65
An der nördlichen Einfahrt, welche durch den Leuchtthurm auf
dem Kullen, die beiden Leuchtthürme auf Nakkehoved unweit Gille-
leie, und den Leuchtthurm auf Kronborg gesichert wird, zeigt sich
zuweilen eine doppelte Strömung. Diese entsteht wenn, während
das Wasser der Ostsee ausstießt, das des Kattegats durch westliche
und nördliche Winde an die Küste heran getrieben wird, wo das
solchergestalt in der engen Straße eingeklemmte Wasser, um einen
Abfluß zu finden, das hinausfließende Wasser überströmen muß.
Der Einlauf in den Sund zwischen Helsingör und Helsingborg
wird durch den Grund Disken in zwei Theile getheilt. Dieser Grund
hat 4 — 5 Faden Wasser und einen ausgezeichneten Ankergrund;
namentlich findet sich etwas westlich von demselben eine herrliche-
Rhede für große Schiffe aus 7 — 8 Faden. Das gewöhnliche Fahr-
wasser geht hier nahe unter dem befestigten Schlosse Kronborg, wel-
ches Helsingörs Hasen und Rhede beschützt und Dänemarks Zollrecht
im Sunde ausrecht hält.
Die Fahrt von Kronborg nach Kopenhagen geht gewöhnlich zu-
nächst unter der dänischen Küste, weil theils, wie bereits angeführt,
das Fahrwasser an der seeländischen Seite am reinsten ist, und überall
guten Ankergrund darbietet, theils auch weil die westlichen Winde
häufiger sind als die östlichen, und man sich am liebsten unter der
Küste halt, wo der Wind her kommt. Die Fahrt führt daher auch
gewöhnlich westlich an der kleinen schwedischen Insel Hveen vorbei,
welche Vs Meile von der schwedischen Küste entfernt ist, und um
deren hohe Ufer ein sehr starker Strom geht. Kopenhagen gegen-
über füllen die niedrig liegenden Inseln Saltholm und Amager
(Amak) mit ihren breiten Gründen den Sund dergestalt aus, daß
eben hier, an der breitesten Stelle, die engsten Pässe vorkommen.
Der Hauptpaß führt zwischen den Gründen bet genannten Inseln hin-
durch und wird die Drogde genannt. Die geringste Tiefe des Fahr-
wassers, Dragöe gegenüber, ist 23 Fuß bei gewöhnlichem Wasser-
stande, und die kleinste Breite, Kastrup-Werk auf Amager gegenüber,
ungefähr 1200 Ellen. Außerhalb Dragör liegt ein Feuerschiff, und
auf der Seebatterie Dreikronen (dän. ,/Trekroner") brennt ein Lam-
penfeuer.
Das Fahrwasser zwischen Kopenhagen und Saltholm wird durch
den Mittelgrund in zwei Läufe getheilt, von denen der östliche die
Holländertiefe (Hollcenderdyb) und der westliche die Königstiefe
(Kongedyb) genannt wird. Jener dient gewöhnlich fremden Schiffen
zur Rhede, und dieser führt zu Kopenhagens Hafen, der vom Sunde
zwischen Seeland und Amager gebildet wird. Der Einlauf in den
Hafen von Süden und der Ausgang nach dieser Seite werden durch
die seichten Gründe im Kallebostrande verhindert.
Flinlriuue (Flinterende) heißt das Fahrwasser zwischen Schonen
und Salthom, einer flachen, von Gründen und Riffen umgebenen
5
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71
ist der Einlauf zum Kolbing - Fjord, der blos für kleinere Fahrzeuge
zugänglich ist.
Weiter südlich, zwischen Jvernäs auf Fühnen und Knudshoved
auf der schleswigschen Seite, theilt Brandsöe den kleinen Belt in
zwei Fahrwasser, unter denen das östliche, welches zugleich mitten
im Belte gebt, das tiefste ist. In dem südlichen Theil des Belts
liegen Baagöe (mit einem Leuchtthurme), Aaröe und Thoröe, welche
mit ihren Gründen und Holmen diesen Theil zu einem sehr unreinen
und gekrümmten Fahrwasser machen. Westlich hiervon ist der Ein-
lauf zu dem schmalen und seichten Haderslebner-Fjord.
Zwischen Baagöe und Aaröe hindurch geschieht die beinahe
2 Meilen lange Ueberfahrt von Assens nach dem Aaröesunder
Fährhause auf der schleswigschen Küste, welche Ueberfahrt zur Zeit
eine Hauptverbindung zwischen den dänischen Inseln und der Halb-
insel bildet. Zur Sicherung derselben brennen des Nachts ein
Leuchtfeuer beim Fährhause und eine Hafenlampe bei Assens.
Auf der Westküste Fühnens bildet der kleine Belt den Gam-
borg-Fjord nördlich von Fönskovs Odde, sowie zwischen dieser Odde
und Wedelsborg - Hoved die beiden kleinen Buchten Föns-Wick und
Thbring-Wick.
13. Ueber die muthmastliche Cntstehurrg
der Ost- und Nordsee.
Der bottnische Meerbusen soll in den ersten 15 Jahrhunderten
nach Erschaffung der Welt, wenn wir unsere christliche Zeitrechnung
als die richtige annehmen, was freilich viele christliche Gelehrte nicht
thun, ein Meerbusen des nördlichen Polarmeeres, der finnische
Meerbusen ein Landsee und die Ostsee ein Thal, das baltische,
gewesen sein. Durch eine mehr gewaltsame Erhebung, im Ver-
hältniß zu der noch fortwährend stattfindenden langsamen, der skan-
dinavischen Halbinsel, ward diese mit Finnland landfest und dadurch
der bottnische Meerbusen auch ein Landsee. Es traf jedoch gleich-
zeitig oder kurz daraus, durch diese Hebung und einen Orkan aus
Nordost, eine große Fluth ein, die baltische genannt, die das Wasser
aus dem finnischen und bottnischen Meerbusen in das baltische Thal
wälzte, und so die Ostsee bildete. Diese Fluth mag wesentlich dazu
beigetragen haben, der Inselgruppe und den einzelnen Inseln die
gegenwärtige Gestalt, der Ostküste der Halbinsel ihre zerrissene Form
zu geben. Durch sie herbeigeführte Ueberbleibsel der Uebergangsfor-
mation (Kalkblöcke) wie dieselben noch heute auf Gothland und
Oeland vorkommen, bedecken Bornholm, die Küsten der lübecker Bucht
und Theile des östlichen Holsteins, und zeugen von einer sehr starken
Strömung von Osten her. Es läßt stch mit gutem Grunde an-
nehmen, daß durch diese große Fluth gleichzeitig die jetzigen drei
Verbindungsstraßen der Ostsee mit dem Kattegat gebildet worden sind.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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72
Eine andere verheerende Wafferfluth, weit jünger als die bal-
tische, ist von Westen eingebrochen, und hat auf dem größten Theile
der westlichen Hälfte der Halbinsel, und besonders aus den West-
see-Inseln, unverkennbare Spuren hinterlassen. Selbst wenn man
20 Fuß für die seitherige Erhöhung des Landes abrechnet, beträgt
die Höhe dieser Fluth ungefähr das Dreifache der Wasserhöhe, welche
die große Sturmfluth 1825 erreichte.
Die von ihr abgesetzten Lagen lassen sich tief ins Land hinein
verfolgen, und steigen 60—70 Fuß über die jetzige Wasserhöhe der
Nordsee. Sie folgen den Unebenheiten des Bodens, und beurkunden
sich eben dadurch als das Resultat einer plötzlichen, gewaltsamen
Ueberschwemmung, die nicht anhaltend genug war, um dem Wasser
zum Ordnen und Ausebenen der Massen Zeit zu lassen. Zur Be-
stimmung des Alters dieser Fluth haben wir zwei feste Anhalts-
punkte. Einerseits wird bei der fortgesetzten Wanderung der Dünen
landeinwärts das Grundlager der Fluchen entblößt, und sowohl auf
Sylt als auf Föhr werden Stücke von gebrannten Mauersteinen im
Fluthlager, so wie es auch ersichtlich ist, daß Grabhügel (Hühnen-
gräber) mit Urnen und Steinwaffen zum Theil durch die Fluth zer-
stört worden. Auf der anderen Seite finden sich zwar noch immer
Sagen von dieser Fluth sowohl in Jütland als in den frisischen
Diftricten, aber in den altnordischen Geschichtserzählungen wird der-
selben nicht erwähnt, und überdies hat die Untersuchung der Ruinen
alter Seeräuberburgen (Vikingeborge) auf Römöe, Sylt und Föhr
ergeben, daß diese Burgen nach der Fluth erbaut worden sind. Es
läßt sich darnach mit Bestimmtheit behaupten, daß sie jünger sein
müssen, als das sogenannte Steinalter, und älter als das zehnte
Jahrhundert nach Christo. Zwischen diesen beiden, weit auseinander
gelegenen Gränzen läßt sich der Zeitpunkt zwar nur folgerungsweise
näher bestimmen; allein da die Geschichte keine Begebenheit der Art
aufgezeichnet hat, außer der cimbrischen Fluth, welcher griechische und
römische Geschichtsschreiber gedenken, so kann man wohl mit gutem
Grunde annehmen, daß die große Ueberschwemmung von Westen
her, deren Spuren wir auf der Halbinsel finden, der cimbrischen
Fluth zugeschrieben werden müsse. Es ist ferner aus mehrfachen
Gründen höchst wahrscheinlich, daß diese gewaltsame Fluth durch
den Durchbruch des Kanals zwischen England und Frankreich ver-
anlaßt wurde, und daß sie im 5. und 6. Jahrhundert vor Christo
stattfand.
Ungefähr in derselben Zeit fällt auch die große Senkung der
Nordsee, die sich vom Liimfjord an längs unserer Westküste sowohl,
als an den Küsten von Hannover, Westphalen, Holland, dem nörd-
lichen Frankreich und dem südlichen England bis Cornwall, ferner
an den Küsten Ost-Englands bis Norkshire und vielleicht noch weiter
hinauf verfolgen läßt. Diese Senkung, welche den Ufern der Nord-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Christo
Extrahierte Ortsnamen: Christo England Frankreich Hannover Holland Frankreich England Cornwall Ost-Englands
75
Der Abstand zwischen der Nordküste Bornholms, beim Hammer,
und der nächsten schwedischen Küste, Lei Langöre, ist 5 M., so wie
zwischen der Südküste Bornbolms, bei Dueodde, und der nächsten
pommerschen Küste 12a M. Von der Westküste Bornholms, bei
Rönne bis Möens-Klint, hat die Ostsee eine Länge von 18£ M.,
und in dieser Ausdehnung eine Breite von 11,} M., von Nftad
nach Arcona auf Rügen, sowie eine Tiefe von 10—26 Faden. Die
geringe Tiefe, welche die Ostsee im Verhältniß zu andern Meeren
hat, tritt besonders in diesem westlichen Theile stark hervor; denn
hier find höchstens 15, im Allgemeinen aber nur 8—10 Faden
Wasser.
Die vielen fließenden Gewässer, welche sich in die Ostsee er-
gießen, führen eine große Menge Schlamm und Sand mit sich,
wodurch der Grund mehr und mehr erhöht und namentlich die Mün-
dung vieler Flüsse verstopft wird. Mehrere Flüsse, die in früherer
Zeit größern Schiffen die Einfahrt gestatteten, sind jetzt an der Mün-
dung so seicht, daß die Schiffe weit hinaus auf offener Rhede an-
kern müssen, und man genöthigt ist, die Waaren auf Prahmen her-
einführen zu lassen.
In dem dänischen Fahrwasser ist die Ostsee übrigens nicht al-
lein von seichten Küsten begränzt, sondern zugleich mit Inseln ange-
füllt, von denen Riffe und Gründe in die See hinauslaufen, und
dazu sind die dazwischen durchgehenden Sunde zum Theil flach
und unsicher, so daß die Fahrt hier im Ganzen gefahrvoll wird,
und zuweilen Strandungen zur Folge hat. Da die Ostsee keine
Ebbe und Fluth hat, oder richtiger, da die dadurch hervorgebrachte
Veränderung zu geringfügig ist, um unter den übrigen Veränderun-
gen im Wafserstande bemerkbar zu sein, so dürfen die Seefahrer
nicht auf ein Steigen des Wassers zu einer bestimmten Zeit rechnen,
wie z. B. in der Nordsee. Die unregelmäßige veränderliche Höhe
des Wassers hängt vornämlich vom Winde und dem Strome ab, je
nach dem diese das Wasser mehr oder weniger schnell durch den
Sund und die Belte hinaustreiben, oder dem Ausflusse desselben hin-
derlich sind. Bei nordwestlichen Winden wird nämlich der Abfluß
der Ostsee durch die engen Sunde von der Gegenströmung des Kat-
tegats beherrscht, wodurch der regelmäßige Zufluß, den die Ostsee
in so reichlichem Maaße aufnimmt, augenblicklich verhindert wird,
wieder auszuströmen. Als eine Folge hiervon steigt das Wasser,
und kann sich bis 4 Fuß über den Wasserspiegel der Nordsee erhe-
den, nach der Mittelhöhe der letztem gerechnet. Dieses hat zu dem
ziemlich allgemeinen, aber ganz falschen Glauben Anlaß gegeben, daß
die Ostsee höher liege als die Nordsee.
Man hat übrigens die Bemerkung gemacht, daß sich die Zahl
der Tage, an denen das Wasser der Ostsee in den Sund hineinfließt,
um Abfluß ins Kattegat zu gewinnen, zu der Zahl der Tage, an
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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76
denen das Wasser vom Kattegat in die Ostsee hineinströmt, verhal-
ten solle wie 2,4 : 1.
Die größte Länge der Ostsee beträgt zwar 180, und die größte
Breite 90 Meilen, sowie die größte Tiefe etwa 100 Faden, allein
da die Mittelbreite dieses Meeres nur 30 .Meilen ist, so bewirkt
diese geringe Weite, in Verbindung mit der verhaltnißmäßig
unbedeutenden Mitteltiese, nämlich 20 Faden, daß nur kleine und
kurze, aber geschwind aufeinander folgende Wellen sich in diesem
Meere wälzen. Die Länge der Ostsee von Möens-Klint in gerader
Richtung gegen Osten bis Brüsterort, nördlich von Pillau, ist 63^ M.;
dagegen beträgt ihre kleinste Breite, von Gjedserodde auf Falster
nach Darserort auf der pommerschen Küste, nur gegen 5 Meilen.
Ueber die verschiedenen Theile der Ostsee, die theils als Buch-
ten, theils als Föhrden und theils als Sunde die vaterländischen
Küsten bespülen, folgende Bemerkungen:
Kjöge Bucht, an Seelands Ostseite, wird vom Oeresund be-
gränzt, und hat eine gute Rhede, die eine passende Station für
Kriegsschiffe, welche den südlichen Einlauf des Oeresundes bewachen
sollen, darbietet. Der Abstand von der Schiffbrücke bei Kjöge bis
Skanör auf der schonischen Küste ist M., und der kürzeste Ab-
stand zwischen Amager und Stevns 3i M.
Prästöe-Bucht, etwas weiter südlich an derselben Küste, ist
zwischen Stevns- und Möens-Klint ungefähr 4 M. breit. Im In-
nern diefer Bucht ist der mit Sand angefüllte, lange und schmale
Einlauf zum Prästöe-Fjord.
Der große Wordingborger Busen, oder das von Inseln einge-
schlossene innere Fahrwasser zwischen der südwestlichen Seite See-
lands und der Nordküste von Lolland und Falster, geht vom Lange-
lands-Belt hinein, und steht mit dem übrigen Theil der Ostsee in
Verbindung durch den Bögeström zwischen Möen und Seeland, den
Grönsund zwischen Möen und Falster, und den Guldborgsund zwi-
schen der letztem Insel und Lolland. Dieses kleine Binnenmeer hat
zwar in der Mitte eine Tiefe von 4 -8 Faden, allein wegen einer
Menge Untiefen und kleiner Inseln, von welchen Fäiöe, Fämöe,
Baagöe und Nyord die bedeutendsten sind, kann es nur mit kleinen
Schiffen befahren werden. Es bildet ans der Nordküste Lollands
die Bandholms-Bucht und den Sarkjöbing-Fjord, sowie nördlich von
Knudshoved in Seeland die Karrebecks-Bucht und den Nestved-Fjord,
und steht übrigens mittelst des Ageröe- u. Omöesundes mit dem großen
Belte in Verbindung. Von Hau auf Langelands Nordspitze, bis
Wordingborg hat das vorgedachte innere Fahrwasser eine Länge von
13| M., so wie von Kragenäs-Fähre auf Lolland bis Karrebecks-
minde auf Seeland eine Breite von 4^- M. Zwischen Seeland und
Möen bildet es eine kleine Bucht, Stege-Strand genannt, wovon
das tiefe Stege-Noer sich in Möen hineinschneidet.
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84
19* Blick in s Meer.
Man sieht sich satt, und das an allen Dingen,
Nur nicht am Meer, und nicht am Meeresgrund.
Wir sahen nichts am Grund von all' den Sachen,
Die Schiller's Taucher einst im Strudel sah,
Sah'n nichrs von Salamandern, Molchen, Drachen,
Vom lieben Hay nicht Kinder, nicht Papa.
Wie Menschen es bei gutem Wetter machen.
So machten es die guten Fische da:
Die sonnten sich in Ruh', die spielten munter,
Die sahen auf zu uns, wie wir hinunter.
Im Sande einer seetangfreien Stelle
Kroch hier ein Seekrebs eilig und allein,
Verfolgt von kleinen Fischen, neckisch schnelle.
Ein Mädcheninstitut schien hier zu sein,
Denn voller Angst, daß ihn der Rudel prelle.
Kam watschelnd eine Butte hinter drein,
Und schalt aufs Promeniren in der Sonne —
Das ungezogne Volk! die arme Bonne!
Dort streckte sich ein Aal im feuchten Grase
So stattlich wie ein Dev im Divan kaum.
Und sanft bewegte um des Träumers Nase
I Die wedelnde Molluske ihren Flaum.
Hier kam ein flinker Heeringstruvp die Straße,
Und roch den Bückling in des Schiffes Raum,
Und schoß hinab, indem sie lustig sangen:
„Die Kappler räuchern nur was sie gefangen!"
(Gardthausen.)
C. Die Natur des Vaterlandes.
1. Klimatische Verhältnisse.
Trotz der nördlichen Lage des Landes, nämlich ungefähr 150
Meilen von der Mitte der gemäßigten Zone, ist Dänemark doch nur
höchst selten von einer so starken Kälte heimgesucht als die, für
welche gerne Ausländer es oft ausgesetzt glauben. Die nie-
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102
Schneeglöckchen.
Zwar du trägst noch die Farbe des Winters, doch sei mir willkommen!
Lieblich kleidet das Grün freudiger Hoffnung dein Blatt.
Io. Seegras oder Tang.
Das Seegras, bei uns Tang genannt, wächst auf dem Grunde
des Meeres, wo der Wasserstand nicht zu tief ist, und auf Felsen
und Steinen im Meere, gewährt vielfachen monomischen Nutzen.
Im Herbst und Frühjahr lös't sich die Pflanze von der Wurzel, und
treibt mit den Wellen, welche sie bei Seewinden ans Ufer spülen.
So wird aus dem Meere zu verschiedenen Zeiten viel Tang an die
Ostküste geworfen, aber auch wieder weggespült, wenn die Industrie
diesen höchst wichtigen Artikel nicht eilig zu retten sucht. Man
kann die Pflanze als Dünger brauchen, wenn sie, frisch angefahren,
in Haufen gesammelt wird, um die Verwesung zu befördern, da sie
dann in solchen Haufen durch die Wärme eine chemische Verwandlung
erleidet. Zu dem Zwecke wird der Tang auch auf den Gütern zum
Befahren der Steinpflaster benutzt, um ihn durch das Fahren und
das Durchtreten des Viehes leichter in Dünger umzuwandeln. Auch
als Deckungsmalerial der Scheunen, Korn- und Heuschober, bewährt
sich der getrocknete Tang z er liegt sich fest, läßt keinen Regen durch
und hält die Wirkung des Windes ab. Auf Alsen braucht man
den Tang, um ihn den Schweinen in einem Zwinger außen vor
dem Koben unterzustreuen, wo er von ihnen zertreten wird, und mit
ihren Ercrementen vermengt, guten Dünger giebt. Mehrfach hat
man versucht, durch Verbrennung Salz aus dem Tang zu gewinnen,
wahrscheinlich aber mit geringem Erfolg. Auch läßt er sich zur
Bereitung des chemischen Laugensalzes, Soda oder Alkali genannt,
verwenden.
Am wichtigsten ist aber der Verbrauch des Tanges als Mate-
rial zum Ausstopfen der Matratzen und Polster. Diese Benutzungs-
art hat zuerst durch die Bestrebung des Etatsraths Lehmann in
Kopenhagen den Tang zu einem Industrie- und Handelsartikel ge-
macht, indem die Thätigkeit der Strandbewohner dadurch nicht ohne
bedeutenden Nutzen angeregt wurde.
Der Tang hat den großen Vorzug, daß er auf seiner ganzen
Oberfläche mit einem überaus feinen Firniß überzogen ist, und daher
die natürlichen Ausdünstungen weit weniger aufnimmt als Haare,
Wolle oder Federn. Er ist daher ein sehr zweckmäßiges Material
zur Bereitung eines weichen und gesunden Lagers für Jedermann,
insbesondere für Kranke, daher auch der Verbrauch des Tanges zu
den Matratzen in Hospitälern sehr bedeutend ist. Zu diesem Ende
wird das Seegras über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus, ja
bis tief in Deutschland hinein verfahren. Es werden jährlich allein
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103
nach Hamburg bedeutende Quantitäten ausgeführt, wodurch den Be-
wohnern der Ostküste eine nicht unwichtige Nahrungsquelle geöffnet
worden ist.
Der Preis des Tanges ist an Ort und Stelle 5 bis 6 $
Reichsb. für 100 Pfund, und in Hamburg wird derselbe, frei ge-
liefert, mit 5 Mk. Courant bezahlt.
Die Bereitung der Pflanze zur Handelswaare ist sehr einfach.
Wenn der Wind im Frühling und Herbst aus der See kommt,
fluchet das Seegras ans Ufer, und bleibt bei ruhigem Wetter und
fallendem Wasser am Strande liegen. Doch darauf lassen es die
Bewohner der Küste nicht ankommen, vielmehr sind alle, Männer,
Weiber und Kinder, wenn das Meer Tang mit sich führt, Lei der
Hand, denselben mit Harken ans Ufer zu ziehen und vor dem Master
in Sicherheit zu bringen. Wenn nun der frische Tang an's Ufer
gebracht worden ist, muß er ausgesucht und sortirt werden. Me
blassen Stämme und harten Stengel werden ausgeschieden, der feine
schwarze Tang von dem helleren, stärkeren gesondert, denn als der
beste wird derjenige geachtet, welcher im trockenen Zustande ganz
schwarz aussieht; er ist weicher, elastischer.
Der solchergestalt ausgesuchte und gereinigte Tang wird nun
getrocknet ^und in Behälter gebracht, wodurch weiches, frisches Wasser
geleitet wird. Dadurch werden die schleimigen, schlüpfrigen und
anderen fremdartigen Theile weggespült und die Pflanze verliert den
widrigen Geruch. Nach wenigen Tagen ist sie ausgesrischt, wird
aus dem Behälter genommen, sorgfältig getrocknet und in Matten gepackt.
Das Sammeln des Seegrases steht bis jetzt Jedem frei.
(Ouckme).
b.
Außer diesen Tangen wachsen im Meere noch Meerlattiche mit
gekräuselten, purpurrothen Blättern, klumpige, faustgroße, durchlöcherte
Seeschwämme, quirlförmig verzweigte Röhrenalgen mit rothgefärbten
Bläschen voll beweglicher Fäden u. s. w.
Diese Pflanzen bilden die unterseeischen Waldungen, indem sie
in buntem Gemisch und mannigfacher Verpflechtung durch einander
wachsen, ihre Zweige verschlingen, hier Lauben und Gänge, dort
unentwirrbares Dickicht bilden, hier freies Wiesenfeld offen lassen,
wo kleinere Meerpflanzen die rosenrothe Rasendecke bilden. Da
schillern und blitzen die bunten Farben der verschiedenen Arten durch
einander, die bei jedem Wellenschläge und der dadurch veränderten
Lichtbrechung in andere Farben spielen. „Ueppig mit tausend man-
nigfachen Gestalten, theils dem Boden sich anschmiegend, theils mit
krausen Laubbüscheln emporragend, theils lang hingestreckt mit wal-
lenden Wedeln der Bewegung des Wassers folgend, stehen die Tange
in Hellem und dunklem Grün, in prachtvollstem Roth und Gelb
glänzend im Wiederscheine des Lichtes. Millionen von Seethteren
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195
Gar leicht zum wenigsten mir einzuräumen,
Sie seien ausgemacht der schönste Staat
In unsrer Wälder wonniglichen Hallen;
Fast lieb ich sie vor Eichen und vor allen.
Zum Festland! Vom Hörne Skagens ohne Hainen
Bis hin zur Elbe liegt es, lang und schmal.
Mit Segeln prangt sein Meer, die einzeln scheinen
Wie Flocken Schnee's auf dunkelblauem Stahl.
Entgleitend suchen sie der Häfen einen,
Die Schlei, die schönen Föhrden, den Kanal:
Dies Band, geschürzt, mit silbernen Gewinden
Die Reichestheile näher zu verbinden.
Lang strecket sich das feste Land. Es scheiden
Im Westen sich die Marschen üppig aus.
Ein Kornfeld überall; die Kinder weiden,
Und niederländisch ragt das Giebelhaus.
Doch schau auch hier die pittoresken Dünen,
Sandberge, donnernd von der Flrtth berollt.
Auf hohem Kliff den seegewohnten Hünen,
Altfreiem Meere, alter Freiheit hold.
In Ost und Westen schau die Uferstrecken,
Des grüulichblauen Wellenspieles froh.
Dazwischen all' die Städte, Dörfer, Flecken,
Die rothen Häuser und das Dach von Stroh,
Und Wolken drüber hin Beleuchtung wecken,
Mit Schattenwechsel so und wieder sc,
Daß überall, obwohl dasselbe immer,
Ein andres Bild doch wiederglänzt im Schimmer.
Wie arm dagegen auf des Landes Rücken
Fährt hier der Bauer seinen Torf zur Stadt;
Man sieht am Geh'n, daß ihn die Schuhe drücken.
Er hält im Sand, die Pferde wurden matt.
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bieten müsse und zu bieten im Stande sei, so ausgesetzt ist sie der
Gewalt der Wogen und so zerklüftet ihre Preis gegebenen Gestade.
Ganz anders die Wirklichkeit! Der schweren Woge widersteht
Nichts als Sand und Thon, kein bedeutender Felsen steht an dem
losgespülten Ufer. Nur nordwestlich in der großen Jammer-
bucht steht isolirt in der Brandung, 60 Fuß hoch, etwa 40 Faden
vom Strande der Skarekliut aus Korallkreide (Liimsteen), los-
gewaschen vom 350 Fuß hohen Vorgebirge Bulbjerg, und im
Süden ziehen sich zwei Felsenriffe von der Klippeuinsel Helgoland
30 Meilen parallel mit der Westküste der Halbinsel nach Norden,
von denen das eine im rothen Kliff auf Sylt, das andere nur
bei niedriger Ebbe auf einer Strecke von Vx Meile sichtbar hervor
tritt. Alles übrige Land der 200 Meilen ausgedehnten Küste ist
aus den zartesten Stoffen gewebt. Daß wie anderes Land auch
die Halbinsel aus dem Meere entstiegen und eine milde Gabe
seines finstern Schlundes ist, ist natürlich. Man will erzählen
von einer gewaltigen Fluth, die von Osten heraugerauscht und
die Bildung der jetzigen Ostsee bewirkt habe, die das ganze Land
überschwemmt und seine größten Höhen überstiegen und bis in die
Nordsee wieder hinabgefluthet sei. Sie hat Alles weit und breit
verheert, aber hat auch die verborgenen Schatzkammern der Halb-
insel aufgespült, den malerischen Osten in Föhrden und wellen-
förmige Hügel gespalten, seiner Sanddecke entkleidet und den
fruchtbaren Thouboden erschlossen, sie ist mit einem Wort die
qualvolle Schöpferin der Schönheit der Halbinsel geworden und
hat sie durch ein großes Leiden geadelt. Nach geognoftischen
Untersuchungen soll diese Rieseubegebenheit vor 4500 Jahren
Statt gefunden haben. Sicherer aber sind die Spuren einer
zweiten Fluth, die mit verheerender Gewalt auf der entgegenge-
setzten Westseite hereingebrochen ist; man hat sie mit dem Durch-
bruch des Kanals zwischen England und Frankreich in Verbindung
gebracht, wo die südliche Hälfte der Westseite unserer Halbinsel
den letzten Stoß der siegenden Wogen aushalten mußte. Große
Schichten ihrer bindenden Erdschichten beraubter Steine bedecken
oft, als erster Niederschlag einer weit verbreiteten Fluth, im
Westen die Oberfläche selbst mitten im Lande gelegener Strecken,
liegen aber noch öfter unter der Oberfläche und hemmen die
Vegetation; an der blosgespülten steilen Küste des rothen Kliffs
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Extrahierte Ortsnamen: Bulbjerg Helgoland Nordsee England Frankreich