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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Wien bedroht, welches schon am 13. Mai capitulirte. Aus Schönbrunn foderte
Napoleon die Ungarn auf, sich unabhängig zu machen und einen neuen König zu
wählen. Diese Unfälle hatten auch den anfangs glücklicher fechtenden Erzherzog
Johann aus Italien nach Deutschland zurückgerusen, während der Vicekvnig Eugen
nachgcfolgt war und sich mit dem französischen Haupthccre am 27. Mai bei Bruck
vereinigt hatte: um dieselbe Zeit, wo Erzherzog Ferdinand von Warschau und Polen
sich nach Mähren hatte ziehen müssen. Auch ein russisches Heer war den Oester-
reichern in Polen gegenüber erscheinen, ohne jedoch an dem Kampfe Antheil zu
nehmen.
Dafür lächelte das Glück dem Kaiser Franz I. bei Aspern und Eßling 2t.
und 22. Mai, als Napoleon sein Heer über die Donau bei Ebersdorf geführt
hatte und geschlagen zurück mußte; aber der Letztere bekam nach einigen Wochen
an den Baiern und unter Bernadette bedeutende Verstärkung, mit welcher er von
Neuem über den Strom ging und in der blutigen Schlacht von W a g r a m auf dem
Marchfcld 5. und 6. Juli den Erzherzog Karl besiegte und von Ungarn ablchnitt,
wo kurz zuvor Eugen die Erzherzoge Johann und Joseph 14. Juni (wieder ein
Marengotag) bei Raab geschlagen hatte. Erzherzog Karl mußte abermals gegen
Böhmen und Mähren zurück. Noch kam es bei Hollabrunn und Znaym zu neuen
Treffen, aber auch (12. Jul.) zu einem Waffenstillstand, der nachher den Wiener-
Frieden 14. October 1809 herbei führte.
Unter den S ei t e n p a r t ic e n des Krieges war keine blutiger, als die Jnsur-
rection der Tiroler und ihr Kampf unter dem Sandwirth Hofer, Spcckbacher,
Haspingcr, Schneider (im Vorarlberg nebst Oesterreichern unter Chasteler und
Teimcr) gegen die Baiern und Franzosen. Der Kamps wurde mit barbarischer
Wuth auch von der disciplinirten Soldaten geführt, der vertheidigungslos der fern-
treffenden Büchse, dem Fels oder Baumstämme, der hcrabgcrollt wurde, prcisgege-
den war und nun oft Weib und Kind nicht schonte, die aber auch häufig an dem
Kampfe Antheil nahmen, Heuwagen gegen die Batterien vorschoben und die Kano-
nenkugeln „wie bairische Dampfnudeln" auffingen. Jeder Paß wurde ein Schlacht-
feld, und die Namen Wörgl, Lofers, Strubb, Lucg, Schwatz, Jsel stehen in bluti-
ger Erinnerung da. Als jedoch der Waffenstillstand und Friede die große Armee
aus Tirol entfernte, Hofer aber den Kampf von den Seinigen fortzusctzen fast ge-
zwungen wurde: unterlag das kriegerische Bergvolk, und Hofer, im Januar 1810
in seinem Versteck von den Franzosen aufgefunden, wurde am 20. Febr. vor Mantua
erschossen. So endete das Trauerspiel auf den Bergen. Das dankbare Fürsten-
haus hat aber seinem Andenken ein Standbild in dem Dom von Innsbruck gewährt.
— Ein Aufstand, den ein Oberst Dörnberg gegen den König von Westfalen ver-
suchte, schlug fehl, und das heroische Unternehmen des Major Schill, der am
29. April auf eigene Hand mit seinem Husarenregiment und einigen andern Trup-
pen aus Berlin entwich, um den Deutschen ein Zeichen zu allgemeiner Erhebung
zu geben, scheiterte, da er keinen Anhang fand, in Stralsund, wo er, von Ucber-
macht verfolgt und angegriffen, durch Holländer und Dänen niedergehauen wurde,
31. Mai 1809. So war an ihm sein eigener Wahl- und Weidspruch, der damals
wohl in mancher Seele wiederklang, erfüllt: Besser ein Ende mitschrecken,
als ein Schrecken ohne Ende. Vielleicht hätte er noch zur See entkommen
können, aber die Seinen wollten nicht. „Soweit die Erdetest, und der deutsche
Himmel über uns ist, wollen wir ziehen, aber nicht zu Schiffe." Wer von den
Seinen nicht blieb, wurde standrechtlich erschossen oder auf französische Galeeren
geschmiedet. Schills Kopf im Spiritus wurde noch lange Jahre auf der Anatomie
in Leyden gezeigt und ist erst 1838 in Braunschweig ehrenvoll beigcseßt worden.
— Die angebotcnc Theilnahme am Znaymcr Waffenstillstand verjchmähte der muthige
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Vereinigung verband sich auch König Renatus von Lothringen. Karl war init
Üoxooo Mann vor Neuß, einer Stadt des cölnischen Erzbischofs Ruprecht, Bruders
des bösen Fritz von der Pfalz, gezogen, der, vom Papste abgesetzt, seinem Nach-
folgcr nicht weichen wollte und Karl» gegen die ihni aufsässigen Städte Cöln,
Bonn und Neuß zu Hülfe gerufen hatte. Dagegen rief Cöln wieder den Kaiser
zu Hülfe, dieser das Reich, die Schweiz und Frankreich, und wirklich zog der
Kaiser (er muß sehr unwahrscheinlich ausgesehen haben!) mit einein Heere von
fast 50,000 zum Entsatz von Neuß, welches sich gegen Burgunds 00,000 seit 1t
Monaten trefflich verthcidigt hatte, aber durch Hunger dem Falle nahe war.
Statt aber nun den sehr geschwächten Karl anzugreifen, ließ Friedrich den päpst-
lichen Legaten einen Stillstand (17. Juni 1475) und einen Frieden schließen, in
welchem er seine Verbündeten im Stiche ließ (dabei hatte man wahrscheinlich ganz
geheim jenes Eheverlöbniß befestigt). — Karl aber überfiel 1476 das preisgegebenc
Lothringen mit Nancy, dann „die Bauern," nachdem er Genf und Lausanne hatte
nchinen lassen, bei Granson, dessen Burg durch schlechte Ueberredungskünstc ge-
nommen wurde. Aber das Schurkenstück von Granson wurde am 3. März 1476
durch eine Niederlage vergolten, welche 20,000 Schweizer seinen 55,000 Mann
beibrachte», so daß alles Geschütz und ungeheure, auf 3 Millionen (jetzt 30 Mil-
lionen) Gulden Werth geschätzte Beute gemacht wurde; die silbernen Teller, die
man für Zinn hielt, wurden um wenige Groschen, ein Edelstein, für welchen nach-
her Papst Julius Ii. 20 000 Ducaten gab, um einen Gulden verkauft. Aber noch
vor Ostern hatte Karl wieder 60,000 Mann, lieber Murten gedachte er gegen
Bern und Freiburg zu ziehen; aber in Murten hielt ihn Adrian von Bubenberg
auf, bis die Schweizer, König Renatus und die Oesterreicher sich gesanimelt hat-
ten, 34,000 Mann. Hans Waldmann von Zürich führte die eigentlichen Eidge-
nossen. Da kam cs am 22. Juni 1476 zur Murtener Schlacht. Das Geschütz war
bald unterlaufen, da man damals die scheußliche Erfindung der Kartätschen noch
nicht gewacht hatte. Es galt diesmal recht dem Herzoge selbst. Der sah bald
1500 seiner Edelu erschlagen, ein Banner nach dem andern sinken, hörte den Stier
von Uri und die Kuh von Unterwalden dröhnen und sah endlich Rettung allein
in der Flucht mit 3000 Reitern. Unterdcß wurde fortgcwürgt; 15,000 lagen er-
schlagen. Viele versanken im Morast des Sees. Dann wurde abermals dem
Herrn der Heerschaarcn gedankt. Für die Gebeine der Erschlagenen hat man nach
vier Jahren ein Beinhaus errichtet, welches nach 322 Jahren (1798) andere Män-
ner einer andern Freiheit vernichteten. Karl war dem Wahnsinn nahe; Kaiser,
Papst und Ungarn wollten vermitteln; Karl verwarf es, sobald nicht „der Junge
von Lothringen" ausgeschlossen würde, der untcrdeß Nancy und sein Land wieder
eingenommen hatte. Karl zog gegen ihn; aber Rene bekam 16,000 Mann zusam-
men, um seine -Hauptstadt zu entsetzen. Am 5. Jan. ging Karls Stern unter;
der Herzog wurde geschlagen, dann auf der Flucht, vielleicht von des neapolita-
nischen Verräthers Campo Basso Leuten, erschlagen. — Ludwig riß an sich von
französischen Lehen und burgundischcm Alode, so viel er konnte; aber die Hand
seines Söhnchens schlug die Wittwe Karls, Margarethe von Fork, für ihre Toch-
ter Maria aus. („Unser Fräulein bedarf eines Mannes, nicht eines Kindes; ein
Kind zu haben, ist sie selbst im Stande," sagte die Hofmeisterin dem Barbier
Olivier lc Daim, der im Namen Ludwigs um sie anhielt.) Die niederländischen
Stände zu Gent wollten sich selbst regieren. Desto freundlicheren Empfang fand
bei Marien Maximilians Anwerbungsgesandtschaft von Kurfürsten und Herren.
Das vorläufige Bcilagcr (26. April 1477) vollzog Pfalzgras Ludwig von Veldenz,
der Wittelsbacher, am rechten Fuß und Arm geharnischt, öffentlich im Paradcbette
neben der Fürstin, ein langes blankes Schwert zwischen Beiden. Am 19. August
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Extrahierte Ortsnamen: Bonn Frankreich Burgunds Lothringen Genf Lausanne Freiburg Ungarn Lothringen Karls Marien_Maximilians
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31)4 ’ !K«i-
kammergerichts wurde der sogenannte kleine Anschlag (später Kammergerichtsma-
trikel genannt) gemacht, und eine jährliche Visitation desselben angeordnet. Schon
griff er >508 die Venetianer an, die ihm den bewaffneten Durchzug verweigert
und nur einen mit kleiner friedlicher Begleitung verstattet hatten, um nach Italien
zu gelangen; da zogen ihm die Schweizer ab, die er nicht bezahlen konnte. Daher
dreijähriger Stillstand mit Venedig. Aber Maximilian legte sich schon vorher zu
Trident friedlich (3. Febr. 1508) den Titel erwählter römischer Kaiser
bei, was Julius, der ihn auch nicht mehr in Italien zu sehen wünschte, seitdem
der Franzose sich zurückgezogen, gar gern genehmigte. Dennoch (so kindisch war
damals noch die Politik) schlossen, schon )5o9 Maximilian, der Papst und die Kö-
nige von Frankreich und Spanien am 18. Dec. 15o8 zu Cambrap eine Verbindung
zur Vernichtung des übermüthigen Venedig, und keine Macht wollte ohne Ein-
willigung der andern Friede schließen, Schon hatte im Frühjahr 1509 Ludwig die
Venetianer bei Agnadello geschlagen, als Maximilian noch zu Worms bei den
Reichsständen eine Hülfe zu dem Kriege auszuwirken bemüht war, welche sie ihm
aber rund abschlugen, da die ganze Ligue ohne Zuthun, Rath und Willen von ih-
rer Seite geschlossen worden sei. Das Lächerlichste war, daß das Kammergericht
zu Worms den Dogen von Venedig mit der Reichsacht belegte. Hierauf warb
Maximilian um des schwäbischen Bundes Hülfe mit eigenem Gelde und war im
Juli in Italien. Die Venetianer ließen ihn, damit er seine wenigen Truppen
zersplittere, ohne Kampf Verona, Vicenza und Padua besehen; aber als er endlich
ein Heer von 30,000 Mann und 106 große Räderbüchsen beisammen hatte und mit
großer Kunst das wieder abgefallene Padua belagerte, war der Papst schon im
Begriff, sich mit der Jnselstadt auszusöhuen. Dennoch gewährte der Augsburger
Reichstag noch eine Hülfe, die aber gar nicht zusammenkam, trotz der Lügen, wo-
mit der Franzose Heliano die Deutschen gegen die Venetianer aufgereizt hatte.
Bald wendete sich aber die Sache wieder so, daß Ludwig, gegen welchen der Papst
schon Truppen führte und Mirandola durch eine Bresche eroberte, und Maximilian
den sehr weltlichen Waffen des Papstes geistliche entgegensetzten, illdem sie ihm mit
einem Concilium zu Pisa drohten, welches die Kirche in Haupt und Gliedern refor-
miren solle (1511) und wirklich zusammeukam, obgleich es von dem schon wieder
schwankenden. Maximilian und von den Deutschen nicht beschickt wurde. Vielmehr
unterhandelte Maximilian schon wieder mit dem Papste, als dieser plötzlich tödtlich
erkrankte. Da fuhr dem Kaiser der Gedanke in den Kops, selbst Papst zu wer-
den, indem diese Würde jetzt freilich mehr einer weltlichen Herrschaft, als einem
Priesteramte ähnlich geworden war. Man dachte an ein geistliches Kaiser-
thum. Dann hätte der Name eines römischen Reiches freilich einen Sinn be-
kommen. Selbst als Julius genas, gab er die Idee nicht auf, wollte Coadjutor
werden und trat endlich 1511 dem sogenannten heiligen Bunde, den der Papst mit
Venedig (mit welchem Mar Stillstand schloß), Spanien, selbst Heinrich Vi11. von
England gegen Frankreich schloß, und dem Gegen'concilium des Papstes zu Rom
bei und belehnte Maximilian Sforza, Moro's Sohn, mit Mailand, dem es die
Schweizer erobert hatten. Als jedoch der Papst vom Kaiser als seinem Nachfol-
ger nichts wissen wollte, näherte sich Mar wieder den Franzosen, die ihn aber auch
nicht auf den Papststuhl brachten, als Julius Ii. am 21. Febr. 1513 starb: denn
die Cardinäle wählten schnell den Mediceer Johann, des großen Lorenzo Sohn, als
Leo X. Besorgt für den Glanz und die Macht seines Hauses, setzte er die heillose
Politik seines Amtsvorfahrers fort.
Was Maximilian häufig so hemmend geworden, war, außer der Geldnoth, der
Mangel einer Reichskriegsversassung; allein sie kam nicht zu Stande, wogegen
man eher über eine Reichserecutionsordnung einig wurde. Zu diesem Behufe
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