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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 14

1910 - Regensburg : Manz
14 Mißhandlung der Heiligen Schrift. werfender Hohn und eine massenhafte Anhäufung von Schimpfwörtern oft der persönlichsten, oft zugleich der pöbelhaftesten Art, die wie ein Strom aus unversiegbarer schmutziger Quelle sich ergießen. Es ist durchaus unwahr, daß Luther hier nur einer in jener Zeit herrschenden Unsitte gesröhnt habe, das Gegenteil muß jeder Kenner der gleichzeitigen und unmittelbar vorausgehenden Literatur zugestehen; Luthers Schriften erregten gerade durch diesen Charakter allgemeines Erstaunen. In keinem andern Schriftsteller finden sich ferner Begeisterung für den unerschöpflichen Reichtum und göttlichen Charakter der Heiligen Schrift und die gewaltsamste Mißhandlung derselben so eng vereint wie bei Luther. Sein Versuch, den Brief des heiligen Jakobus aus dem biblischen Kanon zu streichen, die verächtliche Sprache, in der er sich darüber ausdrückt, ist bekannt. Die Behauptung, daß er später von dieser Verirrung zurückgekommen sei, ist grundlos; noch in seinem letzten großem Werke, in der zweiten Auslegung des 1. Buches Mosis, äußerte er sich über den Brief und deffeu Verfasser in der gewohnten wegwerfenden Weise. Er hatte freilich nur die Wahl, entweder den Brief ganz zu verwerfen oder den schroffen Widerspruch, in welchem die Erklärung dieser heiligen Urkunde mit seiner Rechtfertignngslehre steht, in der Weise, wie es die späteren protestantischen Theologen getan, durch gewaltsame Interpretation zu entfernen. Ein großer Unterschied besteht zwischen den lateinischen und deutschen Schriften Luthers. In Dr. Johannes Eck. den letztem liegt feine Stärke und teilweise das Geheimnis seiner außerordentlichen Erfolge, während die Theologen in Frankreich, England, Italien, Spanien, welche bloß seine lateinischen Schriften lasen und in denselben weder besondere Beredsamkeit noch glänzenden Scharfsinn oder imponierende Gelehrsamkeit fanden, vielfach ihre Verwunderung darüber äußerten, daß dieser Mann in Deutschland so vergöttert werde und selbst unter den Gelehrten so viele Anhänger und Verehrer habe.

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 31

1910 - Regensburg : Manz
Sinn für Literatur und Kunst. 31 Gesandter warnte ihn einmal, als er bei nicht vollkommenem Wohlsein in strenger Kälte ans die Jagd gegangen war. „Meiner Treu!" antwortete er, „das hat mich gesund gemacht." Mehr noch rühmt man es Franz I. nach, daß er für das reinere Vergnügen und die Tätigkeit des Geistes einen offenen, geweckten Sinn besaß. Schon in früher Jugend zeigte er diese Richtung; in ihm stellte sich die mannigfaltige Rückwirkung der vorgeschrittenen italienischen Kultur auf den Genius der Franzosen am lebendigsten dar. Die Tendenz des Jahrhunderts, das Studium der klassischen Literatur, die profane Gelehrsamkeit überhaupt zu erneuern, nahm er ganz in sich auf. Wie manche Professoren der Sprachen oder des römischen Rechts, wie manche Dichter und Alrertumskundige bezogen von ihm persönlich einen Gehalt und folgten seinem Hofe! Gelehrte, die aus Italien ausgewandert, fanden hier eine Freistatt; der König ermunterte sie zur Tätigkeit und lohnte ihre Arbeiten königlich. „Nirgends," sagt ein der Literatur kundiger Begleiter eines deutschen Fürsten, der mit dem König die Seine hinunter nach Rouen fuhr, „kann man mehr lernen als am Hofe von Frankreich; selbst ein französischer Thnkydides war zur Hand." Wie die Gelehrten, so und noch mehr förderte Franz I. die Künstler. Von Leonardo da Vinci gestand er, nie einen Mann gesehen zu habeu, der mehr verstehe und wisse; er nahm ihn mit sich aus Italien nicht allein wegen seiner künstlerischen Verdienste, sondern auch weil er in ihm persönliche Trefflichkeit und allgemeine Bildung schätzte. Leonardo war der wahre Mann für seine universale Wißbegier, er wußte ihn vollkommen zu würdigen. Noch manche andere - Dom in Reims. italienische Meister zog er an sich, eröffnete ihnen Werkstätten, besuchte sie darin und zeigte ihnen hohe Gunst. Für den Übergang des französischen Geschmackes von der Art und Weise des Mittelalters zu den modernen Formen ist niemand von so großem Einfluß gewesen wie dieser Fürst. Die Epoche hat darin ihren Reiz, daß sich beide Elemente unmittelbar berühren. Überall weicht das Gewohnte, Mittelalterliche zurück; die Scholastik der Universitäten vor

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 34

1910 - Regensburg : Manz
34 Ursprung der Reformation in England. Heinrich Viii. »defensor fidei.« Heinrich Viii. von England. Die Reformation hat in keinem Lande eine so unlautere Quelle wie in England, wo sie sich an der sündhaften Leidenschaft eines Wollüstlings entzündete und an dessen blutdürstiger Tyrannei ihr Dasein fristete. Heinrich Viii. lebte mit Katharina von Aragonien bereits in 17jähriger Ehe, aus welcher drei Söhne und zwei Töchter entsprossen waren, und hatte sich laut glücklich gepriesen, eine so tugendhafte und vortreffliche Gemahlin zu besitzen, als sündhafte Begierde ihn zum Ehebruch und Abfall von der alten Kirche führte. Das Hoffräulein Auua Boleyn, am Pariser Hofe in allen Künsten erzogen, welche hochstehende Liebhaber zu fesseln vermögen, entflammte durch ihre Reize die Leidenschaft des Königs. Heinrich glaubte ohne ihren Besitz nicht leben zu können; aber die Königin stand im Wege. Da erhoben sich zum erstenmal Bedenken über die Rechtmäßigkeit seiner Ehe. Katharina war früher an Arthur, des Königs älteren Bruder, vermählt gewesen; dies sollte jetzt als Grund zur Scheidung dienen, obwohl Papst Julius Ii. damals Dispens vom Hindernisse der Blutsverwandtschaft erteilt hatte. Heinrich wandte sich nach Rom. Doch zeigte sich bald, daß er sich in seiner Hoffnung getäuscht hatte. Wenn der päpstliche Stuhl die Sache anfangs nicht ganz und gar abschnitt, sondern auf eine lange Untersuchung hinauszuschieben snchte, um die Leidenschaft Heinrichs abzukühlen, so läßt sich dies daraus rechtfertigen, daß bei den damaligen politischen Verwicklungen in Europa alle mögliche schonende Rücksicht gegen den englischen König genommen werden mußte. Als Heinrich, der von niemand Widerspruch ertrug, seinen Willen nicht sogleich erfüllt sah, erfaßte ihn gewaltiger Ingrimm. Zuerst traf sein Zorn den Kanzler Kardinal Wolfey, Erzbischof von Iork, der Hoffnung auf die Ehescheidung gemacht hatte. Der früher so mächtige Minister wurde des Hochverrates angeklagt (1529) und starb bald darauf; Verdruß und Krankheit hatten seine Lebenskräfte ausgezehrt. Nun regten sich in des Königs Busen verhängnisvolle Umsturzpläne, welche sich zunächst in ungemeffenen Drohworten gegen den Papst und das Papsttum Luft machten, und bald fand sich der Mann, der ihnen Macht und Nachdruck gab. Damals hatte die deutsche Reformation bereits ihre völlige Ausbildung erreicht. Viele Satzungen Luthers erinnerten die Engländer an John Wtclef, der im 14. Jahrhundert in England gegen Papst, Hierarchie und Transsnbstantiation lehrte, predigte und schrieb, der wie Luther auf die Schrift allein mit Ausschluß der Tradition feine Lehre gründete und eine neue Übersetzung der Bibel veranstaltete. Heinrich Viii. war nach dem ganzen Gange feiner Jugendbildung allen Neuerungen im Dogma feind. Als Martin Luther in feiner Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche sogar die Siebenzahl der Sakramente antastete und so ein Heiligtum angriff, welches selbst Wtclef respektiert hatte, schrieb der König gegen ihn eine Verteidigung der sieben Sakramente: Assertio septem sacramentorum ad-versus Martinum Lutherum, edita ab invictissimo Angliae et Franciae rege et domino Hiberniae, Henrico eius nominis octavo. Lond. 1521. Das Werk ist bei Lebzeiten des Königs dreimal aufgelegt worden und gefiel dem Papste Leo X. so sehr, daß er dem König den Titel »defensor fidei« verlieh, welchen Elemens Vii. bestätigte. Luther gab im ^zahre darauf die Antwort »Contra Henricum Angliae Regem Martinus Lutherus« in Ausdrücken der Ungebundenheit, wie sie eben nur aus der Feder eines Luther fließen konnten. Auch jetzt hatte Heinrich, so voll Unwillen er auch war, keineswegs im Sinne, zu den Lehren Luthers, den er haßte, überzutreten. Er wollte sogar zuerst bloß drohen und wäre durch eine günstige Erklärung Roms in der Scheidungssache damals wieder umzulenken ge-

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 37

1910 - Regensburg : Manz
Ehe mit Johanna Seymour, dann mit Anna ö. Cleve. Crornwell hingerichtet. 37 In den nächsten vier Jahren hob man auch die großen Klöster und die meisten kirchlichen Stiftungen, darunter über hundert Hospitäler, auf. So vieles auch verschleudert und veruntreut wurde, die Krone hatte ihr jährliches Einkommen bedeutend vermehrt. Am 8. Januar 1536 starb Lie verstoßene Königin Katharina. Sterbend hatte sie noch einen rührenden Bries an ihren Gemahl diktiert, worin sie ihm alles Unrecht, das er ihr angetan, verzieh und ihn bat, an sein Seelenheil zu denken, seine Tochter Maria zu schützen und ihre Dienerinnen nicht zu verlassen. Heinrich weinte, als er den Brief las. Er schickte ihr fröhliche Botschaft; aber die Königin war schon eine Leiche, als der Bote eintraf. Der ganze Hof mußte Trauerkleider anlegen. Aber Anna Boleyn kleidete sich in gelbe Seide; jetzt erst sei sie die wahre Königin und habe keine Nebenbuhlerin mehr. Sie täuschte sich. Der König hatte schon ein Auge aus das Kammerfräulein Johanna Seymour geworfen. Von Eifersucht gequält, schenkt Anna dem König einen toten Prinzen. Ein paar Monate darauf wurde die Königin verhaftet und in den Tower gebracht. Sie war ehebrecherischen Umgangs mit fünf Edelleuten angeklagt, die sämtlich zum Tode verurteilt wurden. Anna wurde, statt vom ganzen Oberhause, von einer Kommission von 26 Pairs gerichtet und für schuldig befunden. Sie bestieg das Schafott unter Beteuerungen ihrer Unschuld, kein Beweis liegt gegen sie vor. Mit wie maßloser Willkür Heinrich alles unter seinen Willen beugte, geht auch daraus hervor, daß er den Erzbischof Eranmer bewog, zwei Tage vor der Hinrichtung der Königin eine Urkunde auszustellen, welche die Ehe mit Anna als von Grund aus null und nichtig erklärt, und zwar wegen eines Hindernisses, welches Anna in ihren letzten Tagen seinem erzbischöflichen Herzen bekannt haben soll, das aber der Welt verborgen blieb. So war nun auch Elisabeth für unehelich und somit der Thronfolge unfähig erklärt. Am Morgen nach der Hinrichtung heiratete Heinrich Johanna Seymour. Er hoffte, in den Kindern der neuen Königin würden ihm Thronfolger erwachsen; unterdessen ließ er sich vom Parlament bevollmächtigen, für den Fall, daß er von seiner gegenwärtigen oder einer künftigen Gemahlin kinderlos bliebe, seinen Nachfolger selbst zu ernennen, Johanna gebar dem König den längst ersehnten Prinzen, den nachmaligen König Eduard Vi., starb aber zwei Tage darauf. Alsbald warb auf eine vierte Königin Bedacht genommen. Es sollte Anna sein, die Schwester des Herzogs von Cleve. Heinrich hatte ihr Gemälde gesehen und vernahm überselig den Bericht, sie sei so vollkommenen hohen Wuchses, wie er es für die Majestät feiner Gemahlin nötig hielt. Als er ihr aber verkleidet entgegenritt, um feiner Liebe Nahrung zu geben, erschrak er bei ihrem Anblicke. Sie war zwar schlank und hochgewachsen, aber ihre unregelmäßigen Züge waren ausdruckslos und ihr Anstand nicht königlich genug. In Greenwich hielt er Rat, wie die Ehe rückgängig zu machen fei. „Muß ich denn den Kops durchaus in diese Schlinge stecken?" fragte er unwillig. Aber die Sache war doch zu weit gediehen und Heinrich ließ die Trauung über sich ergehen. Die neue Königin sprach weder englisch noch französisch, konnte nicht spielen, nicht singen, nur lesen, schreiben und nähen. Der König war in Verzweiflung. Das sollte ihm Crornwell büßen. Schon seit längerer Zeit stand dieser nicht mehr in der alten Gunst; nun war er gehaßt; denn er hatte zur Heirat geraten. Heinrich fuhr fort, ihn mit Gütern und Ehren zu überhäufen, nur um einen desto schmachvolleren Sturz ihm zu bereiten. Eromwell hatte die willkommene Lehre aufgestellt, daß Hochverräter aus die bloße Anklage hin ohne Prozeß und ohne Geständnis verurteilt werden dürften. Jetzt mußte er den Kelch leeren, welchen er für andere gefüllt hatte. An demselben Tage, au welchem Eromwell feinen Sitz im Oberhaufe als Graf von Effex einnahm, wurde die Anklage wider ihn verlesen. Das Ende war Eromwells Hinrichtung und die Scheidung von

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 42

1910 - Regensburg : Manz
42 Fisher und das wiedererwachte Sprachstudium. gründlicher Theologe und gewandter Dialektiker mit aller Macht gegen die wegwerfende Sprache sich erklären, welche damals fast alle Humanisten gegen die Scholastiker, die großen Theologen des Mittelalters nicht ausgenommen, sich erlaubten, und zeigte den hohen Wert der Scholastik nicht bloß der neueren, sondern auch der patristischen Theologie gegenüber. Es ist bekannt, daß in dem neuerwachten Eifer für die Sprache der Alten eine Fülle von Geist, Kraft und bewundernswerter Tätigkeit im Dienste des Kultus der schönen Form und des Antiken überhaupt verwendet wurde. In England schien der Gang des wiedererwachten Sprachstudiums gleich im Anfang bessere, christlichere Bahnen einzuschlagen; denn es waren entweder fromme, christlich gesinnte Laien oder gründlich theologisch gebildete Geistliche, welche dasselbe pflegten und in Aufnahme brachten. Die hohen Prälaten des Reiches wirkten in demselben Geiste wie diese Gelehrten. Ihnen war die hohe Bedeutung der Sprachkeuutnis für die Forderung der theologischen Disziplinen nicht entgangen. Deswegen ließen sie den Bestrebungen jener Männer alle Unterstützung angedeihen, nicht bloß, indem sie dieselben gegen die Anforderungen kurzsichtiger Gegner beschützten, sondern auch dadurch, daß sie reiche Mittel zur Pflege jener Studien spendeten. Die Bemühungen so trefflicher Männer krönte der vereinte Eifer zweier der glänzendsten Lichter der Kirche des 16. Jahrhunderts, zweier Märtyrer, des Bischofs Fisher und des Kanzlers Thomas Morus, ein unwiderleglicher Beweis, daß sich die Pflege der klassischen Studien ganz gut mit dem Geiste des Christentums vereinbaren läßt und die Anfeindung der Kirche durch die Humauisten ganz und gar unberechtigt ist. Noch ehe Fisher selbst an die Erlernung der griechischen Sprache ging, berief er Erasmus als Lehrer derselben an die Hochschule Cambridge und bewies ihm die größte Aufmerksamkeit, indem er ihn in seine Wohnung aufnahm und ihn mit allen zum Lebensunterhalt nötigen Mitteln versah. Als Erasmus Cambridge verließ, wurde an seine Stelle Richard Croke von Leipzig berufen. Derselbe erfreute sich eines großen Rufes als Gelehrter, zeigte aber keine Festigkeit des Charakters; er ließ sich später von Heinrich Viii. bestechen und wirkte in Rom für bessert Ehescheidung. Die umsichtige Fürsorge, welche Fisher der Universität Cambridge widmete, übte den günstigsten Einfluß auf diese. Erasmus schreibt darüber: „Vor ungefähr dreißig Jahren kannte man an der Universität von Cambridge nichts als die parva Logicalia Alexanders, die alten Axiome des Aristoteles und die Qnästionen des Seotns. Im Verlaufe der Zeit aber fanden die schönen Wissenschaften daselbst Eingang; es fand Eingang das Studium der Mathematik, es kam ein ganz neuer oder wenigstens erneuerter Aristoteles; es erblühte die Kenntnis der griechischen Literatur; es verbreitete sich das Studium so vieler Schriftsteller, von denen kanm der Name vorher gekannt war." Und an ein andern Stelle rühmt er: „Die Universität Cambridge zeichnet sich durch jede Art von Blüte aus unter Leitung des Bischofs Johannes von Rochester, der in jeder Beziehung ein ausgezeichneter Mann ist." Das äußere Mittel, an welches sich auf der britischen Insel die Verbreitung protestantischer Grundsätze und Lehren knüpfte, war die Einführung der neuen im häretischen Sinne ausgearbeiteten Bibelübersetzung von William Tyndale. Als gegen sie im Jahre 1526 das Verbot des Bischofs Tunstall von London erschien, wurde dem königlichen Rate angezeigt, daß bereits 2000 Bücher gegen das heiligste Altarssakrament in England eingeschmuggelt und unter das Volk verteilt seien. Die Kolportage war schon damals ein vorzüglich beliebtes Mittel protestantischer Propaganda. Während die katholische Kirche immer und überall sich des lebendigen Apostolats bediente und durch das mündliche Wort die Lehre des Glaubens verbreitete, hat der Prote-

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 128

1910 - Regensburg : Manz
128 Charakterlosigkeit Wilhelms die neue Lehre aufs heftigste und die Art, wie er von der Bibel redet, legt Zeugnis ab, daß die protestantische Erziehung nicht sehr tief und nachhaltig auf ihn gewirkt hat. Als es sich um seine Heirat mit Anna von Sachsen handelte, äußerte er, „er wünsche nicht, daß seine Frau mit der melancholischen Lektüre der Heiligen Schrift sich befasse. An ihrer Statt möge sie den Amadis de Gaula und andere kurzweilige Bücher lesen, solche, die von der Liebe handeln, und statt des Strickens und Nähens möge sie eine Balliarde tanzen lernen." Da die Vermählung der lutherischen Konfession wegen, der Anna angehörte, auf Hindernisse stieß, ließ Wilhelm durch den Grafen von Schwarzburg und Georg von Holl am Hofe zu Dresden erklären, er sei dem Protestantismus heimlich sehr gewogen. Wenn er ihn auch nicht öffentlich predigen lassen dürfe, so werde er der Prinzessin doch einen evangelischen Prädikanten nnb die Sakramente nach ihrer Weise verstatten. In dem über diesen Punkt ausgestellten Revers gelobt der Prinz, daß er seine Frau nicht in der Ausübung der protestantischen Religion behindern und seine Kinder in der wahren Religion der Augsburger Konfession erziehen lassen wolle. Bei diesen Heiratsverhandlungen versicherte der Prinz dem König, der Herzogin von Parma und Granvella gegenüber, „daß er das katholische Bekenntnis seiner Braut bedungen und der Kurfürst August von Sachsen es zugestanden habe Wilhelm, Prinz von Oranien. lmb bo6 et nie zugeben würde, ©emiübe »n Adr, Thomas Set,. daß seine Gemahlin anders als (Nach einer ©riginalptjotogrslphie von Zranz ^anfflaengl in München.) flltejolifif) lc6c. Als der Prinz auf die Kunde, daß Alba mit einem Heere nach den Niederlanden komme, sich nach Deutschland begab, lag es in seinem Interesse, bte Freunbschast jtnb Hilfe der beutfchen Fürsten für feinen Kriegszug gegen Alba zu erlangen, befonbers die feiner nahen Verwanbten, des Kurfürsten August von Sachsen und des Lanbgrasen Wilhelm von Hessen. Da er wußte, daß eines der mächtigsten Mittel, biefe beiben Fürsten, welche eifrige Lutheraner waren, zu gewinnen, der Übertritt zu diesem Glauben sei, verlangte er behufs feiner Unterweisung in demselben in einem Schreiben, das er von seinem Stammsitze Dillenburg am 13. Juni 1567 an den Landgrafen Wilhelm richtete, man möge ihm den Pfarrer Nikolaus Zell senden. Der Landgraf, hocherfreut über den christlichen Eifer des Prinzen, ging fehr bereitwillig auf dieses-

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 104

1910 - Regensburg : Manz
104 Gegenschrift. Antwort des Patriarchen. worden; als Antwort setzten diese weitläufig die Gefahren des Studentenlebens auseinander, luden die Griechen ein, nach Tübingen zu kommen, und schlossen mit der Versicherung erneuerten Fleißes. Endlich am 18. Juni 1576 kam die vom 15. Mai datierte längst verheißene Entgegnung des Patriarchen auf die Augsburger Konfession in Tübingen an. In seinem Begleitschreiben nennt der Patriarch die Tübinger zwar wieder seine Söhne, drückt aber die Hoffnung aus, sie würden nun ihre Irrtümer verlassen, „welche der geistlichen Wahrheit widerstreben" und „dem Menschen die Verurteilung zuziehen". Das große beinahe 90 Folioseiten füllende Aktenstück des Patriarchen lobt zuerst die Tübinger, daß sie die sieben ersten ökumenischen Synoden ihrem eigenen Bekenntnisse gemäß annehmen, und folgt dann der Augsburger Konfession Schritt für Schritt. Es hält durchaus den dogmatischen Standpunkt der Griechen fest, indem darin alles verworfen wird, worin sich die Protestanten gleich den Katholiken von den Griechen unterscheiden, während die wenigen Punkte Billigung finden, in denen die Protestanten, abweichend von den Katholiken, den Griechen sich nähern, z. B. die Ehe der Geistlichen. Den Schluß des Ganzen bildet die dringende Ermahnung, die Protestanten sollten zum ewigen Heile ihrer Seele in die wahre griechische Kirche eintreten. Da eben der Kanzler Andreä durch sonstige Geschäfte und Reisen zu sehr in Anspruch genommen war, konnte die Schrift erst nach einem Jahre durch eine Gegenschrift beantwortet werden, die Lukas Osiander und Erusius unterzeichneten. Sie gibt zunächst die Punkte an, worin Griechen und Protestanten einig seien, und stellt hierauf betreffs der Abweichungen in ungemein geschmackloser Wortmacherei den echt protestantischen Kanon auf, die Bibel allein, nicht Synoden und Väter müßten über die Kontroversen entscheiden. Auch sei die authentische Interpretation der Bibel nicht aus den Kirchenvätern und Synoden zu gewinnen, vielmehr erkläre sich die Heilige Schrift selber, und was etwa selbst bei Berücksichtigung der Parallelstellen noch unerklärt bleibe, das werde jenseits uns deutlich werden. Nach dieser unwissenschaftlichen Vertröstung gehen die Tübinger zu den einzelnen Differenzpunkten über und verteidigen die zwischen der protestantischen und griechischen Glaubenslehre bestehenden Kontroversen. Mit dieser zweiten Abhandlung übersandten die Tübinger zugleich drei höchst niedliche Taschenuhren an den Patriarchen und zwei andere Priester, wofür sie denn bald sehr freundliche Dankschreiben erhielten. Im Sommer 1578 kehrte Gerlach mit dem Frhrn. von Ungnad nach Deutschland zurück und der neue kaiserliche Gesandte nahm einen andern Tübinger Prediger, Salomon Schweiker, mit sich, so daß durch diesen die Verhandlungen zwischen Konstantinopel und den Professoren in Tübingen unterhalten blieben; aber es stellte sich immer mehr heraus, daß die Behauptung Gerlachs, die Griechen seien gegen Ende seines Aufenthaltes in Konstantinopel den Protestanten immer geneigter geworden, unwahr gewesen sei. Die große Kluft zwischen dem Patriarchen und seinen deutschen Korrespondenten wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher. Sie tritt schon in der vom Mai 1579 datierten Antwort auf die zweite Abhandlung der Tübinger und namentlich in jenen Stellen hervor, wo sie der Patriarch wiederholt ermahnt, ja beschwört, von ihren Irrtümern abzustehen. Er wiederholt 1) die griechische Lehre vom Ausgang des heiligen Geistes aus dem Vater allein, behauptet 2) die Freiheit des Willens, verteidigt 3) die Notwendigkeit der guten Werke, 4) die Sieben-Zahl der Sakramente, 5) die Anrufung der Heiligen und 6) das Mönchtum. Dennoch schickten die Tübinger ein mit acht Unterschriften versehenes Schreiben nach Konstantinopel, welches die früher auseinandergesetzten protestantischen Lehren wiederholte.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 105

1910 - Regensburg : Manz
Neues Schreiben der Tübinger. Der Patriarch weist sie zurück. Vier Foliobände luther. Predigteu. 105 Der Patriarch empfing dasselbe mit Unwillen und beantwortete es in derber Weise. Er wundert sich, daß die Protestanten einerseits die Bibel anerkennen, aber doch in der Lehre vom Ausgang des heiligen Geistes sich auf die Tradition berufen, verteidigt wieder die Lehre von der Freiheit des Willens und ist erstaunt, daß die Tübinger Theologen sein wollen und doch die Sakramente nicht anerkennen, daß sie betreffs der Heiligenverehrung weiser sein wollen als die durch Wunder berühmten ehrwürdigen Väter und klüger als die Kirchen von Alt- und Neu-Rom zusammen, während sie doch unter sich selber nicht einig, sondern in zahllose Parteien gespalten seien. Endlich stellt er die Bitte, sie möchten ihn künftig mit ihrer theologischen Korrespondenz nicht mehr „belästigen". Trotz dieser direkten Abweisung folgte schon im Dezember desselben Jahres ein neues Schreiben von Tübingen, das die Unterschrift von nicht weniger als elf hervorragenden Namen trug. Darin wird wiederholt, daß der Geist auch vom Sohne ausgehe, daß der Mensch unfähig zum Guten sei, daß es nur zwei Sakramente gebe, daß die Heiligen nicht angerufen und verehrt werden dürfen, daß Die spezielle Beichte nicht verlangt werden könne und das Mönchtum andern Lebensweisen nachzusetzen sei; die vielen Spaltungen gereichten ihnen nicht zur Uuehre, sie seien keine Häretiker u. dgl. und es werde die Zeit noch kommen, wo die Griechen ihre Schreiben würdigen und gehörig schätzen würden. Darauf gab der Patriarch gar keine Antwort mehr, Crufius aber, noch nicht ermüdet, suchte nun aus die Masse der Griechen durch vier Foliobände lutherischer Predigten zu wirken, die er, ins Griechische übersetzt, 1603 zu Wittenberg herausgab. Wenige Jahre nachher wurden diese Verhandlungen allgemein bekannt, und da von mehreren Seiten Angriffe auf die Tübinger erfolgten, sahen sich diese veranlaßt, ihre Korrespondenz mit dem Patriarchen unter dem Titel »Acta et scripta Theologorum Wirtemb. et Patriarchae Const. etc.« drucken zu lassen und mit einer schmähsüchtigen Vorrede zu versehen. Befremdender ist es, daß die Sammlung der Akten nicht vollständig ist, weshalb neben derselben die später von Crusius edierte »Turcograecia« gebraucht werden muß, welche teils die fehlenden Stücke teils eine Reihe Anmerkungen gibt, die nicht wenig Licht über den ganzen Gegenstand verbreiten. Wie wenig die Griechen geneigt waren, den Protestantismus in sich aufzunehmen, und wie sie selber die Verhandlungen des Patriarchen mit den Tübingern beurteilten, zeigt deutlich folgende Äußerung der griechischen Synode von Jerusalem im Jahre 1672: „Fünfzig Jahre nach der Manie Luthers hat Martin Crusius von Tübingen in Deutschland samt einigen andern Sophisten der lutherischen Neuerung, (die eine Schwester der calvinischen und nur in einigen Punkten von ihr verschieden ist), dem damaligen Lenker der apostolischen Kirche in Konstantinopel die Hauptstücke ihrer Häresie überschickt, um, wie sie sagten, zu erkennen, ob sie mit der Lehre der apostolischen Kirche übereinstimmen. Aber jener berühmte Patriarch hat ihnen in drei Antworten, eigentlich wissenschaftlichen Abhandlungen erwidert, ihre ganze Häresie theologisch und orthodox widerlegt und die ganze von Anfang an in der morgenländischen Kirche herrschende orthodoxe Lehre ihnen entwickelt. Sie hörten jedoch nicht auf ihn und kümmerten sich nicht um seinen frommen Eifer." 3. Fünfzig Jahre später suchten die Calvinisten mit mehr Hoffnung, weil vom Patriarchen Cyrillus Lukaris selbst unterstützt, die Griechen zu gewinnen. Während sich die lateinische Kirche nach dem Konzil von Trient zu neuer Kraft erhob, befand sich die griechische in trostloser Lage und es gab sich in ihr eine entschiedene Neigung zu Rom hin kund. Vorzüglich war dies im Abendland der Fall, weshalb Cyrill, der von großem Abscheu gegen die Lateiner erfüllt war und eine Vereinigung der griechischen mit der protestantischen Kirche

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 198

1910 - Regensburg : Manz
198 Schädliche Wirkungen seiner Geschichte. Grelle Widersprüche. kungen hervorrufen, die sein Buch in der Tat erzeugte. Aber diese Wirkungen sind nun einmal vorhanden und jedenfalls ungemein schädlich für unser religiöses und nationales Leben. Solange man nach Schillers Vorgang den dreißigjährigen Krieg als einen Religionskrieg betrachtet, in welchem nicht protestantische und katholische Fürsten, denen die Religion nur zum Vorwande diente, sondern Protestanten und Katholiken einander mit blutigem Hasse gewürgt haben, als einen Krieg ferner, in welchem die ausländischen Mächte mit deutschem Blute zum Segen Deutschlands gefochten, ebensolange flößt man auch der Gegenwart noch Parteihaß und konfessionelle Erbitterung ein und verhindert die Erstarkung jenes jedem großen Volke notwendigen Nationalgefühls, welches die innern Zwistigkeiten selbst ausfechten will und sich mit sittlicher Entrüstung gegen jede Einmischung des Auslandes erhebt. Je stärker der einseitige Konfefsionsgeist in Deutschland, desto schwächer ist der Nationalgeist. Dies erkennen alle Historiker, die für das friedliche Nebeneinanderstehen der Konfessionen und für die Kräftigung der nationalen Gesinnungen wirken wollen, und einen sich deshalb immer mehr in der Annahme, daß der dreißigjährige Krieg, an welchem unsere Nation nur grauenvoll leidend Anteil genommen, kein Religionskrieg, sondern ein Krieg gegen Kaiser und Reich gewesen, der zum Ruine Deutschlands von deutsch-feindlichen Mächten protestantischer und katholischer Konfession geführt wurde, und zwar geführt wurde mit deutschem Blute, und daß er so unsäglich unheilvoll in feinen Wirkungen gewesen, vorzüglich durch die Sondersucht, den Verrat und die ganze Niederträchtigkeit deutscher Fürsten. . Und diese Einigung findet statt unabhängig von deren kirchlichem Bekenntnis, wie dies K. A. Menzel, Barthold, Klopp u. a. beweisen. Schiller hat den Wahn, daß der dreißigjährige Krieg ein Religionskrieg gewesen, hauptsächlich aus die Lichtgestalt gegründet, in die seine dichterische Phantasie Gustav Adolf kleidete. Er hat den fremden Eroberer zum Befreier des protestantischen Deutschland, gleichsam zum kriegenden lutherischen Geistlichen in königlichem Gewände gemacht, der in Wehr und Waffen gegen Glaubenszwang und Gewifsendruck auftrat und zugleich in Wehr und Waffen ein Prediger feines Glaubens war. Und das Bild, welches der Dichter von feinem Helden eines Religionskrieges entworfen, steht um so leuchtender vor den Augen des Lesers, weil er gleichzeitig in Tilly, dem Hauptgegner des fremden Eroberers, einen Mann von „blindem Religionseifer und blutdürstigem Verfolgungsgeist", ein Scheusal in Menschengestalt, erfunden und dargestellt hat. Auch finden sich in dem Schillerschen Werke eine große Masse von grellen Widersprüchen, die sich niemals ausgleichen lassen, wenn sie auch ihre Erklärung in der Eilfertigkeit finden, mit welcher es zustande gebracht wurde. Faßt man die Geschichte des dreißigjährigen Krieges von Schiller mit der Schärfe der Kritik an, so erklärt sich das Urteil leicht, welches ein Historiker wie Niebnhr darüber gefällt hat. Er schreibt: „Ich habe diesen Herbst Schillers Geschichte des dreißigjährigen Krieges gelesen und einmal über das andere die Hände erstaunt zusammengeschlagen, nicht durch das Werk betroffen, o keineswegs, sondern durch Verwunderung über die Möglichkeit, daß eiue solche Schrift, die nicht einmal erträglich gut geschrieben ist und deren Erzählung nie fortströmt, sondern holpert und stolpert, zu einem klassischen Werk gestempelt ist. „Die Zeit wird freilich Recht üben und das Ding unter die Bank stecken." Und den besten Kommentar zu dieser Stelle finden wir in Schillers eigenen Worten: „Ich werde immer eine schlechte Quelle für einen künftigen Geschichtsforscher sein, der das Unglück hat, sich an mich zu wenden. Die Geschichte ist überhaupt nur ein Magazin für meine Phantasie und die Gegenstände müssen sich gefallen lassen, was sie unter meinen Händen werden."

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 172

1910 - Regensburg : Manz
172 Katholische Gesinnung in den historischen Stücken. aber mit ihr wird zugleich eine gefühlvolle Erinnerung an Maria Stuart (bte Worte Oberons im A. 1. Sz. 1) verbunden, das einzige Zeichen der Hulbigung, welches die gleichzeitige Poesie auf den Sarg dieses königlichen Schlachtopfers legte. Das reichste Material zu dem Beweise für die katholische Gesinnung des großen Briten findet sich in dessen historischen Stücken. Eine Reihe von Bühnendichtern unmittelbar vor Shakespeare hatte bereits die englische Geschichte bearbeitet; aber ihre Darstellungen verfolgten den bestimmten Zweck, dem damals herrschenden System zu dienen. Shakespeare unternahm es nun, gegen diese älteste Gattung von protestantischen Geschichtsbaumeistern eine Reaktion im katholischen Sinne durchzuführen, indem er teils ältere Stücke überarbeitete teils Gegenstücke zu denselben schrieb teils frei und selbständig auf diesem Ge> biete tätig war. Das der Entstehung nach älteste dieser Stücke, „Heinrich hat durch die so un- günstige Charakteristik des Bischofs von Winchester wie die Beschimpfung der Jungfrau von Orleans die meisten Bedenken gegen die katholische Gesinnung seines Verfassers hervorgerufen. Diese Bedenken fallen, nachdem Malone erwiesen, daß der erste Teil desselben einem älteren Dichter, nämlich Robert Green, angehört und die Zusätze Shakespeares zu den beiden andern Teilen sich auf ein sehr geringes Maß zurückführen lassen. Ja, der kühne Vers: • „Für Feinde beten Priester, Fürsten töten sie," den nur die Greuelszenen von Tyburn dem Dichter eingegeben haben können, läßt in diesen wenigen Zusätzen die Gesinnung Shakespeares erkennen. In der Tragödie „Richard Iii.", die ihm ganz angehört und um 1593 oder 1594 entstand, hat er den Heuchlern, welche Textesstellen der Heiligen Schrift mißbrauchten, tote schon oben angeführt, ein Brandmal aufgedrückt; in demselben Trauerspiel zählt er die Gebete der Heiligen und der durch den Tyrannen hingemordeten Schlachtopfer unter den Mächten auf, die gegen Richard kämpfen. Mit „Richard Ii." verband Shakespeare einen geheimen Gedanken, der so unzweifelhaft ist, daß schon seine Zeitgenossen denselben aussprachen und dadurch dem wagnisvollen Stück die ganze Bedeutung eines politischen Ereignisses gaben. Richard Ii. wurde seiner Würde entsetzt; die Anhänger Essexs hatten ähnliche Wünsche in Beziehung auf die Königin Elisabeth und sahen dieselben in den betreffenden Szenen jenes Stückes ausgesprochen. In diesem Sinne erklärte es Dr. Hayword in einem kleinen Werke, das er sogar dem Grafen Essex zu widmen die Kühnheit hatte. Nur mit Mühe konnte der Jurist Bacon den Verfasser dieser Schrift der ihm von der Königin zugedachten Strafe, welche einst den Buchdrucker Carter getroffen, entreißen. Aus diesem Grunde wurden auch in der ersten Ausgabe von 1597 die betreffenden Verse, die sogenannte Parlamentsszene, ausgelassen. Am Abend des 7. Februar 1601 dagegen, am Vorabend des Ausbruches der Verschwörung Essexs, war Richard Ii. gleichsam als das Programm des kommenden Tages aufgeführt und die Vorstellung durch ein sehr bezeichnendes Symbol, durch eine rote Fahne, angezeigt worden. Die Zeit, welche zwischen der ersten Aufführung von Richard Ii. und dem nächsten historischen Drama liegt, wurde durch „Romeo und Julie" und durch den „Kaufmann von Venedig" ausgefüllt. In dem ersten stellt Shakespeare das von ihm wieder erweckte asketische Ideal in den Klosterbrüdern Lorenzo und Johannes, von denen der letztere ganz seine Schöpfung ist, während der erstere bereits in dem ursprünglichen Gedichte A. Brookes vorkommt, mit stets wachsender Kühnheit dar; in dem Kaufmann von Venedig ist neben dem schon genannten Ausfall gegen den Mißbrauch der Heiligen Schrift die Lobpreisung der Milbe als des höchsten Attributs königlicher Würbe sehr bedeutsam.
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