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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 15

1909 - Regensburg : Manz
15 Mischen Studien" die Behauptung auf, da das Zarathustrische System dem mosaischen Monotheismus nher stand als irgend eine der vorchristlichen Religion. In der Tat werden dem Ahura-Mazda nicht blo in dem ziemlich spt geschriebenen Zend Avesta, sondern auch in den weit lteren Keilinschriften des Darius, Xerxes und Artaxerxes alle Prdikate des einen, wahren Gottes beigelegt. Da der Homerische Gott er Himmel nur einen Abfall von einer reineren Gottesidee darstellt, geht schon aus dem Mythus von der frheren Herrschaft des Chronos und seiner Entthronung durch Zeus hervor. In dieser frheren Periode ist das Gtterwesen hchst einfach, ein Gott des Himmels und der Erde und seine Gemahlin Rhea. Aber auch das Heer der olympischen Götter verdrngte Sie Idee des wahren Gottes nicht gnzlich. Zwar sind diese Götter nur idealisierte Menschen, mit allen menschlichen Leiden-schaften ausgestattet; daneben wird aber an zahlreichen Stellen ihre Allmacht, Allwissenheit usw. ausgesprochen. In entscheidenden Augenblicken, wo das menschliche Herz bis in seine Tiefen erregt wird, scheinen die Griechen Homers pltzlich alle mythologischen Metaphern wegzuwerfen und in die wahre Religion zurckzufallen. Selbst die Stellung, welche die olympischen Götter alle zu Zeus einnehmen, weist auf eine monotheistische Gottesidee hin. Er ist der Vater der Götter und Menschen". An den Gott im innersten Grunde des Herzens knpfen denn auch alle Bestrebungen zur Verkndigung oder Gewinnung einer reinen Gottesidee an, die orphischen Snger, die Tragiker mit ihrer unvershnlichen Gerechtigkeitsidee, die Philo-sophen der Somatischen Schule. Die Rmer schlieen sich in ihrer Gtterlehre aufs engste an die Griechen an, nur da die Oberherrlichkeit des Jupiter Optimus Maximus, des eigentlichen Staatsgottes, noch deutlicher hervortritt als die des Zeus. Auch die klassischen Schriftsteller wissen nur ^von einem numen coeleste. Von der grten Wichtigkeit ist eilblich das bekannte Zeugnis Ter-tnllians der seine heidnischen Zeitgenossen betreffs der allgemeinen berzeugung von der Einheit Gottes. Wenn sie in Not. sind," sagt er, rufen sie nicht ihre Götter, sondern Gott an und beweisen somit die anima naturaliter christiana." Den Germanen ist Gott ein geheimnisvolles Etwas" secretum illud, quod sola reverentia vident, wie Tacitus sagt. Die Heiligkeit seines Namens geht aus der Auwen-dnng desselben als heilige Rune hervor; beim Einritzen der Runen auf das Schwert mute sein Name zweimal geschrieben werden. Auch in der ausgebilbeten gtterreichen Mythologie der Germanen ist das Bewutsein der einheitlichen Gottesibee nicht untergegangen, ba Woban nicht blo der oberste Gott ist, sonbern ihm auch solche Attribute beigelegt werben, welche nur dem einen, wahren Gott zukommen, wie schaffenbe, segenspenbenbe Macht, Obhut der die natrliche und menschliche Ordnung. Von den Chinesen kann Heute als sicheres Resultat der neueren Forschungen angesehen werden, was der bedeutende Sinologe Viktor v. Strau in den Worten ausspricht: Immer haben die Chinesen nur eine' weltbeherrschenbe hchste Macht verehrt, immer waren sie Mono' theisten und der Polytheismus war ihnen bis in die ltesten Zeiten hinauf gnzlich unbekannt." Bei den semitischen Volksstmmen knnen wir ans der bereinstimmung des Gottes-narnens auf eine ursprngliche Gleichheit der Religion, speziell auf deren monotheistische Gestalt, wie sie sich rein nur in den Israeliten erhatten hat, einen Schlu ziehen. Dieser Name ist El, der Mchtige, babylonisch Jlu, arabisch Allah. Auf die neuesten Forschungen gesttzt, erklrt Delitzsch, ba die lteste Namensform bei Assyriern, Kanaanern und Arabern gewi das bnrch anbetthall) Jahrtausenbe v. Chr. zu verfolgenbe babylonisch-assyrische Jlu ist, welches nur in ganz besonderen Fllen als Eigenname eines speziellen Gottes gebraucht wird, sonst stets, wie das hebrische El, allgemein Gott bedeutet. Bei den alten gyptern

2. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 34

1909 - Regensburg : Manz
34 Grund der Tierverehrung. Unsterblichkeitsglaube. der im Memphis als Hchster galt. Er war auch Osorapis, d. h. Osiris-Apis. Da nmlich in Memphis der alte lokale Gott Ptah als das urschpferische Wesen den Sonnengott Ra erzeugt hatte, Osiris aber als die vorzugsweise der unteren Welt zugekehrte Seele des Ra im Grunde mit diesem identisch war, so konnten die Priester behaupten, ihr Apis sei das entsprechende, schne Bild der Seele des Osiris. Darum war tiefe Trauer im Lande, wenn er vor der bestimmten Zeit starb. Die Priester suchten nun emsig ein Kalb, das am Leibe ausgezeichnete Merkmale hatte; es mute ganz schwarz sein, ein Bild des zunehmenden Mondes auf der rechten Seite, einen viereckigen, weien Fleck auf der Stinte, zweifache Haare am Schweife und ein Kferbild auf der Zunge haben. Hatten die Priester einen Apis gesunden, so wurde er erst nach Nilopolis gebracht, wo er 40 Tage seinen Aufenthalt hatte. Dann ward er auf einer Gondel eingeschifft, die ein vergoldetes Zimmer fr ihn hatte, und als Gott nach Memphis in das Heiligtum des Ptah geleitet. An groen Festen wurde er in feierlichem Aufzug umhergefhrt, Diener machten ihm Platz/ Knaben sangen Loblieder auf ihn. Sein Geburtsfest wurde jhrlich sieben Tage hindurch gefeiert und während desselben an einer gewissen Stelle eine goldene und silberne Schale in den Nil versenkt. Hatte der Apis sein 25. Jahr erreicht, so wurde er in den Nil gestrzt. Worin der eigentliche Grund der Tierverehrung lag, lt sich schwer nachweisen; schon die Alten haben darber verschiedene Vermutungen aufgestellt. Herodot fhrt die Vor-teile an, welche die Tiere den Menschen bieten. Auch Plutarch und Cicero leiten daraus die Sitte des gyptischen Tierknltns ab. Andere versuchten dieselbe astronomisch zu deuten; die gypter htten nmlich die Teile der Sonnenbahn durch Bilder verschiedener Tiere bezeichnet und so sei der Zodiakos entstanden. Der Stier Apis sei ein Bild des himmlischen Stieres, der Widder in Theben ein Bild des Widders am Himmel. Da einzelne Tiere nur in ge-wissen Bezirken fr heilig galten, in andern nicht, mag sich daraus erklären, da jeder Nomos und jede grere Stadt ihre besondern Tempel und Gottheiten besaen. Dieser partikulari-sttsche Zug prgte sich auch im Tierknltns aus. Ob auch die Priesterschaft den Glauben an den verehrungswrdigen Charakter der Tiere teilte, wer mchte es bestimmt behaupten? Merkwrdig wenigstens wrde nach dieser Ansicht der Bericht Plutarchs klingen, die Priester htten bei dem Ausbruch von Seuchen und sonstigen Landplagen, die sie gttlichem Einflsse zuschrieben, die heiligen Tiere an einen dunklen Ort gefhrt und ihnen dort Schrecken eingeflt; habe aber dieses nichts gentzt, so htten sie dieselben geschlachtet und geopfert, was man jedoch wohlweislich der Menge verheimlicht habe. Dem Bewutsein eines Zusammenhanges mit der bersinnlichen Welt entsprach der Glaube der gypter an die Unsterblichkeit der Seele. Der Glaube, da die mensch-liche Seele nach dem Tode, wenn sie als bse erfunden werde, während einer Sothisperiode von 3000 Jahren durch die Krper von Tieren wandeln msse, um dann wieder in einen menschlichen Leib einzugehen, lag den Hadesvorstellungen der gypter und ihrem Verfahren mit den Toten zugrunde. In den Abbildungen des Totengerichts, die sich in Rollen finden, welche man den Verstorbenen mit in das Grab gab, erscheint Osiris als Mumie, mit Binden umwickelt, und mit Krone, Geiel und Krummstab, den Zeichen seiner Wrde. Drei andere Götter sind bei dem Gerichte beschftigt; der erste von ihnen ist der schakalkpsige Anubis, der zugleich Grabeshter ist. Er ist an der einen Schale der Wage, auf der die Handlungen des Verstorbenen gewogen werden, ttig, während der sperberkpfige Horus das Richtlot ein der Wage reguliert und Thot mit dem Jbiskops, der gyptische Hermes Psychopompos, das Ergebnis aufzeichnet. An ihn wird in den Totenbchern die Bitte gerichtet, da er die Verstorbenen rechtfertigen mge. Osiris hat 42 gttliche Beisitzer, vor deren jedem der Verstorbene

3. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 55

1909 - Regensburg : Manz
Die Götter der Vedalieder. Da die Sprache dieser Bcher eine feinere, gebildetere ist als die gewhnliche Volkssprache, versteht der sechsjhrige Knabe gar nicht den Inhalt dessen, was er lernt. Die Erklrung wird ihm erst nach einigen Jahren gegeben. Um die Buchstaben zu schreiben, gebraucht man einen kleinen, spitzen Pinsel. Anfangs werden die Buchstaben nach Vorlagen durchgepaust, spter macht man freie Schreibbungen. Es gibt Buchstaben, wie z. B. das Wort tscho = geschwtzig, die der 60 kleine Strichlein haben. Chinesen, die schn schreiben, sind selten und werden darum viel bewundert. Die Religion der Inder. 1. Die Religion der Vedalieder. In der Religion der Inder sind vier Formen zu unterscheiden: die Religion der Beda-lieber, der ltere Brahmanismus, der Buddhismus und der neuere Brahmanismus. Unter den Vedaliedern versteht der Hindu Sammlungen von Liedern fr seinen gottes-dienstlichen Gebrauch. Der Name Beda kommt wahrscheinlich daher, da in den Erklrungen der Opferzeremonien ein stehender Ausdruck ist ya evam veda d. h. wer solche Erkenntnis hat (der tut das und das). In diesen Liedern erscheint Jndra, der Herr des Himmels und der Erde, als der gewaltigste Gott; allein auch Varuna, dessen Name dem griechischen Uranos entspricht, geniet neben ihm groe Verehrung und beide gehen auf Djaus zurck. Jndra wird Djaus' Sohn genannt und Varuna ist eine jngere Nebenform des Djaus. Dieser ist die letzte Potenz", hinter der nichts Hheres, allgemeiner Umfassendes zu denken ist, das Alpha und Omega der Gtterwelt. Doch kennen die Vedalieder noch eine aller-hchste vor- und berweltliche Gottheit, zu deren Bezeichnung alle Namen unzulnglich sind. So heit es in einem Hymnus des Rigweda: Jndra, Mythra, Varuna, Agni (Gott des Feuers) haben sie es genannt . . was nur Eines ist, haben die Weisen vielfach benannt." Als den Einen, Jenseitigen, Seienden, Ungebornen, Geheimnisvollen preist ihn das-selbe Lied, der als unser Vater, Erzeuger, als Weltordner alle Schpfungen und Wesen kennt, von dem allein die Götter ihre Namen haben, den alle andern fragen." In einem andern Hymnus wird die verborgene Gottheit als Tat" d. h. dieses, als Tapas, heilige Inbrunst, und als tman, Geist, bezeichnet. Nicht das Nichtseiende war, nicht das Seiende damals, nicht war der Raum noch der Himmel jenseits des Raumes. Was hat all dies so mchtig eingehllt? Wo, in wessen Hut war das Wasser, das unergrndliche, tiefe? Nicht der Tod war da noch auch Unsterblichkeit damals noch war ein Kennzeichen des Tages und der Nacht; von keinem Winde bewegt atmete einzig das Tat in gttlicher Wesenheit; ein anderes auer ihm gab es nicht." Von den elf Gttern des Himmels stehen Srya und Savitri in der Herrlich-keit und im majesttischen Glnze der Sonne vor den ehrfurchtsvollen Augen der alten Hindus, während sie in Pschan die wohlttige Wirkung der Sonnenstrahlen sich vergttert dachten, hnlich wie Uschas, welche die Nacht vertreibt und das Tor des Himmels ffnet, die Farbenpracht, die Agtnn Hinwiederum die Heilkraft des anbrechenden Tages in gttlicher Gestalt darstellten. An der Spitze der elf Götter der Luft steht Jndra. Zwei rote Rosse mit goldenen Mhnen und Haaren mit Pfaufedern tragen ihn im goldenen Wagen wie den Habicht seine Flgel. Seinen Donnerkeil hat ihm der Knstler des Himmels Tvaschtri gefertigt, golden oder eisern, viereckig oder hunderteckig, hartknollig. Zu allen seinen groen

4. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 105

1909 - Regensburg : Manz
Das Schicksal. Die Götter des Volksglaubens. 105 Flgelschuhen als der lebendige Telegraph des obersten Gottes, in dessen Wesen alle andern nach ihrer tieferen Bedeutung untergehen. Dies gilt noch mehr von dienenden Gottheiten, wie der Themis, welche die Götter zur Versammlung beruft, oder den Hren, die als Pfrtnerinnen des Olympos und Dienerinnen der Hera ihres Amtes walten. Neben diesen olympischen Wesen sind noch Dionysos und Demeter beachtenswert. Sie vertreten den Weinbau und Ackerbau. Sie erscheinen bei Homer nie im Olymp. Ihr Geschft ist aus der Erde, ja im geheimnisvollen Sche der Erde, weshalb sich an ihren Kultus die Mysterien anschlieen, die freilich den Schein des Geheimnisses ntig hatten; denn aus Mysterien wurden Orgien. Steigen wir noch tiefer hinab, so ist auch im Schatten des Todes ein Thron anfge-schlagen, der Thron des Hades und der Persephone. Sie herrschen der die Verstor-benen; aber auch sie erkennen in dem lebendigen Gott" Zeus ihr Oberhaupt an. Seltsamerweise steht, man wei nicht, ob neben, unter oder der Zeus, noch etwas anderes, eine wesentliche, furchtbare, rtselhafte Macht, welche sich lichtvoll offenbart und ganz in Dunkel gehllt ist, das Schicksal. Bald scheint es Zeus vllig in die Hand gegeben, der aus den Fssern" an der Schwelle seines Palastes Glck und Unglck austeilt. Dann aber mssen sich auch die Götter vor diesem Inbegriff der ewigen, unabnderlichen Gesetze, denen der ganze Weltenlauf unterworfen ist, beugen. Sogar Zeus mu erst die Be-schlsse des Schicksals auf Wagschalen im buchstblichsten Sinne wgen. Wie groß und all-mchtig ist also dieses Schicksal! Und doch vermag ein Mensch von Mut und Kraft sich erfolgreich wider dasselbe aufzulehnen, während sich eine Emprung gegen die Götter stets mit dem Untergange rcht. Zwar ist der Olymp, den sich das phantasiereiche Volk der Hellenen im Laufe der Zeit zusammengedacht, an sich wenig geeignet, Achtung und Ehrfurcht einzuflen; aber man darf doch diese dichterischen Gestalten nicht ohne weiters fr die Götter des eigentlichen Volks-glaubens nehmen. Anders erscheint die Gottheit im innersten religisen Bewutsein der Hellenen, anders in dem Mythos. Der Zeus," sagt L. Schmidt, zu dem der Athener in der Not des Lebens die Hand erhob, unterschied sich wesentlich von dem Liebhaber der Jo und der Semele, und wer in einen Tempel des Hephaistos oder der Aphrodite eintrat, dachte diese Gottheit anders, als das achte Buch der Odyssee sie schildert. Aber noch fhlbarer als die Differenz zwischen den Gttern der dichterischen Mythologie und denen, die man im Ge-bete anrief, ist die zwischen jenen und den Htern der sittlichen Gesetze in den Schicksalen der Menschheit. Bereits in den Homerischen Gedichten ist dieselbe unverkennbar. Hier sind die Götter als einzelne nicht blo mit Schwchen und Leidenschaften behaftet, fondern auch mit ihren persnlichen Interessen vielfach in das Treiben der sich bekmpfenden menschlichen Parteien verwickelt; aber in ihrer Gesamtheit stehen sie als erhabene Rcher und Richter der dem Tun der Sterblichen und diese Doppelseitigkeit wird besonders in dem fhlbar, der ihr Wollen in seinem gewaltigen Willen zusammenfat, in Zeus." Diese Unterscheidung mu man bestndig vor Augen haben, wenn man die scheinbaren oder wirklichen Wider-sprche lsen will, die der Gottesbegriff in den Schriften der Dichter aufweist. Will man das Verhltnis ausdrcken, in dem nach der allgemeinen Volksanschauung der Hellenen die Gottheit zur sittlichen Ordnung unter den Menschen steht, so lt sich entschieden behaupten: Zu den festesten Voraussetzungen, von denen der Glaube der alten Griechen nicht lassen mochte, gehrt, da in den Schicksalen der Menschen eine strenge Gerechtigkeit waltet, welche das Gute belohnt und das Bse bestraft. Der wesentliche Inhalt der Homerischen Gedichte ist ganz von diesem Gedanken durchzogen. Die Troer sind der Strafe der Götter verfallen,

5. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 217

1909 - Regensburg : Manz
Die Mysterien. Die Unsterblichkeitsidee bei den gyptern. 217 gottheiten, welche das Volk mit besonderer Ehrfurcht feine beiden Gttinnen" nannte, eine unantastbare Feierlichkeit. Die Versndigung gegen sie war es, welche Alkibiades strzte, und die Herstellung der eleusinifchen Feier war fein glnzendstes Verdienst, nachdem er sich mit seinen Mitbrgern ausgeshnt hatte. Diese Mysterien waren nicht etwa blo fr die aberglubische und ungebildete Volks-menge von solcher Bedeutung, sondern die hervorragendsten Geister des Volkes preisen den Segen der Mysterien und danken ihnen das Beste, was sie haben. Die Epopten, welche in die Mysterien eingeweiht sind, bilden ein Volk im Volke; sie stehen der sich selbst berladenen Welt als die von der Eitelkeit derselben Erlsten, von der Todesfurcht Befreiten, als die Begnadigten gegenber. Sie bilden also eine religise Gemeinde, fr deren Vereine Gemeindehuser eingerichtet werden, wie sie sonst der hellenische Kultus nicht kannte, welche die Menschen aus der Welt zu sich ruft mit den Verheiungen einer nur bei ihr zu findenden Befriedigung und diese Verheiungen ihnen durch heilige Handlungen verbrgt. Die Mysterien strkten zwar das nationale Leben, indem sie die Verehrung der vaterln-dischen Götter ihren Genossen einschrften; sie gingen aber auch der die nationalen Grenzen und Schranken hinaus. Denn da es ein allgemein menschliches Interesse war, welches jene Anstalten vertraten, so wurde frhzeitig auch Nichtgriechen die Aufnahme gestattet, während die Tempel der Landesgottheiten den Angehrigen fremder Stmme nnzn-gnglich blieben. Wenn also hier im Gegensatze zu dem ausschlieenden Charakter der alten Religion eine gewisse Verbrderung der Stmme vorbereitet wurde, so erklrt sich auch, wie gerade bei dem, was die Mysterien lehrten, ein lebhafter Austausch einheimischer und fremder berlieferungen stattgefunden hat, und der Eifer, mit welchem die Griechen den Lehren anderer Völker nachgingen, aus denen sie ihre eigenen Unsterblichkeitshoffnungen ergnzen und strken konnten, zeigt wiederum, wie tief das Bedrfnis derselben in ihrem Herzen wurzelte. gypten war hier von besonderer Bedeutung. Denn der Glaube an die gttliche Herkunst, die unzerstrbare Natur und die Verantwortlichkeit der Menschenseele war ein fester Besitz des gyptischen Volksbewutseins und der tiefe Ernst, mit welchem die gypter an diesem Glau-beu festhielten, sowie die bewunderungswrdige Energie, mit welcher sie die Sorge fr die Toten zu einer ihrer wichtigsten Lebensaufgaben machten, konnten ihren Eindruck auf die Griechen nicht verfehlen. Sie haben sich selbst als Schler der gypter auf diesem Gebiete bekannt. Spter forschten sie sorgfltig nach, bei welchen Vlkern doch wohl zuerst die Un-Sterblichkeit gelehrt worden sei; man wollte die Urquelle des gemeinsamen Glaubens auffinden, man ging auf die Ehalder und auf die Inder zurck; man wandte sich endlich auch zu den Vlkern des Nordens, welche man sonst als Barbaren verachtete. Denn je mehr sich die Hellenen von ihrer eigenen Bildung bersttigt fhlten, um fo mehr fingen sie an, die freien Naturvlker in ihren gefunden Lebensverhltnissen und ihrer einfachen Frmmigkeit zu bewundern. Und da konnte ihnen nichts merkwrdiger fein, als da sie den Unsterblichkeitsglauben, welchen sie als einen besonderen Schatz der weisesten Schriftvlker angesehen hatten, in der berlieferung einfacher Naturvlker wiederfanden. Ein solches Volk waren die Geten in Thrakien, welche auch den Rmern von ihren Dichtern als ein Vorbild hingestellt wurden. Sie lebten und starben fr den Glauben, da die Seele der Tapferen zu dem Gott ihrer Vter versammelt wrden, wie die der nordischen Völker zu Odin hinfahren. Dieselbe Vor-stellung findet sich in den Veden, und wenn sich von den Geten nachweisen lt, da sie mit den Indern auch andere Gebruche teilen, wie z. B. das Opfern der Frau auf dem Grabe des Gatten, so drfen wir wohl nicht zweifeln, da auch ihr Unsterblichkeitsglaube zu

6. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 260

1909 - Regensburg : Manz
260 Vergtterung der Sagenden. Beobachtung der gttlichen Zeichen. Menschen edel, groß und ruhig machen, ohne welche aber insbesondere ein Staat nicht be-stehen kann. Die Griechen, die bei allem, was sie vergtterten, von ihrem Sinne fr sinnliche Schnheit mit Vernachlssigung sittlicher Empfindungen bestimmt wurden, kannten diese Art von Vergtterung nicht; bei den Rmern dagegen ging sie aus dem Ernste ihres Charakters, aus der bis in das fnfte Jahrhundert der Stadt bewahrten Unverdorbenheit und besonders auch aus dem natrlichen Takt fr Staatsweisheit, worin sie alle Völker bertrafen, gleich-sam von selbst hervor. Sie erkannten oder fhlten wenigstens, da ein brgerliches Ge-meinwesen ohne Sitte und Tugenden nicht bestehen knne, da diese die schtzenden Genien gegen den feindlichen Andrang von auen und die sicherste Brgschaft gegen den Verfall im Innern sein mten, und darum errichteten sie ihnen Tempel und Altre in ihrer Stadt, um alle Brger an jene politischen Tugenden zu erinnern. Mut und Tapferkeit war es vor allem, wodurch sich Rom in der Mitte lterer und mchtigerer Städte und Völker schaften allein behaupten konnte, und darum wurde Virtus die erste dieser Gttinnen. Mut und Tapferkeit werden mchtig untersttzt durch das Ehrgefhl eines freien Volkes und darum erhielt Honos ihren Altar neben der ersten. Ein Volk erhlt sich aber nicht blo durch die Furcht, welche es durch feine Tapferkeit andern Vlkern einflt, sondern ebenso-wohl durch die Achtung, welche es ihnen durch ehrenhafte Treue abgewinnt; daher stellten die Rmer das Bild der Fides neben Jupiter auf dem Kapitolium auf. Auf hnliche Weise erhielten die Tugenden, durch welche ein Gemeinwesen sich vornehmlich in seinem Innern festigt, Eintracht der Männer und Zchtigkeit der Frauen, Concordia und Pudicitia, Tempel und Kult. Und weil in den schwierigsten Zeiten das einzige Rettungsmittel darin liegt, an der Rettung nicht zu verzweifeln, sondern mutvoll auf besseres Glck zu hoffen, so weihten die Rmer Spes, Salus und Fortuna zu Gottheiten. Neben dieser politischen Theologie finden wir bei den Rmern noch eine andere, die in ihrer Grundidee rein und wahrhaft religis ist, in ihrer Anwendung aber den grten Einflu auf die Angelegenheiten des Staates erlangt hat und die Quelle beinahe des ganzen rmischen Zeremonienwesens geworden ist. Der religise Grundgedanke der Rmer war, da die Götter nicht nur fr die Angelegenheiten der Menschen und der Völker Sorge tragen, consulere deos rebus humanis , sondern auch, was zu ihrem Frommen oder Schaden dienen werde, durch gewisse Zeichen am Himmel, an den Vgeln und Tieren und durch andere auffallende Erscheinungen ihnen voraus zu erkennen geben. Die Kunst der Zeichen-deuterei haben sie grtenteils von den Etruskeru entlehnt. Jenem Grundgedanken gem richtete sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Beobachtung und Befolgung der gtt-lichen Winke und Zeichen; davon hat bei ihnen die Religion ihren Namen; darauf grndete sich das Institut der Auguren und Augurien, die spter eingefhrten Extispizien bei der Schlachtung der Opfertiere, das Kollegium der Opferpriester (Pontifices), welche der die gewissenhafte Beobachtung der Zeremonien zu wachen und der Religionsverletzung zu erkennen hatten, das Kollegium der Quindecimviri sacris faciundis, welche aus den fybil-linischen Bchern erklrten, wie bei auerordentlichen Kalamitten der Zorn der Götter zu besnftigen sei. So war die Religion nicht blo eine Privatangelegenheit des einzelnen, sondern Sache des ganzen Staatslebens, und insofern keine bedeutende Staatshandlung, keine Angelegenheit im Krieg oder Frieden ohne religise Zeremonien in Angriff genommen wurde, erscheinen die Rmer als das religiseste aller Völker der alten Welt. Zwar war jener Glaube an Zeichen Aberglaube, zwar wurden die darauf gebauten Institute in den letzten Zeiten der verdorbenen Republik auf die schndeste Weise zu politischen Jntriguen mi-

7. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 10

1909 - Regensburg : Manz
10 Sintflut. Einheit des Menschengeschlechtes. erbten sich auf die Nachkommen, die des auf Irdisches gerichteten Treibens" auf die Kainiten, jene der Verehrung Jahves auf die Sethiten. So schied sich die Menschheit damals schon in zwei entgegengesetzte Lager, die Kinder des Menschen und die- Kinder Gottes. Allmhlich vermischten sich die Geschlechter und dadurch wurde die Bosheit allgemein und gab die Veranlassung zur Sintflut. 2. berall wird in den berlieferungen der Völker die groe Flut als Strafgericht aufgefat, das Gott der die ganze verderbte Menschheit verhngt; berall wird eine Familie gerettet, meistens in einem Schisse, bei manchen Vlkern in einer Hhle; vielfach werden acht Personen genannt, so bei den Indern, wo Manu mit den sieben Rifchis in der Arche war, bei den Peruanern, wo vier Männer und eben so viele Frauen genannt werden mit Namen, die einer untergegangenen Sprache angehren, und bei den Fidschi-Jnsulanern, wo das Fahrzeug aus einer Nu gemacht ist. Von dem feierlichen Opfer nach dem Verlassen der Arche berichten ebenfalls viele Völker. Bei manchen knpfen sich alte Kulte an die Erinne-rung der abgelaufenen Flut; so bei den Armeniern, die ihr Neujahr in dem Monat Nawa-sart feierten, dessen Name bedeutet: die Arche ist gelandet," bei den,Syriern in Hierapolis, welche zweimal im Jahre Wsser in eine Kluft gssen, weil Denkalion diesen Brauch ge-stiftet habe, bei den Athenern, die zum Andenken an alle in der Flut Begrabeueu in dem Heiligtum bei Deukalions Grab Weizenkuchen und Honig versenkten, auch bei den Sioux-Indianern, wo im Frhjahre, wenn der Weidenzweig, den die Taube brachte, 'ausschlgt, vor dem groen Kanoe" Opfer dargebracht werden und die Friedenspfeife geraucht wird. Der Regenbogen kommt bei den Kelten vor, die ihn zum Grtel ihres Sintflut-Patriarchen und Weinerfinders Hu machen, während er den Chinesen als Augenbraue ihres Noe, der Jao heit, gilt, bei den Litauern, wo ihn Gott den Geretteten zum Trste schickte mit der Anweisung, der die Gebeine der Erde zu springen, um Nachkommen zu ge-Winnen, was an die griechische Sage erinnert, bei den Peruanern, die ihn als Unterpfand, da die Flut nicht wiederkehren werde, verehrten. Abstammung der Menschen von einem Paare. 1. Noe steht als Stammvater an der Spitze aller Menschen, die nach der Sintflut gelebt haben, wie Adam als Stammvater an der Spitze des gesamten Menschen-geschlechtes. Damit ist zugleich die Antwort auf die weitere Frage gegeben: Stammen alle Menschen von einem Paare ab? Die Einheit des Menschengeschlechtes bezeugt die Schpfungsgeschichte; Paulus verkndet sie im Areopag zu Athen: Gott hat aus Einem das ganze Menschengeschlecht gemacht, da es wohne auf der ganzen Oberflche der Erde." (Act. 17, 26.) Die christliche Lehre von der Erbsnde und der Erlsung knpft sich daran. Die grten Naturforscher, wie A. v. Humboldt, Busfou, Steffens, reden ihr das Wort. Aber sprechen dagegen nicht die gewaltigen Verschiedenheiten der Menschenrassen in Sprache und Sitten, in der Bildung des Schdels, in der Hautfarbe, im Bau des Knochengerstes? Als unmglich vermag die Naturwissenschaft die Abstammung aller Menschen von einem Paare nicht zu beweisen, ja nicht einmal als unwahrscheinlich. Denn alle Menschenrassen, so verschieden sie auch uerlich sein mgen, stimmen in einem unvernderlichen, wesentlichen Typus berein und gehen in den vernderlichen Merkmalen ineinander der. Die natrliche Stellung aller Menschen ist die aufrechte; die einzelnen Knochen sind berall in derselben Anzahl vorhanden und nach Form und Struktur einander gleich. Die Umkleidnng des Gerippes mit

8. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 16

1909 - Regensburg : Manz
16 Entstehung der Abgtterei. hrt das hchste Wesen die Gebete der Menschen und vergib, die Snden- ja es komm, sogar der tiefe Gedanke vor, da es durch sich selbst besteht als Gott von Gott" und der aus-9tf0(09c S! Srenouf erklrt, da gerade dieser erhabene Teil der gtoti. lteste ist 8'mi verhltnismig spteres Resultat eines Entwicklungsprozesses, sondern das Selbst die sogenannten Wilden ober Naturvlker, die Neger, Australier. Indianer welche dem ursprnglichen Zustande noch nher stehen sollen als die zivilisierten Nationen' geigen trotz chrer tiefen Versunkenheit in religiser Beziehung noch Spureu einer besseren Gotteserkenntnis. . , 2; die Abgtterei entstand, erklrt die Heilige Schrift, welche die Verdunklung des ursprnglichen Gottesbewutsems immer mit der Snde in Verbindung bringt. Weil die Menschen nicht Gott, sondern sich selbst gefallen wollten, wurde ihr trichter Sin ver-I m 1 2l) ie ^nde schliet eine Abkehr von Gott und eine Hinwendung zu den Geschpfen in sich, der Mensch verliert das einzige, seiner wrdige Ziel aus den Augen, das tagen nach Hherem erlahmt und das abschssige Terrain ist betreten. Natrlich tft der Abfall kein pltzlicher, vielmehr ein allmhlicher, aber stetig tieferer. Znerst brachte der Mensch seinen Gott mit dem Grten und Schnsten, was die sichtbare Welt ihm bot, in eine so innige Beziehung, da er selbst nicht mehr zwischen Gott und seinen Werfen,' zwischen Urbild und Abbild unterschied. Bei den Jndogermanen ist es der lichte, alles umfassende Himmel, welcher am klarsten die Gottheit abbildet. Die geistige Auffassung der Gottheit als eines der den Naturdingen stehenden unendlichen Wesens trat immer mehr zurck, die Herrlichkeit der Natur hielt den Blick gefangen und, durch ihre Schnheit entzckt Vergaen die Sterblichen, an den Urheber der Schnheit zu denken, und glaubten fr das Sehnen und Streben ihres Herzens in der Natur selbst ihren Ruhepunkt gefunden zu haben, sie hielten Feuer oder Wind oder die schnelle Luft .oder den Kreis der Gestirne oder ge= waltiges Wasser oder Sonne und Mond fr weltbeherrschende Götter". (Sap. 13, 2) Als man aber einmal angefangen hatte, die Symbole der Gottheit zu verehren, lag es nicht mehr fern, da man diesen Kult auf alles ausdehnte, was irgendwie mit der Gottheit m Verbindung zu stehen oder eine gttliche Kraft in sich zu bergen schien. Vom Himmel gefallene Steine schienen schon durch ihre Herkunft auf etwas Gttliches hinzudeuten. In den Vumeu und Tieren, in tausend andern Dingen erblickte der Mensch uerungen einer Macht, der gegenber er seine Abhngigkeit fhlte und die er sich geneigt zu machen suchte. Auf diese Weise wurde die ganze Natur mit Gttern und gtterartigen Wesen bevlkert, herab von den Himmels- und Sonnengttern bis zu den Feen, Nixen, Kobolden und Gespenstern und alle diese Wesen wirbeln oft in wunderlichstem Synkretismus durcheinander. Babylonien. 1. Der Ausgangspunkt der Abgtterei ist Babel. Auf der mosaischen Vlker-tafel erscheint Kusch als einer der Shne Harns. Seine Nachkommen, die Kuschiten, sind da^ Volk, das uns am Anfange der historischen Kenntnis zuerst begegnet und zwar auf dem oben des spteren Babylonien. Nicht in gypten beginnt die Weltgeschichte, sondern in Mesopotamien. Die Vorgeschichte der gypter weist nicht nur im allgemeinen nach Asien, sondern speziell nach Babylonien. Hier wohnten die Kuschiten schon im 5. Jahrtausend V. Chr. Sie hatten eine Anzahl kleinerer Staaten gegrndet, welche ans je einer Stadt mit

9. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 22

1909 - Regensburg : Manz
22 Ninive. Religion. Charakterzge. Bau eines Palastes und hier schlugen auch Asarhaddon 681, Asurbanipal 669 und alle noch folgenden Regenten ihre Wohnung auf. So kam Ninive abermals zu der Bedeutung, die es frher gehabt hatte. Bereits im 18. vorchristlichen Jahrhundert erwhnen gyptische Inschriften das assyrische Ninive, das demnach nicht viel jnger als Assur sein kann. Die Stadt blhte immer mehr auf. Noch ehe Dur Sargou hinzugefgt wurde, hatte sie eine Ausdehnung, wie sie im Buche Jonas geschildert wird. Sie umfate nach den Worten der Genesis, die jetzt erst verstndlich geworden sind, die befestigte Stadt Niuua nebst der Gassenstadt" oder den weit zerstreuten Ansiedelungen oder Vorstdten, welche nicht in den Bereich der Festuugen gezogen waren, ferner (Salach und Reseu, das an der Stelle des heutigen Karamles gesucht werden mu. Der ganze Komplex in der Ecke zwischen dem Zab und Tigris hie die groe Stadt". Spter nannte man denselben nach seinem Hauptbestandteil Ninive und es gab jetzt eiu Ninive, die groe Stadt, wie sie Jonas nennt, im Gegensatz zu dem eigentlichen Niuua, der Knigsstadt Senacheribs und Asarhaddons. Der Umfang dieses Stdteganzen betrug 19 deutsche Meilen, so da drei Tagereisen nicht zu lang bemessen sind, um berall herumzugehen, und eine Zahl von 700.000 Bewohnern, wie sie nach Jonas 4, 11 berechnet wird, erscheint fr dasselbe eher zu gering als zu betrchtlich. Im 9. oder 8. Jahrhundert v. Chr. erlag die Stadt einer Katastrophe, die sich vollstndig unserer Kenntnis entzieht; dafr aber trug sie dann ein Jahrhundert lang einen desto herrlicheren Glanz zur Schau und erregte die Bewunderung des ganzen Morgenlandes. 2. Die Ausbildung der religise Begriffe war bei den Assyriern eine hnliche wie bei den Babyloniern. Als Rest des ltesten Monotheismus erscheint hier ein dunkler Gottesbegriff unter dem Namen Jlu, womit spter alle Götter berhaupt bezeichnet wurden. Von Babel her wurde auch nach Assyrieu eine Staatsreligion verpflanzt. In dieser war Hauptgott der vergtterte Stammvater des Volkes, Asur, der vollstndig an die Stelle Jlus oder Bels trat, so da er der König aller Götter" heit. Neben Asur steht als besonderer Gegenstand der Verehrung Jstar, welche zugleich der Kriegsgttin und Liebesgttin anderer Völker entspricht. Ferner gab es eine reiche Anzahl niederer Götter, Himmels- und Erd-getster, endlich verschiedene Klassen guter und bser Genien. Wie es scheint, wurden die oberen Götter als Belohner der Tugend, die unteren als Rcher des Bsen nach dem Tode des Menschen angesehen. Indes war der natrlich gegebene Begriff von Tugend und Laster sehr frh getrbt; den gesamten Gtterdienst beherrschte die Sinnlichkeit und namentlich gestal-tete sich der Dienst der Jstar von Ninive zu einer der entsetzlichsten Verirrungen des alten Heidentums. Dazu gesellten sich als abstoende Charakterzge Roheit und Grausamkeit. Die Assyrier waren jeder edleren Regung unzugnglich und, wie Nahum sie schildert (3, 1), ganz von Trug und Gewalttat voll. Die eroberten Städte wurden erbarmungslos zerstrt, die gefangenen Krieger unter den furchtbarsten Qualen gettet. Hunderte von Stdten nennt Sennacherib in feinen Siegesberichten, von denen er sagt: Ich habe sie eingenommen und niedergerissen", ich habe sie mit Sturm genommen und in einen Aschenhaufen verwandelt", die feindlichen Groen von Chalda vernichtete ich wie fette Stiere, ihre Hlse schnitt ich ab wie von Lmmern, meine Rosse wateten in ihrem Blut wie in einem Strom", meine Kriegswagen, die Menschen und Tiere zerschmetterten, hatten in ihrem Lauf ihre Leiber zer-malmt, allen, die lebend in meine Hand fielen, lie ich die Hnde abhauen". Salmanassar Ii. erzhlt, wie er auf seinem syrischen Feldzug vor den Toren einer Stadt, die er nicht einnehmen konnte, eine Pyramide aus den Schdeln der getteten Feinde aufrichten lie. Aber alle feine Vorgnger bertrifft in. dieser Hinsicht Asurbanipal. Von einigen feindlichen Fhrern sagt er: Ich ri ihnen in Arbela die Zunge aus und zog ihre

10. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 56

1909 - Regensburg : Manz
56 Brahmanaspati. Das Kastenwesen. Taten, namentlich zur berwindung der Dmonen mu er erst gestrkt werden durch den Somatrank, welchen die Menschen ihm opfern. Er mu sich mit demselben betrinken, um im Rausche seine wunderbare Strke zu zeigen. Seine Verehrer laden ihn ein, diesen Trank in vollen Zgen zu schlrfen wie ein durstiger Hirsch und ihnen dafr Reichtum an Khen und Rossen zu verleihen. Inmitten der elf Götter der Erde waltet Agni, der Gott des Feuers, als Statthalter des himmlischen Lichtes auf Erden. Wenn die Götter sich bei Nacht zurckgezogen haben und die Rakschase (Dmonen) ihr Wesen treiben, hlt Agni Wacht und durchbohrt diese mit seinen Pfeilen. So ist er der Beschtzer des Hauses, der am Herde seinen Sitz hat und Reichtum spendet, Schtzer und Fhrer der Gemeinde, Priester der Götter und Menschen zugleich. Eine hohe Stellung in der indischen Religion nimmt Brah-manaspati, der Gott des Gebetes, ein, er heit sogar Vater der Götter. Das kann offenbar nichts anderes heien, als da nach den Begriffen der alten Hindus ohne Gebet und Opfer keine gttliche Weltregierung, kein gttliches Leben und Wirken bestehen knne. In der Vedareligion wie in den Zauberreligionen der wilden Völker vermag der Mensch die Gottheit durch sein Gebet zur Erfllung seiner Wnsche zu ntigen. Diese Macht des Ge-betes und aller religisen bungen ist der einfachste Ausdruck des Gedankens, welcher auch den ganzen Buddhismus und in noch hherem Grade den Brahmanismus durchzieht, da Andacht und Bue mchtiger sind als alle Götter. 2. Der ltere Brahmanismus. 1. In der zweiten Entwicklungsperiode der indischen Religion, dem lteren Brahmanismus, nimmt das Kastenwesen eine hervorragende Stellung ein. Zur Aus-bildung desselben haben ethnographische, politische und konfessionelle Beziehungen zusammengewirkt. Wenn ein Volk in die Wohnsitze eines fremden eindringt und dieses unter-wirft, stehen die Angehrigen der beiden Völker sich mehr oder minder noch feindlich gegen-ber, und wenn vollends das eine Volk von dem andern in der Hautfarbe sich unterscheidet, wird das dunklere von dem helleren unterdrckt und der Weie kann sich nicht entschlieen, den schwrzeren Nachbar als ebenbrtig zu begren. So erklrt es sich, wie die Arier, als sie in das Gangesland kamen, die frheren Bewohner desselben, die tidras, niemals fr gleichberechtigt hielten; es ist dies die ethnologische Kaste. Woher aber kommt innerhalb des arischen Volkes die gegenseitige Absonderung von Brahmanen, Kschatriyas, Vaigyas? Sie beruht auf dem Gegensatze, der fast bei allen Vlkern zwischen Adel und Brgerlichen sich findet; so bildeten sich auch bei den Jndiern die politischen Kasten der Krieger und Ackerbauer. Die Brahmanenkaste endlich gewann die erste Stelle im indischen Volke dnrch die Anschauung, da die Anbetung Himmel und Erde trgt und die Götter beherrscht. Im Atharva-Veda, der nicht mehr als Quelle fr die erste Periode der indischen Religions-geschichte gilt, aber von nicht zu unterschtzendem Werte fr den bergang in die zweite ist, wird sogar von Brahmatschari, dem Brahmanenschler, gesagt: Er befriedigt alle Götter durch Askese. Wenn er geboren wird, versammeln sich alle Götter, um ihn zu sehen." In dem berhmten, aber dunklen Puruscha-Skta, wo die Entstehung der Welt durch ein Opfer erklrt wird, in welchem die Götter den am Anfang gebornen idealen Menschen Puruscha opferten, geht der Brahmane aus dem Munde, der Radschanya aus den Armen, der Vatgha aus den Lenden, der Qtidra aus den Fen des Schlachtopfers hervor und nach Manus Gesetz-buch, etwa aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., welches die Gesetze fr die Kasten, besonders fr die Brahmanen enthlt, entstehen diese vier Kasten in derselben Weise aus dem Gott Brahma.
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