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geschichte hat hier erst einen Platz wenn er „mit derselben ins
Grab eingebunden ist." Nur wie er es anfängt immer bei guter
Laune sein zu können, werde ihm mit seinen eigenen Worten nach-
erzählt: „Ich gehe regelmäßig hinaus auf den Kirchhof; und das
ist sehr angenehm, wenn man nur mit dem rechten Humor kommt.
Jedes Grab ist ein zugeschlagenes Buch mit dem Nucken nach
oben. Man kann den Titel lesen, der doch Nichts besagt; aber
ich weiß Bescheid, weiß ihn von meinem Vater und von mir
selbst. Ich habe Alles in meinem Grabbuch notirt, und das
ist ein Buch, das ich selbst gemacht habe zum Nutzen und Ver-
gnügen; da liegen sie Alle zusammen, und noch einige mehr.
Macht Einer oder der Andere von meinen Freunden oder Nicht-
freunden mir es zu bunt, dann gehe ich hinaus auf den Kirchhof,
suche mir einen Rasenplatz aus und weihe den zu dem, den ich
begraben haben will, ein, und dann begrabe ich ihn gleich; dann
liegt er da todt und machtlos, bis er als ein neuer und besserer
Mensch zurückkehrt. Sein Leib und Leben, von meiner Seite ge-
sehen, schreib' ich in mein Grabbuch, und so sollten alle Menschen
es machen; sich nicht ärgern, wenn einer es ihnen zu toll macht,
sondern ihn gleich begraben und auf guten Humor halten." So
Andersen „über die Kunst vergnügt und froh zu sein."
Nach Jahrtausenden.
i».
Ja, nach Jahrtausenden kommen sie auf den Schwingen des Dampfes
durch die Luft stber’s Weltmeer her! Amerikas junge Bewohner be-
suchen das alte Europa. Sic kommen zu den Denkmälern her und zu
den dann versinkenden Städten, wie wir in unsern Tagen nach den
hinbröckelnden Herrlichkeiten Südasiens pilgern. Die Themse, die
Donau, der Rhein Hiessen noch; der Montblanc steht noch mit seiner
Schneekuppe, aber Geschlecht auf Geschlecht ist Staub geworden. Nach
Europa ! so ruft Amerikas junges Geschlecht — nach dem Lande un-
serer Väter, dem schönen Lande der Erinnerungen und Phantasiecn!
Das Luftschiff kommt, es ist überfüllt von Reisenden; denn die Fahrt
geht schneller als zur See ; der electromagnetische Draht unterm Welt-
meer hat bereits telegraphirt, wie stark diekaravane ist. Schon kommt
Europa in Sicht, es sind Irlands Küsten, die man sieht; aber die Pas-
sagiere schlafen noch, sie wolle» crit geweckt werden, wenn sie über
England sind; da'betreten sie den europäischen Boden, in Shake-
speares Land, wie cs bei den Söhnen des Geistes heisst; Andere
nennen es das Land der Politik, der Maschinen. Einen ganzen Tag
dauert der Aufenthalt hier, so viel Zeit kann das emsige Geschlecht
England und Schottland widmen. Die Fahrt geht unter dem Kanal-
tunnel nach Frankreich, dem Lande Karls des Grossen und Napoleons;
man nennt Molière, die Gelehrten sprechen von einer classischen
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Extrahierte Personennamen: Andersen Amerikas Karls Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Europa Donau Rhein Europa Europa Irlands England Schottland Frankreich Napoleons
und romantischen Schule im fernen Alterthum, und man preist Helden,
Dichter und Wissenschaftsmänner, die unsere Zeit nicht kennt, die
aber geboren sind auf Europas Krater: Paris. Der Lustdampfer fliegt
über das Land hin, von dem Co I umbus ausging, wo Cortez ge-
boren ward und wo Caldcron Dramen sang in wogenden Versen, wo
in den blumenreichen Thälern die uralten Lieder noch tönen , und die
Erzählungen leben vom Cid und der Alhambra, Durch die Luft
übers Meer nach Italien, dorthin, wo das alte, ewige Rom lag; es
ist verschwunden, die Campagna ist eine Wüste; von der Peterskirche
zeigt man noch einen vereinzelt dastehenden Mauerrest, man zweifelt
aber an dessen Echtheit. Nach Griechenland, um eine Nacht zu schla-
fen in dem reichen Hotel, hoch oben auf dem Gipfel des Olymps —
dann ist man da gewesen; die Fahrt geht nach dem Bosporus zu, um
dort einige Stunden zu rasten und die Stelle zu sehen, wo Byzanz
lag; arme Fischer breiten da ihre Netze aus, wo die Sage erzählt von
den Gärten des Harems aus den Zeiten der Türken. Ueber die Ruinen
mächtiger Städte an der Donau, Städte, die unsere Zeit nicht kannte,
fliegt man dahin; aber hin und wieder, an den Orten reich an Erinne-
rungen, die da kommen werden, die die Zeit gebären wird — hin und
wieder lässt sich die Luflkaravane nieder und erhebt sich wieder.
Deutschland, das dermaleinst von dem dichtesten Netz von Eisenbahnen
und Kanälen umsponnen ward, das Land wo Göthe sang und Mozart
den Scepter der Töne schwang! Grosse Namen leuchten in Wissen-
schaft und Kunst; Namen, die wir nicht kennen. Einen Tag Aufent-
halt in Deutschland und einen Tag für den Norden, für Linnös Vater-
land und Norwegen, das Land der alten Helden und der jungen Nor-
mannen. Island wird auf der Heimfahrt mitgenommen; der Geyser
kocht nicht mehr und der Hekla ist ausgebrannt, aber wie eine ewige
Steintafel der Saga steht die starke Felseninsel im brausenden Meer!
„In Europa giebt es Vielerlei zu sehen!« sagt der junge Amerikaner;
und wir haben Das in acht Tagen gesehen, und Das lässt sich auch
ganz gut in der Zeit abmachen, wie der grosse Reisende — es wird
ein Name genannt, der zu den Zeitgenossen gehört — in seinem be-
rühmten Werk: Europa, gesehen in acht Tagen! bewiesen hat.«
Iis Schluß.
Dänemark, Herrliches Land, wo gab' es ein gleiches auf Erden,
Schöner fänd'st Du's vielleicht, glücklicher schwerlich; doch auch
Dir verlieh die Natur mit Gunst gar liebliche Reize,
Deinem Volke verlieh Gleichmuth und fröhlichen Sinn,
Muth und Rechtsinn und Lieb' zum Lande, das es geboren,
Gottes waltende Macht, thronend im Himmel; es wächst
Reichlich kräftige Frucht auf dem Feld Dir, und zahlreiche Schiffe
Führen es aus und dafür bringen sie Reichthum zurück.
Californiens Gold —< nicht braucht's Dein Volk zu beneiden,
Ist nicht Gold Dir Dein Korn? glänzet nicht goldig die Frucht
In dem saftreichett Grün riesiger Bäume? Es giebt
Holz der reichliche Wald, ja selbst die Erde und schaffet
Warm die Häuser, wenn rauh^ tückisch, der Nordwind erbraust!
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