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zu. Es war Winter, aber die wilden Männer waren der Kälte
so gewohnt, daß sie ungescheut über die Eisberge stiegen, und
auf ihren Schilden, wie zum Vergnügen, die ungeheuren Felsen
hinabglitten. So kamen sie in Italien an; aber statt nun schnell
-auf Rom loszugehen — es wäre verloren gewesen, — ließen
sie sich die Früchte des schönen Landes gut schmecken, labten
sich an seinem Weine, erquickten sich in warmen Bädern, und
genossen das ungewohnte Vergnügen, in Häusern zu wohnen.
Dadurch gewann Marius Zeit heranzukommen. Sobald er er-
schien, fuhren sie auf aus ihrem Schlafe, und Abgesandte baten
ihn um Land für sich und ihre Brüder. „Welche Brüder meint
ihr?" fragte er. Sie antworteten: „die Teutonen." — „De-
nen," erwiederte er, „ist schon Land angewiesen, welches sie
nimmer verlassen werden." — Die Gesandten tadelten ihn we-
gen des Spottes; zeitig genug, meinten sie, würden die Teuto-
nen herankommen, und ihn eben so besiegen, wie jetzt die Cimbern.
„Meint ihr?" sprach Marius; „nun. die Teutonen sind schon
da, und cs wäre nicht schön, euch eher ziehen zu lassen, ehe
ihr eure Brüder begrüßt hättet." — Er winkte, und man
brachte in Fesseln den Teutoboch und die andern Teutonenführer
herein. Da bemächtigte sich Wuth und Rachgefühl der Cim-
bern, und B ojo rix, ihr Anführer, forderte vom Marius, Ort
und Tag zur Schlacht zu bestimmen. So war es bet den
Deutschen Gebrauch. Marius bestimmte den dritten Tag und
das Gefilde bei Vercelli. Die Cimbern wurden besiegt, so
tapfer sie auch stritten. Die Vordersten hatten sich mit den
Gürteln an einander gekettet, konnten also nicht fliehen, und
wurden in Reihe und Glied erschlagen. Als die Römer die
Fliehenden verfolgten, und bis zur Wagenburg kamen, sahen
sie ein seltsames Schauspiel. Auf den Wagen standen die Wei-
der der Cimbern in schwarzer Trauerkleidung, bewaffnet, und
hieben auf die fliehenden Männer los. Dann erhob sich ein
wüthender Kampf zwischen ihnen und den Römern, die einen
schweren Stand gegen diese Amazonen hatten, die von den Wa-
gen wie von Thürmen herab stritten. Da Marius ihnen die
begehrte Freiheit nicht bewilligen wollte, erwürgten sie ihre
Kinder, und warfen sie unter den Huf der Thiere. Dann töd-
tete Eine die Andere; viele erdrosselten sich mit ihrem eigenen
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius
204
deckt sah, „und ich bin gänzlich verloren!" Nun aber wurde
Fabricius Consul, und griff die Sache gleich thatiger an. Gewiß
hatte auch nun Pyrrhus unterlegen, wäre er nicht den Römern
immer sorgfältig ausgewichen. Einmal erhielt Fabricius einen Brief
von unbekannter Hand; er war von dem Leibarzte des Königs,
der ihm ganz insgeheim meldete, er sey bereit, dem Pyrrhus
ein Pülverchen beizubringen, wenn ihm die Römer dafür eine
gute Belohnung gaben. Sogleich packte Fabricius den Brief
wieder zusammen, und schickte ihn gerades Weges an den Kö-
nig. Wie erschrak dieser, als er seinen Inhalt las! Aber voll
Verwunderung rief er aus: „Was ist Fabricius für ein Mann!
Eher würde die Sonne aus ihrer Bahn treten, als dieser Mann
vom Wege der Redlichkeit weichen!" Ein herrliches Lob, beson-
ders aus dem Munde eines Feindes! — Der Arzt wurde, wie
er es verdient hatte, hingerichtet.
Späterhin kam es zu einer dritten Schlacht, die Pyrrhus
— verlor. Denn die Römer hatten gemerkt, daß die Elephan-
ten sich vor dem Feuer fürchteten, und daher eine Maschine
erfunden, womit sie eine Art großer Wurfspieße schleuderten,
die hohl und inwendig mit Pech und andern brennbaren Stof-
fen angefüllt waren. Sobald es nun zum Treffen kam, flog
ein ganzer Hagel davon auf die Elephanten; die Pfeile blieben
mit den vorn angebrachten Widerhaken in der Haut der Thiere
hangen, und diese wurden scheu, machten gleich rechts um, und
liefen unter die eigenen Leute des Pyrrhus, unter denen sie eine
gräuliche Verwirrung anrichteten. Nun verlor Pyrrhus alle
Hoffnung, je mit den Römern fertig zu werden, und ging ei-
ligst nach Epirus zurück; ist auch nie wieder gekommen. Und
Tarents Das ist doch gewiß recht hart gezüchtigt worden? —
Keineswegs! Die Römer wollten die Einwohner nicht zu sehr
reizen, und hatten doch im Grunde sich hier nicht behaupten
können, da Tarent von der Seeseite her leicht fremde Hülfe
erhalten konnte. Sie begnügten sich daher, die Stadt zur Ue-
bergabe zu zwingen, und ließen ihr die Freiheit.
Aber man glaube ja nicht, daß Rom nun etwa Frieden
gehabt hatte. Ehe noch ein Krieg beendigt war, war ein an-
drer immer schon wieder ausgebrochen, und in den 1200 Jahren,
die das römische Reich dauerte, ist nur drei Mal ein kurzer
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£10
Talenten zum Feldherrn, den Hannibal. Er war der Sohn
eines Feldherrn, des Hamilkar Barkas, der sich im ersten
Kriege gegen die Römer ganz besonders ausgezeichnet, und mit
Thranen den Frieden hatte unterschreiben sehen. Als er nach
dem Frieden von Karthago nach Spanien überging, hatte ihn
sein Sohn Hannibal flehentlich gebeten, ihn doch mitzunehmen.
„Gut!" sagte der Vater, „aber komm erst in die Kapelle, und
schwöre, daß du, wenn du Mann seyn wirst, ein ewiger Feind
der Römer bleiben willst." — Der Knabe kniete nieder, umfaßte
den Altar, schwor, und hat zeitlebens seinen Schwur gehalten.
Aber zu diesem Hasse gegen Rom kamen die allerseltensten
Gaben, wie sie sich nicht leicht bei Einem Manne beisammen
finden. Er war ein Mann von schönem, gebieterischen Ansehen,
dem die Hoheit und Ueberlegenheit wie auf die Stirne geschrie-
den war. In der Schlacht schwebte sein Adlerblick über der
Schlachtordnung, und nicht der kleinste Fehler der Feinde ent-
ging ihm. Dabei hatte er einen ausdauernden, abgehärteten
Körper; Frost und Hitze, Hunger und Durst, und die allerer-
müdcndsten Marsche erduldete er mit einer Leichtigkeit, als wenn
das so seyn müßte. Keine Schwierigkeit schien ihm zu groß,
daß sie nicht überwunden werden könnte. An ihn sahen seine
Soldaten mit eben so viel Liebe als Vertrauen hinauf; denn er
sprach mit Jedem freundlich, sorgte für Jeden, und sie wußten,
daß ihm der Sieg nicht fehlen konnte. Es schien als wäre ein
neuer Alexander aufgcstanden.
Jetzt stand er in Spanien, und die Römer dachten nicht
anders, als daß er sich mit seinen Soldaten in Schiffe setzen,
quer über das mittelländische Meer fahren, und etwa bei Rom
landen, oder vielleicht nach Sicilien gehen würde. Deßhalb
schickten sie auch geschwind den einen Consul nach Sicilien, wah-
rend der andre an der italienischen Küste stand, und immer über
das Meer hinschaute, ob nicht bald die karthagischen Wimpel
sich zeigen würden. Aber wer nicht kam, war Hannibal. Da-
gegen erfuhren sie plötzlich, daß er zu Lande, über die Pyrenäen
und Alpen, nach Italien gekommen sey. Wirklich war der kühne
Held mit etwa 60,000 Mann, lauter Kerntruppen, und 37
Elephanten von Spanien aufgebrochen, über ^ie beschneiten und
damals noch unwegsamen Pyrenäen gegangen, und langte an
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Hannibal Alexander Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Spanien Spanien Rom Sicilien Sicilien Italien Spanien
212
bei jedem Schritte weiterzugehen sich sträubten. Wahrlich, Hanni-
bal ist zu bewundern, daß er dennoch den Uebergang versuchte,
und noch mehr, daß er ihn wirklich glücklich durchführte.
Nach 9 Lagen eines äußerst mühseligen Marsches erreichte
man die Spitze des Gebirges. *) Ungeachtet hier Alles mit tie-
fem Schnee bedeckt war, mußte man doch zwei Tage rasten,
um sich etwas zu erholen. Von hier zeigte Hannibal den schon
ganz muthlosen Soldaten die herrlich grünen Gefilde des obern
Italiens. ,,Seht!" sprach er, ,,das ist Alles euer, wenn ihr
willig noch die kleine Mühe des Hinuntersteigens überwunden
habt. Dorthin liegt Rom, die reiche Hauptstadt; bald werden
wir vor ihr stehen." — Diese Worte thaten Wunder. Die
Soldaten vergaßen alle überstandenen Leiden und die schneeigen
Gipfel, auf denen sie standen, und dachten nur an die Herr-
lichkeiten Italiens. Aber so ganz leicht war das Hinunterstei-
gen nicht, wie sie es sich gedacht hatten. Der Weg wurde zu-
weilen so steil, daß kaum die Menschen durch Anhalten an Ge-
straucher sich hinunterwinden konnten, die Pferde und Elcphan-
tcn aber Hinunterrutschen mußten; und einmal gähnte ihnen ein
fürchterlicher Abgrund von einigen 1000 Fuß Tiefe entgegen.
Was war zu thun? Zurück konnte man doch einmal nicht. Da
ließ Hannibal einen Schneckenweg durch die Felsen hindurch-
hauen, was wieder entsetzliche Arbeit verursachte. Endlich nach
15 Tagen hatten die ausharrenden Karthager das hohe Gebirge
glücklich hinter sich» und Italien lag vor ihnen. Aber wie ge-
schmolzen war nicht das schöne Heer! Kaum die Hälfte war noch
übrig, und von allen Elephanten war nur ein einziger glücklich
über das Gebirge gekommen. Die Römer, nicht wenig er-
schrocken über die unvermuthete Erscheinung der Karthager da,
wo kein Mensch sie erwartet hatte, schickten ihnen geschwind ein
Heer entgegen; aber es wurde geschlagen. Ein zweites hatte
dasselbe Schicksal, und ein drittes erhielt eine noch größere Nie-
derlage. Dabei war Hannibal immer nach Rom gerückt, und
stand schon im heutigen Toscana. In Rom war indessen eine
entsetzliche Verwirrung. Bei der ersten Nachricht von der letzten
*) Wo er überging, ist, trotz vieler Untersuchungen, noch nicht mit Ge-
wißheit ausgemittelt worden.
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214
brannten vor Begierde, sich an den Karthagern wegen der drei
erlittenen Niederlagen zu rächen. Aber Fabius ließ sie reden;
er that, als hörte er alle Anzüglichkeiten nicht, und blieb bei
seiner Vorsicht; er wußte, nur durch beständige Beunruhigung
könne man den Hannibal ermüden. Wirklich wäre dieser auch
beinahe mit dem ganzen Heere gefangen worden. Falsche Weg-
weiser hatten ihn irre geleitet, und in ein enges Thal geführt,
welches alsbald von den Römern ringsum so genau besetzt wurde,
daß kein Karthager entwischen konnte. Hannibal wußte erst
nicht, was er anfangen sollte. Endlich ersann er eine Kriegs-
list. Er brachte etwa 2000 Ochsen zusammen, die sich unter
der mitgeschleppten Beute befanden, und ließ jedem ein Reis-
bündel zwischen die Hörner binden; und als es dunkel wurde,
ließ er die Bündel anzünden, und die wildgewordenen Thiere
gegen die römischen Wachen jagen. Diese wußten gar nicht, was
sie sahen. Eine Menge Fackeln, die sich wunderbar durchkreuz-
ten, kamen auf sie los; kein Wunder, daß sie endlich glaubten,
Hannibal wollte einen nächtlichen Ueberfall machen, und käme
mit dem ganzen Heere auf sie los. In großer Angst liefen sie
aus einander, und flüchteten sich auf die Bergspitzen, während
Hannibal, die allgemeine Verwirrung benutzend, ganz still ab-
zog. Erst am folgenden Morgen erkannte Fabius die glücklich
ersonnene List seines Feindes. — Hannibal hätte viel darum
gegeben, wenn er den fatalen Fabius hatte los werden können;
kein feindlicher Feldherr hatte ihm das Kriegführen so schwer ge-
macht. Endlich siel ihm eine List ein; er befahl, daß seine Leute
alle Landgüter ausplündern sollten, die des Fabius allein aus-'
genommen, damit die Römer glauben sollten, daß er mit ihm
im Einverständnisse sey. Wirklich gelang auch die List. Fabius
erhielt Befehl, mit seinem Untergeneral den Oberbefehl zu
theilen. Das mußte er sich zwar gefallen lassen; da er aber
wußte, daß dieser ein unbesonnener Mensch sey, so theilte er
das Heer, und ließ ihn nun mit seiner Abtheilung machen, was
er wollte. Fabius erlebte bald, was er vorausgesehen hatte.
Jener tölpische Mensch wollte sich gleich etwas sehen lassen, und
einen Sieg nach Rom zu berichten haben; er zog geschwind
vom Gebirge hinunter, und — siel in einen Hinterhalt des Han-
nibal, der schon auf den Unbesonnenen lauerte. Zum Glücke des
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227
sie in Gallien an, in der heutigen Provence. Die Soldaten
verlangten gleich gegen sie geführt zu werden, um die erlittene
Schmach ihrer Brüder zu rächen. Aber der umsichtige Marius
ließ ein festes Lager aufschlagen, und verwahrte es mit Gräben
und Wällen. Die Soldaten schalten ihn feige; er ließ sie reden;
er wußte, was er that, und durfte Roms Erhaltung nicht aufs
Spiel setzen. Oft kamen die Feinde an sein Lager, forderten
ihn zum Kampfe heraus, zeigten den Römern ihre Waffen, und
suchten sie durch Schmähworte zu reizen. Wollten dann die
Römer ausbrechen, so hielt er sie zurück, und gewöhnte sie erst
an den Anblick der herkulischen Gestalten. Dann und wann
machte er auch wohl einen Ausfall auf kleine Parteien, und
lehrte sie so im Kleinen siegen. Endlich waren die Feinde des
langen Wartens müde; die Cimbern zogen zuerst ab, spater die
Teutonen. Langsam, die Römer verspottend, zogen sie sechs
Tage lang beim Lager vorüber. „Habt ihr etwas an eure
Weiber und Kinder zu bestellen?" fragten sie höhnisch; „wir
ziehen jetzt nach Italien!" — Marius folgte ihnen auf kürzen
ren Wegen, und traf sie bei dem jetzigen Air in der Provence.
Geschwind warf er ein festes Lager auf; aber es konnte in der
Eil nicht fertig werden, und jeden Augenblick fürchtete er in der
Nacht einen Ueberfall. Es war eine schreckliche Nacht; denn
die Deutschen ließen ein fürchterliches Geheul erschallen, wie
das Brüllen der wilden Thiere. Endlich brach der sehnlich er-
wartete Tag an; Marius führte die Seinigen heraus zur ent-
scheidenden Schlacht. Mit wilder Wuth greifen die Deutschen
an; die Römer können den fürchterlichen Andrang nicht ertra-
gen, und werden zurückgedrängt. Wie wird es nun Rom er-
gehen? — Aber in dem Augenblicke der Entscheidung stürzt eine
Reiterschaar, die Marius klüglich um den Feind herumgeschickt
hatte, in dessen Rücken ein, haut nieder, wirft Alles aus ein-
ander, und — die Barbaren rennen in wildem Tumulte davon.
Viele wurden auf der Flucht getödtet; Teutoboch, ihr König,
der sechs Pferde zu überspringen im Stande war, wurde ge-
fangen, und die Weiber, die den Römern nicht lebendig in die
Hände fallen wollten, tödteten sich während der Nacht.
Die Cimbern waren indessen über den Rhein nach Deutsch-
land gegangen, und zogen durch die Thäler Tyrols nach Italien
15*
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Roms Marius Marius Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Italien Rom Rhein Italien
206
sahen die Römer ein, daß man, wenn man mit einer seefah-
renden Nation Krieg führen wollte, auch eine Flotte haben
müßte. Wo aber die hernehmen? Die Römer hatten sich bis
jetzt nicht viel um die See bekümmert, und noch nie ein Kriegs-
schiff gebaut; ja sie wußten nicht einmal, wie sie das anfangen
sollten. Da warf zufälliger Weise einmal ein Sturm eine kar-
thagische Galeere an das italische Ufer. Geschwind liefen die
Römer herbei, zogen sie auf das Land, und besahen sie so
sorgfältig , daß sie nun selbst eine zu bauen versuchen konnten.
Und siehe da, der Versuch gelang! Nun wurde über Hals und
Kopf gezimmert mit solchem Eifer, daß binnen zwei Monaten
hundert römische Galeeren fertig waren. Nur fehlte es noch an
geschickten Seefoldaten, und dem Mangel war nicht so leicht
abzuhelfen; denn ein Anderes ist es, auf dem Lande, als auf
der See zu fechten, und die ersten siebzehn Schiffe, die in die
See stachen, wurden auch wirklich von den Karthagern wegge-
kapert. Aber zum Glück hatten die Römer damals gerade ei-
nen Conful, der allein so viel als eine ganze Flotte werth war,
den Duilius. Der Mann dachte: ,,wie fängst du es an, daß
deine Soldaten auf der See wie auf dem Lande fechten kön-
nen?" Denn da, wußte er wohl, waren die Römer allen an-
dern Völkern weit überlegen. Bald hatte er ein Mittel gefun-
den; er ließ eiserne Haken mit- langen festen Krallen machen,
befestigte sie an lange Stangen, und als nun die karthagische
Flotte angesegelt kam, ließ er geschwind seine Haken auswerfen,
und die feindlichen Schiffe damit heranziehen. Hurtig warfen
nun die Römer schon bereitgehaltene Breter von Bord zu Bord,
und maschirten auf ihnen gegen die feindliche Mannschaft. Die
wußte nicht, wie ihr geschah. Auf einen Kampf Mann
gegen Mann mit dem Säbel in der Faust hatten die seekundigen
Karthager nicht gerechnet; die Römer fochten nun wie auf dem
festen Lande, und hatten bald die ganze feindliche Flotte erobert.
Das war ein Triumph! Den Duilius hätte das Volk, als er
nach Rom zurückkehrte, vor Freude beinahe erdrückt, und man
errichtete ihm zu Ehren eine schöne Säule von weißem Mar-
mor, auf der sein Name, die Zahl der eroberten Schiffe u. s.
w. stand, und die noch heute übrig ist.
Aber das war nur ein Sieg von mehreren andern, die
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Gallier in Rom. Brennus.
169
mit Gewalt wegzutreiben. Ja, sie stellten sich selbst an die Spitze
der Einwohner bei dem Ausfälle; Einer von ihnen erschlug selbst
einen Hauptanführer der Gallier — und diese erkannten sie.
„Wie!" riefen Alle, „sind das die römischen Friedensvermittler,
die jetzt so feindlich gegen uns verfahren?" Sie verlangten die
Auslieferung der Fabier, und da der Senat sich derselben wei-
gerte, brach das gallische Heer nach Rom auf und die Belage-
rung von Clnsium wurde von Stunde an aufgehoben. Auf dem
ganzen Wege nach Rom verübten sie nirgends Feindseligkeiten;
aber überall schrieen sie mit funkelndem Blick, die Schwerter
furchtbar schwingend: „Wir ziehen nach Rom! Die Römer allein
sind unsere Feinde!" So näherte sich unter wildem Geheul der
Schwarm der Stadt Rom. Die Nachricht von dieser großen Ge-
fahr setzte hier Alles in Grausen und Schrecken. Man rafft in
der Eile ein Heer zusammen, zieht damit den Galliern entgegen,
aber am Flüßchen Allia werden die Römer geschlagen. In
wilder Flucht kommen sie nach der Stadt zurück und einem Je-
den fällt nun der letzte Muth. Alles flieht auseinander und
denkt nur daran, das Lehen vor den wilden Barbaren zu retten.
Viele flüchten nach den benachbarten Städten; dorthin werden
auch die Weiber, Kinder und Greise und die Bildsäulen der Götter
in Sicherheit gebracht; der Senat aber und die wehrhaftesten
Männer steigen auf das Capitol, die Burg, die mitten in Nom
sich erhob, und rüsten sich hier zur Gegenwehr.
Bald war ganz Rom wie ausgestorben; kein Mensch war mehr
zu sehen. Nur 40 ehrwürdige Greise, die sonst hohe Ehrenämter
bekleidet hatten, blieben zurück. Sie wollten den Untergang ihrer
Vaterstadt nicht überleben und beschlossen zu sterben, aber inner-
halb der Mauern ihrer theuern Stadt. Sie zogen ihre Staats-
kleider an, nahmen die Stäbe, die Zeichen ihrer Würde, in die
Hand und setzten sich so auf ihre elfenbeinernen Amtsstühle in
ihre Häuser, den Feind erwartend.
Brennus ließ nicht lange auf sich warten. Er erreichte die
Thore der Stadt. Die standen offen. Deß wunderten sich die
Gallier; noch mehr aber, daß sie keinen Menschen aus den Straßen
sahen- Anfangs vermutheten sie eine Kriegslist; da sich aber immer
noch kein Römer sehen ließ, zogen sie endlich langsam ein, schauten
sich rechts und links um und dachten jeden Augenblick, nun wür-
den sie auf den Feind stoßen. Aber Alles öde und leer; eine
Todtenstille herrschte durch die ganze Stadt. Nun erst überzeugten
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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172
Alte Geschichte. 2. Periode. Römer.
giebt es da?" schrie er, sprang auf, nahm Schild und Schwert
und stürzte hinaus. Den ersten Gallier stieß er mit dem Schwerte
nieder; einen zweiten, der eben über die Mauer stieg, warf er
mit einem kräftigen Stoße des Schildes zurück, so daß einer über
den andern hülabstürzte und die folgenden die Lust verloren, noch
einen Versuch zu machen — und die Burg war gerettet. Daß
am folgenden Morgen Manlius von Allen wacker gelobt und ihm
herzlich gedankt wurde, versteht sich von selbst; Jeder schenkte ihm
seine Lebensmittel auf einen Tag, damals ein großes Opfer, weil
die Vorräthe schon auszugehen anfingen. Die nachlässige Wache
aber, die sich ruhig schlafen gelegt hatte, weil sie hier keinen
Ueberfall für möglich hielt, wurde zur Strafe und Warnung —
vom Felsen hinabgestürzt.
Indessen gingen die Lebensmittel auf dem Capitol immer
mehr aus; der Maugel wurde immer drückender, und man fing
an, daran zu denken, ob es nicht besser sei, sich mit den Galliern
abzusinden. Brennus machte den Vorschlag, er wolle mit den
Seinigen abziehen, wenn man ihm eine gewisse Menge Goldes
bezahlte; denn auch bei ihnen herrschte Mangel und besonders
eine schlimme Seuche, an der schon Tausende gestorben waren;
auch hatten sie Nachricht erhalten, daß ein feindlicher Volksstamm,
die Veneter, in ihr Land eingefallen wären. So wurde denn
nach vielem Hin- und Herreden ausgemacht, daß die Römer
1000 Pfund Goldes zahlen sollten. Aber wo so viel hernehmen?
Da schossen denn die Frauen zu, was jede an Ringen, Ohr-
gehängen, Halsketten und dergleichen hatte, und glücklich brachte
man die Summe heraus. Vergnügt eilten die Commissarien
hinunter auf die Brandstätte des alten Roms, wo auf dem Markt-
platze schon eine Wage aufgerichtet war. Aber — das Gold reichte
nicht zu, denn die Gallier hatten falsches Gewicht hineingelegt
und verlangten noch mehr. Die Römer protestirten; es entstand
ein heftiger Wortwechsel, und endlich warf Ärennus höhnisch noch
sein Schwert in die Wagschale zu den Gewichten und rief aus:
,,Wehe euch, ihr Besiegten!"
Während des Streites sah man den Markt mit Kriegern sich
füllen, die aus allen Straßen herausströmten, und endlich trat ein
Mann an die Wage, den die Römer sogleich für — Camill er-
kannten. „Was giebt es hier?" fragte er schnell, und da er den
Zusammenhang der Sache erfahren hatte, rief er: „Fort mit dem
Golde! Zurück damit aufs Capitol! Die Römer, ihr Gallier, er-
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Zweiter panischer Krieg. Hannibal.
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flehentlich gebeten, ihn mitzunehmen. „Gut!" sagte der Vater,
„aber komm erst in die Kapelle und schwöre, daß du, wenn du
Mann sein wirst, ein ewiger Feind der Rönrer sein willst." —
Der Knabe kniete nieder, umfaßte den Altar, schwur und hat
zeitlebens den Schwur gehalten.
Aber zu diesem Hasse gegen Rom kamen die allerseltensten
Gaben, wie sie sich nicht leicht bei einem Manne beisammen
finden. Er war ein Mann von schönem, gebieterischem Ansehen,
dem die Hoheit und Ueberlegenheit wie auf die Stirne geschrie-
den war. In der Schlacht schwebte sein Adlerblick über die
Schlachtordnung und nicht der kleinste Fehler der Feinde ent-
ging ihm. Dabei hatte er einen dauernden, abgehärteten Körper;
Frost und Hitze, Hunger» und Durst und die allerermüdendsten
Märsche erduldete er mit Leichtigkeit. Keine Schwierigkeit schien
ihm zu groß, daß sie nicht überwunden werden könnte. An ihn
sahen seine Soldaten mit eben so viel Liebe als Vertrauen hin-
auf; denn er sprach mit Jedem freundlich, sorgte für Jeden
und sie wußten, daß ihm der Sieg nicht fehlen konnte. Es schien,
als wäre ein neuer Alexander aufgestanden.
Jetzt stand er in Spanien und die Römer dachten nicht
anders, als daß er sich mit seinen Soldaten in Schiffe setzen,
quer über das mittelländische Meer fahren und etwa bei Rom
landen, oder vielleicht nach Sicilien gehen würde. Deshalb schickten
sie auch den einen Cónsul nach Sicilien, während der andere
nach Ober-Italien marschirte. Plötzlich erfuhren sie, daß Hannibal
zu Lande, über die Pyrenäen und Alpen, nach Italien gekommen
sei. Wirklich war der kühne Held mit etwa 60,000 Mann, lauter
Kerntruppen, und 37 Elephanten von Spanien aufgebrochen,
über die beschneiten und damals noch unwegsamen Pyrenäen
gegangen, und langte an der reißenden und breiteil Rhone an.
Hier war aber nirgends eine Brücke, nicht einmal ein Kahn zu
sehen, und jettfeit standen die wilden Gallier, feindselig ihm den
Uebergang zu wehreu. Jeder andere hätte vielleicht hier den Muth
verloren und wäre umgekehrt. Hannibal aber täuschte den Feind
durch geschickte Märsche und kam glücklich theils auf Schiffen,
theils schwimmend, theils watend hinüber. Aber der Schwierig-
keiten waren dabei entsetzlich viele. So wollten z.b. die Elephanten
durchaus in kein Schiff, und man mußte eine besondere Art von
Flößen für sie erfinden und bauen, um sie nur aufs Wasser zu
locken. Und doch überwand Hannibal die Hindernisse glücklich.
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Alexander Hannibal Hannibal Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Rom Sicilien Sicilien Ober-Italien Italien Spanien