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1. Theil 2 - S. 260

1867 - Breslau : Max
258 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Frankreich. ches zum Erstaunen aller Engländer und Franzosen festgesetzt wurde: der König von England solle eine französische Prinzessin heirathen, Regent von Frankreich und künftig einmal, wenn der verrückte Karl Vi. stürbe, auch König von Frankreich werden, so daß England und Frankreich unter Einem Könige ständen; der Dauphin aber solle von dem Throne ganz ausgeschlossen sein. Das war der berüchtigte Vertrag von Troyes. Aber der König von England, Heinrich V., starb schon zwei Jahre darauf (1422) und bald nachher auch Karl Vi. Der König von England hatte einen erst neun.monat alten Sohn hinterlassen, der in England unter dem Namen Heinrich Vi. den Thron bestieg, und dieser wurde von Jsabeau und von Bur- gund auch zum Könige von Frankreich ernannt. Laut schrie der Dauphin Kart über Ungerechtigkeit. Er nannte sich nun König Karl Vii. (1422—61); aber was half es ihm, da ihn nur seine wenigen Anhänger als solchen anerkannten? Die Engländer, die Burgunder und die ihm abgeneigten Franzosen drängten ihn immer mehr zurück, nahmen ihm eine Stadt nach der andern und endlich mußte er über die Loire zurückweichen. An diesem Flusse liegt die Stadt Orleans. Diese wollteik die Engländer erst noch einnehmen; dann hofften sie, ihn auch jenseit des Flusses verfol- gen zu können. Karl verlor jetzt alle Hoffnung; Orleans gab er ganz verloren und war schon willens, sich bis in die südlich- sten Provinzen Frankreichs zurückzuziehen. Da zeigte es sich wie- der recht, wie nützlich dem Manne die treue Hausfrau werden kann, wenn sie ihm, wie sie soll, als verständige Freundin zur Seite steht. Maria von Anjon hieß seine Gemahlin, eine gar sehr verständige, herzhafte Frau. Sie tadelte mit sanften Worten seine Verzagtheit. „Nie muß der Mensch", sagte, sie, „an der Zukunft verzweifeln; jeder neue Tag kann dir eine unerwartete Rettung bringen. Gehst du nach dem Süden, so werden alle deine Anhänger den Muth verlieren, deine Sache für verloren halten und zu den Engländern über- gehen." — Agnes Sorel, die gemeinschaftliche Freundin des Königs und der Königin, eine höchst liebenswürdige Dame, un- terstützte die Vorstellungen der Königin, und so brachten diese beiben Frauen es endlich dahin, daß er noch zu bleiben und je- den Fußbreit Landes zu vertheidigen beschloß. Wie Recht hat nicht die kluge Maria gehabt, daß man nie verzweifeln müsse!

2. Theil 2 - S. 21

1867 - Breslau : Max
Chlodwig. 19 Mit Chlodwig ließen sich zugleich 3000 Franken taufen, und auch das übrige Volk folgte bald seinem Beispiele. Damals fvar die Christenheit in zwei Parteien, die katholische und arianische, zer- fallen.*) Die meisten germanischen Völker bekannten sich zur arianischen; Chlodwig aber nahm aus Bitten seiner Frau den katholischen Glauben an, worüber sich der Papst so freute, daß er ihm den Beinamen des allerchristlichsten Königs gab, der den französischen Königen eigen geblieben ist. — Man findet leider nicht, daß Clodwig nach seiner Taufe weniger ländersüchtig oder in der Wahl seiner Mittel gewissenhafter geworden wäre. Um sich des westgothischen Reichs, so weit es in Frankreich lag, zu bemächtigen, stellte er sich, als wenn es ihn verdrieße, daß die ketzerischen Arianer — denn zu diesem Glauben bekannten sich die Westgothen — einen Theil von Frankreich besäßen. In der Nähe von Poitiers schlug er sie, tödtete ihren König (Alarich Ii.) mit eigener Hand und nahm alles Land zwischen der Loire und den Pyrenäen in Besitz; nur Languedoc verblieb den Westgothen noch. Als er nach Paris zurückkam, erbaute er zürn Danke gegen Gott in Folge eines Gelübdes die Notredamekirche. Nachdem sich ihm auch die Briten in der Bretagne unterworfen hatten, gehorchte ihm fast ganz Frankreich; nur am Rheine, an der Maas und Schelde regierten noch vier Vettern. Gegen diese wandte er sich nun, und brachte sie alle, theils durch Hinterlist, theils durch Gewalt ums Leben. Wie er mit ihnen verfuhr, davon nur ein Beispiel. Sein Vetter Siegbert in Cöln hatte ihm gegen die Ale- mannen beigestanden und war nun alt geworden. Jetzt lockte Chlodwig den ehrsüchtigen Sohn desselben, Chloderich, an seinen Hof nach Paris und sprach: „Siehe! dein Vater ist alt und ge- brechlich; wenn er stürbe, solltest du König werden und mein Freund sein." Chloderich verstand den Wink, kehrte zu seinem Vater zurück und ermordete ihn, während er auf der Jagd in einem Zelte schlief. Darauf schickte er einen Gesandten mit der *) Zur Zeit Constantins des Großen nämlich war in Alexandrien ein hef- tiger Streit zwischen dem Bischof Alexander und dem Presbyter Ar ins ent- standen, weil dieser behauptete, Jesus wäre zwar Gott ähnlich, aber doch nicht mit ihm von ganz gleichem Wesen, wogegen jener lehrte, daß beide von gleichem Wesen wären. Der Zank wurde endlich so arg, daß sich der Kaiser einmischte, und 325 eine Kirchenversammlung nach Nicäa in Kleinasien berief. Diese entschied, indem sie dem Alexander ganz Recht gab, und den Artus ver- dammte. 2*

3. Theil 2 - S. 81

1867 - Breslau : Max
Gregor Vii. Cölibat. 79 schaffung der kirchlichen Mißbräuche und Irrthümer hätte an- fangen und die Reinheit und Einfachheit des Christenthums wiederherstellen sollen. Daher kommt es, daß das Papstthum sich vom Geiste des Christenthums in vieler Beziehung entfernte. Uebrigens haben die Fürsten zu verschiedenen Zeiten gegen die Anmaßung der Päpste Einspruch gethan. Auch die Kirchen- versammlungen haben oftmals den Grundsatz ausgesprochen, daß sie, die Concilien, über dem Papste ständen, z. B. in Pisa, in Costnitz, in Basel (s. unten), und erst 1786 haben die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Cöln und Salzburg im Bade Ems (im Nas- sauischen) erklärt, daß den Päpsten nur die Rechte zustünden, die ihnen in den drei ersten Jahrhunderten bewilligt wären, daß die Bischöfe den römischen Bullen keinen Gehorsam schuldig wä- ren n. s. w. — Um die Geistlichen mehr von dem Einflüsse der Fürsten loszureißen, verbot Gregor jenen die Ehe. Bis dahin war es allen Geistlichen erlaubt gewesen, zu heirathen. Es hatte zwar auch früher schon nicht an solchen gefehlt, die ehelos gelebt hatten, weil sie damit Gott einen Dienst zu thun geglaubt; aber es war diese Ehelosigkeit (Cölibat nannte man sie) noch nicht allgemein gewesen. Gregor befahl sie mit Strenge; denn dadurch, daß die verehelichten Priester Kinder hatten, deren Versorgung sie allein von ihrem Landesherrn erwarten konnten, waren sie mit starken Banden an diesen gefesselt und durften es mit ihm nicht verderben. Daß die Einführung des Cölibats vielen Widerspruch fand, war sehr natürlich, am meisten in Deutschland. Aber das störte den festen Gregor nicht; er gab nicht nach, und so mußte man endlich ihm nachgeben. Wie er künftig mit den weltlichen Fürsten umzuspringen im Sinne hatte, zeigte er zuerst in Spanien. Er schrieb einen Brief an die spanischen Großen: „Ihr wißt doch, wie wir hoffen, daß Spanien seit alten Zeiten das Besitzthum des heiligen Petrus ist, und obgleich das Land lange von Heiden besessen worden, so ist dadurch nicht das Recht des Besitzes aufgehoben. Nach bent Ge- setze gehört es keinem Sterblichen, sondern allein dem apostolischen Stuhle." Zugleich gab er ihnen zu verstehen, sie sollten sich mit ihm durch Geld abfinden. Die Spanier staunten nicht wenig über diese Behauptungen, die ihnen ganz neu waren. Nie hatten sie gehört, daß der Papst oder der Apostel Petrus nur einen Fingerbreit in Spanien besessen hätte; ja dieser war nicht ein- mal nach Spanien gekommen. Verwundert sahen sie stch an; da

4. Theil 4 - S. 271

1862 - Breslau : Max
Congreß zu Paris. 271 Frankreich durch den Minister des Aeußern, Drouyn de Lhuys, England durch Lord Rüssel vertreten war, welche bis zum April 1855 dauerten und schließlich eine anscheinende Verstän- digung unter den Abgeordneten herbeiführte, die aber an dem unmittelbaren Widerstände der französischen und englischen Re- gierung scheiterte. — Die Zeit des Friedens kam erst mit dem Falle Sebastopols. Wieder war es Oestreich, welches jetzt die einleitenden Schritte versuchte, indem es im November 1855 den Höfen von Paris und St. James ein Project vorlegte, auf dessen Basis man mit Rußland unterhandeln könnte, wobei es sich zugleich erbot, seinerseits dieses Project als Ultimatum in St. Peters- burg vorzulegen. Die Annahme Seitens der Westmächte erfolgte und schon am 16. Januar 1856 ward die erstaunte Welt durch die Nachricht überrascht, daß Rußland die Bedingungen, auf Grund deren die Friedensunterhandlungen eröffnet werden sollten, annehme. In einem am 1. Februar >856 zu Wien unterzeichneten Protokoll ward der Beitritt Englands und Frankreichs zu den von Oestreich vorgeschlagenen und von Rußland angenommenen Bedingungen förmlich erklärt und Paris zum Sitz des demnächst zu eröffnenden Congresses gewählt. Zu Bevollmächtigten bei demselben wurden ernannt, von Seiten Frankreichs: der Minister des Aeußern Graf Walewski, zugleich Vorsitzender der Conferenz, und Baron von Bourque- ney; von Seiten Englands: der Staatssecretair des Aeußern Lord Clarendon und der englische Gesandte in Paris Lord Cowley; von Seiten Oestreichs: der Minister des Aeußern Graf Vuol und sein Gesandter in Paris Baron Hübner; von Sei- ten der hohen Pforte: der Großvezier Ali-Pascha und Mehe- med-Djemil-Bey; von Seiten Sardiniens: der Conseilpräsi- dent Graf Cavour und der sardinische Gesandte Marquis von Villamarina; von Seiten Preußens, welches indeß erst ngch schon eröffneter Conferenz in dieselbe eintrat: der Minist' Präsi- dent Freih. von Manteuffel und Graf Hatzfelds n as> Rußland sandte den Grafen Orlow, welchem Baron Brunnow, der frühere Gesandte Rußlands in London, bei- gegeben war. Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeußern eröffnet und durch Vorschlag des Gra-

5. Theil 4 - S. 275

1862 - Breslau : Max
Englisch - persischer Krieg. 275 daß England im orientalischen Kriege auch ein speciell englisches Interesse verfocht, da es in Asien seine indischen Besitzungen gegen das Vorrücken Rußlands zu sichern gedachte. Beide Staa- ten haben seit langer Zeit das Bewußtsein, daß sie um die Herr- schaft über Asien früher oder später die Waffenentscheidung an- rufen müssen und beachten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusses. Beide Staaten wetteifern daher hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vor- wiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran Eng- land den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem eng- lischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomati- schen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Indeß ge- lang es auch hier der französischen Vermittelung, die Flamme im Keime zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Feruk Chan stand. Zwischen ihm und dem englischen Gesand- ten daselbst kam es zu Unterhandlungen, welche endlich zum Frieden führten (4. März 1857), dessen Hauptbedingungen fol- gende sind: die Engländer räumen das persische Gebiet (sie hat- ten bereits die Insel Karrak besetzt und Buschir erobert) und die Perser Herat und ganz Afghanistan; der Schah entsagt allen Souverainetätsansprüchen auf Herat so wie auf die Landschaften Afghanistans, erkennt deren Unabhängigkeit an und verpflichtet sich, niemals eine Einmischung in die innern Angelegenheiten derselben zu versuchen; England verzichtet auf das Schutzrecht über persische Unterthanen, die britische Gesandtschaft kehrt nach Teheran zurück und wird dort feierlich empfangen; beide Theile werden sich künftig gegenseitig auf dem Fuße der meistbegünstig- ten Nation behandeln. Außer diesem englisch-persischen Kriege erhielten noch zwei andere, mit der orientalischen Frage mittelbar zusammen- hängende Fragen Europa eine Zeit lang in Spannung: die griechische und neapolitanische. Die Regierungen von Nea- pel und Griechenland hatten nämlich wegen ihrer Politik offener oder versteckter Feindseligkeit gegen die Westmächte, diese in hohem Grade gegen sich aufgebracht. In Griechenland war 18* j: / r r

6. Theil 4 - S. 59

1862 - Breslau : Max
Schlacht bei den Pyramiden. 59 Bonaparte ihnen entgegenzuarbeiten, daß er einen Haufen von Kameelen kaufte und seine Reiter darauf setzte ; nun konnte man doch die schnellfüßigen Mamelucken verfolgen. Am 21. Juli 1798 erblickten die Franzosen bei Sonnen- aufgang zum ersten Male die hohen Pyramiden, welche Kairo gegenüber auf dem westlichen Nilufer liegen. Aber hier hatte sich einer der tapfersten Mameluckenbeys, der wilde Murad, gelagert und erwartete sie. Bonaparte entflammte seine Sol- daten durch wenige kraftvolle Worte. „Bedenkt," sprach er, in- dem er auf die Pyramiden zeigte, „daß von der Höhe dieser Denkmäler 4000 Jahre auf uns herabblicken." Murad Bey erlitt eine vollkommene Niederlage*) und Kairo wurde nun am 22. Juli besetzt.**) Bis hierher war fast Alles glücklich gegangen; aber vier Wochen darauf kam Nelson zum zweiten Male nach der ägyptischen Küste, und wie freute er sich, die lange gesuchte fran- zösische Flotte zu finden. Sie lag bei Abukir, einem Vorgebirge, vor Anker und wurde von Admiral Brueys befehligt. Nelson fing die Schlacht sogleich an, die 18 Stunden lang bis tief in die Nacht währte und mit dem Verluste fast der ganzen fran- zösischen Flotte endigte. Brueys selbst wurde erschossen. Eins der größten französischen Schiffe, welches vom Feuer ergriffen war, flog mit fürchterlichem Krachen in die Luft und erleuchtete auf einige Augenblicke die schauderhafte Scene; denn 500 Men- schen, die sich noch darauf befanden, wurden noch einmal so hoch als unsere höchsten Thürme in die Luft geschleudert. Ein rüh- rendes Beispiel der kindlichen Liebe gab auf denffelben Schiffe der Sohn des Capitains Casa Bianca. Der Vater wurde schwer verwundet; man konnte ihn daher von dem brennenden Schiffe nicht wegbringen. Sein Sohn, ein hoffnungsvoller junger Mensch, wirrde von den Matrosen bestürmt, sich schleunigst zu retten, ehe das Feuer die Pulverkammer ergreife. „Rettet euch!" antwortete er, „ihr könnt dem Vaterlande noch nützlich sein; ich aber kann *) Hier in der Schlacht bei den Pyramiden, so wie späterhin noch einmal beim Uebersall einer Karavane, erbeuteten die Franzosen so viele köstliche Shawls, die bei nns zum Theil 809 Thaler gekostet hätten, daß sie dieselben als Pack- leinewand gebranchten. „Wie schade!" wird Manche sagen. **)• Vor der Ankunft der Franzosen in Kairo bewies eine Mnhamedanerin einen recht seltenen Edelmuth. Sie sah ein, daß der Pöbel bei Annäherung der Franzosen die dort lebenden, ganz unschuldigen fremden Kaufleute ermorden würde, und bat daher ihren Mann um die Erlaubniß, sie unter ihren Schutz nehmen zu dürfen. Als ihr dies gestattet wurde, versammelte sie alle jene

7. Theil 4 - S. 62

1862 - Breslau : Max
62 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. erst Obdach gegeben hatten, mit empörendem Muthwillen, und langten endlich, um die Hälfte geschwächt, in Kairo wieder an. Jetzt wurde die Lage der Franzosen immer schlimmer. Von allen Seiten vom Feinde umgeben, vom Vaterlande abgeschnitten näherten sich nun noch obendrein englische und türkische Heere, um ihnen das Garaus zu machen. Bonaparte hatte indessen durch geheime Botet! erfahren, wie es in Frankreich stände. Er wußte, daß er auf keine Unterstützung von dort rechnen konnte, daß die bestehende Regierung in Frankreich verhaßt sei und daß die französischen Heere in Deutschland und Italien nichts als Niederlagen erlitten hätten. Schnell war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fre- gatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen treuen Kriegsge- fährten Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Besfidres und Andere mit und kam, un- entdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern, glücklich nach Frankreich, wo er im Hafen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Quarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis auf 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu er- geben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zwei- mal die au Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meu- chelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermu- theten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödt- lich haßte. Der feige und ungeschickte General Menou über- nahm nun den Oberbefehl; aber setzt ging Alles mit Macht rück- wärts, und das Ende war, daß im Sommer 180! die noch übri- gen Franzosen eine Capitulativn schlossen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So en- digte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten.

8. Theil 4 - S. 68

1862 - Breslau : Max
68 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. war, seine Stelle niedergelegt und der friedliebende Fox sie über- nommen. Daher hielt es nicht schwer, daß England und Frank- reich sich versöhnten. Der Friede wurde am 25. März 1802 in Amiens geschlossen, und England gab dadurch die meisten er- oberten Colonien in Westindien den Franzosen zurück. Da sich Frankreich um diese Zeit auch mit Rußland und Portugal ver- söhnte, so genoß Europa einmal eine allgemeine Ruhe. Aber sie wahrte nicht lange, weil der ehrgeizige Bonaparte gerade die Friedenszeit recht zu neuen Bedrückungen seiner schwächeren Nach- barn zu benutzen pflegte. Zunächst wandte er den Frieden dazu an, sich in Frankreich mächtiger zu machen. Seine Freunde mußten von seinen großen Verdiensten um das Vaterland vieles Gerede machen, und end- lich rückten sie mit dem Vorschlage heraus, ihm das Consulal auf Lebenszeit anzutragen. Aber über eine solche Haupt- veränderung mußte erst das Volk befragt werdeu, und dabei wurde mit rechter Arglist verfahren. In allen Gemeinden wur- den Listen eröffnet, worein Jeder seine Stimme schreiben konnte. Wer gar nicht stimmte, dessen Stimme wurde für bejahend an- genommen. Seine Freunde sorgten nun dafür, daß recht viel bejahende Stimmen zusammenkamen. Manche schrieben ihre Stim- men in mehrere Listen nieder, und Die, welche unzufrieden mit der Neuerung waren, stimmten lieber gar nicht, um sich nicht erst Unannehmlichkeiten zu machen. Die Folge davon war, daß fast alle eingegangene Stimmen bejahend ausfielen. Als der Senat nun Bonaparte feierlich den Beschluß mittheilte, that dieser, als wenn es ihm ein rechtes Opfer kostete, die neue Ehre anzunehmen. „Das Leben eines Bürgers", sagte er, „gehört dem Vaterlande; das Volk will, daß das meinige ihm ganz und gar geweiht sein solle; ich gehorche seinem Willen." Uebrigens ist nicht zu leugnen, daß er viele recht gute Einrichtungen machte und besonders wie- der eine streng geordnete innere Verwaltung einführte. Den Ausgewanderten ertheilte er eine Anmestie (Vergessenheit des Ver- gangenen), errichtete den Orden der Ehrenlegion, den Alle erhal- ten sollten, die sich um das Vaterland verdient machten, setzte Summen zur Verbesserung der Landstraßen und zur Anlegung von Kanälen aus u. s. w.

9. Theil 4 - S. 72

1862 - Breslau : Max
72 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. halten. So langten denn die Franzosen selbst in Wien an. Der Kaiser war über die Donau nach Mähren gegangen und hatte ausdrücklich dem Fürsten Auersperg befohlen, die Donau- brücke zu verbrennen, sobald sich die ersten Franzosen in Wien sehen ließen. Aber der schwache Mann ließ sich von Murat über- reden, daß schon ein Waffenstillstand geschlossen sei, und während Beide noch miteinander sprachen, ließ Murat die Brücke besetzen. Nun ergossen sich die französischen Haufen auch über Mähren. Eben kam das russische Heer (Kaiser Alexander war selbst dabei) in Mähren an und vereinigte sich mit den Oestreichern. Beim Städtchen Austerlitz kam es am 2. Dec. 1805 zur entscheiden- den Schlacht. Napoleon (so hieß er, seitdem er Kaiser war) erfocht einen glänzenden Sieg. Mehrere Tausend russischer Gar- den fanden ihren Tod, indem sie sich über einen gefrorenen See zu retten suchten und Napoleon das Eis unter ihnen durch Ka- nonenkugeln zerschmettern ließ. 30,000 Todte und Verwundete lagen auf dem Schlachtfelde. Die Hoffnungen Oestreichs waren nun dahin. Zwar war ein neues russisches und östreichisches Heer im Anzuge; aber Franz hatte allen Muth verloren, und nahm den Frieden an, welchen ihm Napoleon anbot. Er wurde am 26. December 1805 in Preßburg geschlossen. Daß Oestreich große Opfer bringen mußte, verstand sich von selbst. Es mußte Venedig an das Königreich Italien abtreten und auf Tirol und alle Be- sitzungen in Schwaben verzichten, womit sich Baiern und Würtem- berg bereicherten, deren Beherrscher, zum Lohne ihrer Anhänglich- keit an Frankreich, noch dazu die Königswürde erhielten. Die Russen zogen nun ruhig wieder nach Hause. So glücklich auch Napoleon zu Lande war, so schlecht ging es ihm zur See. Er hatte eine große französische Flotte, die noch durch eine spanische verstärkt worden war, auskaufen lassen. Aber Admiral Nelson, der schon bei Abukir als ein furchtbarer Gegner ihm erschienen war, traf bei dem Vorgebirge Trafal- gar, unweit Cadiz, am 21. October auf sie. Zwar wurde Nel- son, als er, mit allen Ordenszeichen, um besser von den Seinigen gesehen zu werden, bekleidet, mitten im Pulverdampfe auf dem Verdecke stand und Befehle gab, von einem Franzosen aus dem Mastkorbe erschossen; aber die Schlacht wurde für die Engländer so glorreich gewonnen, daß seitdem weder französische noch spa- nische Schiffe sich mit ihnen zu messen gewagt haben. Mit Oestreich war Napoleon nun fertig. Aber der König

10. Theil 4 - S. 48

1862 - Breslau : Max
-4 i 48 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich / ' v Den ganzen Tag brachte er unthätig zu, und kam Jemand in sein Gefängniß und fragte ihn etwas, so schwieg er, weil er für nichts mehr Interesse hatte. Der arme Knabe! — Nach Robes- pierre's Sturz wurde er zwar besser behandelt; aber das Uebel war schon zu sehr eingerissen. Er bekam ein schleichendes Fieber und starb, den 9. Juni, erst 10 Jahre alt. Nach seinem Tode blieb seine Schwester, die nachmalige Herzogin von Angouleme, noch ein halbes Jahr lang im Tempel; dann, gerade 17 Jahre alt, wurde sie gegen einige von den Oestreichern gefangene Fran- zosen ausgewechselt und war nun froh, ein Land zu verlassen, wo ihre theuern Verwandten hatten bluten müssen. Im Felde hatten die Franzosen mit großem Glücke gefoch- ten. Junge, kühne, talentvolle Generale führten sie von Siege zu Siege. Einer unter ihnen, Pichegru, wandte sich gegen die Niederlande. Im raschen Siegesläufe dringt er bis an die Arme des Rheins vor, die unter verschiedenen Namen sein Wasser ins Meer führen. Hier halten ihn die Fluthen der Ströme und der künstlichen Ueberschwemmungen auf, und schon glaubt er wieder umkehren zu müssen, als ein plötzlich eintretender heftiger Frost das Wasser erstarren macht. Ungehindert geht er nun über die harte Eisrinde und hat in wenigen Tagen ganz Holland inne. Das geschah im Winter von 1794—95. Die Holländer, schon vorher zum Theil Feinde des oranischen Hauses, nehmen die Franzosen mit offenen Armen auf, werden von ihnen als Brüder begrüßt und die bisher vereinigten Niederlande unter dem Na- men Batavien zu einer unabhängigen Republik nach französi- schem Muster erklärt; aber zugleich bitten sich die neuen Brüder von ihren holländischen Freunden 100 Millionen Gulden zur Er- stattung der Kriegskosten aus. Wie mancher wünschte nun wie- der die vorige milde Regierung des Erbstatthalters zurück! Aber dieser war bereits mit seinem Sohne (dem 1840 abgegangenen und 1843 gestorbenen Könige der Niederlande) nach England geflüchtet. Biele der europäischen Fürsten hatten den Krieg gegen Frank- reich nur unternommen, in der Hoffnung, den damals noch leben- den König zu retten und der Ausbreitung jacobinischer Grund- sätze ein Ziel zu setzen. Jetzt war aber der König todt und die Jacobiner gestürzt. Ueberdies waren die Fürsten des Krieges herzlich überdrüßig und es herrschte unter ihnen viele Uneinig- ffit. Daher suchte einer nach dem andern sich vom Kriegsschau- plätze fvegzuschleichen. Zuerst gingen der Großherzog von Tos- rt1'
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