58
Das Deutsche Reich.
Bonn an entfernen sich die Berge auf beiden Seiten immer mehr
vom Rhein und der Fluß betritt eine in früherer Zeit eingesenkte
Tieflandschaft, die Kölner Bucht.
Am Eintrittstor des Rheines in das Schiefergebirge, an der
Mündung der Nahe, liegt Bingen. Jenseits des Rheines ragt die
Steilwand des Niederwaldes empor. An der Vereinigung von Mosel
und Rhein liegt Koblenz (das römische Confluentes), 56000 Ein-
wohner, die Hauptstadt der Rheinprovinz. An der Moselmün-
dung erhebt sich das großartige Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.
Gegenüber liegt die Bergfestung Ehrenbreitstein. Bei Koblenz be-
ginnt das Neuwieder Becken. Die Berge entfernen sich vom Fluß
und lassen einen großen Kessel frei, ein Einbruchsbecken, welches in
der vulkanischen Zeit entstanden ist, mit ebenem, sehr fruchtbaren
Boden. Der hier angeschwemmte Bimssandstein wird zur Bereitung
von Mauersteinen verwendet. Bei der Ahrmündung beginnt das
Siebengebirge. Am unteren Ende des Rheindurchbruches, nahe dem
Siebengebirge, liegt die Universitätsstadt Bonn, 88000 E., mit spät-
romanischem Münster. Geburtshaus Beethovens.
4. Die Täler der Nebenflüsse. Mit dem Rheintal wetteifern
an Schönheit die tiefeingeschnittenen Nebentäler.
Im schönen Nahetal, aufwärts von Bingen, liegt Kreuznach,
23000 E., ein Badeort mit Salzwerk. Nahe dabei ist Münster am
Stein, so benannt nach der hochragenden Porphyrwand des Rhein-
grafenstein; es ist durch seinen Wein bekannt. Auf einem andern
Bergkegel stehen die Ruinen der Ebernburg (Franz von Sickingen).
An der oberen Nahe liegt das kleine, zu Oldenburg gehörige Fürsten-
tum Birkenfeld mit gleichnamigem Hauptort. Größer ist das Städt-
chen Oberstein, öin Glanzpunkt des Nahetales, dessen Bewohner sich
meist mit Schneiden und Schleifen von Achaten und andern Halb-
edelsteinen beschäftigen.
Das Moseltal. Da wo die Mosel das Schiefergebirge betritt, liegt
Trier/ 49000 E., die älteste Stadt Deutschlands, mit Bauten aus
sogenannten Pfalz im Flusse, weiter abwärts der sagenberühmte Lurleifelsen
(— Lauerfels), die Mündung der Lahn, das Siebengebirge.
1 Trier war Hauptort der Civitas Treverorum (Trier aus Trewerer, wie
Paris aus Parisier), eines Stammes der belgischen Gallier (56 v. Chr. von
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Franz_von_Sickingen Franz Birkenfeld Oberstein
Das Deutsche Reich.
trägt großenteils Laubwald und gewährt vom tiefliegenden Rhein-
tal aus einen stattlichen Anblick. Der westliche Teil besteht aus kri-
stalliuischem Gestein, der größere östliche aus Buntsandstein. Dieser
trägt auch die höchste Spitze, den Katzenbuckel (626 m), mit weiter
Aussicht.
3. Der Wasgenwald (Wasgan) oder die Vogesen (Möns Vö-
segus) gleicht in vielem dem gegenüberliegenden Schwarzwald. Die
Ähnlichkeiten sind durch die gleiche Entstehungsgeschichte bedingt. Er
beginnt bei der Belsorter Gebirgslücke, fällt steil gegen die Rheinebene
herab und ist im Süden am breitesten und höchsten. Dort erhebt sich der
Sulzer Belchen (1426 m). Die Vogesen bestehen in ihren südlichen
Erhebungen aus Granit- und Gneiskuppen, in den nördlichen Teilen
vorwiegend aus Buntsandstein. Eine wichtige Gebirgslücke ist der Ein-
schnitt von Zabern, durch welche der Rhein-Marue-Kaual und die
Straßbnrg—pariser Eisenbahn führen. Das Gebirge ist weit hinauf
mit prächtigen Buchen- und Tannenwäldern bedeckt; den nördlichen
niedrigeren Teil krönen zahlreiche Burgen. Forstwirtschaft und
Holzhandel ist bedeutend. Die Rheinseite des Wasgenwaldes ist nebst
der angrenzenden Ebene ein wichtiges Wein- und Obstbaugebiet.
Die gewerbliche Tätigkeit ist in den Tälern sehr entwickelt, namentlich
in Baumwollspinnereien und -Webereien.
Seine nördliche Fortsetzung bildet die Haardt mit der Kalmit
(680 m) in der Rheinpfalz, eine breite, von tiefen Tälern zerrissene
Buntsandsteinfläche.
Der dunkelrote Buntsandstein hat meist horizontale Schichtung, ist aber
auch von senkrechten Spalten durchsetzt und liefert gute Quadersteine, die beson-
ders in der Haardt, am Main und am Neckar ausgebeutet und weithin ver-
fruchtet werden. Das Heidelberger Schloß, die Dome von Straßburg, Speier
und Worms und viele andere Bauwerke sind aus Buntsandstein hergestellt.
Die Haardt ist stark bewaldet und fällt mauerartlg zur Vorder-
Pfalz herab. An den in die Rheinebene tretenden Vorhügeln wächst
vorzüglicher Wein. Der westliche Teil der Pfalz, das Westrich,
erstreckt sich bis an das Saarkohlengebiet und ist ein ziemlich unfrucht-
bares Hügelland. Hier liegen die Städte Pirmasens, 38000 E.,
mit bedeuteuder Schuhfabrikation und Zweibrücken, einst die Residenz
wittelsbachischer Fürsten. In der Umgegend wird bedeutende Pferde-
zucht getrieben.
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Das Lothringische Stufenland.
49
ebene im Westen wie das Schwäbische Stufenland im Osten und ge-
hört ebenso wie dieses der Trias an. Auf den Buntsandstein folgt
westlich ein Streifen Muschelkalk, an den sich die Keupersormatiou
anschließt.
2. Der Wasserabfluß erfolgt nach Norden in die Mosel, die
Saar und die Maas.
Die Mosel, der größte linke Nebenfluß des Rheins, kommt
vom Südende des Wasgenwaldes, durchfließt das Lothringer Hügel-
land und strömt in vielen Windungen in einem tiefeingeschnittenen
Tale dem Rheine zu. Ihr größter, auch schiffbarer Nebenfluß ist die
Saar, welche vom mittleren Teile des Wasgenwaldes kommt. Beide
durchfließen auf ihrem Oberlauf waldreiche Landschaften.
3. Das Moseltal hat ein mildes Klima und erzeugt Gemüse,
Obst und Wein. Auf den Hochflächen ist aber das Klima rauher
und der Boden weniger ergiebig. Hier wird Ackerbau und Pferde-
.zucht getrieben. Dagegen hat das Lothringische Stufenland einen
großen Reichtum in seinen Bodenschätzen. Hier befindet sich (in
der südlichen Ecke der Rheinprovinz) das große Kohlengebiet von
Saarbrücken, 105000 E., das drittgrößte Lager Deutschlands (etwa
200 Flöze in der Stärke von ungefähr 130 m zusammen) auf einem
Räume von etwa 1000 qk. Die Kohlen werden namentlich nach
Westdeutschland, Frankreich und der Schweiz verfrachtet. Die Saar-
brückener Kohle besitzt nicht die vorzügliche Heizkraft wie die West-
Mische, sie ist aber sehr geeignet zur Herstellung von Koks (bei ge-
hindertem Zutritt der Luft wird die Steinkohle glühend gemacht). Im
Kohlengebiet ist auch eine bedeutende Industrie entstanden. An
t>en Ausläufern des Saarbrückener Kohlenreviers liegt das bayerische
St. Ingbert.
Über die Steinkohlenlager. Steinkohlenlager bestehen nicht aus
lauter Kohle, sondern immer sind verhältnismäßig dünne Kohlenschichten
O'*—17 in stark), welche man Flöze nennt, zwischen viel mächtigeren Gesteins-
Massen (gewöhnlich Schiefertonen oder Sandsteinen) eingebettet. Die Steinkohlen-
lager find vor Zeiten auf ähnliche Weise entstanden, wie sich noch heute unsere
Flachmoore bilden. Dazu haben allerdings andere Pflanzen das Material ge-
liefert. Aus den Abdrücken der überlagernden Schichten — „des Hangenden"
nach der Bergmannsprache — können wir feststellen, aus welchen Pflanzen die
Steinkohlenlager gebildet wurden. Diese Abdrücke rühren von großen kraut-,
Biedermann, Mitteleuropa. 16. Aufl. A
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Extrahierte Personennamen: Biedermann
Extrahierte Ortsnamen: Schwäbische_Stufenland Rheins Rheine Deutschlands Westdeutschland Frankreich Mitteleuropa
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht.
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zusammen das Reichsland Elsaß-Lothringen und werden von
einem kaiserlichen Statthalter verwaltet. ^
Im tief einschneidenden Moseltal liegt die starke Festung Metz^
mit zahlreicher Besatzung, 68000 E. Sie hat eine schöne Kathedrale.
In der Umgebung von Metz liegen die Orte: Vionville und Mars (ß)
la Tour, Gravelotte und St. Privat, wo am 16. und 18. Aug. 1870
blutige Schlachten geschlagen wurden. Moselabwärts liegt die Festung
Diedenhofen.
B. In Mitteldeutschland.
1. Das Rheinische Schiefergebirge
und die Kölner Bucht.
1. Das Rheinische Schiefergebirge, zu beiden Seiten des
Rheines, ist ein etwa 500 m hohes, mit einzelnen höheren Erhebun-
gen besetztes, teilweise reich bewaldetes Plateau. Es besteht vorwie-
geud aus den unteren Schichten des Devon (Vorkohlenzeit), das sonst
nirgends in Deutschland eine so weite Ausdehnung hat. Das Ge-
stein ist überwiegend ein grauer bis schwarzgrauer Tonschiefer, wo-
her auch der Name Schiefergebirge kommt. Das Klima ist rauh
(schneereiche Winter), der Boden steinig und wenig ertragfähig. Dürftige
Getreidefelder, Heidestrecken und Torfmoore wechseln miteinander ab.
Einen großen Gegensatz zu der rauhen Hochfläche bilden die
eingesenkten Flußtäler. Sie sind infolge der tiefen und vor Win-
den geschützten Lage vorzüglich zu Feld-, Obst- und Weinbau geeignet
und dicht bevölkert.
Die Bewohner des Rheinischen Schiefergebirges sind Franken,
im N. (Sauerland) Niederdeutsche. Am linksrheinischen Schieferge-
birge hat die preußische Rheinprovinz, am rechtsrheinischen Schiefer-
1 Im I. 1552 kamen Metz, Toul und Verdun, 1648 Elsaß zur Hälfte,
in der Revolution der Rest an Frankreich. 1681 wurde Straßburg durch Lud-
wig Xiv. weggenommen.
2 Metz, das schon vorrömische Mediomätrica, nach der Teilung der karo-
lingischen Lande (870) freie deutsche Reichsstadt, wurde im Westfälischen Frie-
den förmlich an Frankreich abgetreten.
4*
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Mitteldeutschland Devon Deutschland Rheinischen_Schiefergebirges Verdun Frankreich Westfälischen_Frie- Frankreich
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht. 55
vrter ist Wiesbaden, 109000 E. (jährlich etwa 180000 Badegäste).
Seine 23 Mineralquellen haben Temperaturen von 40—70° und
enthalten neben andern Mineralien namentlich Kochsalz. Dazu hat
der Ort mit den prachtvollen Kurbauten und Anlagen eine sehr gün-
stige Lage am Südabhang des Taunus.
Hier, im sog. Rheingau (von Biebrich bis Bingen), gedeihen
die edelsten Obst- und Weinsorten dank dem fruchtbaren, kalkhaltigen
Boden, welcher die Wärme gierig aufsaugt, der tiefen und vor kalten
Die Lorelei.
Winden geschützten Lage und der aus dem Rheine aufsteigenden Feuch-
tigkeit. Berühmte Weinorte des Rheingaues sind: Hochheim, Jo-
hannisberg, Rüdesheim, Aßmannshausen. Reste aus der Rö-
merzeit und Burgen des Mittelalters geben dem Taunus noch beson-
dere Reize. Den südwestlichen Teil des Taunus bildet der vielbe-
suchte Niederwald, dessen Höhe das Germaniadenkmal schmückt,
errichtet zur Erinnerung an die Neubegründnng des Deutschen Reiches
1871.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
56
Das Deutsche Reich.
Der Westerwald, zwischen Lahn und Sieg, ähnelt vielfach
der gegenüberliegenden Eifel. Auch hier fiuden sich neben Wäldern
manche Heideflächen und Moore und es herrschen anch hier rauhe
Winde und starke Niederschläge. Er endet im Nw. mit dem Sie-
bengebirge, uuter dessen vulkanischen Kegelbergen (Basalt und Tra-
chyt) besonders der schroff vom Rheine aufragende Drachenfels be-
kannt ist.
Unter der schützenden Lavadecke finden sich an mehreren Stellen
des mittleren Westerwaldes reiche Braunkohlenlager. Früher
von geringerer Bedeutung, sind die Braunkohlen seit Anfertigung der
Briketts ein beliebter Brennstoff geworden. Nordoftwärts von Ko-
blenz birgt der Westerwald auch Lager ausgezeichneter heller Ton-
erde, aus denen Krüge, Töpfe u. a. verfertigt werden. Im nörd-
lichen und im südlichen Westerwald (an der Sieg und an der Lahn)
sind auch bedeutende Eisenlager.
Das Sauerland (d. i. Süderland, von Westfalen aus) zwischen
Sieg und Ruhr, ist wie der Westerwald ein Ausläufer des viel höheren
Rothaargebirges. Das Sauerland ist außerordentlich reich an
Eisen und Steinkohlen.
3. Der Rhcindurchbruch^ durch das Schiefergebirge (zwischen
Bingen und Bonn) gilt als die schönste Talstrecke des Rheines, ja
ganz Deutschlands. Auf beiden Seiten des Flusses steigen die Ufer
steil empor, 100—300 m hoch. Die rebenbekränzten Hügel und tief-
eingeschnittenen Täler zu beiden Seiten des Stromes, stattliche Bnr-
gen und altersgraue Ruinen, welche an das Rittertum des Mittel-
alters erinnern, freundliche Dörfer und alte, turmreiche Städte, die
Inseln des Stromes und der rege Verkehr durch Dampfer, Schlepp-
fchiffe und Ufereisenbahnen, welche nicht selten in langen Tunnels
die Felsvorsprünge durchbrechen — das alles verleiht dem Flusse
große Reize und zieht alljährlich Tausende von Fremden an.^ Von
1 Geistbeck und Engleder 92t. 8.
2 Besonders malerische Punkte sind links: Bingen, dabei der Mäuseturm,
Burg Rheinstein, Bacharach mit Burgruinen in der Nähe, die altertümlichen
Orte Oberwesel, St. Goar, Boppard und Rens (mit dem Königsstuhl); weiter
hinab Schloß Stolzenfels, Koblenz, Andernach, die Mündung des Ahrtales;
rechts: Rüdesheim, die alte Feste Ehrenfels, Aßmannshansen, Canb mit der
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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60
Das Deutsche Reich.
Trier an windet sich die Mosel in vielen Krümmungen durch das
Gebirge. Der Flußlauf von Trier bis Koblenz ist doppelt so lang
als die direkte Entfernung. (Vgl. den Main!) Die Hauptlandstraße
verläuft nicht im Tal, sondern auf der Eifel; auch die Eisenbahn
benützt das Tal nur streckenweise. Der Weinbau ist im Moseltal
mit Schwierigkeiten verbunden, da die Ufer noch steiler und höher
sind als im Rheintal.
Das Lahntal. Die Lahn kommt vom Rothaargebirge. An
ihrem Oberlauf liegen die beiden Universitätsstädte Marburg, 32000
E. (in preußisch Hessen Nassau) und Gießen, 31000 E., im Groß-
Herzogtum Hessen. Im tiefeingeschnittenen unteren Lahntal liegt der
bekannte Badeort Ems.
Die Sieg entspringt nahe der Lahnquelle. An ihrem Oberlauf
liegt Siegen, 27 000 E. Es bildet den Mittelpunkt des eisen-
reichen Siegener Landes (Roteisen- und Spateisenstein). Die Sieg
mündet gegenüber von Bonn.
Die Wupper ist nur eiu kurzer Fluß, aber ihm verdauken
viele Städte ihre Entstehung. Sein starkes, gleichmäßiges Gefäll ver-
anlaßte die Anwohner ihn als Triebkraft zu benützen (für Mühlen,
Hammerwerke, Schleifereien u. dgl.). Später wurde dann die Stein-
kohle des nahen Ruhrkohlenbezirkes verwendet. Im Tal der Wupper
ziehen sich drei Stunden lang die Fabrikstädte Elberfeld-Barmen
hin, zusammen 340000 E., mit Seide-, Leinen- und Baumwollwebe-
reien und Färbereien. Solingen, 51 000 E., Fabrikation von Schwer-
tern, Messern und Scheren. Remscheid, 72000 E., Verfertigung
von Ackerbauwerkzeugen (Sensen, Sicheln) und Schlittschuhen.
Die Ruhr kommt vom Rothaargebirge und durchfließt den
Nordrand des Gebirges. Nirgends trifft man in Deutschland so viele
dichtgedrängt beieinander liegende Städte als im Gebiete der Ruhr.
Sie gehören teils zur Rheinprovinz teils zu Westfalen. Die Ursache
der dichten Bevölkerung ist das Ruhrkohlenlager, das reichste Stein-
kohlenlager des Kontinents (etwa 2000 qkm). Die meisten Zechen
des Ruhrgebietes liefern zur Zeit Fettkohle, welche an Heizkraft alle
andern deutschen Kohlen übertrifft und einen vorzüglichen Koks er-
gibt (s. bei Saarbrücken). Diese Steinkohlenschätze haben eine groß-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Koblenz Main Rheintal Marburg Groß-
Herzogtum_Hessen Bonn Hammerwerke Solingen Remscheid Deutschland Westfalen
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 41
Noch nördlicher, dem Odenwald gegenüber, erstreckt sich das
durch mehrere Täler gegliederte, vielkuppige Nordpfälzer Bergland.
Vulkanische Gesteine, Porphyre und Melaphyre, sind hier vielfach aus
den Brüchen empor gequollen und haben Bergkegel gebildet. Die
höchste Erhebung ist die Porphyrkuppe des Donnersberges^ (690 m).
Zwischen der Haardt und dem Nordpsülzer Bergland ist eine
Einsenkung, welche nach der dort liegenden gewerbtütigen Stadt
Kaiserslautern, 54000 E., auch wohl als Kaiserslauterer Senke
bezeichnet wird. Sie bildet einen alten Verkehrsweg zwischen Rhein-
ebene und Lothringen.
4. Ein Rest der vorzeitlichen alpinen Gletscherwasser ist der
Rheins Der Rhein entsteht am St. Gotthard in der Schweiz und
fließt in nordwärts gerichtetem Lauf in den Bodensee. Bei seinem
Austritt aus ihm nimmt er eine westliche Richtung an, wobei er den
Jura unter Stromschnellen und Wasserfällen durchbricht. Auf seinem
nach Norden gerichteten Mittellauf (von Basel bis Bonn)^ fließt
er durch die Oberrheinische Tiefebene und durchbricht dann (zwischen
Bingen und Bonn) das Rheinische Schiefergebirge in einem engen
Tal. Von Bonn an betritt er die Tiefebene und mündet zuletzt, in
mehrere Arme gespalten, in die Nordsee.
Von den drei Wasserfällen des Rheines von der Aarmündung
bis Basel ist der von Schaafhausen^ am großartigsten. Ungestüm
1 Auf dem Berge Donars ist der merkwürdig gebildete Königsstuhl,
auf dem einst fränkische Könige Recht gesprochen haben sollen.
2 Der Rhein ist von der Quelle bis zur Mündung von Germanen bewohnt
und einer der schönsten und wichtigsten Ströme. Er ist nicht bloß wegen seiner
großenteils reizenden Uferstrecken und der an ihm wachsenden trefflichen Reben
bekannt, sondern er bildet auch eine große, fast ganz schiffbare H andelsstraße
zwischen S. und N. und war der Ausgangspunkt der Kultur für das übrige
Deutschland. Aus den dort angelegten römischen Kastellen erwuchsen später
bedeutende Städte, in denen Handel und Gewerbfleiß zu schönster Blüte ge-
langten. Von hier aus drang deutsche Herrschaft und Sitte nach Osten. Im
Rheingebiet finden sich auch die herrlichsten Schöpfungen der christlichen Bau-
kunst. Er ist durch Dichtuug und Sage verherrlicht.
3 Gewöhnlich bezeichnet man aber die Strecke von Basel bis Bingen als
Oberrhein, die Strecke von Bingen bis Bonn als Mittelrhein, die Strecke
von Bonn bis zur Müudung als Niederrhein.
i Vgl. Wandbild Lehmann Nr. 8.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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46
Das Deutsche Reich.
193000 E., der erste Handelsplatz Badens mit großen Hafenanlagen
und starker Industrie. Mannheim ist eine verhältnismäßig junge Han-
delsstadt. Zu der heutigen Bedeutung hat es sich erst anfgeschwnn-
gen, als der Rhein bis zur Mündung des Neckars, der selber wieder
eine Quelle reichen Verkehrs ist, zu einer guten, 2 m tiefen Fahr-
straße umgeschaffen worden war und die Stadt einen umfangreichen
Rheinhafen mit vorzüglichen Einrichtungen erhalten hatte. Die innere
Stadt ist schachbrettartig erbaut. Am Rhein liegt das umfangreiche
großherzogliche Schloß.
Von Heidelberg führt nordwärts, am Fuße des Odenwaldes
entlang, eine der landschaftlich schönsten Straßen Deutschlands, die
Bergstraße/ nach Darmstadt, 87 000 E., der Hauptstadt des
Großherzogtums Hesseu.
9. Ansiedelungen links des Rheines. Im südlichen Teil der
Tiefebene, im Elsaß, liegen die größeren Städte abseits vom Rhein
an der Jll (früher Ell genannt), welche fast parallel mit dem Rheine
fließt: Mühlhausen im Sundgau, 95000 E., bekannt durch groß-
artige Baumwoll-Webereien und Kattundruckereien.2 Kolmar,
44000 E., ebenfalls lebhafte Gewerbestadt (Baumwoll- und Seiden-
spinnereien). Straßburg,^ 179000 E., starke Festung, Universität,
Sitz des kaiserl. Statthalters, eine bedeutende Industrie- und Han-
delsstadt. Berühmt ist der Straßburger Münster, einer der schönsten
gotischen Dome. Straßburg liegt an der Stelle, wo von altersher
zwei Völkerstraßen sich kreuzten. Die eine führt durch die Ebeue
nordwärts nach Mainz und über Frankfurt a. M. nach Mittel- und
Norddeutschland, südwärts durch die Burgundische Psorte ins Rhone-
tal zum Mittelländischen Meere. Die andere, die alte Römerstraße,
1 Auf der einen Seite sind die obst- und weinreichen, mit Burgruinen ge-
krönten Abhänge des Odenwaldes, auf der andern ist die fruchtbare Rheinebene.
2 Kattun (vom arab. Koton, Baumwolle) ist ein leinwandartig ge-
webtes, steif und glänzend zubereitetes Baumwollenzeug.
3 Die Stadt war unter dem Namen Argentoratum ein Waffenplatz der
Römer, seit dem 3. Jahrhunderl Bistum, dann Kaiserpfalz, später eine der
blühendsten deutschen Reichsstädte. Dort lebten berühmte Männer (Gottfried-
von Straßburg, Tauler, Fischart :c.); Erfindung der Buchdruckerkunst (Gilten^
berg f 1468).
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 47
führte von Gallien nach den Kastellen an der Donau (Nancy-
Paß von Zabern—straßburg —Pforzheim—ulm). In der Ebene war
nur hier die Reihe der Sümpfe durch ein festes Ufer unterbrochen und
ein passender Übergang ermöglicht. Zu diesen Verkehrswegen (heute
zahlreiche Eisenbahnen und zwei Kanäle, Rheiwrhone- und Rhein-
Marne-Kanal) kam in neuerer Zeit noch eine Durchquerung des
Schwarzwaldes, die Schwarzwaldbahn. Durch Anlegung der neuen
Befestigung ist das Stadtgebiet auf das Doppelte erweitert und mit
schönen Gebäuden bereichert worden.
Weiter nordwärts, in der Pfalz, schiebt sich höher gelegenes-
Land bis ans Ufer, weshalb sich hier mehrere Städte am Flusse
selber bilden konnten: Germersheim, eine Festung zum Schutze des
Rheinüberganges, Speier/ 23000 E., die ehrwürdige Hauptstadt
des Kreises. Der Dom (gegründet 1030) ist eine der größten und*
schönsten romanischen Kirchen (8 deutsche Kaiser ruhen in seinen Ge-
wölben). Ludwigshafen a. Rh.,^ 83000 E., ist eine neuere Stadt
und der wichtigste bayerische Rheinhafen, ein Hauptknotenpunkt der
pfälzischen Eisenbahnen. Es hat bedeutende Fabriken, namentlich die
größte chemische Fabrik der Welt (Anilin und Soda).
Weiter flußabwärts liegt (in Hessen) das alte, gewerbetätige
Worms, 47 000 E., die einstige Hauptstadt der Burgunder. Sein
Dom ist einer der schönsten romanischen Bauten. Lutherdenkmal.
Am Fuße der Haardt liegen die ehemalige Bundesfestung Landau
i. Pf. und die Weinorte: Neustadt a. d. Haardt, Mittelpunkt des
pfälzischen Weinhandels, Deidesheim, Dürkheim.
10. Das Nordende der Oberrheinischen Tiefebene. Der nörd-
liche Teil der Oberrheinischen Tiefebene, das Mainz - Frankfurter
Becken, einschließlich der Wetterau, ist gleichfalls ausgezeichnet durch.
fruchtbaren Boden, sehr mildes Klima und landschaftliche Schönheit.
In ihm vereinigen sich auch zahlreiche Verkehrswege, vor allem die-
jenigen, welche dem Rhein und dem Maine folgen.
Mainz, 111000 E., an der Mündung des Maines in den
1 Schon Römerstadt, frühzeitig (610) Bistum, dann bedeutende Handels-
und Reichsstadt, 1689 von den Franzosen niedergebrannt.
^ Einst eine Rheinschanze und Brückenkopf der Festung Mannheim, von
Ludwig I. angelegt.
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