Beitritt der Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln. Beihilfe Spaniens und des Papstes. 195
los blieben. Am 30. August unterzeichneten demnach die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres Beitritts zum katholischen Bunde, fügten aber die Bestimmung bei, daß der Kurfürst von Mainz als zweiter Vundesoberster dem Herzog von Bayern an die Seite gesetzt würde; doch solle dieser der Haupt-Bundesoberste bleiben und, wenn es zur wirklichen Anwendung der Bundeshilfe komme, die Direktion ihm allein zustehen.
Aber nicht bloß im Innern des Reiches suchte Maximilian den Bund zu verstärken, auch die katholischen Monarchen außer Deutschland sollten ihm ihren Beistand leihen. Zwar war von Frankreich in dieser Beziehung nichts zu erwarten: man kannte die Verbindungen, welche Heinrich Iv. mit den deutschen Protestanten unterhielt. Anders aber war es mit dem Papste und den italienischen Fürsten und besonders mit Spanien, welches der Niederlande wegen sich gern in die deutschen Handel mischte. Der spanische Botschafter am kaiserlichen Hose, Don Balthasar de Zuuiga, war persönlich in München gewesen und hatte Maximilians große Idee von der Wirksamkeit eines allgemeinen katholischen Bundes mit Eifer ergriffen. Auf fein Anraten war der berühmte Pater Lorenz von Brindisi aus dem Kapuzinerorden nach Madrid geschickt worden, um sich der Beihilfe König Philipps Iii. zu versichern. Der Kapuziner, welcher sich bereits in mehreren Sendungen als auszeichneten Geschäftsmann erwiesen, hatte am Madrider Hose mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man war allerdings geneigt, die Katholiken Deutschlands zu unterstützen, aber man traute dem Herzog von Bayern nicht und hätte gern die Leitung des Ganzen in den Händen eines österreichischen Prinzen gesehen. Dessenungeachtet wußte es Lorenz von Brindisi dahin zu bringen, daß König Philipp sich zum Protektor der Liga erklärte und einen monatlichen Beitrag von 45,000 Gulden zusagte, womit zwei Regimenter zu Fuß und eines zu Pferd unterhalten werden sollten. An den Papst wurde eine feierliche Gesandtschaft von feiten der drei Kurfürsten abgeordnet; auch Maximilian sandte einen Agenten nach Rom. Der päpstliche Schatz war erschöpft. Doch ließ sich Paul V. endlich zu dem Versprechen herbei, monatlich 8000 Gulden in die Bundeskaffe zu zahlen.
Die Verträge von München und Mainz enthielten nur die Grundlage des Bundes. Es kam jetzt darauf an, ihm die nötige Ausbildung zu geben und im einzelnen die Bestimmungen über die Art und Weise seiner Wirksamkeit zu treffen. Zu diesem Ende beabsichtigte Maximilian eine allgemeine Versammlung aller Bundesglieder, sowohl der oberländifchen als der rheinischen. Als er aber den Kurfürsten von Mainz als zweiten Bundesobersten deshalb anging, hatte dieser abermals vielerlei Bedenken und Maximilian mußte ihm die Gefahren, welche aus einer längeren Verzögerung entstehen konnten, auf das dringendste vorstellen, bis er sich entschloß, an der Ausschreibung teilzunehmen. So konnte endlich am 8. Februar 1610 der erste allgemeine Bundestag zu Würzburg eröffnet werden, auf welchem die nötige Organisation des Bundes, besonders der Geldpunkt festgesetzt wurde. So war denn nicht ohne viele Kämpfe und Unannehmlichkeiten für den Stifter des großen Werkes im ganzen der Zweck erreicht, nämlich eine Vereinigung der katholischen Streitkräfte gegen den drohenden Übermut des protestantischen Bundes?)
*) Aus Obigem ergibt sich beutlich, wer die Schulb des Angriffes trug, die Union ober die Liga. Dennoch wissen manche Geschichtschreiber die Katholiken als Schuldige hinzustellen, ja, v. Lang rechnet es dem Herzog Max als Verbrechen an, „durch Entgegenstellung der katholischen Liga die Gemüter noch höher gereizt zu haben." Die Katholiken hätten natürlich so tolerant sein und sich wehrlos und schneeigenb unterbrücken lassen sollen.
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Versuch einer Vereinigung zwischen Katholiken und Protestanten.
dauerhaften Grundlage der Achtuug gegen das historische Recht und der Ehrfurcht gegen die großen Prinzipien der christlichen Politik zu vereinigen. Und weil das tiefste Moment und der Urquell der wahren Einheit die Religion ist, darum beteiligte sich Leibniz auch rege an dem Versuche einer Union zwischen Katholizismus und Protestantismus.
5. Zu Ende des 17. Jahrhunderts machte sich wieder einmal das Bedürsuis nach Vereinigung auf katholischer und protestantischer Seite lebendig fühlbar und im Jahre 1683 traten Molanus, Abt des protestantischen Zisterzienserklosters Lokkurn, und Spinola, der als spanischer Franziskaner mit der ersten Gemahlin Leopolds I. nach Deutschland gekommen war, in Verhandlung. Es fand eine Konferenz statt, es erschienen Schriften über die Vereinigung und der Herzog Ernst August von Hannover arbeitete daran mit Eifer. Die Herzogin Sophie aber ließ die Unionsschriften Bossuet und Leibniz mitteilen, wodurch dann die beiden großen Geister an der wichtigen Angelegenheit Anteil bekamen. In ihren Händen reiste dieselbe zu einer Klarheit, die ihr weder Molanus noch Spinola zu geben vermochten, zugleich aber trat auch aufs schärfste der Unterschied des Standpuuktes hervor, welchen jeder derselben inne hatte.
Obwohl sie durch die Verwandtschaft ihrer geistigen Größe sich einander näherten, sehen wir sie doch ebenso entschieden sich gegenübertreten und zuletzt in kalter Entfremdung sich trennen. Es war dies nicht bloß die Wirkung politischer und persönlicher Mißverhältnisse, sondern die Folge eines prinzipiellen Gegensatzes. Ohne Zweifel steht Leibniz hoch über dem Standpunkte anderer Protestanten und hat sich der katholischen Wahrheit wie kaum ein anderer genähert; aber er hat dennoch keinen Augenblick aufgehört, Protestant zu sein, und alle Unionsbestrebungen ruhten bei ihm aus dem Prinzip: »intelligo ut credam«, während Bossuet mit der Klarheit des katholischen Standpunktes allzeit das »credo ut intelligam«
festhielt. So sehr beide Wege sich zu nähern scheinen, können sie dennoch, weil im Prinzip
verschieden, niemals vollkommen zusammentreffen.
Der Grundgedanke, von welchem das hannoversche Projekt ausging, war der, die Protestanten zunächst in die katholische Kirche aufzunehmen, lynen in der Disziplin Konzessionen .zu machen und die Vereinigung über die streitigen Sehrpunkte der Zukunft zu überlassen.
Insbesondere war dabei in Aussicht genommen, daß die Beschlüsse des Tridentinums die Protestanten als solche nicht binden, sondern ein neues ökumenisches Konzil stattsinden sollte. Dieser Gedanke war offenbar ebenso undurchführbar als bedenklich. Darum hatte Bossuet sich gleich anfangs dagegen aufs entschiedenste ausgesprochen; er tat es wiederholt, als ihm durch die Vermittlung des Leibniz 1691 eine von Molanus verfaßte Überarbeitung der Schrift: Regale circa Christianorum omnium ecclesiasticam unionem unter dem Titel
»cogitationes privatae« vorgelegt wurde. Mild und freisinnig in den Fragen der Disziplin, betont Bossuet, daß die Einigung in der Lehre der Eck- und Probierstein des Unionswerkes sei. Leibniz stimmte Hierin Bossuet vollkommen bei. Schon früher hatte er feinem Herrn, dem Herzog von Hannover, erklärt, daß die Union eine Aufgabe der Theologen, nicht der Politiker sei, und wiederholt schreibt er ihm 1686, der Kirchenfriede lasse sich nicht ausschließlich auf die bündige Methode der Autorität einer sichtbaren Kirche, beziehungsweise eines künftigen ökumenischen Konzils gründen, vielmehr sei es wichtig, eine sorgfältige Diskussion der Materie damit zu verbinden. Leibniz fetzte eine geheime Schrift über die Kontroverspunkte zwischen Katholiken und Protestanten auf, welche an Bischöfe und einsichtsvolle Katholiken verteilt werden sollte. Dieselbe kam wahrscheinlich schon 1668 zustande, wurde aber erst 1810 im Nachlaß des Leibniz aufgefunden und 1819 unter dem Titel »Systema theo-logicum« zu Paris gedruckt. Die Schrift konstatiert die beinahe vollständige Übereinstimmung
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„Die Armee von England."
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Salzburg die Säkularisation an und eine Menge kirchlicher Fürstentümer, welche die sicherste Stütze des Kaisertums gebildet hatten, mußte folgen. Damit war allerdings der Fall der gesamten Reichsverfassung angebahnt. „Es ist ein sehr unglücklicher Friede," äußerte Thu-gut, „der durch seine Schimpflichkeit in den Jahrbüchern Europas Epoche machen wird, wenn nicht etwa binnen kurzem, wie sehr zu befürchten steht, die „Österreichischen Jahrbücher" über-
Die großen Pyramiden von Memphis.
Haupt gänzlich verschwinden." Der Kongreß von Rastatt war die Leichenfeier des heiligen römischen Reiches deutscher Nation; Bonaparte hatte ihm das Grab gegraben.
Unterdessen zerschlugen sich die Friedensunterhandlungen, die zu Lille mit England geführt worden waren, und eine „Armee von England" wurde an der Nordküste Frankreichs versammelt, welche Bonaparte führen sollte. Er wurde mit ungeheurer Begeisterung in Paris empfangen; der Hof des Luxembourg war in ein Amphitheater umgewandelt, an den Mauern
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Die Kongreßakte. Einspruch des Papstes. — Schlacht bei Ligny.
opferte aber dafür Belgien, West-Galizien und die Besitzungen in Schwaben. Sämtliche deutsche Staaten wurden später zum Beitritt aufgefordert. Der Bevollmächtigte Spaniens Don Gomez Labrador versagte jedoch seine Unterschrift, nachdem er die Gründe seiner Weigerung einige Tage vorher dnrch eine dem Fürsten von Metternich übergebene Note dargelegt hatte. Von den acht Mächten, die ursprünglich zusammengetreten waren, unterzeichneten demnach nur sieben und außer der von Spanien ausgesprochenen Verwahrung erhob auch noch nachdrücklichen Einspruch der Kardinal Consalvi im Namen des Papstes gegen alle Verfügungen, welche der Kongreß zum Nachteil der katholischen Kirche getroffen habe.
Damit schloß der Wiener Kongreß. Die Fäden, die man hier fallen ließ, wurden später weiter gesponnen. Die verabredete Feststellung und Gewährleistung des Besitzstandes und der Verfassungsrechte wurde die Grundlage eines Staatensystems, das im Laufe der Zeit noch manche Veränderung erfahren sollte, bis es in den Jahren 1866 und 1871 einer neuen Ordnung Platz machte.
Mittlerweile bewegten sich aus allen Gegenden die großen und kleinen Heeressäulen unablässig nach dem Rheine und den Niederlanden. Viele der in Wien vereinigten Fürsten, Staatsmänner und Generale waren in ihre Heimat zurückgekehrt oder dem Rufe zum Kampfe gefolgt. Auch die großen Herrscher verließen endlich Wien, um bald im Feldlager wieder zusammenzutreffen.
Die Schlacht von Waterloo.
Gewaltige Heeresmasfen scharten sich 1815 an Frankreichs Grenzen. In Belgien sammelte Wellington ein Heer von Engländern und Holländern. Neben ihm an der Maas nahm Blücher mit 120,000 aus Preußen und den Kleinstaaten Stellung. Vom Mittelrhein sollten 150,000 Russen unter Barclay vorrücken; Fürst Schwarzenberg traf mit 230,000 Österreichern, Bayern, Württembergern usw. am Oberrheine ein.
Napoleon gedachte, sich zuerst der Preußen und Engländer durch einen raschen Angriff zu entledigen. Sie lagen der leichteren Verpflegung wegen in ihren Kantoniernngen etwas weit auseinander. Da brach Napoleon mit einem auserwählten Heere von 120,000 Mann gerade gegen die Preußen hervor. Die verschiedenen Heeresteile konnten nicht alle sogleich vereinigt werden; allein der tapfere Blücher wollte doch nicht den ganzen Feldzug mit einem Rückzug anfangen und nahm daher am 16. Juni bei Ligny die Schlacht an, obgleich er erst 80,000 Mann beisammen hatte. Von den drei Dörfern, die er besetzt hielt, war Ligny Las mittlere und wichtigste. Um diese Dörfer wurde mit der heftigsten Anstrengung gestritten, besonders um Ligny mit seinen aus Steinen gebauten Häusern und Gartenmauern. Fünf Stunden lang dauerte der Kampf um jedes Haus und jeden Garten; unaufhörlich rückten von beiden Seiten neue Haufen in das Dorf, während von den Höhen diesseits und jenseits wohl 200 Stück Geschütz hineinschmetterten. Kein Teil konnte dem andern das Dorf abgewinnen; aber von dem kleinen Preußenheere waren schon alle Abteilungen im Gefechte gewesen und kein Rückhalt mehr zu sehen. Napoleon dagegen hatte seine Garde noch zur Stelle und diese ließ er in der Dämmerung das Dorf umgehen, um den Feind im Rücken anzufallen. Der alte Blücher erkannte die Bedeutung des Augenblicks, sammelte schnell einige Reiterhaufen, stellte sich selbst an ihre Spitze und unbekümmert um sein eigenes Leben jagte er den französischen Kürassieren und Grenadieren entgegen. Aber die geringe Zahl seiner Reiter wurde zurückgeworfen und sein Pferd von einer Kugel durchbohrt. Es stürzte zu
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Extrahierte Personennamen: Metternich Consalvi Barclay Schwarzenberg Napoleon Napoleon Napoleon
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Eintracht unter den großen Mächten für den Kamps gegen Napoleon. Die Bundesakte.
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der Bastei lustwandeln. Auch die Polen hielten getreu zu Kaiser Alexanber und Napoleon fctrtb bei ihnen nicht mehr bte frühere Vertrauensseligkeit. Ebenso schlugen ihm in Dentsch-lcittb keinerlei Sympathien entgegen, obwohl der neue Znstanb manche Unzufriebenheit erweckt hatte.
Merkwürbig war es, daß Napoleon nicht verschmähte, auch seinen Feind Talleyranb an sich zu ziehen. Er ließ durch Fonche den schlauen und umsichtigen Monteron an ihn senben, um ihn umzustimmen; aber dieser sah balb, daß die Ereignisse in Wien ihren unaufhaltsamen Gang nahmen.
Der toieberertoachte gemeinsame Feind stärkte die Eintracht unter den großen Mächten, welche aufrichtig alle Zwistigkeiten vergaßen und nur den ernsten Zweck vor Augen hatten, die revolutionäre Militärmacht in Frankreich zu bekämpfen. Die Verabrebuugen für den Krieg, die Rüstungen aller Art, die Disposition der Heeresmassen und Truppenmärsche, die Herbeischaffung der Hilfsmittel traten in den Vorbergrnnb. Mit dem Herzog von Wellington hielten die in Wien anwefenben höchsten Militärpersonen der Mächte häufige Beratungen; die Kriegsminister kamen zusammen, die Finanzminister wnrben befragt. Bei den Österreichern genoß General Graf Rabetzky als Heerführer den höchsten Ruhm; die preußischen Anstalten fanben überall kräftige Förberer. Die Einsicht des Kriegers nnb Staatsmannes bewährte in seltenem Verein, wie früher, so auch jetzt General Freiherr von Knesebeck; Boyen, Rühle von Lilienstern, Rippentrop wirkten in ihren Kreisen mit Eifer und Erfolg.
In Preußen waren die Linientruppen schnell ergänzt, die Lanbwehr unter Waffen, die Jägerscharen der Freiwilligen wieber erstanben. Preußische Truppen erschienen als die ersten schlagfertig auf dem Kampfplatze. Das größte Verbienst bavon würde einstimmig dem Kriegsminister General von Boyen zuerkannt und sein Name dem seines großen Vorgängers Scharnhorst zu Seite gestellt.
Der Kongreß konnte nicht anseinanbergehen, ohne die noch schwebenben bringenben Fragen zu lösen und namentlich auch den deutschen Verhältnissen eine feste Gestalt zu geben. Darum würde die sächsische Frage ernstlich wieber vorgenommen und mit allgemeiner Zustimmung am 18. Mai enblich zum Abschlüsse gebracht. Die deutschen Angelegenheiten blieben aber auch unter den Sorgen des Augenblicks recht schwierig; ja, die Bebenken und Einsprüche, welche kaum noch Hauptsachen betrafen, suchten sich gerabe zuletzt mit solcher Starrheit geltenb zu machen, daß nur mit unsäglicher Anstrengung und Nachgiebigkeit der leitenben Mächte enblich am 8. Juut die beutsche Bnnbesakte zustanbe kam. Und auch ba noch fehlten Württemberg und Baden, die erst in der Folge unterzeichneten. Nach der Bnnbesakte tüurbe Deukschlanb ein Staatenbunb, bessert 38 Mitglteber voneinanber unabhängig sein und zur Beratung gemeinsamer Angelegenheiten ihre Gesanbten zu einem immerwährenben Bnnbestage in Frankfurt am Main senben sollten. Die Urheber selbst erklärten ihr Werk für mangelhaft, übereilt im Drange der Not und künftiger Ausbildung vorbehalten.
Die Gesamtheit aller in Wien gefaßten Beschlüsse, welche Gebiets- und Verfafsungsver-änberungen betrafen, würde sobann nebst den befonberen Verträgen und Erklärungen in eine allgemeine Urfunbe zusammengefaßt und am 9. Juni als Akte des Wiener Kongresses von den Bevollmächtigten unterzeichnet. Die wichtigsten territorialen Veränberungen betrafen Preußen, das Posen, Schwebisch-Pommern und die Hälfte des Königreiches Sachsen erhielt, und Ruß-lanb, an welches der größte Teil des Herzogtums Warschau fiel. Österreich bekam die illyrischen Provinzen, bte Lombarbei, Tirol, Salzburg und bte abgetretenen Gebiete von Ober-Österreich und den Tarnopoter Kreis, dann das Festlanbsgebiet von Venebig zurück,
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Wissenschaft. Sittliche Bildung- Industrie.
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waren und nur kleine zur Anbetung bestimmte Rume auf der Spitze trugen. Dieselben sind Nachbildungen des Gtterberges, auf welchem man sich nach babylonischer Vorstellung die Götter thronend dachte. der die ueren Formen des babylonischen Gtterdienstes wissen wir wenig. Vor den Gtterstatuen erscheinen kleine Altre aufgerichtet, auf welchen nach Herodot unglaublich groe Mengen von Weihrauch verbrannt wurden. Auf einem Siegel-zylinder wird ein Opfertier von einem knienden Priester gettet. Nach Dan. 14, 2 wurden den Gttern auch Speise- und Trankopfer vorgesetzt. Anbetung und Anrufung geschah mit halb erhobenen Hnden. Da es in Babylonien einen besonderen Priesterstand gab, be-zeugen viele Nachrichten der Alten, auch Daniel (14, 7 ff.).
Der Sterndienst hatte zur Folge die Sterndeutung und im Dienste der Sterndeutuug die Astronomie und Mathematik. Bel war nmlich der Knstler der Feuer-Welt", der das Gedankliche denkt und das Unaussprechliche herrlich darstellt, der Sinnbilder" ste in die Welt, deren Werk ist, das Ungesiegelte zu siegeln und fhlbare Nachbildungen des Unsichtbaren zu machen". Wie die Dinge die Abdrcke bersinnlicher Siegel sind, so ist auch das Geflecht des irdischen Geschehens Nachbildung eines Lichtgewebes hherer Ordnung; von dieser aber ist der nchste und hnlichste Abdruck das wechselnde Bild, welches die Him-melslichter und ihre Kreise zeigen, gleichsam das Bindeglied zwischen den gttlichen Bestim-mutigen und den Vorgngen auf Erden, selbst ein Rtsel, wie jene Endglieder, aber der Beobachtung und Rechnung zugnglich. Aus dieser astro-theologischen Anschauung sog sowohl die Astronomie als die Astrologie ihre Nahrung. Die Pflege dieser Wissenschaften war schon in den frhesten Zeiten so weit gediehen, da die Chalder" als die bedeutendsten Astronomen und Mathematiker der Welt und die Astronomie als die eigentlich chaldische" Wissenschaft betrachtet werden. Weil sie mit der Religion zusammenhing, wurde sie hauptschlich von Priestern betrieben und die Tempel hatten als richtig nach den vier Himmelsgegenden orientierte Stufenpyramiden zugleich die Einrichtung von Sternwarten. Die Ausbildung der Himmels-kunde reicht bei den Babyloniern vor den Anfang unserer geschichtlichen Kenntnis. Offenbar ist die frhe Ausbildung einer solchen Wissenschaft ein Rest der groartigen Kenntnisse, welche der Mensch am Anfang auf Erden besa und die bei vielen Vlkern durch die mit- der Snde gegebene Vernachlssigung alles geistigen Lebens verloren wurden.
4. Bei weitem nicht auf der gleichen Hhe wie das wissenschaftliche Leben der Baby-lonier stand ihre sittliche Bildung. Allerdings scheinen anfnglich bei den lteren Be-wohnern des Sdlandes bessere Sittenregeln beobachtet worden zu sein. Aber spter war die babylonische Unsittlichst sprichwrtlich; sie stand, wie anderswo, in Verbindung mit dem ausgearteten Gtterdienste. Im Bunde mit den grbsten Ausschweifungen stand eine groe Schwelgerei und ppigkeit, welche der Reichtum des babylonischen Landes erlaubte.
5. Die Steigerung des Luxus und das Streben, den Lebensgenu zu verfeinern, trieben zu Erfindungen und neuen Produkten auf dem Gebiete der Industrie. Ein Mantel aus Sinear galt schon zu Josues Zeit als eine der grten Kostbarkeiten und die bunt gewirkten babylonischen Stoffe behaupteten immer den Ruf unnachahmlicher Schnheit. Die babylo-nische Kleidung bestand aus einem leinenen oder baumwollenen Unterkleide, das bis auf die Fe reichte, einer darber geworfenen wollenen Tunika und einem weien'oberkleide, das offenbar mehr dem Prunk als dem Bedrfnisse eines heien Landes entsprach. Jnglinge und Männer parfmierten sich, trugen Siegelringe und zierlich geschnitzte Stbe.
6. Um ein genaues Gesamtbild der babylonischen Architektur zu entwerfen, mte man eine Bauperiode von 3x/2 Jahrtausenden berblicken. Auf dem weit ausgedehnten Alluvial-6oben ohne jede Erhhung war kein anderes Baumaterial denkbar als der Ziegel, zumal
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Baukunst. Bildhauerei.
war indes, den Graben auszufllen und dann durch Sturmbcke Bresche in die Mauern zu legen.
Ist die Schlacht gewonnen oder sind die Mauern erstiegen, so sieht man Frauen auf Maultieren oder Kamelen entfliehen oder kniend und hnderingend um Gnade bitten Die Sieger morden und plndern; sie bringen die Kpfe der Erschlagenen ihren Befehlshabern deren Schreiber die Zahl notieren, und die Inschriften sollen die Zahl der Getteten genau verzeichnen. Kamele, Schafe und Ziegen werden fortgetrieben, die Gefangenen werden ge-fesselt und vor den König gefhrt, welcher den Thron bestiegen hat. Dann folgt die sieg-reiche Heimkehr. Musik und Krieger ziehen den Wagen des Knigs, vor welchem auerdem die Kpfe der Erschlagenen hergetragen werden.
4. Was die Assyrier in der Baukunst geleistet haben, davon zeugt die Terrasse von Khorsabad oder der Sargonspalast. In einer Gesamtlnge von 344 m erhebt sich auf einem Flchenraum von 10 ha eine kubische Masse 14 m hoch, Dom reinsten, durchgekneteten Ton gebildet; kein Steinchen, kein Sandkrnchen ist in demselben zu finden. Die Skulpturen zeigen, da zur Auffhrung solcher Terrassen keinerlei Maschinen, sondern nur Handarbeit mit Krben verwendet wurde. Die ganze Masse von 1.350.524 m3 ist nicht etwa auf-geschichtet, sondern aus sorgfltig geformten Tonplatten aufgebaut. Diese Platten wurden frisch, wie sie aus der Form kamen, verwendet, so da sie auf ihren Flchen sich sogleich fest miteinander verbanden. Wie die assyrischen Meister hierbei fr die Trockenlegung der Ton-maffe gesorgt oder wie die Arbeiter auf dem weichen Ton fortgearbeitet haben, ohne die Schichtung zu zerstren, ist uns ein Geheimnis. In dem Tonaufbau wurde von vornherein alle notwendigen Kanle und Abzugsrhren angebracht. Da ferner der Ton allein der Witterung keinen Widerstand leisten kann, so ist die ganze Terrasse mit einer Futtermauer von starken, gehauenen Quadern aus festem Kalkstein umgeben, bei der sich eine Technik zeigt, die eine auerordentliche Erfahrung voraussetzt, wie man sie nur in lngerer Zeit hatte ge-Winnen knnen. Die ganze Strke dieser Futtermauer ist allenthalben von einem einzigen Stein gebildet. Da die Assyrier die Tausende von Blcken, welche bis 10,80 m3 Raum einnehmen und bis 23.000 kg schwer sind, gebrochen, gehauen, aus dem meilenweit entfernten Gebirge herbeigeschafft und aufgetrmt haben, ist nur durch die vereinte Massen-arbeit von Menschenkrften zu erklären. Der Aufbau geschah ohne jedes Bindemittel; die Steine sind so richtig behauen, da sie aufs genaueste aneinander anschlieen und durch ihr eigenes Gewicht die ntige Strke empfangen. Mit den assyrischen Ziegeln knnten sich keine knstlichen Steine in der Welt an Feinheit des Korns und Dauerhaftigkeit messen. Ein mit solchen Platten belegter Stallboden widerstand drei volle Jahre den eisenbeschlagenen Pferde-Hufen, ohne im mindesten Schaden zu nehmen. Anderer Art sind die glasierten Platten, welche zu Mosaikverzierungen gebraucht wurden; sie bestehen aus einer weichen, leicht zerreib-baren Grundmasse, die nur durch stark aufgetragene und hart gebrannte Glasur zusammen gehalten wird.
5. Die Bildhauerei der Assyrier beschrnkte sich darauf, monumentale Bauglieder zu liefern. Selbst wenn, wie in den Toreingngen der Palste, riesige Gestalten aus der Mauer hervortreten, bilden sie doch nur einen Teil der Platte, welche in das Gebude ein-gefgt ist. Ein bequemes Material bot der Alabaster; man knnte ihn auch Gips heien. Er ist ein weiches, aber doch der Politur fhiges, krniges Gestein von schwarzgesprenkeltem Aussehen, das sich sehr leicht schneiden und bearbeiten lt und sich unmittelbar unter der Tonschichte des assyrischen Bodens fand, so da es von den Arbeitern sozusagen unter den Fen hervorgeholt werden konnte. In der Abbildung von Tiergestalten ist die assyrische
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Kunstgewerbe. Beziehungen zum Volke Gottes.
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Kunst unerreicht, in der Darstellung lebloser Gegenstnde unbertroffen; nur die menschlichen Gebilde lassen zu wnschen brig. Auerdem bewegt sich die assyrische Kunst fast nur in Ornamentik. Hier findet sich auch, von der Kolorierung einzelner Reliefs abgesehen, die ein-zige Anwendung der Malerei. Den Assyriern waren, wie die Analyse der Farbenreste gezeigt hat, schon Metallprparate bekannt, welche man bisher als viel jngere Erfindungen ansah; so namentlich ein Antimoniat von Blei, das jetzt Neapelgelb heit, und eine Verbindung von Kupfer mit Blei, die das Blau herstellt.
6. Frhzeitig entwickelte sich auch in Assyrien das Kunstgewerbe. Einen groen Teil seiner Bedeutung verdankte Ninive dem ausgebreiteten Transithandel, welcher ihm durch seine glckliche Lage mglich war. Da der Tigris erst von Ninive abwrts fr grere Ladungen schiffbar wurde, so mute die Stadt der Stapelplatz werden sr alle von Westen und Nordwesten, aus Armenien und Kleinasien kommenden Waren, welche nach Sden geschafft werden sollten. Vermittelst des ausgedehnten Kanalnetzes aber, welches ganz Meso-potamien bedeckte, konnte man von Ninive aus alle babylonischen Pltze, namentlich Babylon selbst, direkt erreichen. Anderseits nahmen die im Altertum so hochgeschtzten Erzeugnisse Indiens ihren Weg der Ninive. Darum erzhlt Nahum (3, 16), es seien mehr Kaufleute in Ninive als Sterne am Himmel; es war kein Ende des Reichtums aller Art wertvollen Gertes" (2, 9).
7. In der Tat groß und mchtig stehen am Beginne der Geschichte die beiden uralten Reiche am Euphrat und Tigris da. Was ihm aber ihre hchste Bedeutung gab, waren ihre Beziehungen zum Volke Gottes. In dem Kampfe gegen dieses stellen sie gleichsam die Bestrebungen der Welt dar, welche gegen das Gottesreich ankmpft, und in ihrem Geschick sehen wir den Verlauf aller weltlichen Bestrebungen geweissagt. Schon hatte der Prophet Soph. 2, 13 die Schicksale Ninives vorhergeschaut: Der Herr vertilgt Assyrien und macht die schne Stadt zur Einde, zum weglosen Lande und einer Wste gleich . . . Nachteulen und Igel Herbergen in ihren Palsten . . . Raben sitzen auf ihren Schwellen; denn ich vernichte ihre Macht. Das ist die herrliche Stadt ... die in ihrem Herzen sprach: Ich und keine weitere!" Wie ist sie zur Wste geworden, zum Lager wilder Tiere! Babylonier und Meder belagerten lange die Stadt, bis der Tigris bei gewaltiger berschwemmung die Mauer einri und den Belagerern den Weg ffnete; der letzte König verbrannte sich mit allen seinen Schtzen in seinem Palaste und Ninive mit Dur Sargon, Calach und Assur wurde vollstndig zerstrt, um nie wieder bewohnt zu werden. Die Stadt verschwand, als wre sie in einen Abgrund verschlungen worden. Senophon zog an ihrer Sttte vorber, ohne ihres Namens zu gedenken, obschon er sich berzeugte, da er das Trmmerfeld einer groen Stadt vor Augen hatte. Alexander der Groe hatte auf seinem Zuge nach Indien keine Ahnung davon, da er unmittelbar an der Sttte Ninives vorbeimarschierte. Rom errichtete der den Trmmern der versunkenen Stadt eine Militrkolonie; aber kein Rmer erkannte die geschicht-liehe Bedeutung des Bodens, auf dem er stand.
Auch Babylon wurde von dem Schicksal erreicht. Der Prophet Jsaias hatte geschrieben: Also soll Babel, die Zier von Knigreichen, die berhmte, stolze Stadt der Chalder, wie Sodom und Gomorrha werden. Nimmer soll sie mehr bewohnt und nicht mehr aufgebaut werden von Geschlecht zu Geschlecht. Der Araber soll dort nicht zelten und die Hirten dort nicht lagern; sondern es werden dort Wstentiere hausen und die Uhus ihre Huser fllen und es wohnen dort Straue und Waldteufel hpfen daselbst umher. Und es heulen Schakale in ihren Schlssern und wilde Hunde in den Hallen der Lust" (13, 19 ff.). Gefallen, gefallen ist Babylon; alle seine Götter liegen zerschmettert zu Boden" (21, 9).
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Extrahierte Personennamen: Nahum_( Alexander_der_Groe Alexander Jsaias
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Die Heilige Schrift keine Mythe. Literatur gyptens,
Vergleicht man diese Schilderung babylonischer und assyrischer Zustnde, wie sie die neu aufgeschlossene Literatur der Alabaster- und Toninschriften bietet, mit der Erzhlung der heiligen Urkunden, welche die Grundlagen unseres Glaubens enthalten, so staunt man, wie genau die Keilinschriften die lteste und sptere Geschichte des Alten Testamentes besttigen. Wird doch endlich einmal die oft vorgebrachte Ansicht, es seien Mythen oder Sagen in der Heiligen Schrift niedergelegt, Stillschweigen halten? Es ist ein wahres Wort, das Professor Sayce von Oxford gesprochen: Archologische Entdeckungen kehren den Spott auf die Hupter derer, die ihn geuert. Die Kritiker, nicht die Bibel haben ihre Unwissen-heit in der Geschichte dargetan." Wissenschaftliche Bildung lt sich nur mit dem Bekenntnisse vereinigen, da wir in der Heiligen Schrift eine Geschichte allerersten Ranges besitzen, deren Angaben den sonstigen alten Geschichtsbchern als Kontrolle zugrunde gelegt werden mssen.
Die Denkmler und Literaturberreste des alten
gypten.
1. Die Literatur des alten gypten ist eine der umfangreichsten und reichhaltigsten des Altertums; denn die zahllosen, mit hieroglyphischen Inschriften bedeckten Tempelwnde, die Grber, Pyramiden, Obelisken, Monolithe, Sarkophage, Stelen und Papyrusrollen umfassen einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren. Dieselben Hieroglyphen begegnen unserm Auge auf den ltesten Denkmlern ans Abrahams, Josephs und noch frherer Zeit ebenso wie in den Namen rmischer Kaiser, die in hieroglyphischen Schriftzgen an Tempelwnden verewigt sind, und niemand wird leugnen wollen, da die gesamte gyptische Literatur der griechischen und rmischen an Umfang fast gleichkomme, an Alter dieselbe jedoch um mindestens tausend Jahre bertreffe. Die heiligen Papyrusrolleu enthalten allein schon wichtige Auf-schlsse der die einzelnen Zweige der Astronomie, Kosmographie und Geographie, sie handeln von dem Nil, den Tempelgtern und Tempelgertschaften, Opfern, Gebeten, Festaufzgen, Gesetzen und allen Teilen der Arzneiwissenschaft.
2. Deshalb haben die Gelehrten aller Lnder und Zeiten seit dem Untergange altgyp-tischer Literatur unter Konstantin dem Groen eifrigst danach gestrebt, den Schlssel zu dieser reichhaltigen, so viel versprechenden Hieroglyphenliteratur zu finden; aber leider lange ver-gebens. Selbst in gypten war schon frhzeitig die Kenntnis der Hieroglyphenschrift verloren gegangen und bedeutungsvoll sagt der arabische Arzt Abdulatif, welcher im 12. Jahrhundert gypten bereiste, er habe daselbst die alten mit Hieroglyphenschrift bedeckten Monumente gesehen und bewundert, aber niemand in ganz gypten gefunden, der noch ein Zeichen habe deuten oder nur von jemand habe erzählen knnen, der diese Kenntnis besessen habe. Erst nnserm Jahrhundert war es vorbehalten, seine Bestrebungen mit Erfolg gekrnt zu fehen.
Whrend der franzsisch-gyptischen Expedition im Jahre 1799 wurde der berhmte Stein von Rosette" gefunden, der gegenwrtig im British-Museum aufbewahrt wird. Dieser Stein von dunklem Basalt, von dem leider oben das ganze Giebelfeld und andere betrchtliche Stcke abgebrochen sind, enthlt ein Dekret der Priester aus der Zeit des Pto-lemus Epiphaues (204181), welches verkndete, da die gyptische Priesterschaft beschlossen habe, dem jungen König fr die zahlreichen dem Lande und insbesondere den gyptischen Tempeln erwiesenen Wohltaten ihren Dank auszudrcken. Es war in hieroglyphischen Zeichen und in der sogenannten demotischen, enchorischen oder epistolographischen Vulgrschrift abgefat
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Die Pyramiden.
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3. Etwa zwei Meilen westlich von Memphis erhebt sich ein des und einsames Felsplatean gegen 33 m der dem blhenden Tale. In diesem Felsenboden, welcher das fruchtbare Land von der Wste scheidet, bargen die Memphiten ihre Toten. Hier waren sie in Grabkammern, welche in das Gestein gehauen oder, wo der Boden lockerer war, ausgemauert wurden, vor den berflutungen des Nils sicher. Die Toten im Westen der bewohnten Orte zu bestatten, war Sitte der gypter. Der Westen, wo die Sonne sinkt, wo sich jenseits der libyschen Berge die unendliche, von undurchdringlichen Sandmassen bedeckte Wste ausdehnt, gehrte nach ihrer Anschauung den Gttern des Todes und der Unterwelt. Auch die Könige suchten auf dieser Felsplatte ihren Ruheplatz; sie vor allen nahmen aus die Festigkeit und Dauer ihrer Grber Bedacht. Die Sttte, wo ein Kuig ruhte, sollte kniglich bezeichnet und weithin sichtbar, seine Grabkammer schwerer zu erffnen, seiu Grabmal vor allen andern aus-gezeichnet sein. Als groartige Form fr ihre Grber whlten sie die Pyramide. Zwei geometrische Figuren bestimmen den ganzen Krper der Pyramide, das Viereck und das Dreieck. Schon bei den gyptern war das Visreck das Symbol der Welt, die Signatur alles Geschaffenen. Die vier Weltgegenden, die vier Winde, die vier Elemente legen diese Symbolik so nahe, da sicher nicht erst Pythagoras ihr Erfinder ist. Die Dreizahl aber ist die uralte Signatur der Gottheit. Plutarch berichtet ausdrcklich, da das Dreieck die gra-phische Darstellung der Gttertrias Osiris, Isis und Horus gewesen sei. So treten denn in der Pyramide Menschliches und Gttliches, Irdisches und Himmlisches in Konjunktur oder strebt vielmehr das Irdische und Menschliche zur Gottheit empor. Fest, breit und schwer lagert das nach den vier Himmelsgegenden orientierte Viereck auf der Erde, aber die Spitze, vom Sonnenglcinze umflossen, strebt wie eine zum Himmel aufsteigende Feuerflamme zu Gott. Die Schpfung, emporstrebend zum Schpfer und in ihm ihr Ziel und ihren Endpunkt fin-dend, das Menschliche, durch Gottes Hilfe emporwachsend zum Himmel und einmndend in gttliches Leben, das ist die groe Idee, welche in' der Pyramide ihre unvergngliche Ver-krperuug gefunden hat. Die Pyramiden sind Erzeugnisse des Todesgedankens, ja, aber auch der Lebenshoffnung; sie sind Werke von sterblichen Menschen, ja, aber unsterblich, weil aus dem Gauben an die Unsterblichkeit, aus glubigem Anschlu an die Gottheit hervorgegangen. Es ist ein schnes Wort von Schubert: Die Kraft der Eindrcke der Pyramiden kommt nicht aus dem Gewicht und dem Umfang der hier aufgehuften Werkstcke, sondern sie beruht auf dem Gedanken, den der Geist des Menschen verstndlich in das Werk der leiblichen Hnde gelegt hat; dieser Gedanke heit Ewigkeit." In ihrer Art ist die Pyramide ein so krftiges Sursum corda wie die christlichen Trme, eine Mahnung der Menschheit der Urzeit an die spteren Generationen.
Etwa siebzig Pyramiden liegen in langer Reihe von Sden nack) Norden auf dem kahlen Plateau; von einigen sind nur noch die Fundamente und wenige Trmmer vorhanden; aud) von den grten und dauerhaftesten sind die Spitzen und mindestens ein Teil der Be-kleidnng verwittert, herabgefallen oder herabgebrochen, da die Araber spterhin diese Denkmler als Steinbrche bentzt haben. Drei von diesen Pyramiden sind im Kern wie in den Gngen aus rohen Steinblcken gebildet; ihre verwitterte Bekleidung bestand aus Kalksteinquadern.
Die zweite dieser Pyramiden steht auf etwas hherem Felsboden, das Mauerwerk ist schlechter gearbeitet als an der grten, die Grabkammer liegt unmittelbar unter der Grund-flche des Baues. In deu Bodeu dieser Kammer war ein einfacher Sarkophag von Granit eingelassen ohne Inschrift. Aber in den umgebenden Grbern ist wiederholt der Name des Knigs Cha'fre gelesen worden. Die Griechen nennen den Erbauer dieser Pyramide Chefren; sie war ohne Zweifel das Grabmal, welches sich König Ehafre erbaut hatte.
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