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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 276

1910 - Regensburg : Manz
276 Auf Bayern, Er bezog zuletzt von seinen Ämtern ein jährliches Einkommen von 52,000 Talern und ließ sich überdies vom König die reichsten Besitzungen schenken. So erlangte er die Mittel, ungeheure Summen für seinen Hofstaat zu verschwenden, der nicht minder glänzend war als der des Königs. Er hielt 200 Bediente, darunter zwölf Kammerdiener, ebensoviele Pagen, vier Mundköche, zwölf andere Köche und ebensoviele Küchenjungen und Gehilfen, eine Ehrenwache von Adeligen, die besser besoldet wurden als die königlichen Kammerjunker. An seiner Tafel herrschte königliche Pracht, seine häusliche Einrichtung war die üppigste und glänzendste; Equipagen, Bibliothek, Kunst- und Naturaliensaminluug forderten unermeßliche Summen. Welcher Aufwand für die Kleidung! „Brühl," sagt Friedrich der Große, „war der Mann des Jahrhunderts, der die meisten Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefel, Schuhe und Pantoffel hatte. Cäsar würde ihn zu jenen schön frisierten und parfümierten Köpfen ge- Prinz Eugens Übergang über die tridentinischen Alpen 1702. Nach einem Kupferstich aus Meriau, Theatrum Europaeuiu. zählt haben, die er nicht fürchtete." Und dies alles kam in keiner Weise dem Land zugute. Alles,^ was Brühl zur Befriedigung seiner Prunksucht brauchte, lieferte das Ausland; selbst Perücken ließ er zu Dutzenden, Schuhe zu Hunderten aus Paris kommen. Das Land hatte nur zu zahlen. Die Schulden der Kammer wurden verfünffacht; die gewöhnlichen Abgaben stiegen um zwei Millionen; 30 Millionen wurden an außerordentlichen Abgaben erpreßt. ■ In Bayern, das durch den Krieg schon so viel gelitten hatte, schloß sich Kurfürst Max Emannel (1679—1706 f 1726) ganz an Frankreich an. Da er als Statthalter der Niederlande meistens in Brüssel lebte, richtete er daselbst seinen Hof ganz in französischer Weise ein und Bayern mußte oft die dreifachen Steuern aufbringen, um feine Bedürfnisse zu befriedigen. Auch unter seinem Nachfolger Karl Albert war der bayerische Hof einer der glänzendsten in Deutschland. Täglich war französische Komödie, Ball und Spiel, dreimal wöchentlich fanden Konzerte statt, nach denen gleichfalls gespielt und getanzt wurde.

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 313

1910 - Regensburg : Manz
Religiöse Kälte. — Leibniz der Mittelpunkt der Bildung seiner Zeit. 313 holländischer Weise mit einer Torfkohle an, die dazu in einem Becken bereitstand. Die Bewirtung war dem übrigen angemessen, Brot, Butter, Braten, Schinken und Ducksteiner Bier. Daß die Hofhaltung eine königliche sein sollte und doch alle Ausgaben mit viertausend Talern monatlich bestritten werden mußten, wird niemand loben. Der König gab einem seiner Minister nur zweitausend Taler Besoldung; sein Vater hatte die seinigen in den Stand gesetzt, königlichen Aufwand zu machen. Friedrich Wilhelm hatte weder Hoftrompeter noch Pauker; sein Vater hatte deren 24 gehalten und jedem außer dem kostbaren Unterhalt und den gewöhnlichen und besondern Prachtkleidern monatlich 30 Taler auszahlen lassen. Friedrich Wilhelms Bedienung versahen 16 Pagen, von denen immer je 2 den Dienst hatten, und neben ihnen 6 Lakaien. Leider zeigte sich Friedrich Wilhelm auch in Beziehung auf die Jagd als Muster der rohen Landjunker seiner Zeit; es wurde nicht allein alles, was unter seinem Vater der Pracht wegen für die Jagd geschehen war, ausrecht erhalten, sondern um Wusterhausen und Potsdam ein sogenannter Parforcegarten von mehreren deutschen Meilen im Umfang angelegt. Von dem eigentlichen protestantischen Kultus hatte sich das Hohenzollerische Haus mehr und mehr zurückgezogen. Schon der erste König von Preußen hatte die Domkirche von Berlin nie mehr besucht, jedoch den Predigern das Opfer nicht entzogen. Der zweite König Friedrich Wilhelm wies anf dem Totenbette allen Beistand seiner Prediger zurück. Leibniz. Schon in früher Jugend kündete sich das große Talent an, welches Leibniz zu einem der hervorragendsten Männer aller Zeiten machte. Sein Vater, Friedrich Leibniz, Professor der Moral in Leipzig, hinterließ ihm eine reiche Bibliothek, durch deren Benützung sein Geist zu früher Reise gedieh. Die Literatur des Altertums lernte er durch und durch kennen, bevor ihn die Schule zu derselben führte, und durch die Alten wurde ihm das erste Verständnis der Mathematik erschlossen. In Jena widmete er sich dem Studium der Geschichte, und als ihm die juridische Fakultät zu Leipzig wegen Minderjährigkeit die Doktorwürde versagt hatte, erlangte er dieselbe in Altdorf. Das weiteste Feld eröffnete sich für seinen universellen Geist in der philosophischen Betrachtung der Geschichte und dort wurzeln auch die erhabensten und glänzendsten seiner Ideen, die ihn unsterblich machen. 1. Wenn wir seine äußeren Verhältnisse ins Auge fassen, so können wir in Wahrheit sagen, Leibniz ist ein Mittelpunkt, in dem alle Strahlen der Bildung seiner und der vergangenen Zeit zusammenlaufen, ein Zentrum aller damals vorhandenen Bewegungen und Richtungen des Denkens. Wie Plato von allen Elementen der antiken gebildeten Welt sich genährt hatte, ehe er den goldenen Strom seiner großen Dialoge fließen ließ, so scheint auch Leibniz ganz Europa zum Ausbau seines Wissens in Anspruch zu nehmen. Aus seiner sächsischen Heimat, in der die positiven Anschauungen des lutherischen Bekenntnisses mit dem Rationalismus in eigentümlicher Mischung zusammentrafen, war er nach Nürnberg gekommen, um zunächst in einem alchymistischen Kreise, der Gesellschaft der Rosenkreuzer, sich zu bewegen. Bald aber zog ihn die Bekanntschaft mit dem kurmainzischen Minister, Herrn von Boiueburg, einem eifrigen Konvertiten, in katholische Kreise und er wurde in das politische Leben der Metropole des katholischen Deutschland verflochten. Auf seiner Reise nach Paris und London, die er als Mitglied der chursürstlichen Ge-

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 419

1910 - Regensburg : Manz
In der Salpetriere, in dem Gefängnisse der Abtei. 419 sterbend umarmt er die Leiche seines Bruders, auf die man ihn geworfen hatte. Etwa 34 Priester entkamen unter dem Schutze der Nacht in die Gärten der Rue de Cassette; unter ihnen befand sich auch Abbe de Paunouie. Sie wurden von den menschenfreundlichen Bewohnern dieses Viertels aufgenommen. 300 Nationalgarden exerzierten während des ganzen Gemetzels in der benachbarten Zitadelle von Luxembourg; aber es fiel ihnen nicht ein, den Unglücklichen beizubringen. Am 2. und 3. September wurden 90 Priester im Seminar St. Firmin ermordet, 30 andere in der Salpetriere und in La Force, 214 im Ghätelet. Während einer einzigen Woche verloren 440 Priester im Herzen ihres Vaterlandes, mitten in einer Hauptstadt, Erstürmung der Tuilerien. Nach einem Stich tioit Charpantier. die als Mittelpunkt der Aufklärung galt, ihr Leben. In dem Gefängnisse der Abtei, wo die größte Zahl der Opfer dieser Septembertage siel, befand sich auch P. Lenfant aus der Gesellschaft Jesu, ein berühmter Redner, und der Abbe Chapt de Rastignac, General-vikar von Arles. „Am 3. September, morgens um 10 Uhr," erzählt ein Augenzeuge, der wie kufrf) ein Wunder dem ^ode entrann, „betrat Herr Lenfant mit dem Abbe be Rastignac die Vorbühne der Kapelle, in welcher wir eingeschlossen waren. Sie kündigten uns an, daß unsere letzte Stunde gekommen sei, und ermahnten uns zur Sammlung des Geistes, damit Nur ihre Absolution empfingen. Eine elektrische Bewegung, die sich nicht erklären läßt, stürzt uuv alle, die Hände gefaltet, zur Erde nieder und wir empfingen ihren Segen. Als für Lenfant die Todesstunde gekommen war, erhob er die Hände zum Himmel und sprach: „Mein 27 *

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 599

1910 - Regensburg : Manz
Die radikalen Verschwornen. 599 standen 20,000 vor dem Palafte. Mächtiger schallen die Freudenrufe des Volkes hinauf zu den Fenstern des heiligen Vaters, hinab über die Plätze und Straßen der Stadt. Wieder erscheint die erhabene Gestalt Pius' Ix. lim 11 Uhr muß er sich zum drittenmal dem Volke zeigen; man hat die Orchester aus deu Theatern geholt, die Verkaufsläden gestürmt, um Fackelu zu erhalten, die Mauern erklettert, um bengalische Feuer anzuzünden, der weite Platz schimmert wie im Sonnenlicht. Am folgenden Tage sah man überall das Amnestiedekret mit Blumen und Girlanden geschmückt. Am 19. Juli, als Pius bei Gelegenheit des Festes des heiligen Vinzenz von Paul die Missiouskirche besuchte, waren wie im Augenblick alle Häuser des Corso mit Teppichen und Fahnen in den päpstlichen Farben geziert, die Straßen mit Blumen bestreut. Bei der Rück- Der Vatikan (die Gärten). fahrt konnte der päpstliche Wagen nur langsam vorwärts kommen; denn eine ungeheure Menschenmenge wogte hin und her. Endlich kam er auf der Piazza Colonna an. Nun war es unmöglich weiter zu kommen. Eine Schar junger Männer, welche auf den Knien lagen, bat den heiligen Vater, den Wagen zieheu zu dürfen. Aber Pins rief abwehrend: „Nein, nein, ihr seid ja meine Kinder!" Doch es war zu spät. Schon waren die Pferde von kräftigen Armen ausgespannt und fort ging's unter endlosem Jubel nach dem Monte Cavallo. 3. Allein der Triumph, die Hymnen auf den damals gefeiertsten Fürsten Europas wußten die radikalen Verschwornen sich dienstbar zu machen. Sie bearbeiteten die Menge durch eine ununterbrochene Reihe von Festlichkeiten, veranstalteten Geldsammlungen, gründeten Volksvereine und Journale, zumal als am 12. März 1847 der Presse eine freiere

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 610

1910 - Regensburg : Manz
610 Die Definition der Unbefleckten Empfängnis. festliche Geläute aller Glocken den Ruf nicht zu übertönen vermochte. An der latercmischen Basilika stieg der heilige Vater aus. Es war ein erhabener Augenblick, als er über seine Kinder, die er wiedergefunden, zum erstenmal wieder seine Hände ausstreckte, um sie alle, alle zu segnen. Den ganzen Weg entlang gab das Volk die unzweideutigsten Beweise seiner Anhänglichkeit und Liebe. Am Abend waren das Kapitol, die Kuppel oou St. Peter, die vornehmsten städtischen Gebäude und eine große Zahl der Häuser beleuchtet, ein Feuermeer wogte über die Stadt hin. Napoleon Iii. zur Zeit des italienischen Feldzuges. 8. Es kam das Jahr 1854. Von Gaeta aus hatte Pius an die Kirchenfürsten des katholischen Erdkreises die Mahnung gerichtet, getreu Bericht zu erstatten, welches ihre persönliche Überzeugung und welches der Glaube der ihnen anvertrauten Herden über die Un« befleckte Empfängnis sei. Von etwa 750 Kardinälen, Patriarchen, Erzbischöfen und apostolischen Vikaren, welche damals die Kirche zählte, antworteten mehr als 600 zum Preise der Unbefleckten Empfängnis-Welch überwältigendes Zeugnis des gesamten Episkopats! Pius Ix. ließ alle diese Schreiben in zehn mächtigen Bänden sammeln. Es ist un-

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 191

1910 - Regensburg : Manz
Tabulatur. Gemerk. Die Sprachgesellschaften. Der Palmenorden. 191 gab einen Blauen und roten Ton, eine Schwarz-Dinten-Weis, die hohe Firmament-Weis, die Gelb-Veiglein-Weis, die gestreift Safran-Blümelein-Weis, die kurze Asfenweis, die Fett-Dachs-Weis usw. und das alles war durch die sogenannte Tabulatur in unverbrüchliche Regeln gebracht. Dieses kinbische Wesen, wo das Weberschiffchen des Reimes nach vorgeschriebenen Mustern in taufend wechselnben Verschlingungen hin und her läuft, hat die meiste Ähnlichkeit mit der Leinenweberei. Und boch, inbem es förmlich stubiert werben mußte, ist es auch wieber eine Art von Gelehrtenpoesie, allerbiugs um so Versehrter, ba die Poeten nicht Gelehrte, sonbern Schuster, Schneiber, Lohgerber und anbere Hanbwerker ftnb, die allaßenblich vom Schusterschemel ihren hölzernen Pegasus besteigen und nach der Tabulatur zureiten. An den Sonntagen aber nach dem Nachmittagsgottesdienst versammeln sie sich mit Frau und Kinbern in der Kirche, im Rathause und zuletzt in den Hanbwerkerherbergen, um ihr Wochenfabrikat vorzulegen und „Schule zu singen". Obenan saß da feierlich der gewählte Vorstaub, das sogenannte Gemerk, das aus dem Büchsenmeister (Kassierer), Schlüsselmeister (Archivverwalter), Werkmeister (Kritiker) und Kronenmeister (Verteiler der Preise) bestaub. Dem Werkmeister stauben vier Merker, Kampfrichter, zur Seite, welche über die Beachtung der Tabulaturregeln zu wachen hatten. Die Merker kritisierten und fällten das Endurteil. Die besten Gebichte würden in ein großes Buch zusammengeschrieben, das der Schlüsselmeister aufbewahrte, und wer so glücklich war, einen neuen Ton zu erfinden, wurde vom Kronenmeister gekrönt oder mit einem Kleinod belohnt. Manche neuere Literaturhistoriker halten dem Meistergesänge, wenigstens vom moralischen Standpunkte, eine auffallend warme Lobrede. Wir aber können die Philisterei, d. i. das ernste Wichtigtun mit Lappalien, unter welchem Namen es auch erscheine, nicht als eine würdige und angemessene Abenderholung abgearbeiteter Handwerker anerkennen. Und philisterhaft war biefer Meistergesang, wir mögen ihn nun nach seinem Inhalt ober seiner Form betrachten. Wir meinen, ein Abenbgebet, ja selbst eine herzhafte Lustbarkeit nach der Tages-arbcit wäre stärken der und heilsamer gewesen als biefe „holdselige" Kunst, die uotweubig bei vielen nur ein ganz nutzloses und vergebliches Streben, Autorneib, Eitelkeit und Eigenbüukel erwecken mußte.^ Jebensalls war es ein schlimmes Zeichen der Zeit, daß biefe guten Leute und schlechten Poeten, die boch jeben Pfuscher ihres Hanbwerks entrüstet aus ihren Zünften stießen, nicht einmal eine Ahnung davon hatten, daß sie selbst die echten Bönhasen der Poesie waren. Der einzige wirkliche Dichter unter ihnen, Hans Sachs, soll freilich selbst eme Unzahl von Meistergesängen verfertigt haben, hütete sich aber wohl, sie in die Sammlung seiner Poesien aufzunehmen. Diesen bichterischeu Handwerkervereinen stehen die späteren Sprachgesellschaften der höheren stände ziemlich gleichartig gegenüber. Wie bei den Meistersängern handelt es sich auch in diesen Gesellschaften um die bloße Form. Wie jene ihre Töne und Weisen, so haben diese ihre künstlich verschlungenen Beiwörter und eine (wenngleich nicht so benannte) Tabulatur von prosaischen Zwangsregeln und Schäferspielereien. Ihr gemeinsamer und sehr zeitgemäßer Hauptzweck war, die verwilderte beutsche Sprache zu reinigen und vom Latein das allen Ansbrnck der Gebilbeten an sich gerissen, zu emanzipieren; ihr Vorbilb waren die m Italien zur Verebluug der Vulgärsprache bereits seit geraumer Zeit beftehenben sogenannten Akabemten. Allein die Italiener griffen babei auf ihr nationales, klassisches Alter-um zurück und ba unsere Sprachgesellschaften sich auf dasselbe, hier aber volkssremde 'ement stutzen wollten, schlug bei ihnen alles in einen eitlen philologischen Purismus um. ( m 5cn ^öffnete die 1617 in Nachahmung der italienischen Akademie della Crusca j 9e)trstete fruchtbringende Gesellschaft (auch Palmenorden) genannt, welche

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 272

1910 - Regensburg : Manz
272 Französische Sitten in England. Herrschaft französischer Sitten und Moden. zjvri^x Crea/itur Cr'a r/r h u.s Nach dem Beispiele Lubwigs Xiv. strebten die meisten Fürsten seiner Zeit danach, ihre Macht unumschränkter zu gestalten und ihre Einkünfte zu mehren, um mit ihm in kostbaren Festen, Prächtigen Palästen, Lustschlössern und Gärten, in glänzendem Hausrat, in Equipagen, Kleibnug und Putz wetteifern zu können; das alles wurde nach französischen Mustern und von französischen Meistern ausgeführt. Mit der Verschweiß biuig fslnb auch die Sittenlosigkeit und Maitressenwirtschast von Versailles an einem großen Teil der europäischen Höfe Eingang. Den Fürsten ahmten die höhern Stäube nach; barauf ergriff auch die mittleren und niederen Stäube die Sucht, französisches Wesen nachzuäffen, und zwar so mächtig, daß selbst eingewurzelter Nationalhaß sie nicht zu unterbrücken vermochte. Unter Ludwigs Zeitgenossen besaß kein Fürst größere Vorliebe für französisches Wesen als Karl Ii. von England. Zwar verschmähte er die an Ludwigs Hose herrschende peinliche Etikette; dagegen übertrug sich Feinheit und Gewandtheit im Umgang von ihm ans seinen ganzen Hof, leider aber damit auch grenzenlose Verdorbenheit. Wie aus Ludwig, so übten auch aus ihn Frauen den größten Einfluß, und zwar nicht bloß auf seine Person, sondern auch aus die ganze Regierung; so in den ersten zehn Jahren besonders Barbara Palmer, spätere Herzogin von Cleveland, und in der Folgezeit in Kurfürst Max Emanuel vor Namur. noch höherem Grade Louise von Qne- Nach Gemälde von Vivien. rouatlle, die er zur Herzogin von Portsmouth erhob und mit Reichtümern überschüttete. Bis zu seinem Tode vermochte sie über ihn mehr als in Frankreich die Montespan über Ludwig. Später wurde es allerdings am englischen Hofe anders. König Georg Ii. (seit 1727) hielt nach dem Tode seiner Gemahlin, der Königin Karoline, nie offene Tafel. Das einzige Hoffest im ganzen Jahre war?:der Geburtstag des Königs und auch an diesem wurde niemand zur Tafel geladen. Je einsamer und stiller es aber am

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 275

1910 - Regensburg : Manz
Unter Friedrich August Ii. und Brühl, 275 Tmnr iidvcissa au» rf; und boch stiegen die Summen für die Dönhoff noch höher. Wie in einem Danaibenfaß verschwanben die Millionen bei den Festen, die der prachtliebenbe, verfchwenberifche König den Damen, Günstlingen und fremben Großen zu Ehren gab, durch die glänzenden Lustlager und durch die ganze Pracht des Hofstaates. An einem Feste, das der Gräfin Königsmark zu Ehren gefeiert würde, trug August ein Kleib, das ganz mit Perlen und Diamanten übersät war. Was nützte es, daß er Dresben verschönerte, daß feine feenhaften Feste, der ganze üppige Prunk feines Hoflebens zahllose Frembc anzogen? Das Laub seufzte und die Klagen feiner Untertanen brangen vergebens an sein Ohr. Nur baraus kam es ihm an, seinen Ehrgeiz und seine Prunksucht zu beliebigen. Währen b er bei der Vermählung feines Sohues 1719 in Dresben vier Millionen öergeubete, herrschte im Erzgebirge Hungersnot und im ganzen Laube Teuerung. Sein Sohn Friedrich August Ii. ahmte ihm nach in Veranstaltung üppiger Feste und in dem verschwenberischen Prunk der Hofhaltung, sammelte gleich ihm kostbare Gemälbe und berwanbte be-beutenbe Summen auf bte Unterhaltung einer tüchtigen Kapelle; und boch hatte er Weber Sinn für Kunst noch faitb er an jenem Prunk Geschmack. Seine einzige Leidenschaft war bte Jagd; bte Regierungsgeschäfte überließ er feinem Günstling, bemgrafenheinrich vonbrühl, währenb er sich einbitbete, alles selbst zu regieren. Nie hat ein Minister es besser verstauben, feinen Fürsten zu beherrschen, als Brühl. Kein Lakai bürste ohne feine Genehmigung in den Dienst des Kö- Kurfiirslin Marie Anlonie. utfls treten; alle, die ihm hätte» Nnch «inen, G-mäld- von ®o8car. schaben können, würden allmählich entfernt; selbst der Liebling des Königs, der Gras Snlkowski, würde entlassen. Überallhin begleitete Bruhl seinen königlichen Herrn. Ganze Tage war er bei ihm, ohne daß zwischen thuen ein Wort weiter gewechselt würde, als daß der König, der rauchenb 'im Zimmer auf- und abging, fragte: „Brühl, haben wir Geld?" und dieser anwortete: „Ja, Sire." Was schadete es ihm, wenn Dachsen mit Schulben belastet und in Polen die Ämter an den Meistbietenden verkauft wurden? Dabei sorgte Brühl vor allem trefflich für sich selbst. 18*

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 306

1910 - Regensburg : Manz
Aktienschwindel. Um den Preis von 18,000 Livres eine Aktie, welche ursprünglich auf 500 lautete.' Die Straße Quincampoix erlangte damals eine traurige Berühmtheit, sie wurde nämlich der schmachvolle Schauplatz, wo man Bankaktienhandel trieb. Hier wurde durch Aktieufchwindel schandbares Vermögen erworben und anderes, das fest begründet schien, wurde vernichtet; hier waren die Keller dichtgedrängt voll von Personen jeden Geschlechtes, Alters und Standes, welche sich einzig nur mit Bankbillets und Bankaktienhandel beschäftigten. Aus den entferntesten Provinzen und aus fremden Ländern strömten hier in Masse die Menschen zusammen und die ganze Nation schien ein großes Heerlager von Wechselwucherern geworden zu sein. Spottbild aus Tafereel: Volksgedränge in der Straße Quincampoix vor Laws Kaus. Jeder will hier reich werden. Wer nicht zufrieden ist, wird verhaslel. Das schmähliche Treiben hatte gleichwohl auch einige glückliche Folgen. Die Wiederherstellung so massenhaften verrufenen Papiergeldes gab dem Handel und der Industrie einen ungeheuren Aufschwung; die Zahl der Manufakturen wuchs um mehr als das Doppelte; der Ackerbau hob und der Besitz mehrte sich durch den Zufluß von Fremden und durch die so gesteigerte Konsumtion. Alles wurde der Regierung, deren Kaffen mit dem Golde des Königreiches überfüllt waren, leicht; die Diplomatie Frankreichs gewann die Herrschaft und seine Marine, welche vor kurzem bis aus wenige Schiffe herabgefunken war, wurde wieder in den Staud gefetzt, den französischen Seehandel zu schützen. Die Regentschaft verknüpfte die Kolonien wieder mit dem Mutterlande und fügte zu denselben Jsle de France, wonach England getrachtet hatte. Aus dieser Zeit schreibt sich die Gründung von Neu-Orleaus an den Ufern des Mississippi. Es wurden in Frankreich allgemein nützliche Werke mit einem bis dahin unerhörten Aufwande gebaut. Während der Zeit seiner größten Gunst empfing Law die Huldigungen vou ganz Europa.

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 314

1910 - Regensburg : Manz
314 Leibniz in hannoverischen Diensten, in Wien, Rom, Berlin. Akademien. sandtschaft antrat, aber privatim verlängerte, lernte er beinahe alle gelehrten und hervorragenden Männer des glänzenden 17. Jahrhunderts kennen. Er verkehrte mit Arnauld, dem gelehrten Doktor der jansenistischen Partei, wie mit den hervorragendsten Jesuiten. Pascal, der gläubige Skeptiker, und Malebranche, der geistvolle Schüler Descartes, traten in Beziehungen zu ihm; er sah Hobbes und Loke, Spinoza und Berkeley. In London kam er mit dem Chemiker Boyle, mit Hook, dem großen Meister in der Mikroskopie, mit Newton und mit allen jenen Männern zusammen, die das Universum zu wägen, zu zählen und zu messen versprachen. Wo der persönliche Verkehr nicht genügte oder nicht möglich war, da knüpfte eine briefliche . Korrespondenz das Band. Diese Korrespondenz hat Dimensionen, die uns fast unbegreiflich erscheinen. Alle Stände sind in ihr vertreten, von Kaiser und Kaiserinnen durch die ganze Stufenleiter des damaligen Reiches, des geistlichen und weltlichen, des Lehr-, Wehrund Nährstandes herab. Und es ist nicht so fast die Masse der Schriftstücke, welche uns in Erstaunen setzt, als die Vielfachheit der Beziehungen, die sich darin zeigt. • Leibniz hatte sich lange Zeit mit dem Gedanken getragen, in Paris seinen Wohnort zu nehmen. Wir verübeln ihm diesen Wunsch nicht. Aber es bedurfte nicht seiner Erfüllung, um Leibniz mit ganz Europa in Verkehr zu erhalten. Er war 1676 in hannoverische Dienste getreten; Herzog Ernst war Katholik, das Land aber protestantisch und Leibniz wurde dadurch um so mehr auf einen vermittelnden Standpunkt angewiesen. 1688 kam er nach Wien, wo er mit dem frommen Prinzen Engen sich befreundete und von Karl Vi. hochgeehrt wurde. Er sah sogar Rom 1689 und fand daselbst die ehrenvollste Aufnahme. Peter der Große trat mit ihm in Verbindung. In Berlin war er ein allzeit gefeierter Gast des königlichen Hauses, namentlich seitdem seine begeisterte Schülerin, die Prinzessin von Hannover Sophie Charlotte, die Gemahlin des Kronprinzen geworden war. Von den Fürsten mit Auszeichnung überhäuft, von allen Nationen geehrt, in alle Fragen der Zeit verflochten, erscheint er als eine geistige Großmacht, und als im Jahre 1716 ein einfacher Sarg und ein bescheidenes Begräbnis die sterblichen Reste dieses Mannes zur Ruhe legte, da hatte die Republik des gelehrten Europa ihren fürstlichen Mittelpunkt verloren. 2. Obschon Leibniz eine so außerordentliche Universalität des Wissens besaß, gewann er doch die Überzeugung, daß durch den Anschluß mehrerer nach demselben Ziele strebender Geister die Wissenschaft am meisten gefördert werde, und bemühte sich deshalb mit großem Eifer, wissenschaftliche Gesellschaften und Akademien zu gründen. Der große Gedanke einer Verbindung aller wissenschaftlichen Kräfte war in Leibniz von Jugend auf lebendig. Er trug sich mit dem Plane, eine Direktion des deutschen Bücherwesens einzurichten, und beantragte, dieselbe Kur-Mainz zu übergeben. Später betrieb er die Gründung einer Sozietät der Künste und Wissenschaften. Gelang es nicht, den Plan in feinem ganzen Umfang auszuführen, so hielt er ihn doch fest und benutzte alle späteren Verbindungen mit den Fürsten Europas dazu, um die Stiftung von Akademien zu empfehlen. Am besten gelang er ihm zu Berlin. Die Sozietät für Wissenschaften, welche den 11. Juli 1700 daselbst errichtet wurde, ist sein Werk und hatte ihn zum ersten Präsidenten. Die Akademie zu Petersburg entstand auf seine Anregung. In Wien waren aber seine Bemühungen ohne Erfolg. 3. Bei der ungewöhnlichen Vielseitigkeit des Wissens, das Leibniz in sich vereinigte, könnte er leicht für einen Eklektiker gehalten werden. Doch war er dies nicht. Das Viele, was sich in seinem Geiste sammelte, fand in ihm eine Verschmelzung zu einem homogenen Ganzen. Er sagt selbst: „Außer daß ich bedacht gewesen bin, alles auf die Erbauung zu lenken, so habe ich gesucht, die Wahrheit, wie sie unter den Meinungen der verschiedenen Sekten der
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