Enaland und Frankreich auf die Politik des chinesischen Hofes im Jahre 1860, als derselbe die im Jahre 1842 eingegangenen Vertrage ^uhaltenver-weiaerte Am 1. August landete eine Heeresabteilung von kaum 7000 Mann an d^r Mündung des Peiho, schlug am 29. August die tartanschen Kerntruppen, verbrannte am 8. Oktober den kaiserlichen Sommerpalast und besetzte am 13. Oktober ein Thor von Peking, woraus die kaiserliche Regierung (am 20. Oktober) die Friedensbedingungen der Fremden annahm.
§ 3. Kultur der Chinesen.
Da die Chinesen in ihrer Abgeschiedenheit von den übrigen Völkern von den Erfahrungen derselben keinen Gebrauch machen, konnten so blieben sie hinter andern Völkern tn allgemeiner Bildung zurück, obgleich sie schon in uralten Zeiten mit dem Kompaß, dem Schießpulver und einer Art Bücherdruck bekannt waren und stets große Emsigkeit und Arbeitsamkeit an den Tag legten. Selbst ihre Industrie kaun sich mit der Gewerbthatigkeit und dem Kunstfleiß der westlichen Kulturstaaten nicht messen, so sehr ste,auch von jeher wegeu ihrer Geschicklichkeit in der Seiden w eb er er, m der Bereitung von seinem Porzellan, ut5
bat gepriesen werden. — Der Ackerbau, dessen Blute sich noch beute in den weiten Getreide- und Reisfeldern zergt, die Thee- und Seiden kn linr waren von jeher die Quellen großer Einkünfte. Die eigentümliche Erziehung, Lebensweise und Regiernngsart macht die Chinesen feig und unkräftig. Dennoch haben sie von alter 2eit her eine sehr hohe Meinung von rhrer Vortrestlrchkert und betrachten alle andern Völker mit hochmütiger Verachtung. — Die Verfassunq des chinesischen Volkes erwuchs aus der patriarchalischen. Was der Vater für die Familie, das ist sür den Stamm das Stammeshaupt, und sür die ganze Natron der Kaiser der mit unumschränkter Herrschergewalt ausgerüstet ist und als „Sohn des Himmels" und „geheiligter Herr göttlich verehrt wird. Dem Kaiser stehen die Mandarinen zur Seite, d. h. der Stand bevorzugter Gelehrten und Beamten. — ^zhre Sprache, die nicht ans Buchstaben, sondern aus Zeichen oder Bildern besteht, ist so schwierig und unbeholfen, daß zum bloßen Erlernen des Lesens viele Jahre erforderlich sind. — Die alte Religion der Chinesen, der Brahmanismus, der in Para Bra'yma ein höchstes Wesen erkennt, das seine Gewalt aus die untergeordneten Gottheiten Brahma, Wischuu und Schiwa übertragen hat, ist gänzlich zerfallen. Der entartete Buddhaismus, der eme immerwährende Aufeinanderfolge von Schöpfungen und Zerstörungen lehrt und • das Dasein eines höchsten Wesens nicht zugibt, zählt die meisten Anhänger: der Hof und die Vornehmen bekennen sich zur Religion des Konfucius, der seine Lehre in 4 heiligen Büchern (Kings) hinterlassen hat .
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist es einigen Missionaren aus der Gesellschaft Jesu gelungen, das christliche Evangelium mchma zu verbreiten. So entstanden im Laufe des 17. und im Anfange des 18. Jahrhunderts einige hundert christliche Kirchen in China. Aber teils durch dre Gehässigkeit, mit
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Extrahierte Personennamen: August August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Peking Para_Bra'yma Jesu China
Künsten der Malerey, der Bildhauer - und Baukunst
u. s. w. die vortrestlchsten Männer.
Schon wurde auch anfangs der Adel für die
Wahrheit empfänglich, daß in der Bestrebung und
in der Geschicklichkeit, tausend Familien Unterhalt
und Nahrung zu verschaffen, den Ackerbau und den
Handel zu begünstigen, und durch die Künste des
Fleißes und des Friedens, Ruhe, Sicherheit und
Glückseligkeit über sein Vaterland und andere Volker
zu verbreiten, eine ungleich beßer gegründete Ehre,
und ohne Vergleich mehr Vortheil liege, als in der
wilden Lust, ewige Kriege, und diese, im Grunde
fast immer zwecklos, zu führen, und viele große Fa-
milien schloßen sich bereits naher an das bürgerliche
Leben, fiengen an, den Großhandel zu treiben, und
verheiratheten sich mit bürgerlichen Geschlechtern, und
diesen wurden jene Ueblichkeiten, welche der größere
Adel jener Zeit, als Vorrechte, behauptete, als z.
B. das Recht, Schwert und Wappen zu führen, den
Türmern beyzuwohnen, in Domstifter zu treten,
ohne Schwierigkeit zugesagt, und mit Einem Wort,
es begann ( was der Sittlichkeit, der Erziehung,
dem Beharren auf nützlichen Anstrengungen, und auf
der Ausbildung der menschlichen Fähigkeiten höchst
beförderlich gewesen seyn würde) eine Verfaßung,
bey welcher alle Vorzüge einer zufälligen Geburt auf-
hdren, und allein diejenige Familie geachtet, aus-
gezeichnet, und belohnt werden sollte, welche durch
nützliche und rühmliche Eigenschaften, durch große
Tugenden sich hervorgethan, und ein, allerdings ge-
gründetes , Recht auf Vorzüge sich erworben haben
würde. So wie diese Verfaßung begann, hatte nie-
mand eine Ursache, sich bloß schon deßwegen zu rüh-
men, weil er adelich geboren, und niemand eine Ur-
sache, sich darüber zu betrüben, daß er es nicht war,
als wer es nichr verdiente, zu seyn.
Diese
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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trunken zu hüben, eben so viel zu gut, ülö auf die
Ehre, ihn in einem Kampf überwunden zu haben.
Schon in frühern Zeiten wurde das Zutrinken, oder
sogenannte Gesundheittrinken allgemeine Mode, und
ein großer, schwerer Becher war das gewöhnliche
Geschenk, wenn man jemand ehren wollte. Bcy
zahlreichen Gelagen soff man den Wein, wie Was-
ser , und der Hauswirth war höchst mißvergnügt,
wenn nicht die meisten seiner Gäste um den völligen
Gebrauch ihrer Sinnen kamen, und, sich ihrer Unbe-
wußt, unter dem Tisch sanken. Man stritt sogar
um die Kraft, zu trinken, als um eine Nationalehre,
und die Niederländer, die Sachsen, die Märker wur-
den alte, die Baiern aber, Schwaben, Franken,
und Oberrheinlander nur neue Trinklander genannt.
Nach dem Verfall der vier großen Herzogthümer, (S.
60-72.) wo eine Menge neuer Hofe, von denen es im-
mer einer dem andern an Pracht, Ueppigkeit, und außer-
lichem Prunk zuvorthun wollte, entstand, wurden die
Schwelgereyen, durch welche sich unzählige Familien
zu Grund richteten, noch allgemeiner, und die Fey-
erlichkeiten bey Wehrhaftmachungen, Hochzeiten,
Turnieren u. d. gl. ; die Einladungen des nahen,
und weit entfernten Adels zu solchen Festen, und die
stets gastfreyen Bewirthungen derselben übersteigen
allen Glauben. Die Pracht und die Moden in Klei-
dern, worinn die Deutschen noch im igwu Jahrhun-
dert den Ton für die Franzosen, und andere Natio-
nen angaben, waren nicht weniger ungeheuer, und
erschöpfend. Der Aufwand der Vornehmen in Klei-
dern war ohne Vergleich größer, und der Wechsel
der Moden häufige?, als itzt. Die Chroniken aller
Jahrhunderte., sind davon Zeugen. Die Franken,
welche von den Allemannen, und den benachbarten
Völkern nachgeahmt wurden, hollten ihre Moden in
Kleidern von den Griechen und Römern, und wett-
eiferten darinn, ihre Muster zu übertreffen. Schon
Carl, der Große, welcher nur an den größten Gal-
katägen in der Feyerkleidung erschien, und sonst bep
> der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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dieses Zwists entflohen war, wurde durch einige Be-
diente in Sicherheit gebracht, welche Klotar mit eig-
ner Hand niederstieß. Als im I. 6iz die Königin»
Brunnehilde, eine wegen ihrem Verstand und ihrer
Gestalt berühmte Princeßinn, Tochter eines Königs
der Westgvthen aus Spanien, welche damals bereits
siebenzig Jahre alt war, um ihre verwaisten Uren-
kel sich annahm, und in die Hände des Klotar,
ihres nächsten Anverwandten, fiel, ließ dieser sie erst
drey Tage nacheinander durch die ausgesuchtesten
Dualen martern; dann wurde sie auf einem Kamel
durch die Armee zur Schau herumgeführt, und zu-
letzt mit den Haaren, und einem Fuß an den Schweif
eines unbändigen Pferdes gebunden, geschleift und
zerrissen, und die Ueberbleibsel ins Feuer geworfen.
Solche Beyspiele, welche von gleichzeitigen Geschicht-
schreibern ohne vielem Befremden erzählt werden,
mögen zum Beweise dienen, wie verdorben, und ver-
wildert der Mensch zu seyn pflegt, so lange er roh,
und ungebildet ist. Die Deutschen der damaligen
Zeit überliessen sich auch andern groben Lastern und
Leidenschaften mit einer gleich ungebändigten Zügel-
losigkeit, und die, durch die Zeit nur in etwas ge-
milderten , Fortsetzunger» davon reichen durch das
ganze Mittelalter, bis spät in die Zeiten, woman
endlich im Ernste an die Anlegung öffentlicher Schulan-
sialten, und (nach der Erfindung der Buchdruckerkunst)
an die Verbreitung der Wissenschaften dachte. Blinde
Wutb, und wildes Aufbrausen wurde den Deutschen von
allen europäischen Völkern, alsein ihnen vorzüglich
eigenrhümlicher Schandfleck, beygelegt, und es ist un-
glaublich, und wäre nicht ohne großem Aergerniß zu
erzählen, wie viele Fürsten, Bischöfe, Grafen, und
andere ansehnliche Leute, durch Meuchelmörder, Gift-
mischer, und rasche Mordthaten umgekommen sind,
so, daß kaum ein großer Herr, der etwas Merkwürdi-
ges verrichtete, oder noch gute Jahre zahlte, starb,
ohne daß man von ihm liest, er habe durch schlechte
Streiche sterben müssen. Sein Wort zu brechen,
' L 2 war
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Xv
Nachdenken, das Gefühl dessen, was man in
allen Dingen des Lebens einen bestern Ge-
schmack nennet, erwachte. Die klastischen
Schriften der Griechen und Römer, welche
seit mehr als tausend Jahren theils unbekannt
geblieben, theils nicht mit wahrer Einsicht,
und nur einzeln, gelesen worden waren, wur-
den wieder ans Licht gebracht, und verbreitet.
Eine beßere Litteratur, bey welcher sich der
Verstand, und das Herz des Menschen nach
sittlichen und bürgerlichen Vollkommenheiten
sehnet, trieb von allen Seiten gute Köpfe
an, auf die Abstellung von Unordnungen,
Mißbräuchen, und besonders der verschlim,
werten Sitten zu dringen. Die entsetzlichen
Folgen, welche eben diese im 15 und 16. Jahr-
hundert herrschende Unsi'ttlichkeit, und grobe
Unwissenheit nach sich zog, dienten dem deut-
schen Vaterland zu einer neuen Lehre, wie
nothwendig es sey, dem Vornehmen und Ge-
ringen eine zweckmäßige Bildung, und Er-
ziehung zu verschaffen, ihm durch gute Poli-
zeygesetze alle Gelegenheiten zur Liederlichkeit
aus den Augen zu rücken, und nicht mit der
äußern Gewalt allein, sondern vorzüglich durch
persönliche Einsichten und Tugenden, ver-
b nünf-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
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Z2
nalerziehung. Er errichtete nicht nur überall Pfar-
reyen und Stifter (wie er dann zwey Erzbisthümer
und neun Bisthümer errichtet hat) sondern legte fast
zu gleicher Zeit in allen größer» Kirchen und Klöstern
gute Schulen, denen er selbst den Plan vorschrieb,
an. Darinn wurden die sogenannten sieben freyen
Künste, als die Grammatik (das ist, die Kunst, die
Dichter und Geschichtschreiber der Alten mit Geschmack
zu lesen, dann die Sprachen derselben richtig zu le-
sen und zu schreiben) die Beredsamkeit, die Dialektik,
Rechenkunst, Meßkunft, Sternkunst, und Tonkunst
gelehrt. Nach Deutschland beschrieb er aus allen Lan-
dern, besonders aus England und Italien, Gelehrte,
durch welche er, unter andern, Auszüge aus der Bi-
bel, und den Evangelien machen, und den Pfarrern
befehlen ließ, daß sie selbe in deutscher Sprache dem
Volk vortragen und predigen, vor allen aber den
Kirchengesang, welchen er in eigner Person, und in-
standigft bis ans Ende seines Lebens betrieb, einfüh-
ren sollten. Was ein besonders Merkmal seines gros-
sen Verstandes bleibt, ist, daß er die größte Sorg-
falt >auf die Ausbildung der Landessprache verwendet
hat. Dieß lag ihm so sehr am Herzen, daß er die
beste Art, wie es tu Schulen geschehen sollte, gleich-
sam niemand andern, als sich selbst, zutraute^. und
er selbst, der Monarch von Deutschland, Frankreich
und Italien, schrieb ein deutsches Schulbuch, näm-
lich eine Sprachlehre, und war stolz darauf, es gethan
zu haben. Auch für die bildenden Künste tbat er sein
Möglichstes, um einen gesunden Geschmack für die-
selben wenigst in den ersten Keimen zu entwickeln.
Er zierte zumal seine geliebte Stadt Aachen mit den
herrlichsten Gebäuden, worunter fein eigner Palast,
dann die Hauptkirche, zu deren Erbauung er von
Rom und Ravenna den schönsten Marmor kommen
ließ, berühmt geworden sind. Zu dem altem fügte
er die menschlichste Behandlung seiner Unrerthanen,
sobald sie dieß einmal waren, kränkte keine Nation
«n ihrer Nationalverfaßung, und beßerte vielmehr ihre
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Italien Deutschland Frankreich Italien Aachen Rom Ravenna
und er starb, ohne daß von ii>n jemals ein Buch zum
Druck befördert worden ist, im I. 1468. Man liest
über das Verfahren des Goldschmids verschiedene Ur-
theile, ohne die eigentliche Beschaffenheit desselben zu-
versichtlich bestimmen zu können.
So viel ist gewiß, daß der Goldschmid Faust,
und Schösser ungesäumt ansiengen, von der Erfin-
düng Gebrauch zll machen. Im I. 145/ legten sie
der Welt die erste Probe ihrer neuen, damals einer
Zauberey ähnlich scheinenden, Kunst vor Augen; sic
gaben den bekannten Psalter heraus. Auf dem letz-
ten Blatte nannten sie sich , und sagten , daß das Buch
von ihnen beyden, ohne Federzug, durch eine künst-
liche Erfindung zu Stande gebracht worden sey. Der
nämlichen Worte bedienten sie sich bey einem mibent
Werk, daß sie im I. 1459 Herausgaben; sie sagten
beydesmal, daß ihre Kunst neu erfunden- behaupte-
ten aber anbey nicht, daß sie von ihnen erfunden, wor-
den sey. - . '
Wenn dieß ein Zug von Ehrlichkeit war: so war
das Gewerb, daß sie mif der Kunst trieben , ein de-
sto unrühmlichers Werk niedriger Eigennützigkeit. Es
war darauf angelegt, daß die ganze Kunst ein Ge-
heimniß bleiben sollte. Faust zwang erst allen, die
in seinem Werkstatt arbeiteten, einen Eid ab, daß
sie die Sache geheim halten wollten; bald aber wat-
er damit noch nicht zufrieden, sondern nahm solche
Maaßregelu, daß seine Arbeiter nie wieder aus der
Werkstatt kommen konnten, und der Himmel weis,
was das Ende davon gewesen, und ob diese edle
Kunst nicht vollends wieder verloren gegangen scyn
wurde, wenn nicht ein glücklicher Zufall sie ans
Tagslicht gezogen und gerettet hätte. Der Churfürst
von Mainz, Dretrich, ein geborner Graf von Isen-
burg, fiel in die Ungnade des Pabsts, der es dann
dahin zu bringen wußte, daß Dietrich entsetzt, und
an dessen Stelle der Graf Adolph von Nassau zum
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tcz
Muttersprache auf Schulen (mit Ausnahm der Theo-
logie) alle Zweige der Wissenschaften lehren, und
lernen, und in ihren gesittetsten Gesellschaften, und
bey Hof allein ihre Muttersprache sprechen, und selbe
gut und regelmäßig zu sprechen sich beeifern. Die
Deutschen thaten gerade das Gegentheil. Sie lern-
ten nicht nur ihre Wissenschaften, und schrieben ihre
Bücher nicht nur lateinisch, so, daß das Land, wo-
rinn sie schrieben, an allen ihren Schreiberepen keinen
Antheil nahm, sondern sie vernachlässigten, und ver-
unstalteten noch wohl gar, wo sie konnten, ihre
deutsche Muttersprache, indem sie selbe mit einer
solchen Menge fremder Worte überschwemmten, dass
sie in Gefahr kam, ganz unterdrückt zu werden,
wie dann wirklich die französische Sprache in einem
großen Theil deutscher Lander die Hofsprache gewor-
den , und ( was sich vollends auf keine Weise recht-
fertigen laßt) bey aller ihrer Veränderlichkeit zur
Abfassung öffentlicher Urkunden in deutscheu Angele-
genheit gebraucht worden ist. Die deutschen Gelehrten
sprachen, und schrieben Latein, ohne sich in ihrer Mut-
tersprache verständlich ausdrücken zu können, und
niemand ärgerte sich, die deutsche Sprache von Fran-
zosen, und andern Ausländern, eine Kutscher- und
Pferdesprache nennen zu hören. Eben darum blieb
die deutsche Gelehrsamkeit eingeschränkt, und barba-
risch. Die Rechtsgelehrsamkeit blieb unbestimmt,
und voll schlimmer Wirkungen auf die Sittlichkeit,
rmd Landesverfassungen; die Geschichtskunde, welche
die allgemeine Lehrmeisterinn ist , die alle Kenntnisse
umfaßt, und ihnen Wahrheit und Leben giebt, blieb
unbearbeitet, und zwecklos, und die Geschichtschrei-
berey würde vielmehr höchst schädlich, indem ihre
Veftasser nichts höher anzupreisen verstanden, als
Kriege, Eroberungen, und glanzende Hoffeste, wo-
durch die Vorstellungen von wahrem Werth, Nutzen,
und Adel menschlicher Angelegenheiten durchaus ver-
kehrt wurden. Die Arzneywissenschaft nannte ihre
Heilmittel mitten in Deutschland in den Apotheken,
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zr
sten Latein lesen, und es war genug , um zum Pries
sterftand zu gelangen, wenn jemand das Vater unser
beten konnte. Selbst auf die unentbehrlichste Wissen-
schaft der Arzneykunst verlegte sich niemand, und man
mußte sich Aerzte von den Juden und Arabern be-
schreiben. So wußte man auch selbst von der Kriegs-
wissenschaft, welche doch das ewige Handwerk war,
so viel, als nichts, und eben darum war es jedem
vom Glück begünstigten Waghals, dergleichen Attila
war, leicht, große Eroberungen zu machen. Ueberall
herrschten die gröbsten und unnatürlichsten Laster und
Ausschweifungen. Selbst Carl, welches eben seinem
Charakter desto mehr Licht ertheilt, erhielt im Grund
keine beßre Erziehung; aber seiner Seele schwebten
von einer Vollkommenheit Ahndungen und Entwürfe
vor, gleich der unsichtbaren Gestalt, welche (wie die
Alten sich ausdrückten) dem Phidiaö, da er seinen
Jupiter oder die Minerva bildete, aus der Luft her-
vorgetreten, und im göttlichen Glanz ihm erschienen ist»
Er war schon tief in männlichen Jahren, als
er sich in ganz Europa um gelehrte Männer und
Künstler erkundigte, sie mit königlicher Freygebigkeit
an seinem Hof versammelte, und eine Akademie der
Wissenschaften und Künste anlegte, welche die erste,
und vielleicht die einzige dieser Art in der Welt war»
Er selbst lernte von den Gelehrten, welche er durch
seine persönliche Bemühung entdeckt und gewonnen
hatte, als vom berühmten Alcuin , einem engländi-
schen Mönch, vom Paul Diaconus, Beter von Pisa,
und andern, erst. lesen und schreiben, dann die latei-
nische, und sogar die griechische Sprache, die Gram-
matik, Rhetorik, die schönen Wissenschaften, und die
Astronomie, welche letztere er besondsvs liebte. Was
er nun gelernt hatte, das wünschte-und wollte er,
daß es in allen seinen Reichen gelehrt werden sollte^
und zu dem Ende veranstaltete er das erhabenste
Werk, das ein großer und edler Verstand unterneh-
men kann, eine gleichförmige und allgemeine Natiss
mu
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Attila Carl Paul_Diaconus
wie eben gesagt worden, in Vaiern allgemein wer-
dende) Sprache, noch die lateinische verstanden/
wie sich dann der h. Bonifacius bey dem Pabste
Zacharias Raths erholte, ob die Taufe eines baren-
schen Geistlichen, welcher mit den Worten: Baptizo
te in nomine Patria, et filia, et spiritua sancta,
taufte, gültig wäre, welche von diesem Pabste als
gültig erkannt worden. Ii.) Die Unwissenheit in al-
len wissenschaftlichen Dingen war aber nicht nur
in Baiern, sondern überhaupt noch in ganz Europa,
so groß, daß eine Meynung des obengenannten Bi-
schofs Virgil, eines in mathematischen Wissenschaf-
ten erfahrnen Herrn, daß es auf unsrer Erde Gegen-
füßler gebe, für ketzerisch erklärt, und verdammt
worden ist.
Indeß ließ der unermüdete Eifer des bakerischen
Hofes, und der Bischöfe, die noch allgemein herr-
schenden Gebrechen und Mängel durch kluge und
fortzusetzende Vorkehrungen zu heilen, alles Gute
hoffen. Es wurde beschlossen, daß alle Jahre, un-
ter der Einberufung des Herzogs, eine Versamm-
lung der gesammten Priesterschaft gehalten werden
sollte, wie dann eine solche, (welche in Baiern die
zweyte war) im I. 740 zu Regensburg unter der
Anleitung des h. Bomfacius gehalten, und auf
derselben mancher heidnischer Unfug abgestellt, den
Mönchen eine bessere Zucht vorgeschrieben, und wi-
der gröbere Verbrechen (nebst der weltlichen Com-
posi'tion und fredum oben S. 40) auch eine Kir-
chenbuße eingeführt wurde.
2) Doch alle schönen Anstalten und Aussichten
wurden wieder durch Kriege unterbrochen, deren
Fol-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Zacharias_Raths
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Europa Baiern Regensburg