Athen (§. 17) zu dem König Krösus nach Sardes. Krösus nahm den Solon freundlich auf und zeigte ihm seine Reichtümer. Da er den Reichtum für das höchste Glück hielt, so fragte er den Solon, wen er für den glücklichsten Menschen halte. Solon, der nicht schmeichelte, nannte seinen Mitbürger Tellus von Athen, und als ihn Krösus erstaunt nach dem Grund fragte, erwiderte Solon: „Tellus hatte in der blühenden Vaterstadt wackere Söhne und Enkel, die alle am Leben waren, und starb zuletzt den Tod für das Vaterland." Diese Mitteilung reizte den König zu der Frage, wen er denn nach Tellus für den Glücklichsten halte. Solon entgegnctc: „Nach Tellus sind Kleobis und Bi ton die glück-

3. Geschichte des Altertums - S. 79

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 2. Die Götterverehrung der Griechen. 79 Die nemeischen Spiele feierten Hn jedem dritten Jahre zu Nemea den Gott Zeus und ehrten den Sieger durch einen Epheukranz. Die Orakel. Diese Einheit in religiösen Dingen hatte großen Einfluß auf den Gang der griechischen Angelegenheiten und fand ihren Mittelpunkt im gemeinsamen Orakel zu Delphi. Neben den uralten Orakeln des hellenischen Zeus zu Dodona, wo aus dem Rauschen heiliger Eichen geweissagt wurde, und des Jupiter Ammon in der libyschen Wüste stand das ruhmgekrönte Orakel zu Delphi am Fuße des Parnassus bei allen Griechen in hohem Ansehen. Keine wichtige Unternehmung wurde begonnen, ohne dieses Orakel befragt zu haben. Alle nahmen Weisungen und Warnungen an; denn es galt für untrüglich, weil man glaubte, daß Apollo selbst den gewünschten Bescheid gebe. Ein reichgeschmücktes Heiligtum, welches von Geschenken und Beiträgen aller Griechen dem Apollo zu Ehren errichtet war, enthielt die goldene Bildsäule des Gottes und reiche Opfergerätschaften von Silber und Gold. Im Hintergründe war ein Schlund in dem Boden, aus welchem betäubende Schwefeldämpfe emporstiegen. Über diesem stand ein goldner Dreifuß, auf welchen die Pythia, eine jungfräuliche Priesterin, sich niederließ, wenn ein Spruch begehrt wurde. Durch dreitägiges Fasten, durch ein Bad in der kastalischen Quelle und durch ein dem Gotte angenehmes Opfer bereitete sich die Priesterin zum Spruche vor. In einfacher Kleidung betrat sie das Heiligtum des Gottes, und geführt von dem Oberpriefter, nahm sie ihren Platz auf dem Dreifuß ein. Alsbald geriet sie in krampfhafte Zuckungen und stieß unzusammenhärrgende Worte aus, welche von den nahestehenden Priestern aufgezeichnet und in eine passende Form gebracht wurden. Gewöhnlich waren diese in Verse gekleideten Antworten kurz, dunkel und zweideutig. Ainphiktyonlen. An die Festversammlungen und Orakel schlossen sich Amphiktyonien (Umwohnerschasten) d. H. Bündnisse von Völkern an, welche um ein gemeinsames Heiligtum herum wohnten. Unter diesen war der Amphiktyonenbund in Delphi der einflußreichste, welcher schon frühe zwölf Völker und deren Kolonien umfaßte und seine Stärke in Thessalien und Hellas hatte. Die Amphiktyonen übten das Schirmrecht über das Orakel zu Delphi, wachten über das Tempelgut, ordneten die Feste und schützten die Wallfahrer. Die Bundesversammlungen fanden jährlich zweimal statt, im Frühjahr zu Delphi, im Herbste bei den Thermopylen; bei denselben stimmten alle aus den Bundesstädten anwesenden Bürger mit. Ein Bundesgericht schlichtete die Streitigkeiten der Staaten unter einander und

4. Geschichte des Altertums - S. 182

1889 - Wiesbaden : Kunze
182 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. Ernst und ist durch Sprache und Inhalt ausgezeichnet. Wo Thuky-dides aufhört, beginnt L6nophon (446—356) aus Athen (§. 24). Sein klarer, schöner und leichter Stil, welcher aus seiner hellenischen Geschichte, ferner in seiner romanhaften Bildungsgeschichte des älteren Cyrus, Cyropädie genannt, in seiner Anäbasis oder dem Rückzug der 10000 Griechen und vielen kleinen politischen und ökonomischen Schriften uns entgegentritt, steht allerdings über seiner geschichtlichen Treue. Obgleich er Athener war, ist er doch ein Lobredner der Spartaner und ihres Königs Agesilaos. Die Redekunst, durch welche Perikles ein so bedeutender Staatsmann geworden ist. wurde besonders in Athen gepflegt und in Rednerschulen daselbst gelehrt. Unter den 10 attischen Rednern, welche schriftliche Reden hinterlassen haben, nimmt Jsokrates (436—338), eine bedeutende Stelle ein. Er trat zwar nicht selbst öffentlich als Redner auf, arbeitete aber viele Reden aus, von denen noch 21 erhalten sind, die von seinem Talente und Fleiß Zeugnis geben. Sein berühmtester Schüler war Demosthenes (385—322), welcher mit unglaublicher Anstrengung alle die Hindernisse überwand (§. 26), die ihm die Natur bereitet hatte, und durch seine Vaterlandsliebe, seinen Spott und seinen bittern Ernst die Zuhörer fesselte. Seine bedeutendsten Reden sind die 12 philippifchen, in denen er seine Landsleute gegen ihren Erbfeind , Philipp von Macedonien, anfeuert. Sein Nebenbuhler war Philipps Freund, der Athener Äschines; ein Gegner aus Überzeugung war der friedliebende, biedere Phokion. Die Philosophie der Griechen beschäftigte sich mit den Lehren der griechischen Religion über den Ursprung der Welt und der Götter, über das Leben des Menschen und sein Ziel, und suchte durch gründliches Nachdenken zu erforschen, wie das Leben der Menschen und des Staates nach den Grundsätzen der Wahrheit und Weisheit zu erklären und zu ordnen sei. Schon die steben Weisen Griechenlands befaßten sich mit solchen Fragen, und jeder führte einen kurzen Denk- und Sittenspruch: Kleobülus von Leskos: Maß zu halten ist gut! Periänder von Korinth: Alles mit Vorbedacht! Pittakus von Mytilene: Wohl benutze die Zeit! Bias von Brisne: Mehrere machen es schlecht! Thales von Milet: Bürgschaft bringt Leid! C h i l o n von Sparta: Kenne dich selb st! Solon von Athen: Nichts im Übermaß! Männer, wie Thales (635—560) und seine Freunde, glaubten

5. Geschichte des Altertums - S. 296

1889 - Wiesbaden : Kunze
296 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. salem, zu belagern, als er zum Kaiser erhoben wurde. Nachdem er seinen Sohn Titus mit der Fortsetzung des Krieges betraut hatte, kehrte er nach Rom zurück und wirkte hier höchst segensreich. Er erneuerte die Kriegszucht im Heere, verbesserte den traurigen Stand der Finanzen und vollendete den Wiederaufbau der Stadt. Dem Senate gab er die früheren Rechte wieder und trat überall als eifriger Beförderer der Kunst und Wissenschaft auf. Unter ihm wurde der Friedenstempel errichtet und der Bau des großen Amphitheaters (des C o l o s e u m s) begonnen, das unter Titus 80 vollendet wurde und noch jetzt Bewunderung erregt. Am Niederrhein wurde durch seinen Feldherrn Cerealis 70 der Aufstand der Bataver unterdrückt, die sich unter der Führung des tapferen Civilis erhoben hatten und nun tributfreie Bundesgenossen der Römer wurden; Judäa wurde dem Reiche wieder unterworfen und durch den hochherzigen Agricola, den Schwiegervater des Geschichtschreibers Tacitus, die Eroberung Britanniens fortgesetzt. Im Jahre 79 erkrankte Vespasian und starb nach kurzer Zeit. Titus 79—81, sein Sohn und Nachfolger, hatte unter der Regierung seines Vaters den Aufstand der Juden gedämpft, Jerusalem 70 erobert und zerstört. Bei seiner Rückkehr nach Rom hatte er einen glänzenden Triumph gefeiert, bei welchem auch die heiligen Tempelgefäße aufgeführt wurden. Das Andenken an denselben ist noch durch einen prächtigen marmornen Triumphbogen erhalten, der mit Basreliefs geschmückt ist, welche die jüdischen Religionsgebräuche und die heiligen Tempelgefäße darstellen. Als Titus den Thron bestieg, sah man wegen seiner unordentlichen Lebensweise und seiner Neigung zu Härte und Strenge mit banger Erwartung in die Zukunft. Aber als Kaiser schien er wie umgewandelt und erwarb sich durch seine Milde, Güte und Großmut im Volke den ehrenvollen Beinamen „die Liebe und Wonne des Menschengeschlechtes." Als er sich einst beim Essen erinnerte, daß er an dem Tage noch niemand eine Wohlthat erwiesen habe, rief er aus: „Freunde, ich habe einen Tag verloren." Er pflegte häufig zu sagen: „Von seinem Fürsten darf niemand traurig weggehen." Während seiner Regierung wütete in Rom drei Tage lang eine schreckliche Feuersbrunst, und eine verheerende Seuche raffte Tausende hinweg. Furchtbarer noch war ein Erdbeben, verbunden mit einem Ausbruche des Vesuvs, wodurch die Städte Pompeji, Herkulanum und Stabiä 79 verschüttet wurden, ganz Cam-pernten verwüstet wurde und viele Menschen den Tod fanden. Bei

6. Geschichte des Altertums - S. 10

1889 - Wiesbaden : Kunze
10 Erster Abschnitt. Geistes) und das der Finsternis oder des Ahriman (des bösen Geistes). Beide Reiche werden in fortdauerndem Kampfe mit ein- ander gedacht, bis endlich das Reich des Ormuzd den Sieg behält. Dann wird eine ewige Herrlichkeit eintreten, mit der die reinen Seelen beschenkt werden. Darum ist es die Aufgabe der Menschen, Leib und Seele rein zu halten vor Befleckung. Der Schutz vor derselben ist Arbeitsamkeit und Tugend; der Befleckte kann sich nur durch Strafe und Buße reinigen. Als die mächtigste Waffe des Ormuzd und dem Wesen der Gottheit am nächsten verwandt erschien das Feuer mit seiner läuternden und verzehrenden Kraft; es wurde daher als der „reine Sohn des Ormuzd" unterhalten, vor Verunreinigung gehütet und göttlich verehrt. Im Staate des Zendvolks bestanden vier Kasten: Priester (Magier), Krieger, Ackerbauer und Gewerbsleute, von denen die Priesterkaste, welcher alle Beamten angehörten, den höchsten Rang einnahm. Mit dem Oberpriestertum war die Königswürde verbunden. Die Priesterkaste besaß schon einen gewissen Grad astronomischer Kenntnisse; dieses beweist ihre Einteilung des Jahres in zwölf Monate zu je dreißig Tagen mit fünf Schalttagen, sowie die Festsetzung der Sonnenbahn nach den Zeichen des Tierkreises. §. 4. 3)ie Istfsec. 1. Land, Volk und Religionswesen. Das Land. Die vorderindische Halbinsel wurde schon im hohen Altertum der Mittelpunkt des Völkerverkehrs. Sie bietet große Mannigfaltigkeit der Bodenbeschaffenheit dar und wird von zwei Seiten vom Meere bespült; die Ostküste heißt Koromandel, die Westküste Malabar. Im Norden hebt sich der Himälaya zu den höchsten Gipfeln der Erde und fällt dann in mehreren Terrassen, aber ziemlich schnell zum Tieflande herab, das sich von der Westseite der Halbinsel bis zur Ostseite hinzieht. Südlich davon erhebt sich das Vindhjagebirge, und diesem folgt das Plateau von Dekan, das in das Kap Komorin ausläuft. Bedeutende Ströme durchschneiden mit ihren Nebenflüssen befruchtend das Land, eben so sehr die Pflanzen- und Tierwelt, als das Menschenleben und seinen Verkehr fördernd. Der Indus umschließt mit seinen vier Nebenflüssen das Pendschab (Fünfstromland); der Ganges, der Brahmaputra und andere bilden gleichsam die Lebensadern des Landes. Das Klima bietet bei aller Regelmäßigkeit die größten Gegensätze dar. Kein Land der Erde kann sich

7. Geschichte des Altertums - S. 12

1889 - Wiesbaden : Kunze
12 Erster Abschnitt. Pflanze, Stein gestalteten sich so dem Inder selbst zu Götterwesen; daher erschien ihm auch jede Verletzung eines Naturwesens als ein Frevel an der Gottheit. Den Mittelpunkt der Religion bildet die Lehre von der S e e l e n -Wanderung und Wiedergeburt. Die menschliche Seele ist nach dem Glauben der Inder zwar zur Seligkeit bestimmt, aber zur Strafe in den irdischen Leib gebannt. Sie würde gänzlich dem Verderben anheimfallen, wenn nicht von Zeit zu Zeit Vischnu aus Erden verkörpert (inkarniert) erschiene und dem ewigen Recht wieder Geltung verschaffte. Neun solcher Erscheinungen (Inkarnationen) sind schon vorüber, die zehnte wird noch erwartet. Durch Opfer, durch Waschungen im heiligen Wasser des Ganges, durch Wallfahrten, Kasteiungen, durch Gaben an die Priester, besonders aber durch fortwährende Richtung der Gedanken auf Brahma kann die Seele schon hienieden eine solche Läuterung erhalten, daß sie nach dem Tode unmittelbar zum Indra dringt; aber die Seele des Lasterhaften muß erst in langer Wanderung durch verschiedene Tier- und Pflanzenkörper für diesen Zustand vorbereitet werden; der Körper kehrt nach dem Tode zu den vier Elementen zurück. Die Tugend wird allein in rein äußerlicher Werkheiligkeit gesucht, und während der indische Glaube auf der einen Seite die ängstliche Scheu zeigt, auch das geringste Geschöpf zu verletzen, nährt er auf der anderen grenzenlose Lieblosigkeit gegen den Mitmenschen. Das Weib wird nur als Sklavin des Mannes betrachtet, jedoch findet die Selbstverbrennung der Frauen nach dem Tode der Männer nur noch unter großen Einschränkungen statt. 2. Staatswesen und Kultur. Staatseinrichtungen. Die Einrichtungen des Staates, welche mit der Religion auf das engste verbunden sind, beruhen auf den Gesetzbüchern des Manu, die in der Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ihre jetzige Fassung erhalten haben und in 12 Bücher zerfallen. Sie stellen den König, der in der ältesten Zeit aus der Kaste der Priester hervorging, als Stellvertreter der Gottheit dar, geben dem Königtum unumschränkte Macht, führen eine streng geschiedene Kasteneinteilung durch und fordern von dem Volk Gehorsam und Unterwürfigkeit. Wie Manu als Enkel Brahmas betrachtet wird, so erscheint auch sein Gesetz als von Gott gegeben und somit jede Verletzung desselben als Sünde gegen Gott. Die wesentlichste Einrichtung, welche als von Gott geboten dargestellt

8. Geschichte des Altertums - S. 21

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 3. Die Kultur der Ägypter. 21 samt dem verzierten Sarge, in welchen man u. a. eine Gebete enthaltende Papyrusrolle, das sogenannte Totenbuch, legte, in einem unterirdischen Gemache auf, welches sich im Westen jeder Stadt befand. Solche unterirdische Begräbniskammern wurden von den Griechen Katakomben genannt. Der abgeschiedenen Seele war nach dem Glauben der Ägypter folgendes Schicksal bereitet: Sie zieht mit der untergehenden Sonne in die Unterwelt und tritt vor Osiris zum Totengericht. Diesersitzt auf erhabenem Thron, umgeben von 42 Richtern, neben ihm der ibisköpfige Schreiber Toth mit der Feder in der Hand. Nachdem die Seele geschworen, daß sie sich keiner Todsünde schuldig wisse, wird das Herz des Toten gegen die Straußenfeder, das Symbol der Gerechtigkeit und Wahrheit, gewogen, und der Schreiber zeichnet das Ergebnis auf. Diejenigen, welche das Gericht wohl bestanden haben, werden in die Gefilde der Seligen geleitet, wo sie, zum göttlichen Ursprung zurückgekehrt, den Lohn ihres frommen Wandels finden. Die Schuldigen dagegen werden zur Seelenwanderung verurteilt, und ihre Seelen müssen zur Strafe und Läuterung bis zu 3000 Jahre durch Tierleiber wandern, worauf sie zur Prüfung von neuem in den Menschenleib zurückkehren. 3. Die Kultur der Ägypter. Die Ägypter brachten es in dem fruchtbaren Lande durch Frömmigkeit, Arbeitsamkeit und Mäßigkeit zu einer höchst merkwürdigen Kultur. Der größte Teil der zahlreichen Bevölkerung beschäftigte sich mit dem reichlich lohnenden Ackerbau. Der Überschuß an Produkten erzeugte den Handel. Dieser war zuerst Tauschhandel, blieb lange Zeit auf das Land selbst beschränkt und hatte den Nil zur Hauptvermittlungsstraße. Später wurden fremden Kaufleuten einzelne Orte für den Austausch der Handelsartikel geöffnet, doch blieb der Verkehr mit den Fremden beschränkt, und die Ägypter, die sich für ein bevorzugtes Volk hielten, blieben schwer zugänglich. Das Gewerbe befaßte sich mit der Herstellung von Gewändern aus Byssus (einer Art Baumwolle), von Arbeiten aus Metall, Glas und Thon, welche ebensowohl eine große Kunstfertigkeit, wie Wohlstand und Luxus bei den Ägyptern bekunden. Kunstdenkmäler. Die großartigsten Kunstleistungen gehören der Baukunst an. Die altägyptischen Bauwerke erregen sowohl durch das Ungeheure ihrer Verhältnisse und die Größe der mechanischen Arbeit, wie durch die hohe Vollkommenheit der dazu erforderlichen Kunstfertigkeiten und die Beseitigung au^der unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten ungeteilte Bewunderung. Nur eine gewaltige, völlig willenlose Volksmasse konnte, dem Drucke der Könige und Priester nachgebend, gleich einer kolossalen Maschine mit einem seltenen Aufwand von Zeit, Kraft und Geduld solche Riesenbauten schaffen. Zu den merkwürdigsten Baudenkmälern gehören folgende:

9. Geschichte des Altertums - S. 100

1889 - Wiesbaden : Kunze
100 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. andere, man solle es den Flammen übergeben, da von den Griechen nichts Gutes zu hoffen sei. Der Priester Laökoon warnte ernstlich davor, das Roß in die Stadt aufzunehmen, und erinnerte an die List des Odysseus. Fest überzeugt, daß irgend eine Gefahr im Rosse verborgen sei, stieß er eine mächtige eiserne Lanze in den Bauch des Pferdes, aus dessen Tiefe ein Widerhall wie aus einer Kellerhöhle ertönte. Allein der Geist der Trojaner blieb verblendet. Die Griechen hatten einen Mann bei dem Rosse zurückgelassen, welcher die Trojaner durch eine erdichtete Erzählung völlig bethören sollte. Sinon, so hieß er, fiel den Trojanern in die Hände und klagte ihnen, er sei zum Opfertode bestimmt gewesen und entflohen. Zu den Griechen dürfe er nicht zurückkehren, weil er das Leben verwirkt habe. Die Trojaner glaubten dem Betrüger und fragten ihn weiter, was für eine Bedeutung das gewaltige Roß habe. Da erwiderte Sinon: „Sehet, Trojaner, dies Roß bauten die Griechen vor ihrer Heimkehr, um den Zorn ihrer Schutzgöttin Athene zu versöhnen. Nur damit ihr dies Geschenk nicht in eure Stadt aufnehmen könntet und dadurch des Schutzes der Göttin teilhaftig würdet, machten sie es so riesengroß. Aber auch eine Falle legten sie euch damit; denn wisset, wenn ihr das Roß vernichtet, so wird Athene eure Stadt dem Untergange weihen". Diese Worte Sinons fanden bei Priamos und den meisten Trojanern Glauben, und dieser steigerte sich noch, als sich ein seltsamer Vorfall ereignete. Von der Insel Tenedos her kamen nämlich plötzlich zwei ungeheure Schlangen mit blutroten Mähnen, deren Leiber sich in großen Ringen unter dem Meere fort bewegten. Der Priester Laokoon, derselbe, welcher eben vor dem Rosse gewarnt hatte, stand gerade mit seinen beiden Söhnen am Meere und opferte dem Poseidon. Da schossen die Meerungeheuer plötzlich empor, umringelten die Söhne des Priesters und verwundeten mit giftigen Zähnen das zarte Fleisch derselben, und als Laokoon seinen Söhnen mit dem Schwerte in der Hand zu Hilfe eilen wollte, wurde auch er von ihnen umschlungen, und alle drei gaben unter den gräßlichsten Qualen den Geist auf. Die Schlangen aber schlüpften rasch nach dem Tempel der Athene und versteckten sich unter der Bildsäule der Göttin. Nun waren die Troer nicht länger im Zweifel, daß die Göttin selbst den frevelnden Priester samt seinen Söhnen ins Verderben gestürzt habe; sie rissen die Mauern ein und zogen jubelnd das schwere Roß in ihre Stadt. Vergebens warnte noch einmal Kassandra, die schönste von Priamos' Töchtern, welcher Apollo die Gabe der Weissagung verliehen hatte, ohne daß sie je Glauben fand, vor dem verhängnisvollen Pferde. Ganz Troja jubelte über das unerwartete Glück und ahnte nicht die Nähe des Verderbens. Während die Trojaner in der folgenden Nacht im besten Schlafe lagen, lief Sinon mit brennender Fackel an den Strand des Meeres und gab den Griechen auf Tenedos das verabredete Zeichen. Nachher öffnete er die verborgene Thüre an dem hölzernen Rosse, und heraus stiegen die gewappneten Helden. Jetzt laugte das Heer der Griechen an und drang lautlos in die Stadt. In die Wohnungen wurden Feuerbrände geschleudert, und bald züngelte die lodernde Flamme von Dach zu Dach. Ein entsetzliches Blutbad entstand; kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand wurde geschont.

10. Geschichte des Altertums - S. 287

1889 - Wiesbaden : Kunze
§.53. Das Heidentum und sein Verfall. Die Erwartung der Völker. 28 7 Sexülis, in welchem er im Jahre 29 nach Rom zurückgekehrt war, hatte den Namen Augustus erhalten, und jeden folgenden Kaiser beglückwünschte man bei seinem Regierungsantritt mit den Worten: „Sei glücklich wie Augustus!" Zur Hebung der tief gesunkenen Sittlichkeit in dem römischen Reiche, zur Steuerung der Genußsucht, Prunksucht, Üppigkeit und Verschwendung hatte Augustus strenge Verordnungen erlassen; aber seine Bemühungen waren in dem Volke, das seine Religion verachtete, dem der Glaube an Gott, an die ewige Gerechtigkeit und ein unvergängliches Leben fehlte, ohne nachhaltigen Erfolg. Menschenhilfe konnte hier nichts mehr ausrichten; es bedurfte der göttlichen Hilfe zur Errettung der Völker aus Sündennot und Verderben. Darum ist die Geburt des Heilandes Jesus Christus das wichtigste, völkerbeglückende und welterrettende Ereignis in der Regierung des Kaisers Augustus. §. 51 3)as fßifsentuni und fein Verfall. Die drmarfwig lter Völker. Im Anfang hatte sich Gott selbst dem Menschen, den er nach seinem Bilde erschaffen, offenbart, und der Glaube an den einen wahrhaftigen Gott war ursprünglich der herrschende auf Erden. Durch den Sündenfall der ersten Menschen wurde dies Bewußtsein von dem einen lebendigen Gotte getrübt und verdunkelt und trat, je mächtiger und allgemeiner die Sünde wurde, immer mehr in den Hintergrund, bis es endlich bei allen Völkern, mit Ausnahme der Juden, gänzlich erlosch. Aber auch den von Gott abgefallenen Menschen blieb immer noch die Erinnerung an einen früheren schuldlosen und darum glücklichen Zustand; es blieb ihnen das Gefühl der Abhängigkeit von einer höheren Macht, das Bewußtsein der Schuld und das Bedürfnis nach einer Erlösung von der Sünde, um die verlorene Seligkeit wieder zu erlangen. Sie singen daher an, den Gott, der ihnen früher offenbar war, auf eignen Wegen zu suchen, verfielen aber bei diesem Suchen in den allgemeinen Irrtum, daß sie die Werke des Schöpfers mit dem Schöpfer selbst verwechselten. Statt ihn anzubeten, verehrten sie die Äußerungen seiner Wirksamkeit, die Kräfte und Erscheinungen in der Natur, sowie die Wirkungen des göttlichen Geistes im Menschen selbst, dessen Ebenbildlichkeit mit Gott, wenn auch durch die Sünde geschwächt, doch keineswegs zerstört war. Auf dieser Verwechselung des Geschaffenen mit dem Schöpfer beruhen die verschiedenen Religionen des Heiden-
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