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1. Theil 2 - S. 10

1867 - Breslau : Max
8 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutschland. sie aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und mach- ten Pavia zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die Lombardei genannt. Alboin war ein roher Mensch. Er hatte, ehe er nach Italien gekommen war, einen König der Gepiden in Ungarn, Kunimund, erschlagen und aus dessen Schädel sich ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tafel bediente. Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne Rosamunda, seine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen, ge- lobte jedoch im Stillen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen. Und das that sie auch. Sie beredete seinen Schildträger, ihn zu ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rosa- munda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statt- halter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte zwar dem Helmichis die Ehe versprochen, da aber der Statthalter um ihre Hand warb, wollte sie sich von Helmichis losmachen und reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher erst halb geleert, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens sollst du mit mir sterben!" rief er zornglühend, zog das Schwert und zwang Rosamunden, den Rest zu leeren. So starben beide Uebelthäter. 53. Sitten, Sprache, Gesetze und Religion der deutschen Völker. Ein großer Theil der deutschen Stämme war zur Zeit der Völkerwanderung nach freniden Ländern gewandert und hatte hier zum Theil fremde Sitten angenommen. Nur die in Deutschland zurückgebliebenen bewahrten treu die von den Vorfahren ererbten Gesetze, Gewohnheiten und Sprache. Die bedeutendsten derselben waren unstreitig die Franken, die am Niederrheine wohnten und Weiberstuben an den Spinnrocken zurückkehren — eine Anspielung auf ferne kleine, unmännliche Gestatt. Da habe der gereizte Plann ausgerufen: „Nun wohl! so will ich ihr denn einen Faden spinnen, an dem sie genug zu wickeln haben soll!" Und nun seien die Langobarden durch ihn zu einem Einfall in Iralien berufen worden.

2. Theil 2 - S. 11

1867 - Breslau : Max
Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen. 9 immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten: ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch- land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die- sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai- ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen- den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche, wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über- setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten. Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen. Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über. Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks- versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel, oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen: einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts- würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun

3. Theil 2 - S. 20

1867 - Breslau : Max
18 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. ließ, während der andere sich selbst töbtete, und den vierten mit einem Stückchen Land (Gens) abgefunden. Um nun einen Vor- wand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der Chlotilde, der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs. Chlotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der An- trag dem Gundobald, aber er fürchtete sich, den Chlodwig zu erzürnen und willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der Reise, um sich an Gundobald zu rächen, alle burgundische Oerter, durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die Mitgift seiner Frau; Gundobald schickte sie mit Ingrimm. Bald darauf gab es für Chlodwig ein neues Geschäft. Die oben erwähnten Alemannen, die theils im jetzigen Baden und Würtemberg, theils in der westlichen Schweiz, theils auf dem lin- ken Rheinufer wohnten, hatten sich ausgemacht und waren, den Rhein abwärts ziehend, bis Cöln vorgedrungen, wo auch ein fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog seinem Vetter zu Hülfe. Es kam zur Schlacht bei Zülpich, zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in der höchsten Roth, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen: „Wenn chu mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben und mich aus deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlod- wig taufen. Der Bischof von Rheims, der heilige Remigius, verrichtete in der Domkirche dieser Stadt die feierliche Handlung, die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder ver- herrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König salben wollte, war kein Oel da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte, nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen trug, welches sie dem Bischof darreichte. Das darin enthaltene Oel verbreitete in der ganzen Kirche einen herrlichen Geruch, und man ging damit so sparsam um, daß es bis zur französischen Revolution gereicht hat, durch welche erst das Gefäß seinen Untergang gefunden.

4. Theil 2 - S. 28

1867 - Breslau : Max
26 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. Jene Reise des Papstes nach Frankreich war sehr erfolgreich; Pipin nämlich zog über die Alpen, zwang die Langobarden, den Papst in Ruhe zu lassen, und nahm ihnen zugleich Das, was sie erobert hatten, Ravenna und die Umgegend, wieder ab. Dieser District batte bisher dem griechischen Kaiser gehört. Pipin, der nicht gesonnen war, das Land dem bisherigen Besitzer wiederzu- geben, es aber auch wegen der Entfernung des Reichs nicht selbst behalten mochte, schenkte es dem heiligen Petrus, also der Kirche, und setzte den Papst zum Verwalter desselben ein. Späterhin haben die Päpste behauptet, daß sie Herren dieses Landes wä- ren, und so ist nach und nach der jetzige Kirchenstaat daraus erwachsen. Als Karls Vater, Pipin, 768 starb, war er erst 26 Jahre alt; aber er griff die Geschäfte gleich mit solcher Geschicklichkeit an, als wenn er im Regieren schon grau geworden wäre. Das ist öfters den großen Männern eigen, die zu hohen. Dingen bestimmt sind, daß sie sich ohne vorhergegangene Uebung gleich in ihre Lage zu finden wissen. Rur die drei ersten Jahre re- gierte er mit seinem Bruder Karlmann; dann starb dieser, und überließ dadurch Karln das ganze große Reich, welches damals fast ganz Frankreich und den ganzen westlichen Theil von Deutsch- land umfaßte. Es ist zu bedauern, daß Karl, dessen Gemüth keineswegs zum Kriegführen geneigt war, doch fast sein ganzes Leben hin- durch Krieg führen mußte. Am meisten machten ihm die Sach- sen zu schaffen. Zweiunddreißig Jahre dauerte der Krieg mit diesem damals noch heidnischen und wilden Volke, dessen Bund alle Landschaften vom Niederrhein bis zur Elbe, vom Harze und Weser, der Werra und Fulda und dem Westerwalde bis zur Nord- see und Eider umfaßte. Drei oder vier große Abtheilungen die- ses sächsischen Bundes hatten sich nach und nach in ihm heraus- gebildet, deren jede ein unabhängiger Staat, und für Angriff und Vertheidigung nach außen mit den andern verbündet war. Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Vol- kes fast unverändert erhalten. Eine demokratische Verfassung mit Wahlsürsten, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit sei- ner Sage und Poesie bestand noch in^ voller Blüthe, als der fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her an- griff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an

5. Theil 2 - S. 29

1867 - Breslau : Max
Karl der Große. 27 der Weser zu erobern, darauf auch die Er es bürg, einen heili- gen und mit Mauern und Wällen befriedeten Göttersitz. (Der Kriegsgott, der bei den Sachsen Ere hieß, wurde hier verehrt.) — Nicht weit davon lag gleichfalls an umfriedetem, befestigtem Orte ein anderes Nationalheiligthum, die Ir minsul (die große Säule), die mit der größten Ehrfurcht und heiliger Scheu von dem Volke wohl als Symbol des Götterbaums, der Esche Igg- drasil der scandinavischen Germanen, angesehen ward. In Eres- burg wurde an der Stelle des heidnischen Heiligthums eine christ- liche Kirche dem Apostel Petrus, dem Lieblings-Heiligen der Zeit gewidmet, hier und an andern Orten Priester zurückgelassen, welche als Missionäre wirken sollten. Aber es fehlte viel, daß ein einziger Feldzug hingereicht hätte, um den Freiheitssinn der Sachsen zu brechen. Sobald Karl den Rucken wendete, brachen sie den ihnen aufgezwungenen Frieden, namentlich von Widekind, dem Feldherrn der Westfalen auf- gereizt, bis endlich die großen von den Franken im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase erfochtenen Siege, so wie die un- aufhörlichen Verwüstungen des Landes, welche durch ständige fränkische Besatzungen möglich geworden waren, viele der Edel- sten, darunter auch Widekind bestimmten, sich zu unterwerfen und taufen zu lassen. An Widekind ward die Taufe 785 zu Attigny vollzogen.*) Jetzt wurden unter Zustimmung sächsischer Abgeordneten die Zu- stände des Landes geordnet; nämlich Grafen für bestimmte Lan- desabtheilungen ernannt, welche im Namen des Königs zu Ge- richt saßen; eine Anzahl Bisthümer errichtet: Osnabrück, Münster, Verden, Bremen, Minden, Paderborn, Halberstadt, Hildesheim und strenge Verbote gegen allen öffentlichen und geheimen Götzen- dienst erlassen. Auch die Langobarden unterjochte Karl. Damals war Desiderius König der Langobarden. Dessen Tochter hatte Karl schon als Prinz zur Frau genommen, bald aber wieder zurück- geschickt, weil sie ihm zuwider war. Daß Desiderius darüber grollte, läßt sich denken. Dazu kam, daß Karlmanns Wittwe, die ihrem Schwager nicht traute, mit ihren Söhnen zu Desider ge- flohen war. Gegen den mächtigen Karl wagte er nicht geradezu *) Seine Gebeine werden in einem Kasten in der Kirche von Enger, Reg.- Bezirk Minden, aufbewahrt.

6. Theil 2 - S. 33

1867 - Breslau : Max
Karl der Große. 31 Baiern-Herzog Thassilo vor den Reichstag zu Worms und sandte, als er sich weigerte zu erscheinen, drei starke Heeres- säulen gegen ihn ab. Thassilo überrascht und rathlos, unter- warf sich. Aber schon 788 wurde er vor die Reichsversammlung zu Ingelheim bei Mainz geladen, um sich wegen eines ver- rätherischen Einverständnisses mit den Avaren zu vertheidigen; da es ihm nicht gelang, wurde er abgesetzt und mit den Seini- gen in ein Kloster gesteckt, Baiern aber nach fränkischer Weise eingerichtet. Gegen die oben erwähnten Avaren, die slavischen Nachbarn der Sachsen, wurde in den Jahren 791 — 798 ge- stritten. Karls Sohn, Pipin, erstürmte das befestigte Hoflager des avarischen Chans, den berühmten „Ring der Avaren", wo- selbst sich eine unermeßliche Beute vorfand; eine dauernde Un- terwerfung der mittlern und untern Donaugegenden aber ward doch nicht erreicht. Karl ist mehrmals in Rom gewesen; es gefiel ihm dort ganz vorzüglich; kein Wunder, da die Städte in Deutschland und Frankreich damals noch höchst elend gewesen sein mögen. Keine seiner Reisen dahin war aber von so wichtigen Folgen, wie die im Jahre 800. Die Veranlassung war folgende: Karl war eben in Paderborn, als päpstliche Boten zu ihm kamen und ihm den Papst Leo — Hadrian war vier Jahre vorher gestor- den — anmeldeten. Sie erzählten, bei einer Procession sei er von seinen Widersachern überfallen, fortgeschleppt, geschlagen und aufs äußerste gemißhandelt worden und fast nur durch ein Wunder dem Tode entgangen. Ein treuer Herzog habe ihn nach Spoleto gerettet, und jetzt komme er selbst, um den großen Karl um Hülfe anzuflehen. Karl empfing den heiligen Vater in Paderborn nach seiner frommen Weise mit großer Ehrer- bietung. „Ehre sei Gott in der Höhe!" rief Leo dem Könige und der versammelten Menge zu; viele tausend Stimmen riefen Amen; alle Anwesende fielen andächtig nieder und empfingen den Segen. Nun ward Leo am Hofe herrlich bewirthet und endlich ehrenvoll nach Rom zurückgesandt. Nächstes Jahr, so versprach Karl, wolle er selbst hinkommen und die Frevler be- strafen. Er kam auch und hatte hier eine angenehme Ueberraschung, wenn es ihm wirklich eine solche war. Als er nämlich am Weihnachtstage in der Peterskirche andächtig vor dem Altare gekniet und gebetet hatte und eben wieder aufstehen wollte, setzte

7. Theil 2 - S. 50

1867 - Breslau : Max
48 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. er gerade im Harze auf dem Vogelfänge war, als die Gesandten der Wahlversammlung ihm die Nachricht brachten, daß er gewählt sei. Er heißt auch wohl der Vogelsteller oder Finkler, rich- tiger aber und würdiger der Städte grün der. Ein tüchtiger, kräftiger Mann, wohl werth, ein deutscher Kaiser zu sein, von männlich schöner Gestalt und angenehmem Wesen, dabei von un- bezwinglichem Muthe und großer Beharrlichkeit. Wenn er jagte, so ließ er nicht eher ab, bis er eine Menge Hirsche, Eber und Bären mit eigener Hand erlegt hatte; eben so war er auch im Kriege unermüdlich, und allen seinen schönen Eigenschaften setzte er durch eine reine Gottesfurcht und Frömmigkeit die Krone auf. Unter seinen vielen Thaten ist keine merkwürdiger, als die Bezwingung der wilden Ungern. In Ungarn, wo vor Zeiten die Hunnen*) gehaust, hatte sich seit kurzer Zeit ein rohes, krie- gerisches Volk, die Ungern oder Magyaren, iliedergelassen, wel- ches vermuthlich vom Kaukasus hergezogen war. Arpad war ihr Führer gewesen. Im höchsten Grade raubsüchtig, war es mit feinen neuen Wohnsitzen nicht zufrieden, sondern machte unauf- hörliche Einfälle in Deutschland, Italien, Frankreich und Griechen- land, führte unermeßliche Beute und Gefangene, besonders Wei- der und Kinder, mit sich fort und beging die abscheulichsten Grau- samkeiten. Es war nichts Seltenes, daß sich die Ungern der Leichen der erschlagenen Feinde als Sitze oder. als Eßtische be- dienten und einander vom Blute der Feinde zutranken. Und was diese Leute so gefährlich machte, war, daß man ihnen so schwer beikommen konnte; denn fast alle Jahre erschienen sie in einer andern Gegend. Schnell waren sie da, und ehe man Kriegs- leute gegen sie zusammengezogen hatte, waren sie aus ihren klei- nen raschen Pferden auch schon wieder mit der gemachten Beute und den Gefangenen weiter gezogen. Sie waren eine große Land- plage für unser Vaterland. Wie mancher Deutscher mußte es mit ansehen, wie sein Weib und seine Kinder ihm unter vielen Schlägen weggeführt wurden, ohne die Hoffnnng zu haben, sie je wieder zu sehen! Die Weiber» wurden mit den langen Haaren aneinander gebunden und dann mit Peitschenhieben nach Ungarn in die Sklaverei getrieben. Auch unter Heinrich dem Vogler machten diese Ungern Ein- *) Die Hunnen waren bald nach Attila's Zeit von den Gepiden nach Asien zurückgetrieben worden.

8. Theil 2 - S. 51

1867 - Breslau : Max
Heinrich der Städtegründer. 49 fülle in Sachsen, verheerten das ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten die Menschen und trieben andern greulichen Unfug; und wenn Heinrich seine Mannen gegen sie führte, so halten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für des- ser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen neunjährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre benutzte er nun herrlich, theils seine Leute im Kriege ge- gen die in der jetzigen Mark und in Sachsen wohnenden slavi- schen Völker, an deren Grenzen er Brandenburg befestigte und das Schloß Meißen erbaute, zu üben, sie in Reihe und Glied streiten zu lassen, theils die Städte seines Landes mit Mauern zu umgeben. Er wird daher der Stüdteerbauer genannt. Auch legte er viele neue Schlösser und Städte an. Damit nun diese bevölkert würden, befahl er, daß von den Landbewohnern immer der neunte Mann nach der Stadt zöge und da für hin- längliche Wohnungen sorgte, damit, wenn die Ungern einmal wiederkämen, die andern acht mit ihren Sachen hineinfliehen könnten. Dafür mußten sie aber auch dem Stadtbewohner den dritten Theil ihres Kornes geben, welches er theils für sich ge- brauchte, theils für den Nothsall für Alle aufbewahrte. Eine treffliche Einrichtung! Dadurch ist Heinrich recht eigentlich der Stifter des Bürgerstandes geworden. Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sach- sen zu einer großen Volksversammlung. „Jetzt ist", sprach er, „das Reich beruhigt; nur die Ungern sind noch unbezwungen. Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu be- reichern, nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun. daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" Da rief das Volk laut, es begehre, daß das Geld dem heiligen Gotte geweiht werde. Es hob die Hände gen Himmel und gelobte dem Könige treuen Bei- stand. Nun kamen die Gesandten der Ungern und verlangten den Tribut. Aber Heinrich gab ihnen einen räudigen Hund, dem Ohren und Schwanz verstümmelt waren, mit dem Beifügen: wenn die Ungern einen andern Zins begehrten, so möchten sie ihn Weltgeschichte fiir Töchter. Ii. 14. Äufl. 4

9. Theil 2 - S. 52

1867 - Breslau : Max
50 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. mit den Schwertern holen.*) Drohend gingen die Boten fort. Im Frühjahr 933 erschien ein ungeheueres Heer Ungern. Der Schrecken ging vor ihnen her; sie verwüsteten und verbrannten alle Felder und Oerter, die sie erreichten. Viele Männer wur- den ermordet, Weiber und Kinder als Sklaven mitgeführt. So kamen sie in die Gegend von Merseburg; hier, glaubten sie, sei ein Schatz verwahrt. Heinrich eilte schnell herbei mit allen Mannen, die er beisammen hatte, und lagerte sich auf einem Hügel, von welchem er mehrere Tage in das Blachfeld, wo die Ungern im Lager standen, hinabstieg, um seine Leute an den An- blick der wilden Krieger zu gewöhnen. Ehe er die Schlacht wagte, schickte er eine Reiterschaar in einen hohlen Weg in die Seite der Ungern, um von da zur rechten Zeit hervorzubrechen. Nun sammelte er alle Mannen um sich, ermahnte sie, auf die göttliche Hülse zu vertrauen; dort, sagte er, stehe der gemeinsame Feind; das Vaterland fordere Rache; männlicher Muth werde sicherlich über die Wildheit des Feindes siegen. Mit Vertrauen blickte das Heer auf zu dem Bilde des Engels aus der hochflatternden Reichsfahne und hin auf den König, der, vor Allen hervorragend, sie in das Feld hinabführte. Als er nun dicht vor dem Feinde stand, betete er — und das ganze Heer mit ihm — noch einmal zu Gott um Sieg, gab das Feldgeschrei: „Herr, erbarme dich!" und nun ließ er einbrechen. Zugleich stürzten die im Hohlwege verborgenen Reiter hervor in den Rücken der Ungern, die zu- letzt, an Allem verzweifelnd, sich zur schleunigen Flucht wandten. Die wenigsten sahen ihr Vaterland wieder; viele wurden in der Schlacht, Viele auf der Flucht von den aufgebrachten Bauern erschlagen. In ihrem verlassenen Lager fand man die ganze Schaar der zusammengebundenen Weiber und Kinder, die nun *) Recht naiv drückt sich darüber eine Chronik aus dem 15. Jahrhundert in dem damals gebräuchlichen Dialekt aus: „Do zcogin dy Ungirn in Doringen unde vordirtin jerlichen zcinß von den Doringin, unde von den andern Dutz- schin. Do sante Konnig Henrich en zcu zcinse eynen schebcchtin Hunt, deine wa- rin dy orin unde der zcagil abegesnetin, unde enpod en, wer eynen andirn zcinß von den Doringin habin Wolde, das her queme, unde holete en, wanne her wolde." D. i.: „Da zogen die Ungern nach Thüringen, und forderten den jährlichen Zins von den Thüringern und von den andern Deutschen. Da sandte König Heinrich ihnen zum Zins'einen schäbichten Hund, dem waren die Ohren und der Schwanz abgeschnitten, und entbot ihnen, wer einen andern Zins von den Thüringern haben wollte, daß er käme und holte ihn, wann er wollte."

10. Theil 2 - S. 84

1867 - Breslau : Max
82 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Schlacht, in welcher Heinrich selbst Proben eines großen Helden- muthes gab und, auf einem wilden Schlachtroß reitend, viele Feinde mit eigener Hand niederhieb, eine große Niederlage. Dies geschah bei Langensalza in Thüringen an der Unstrut (1075). Er drang mit seinen Franken ins Sachsenland ein und verheerte es so, daß die Sachsen sich zu unterwerfen versprachen. Heinrich befahl den Häuptern, bei Sondershausen sich einzufinden. Hier erschienen sie in großer Zahl, auch die Bischöfe, in Demuth, barhaupt und barfuß, und Heinrich hatte seine Franken dazu versammelt, damit sie Zeuge der Demüthigung sein sollten. Daitn ließ er, gegen sein ausdrückliches Wort, die sächsischen Großen greifen und gefangen setzen. Da walldten sie sich denn in ihrer großen Noth nach Rom an den Papst Gregor Vii., der damals gerade schon mit Heinrich in großer Spannung lebte. Heinrich, aufgeblasen durch seinen Sieg, empfing alle Warnungen Gregors mit Spott und Hohn, antwortete aus seine Ermahnungen gar nicht oder mit schnöden Worten und ahnete das schwere Ungewitter nicht, das sich setzt über seinem sorglosen Haupte zusammenzog. Da erschienen plötzlich päpstliche Legaten (Ge- sandte) vor ihm, die ihnl vom Papste die ernstliche Weisung brachten, sich binnen 60 Tagen in Rom vor einer geistlichen Versammlung einzufinden, um von den gegen ihn angebrachten Beschuldigungen Rechenschaft abzulegen; widrigenfalls würde er an demselben Tage mit dem apostolischen Fluche aus der Kirchen- gemeinschaft gestoßen werden. Heinrich war erstaunt und erzürnt über die Anmaßung des Papstes, einen deutschen König nach Rom zu citiren. Er sagte die Legaten mit Schimpf von dannen, berief die deutschen Bischöfe nach Wornis und hatte die Freude, daß diese Kirchen- versammlung die Absetzung über den Papst anssprach. Heinrich unterschrieb mit fröhlichem Herzen und dachte nun aller Gefahren überhoben zu sein. Sein Vater hatte sa auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und Gregor kein gewöhnlicher Papst sei. Das Absetzungsschreiben schickte er nun durch einen muthvollen Gesandten mit einem scharfen Briefe nach Rom, wo eben Gregor die angekündigte Versammlung hal- ten wollte. Was der königliche Gesandte bringe, wußte noch Keiner; auch brachte Keiner ein Wort von ihm heraus, bis die Versammlung zusammentrat. Hier saß Gregor im päpstlichen Ornate auf seinem erhabenen Stuhle, um ihn herum die Cardi-
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