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1. Theil 2 - S. 20

1867 - Breslau : Max
18 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. ließ, während der andere sich selbst töbtete, und den vierten mit einem Stückchen Land (Gens) abgefunden. Um nun einen Vor- wand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der Chlotilde, der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs. Chlotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der An- trag dem Gundobald, aber er fürchtete sich, den Chlodwig zu erzürnen und willigte ein. Vergnügt fuhr die Braut auf einem mit Ochsen bespannten Wagen von dannen und ließ auf der Reise, um sich an Gundobald zu rächen, alle burgundische Oerter, durch die sie kam, niederbrennen. Dann forderte Chlodwig die Mitgift seiner Frau; Gundobald schickte sie mit Ingrimm. Bald darauf gab es für Chlodwig ein neues Geschäft. Die oben erwähnten Alemannen, die theils im jetzigen Baden und Würtemberg, theils in der westlichen Schweiz, theils auf dem lin- ken Rheinufer wohnten, hatten sich ausgemacht und waren, den Rhein abwärts ziehend, bis Cöln vorgedrungen, wo auch ein fränkischer König, ein Vetter Chlodwigs, regierte. Chlodwig zog seinem Vetter zu Hülfe. Es kam zur Schlacht bei Zülpich, zwischen Aachen und Bonn (496). Die Franken wurden hart bedrängt; die Alemannen erhoben das Siegesgeschrei. Da, in der höchsten Roth, rief Chlodwig zu dem Gotte der Christen: „Wenn chu mir den Sieg verleihst, so will ich an dich glauben und mich aus deinen Namen taufen lassen; denn ich habe meine Götter angerufen, aber sie haben mir nicht geholfen, und daher muß ich glauben, daß sie keine Macht haben." Glücklicherweise wandte sich der Sieg; die Alemannen mußten die Obermacht der Franken anerkennen. Noch in demselben Jahre ließ sich Chlod- wig taufen. Der Bischof von Rheims, der heilige Remigius, verrichtete in der Domkirche dieser Stadt die feierliche Handlung, die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder ver- herrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König salben wollte, war kein Oel da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte, nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen trug, welches sie dem Bischof darreichte. Das darin enthaltene Oel verbreitete in der ganzen Kirche einen herrlichen Geruch, und man ging damit so sparsam um, daß es bis zur französischen Revolution gereicht hat, durch welche erst das Gefäß seinen Untergang gefunden.

2. Theil 2 - S. 24

1867 - Breslau : Max
22' Mittlere Geschichte. 1. Periode. Bonifacius. Anderes zu lehren, als was mit der Meinung der katholischen Kirche übereinstimmte, und weihte ihn zum Bischof ein. So ging er nach dem damals noch sehr rauhen, mit vielen Wäldern be- deckten Deutschland, und zog, das Evangelium predigend, unter vielen Mühen, Entbehrungen und Gefahren bei den Thüringern, Hessen, Sachsen und Friesen umher. Einst kam er ins Land der Hessen. Hier traf er (in der Gegend des nachherigen Hofgeis- mar) eine Eiche von ausnehmender Dicke, die von den einfälti- gen Leuten als ein Hauptsitz des Donnergottes verehrt wurde. Bonifacius belehrte sie über den einigen Gott, den unsichtbaren und doch allgegenwärtigen, über Jesus, den Sohn Gottes, und über das Heil der Welt, das durch ihn den Menschen dargebo- ten sei. Aufmerksam hörten sie zu, aber die Meisten schüttelten noch zweifelnd den Kopf. Da ließ sich der kühne Mann eine Axt bringen und machte Anstalt, die Eiche zu spalten. Wie ent- setzten sich nicht die Hessen über den vermeintlichen Frevel, und wirklich umringte ihn schon ein Haufen und drohte, ihn umzu- bringen. Aber Andere hielten sie zurück und meinten, der Gott im Baume würde sich schon selbst helfen und den Frevler nieder- schmettern. Da trat Bonifacius mit festem Schritte heran und vollführte einen starken Schlag auf den Baum, und voll Ver- wunderung sahen sie den Mann noch immer unversehrt da- stehen. Nun fiel Schlag auf Schlag, und mit jedem Schlage sank der Aberglaube der Leute immer mehr. Endlich stürzte die Eiche krachend zu Boden und zugleich schwand auch der Aberglaube der Hessen. Gläubig wandten sie sich nun zu den Lehren des Christenthums und nahmen willig die heilige Taufe an. — Der Papst, dessen geistlicher Obergewalt Bonifacius das bekehrte Deutsch- land unterworfen hatte, belohnte den treuen Glaubensboten mit der Würde eines Erzbischofs von Mainz. Recht passend heißt er der Apostel der Deutschen. Noch in seinem hohen Alter (er war schon 70 Jahre alt) gönnte er sich keine Ruhe, sondern un- ternahm noch eine Bekehrungsreise zu den Friesen. Diese aber schlugen den wackern Mann todt, der schon auf Erden sich den Himmel durch seinen edlen Eifer verdient hatte. Er lebte zu der Zeit Karl Martells und starb 755. In Fulda liegt er begraben. Es ist eben bei Bonifacius des Papstes erwähnt worden. Man merke sich über denselben Folgendes. In den ältesten Zei- ten des Christenthums standen jeder christlichen Gemeinde Auf-

3. Theil 2 - S. 80

1867 - Breslau : Max
78 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Obrigkeiten dagegen dürfen sie nur in so weit gehorchen, wie es ihnen der Papst erlaubt. Denn man muß Gott und dem Papste, seinem Stellvertreter, mehr gehorchen als den Menschen. 9) Als alleiniger Bischof der Kirche ist auch der Papst der Eigenthümer aller Kirchengüter, über welche die weltliche Obrig- keit nur in so weit, wie der Papst es erlaubt, Macht hat. 10) Die weltliche Obrigkeit darf auch die Priester nicht vor ihre Gerichte ziehen, sondern sie stehen allein unter dem Papste. Die weltliche Obrigkeit hat daher auch kein Recht, die Befehle des Papstes an die Bischöfe zu controliren oder deren Bekannt- machung zu verhindern, sondern sie, die päpstlichen Befehle, sind frei von jeder Aufsicht des Staats. 11) Wer dem Papste nicht gehorcht, sondern ihm den Ge- horsam in irgend einer Sache verweigert, den kann er mit dem Banne belegen und für einen Ketzer erklären. 12) Wen der Papst gebannt und als Ketzer bezeichnet hat, der ist aus der christlichen Kirche gestoßen, wird seiner Ehre, seines Vermögens und aller bürgerlichen Rechte verlustig und ist dem Feuertode verfallen. Der Papst ordnet die Ketzergerichte (Inquisition-, und die weltlichen Obrigkeiten sind verbunden, die Urtheile dieses Gerichtes zu vollstrecken. Niemand darf mit einem Ketzer Umgang haben, Niemand ihn beherbergen oder be- schützen, wenn er nicht gleicher Strafe theilhaftig werden soll. Die Fürsten und Obrigkeiten, welche sich weigern, die Strafe an den Ketzern zu vollziehen, entsetzt der Papst ihrer Würden, thut sie in den Bann, entbindet die Unterthanen vom Eide der Treue und giebt ihre Länder andern gehorsamen Fürsten, welche die Ketzer vertilgen. Diese grenzenlose Herrschsucht hat der kühne Gregor auch wirklich durchgeführt und sich zum Schrecken aller christlichen Fürsten gemacht. In jener Zeit der Rohheit und Gesetzlosigkeit konnte es allerdings von großem Nutzen sein, wenn eine höhere als die weltliche Macht Zucht und Ordnung aufrecht erhielt und der frechen Willkür wehrte, und wären die Päpste wirklich so gewesen, wie sie hätten sein sollen, Muster der christlichen Tugend und erfüllt vom Geiste Jesu, so hätten sie für das Mittelalter ein wahrer Segen sein können. Diese Idee mochte auch wohl dem klugen Gregor vorschweben; aber er beging den Fehler, den nach ihm auch alle andere Päpste begangen haben, daß er den Schaden bloß außerhalb der Kirche suchte, statt daß er mit Ab-

4. Theil 2 - S. 139

1867 - Breslau : Max
——'---------------- Ludwig der Heilige. 137 was zu Sünden oder Verleumdung Anderer Anlaß geben könnte. Laß nichts Unehrerbietiges von Gott oder Jesus reden. Laß Jedem Gerechtigkeit widerfahren, sowohl dem Armen, als dem Reichen. Bei streitigen Fällen untersuche sorgfältig die Wahrheit, sie sei nun für oder wider dich. Gieb Das zurück, was dir nicht zukommt. — Deinem Vater und deiner Mutter erweise Ehrfurcht und hüte dich, sie durch Ungehorsam zu erzürnen. —- Der Auf- wand in deinem Hause sei vernünftig und mäßig. — Ich gebe dir meinen ganzen Segen, den je ein Vater seinem Kinde geben kann, und bitte Gott, daß er dich vor allem Uebel, besonders vor Todsünden behüte und bewahre, damit wir einmal nach diesem vergänglichen Leben vor Gott beisammen sein und ihm unaufhörlich in jenem Leben danken und ihn loben können. Amen!" Schon nach diesen Vorschriften muß man diesen wackern König achten und lieben. Noch mehr wird man es aber, wenn man in den zeitverwandten Geschichtschreibern liest, wie gut, sanft, nachgiebig und fromm er in seinem ganzen Thun war. So ließ er alle Tage 120 Arme aus seiner Küche speisen; ja, er wartete ihnen manchmal selbst auf, um sich in der Demuth zu üben. Gegen seine Mutter, Bianca von Castilien, eine alte herrschsüchtige Frau, betrug er sich immer ehrerbietig, wenn sie ihn auch noch so schwer kränkte. So sehr auch er und seine Frau, Margaretha, sich liebten, so suchte die alte Mutter doch immer die beiden Eheleute entfernt von einander zu halten, weil sie besorgte, ihr Sohn möchte lieber den Rath seiner Frau, als den ihrigen annehmen. Wie liebenswürdig erscheint dagegen der fromme, sanfte Sinn Jsabella's, der Schwester des frommen Ludwig! Oft vergoß sie aus frommer Rührung heiße Thränen, besonders wenn sie an Jesu Aufopferung für die Menschen und an die schönen Worte dachte: „Kommt her zu mir Alle, die ihr müh- selig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig." Man sah sie oft des Morgens schon mit rothgeweinten Augen aufstehen, wenn sie ihr andächtiges Gebet verrichtet hatte, und dann ging sie gleich an ihr tägliches Geschäft, welches darin bestand, daß sie Arme speiste und kleidete, und Kranke pflegte und tröstete. Ihr ganzes Einkommen ver- wandte sie auf diese edeln Zwecke, und doch glaubte sie immer

5. Theil 2 - S. 172

1867 - Breslau : Max
170 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. gelobtet wurden, ließ er, ehe er sie entließ, verstümmeln: ihnen die Nasen abschneiden, oder die Beine abhauen, oder die Augen ausquetschen. Später bekamen die Mailänder den Unhold in ihre Hände. In seiner Wuth riß er den Verband seiner Wun- den auf und verschied endlich, indem er sich aus dem Boden seines Kerkers umherwälzte. Nach der Schlacht bei Corte nuova schickten die Lombarden Gesandte, baten um Frieden und versprachen Unterwerfung. „Ihr sollt ihn haben," sprach Friedrich zweideutig, „wenn ihr euch auf Gnade und Ungnade unterwerft." — „Nimmermehr!" antworteten sie; „es ist besser, daß wir unter unsern Schilden sterben, als am Galgen umkommen oder im Kerker verhungern." Man redete dem Kaiser zu, die Besiegten nicht aufs Aeußerste zu treiben, und das Beispiel seines Großvaters bedenkend, das Wort der Gnade auszusprechen. „Ihr habt ein so schönes Reich," sprach einer seiner Räthe, „Ihr habt Alles, was einen Menschen beglücken kann; um Gotteswillen, warum stürzt Ihr Euch in diese neue Fehde?" — „Ihr habt Recht," antwortete Friedrich, „aber der Ehre wegen kann und will ich nicht zurück." Diese Härte war des Kaisers Unglück; nun traf ihn ein Schlag nach dem andern. Zuvörderst erneuerte der alte Gregor den Bann und gab ihm eine ganze Reihe von Verbrechen schuld, z. B. daß er ein heimlicher Muhamedaner sei, weil er mit dem Sultan (el Kamel), der wirklich ein sehr edler Mann war, in Freundschaft ge- lebt Hütte. Zugleich suchte er ihm überall Feinde zu erwecken und wandte sich in der Absicht auch an Ludwig den Heiligen, erhielt aber von diesem folgende schöne Antwort: „Wir wissen nicht, mit welchem Rechte du einen so großen Fürsten, der keinen Höhern über sich und nicht einen Gleichen in der Christenheit neben sich hat, unüberführt verdammen und entsetzen kannst. Hätte Frie- drich dies verdient, so könnte es nur durch eine Kirchenversamm- lung geschehen. Den Angaben seiner Feinde, unter denen du der erste bist, kann man nicht trauen. Gegen uns ist der Kaiser im- mer ein treuer Nachbar gewesen und wir haben nie gesehen, daß er etwas gegen die Religion gethan hätte. Darum wollen wir unser Blut nicht in einer ungerechten Sache verschwenden." Aber das hinderte den Papst nicht, Alles aufzubieten, um den Kaiser zu verderben, und zuletzt schrieb er eine große Kirchenversamm- lung nach Rom aus. Doch Friedrich ließ die Geistlichen, die zur See dahin wollten, weil ihnen der Landweg verlegt war, durch

6. Theil 2 - S. 184

1867 - Breslau : Max
182 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. und was vermag auch mehr den Segen Gottes auf uns herab- zurufen? Es war bei ihr Gesetz, Keinen, der sie um Hülfe bat, unerhört wegzuschicken. Sie gab aber nicht nur Lebensmittel, sondern suchte Jedem auch so viel Lebensfreuden und Bequem- lichkeiten zu verschaffen, als in ihren Kräften stand. Sie half nicht nur für den Augenblick, sondern suchte den Nothleidenden gründlich für ihr ganzes Leben zu helfen. Nächstdem machte sie es sich zum Geschäft, zur Ausbreitung der Religion mitzuwirken. Nach den Begriffen jener Zeit glaubte man dies am besten durch Erbauung von Kirchen und Klöstern zu erreichen. Daher stiftete sie deren mehrere, die zum Theil erst 1809 bei der Einziehung der Klöster eingegangen sind, deren Gebäude aber noch stehen. Von äußerlicher Pracht war sie keine Freundin. Selbst schon in der Jugend trug sie weder schimmernde oder modische Kleider, noch Schmuck, und in ihren späteren Jahren zog sie nur abge- tragene Kleider an, und zwar von schlechtem Zeuge, damit sie sich in der Demuth übe und sich nicht an Bequemlichkeiten ge- wöhne. Zuletzt ging sie gar barfuß, selbst im kältesten Winter, und da geschah es nicht selten, daß ihre Füße bluteten und blu- tige Spuren im Schnee zurückließen. Doch trug sie die Schuhe unter dem Arme, zog sie aber nur daun an, wenn sie Leuten, denen sie Rücksichten schuldig zu sein glaubte, begegnete. Als ihr Beichtvater, der Abt zu Leubus, hörte, daß sie barfuß gehe, entsetzte er sich und suchte ihr das auszureden; ja er überreichte ihr sogar ein Paar neue Schuhe, und bat sie, dieselben zu tra- gen. Das versprach sie auch. Als er aber nach Verlauf eines Jahres erfuhr, daß sie immer noch barfuß gehe, warf er ihr un- gehalten ihren Ungehorsam vor. „Lieber Herr," sprach sie sanft, „erzürnet Euch doch nicht; ich habe sie ja recht oft getragen." Sie meinte nämlich, unter dem Arme; denn sie waren noch ganz neu. In dergleichen Bußübungen ließ sie sich überhaupt nichts vorschreiben. So trug sie einen Gürtel von Pserdehaaren, den ihr' einst ein Templer geschenkt hatte, um den bloßen Leib, und den legte sie trotz allem Zureden eines von ihr sonst sehr geach- teten Mönches nicht ab. Auch waren alle Bitten ihrer Kinder, sich doch nicht so zu peinigen, vergebens. So lange ihr Gatte noch lebte und mit ihr an einem Tische speiste, suchte sie ihre strenge Lebensart vor ihm zu verbergen, um ihn nicht zu betrü- den; sie zerschnitt das ihr vorgelegte Fleisch in kleine Stücke, aß aber nichts davon, weil die Thoren das für einen höhern Grad

7. Theil 2 - S. 209

1867 - Breslau : Max
Befreiung der Schweiz. 207 gebrauchten in der Noth?" — Da sprach der Vogt zu ihm: „Tech getrautest du's dir wohl, uns zu helfen aus dem Sturme, wenn ich der Bande dich entledigte?" — „Ja, Herr!" war die Antwort; „mit Gottes Hülfe traue ich mir's, und helfe uns wohl von dannen." Man band ihn los; er stellte sich ans Steuer- ruder und leitete das Schiff zwischen den empörten Wogen. Zu- gleich blickte er aber seitwärts nach seiner Armbrust hin und merkte am östlichen Ufer genau herum, ob nicht ein Aufsprung sich fände zum Entspringen. Da wendete sich das Schiff am Apenberg um eine Felswand herum, von der ein Riff vorsprang in den See. Hier flehte er den Beistand Gottes an, drückte mit der ganzen Kraft der Angst das Hintertheil des Schiffes fest an die Felswand an, faßte schnell die Armbrust und schwang sich nun hoch springend aus die Platte hinauf. Das Schiff schleu- derte er mit gewaltigem Fußstoße hinter sich in den See zurück, wo es nun nmhertrieb. Indessen ging es dem Landvogte besser, als er erwarten konnte. Der Sturm legte sich bald *) und das Schiff trieb bis in die Gegend von Küßnacht, wo Geßler landete. Von da gedachte er zu Lande nach Altors zurückzukehren. Aber unterwegs ereilte ihn sein Schicksal. Als er durch den hohlen Weg, der von Küßnacht führt, ritt, traf ihn Tells Pfeil ins Herz. Leicht hätten die Verschworenen nun im ersten Schrecken den Twinghos einnehmen können; aber es war ja der Neujahrstag zur gemeinschaftlichen Unternehmung verabredet; darum blieben sie still und warteten diesen erst ab. **) In der Nacht zum 1. Januar 1308 ließ sich ein Jüngling von Unterwalden, aus der Zahl Derer, die auf dem Grütli ge- schworen hatten, von einer Magd, die er kannte, an einem Seile in eine der Burgen hinausziehen. Er hals dann eben so zwanzig Andere hinaus. Schnell nahmen sie nun den Amtmann, sein Ge- sinde und seine Kriegsknechte gefangen. Eben so glücklich waren die Verschworenen mit den andern Schlössern der Vögte. Ein Haufen zog am frühen Morgen nach der Burg bei Sarnen, in welcher Landenberg wohnte, und führte eine Menge Kälber, Schafe, Ziegen und Hühner mit sich, als wenn sie ihn, wie es dort Ge- *) Da, wo Tcll hinaussprang, steht jetzt die Tcllskapelle. Nur bis hierher Pflegt der Föhn so arg zu wüthen; daher hatte der Landvogt nachher auch leich- teres Fahren. **) Die Geschichte von Landvogt Geßler und Dell ist von neuern Geschichts- forschern in das Bereich der Mythe verwiesen worden.

8. Theil 2 - S. 281

1867 - Breslau : Max
Friedrich Iii Podiebrad. 279 nigen Fu Hülse nach der Stadt zu eilen, nahm sich gute Zeit und rückte ganz langsam heran. Dennoch erschraken die Wiener und schickten ihm Abgeordnete entgegen, sich zu entschuldigen. „Ich danke den guten Wienern", sprach der schwache Friedrich, „sür die Sorge, die sie für meine Familie getragen haben, und werde sie ihnen nach Möglichkeit vergelten. Jetzt komme ich, um ihre Wünsche zu vernehmen und Allen Genüge zu leisten." Aber nun wollten ihn die Bürger nicht gleich hineinlassen, sondern sich erst überzeugen, wie stark sein Kriegsheer sei; er mußte daher noch eine Nacht vor dem Thore bleiben. Seine Frau, die mehr Muth und Würde besaß, ärgerte sich indessen über sein schwaches Be- tragen. „Nein!" rief sie, „da denken und handeln Portugals Könige ganz anders. Nie schmeicheln sie den Uebermüthigen und Widerspänstigen, sondern sind nur den Demüthigen und Ueber- wundenen gnädig. Wüßte ich," — hier wandte sie sich an ihren Sohn,— „daß du einst wie dein Vater gesinnt sein würdest, so würde ich mich betrüben, dich zu einem Fürsten geboren zu ha- den." Endlich ließen ihn die Bürger in die Stadt. Da nun die kaiserlichen Söldlinge fortfuhren, im Lande um- her zu plündern, so entstand wieder allgemeine Unzufriedenheit, und man verlangte, er solle endlich einmal die Leute ablohnen. Das wollte er auch, aber er legte dazu den Wienern eine neue Steuer aus, weil es ihm selbst immer an Geld fehlte. Darüber brach ein allgemeiner Ausstand aus. Die Bürger belagerten ihn in seiner Burg. Jetzt zum ersten Male — vielleicht weil er sich vor seiner Frau schämte — zeigte er Entschlossenheit. Mit 200 Ge- treuen besetzte er die Posten um seilt Schloß herum, und sprach: „Diesen Ort will ich behaupten, und sollte ich hier mein Grab finden. Aber der alte Gott lebt noch, welcher der gerechten Sache hilft, und Obrigkeiten gegen aufrührerische Unterthanen seinen Arm leiht." Dennoch war seine Lage sehr mißlich. Die Bürger fingen an, die Burg zu beschießen, und riefen den Erzherzog Albrecht herbei, der sich freute, seinen Bruder noch mehr ängsti- gen zu können. Zwar bat der Kaiser die Reichsfürsten um Hülse; aber diese brauchten Zeit, um sich zu entschließen, und darüber wäre Friedrich gewiß endlich den Aufrührern unterlegen, wenn ihm nicht Hülse von einer Seite gekommen wäre, wo er sie am wenigsten erwartet hätte. Der junge Ladislaus, König von Böhmen, war nämlich bereits gestorben, und die Böhmen hatten einen ihrer reichsten und mächtigsten Edelleute, den Georg von

9. Theil 2 - S. 317

1867 - Breslau : Max
Colombo's Rückkehr nach Spanien. 315 Guacanagari — so hieß der Kazik — versah sein Schiff mit allen nöthigen Lebensmitteln in Ueberfluß. Colombo ließ 39 Mann in der hölzernen Festung, die er Navidad nannte, und die da lag, wo jetzt Cap Franeois ist, zurück, empfahl ihnen ein recht freundschaftliches Benehmen gegen die Indianer und ver- bot ihnen sich in andere unbekannte Districte zu wagen. Da- gegen versprach er. sie nicht zu vergessen und nicht eher zu ruhen, bis er ihnen Verstärkungen und reiche Belohnungen mitbringen könnte. Dann nahm er den herzlichsten Abschied, wobei auch Gua- canagari viele Thränen vergoß, und segelte ab am 4. Jan. 1493. Noch segelte er längs der Küste von Haiti hin, als er dem Schiffe Pinzons begegnete. Verwirrt stotterte dieser eine Ent- schuldigung seiner strafbaren Entfernung her. Er sei, sagte er, vom Winde fortgetrieben worden, dessen Gewalt er nicht habe widerstehen können. Colombo stellte sich, als wenn er es glaubte, um nur Frieden zu haben, erfuhr aber bald, daß Pinzón auf eigene Hand mit den Eingeborenen von Haiti Tauschhandel ge- trieben und sich einen guten Vorrath von Gold dabei verdient habe. Beide Schiffe setzten miteinander die Reise ohne Unfall, obgleich beide Wasser zogen und daher beständig gepumpt wer- den mußte, fort bis in die Nähe der Azoren. Hier brach aber plötzlich ein fürchterliches Ungewitter los; thurmhoch schlugerl die Wellen, warfen die leichten Schiffe umher und trieben eins hier- hin, das andere dorthin, so daß jedes das andere für verloren hielt. Da fielen alle nieder auf ihre Kniee und thaten die feier- lichsten Gelübde, wenn Gott ihnen helfen wollte aus der Noth. Vergebens! Der Sturmwind nahm von Stunde zu Stunde zu, heulte fürchterlich durch die stockfinstere Nacht; es krachten alle Balken des Schiffs, als wollten sie auseinanderbersten, und selbst den Muthigsten entfiel das Herz! In tiefem Kummer saß Co- lombo da; es schien ihm gewiß, daß Gott sein Leben hier zu enden beschlossen habe. Wie schmerzte es ihn, daß seine herrliche Entdeckung so mit ihm in den Wellen begraben werden sollte! In diesen Stunden des Mißmuths schrieb der fromme Mann folgende Worte in sein Tagebuch nieder: „Der ewige Gott gab mir den Gedanken ein, half alle unendlichen Schwierigkeiten überwinden, verlieh mir Muth und Stärke gegen alle meine Ge- fährten, die gegen mich aufstanden und mich zur Umkehr zwin- gen wollten. Endlich gewährte er mir, was ich suchte. Er wird ja auch sein Werk nicht unvollendet lassen! Was zage ich also?

10. Theil 2 - S. 13

1867 - Breslau : Max
Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen. 11 bis der Schuldige ihn entschädigt hatte. Das war bei jenen rohen Völkern wohl erlaubt, während bei uns jede Rache ein Zeichen eines unedeln und unchristlichen Gemüths ist und nur jene edle Rache durch Wohlthaten erlaubt ist. Auch bei kleineren Beleidigungen oder Verletzungen war Selbst- hülse, wie bei den Tödtungen, Jedem vergönnt; um aber diese Privatrache nicht für das allgemeine Beste schädlich werden zu lassen, war für die meisten Verbrechen eine bestimmte Buße, gleichsam eine Entschädigung ausgesetzt. Man nannte sie das Wehrgeld, und es war die Selbsthülfe so lange gestattet, bis die Genugthuung gegeben war. Rur waren die Büßungen nicht gleich. Für den Mord eines Franken von vornehmer Geburt mußte der Mörder 600 Goldstücke bezahlen; für den eines Edel- manns aus der Provinz 300; für einen gemeinen Franken 200, und für einen gemeinen Römer 50 — 100 Stücke. Auch die Frauen hatten ihr Wehrgeld. z. B. bei den Alemannen 320 Gold- stücke, bei den Franken bis 500, bei andern Stämmen wurde es dem des Mannes gleichgeschützt. Die Religion unserer Vorfahren war zwar ein Heidenthum, doch machten sie sich von ihrer Gottheit keine Bilder, sondern kamen in heiligen Hainen, am liebsten unter Eichen, zusammen, um dort das über ihnen waltende Wesen zu verehren. Sie nannten es Allvater. Die Namen der neben diesem obersten Wesen vorkonlmenden Götter sind: Wuotan oder Wodan (Odhin), der Gott der Weisheit oder auch des Sieges; Thonar oder Thor, der Gott des Donners und Blitzes, und Tyr oder Thus, ein Gott des Krieges. Als weibliche Gottheiten galten: Freia oder Frauwa, ein Vorbild eines reinen, liebevollen Sinnes der Frauen, und Hertha, wahrscheinlich —- die Erde. Auch Sonne und Mond wurden von den Deutschen verehrt.*) Nächst diesen Gottheiten herrschte auch der Glaube an niedere Geister oder Wesen, welche die Natur belebten. Da bildete sich die Phantasie in dem ein- samen, rauschenden Walde die Waldweiber; in der Lust die zar- ten, leichten Elfen; im Strom und Wasser die Nixen, und in der Tiefe der Berge die Kobolde und Zwerge. Diese Namen sind noch lange nach der Annahme des Christenthums im Volke *) Wir haben eine Erinnerung gn jene Götternamen noch in der Benen- nung unserer Wochentage übrig. Sonntag, Montag, Mittwoch, Sonnabend sind von selbst verständlich. Dinstag, der Tag des Thus oder Tyr; Donnerstag ist Thonorstag und Freitag Frciatag. Mittwoch hieß früher Wodanstag.
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