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1. Theil 4 - S. 282

1862 - Breslau : Max
282 Neueste Geschichte. 5. Periode. der Kirchengüter, welche im Jahre 1848 dem Staatsvermögen einverleibt worden, ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht ent- fremdet, die Kapitalien und Einkünfte der frommen Stiftungen, der gemeinnützigen Anstalten, sowie das vom Baron von Püry der Bürgerschaft von Neuenburg vermachte Vermögen gewissen- haft respectirt und den Absichten der Stifter und den Stiftungs- urkunden gemäß aufrecht erhalten würde. Bei Publication dieses Vertrags erließ der König von Preu- ßen eine Proclamation 6. d. Marienbad vom 19. Juni, mittels deren er seine bisherigen neuenburger Unterthanen aus Eid und Pflicht entläßt. Diese Proclamation, wie die Bestimmungen des Vertrags selbst, geben einen zugleich rührenden und erhebenden Beweis für die großherzigen Gesinnungen des Königs, welcher nächst Wahrung der Ehre der Krone nur das gegenwärtige und künftige Wohl seiner ehemaligen Unterthanen ins Auge faßte. 147. Asien. Ehe wir in unserer Erzählung fortfahren, haben wir noch einen Blick auf die außereuropäischen Reiche zu richten und be- ginnen mit Asien, der alten Culturstätte der Menschheit, wo wir die Wiege unsers Geschlechts zu suchen haben, von wo aus die Bil- dung ihren Ausgang nahm und wohin sie zurück zu kehren strebt. — Wir haben bereits oben erwähnt, daß zwei europäische Mächte um die Herrschaft über Asien streiten: Rußland und Eng- land; obwohl auch Frankreich, Holland und andere Staaten dort noch Colonien haben, welche aber von zu geringem Um- fange sind, als daß deren Besitz einer großen Machtsphäre zur Grundlage dienen könnte. Beide Staaten, Rußland und Eng- land, sind in beständigem Fortschreiten begriffen und der Druck, welchen sie in Folge dessen auf die Nachbarstaaten üben, reißt auch diese in die Bewegung hinein, welche sonst in der Agonie, in die sie seit vielen Jahrhunderten verfallen sind, zu Grunde gehen müßten. Indeß hat China, das große „Reich der Mitte", eine eigenthümliche Bewegung aus sich selbst erzeugt, welche, da sie nothwendig umgestaltend auf diesen alten, aber in absoluter Starrheit verknöcherten Culturstaat wirken muß, unsere Aufmerk- samkeit fesseln darf. Durch geheime Gesellschaften genährt, ist dort eine Revolution

2. Theil 4 - S. 304

1862 - Breslau : Max
304 Neueste Geschichte. 5. Periode. in den amtlichen Sphären Stellenjägerei und eine Corruption, wie sie kaum in einem der alten Staaten Europas jemals zu finden gewesen. — Jetzt wird die Republik auf die erste schwere Probe gestellt —- wie sie dieselbe bestehen wird, kann keine mensch- liche Weisheit voraussehen. 149. Europa nach dem Pariser Frieden. Der Abschluß des Pariser Friedens schiert eine neue Periode geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen Culturstaaten die lediglich politischett Gesichtspunkte überwuchern müßte, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von den Westmachten erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut Theil Heuchelei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pari- ser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben soll- ten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert. Kaum aber war die Kunde über die von Seiten Rußlands erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oessent- lichkeit gedrungen, so stürzte sich ganz Europa, ohne nur den förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fiebe- rischen Hast in das weite Gebiet der Speculation; industrielle Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter aus die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende Fülle von Kapital. Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus und mit dem Schmerz über erlittene Verluste verband sich vielfach das bittere Gefühl der Beschämung über die handgreiflichen Täuschungen, welchen man erlegen war; so daß man die ganze, plötzlich in Fluß gerathene, finanzielle und commercielle Bewegung in Bausch

3. Theil 4 - S. 118

1862 - Breslau : Max
118 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Dritte Periode. Von der Stiftung der heiligen Allianz bis zur Juli- revolution. 126. Der heilige Bund. — Deutschland und Europa bis zum Congreß von Verona, 1823. Durch die ganze Geschichte der letzten Jahrzehnde seit der französischen Revolution war es offenbar geworden, daß nicht einzelne Umstände und zufällige Thaten, fortbmi der ganze Geist, welcher die Völker und die Cabinette nach und nach ergriffen hatte, der Geist des Uitglaubens, des frivolen Leichtsinns und einer nur auf den Vortheil berechneten Staatskunst die Schuld an dem allgemeinen Unglück trug. Die drei Herrscher, deren Bündniß endlich den Folgen der Revolution Halt geboten und einen sichern Rechtszustand in Europa äußerlich hergestellt hatte, wollten sich mit diesem Ergebniß ihrer Thätigkeit nicht begnügen, sondern sie wünschten, die ganze künftige Entwickelung des euro- päischen Staatenlebens auf einer bessern, sittlichen Grundlage zu befestigen, und schlossen zu diesem Zweck den sogenannten heiligen Bund. Derselbe sollte an die Stelle der bisherigen, nur auf Weltklugheit und Berechnung des Vortheils begründeten Politik eine christliche treten lassen, indem die Vorschriften der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens sowohl der Verwaltung der Staaten im Innern, als auch der Leitung ihrer gemeinschaft- lichen Angelegenheiten zu Grunde liegen sollten. Die Fürsten verpflichteten sich untereinander, die höchsten und heiligsten Zwecke der Völker und Regierungen immer zur Richtschnur ihrer Hand- lungen zu machen. Sie gelobten „gemäß den Worten der hei- ligen Schrift, die allen Menschen befiehlt, sich als Brüder zu lieben, durch die Bande der wahren und unauflöslichen Liebe verbunden zu bleiben, sich stets Beistand und Hülfe zu leisten; ihre Unterthanen als Familienväter zu beherrschen; die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Sie be- trachten sich nur als Glieder einer und derselben christlichen Na-

4. Theil 4 - S. 119

1862 - Breslau : Max
Der heilige Bund. 119 tion, von der Vorsehung beauftragt, die Zweige einer Familie zu regieren". Dieser große und schöne Gedanke ging zunächst von dem religiös-schwärmerischen Kaiser Alexander aus, wurde aber von dem ernst-frommen Friedrich Wilhelm und von dem biedern Franz mit großer Bereitwilligkeit aufgenommen, und bald traten fast alle übrigen Fürsten, außer England und dem Papst, dem heiligen Bunde bei. Leider hat derselbe wegen mancher betrübender Einflüsse, welche wir noch erwähnen werden, die schönen Früchte nicht ge- bracht, welche die frommen Urheber sich versprochen hatten; doch ist dem Geiste, welcher bei Gründung dieses Bundes vorwaltete, das friedlich einträchtige Wirken der Mächte seit jener Zeit großen- theils zu danken. Die ersten Jahre, welche aus die ruhmvollen Kriegsjahre folgten, waren für Deutschland nicht so glücklich, wie man es wohl hätte erwarten können; nach den großartigen Kämpfen gegen den frenrden Feind machten sich beklagenswerthe innere Meinungskämpse geltend, welche an die Stelle der jüngsten freu- digen Begeisterung bald eine unglückselige Verbitterung der Ge- müther treten ließen. Statt der Einigkeit und dem Vertrauen zwischen den Fürsten und ihren Völkern, welche so eben ein- müthig zur Errettung des Vaterlandes zusammen gewirkt hatten, schlich sich bald ein Geist gegenseitigen Mißtrauens ein, welcher die besten Früchte der neuen Friedenszeit verkümmerte. Während des Kampfes gegen Frankreich hatte nur ein Ge- danke und ein Wille alle Herzen beseelt, der Gedanke, das Vater- land zu befreien, und der Wille, dabei zu siegen oder zu sterben. Als jedoch das glorreiche Ziel erreicht war, trat die Frage in den Vordergrund, was nun in Deutschland an die Stelle der früheren Zustände treten sollte; und wie die Ansichten hierüber bei den Staatsmännern ans dem wiener Congreß selbst sehr ge- theilt waren, so noch viel mehr zwischen den Regierungen und den Völkern. Sowohl über die künftige Einrichtung des ganzen deutschen Vaterlandes, wie über die Verfassung in den einzelnen Staaten entstanden die heftigsten öffentlichen Streitigkeiten. Ein Theil von Denjenigen gerade, welche die Befreiung des Vater- landes am thätigsten vorbereiten geholfen hatten, stellte jetzt An- forderungen an die Regierungen, welche diese fürerst nicht be- friedigen zu können glaubten. Gleich nach dem tilsiter Frieden hatte sich unter dem heimlichen Schutz der allverehrten Königin

5. Theil 4 - S. 198

1862 - Breslau : Max
198 Neueste Geschichte. 4. Periode. Rußland und Italien. und Uebereinstimmung herzustellen, welche er als Grundlage der Kraft ansah, war er bemüht, alle Stamm- und Religionsunter- schiede zu verwischen und durchweg russische Sitte und griechi- schen Glauben, hier und da sogar mit Gewalt, einzuführen, bei der größtmöglichsten Abschließung Rußlands gegen alle Berüh- rung mit der Civilisation der Nachbarstaaten aber doch die Keime äußerer Wohlfahrt und einer gewissen äußern Cultur auf alle Weise zu pflegen, und Gewerbfleiß und Fabrikation nach Mög- lichkeit zu fördern. Die große Macht, über welche der Czar mit völliger Unumschränktheit gebietet, wendet er aber vorzugs- weise zur Erweiterung des Einflusses nach außen an, wozu an- dererseits die ausgezeichnete diplomatische Kunst des russischen Hofes das Ihrige beiträgt. So war durch den Tractat von Unkiar Skelessi (1833) die Türkei eng mit dem russischen Interesse verknüpft worden. Die Donaufürstenthümer Moldau und Walachei wurden zinspflichtige Fürstenthümer unter Hos- podaren geworden, deren Wahl ganz unter russischem Einfluß steht. Die Perser wurden von den Russen mit Glück bekriegt und zwei ihrer Provinzen zum russischen Reiche geschlagen, wo- gegen mit denl durch englischen Einfluß aufgeregten Bergvolk der Tscherkessen der Kampf noch immer mit wechselndem Glück geführt wird. In Italien war am 1. Juni 1846 der alte, schwache Gre- gor Xvi. gestorben, und an seine Stelle wurde unter franzö- sischem Einfluß der Cardinal Mastai Ferretti gewählt, wel- cher den Namen Pius Ix. annahm. Nach eigener Neigung und auf den Rath der französischen Regierung, besonders des Ge- sandten Grafen Rossi, betrat der neue Papst die Bahn der Re- form 'in der Verwaltung. Er führte mannigfache Ersparnisse ein, gab der Presse mehr freien Spielraum, genehmigte den Bau von Eisenbahnen, eröffnete den bis dahin von allen höheren Aemtern ausgeschlossenen Laien den Zugang zu denselben, berief Männer des öffentlichen Vertrauens in seinen Rath, gab der Stadt Rom eine freie Municipalverfassung und erweckte sogar Hoffnungen zur Herbeiführung eines italienischen Staatenbundes. Natürlich erweckten diese Neuerungen den größten Enthusiasnms, durch ganz Italien erscholl der Jubelruf: „Ewiva Pio nono!“ und das Volk gab sich zuerst ohne Rückhalt der Leitung des ge- feierten Kirchenfürsten hin; nur die alte Regierungspartei, ge- stützt auf den Einfluß Oestreichs, hielt mit ihren Bedenken und Il

6. Theil 4 - S. 298

1862 - Breslau : Max
298 Neueste Geschichte. 5. Periode. Die Geschichte führt eben gar oft auf seltsamen Bahnen das menschliche Geschlecht vorwärts, und was dem Kurzsichtigen als ein Hereinbrechen der Barbarei erscheint, ist nur eine rasche Be- fruchtung des Bodens, aus welchem die Pflanze der Civilisation emporschießt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die oft so widerwärtig erscheinende, so gehässig beurtheilte und als unersätt- liche Ländergier verdammte Vergrößerung des nordamerikanischen Staats aufzufassen. Dem Einzelnen bleibt seine Verantwortlich- keit für individuelle Zwecke und Mittel; aber wenn der anglo- sächsische Volksstamm instinctmäßig sich getrieben fühlt, die ent- artete spanisch-amerikanische Mischbevölkerung aus dem Besitz zu drängen, wenn er Mexico dismembrirt, nach Centralamerika seine Flibustier, wie den berüchtigten Walker, als Minirer vor- ausschickt, lüsterne Blicke nach Cuba, der Königin der Antillen, wirft und sich unter den Eilanden des stillen Oceans Stations- orte heraussucht, so erfüllt er doch nur eine weltgeschichtliche, eine civilisatorische Mission. Während alle übrigen Staaten Ame- rikas, mit Ausnahme Chiles- und Brasiliens, sich in dem Zustande der Anarchie befinden, ein Spielball persönlichen Ehrgeizes, welcher die verschiedenen Länder aus einer Revolution in die andere reißt; während die Bevölkerung immer mehr degenerirt und in Faulheit, Unwissenheit und Nichtsnutzigkeit versunken, auf dem gesegnetsten Boden der Erde immer mehr verarmt, bringt der Nordamerikaner, wohin er vordringt, Gewerbfleiß, Kenntnisse, Ordnung der staatlichen Verhältnisse und den Segen bürgerlicher und individueller Freiheit. Man kann daher die Vergrößerung des nordamerikanischen Freistaats nicht als ein Uebel bezeichnen; die fremden Länder werden nicht in Besitz genommen aus Ehr- geiz, nicht um sie auszubeuten, sondern uni sie der Cultur zu eröffnen. Nichtsdestoweniger zeigt Nordamerika bei viel Licht auch viel Schatten und es ist jedenfalls ein Schandfleck, daß die Sklaverei immer noch als eine staatliche Einrichtung erhalten wird, ohne daß bei der Entschiedenheit der südlichen oder Sklaven- staaten, welche eher das Band der Union zerreißen wollen, als daß sie in Aushebung der Sklaverei willigen, eine nahe Beseiti- gung des Uebels zu erwarten wäre. Vielmehr dreht sich die innere Politik fast ausschließlich um diese Frage, welche selbst den verschiedenen politischen Parteien ihre Stellung anweist. Ursprünglich standen sich in den Vereinigten Staaten nur

7. Theil 4 - S. 341

1862 - Breslau : Max
Verfall des Staatsorganismus in Oestreich. 341 und Nichtachtung göttlicher und menschlicher Ord- nn n g". Oestreich. Während Preußens innere Zustände sich immer gedeihlicher gestalteten und seine Stellung nach außen eine Ach- tung gebietende wurde, hatte Oestreich eine Reihe schwerer Kämpfe zu bestehen, deren Ende noch lange nicht gekommen zu sein scheint. Der italienische Krieg hatte es in dem Momente überrascht, als es gerade hoffnungsvolle Anstrengungen machte, seine Finan- zen zu ordnen, welche nun in Folge desselben in die beklagens- wertheste Verwirrung geriethen. Die Mißstimmung war allge- mein und ihr fielen Minister Bach und später auch der erste General-Adjutant Graf Grünne zum Opfer. Untersuchungen wegen der schlechten Truppenverpflegung wurden eingeleitet und führten einen Proceß gegen den höchsten Militairbeamten Feldmar- schall-Lieutenant von Eynatten herbei, welcher sich selbst das Urtheil sprach, indem er sich im Gefängniß erhenkte. (In der Nacht vom 7. zum 8. März 1860.) Bald vernahm man, daß der Director der östreichischen Creditanstalt Richter verhaftet sei und das Erstaunen über diese Vorgänge stieg bis zum Ent- setzen, als am 23. April der berühmte Finanzminister von Bruck sich entleibte. — Solche Erscheinungen deuteten auf einen innern Verfall des Staatsorganismus und richteten eine dringende Mah- nung an die Regierung, besonders da sich auch in Ungarn Symptome der Aufregung zeigten, welche nicht mißverstanden werden konnten. Man suchte den drohenden Sturm durch Con- cessionen zu beschwören; dieselben wurden aber, wie z. B. das Patent vom l. September 1859 zu Gunsten der ungarischen Pro- testanten, zurückgewiesen; man stellte nun die Comitatsverwal- tung her und rief den verstärkten Reichsrath nach Wien, wel- cher zunächst den Credit und das Vertrauen des Volkes in die Regierung herstellen sollte. Derselbe wurde am 31. Mai in Wien eröffnet, diente aber nur dazu, um den Ungern einen glänzenden Sieg zu erfechten, welche in Verbindung mit dem czechischen Adel die Herstellung der „historisch-politischen Indi- vidualität" durchsetzten, d. h. die Autonomie Ungarns. Durch Kaiserliches Diplom vom 20. October 1860 wurden die Landtage zur Theilnahme an der Gesetzgebung berufen und ausdrücklich bestimmt, daß die Landtage der zur Ungarischen Krone gehörigen Länder im Sinne ihrer früheren Verfassung hergestellt werden sollten. In Folge dessen erfolgte eine Recon-

8. Theil 4 - S. 326

1862 - Breslau : Max
326 Neueste Geschichte. 5. Periode. 152* Europa während und nach dem italienischen Kriege. Die Geschichte Oestreichs und Frankreichs fiel während des italienischen Krieges fast mit der Geschichte desselben zu- sammen: England nahm durch seine Intriguen an demselben Theil, Rußland aber benutzte denselben, um sich von seinen Niederlagen zu erholen und innere Reformen auszuführen, ohne deshalb auf eine Erweiterung seiner Grenzen zu verzichten. Rußland. Die schwierigste Aufgabe stellte sich Alexander Ii., indem er die Leibeigenschaft der Bauern in Rußland auf- heben wollte, ein Plan, welchen schon Alexander I. aufgefaßt und wieder fallen gelassen hatte. — Die Nothwendigkeit, den im Kriege tief gesunkenen Wohlstand der Nation neu zu beleben, mußte die dringendste Aufgabe der Regierung sein; deshalb wurde Rußland mit einem Eisenbahnnetz überzogen, die Zölle herab- gesetzt, manche Erleichterung des Verkehrs getroffen und der Versuch gemacht, der Corruption der Beamten zu steuern; aber das Alles half nicht, wenn nicht die productive Kraft selbst ent- faltet wurde. — Das schien aber nur möglich zu sein, wenn man dem Bauer Liebe zu dem Boden einflößte, welchen er bebaute, d. h. indem man ihn zum freien Eigenthümer machte. Im I. 1857 wurde in Petersburg eine kaiserliche Commission eingesetzt, welche die wichtige Maßregel vorbereiten sollte; sie kam aber nicht recht vorwärts, da natürlich der Adel der Bauernemancipation ent- nung der Aufständischen als „Räuber" änderte nichts in der Lage der Dinge, welche sich als eine Auflehnung der gesammten Landbevölkerung gegen die neue Ordnung der Dinge darstellte. Dies hatte zur Folge, daß, als nach Cavours Tode (6. Juni) Ricasoli, der an seinem Herrn, dem Großherzoge, zum Verräther gewordene Florentiner, an die Spitze der sardinischen Regierung trat, der Entschluß gefaßt wurde Neapel zu erobern. Zu dem Ende ward Cialdini nach Süditalien geschickt und ihni eine Armee zur Verfügung gestellt, welche allmälig bis auf 60,000 Mann er- höht ward, ohne daß es bis jetzt (Anfang September 1861) gelang, das durch Gräuel aller Art an den Abgrund des Verderbens gelangte Land zu pacificiren, obwohl 6000 Menschen in den Gefängnissen ihre Anhänglichkeit an die Sache ihres vertriebenen Königs büßen. Die römische Frage ist in der Schwebe geblieben, insofern Frankreich noch immer die Miene behält, die Herrschaft des Papstes gegen die Gelüste Sardiniens zu schützen. Ob dies wiederum nur ein Spiel ist, um Sardiuieu zu neuen Abtretungen (Liguriens und der Insel Sardinien) zu nöthigen, kann nur die Zukunft lehren.

9. Theil 4 - S. 338

1862 - Breslau : Max
338 Neueste Geschichte. 5. Periode. ters Majestät, der Heldenkönig — so nannte ihn der nunmehr Heimgegangene königliche Sohn — nach den Jahren des Unheils sein Volk wieder aufrichtete und zu den Kämpfen stählte, an welchen Mein verklärter Bruder hochherzig Theil nahm, war König Friedrich Wilhelm Iv. ein heiliges Erbtheil, welches Er treu zu pflegen wußte. Ueberall gewährte Er edlen Kräften Anregung und förderte deren Entfaltung. Mit freier königlicher Hand gab Er dem Lande Institutionen, in deren Ausbau sich die Hoffnungen desselben erfüllen sollten. Mit treuem Eifer war Er bemüht, deut gesammten deutschen Vaterlande höhere Ehre und festere Einigung zu gewinnen. Als eine unheilvolle Bewegung der Geister alle Grundlagen des Rechtes er- schüttert hatte, wußte Meines in Gott ruhenden Bruders Majestät die Verwirrung zu enden, durch eine neue politische Schöpfung die unterbrochene Entwicklung herzustellen, und ihrem Fortgange feste Bahnen anzuweisen. Dem Könige, der so Großes zu begründen wußte, dessen un- vergeßliches Wort „Ich und mein Haus wollen dem Herrn die- nen" auch Meine Seele erfüllt, gebührt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen, welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger des deutschen Geistes machten. Dies hohe Vermächtniß Meiner Ahnen, welches sie in un- ablässiger Sorge, mit ihrer besten Kraft, mit Einsetzung ihres Lebens gegründet und gewahrt haben, will ich getreulich wahren. Mit Stolz sehe Ich Mich von einem so treuen und tapfern Volke, von einem so ruhmreichen Heere umgeben. Meine Hand soll das Wohl und das Recht Aller in allen Schichten der Be- völkerung hüten, sie soll schützend und fördernd über diesem rei- chen Leben walteil. Es ist Preußens Bestimmung nicht, dem Genuß der erworbenen Güter zu leben. In der Anspornung seiner geistigen und sittlichen Kräfte, in dem Ernst und der Aufrichtig- keit seiner religiösen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehor- sam und Freiheit, in der Stärkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es seinen Rang un- ter den Staaten Europas zu behaupten. Ich halte fest an den Traditionen Meines Hauses, wie Ich den vaterländischen Geist Meines Volkes zu heben und zu stär- ken Mir vorsetze. Ich will das Recht des Staates nach seiner

10. Theil 4 - S. 181

1862 - Breslau : Max
Maria da Gloria. 181 aus „Septembristen", d. h. den Theilnehmern des Aufstandes und ihrer Gesinnungsgenossen, gebildeten Ministeriums; aber auch seitdem schwankte die Regierung zwischen freisinnigen und freiheitsfeindlichen Einflüssen. In Folge der Verwaltung des Grafen Terceira und des Grafen Costa Cabral entstand eine Gährung im Lande, welche den Thron fast in Gefahr brachte; da wurde der populäre Herzog von Palmella zum Minister ernannt, kurze Zeit darauf aber wieder gestürzt. Noch dauern die Schwankungen in dem unglücklichen Lande, welches ganz und gar unter dem Einflüsse Englands steht, in der alten Weise fort. Während das Staatsleben im ganzen westlichen Europa sich von Erschütterung zu Erschütterung fortbewegte, war England allein mit einer friedlichen und allmälig reifenden Entwickelung gesegnet. Das ist der Vorzug, welchen jenes Land vor allen andern Staaten genießt, daß es eine seit Jahrhunderten nach und nach ausgebildete Verfassung besitzt, in deren weiterm Ausbau zwar niemals ein Stillstand eintritt, die jedoch in dem allgemei- nen Volksbewußtsein zu fest wurzelt und zu viel Achtung genießt, als daß von irgend einer Seite plötzliche Veränderungen ohne reifliche Vorbereitung eingeführt werden durften. Dadurch eben, daß das Staatsleben dort auf einer alten festen Grundlage ruht, welche von Niemand freventlich angetastet werden darf, ist es möglich, dem Volk nach und nach immer größere Freiheiten zu gewähren. In dem Gefühle voller Rechtssicherheit wendet die Nation ihre ganze Kraft der Gewerbthätigkeit, dem Landbau und dem Handel zu, und während dieselbe an Reichthum immer mehr zunimmt und ihre Herrschaft auf fernen Colonien immer weiter ausdehnt, erhält sich ihre Macht und ihr Ansehen in den Bezie- hungen zu allen Völkern. Als in Folge der Julirevolution die Ideen größerer Bethei- ligung aller Volksschichten an dem Staatsleben in ganz Europa zur Geltung kamen, wurde auch in England eine wichtige Aen- derung im öffentlichen Leben durchgeführt. Die Partei der Whigs, welche den freisinnigen Adel und den reichen Mittelstand vertritt, setzte gegen die Tories, die eigentliche alte Adelspartei, eine Wahlreform durch, bei welcher den reichen Grundbesitzern ein Theil ihres Einflusses genommen und eine billigere Vertheilung der Wahlen für das Parlament eingeführt wurde. Die Whigs selbst aber fanden bald Gegner an den Vertretern der unteren
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