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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 26

1910 - Regensburg : Manz
26 Persönlichkeit Karls V. Karl V. und Franz I. Es wäre zu weitläufig, hier die langwierigen Kriege zu erzählen, welche zwischen Karl V. und Franz I. geführt worden sind; größeres Interesse dürfte es erwecken, die Persönlichkeiten dieser beiden Monarchen einander gegenüberzustellen. Bereits in seinem 16. Jahre war Karl V. zur Regierung berufen; doch fehlte noch viel, bis er in seiner Entwicklung so weit fortgeschritten war, sie übernehmen zu sönnen. Sein Schild führte das Wort: »Nondum« (Noch nicht). Wilhelm von Croy, Herr von Chievres, leitete ihn und den Staat. Selbst während seine Heere Italien unterwarfen und wiederholte Siege über die tapfersten Feinde davontrugen, hielt man ihn, der indessen rnhig in Spanien weilte, für schwach und abhängig, aber nur so lange, bis er im Jahre 1529, im 30. seines Lebens, in Italien erschien. Wie ganz anders zeigte er sich da! Wie vollkommen entschieden! Sein geheimer Rat hatte nicht gewollt, daß er nach Italien gehe, hatte ihn vor Andrea Doria gewarnt und gegen Genua in ihm Verdacht erweckt. Man staunte, daß er dennoch den Entschluß, nach Italien sich zu begeben, festhielt und gerade auf Doria sein Vertrauen setzte, daß er entschieden verlangte, in Genua ans Land zu steigen. Man nahm keinen überwiegenden Einfluß eines Ministers wahr; man fand in ihm weder Leidenschaft noch Übereilung, sondern alle seine Entschlüsse waren gereift; es war alles überlegt; sein erstes Wort war sein letztes. Welche Arbeitskraft entfaltete der jugendliche Monarch. Es erforderte nicht geringe Geduld, die langen Reden der italienischen Gesandten anzuhören; aber er bemühte sich, die verwickelten Verhältnisse ihrer Fürsten und Mächte genau zu erfasseu. Der venetianische Botschafter wunderte sich, ihn weit zugänglicher und gesprächiger zu finden, als er drei Jahre zuvor in Spanien gewesen war. In Bologna nahm er mit weiser Absicht eine Wohnung, wo er den Papst unbemerkt besuchen konnte, um dies möglichst oft zu tuu und alle Streitpunkte selbst ins reine zu bringen. Von da an begann er die Unterhandlungen persönlich zu leiten, die Heere selber anzuführen; er eilte von Land zu Land, wohin immer das Bedürfnis und die Geschäfte ihn riefen. Wir sehen ihn bald in Rom bei den Kardinälen sich über die unversöhnliche Feindschaft Franz' I. beklagen bald in Paris die Herzogin von Etampes für seine Friedenspolitik gewinnen bald in Deutschland den Vorsitz ans dem Reichstage führen, um die religiöse Entzweiging beizulegen, bald in den kastilischen Cortes, bemüht, ans gewichtigen Gründen - ein toertucio, d. H. eine außerordentliche Bewilligung neben den regelmäßigen Steuern zu erlangen. Dies waren friedliche Bemühungen. An der Spitze feiner Heere aber dringt er über die Alpen gegen Frankreich vor und durchzieht die Provence, setzt Paris in Schrecken, kehrt dann um nach Osten und Süden. Dem Siegeslaufe Solimans gebietet er Halt an der Raab und sucht den Halbmond auf bei Algier. Das Heer, das ihm in Afrika gedient, folgt n^Änc 1scv5• Von :-S!Ckingen Allei N-Got Di-Lk U£3 Den-Geva£!Me N''C7 beuch iva-Di-Gekecf-n ik :- Franz v. Sickingen. Nach dein Slich v. H. Hopser.

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 108

1910 - Regensburg : Manz
Vorbereitung für die Ewigkeit. In den ersten zehn Monaten nach seiner Ankunft hatte sich unter dem Einflüsse des milden Klimas, der Stille des Mönchslebens und der Befreiung von Staatsgeschäften die Gesundheit des Kaisers merklich gebessert; seine Gichtanfälle waren weniger häufig und minder heftig als zuvor. Allein im Frühjahre 1558 kehrte die alte Krankheit mit erneuter Heftigkeit zurück. „Ich bin," schreibt er an seinen Sohn Philipp Ii., „nicht in dem •> s^nde, eine einzige Predigt während der Fastenzeit mitanzuhöreu." Monatelang oermochte er eigenhändig kaum eine Zeile zu schreiben. Sehr niederbeugend auf ihn wirkte der Tod feiner^ Schwester Eleonore, verwitweten Königin von Portugal, die ihm am 14. April 1558 entrissen wurde. Ihr sanftes Gemüt hatte sie ihrem Bruder besonders lieb gemacht, so daß er ihren Verlust säst ebenso schmerzlich wie den eines seiner Kinder empfand. „Sie war eine gute Christin," sagte er zu seinem Sekretär und setzte, indem ihm die Tränen über die Wangen herabrollten, hinzu: „Wir haben uns immer einander geliebt. Sie war um sünfviertel-jahre älter als ich, und ehe diese Zeit verflossen ist, werde ich wahrscheinlich bei ihr sein." Seine Ahnung sollte sich noch früher erfüllen. Um die Mitte des August erweckten die Schmerzen der Gicht, welcher die Körperkraft sichtbar nachgab, im Kaiser ernste Gedanken an das Sterben. Die Welt trat vor dem Gedanken an Gott und die Ewigkeit immer mehr zurück. Karl fragte, ob er nicht noch zu Lebzeiten fein Leichbegängnis begehen könnte. Sein Beichtvater gab die Antwort, das könne seiner Seele nur großen Nutzen bringen. So wurde denn am 30. August 1558 ein Trauer-amt für den Kaiser gehalten. Die Kirche war schwarz ausgeschlagen, der Katafalk flammte von Kerzen, die ergreifende Musik hallte durch die heiligen Räume. Karl in einfachem, fchwarzem Gewände trat zu den Stufen des Altars und übergab dem Priester seine Kerze zum Zeichen, daß er bereit sei, seine Seele den Händen des Schöpfers zurückzugeben. Am Nachmittag verlangte er, man möge ihm ein Bildnis feiner Gemahlin, von Tizian gemalt, bringen. Lange betrachtete er die schönen Züge, als ob er die Kaiserin anflehen wollte, ihm in den himmlischen Wohnungen, wohin sie ihm vorangegangen, einen Platz zu bereiten. Daraus versenkte er sich in die Betrachtung eines andern Gemäldes von Tizian, den Todeskampf Jesu in Gethsemane darstellend, und ließ endlich seinen Blick ruhen auf der sogenannten Gloria, einem Meisterwerke desselben Künstlers, welches in der Klosterkirche über dem Hochaltar hing. Er schaute es lange und unbeweglich an. Als er sich aus seinen Betrachtungen ausgerafft, wandte er sich zum Arzte und klagte, daß er krank sei. Sein Puls bewies, daß er fieberte. Als die Regeutiu Johanna den gefährlichen Zustand ihres Vaters erfuhr, sandte sie ihm auf der Stelle von Valladolid ihren Leibarzt; aber keine Mittel wollten helfen, bald wnrde es klar, daß das Ende herannahe. Karl empfing die Mitteilung nicht nur mit Fassung, sondern mit Heiterkeit. „Das ist s, was ich lange gewünscht," sagte er. Seine nächste Sorge war, einige Anordnungen bezüglich seiner Angelegenheiten zu treffen. Am 9. September fügte er noch ein Kodizill zu seinem Testamente. Am 19. September hatten die Kräfte des Kaisers schon so abgenommen, daß man es für geraten hielt, ihm die heilige Ölung zu geben. Er verlangte, daß sie ihm in der bei den Mönchen üblichen Weise erteilt werde. Sie enthielt die Litanei, die sieben Bußpsalmen und stellen aus der Heiligen Schrift und war viel länger als die gewöhnliche der Laien. Am folgenden Tage würtfchte er, wie er während feiner Krankheit häufig getau, noch einmal die heilige Kommunion zu empfangen, und bemerkte seinem Beichtvater: „Sie ist eine gute Wegzehrung auf die lange Reife, die ich zu unternehmen im Begriffe stehe." Obschon er

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 157

1910 - Regensburg : Manz
Seine Ruhe. Don Carlos. 157 die zu diesem führen sollen. Wie verschiedenartige Wege schlägt er allein in der flandrischen Sache ein! Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, er habe nichts zu versuchen gewußt als Gewalt. Allerdings ließ er das schroffe Vorgehen Albas zu, doch nur um des Erfolges willen, den er davon erwartete. Als dieser sich nicht ergab, wählte er Requesens ausdrücklich deshalb, weil derselbe gemäßigter und geneigt war, mildere Mittel anzuwenden. Er schickte Don Juan d'austria, der den Niederländern angenehm war, weil er ihr Landsmann schien, mit dem bestimmten Aufträge, Frieden zu schließen. Da auch dies mißglückte, kehrte er zur Gewalt zurück. Hierin ist er mit seinem Urgroßvater Maximilian zu vergleichen, der, um zu seinem Zwecke zu kommen, immer neue Mittel ergriff, nur daß Maximilian bald im Beginn abbrach, Philipp seine Sache bis zum Äußersten verfolgte, Maximilian immer aufgeregt erschien, Philipp gewöhnlich in seiner Nnhe verharrte. Es kam keine Nachricht aus Flandern so gut oder so schlecht, daß sie seine Mienen zu verändern vermocht hätte. Bei der ersten Kunde von dem größten Siege, den die Christenheit seit 300 Jahren erfochten hatte, von dem Siege bei Lepanto, blieb er während der Vesper unbeweglich und ließ erst nach dem Gottesdienste ein Te Deum anstimmen. Bei dem größten Unfall, den er erlitt, bei dem Untergange jener Flotte, an der er die Kräfte Spaniens erschöpft, an die er die größten Hoffnungen geknüpft, die er für unüberwindlich gehalten, sprach er: „Ich habe sie wider Menschen und nicht wider die Wellen gesendet," und blieb ruhig. Das einzige, was man an ihm bemerkte, wenn chm etwas ganz wider Erwarten kam oder wenn ihn irgend etwas auf-brachte^ war, daß er mit der Hand nach seinem Barte griff. In entschiedenem Gegensatz zu ihm stand sein Sohn Don Carlos; er war voll brennender Liebe zu den Waffen, von einer Heftigkeit, die es nicht der Mühe wert hielt, Ehrgeiz Grausamkeit oder eine andere Leidenschaft zu verbergen. Seine Beziehungen zum Vater sind übrigens in vielfacher Weise verzerrt und entstellt worden. Don Carlos hinkte, 1 ammelte, war schief gewachsen, klein, blaß, schwächlich und stand im Verdacht unmännlichen Heinrich Iv. Reproduktion eines Kohledrucks von Ad. Braun, Clement & Co., Dornach.

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 217

1910 - Regensburg : Manz
Gustav wollte Siege und Kriege, ja die Kaiserkrone. 217 sind sie gewillt, das Reich unter ihre Gewalt zu bringen und unter sich zu teilen."1) Wäre es dem König mit seinen Manifesten Ernst gewesen, so hätte er wohl nichts Besseres tun können, als den von der katholischen Partei vertriebenen Kurfürsten von der Pfalz in seine Länder wieder einzusetzen, nachdem er dieselben erobert. Allein zu einer solchen Wiedereinsetzung machte er keine Anstalten, wich unter allerlei Vorwänden dem von Friedrichs nahem Verwandten, dem König von England, ergangenen Ansuchen aus und enthielt die eroberten Länder ihrem rechtmäßigen Herrn vor. Nachdem derselbe nach Jahr und Tag dem König gefolgt war, verstand sich dieser endlich zur Rückgabe der Besitzungen unter Bedingungen, welche es zweifelhaft ließen, ob fortan Gustav oder Friedrich als Herr der Pfalz zu betrachten sei. Eine Menge zweideutiger und doppelsinniger Ausdrücke sollte dem König von Schweden eine noch freiere Hand sichern, wenn er dieselbe zu gebrauchen für gut befinden würde. Der Kurfürst entsetzte sich über die Bedingungen und gab dem König nnverholen zu erkennen, daß er, nachdem er dem König beinahe ein Jahr lang ausgewartet, von ihm eines ganz andern sich versehen habe.' Ebensowenig bewies sich Gustav als ein Befreier der Deutschen durch die Freigebigkeit, mit welcher er die eroberten Staatsgüter an seine Günstlinge vergabte, und durch die Wegführung der schönen Büchersammlungen aus Würzburg, Bamberg und Mainz nach Schweden, von denen die letztere leider ein Raub der Wellen wurde. Verschenkte er Ländereien und Herrschaften nicht, so versprach er dieselben wenigstens zum Geschenk, und nicht selten mehreren zugleich, ohne daß aber einer der Begnadigten das Zugesagte erhielt, weil der König beliebig anders darüber verfügte. Als einst wegen Nichterfüllung ähnlicher Zusagen an seine Soldaten, unter denen sich eine Menge deutscher Herren befanden, im Lager ein Ausstand sich erhob, wußte ihn zwar Gustav durch seine Geistesgegenwart und Gewandtheit zu beschwichtigen, bemerkte aber dabei in ganz wunderlicher Rede: „Ihr Fürsten, Herren usw.! Ihr zeigt Untreue gegen Euer Vaterland. Ich habe von Euch und Eurem Reich nicht so viel bekommen, daß ich mir ein Paar Hosen davon könnte machen lassen, ja, ich würde lieber ohne Hosen geritten sein, als mich mit den eurigen zu bekleiden. Ich habe Euch alles gegeben, was Gott in meine Hand gelegt hat, ich habe nicht den Saum von einem Städtchen behalten, den ich nicht mit Euch geteilt habe. Wollt Ihr Euch aber empören, so will ich mich zuvor mit Euch herumhauen, daß die Stücke davonfliegen sollen." Wenn man erwägt, daß damals der schwedische Held bereits wichtige Länder erobert und im Besitze hatte, wie alle recht wohl wußten, an die er seine Worte richtete, so wird man auf die Zuverlässigkeit der in den Proklamationen enthaltenen Zusagen und Motive nicht ein so großes Gewicht zu legen den Mut haben, wie die protestantischen Theologen es zu ihrer Zeit getan. Wie er selbst vor seinem Zuge nach Deutschland im Reichsrate zu Stockholm äußerte: „Für mich ist keine Ruhe zu erwarten, als die ewige," so erscheint er auch in den Geschichtsbüchern seiner Landsleute als ein unruhiger Siegesheld, welcher bei allen Verhandlungen immer die Kriege im Auge hatte, die er noch führen wollte, da es einmal feine Leidenschaft war zu siegen und da ^tege ohne Kriege nicht zu haben find. Das Endziel feiner Wünsche war, wie Geijer nicht bezweifeln zu dürfen meint, „eine große Monarchie, zu deren Stützen er den jungen Friedrich von Brandenburg, nachmaligen Großen Kurfürsten, und Bernhard von Weimar zählte, jenen an der Hand seiner Tochter, diesen seiner Schwestertochter. Daß im Saufe feiner v^iege feine Entwürfe wuchsen, ist eine psychologisch erklärliche Erscheinung. Daß er nach der Leipziger Schlacht selbst an die deutsche Kaiserkrone dachte, ist mehr als wahr- *) Koch, K. Ferdinand Iii. S. 32.

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 269

1910 - Regensburg : Manz
Madame de Maintenon. 269 dem Tode Scarrous hielt sie sich an einige vornehme Familien, in deren Häuser sie Zutritt fand. Hier lernte sie Frau von Montespan noch vor der Zeit ihrer Verbindung mit dem König kennen und schloß eine Art Freundschaft mit ihr. Es gab keine, die sich einer kranken Freundin selbstvergesfener widmete, ein fremdes Hauswesen verständiger führte, der die Dienerschaft so leicht Gehorsam leistete. Sie besaß eine ganz eigentümliche Gabe, zu dienen und zugleich sich geltend zu machen. Als Frau von Montespan für ihre Kinder eine Erzieherin suchte, erinnerte sie sich der alten Freundin, die zugleich vollkommen verschwiegen und zuverlässig erschien. Montespan äußerte einige Bedenken; aber sie nahm den Vorschlag an, als der König sie wissen ließ, daß er selbst es wünsche. Ein entferntes, einsam liegendes geräumiges Haus mit einem Garten wurde zur Erziehung der Kinder gemietet. Hier fand sich der König selbst zuweilen ein; alles, was er bemerkte, besonders auch das tiefe Geheimuis, in welches sie die Angelegenheit zu hüllen wußte, gereichte ihm zu voller Genugtuung. Nach einiger Zeit sah sie sich durch seine Dankbarkeit in den Stand gesetzt, sich die Besitzung Maintenon zu kaufeu und der König war der erste, der sie als Madame de Maintenon bezeichnete. Vom ersten Augenblicke an war ihr Gesichtspunkt, sich des allgemeinen Beifalls durch ein nntadel-haftes Leben zu versichern. Überdies nährte sie in sich den Zug zur Religion, der damals unter den französischen Frauen fast allgemein war. Nicht ohue erst mit ihrem Beicht* Vater Abbe Gobelin zu Rate ge- gangen zu sein, war sie in die Stellung getreten, die man ihr angeboten^ bei den kleinsten Abweichungen von der strengsten religiösen Ordnung, welche ihr Ausenthalt am Hof notwendig machte, holte sie sein Gutachten ein; alle Monate besuchte er sie einmal in Versailles. Zwischen den beiden Damen stellte sich, wie es wohl kaum anders kommen konnte, ein steter Wechsel von Vertraulichkeit und Mißverständnis ein. Die eine fühlte sich als die höhere, zwischen leichten Anwandlungen von Reue und unbekümmerter Fortsetzung ihres Wandels, zwischen dem Ehrgeiz, den König zu besitzen, und der Furcht, ihn zu verlieren, unaufhörlich hm und her geworfen, zeigte sie in stolzem Selbstbewußtsein, daß sie die Mutter Dinglicher Kinder war, welche ihr Vater legitimierte und zu dem höchsten Range in seinem Ludwig Xiv. in späteren Jahren (Nach einem gleichzeitigen Kupferstich.)

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 398

1910 - Regensburg : Manz
398 Seine Originalität. Jahre lang in Haft blieb. Als er wieder frei geworden, verließ er seine Geliebte, die, hierüber zur Verzweiflung gebracht, sich den Tod gab. Zu seiner eigenenen Gemahlin zurückgekehrt, behandelte er dieselbe so übel, daß sie auf Trennung klagte. Bei diesem Prozesse erhielt er zum erstenmal Gelegenheit, seine Beredsamkeit und Schlauheit zu beweisen; denn er verteidigte sich vor Gericht selbst, erlag aber unter dem Rufe eines üblen Wandels. Ohne Vermögen, von feiner Familie gemieden und gehaßt, lebte er von Schulden und von flüchtig entworfenen, aber hie und da durch treffende Bemerkungen und glänzende Schilderungen ausgezeichneten literarischen Werken. Von dem Adel der Provenee zurückgewiesen, hatte er sich von dem Tiers-Etat seiner Provinz zum Abgeordneten des dritten Standes zu dem Reichstage wählen lassen. Eine weniger begabte Natur wäre in einem Leben, wie er es lange geführt, gänzlich zugrunde gegangen. Aber Mirabeau besaß so viel innere Anlage, einen so biegsamen und dabei kräftigen Geist, daß er sich von jedem Stnrze wieder erhob und in sich selbst die Mittel zu seiner Wiederherstellung sand. Seine Kenntnisse waren unzusammenhängend, aber ausgebreitet und standen ihm in jedem Angenblicke zu Gebote. Er besaß die seltene Gabe, von den Ideen anderer fast ebensoviel Vorteil wie von seinen eigenen zu ziehen und mit ihnen nicht wie mit einem geborgten oder fremden, sondern angestammten oder angebornen Gute umzugehen. Überall war er zu Hause. Er trat auf dem ihm wie allen Franzosen seiner Zeit so neuen und fremden Theater des öffentlichen Lebens alsbald nicht nur mit einer Sicherheit und Klarheit auf, als wenn er von jeher in dieser Sphäre gelebt hätte, sondern machte sich sehr bald zum Führer seiner Partei, ja, zum Leiter der Revolution selbst und faßte zuletzt den kühnen Gedanken, ihrem Riefengange entgegentreten zu wollen, an dessen Ausführung ihn freilich der Tod hinderte. Mirabeau war durch seine Talente den meisten Mitgliedern der Reichsstände überlegen. Dies allein hätte jedoch nicht hingereicht, ihn so rasch an die Spitze der ganzen Bewegung zu stellen und ihm über so manche begabte Nebenbuhler einen so schnellen Sieg zu verschaffen. Seine Fähigkeiten konnten bis auf einen gewissen Grad von andern erreicht werden; wodurch er aber in jener Versammlung als einzig dastand, war die große Originalität seines Geistes, seiner Rede sowie seiner Art zu handeln. Das Talent, und selbst das größte, ist ein Instrument, das gebraucht wird, ein Charakter allein ist zur Herrschaft über andere befähigt. Einen solchen besaß Mirabeau, nicht als wäre er ein sittlicher Charakter, ein Aristides oder Cato gewesen, davon war er weit entfernt; seine Natur war vielmehr der des Themistokles verwandt, heiter, klar, alles voraussehend und umfassend, leidenschaftlich und beweglich, kühn und klng zugleich, besonders aber unerschöpflich und unermüdlich. Gabriel Sonore Riquetti, Graf von Mirabeau. Nach einem Stich von Beisson.

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 552

1910 - Regensburg : Manz
552 Delirium. Wegzehrung. sich seine Umgebung, ihn zu tragen. „Nein," sagte er, „erst wenn ich tot bin; für jetzt genügt ev, daß ^hr mich unterstützt." Am andern Tage gab er trotz einer schlechten Nacht und der immer steigenden Heftigkeit des Fiebers Antommarchi mit unwandelbarer Ruhe und Heiterkeit folgende Verhaltungsbefehle: „Ich will, daß Sie nach meinem Verscheiden, das nicht mehr fern sein kann, meine Leiche öffnen; ich will auch und ich verlange Ihr Wort darauf, daß Sie keinem englischen Arzt gestatten, Hand an mich zu legen. Sollten Sie jedoch einen notwendig haben, so dürfen Sie nur den Doktor Arnott zu Hilfe nehmen. Ich wünsche, daß Sie mein Herz in Weingeist legen und es meiner geliebten Louise nach Parma überbringen. Sie werden ihr sagen, wie innig ich sie geliebt und wie ich nie aufgehört habe, sie zu lieben. Sie werden ihr alles erzählen, was Sie gesehen haben, alles, was sich auf meine Lage und meinen Tod bezieht. Vor allem empfehle ich Ihnen, meinen Magen zu untersuchen und darüber einen genauen, umständlichen Bericht abzufassen, den sie meinem Sohne einhändigen werden. Das fast ununterbrochene Erbrechen läßt mich glauben, daß von allen meinen Organen der Magen am meisten leidet, und ich denke, daß er von demselben Übel heimgesucht ist, das meinen Vater in die Gruft stürzte, die Verhärtung des untern Magenmundes. Wenn ich nicht mehr bin, so reisen Sie nach Rom, gehen Sie zu meiner Mutter, zu meinen Verwandten und erzählen Sie ihnen alles, was Sie in Bezug auf meine Lage, meine Krankheit und meinen Tod auf diesem traurigen und unglücklichen Felsen beobachtet haben! Sagen Sie ihnen, daß der große Napoleon in dem kläglichsten Zustande, aller Dinge beraubt, sich selbst und seinem Ruhme überlassen, verschieden ist! Sagen Sie ihnen, daß er im Verscheiden die Schrecken und die Schmach seines Todes allen regierenden Familien vermacht hat!" Bald gesellte sich zum Fieber das Delirium. Dieser starke Geist, welcher der Welt als ein Ausfluß göttlicher Intelligenz erschienen war, unterlag dem allgemeinen Gesetze der menschlichen Natur. „Steinheil! Desaix! Massena!" rief Napoleon im Fieberwahn: „Ha, der Sieg entscheidet sich für uns! Eilt, vorwärts im Sturmschritte! Sie sind unser!" Er springt aus dem Bette, will in den Garten und sinkt in dem Augenblicke, wo Antommarchi herbeieilt, in dessen Arme. Man bringt ihn in sein Bett; aber er redet fortwährend irre und will im Garten lustwandeln. Endlich läßt das Fieber nach,, er kommt wieder zu sich und zeigt die gewöhnliche Ruhe. Drei Stunden später, es war am 2. Mai mittags, stellte sich das Fieber wieder ein; der Kranke sagte, indem er tief aufseufzte, zum Arzte: „Ich be-stnde mich sehr übel, Doktor; ich fühle, daß ich sterbe." Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, verlor er das Bewußtsein. „Sein Ende nahte heran," erzählt Antommarchi, „wir standen im Begriffe, ihn zu verlieren; jeder verdoppelte seinen Eifer und seine Aufmerksamkeit, jeder wollte ihm einen letzten Beweis der Ergebenheit geben. Abbe Vignali harrte nur auf einen Wink des Kaisers, um sein geistliches Amt zu verrichten. Am 3. Mai um 2 Uhr nachmittags ließ er ihn rufen. Die Heftigkeit des Fiebers hatte etwas nachgelassen; alle Anwesenden, mit Ausnahme des würdigen Priesters, wurden verabschiedet. Napoleon empfing die heilige Wegzehrung. Longwood.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 30

1910 - Regensburg : Manz
30 Seine Milde. — Franz I. und sein Hof. Körperliche Übungen. Nein, Karl war ein Kaiser, treu seiner Pflicht, die gepaart war mit Milde. Von feiner Milde zeugt das Wort, das er zu denjenigen sprach, die ihm nach dem Schmalkaldischen Kriege das Beispiel Julius Cäsars als nachahmenswert empfohlen, da man die Siege nicht nur erfechten, sondern auch versolgen müsse bis zur völligen Vernichtung des Gegners: „Die Alten hatten nur Ein Ziel vor Augen, die Ehre; wir Christen haben deren zwei, die Ehre und das Gewissen." Das war Karl V?) Stellen wir seinem Bilde dasjenige seines Gegners zur Seite. Franz I. strahlte in der Gestalt eines lebenskräftigen, schönen Mannes. Er war eine Erscheinung, die alles andere in Schatten stellte, von hohem Wuchs, mit breiten Schultern und breiter Brust, mit vollem, braunem Haupthaar, frischer Gesichtsfarbe. Eine gewisse Feinheit des Ausdrucks mochte ihm fehlen, ober alles atmete in ihm Manneskraft und Lebenslust, eine sich selber fühlende Fürstlichkeit. Noch hatten die Könige Frankreichs keine feste Residenz, aber indem sie das Reich fortwährend durchzogen, waren sie von einem zahlreichen und glänzenden Hofe umgeben; die Edelleute, die in dem König ihr Oberhaupt sahen, hielten es für ihre Pflicht wie für ihr Vorrecht, demselben, so oft und so lange es die Umstände erlaubten, zu folgen. Aber auch die andern Stände und Hofoffizianten schlossen sich an. Man zählte in der Regel 6000, in Friedenszeiten, wo alles dahin zusammenströmte, 12,000, ja zuweilen Ins 18,000 Pserde. Aller Augen waren aus den König gerichtet, von dessen Meinung und Guust sich jeder, auch in seinen Privatangelegenheiten, abhängig fühlte, besonders, da er so viele Gnaden persönlich zu verteilen hatte. Der Hof war eine Vereinigung von allem, was es Glänzendes in der Nation gab. Immer sich ändernd und doch immer derselbe, war Franz I. fortwährend bemüht, daß es nicht an Damen fehlte, ohne welche der Hof ihm vorkam wie eine Wiese ohne Blumen. Deshalb verwendete er auf äußern Prunk immer größere Sorgfalt. Nicht alles mag wahr sein, was man von seiner Sinnlichkeit erzählt, wenigstens ist es nicht aus vollkommen zuverlässige Art berichtet; aber wir wissen genug, um zu sagen, daß er der Schranken von Zucht und Sitte nicht achtete und Zeitgenossen und Nachkommen schlechtes Beispiel gab. Seine Lust waren die körperlichen Übungen, welche der Begriff des erneuerten Rittertums zur Pflicht machte. Man sah ihn des Waffenfpiels in brennender Sonnenhitze pflegen. Gern suchte er sich den stärksten Gegner ans, um sich mit ihm zu messen; an einem Tage hat er sechzigmal die Lanze gebrochen. Wie der ' Schönste, so hatte er den Ehrgeiz, auch als der Stärkste und Gewandteste der Gesellschaft zu erscheinen. Einst ließ er in Amboise einen vierjährigen Eber in den Schloßhof bringen, um feine Umgebung durch den Anblick der vergeblichen Wut dieses Tieres zu ergötzen; aber der Eber fand durch eine schlecht verrammelte Türe den Weg in das Schloß; alles floh auseinander; der König ging dem heranführenden Tiere entgegen und versetzte ihm so geschickt eine tiefe Wunde, daß es in wenigen Minuten daran verblutete; er hätte nicht geduldet, daß ein anderer das gefährliche Abenteuer bestanden hätte. Leidenschaftlich ergab er sich dem Vergnügen der Jagd. Mehr als einmal geriet er dabei in Lebensgefahr. Ein Hirsch hatte ihn einst mit dem Geweih aus dem Sattel gehoben; doch machte dies auf ihn keinen Eindruck. Um Wind und Wetter bekümmerte er sich nie; keine Hütte war ihm zu schlecht, um die Nacht darin zuzubringen. Als er älter und beleibter wurde, ritt er auf dem Maultier zur Jagd. Ein venetianifcher *) Zur Ergänzung dieser Charakteristik Karls ist jedoch die Schilderung: „Karl V. und Moriz von Sachsen" zu Dergleichen.

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 155

1910 - Regensburg : Manz
Philipps Ii. Tätigkeit in den Regierungsgeschäften. 155 Philipp H., König von Spanien. Philipp war seinem Vater sehr ähnlich. Die helle Gesichtsfarbe, das blonde Haar, das Kinn, der Mund erinnerten vollkommen an Karl. Sie waren beide nicht groß, Philipp noch etwas kleiner und schwächlicher als sein Vater. Doch schienen die Gesichtszüge des Sohnes nicht jenen Scharfsinn zu verraten, der den Vater auszeichnete; auch fand man ihn minder leutselig und herablassend. Während der Vater, wenn ihn Reichsfürsten nach Hause begleiteten, beim Abschiede den Hut abzunehmen, einem jeden die Haud zu reichen und ihn freundlich zu entlassen pflegte, bemerkte man mit Mißfallen, daß sich der Sohn mit keinem Auge nach ihnen umsah, sondern ohne sich umzuwenden, die Treppe hinaufstieg. Er hatte keine Freude an Jagd und Waffen und schlug selbst die Einladungen seines Vaters ans; es war ihm lieber, zu Hause zu bleiben und mit seinen Günstlingen sich zu unterhalten. Teilnahme und Offenheit waren nicht seine Tugenden, auch Freigebigkeit zierte ihn nicht, aller persönlichen Teilnahme am Kriege zeigte er sich abgeneigt. Seit er nach dem Frieden von 1559 ans den Niederlanden nach Spanien zurückgekehrt war, verließ er die Halbinsel nicht wieder. Selbst hier vermied er es, vou Ort zu Ort zu reisen, wie die frühern Könige und sein Vater immer getan. Er richtete seine Residenz in Madrid ein. Anfangs erschien er bei den Festen des Volkes; später ließ er sich im Jahre ein paarmal auf einer Galerie sehen, welche von seinen Zimmern nach seiner Kapelle ging; in den letzten Jahren unterließ er auch dies und blieb immer in feinen Gemächern. Dadurch nahm sein Äußeres den Ausdruck einer unerschütterlichen Ruhe, eines stets gleichen Ernstes an, der einschüchternd wirkte. Selbst gewandte Redner kamen aus dem Kontexte, wenn sie vor ihm standen und wenn er sie mit den Augen von oben bis unten maß. Dann sagte er wohl mit einem stillen Lächeln: „Beruhigt euch!" Dagegen war die andere glänzende Eigenschaft Karls, feine rege Tätigkeit in den Regierungsgeschäften, auf Philipp übergegangen. Zwar hielt er sich auch hier von unmittelbarer Berührung mit andern fern und wir finden ihn weder persönlich unterhandeln noch an den Sitzungen des Staatsrates teilnehmen. Aber alle Beschlüsse seiner Räte von einiger Bedeutung wurden ihm auf einem gebrochenen Blatte vorgelegt, auf dessen Rande er fein Gutachten und feine Verbesserungen anzeichnete. Alle Bittschriften und Briefe, die an ihn einliefen, die Beratungen feiner Minister, alle geheimen Berichte kamen in seine Hand. Seine Arbeit und sein Vergnügen war, sie zu lesen, zu überlegen, zu beantworten. Von seinem Palaste ans, zuweilen von einem ergebenen Sekretär unterstützt, regierte er die ihm untertänigen Länder. Wir haben Briese, die er um Mitternacht geschrieben; wir sehen ihn die unerquicklichen flandrischen Angelegenheiten auf einem feiner Lustschlösser ordnen, während der Wagen unten hält, der ihn zur Königin führen soll. Mußte er einem Feste beiwohnen, so verlegte er es auf einen Tag, an dem wenigstens kein regelmäßiger Kurier abzusenden war. Mit seinen Finanzen beschäftigte er sich ununterbrochen und zeigte sich über dieselben zuweilen besser unterrichtet als seine Präsidenten. Von seinem Lande wollte er alles wissen. Er verlangte, daß man zu seinem Gebrauche eine allgemeine Statistik von Spanien ausarbeite, von welcher die Bibliothek des Escorial noch sechs Bände aufbewahrt. Selbst die einzelnen wollte er kennen. In jedem Sprengel hatte er einige Korrespondenten, die ihm von dem Leben und Wirken der Geistlichen, der Inhaber von Pfründen berichteten. An den Universitäten hatte er immer einen Prälaten, der ihm Nachricht gab, wie die Mitglieder

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 256

1910 - Regensburg : Manz
256 Die Puritaner in England. Die englische Revolution. Zur Zeit, da in Deutschland der durch die Kirchenspaltung verursachte Krieg tobte, sah die Welt in England ein anderes, blutiges Nachspiel derselben, in welchem die nenen Ansichten sich auf dem staatlichen Gebiete bis zu ihren äußersten Folgerungen verwirklichten. Nicht die katholische und protestantische Religion standen sich hier gegenüber, sondern zwei Richtungen des Protestantismus stritten miteinander. Der Kampf mußte sich auf das staatliche Gebiet hinüberspieleu, nachdem das Staats- zugleich Kirchenoberhaupt in England geworden war. Der Teil der Protestanten, welcher das kirchliche Ansehen des Königtums nicht anerkannte, zeigte sich als der gefährlichste Feind des Königtums. Erschien aber einmal der Widerstand gegen die königliche Gewalt als rechtmäßig, wer wollte dann diesem Widerstände überhaupt Schranken setzen oder Einhalt gebieten? Die Lehre von der Rechtmäßigkeit des Widerstandes gegen die königliche Gewalt war die Vorstufe zu der Lehre, daß die Quelle der Gewalt der Wille des Volkes sei, und diese Lehre hat ihre äußerste Anwendung in dem furchtbaren Ereignisse, daß ein Volk über seinen König zu Gericht sitzt, ihm das Todesurteil spricht und es vollzieht. Mögen mancherlei politische Mißstände sowie schreiende Mißgriffe der Regierungsgewalt als Ursachen der englischen Revolution ausgezählt werden, das ist festzuhalten, ihre eigentliche Wurzel war religiöser Natur. Die Puritaner sind ihre Träger und Helden gewesen. Ihren Charakter, ihre Sitten, ihre Denkungsweise hat Macaulap, der gefeierte moderne Geschichtschreiber, auf unübertreffliche Weise geschildert. „Die echten Puritaner hegten für das alte Testameut ungemeine Vorliebe, welche sich in allen ihren Gefühlen und Gewohnheiten aussprach. Sie zollten der hebräischen 'Sprache eine Achtung, welche sie der Sprache verweigerten, in welcher die Reden Jesu und die Briefe des Paulus auf uns gekommen sind; sie gaben in der Taufe ihren Kindern Namen nicht von christlichen Heiligen, sondern von hebräischen Patriarchen und Kriegern. Sie suchten in dem mosaischen Gesetz nach juristischen Grundsätzen und in den Büchern der Richter und Könige nach Vorgängen, um danach ihr gewöhnliches Verhalten einzurichten. Ihre Gedanken und Gespräche beschäftigten sich meistens mit Handlungen, welche uns sicher nicht als nachahmungswürdige Beispiele aufbewahrt sind. Der Prophet, welcher einen gefangenen König in Stücke hieb, der rebellische Feldherr, welcher das Blut einer Königin den Hunden zu trinken gab, das Weib, welches trotz des gegebenen Wortes und der Hospitalität das Gehirn des flüchtigen Gastfreundes mit einem Nagel durchbohrte, wurden als Muster für Christen aufgestellt. Sittlichkeit und Sitten wurden einem Kodex unterworfen, welcher dem der Synagoge glich, als sie in ihrem schlechtesten Zustande war. Kleidung, Lebenswandel, Sprache, Studien, Vergnügungen dieser starren Sekte waren nach Grundsätzen geregelt, welche denen der Pharisäer glichen, die, stolz auf ihre reinen Hände und ihre weiten Phylakterien, den Erlöser einen Entheiliget des Sabbats und einen Säufer schalten. Es war eine Sünde, Blumenkränze an einen Maibaum zu hängen, auf die Gesundheit eines Freundes zu trinken, einen Falken steigen zu lassen, einen Hirschen zu jagen, schach zu spielen, Schmachtlocken zu tragen, eine Halskrause zu stärken, das Spinett zu schlagen, die Elsenkönigin zu lesen. Gesetze, wie diese, breiteten über das ganze Leben ein mehr als klösterliches Dunkel aus. Die Gelehrsamkeit und Redegabe, durch welche sich die deutschen Reformatoren wenigstens hervorgetan und welchen sie in nicht geringem Grade ihre Erfolge dankten, wurden
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