129
und Synagogen, und für die öffentliche Erziehung der künftigen
Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft, z. B. Schulen, (hohe und
niedere. Volksschulen, Bürgerschulen, gelehrte Schulen, Univer-
sitäten) und Erziehungshäuser, Waisenhäuser, Schullehrer-Semi-
narien rc.; Anstalten für Künste und Wissenschaften: Kunst-
säle, Naturaliensammlungen, Bibliotheken, Akademien rc. Anstal-
ten für innere Ruhe, Ordnung und Sicherheit: Polizei-
anstalten, z. B. Gefängnisse, Wachhäuser rc. Anstalten für die
Rechtspflege: Schiedsmänner, Land- und Stadtgerichte, Ober-
tandsgerichte rc. Anstalten für die äußere Sicherheit und
Macht: stehendes Heer, Landwehr, Landsturm, Zeughäuser, Fe-
stungen, d. h Wohnplätze soft sind es Städte), die mit Gräben
And Wällen befestigt und mit vielem Geschütz versehen sind; An-
stalten für den Handel: Münzen, Börsen, Banken, Kaufhäuser,
Magaziene rc.; Anstalten für Arme, Kranke und im Kriege
dienstunfähig (invalid) Gewordene: Armen-, Kranken-, Wai-
sen-, Jnvalidenhäuser rc.
Alle Ausgaben für das gemeine Wesen einer Gesellschaft
werden von den öffentlichen Einkünften, die mit Inbegriff
threr Verwaltung Finanzen heißen, bestritten. Sie bestehen
^us Abgaben, die entweder in Geld, Getreide, oder auch durch
Dienstleistungen sz. B. Vorspann) rc. entrichtet werden, in Zöl-
len, im Ertrage der Staatsgüter (Domainen,) Forsten, Bergwerke,
Posten und anderer landesherrlicher Einkünfte (Regalien).
Alle öffentlichen, von der Regierung oder Obrigkeit getroffe-
nen Einrichtungen und Bestimmungen zur Erhaltung der ge-
meinschaftlichen Wohlfahrt einer bürgerlichen Gesellschaft begreift
man unter dem Namen der Staats- oder Landesverfas-
sung, und die wirkliche Erhaltung und Besorgung des Gemein-
wesens nach allen seinen Theilen heißt die Staatsverwaltung.
§. 70.
Wohnorter, Länder und Obrigkeiten.
Die kleinsten Besttzthümer an liegenden Gründen und die
daher rührenden kleinsten Abtheilungen des Landes sind Gärten,
Wiesen, Felder, Forsten (jeden Wald oder jeden Theil eines
Waldes, der das Eigenthum eines oder mehrere Menschen ist,
gehörig beaufsichtigt und regelmäßig bewirthschaftet wird, nennt
rnan einen Forst). Ein Platz, der mit einer Mauer, einem
Zaune, einem Gehege umgeben ist, heißt ein Hof, Meierhof,
eine Meierei, ein Bauerhof, ein Gehöft rc. Wenn dee
Hof zu einem nahen Orte gehört, so heißt er ein Vorwerk.
Ein Dorf besteht aus mehreren Bauerhöfen. Alle Felder, Wie-
sen und Waldungen, die zu einem Dorfe gehören, machen die
Feldmark desselben aus. Sowohl die Einwohner als das
Rechner, Sandb. 2. Theil. 9
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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183
müth des werdenden Weltbürgers gelegt werden müsse., nimmt
man jetzt immer mehr darauf Bedacht, die Volksschulen zu ver-
bessern und ihre Lehrer sorgenfreier zu stellen; doch bleiben diesem
Stande noch viele Wünsche übrig.
Preußen hat 0 Universitäten (nämlich zu Berlin, Bonn,
Breslau, Greifswald,. verbunden mit der Staats- und land-
wirthschaftlichen Akademie zu Eldena; Halle, Königsberg; 2 Bil-
dungsanstalten für katholische Geistliche, die Akademie zu Mün-
ster und das Lyceum zu Braunsberg, eine Forstacademie zu Neu-
stadt-Eberswalde) 113 Gymnasien, 9» höhere Bürgerschulen,
30 Mittelschulen, 23,000 Elementarschulen und außerdem viele
Bildungsanstalten für besondere Berufsarten.
§. 29.
Staatsverfassung.
Preußen ist eine fast unumschränkte Monarchie, indem der
König, der übrigens die gesetzgebende und vollziehende Gewalt
in sich vereinigt, nur bei neuen Dteuern und Anleihen, welche
in Friedenszeiten nöthig werden sollten von der Bewilligung des
durch das Patent von 3. Febr. 1817 gebildeten, vereinigten
Landtags abhängig ist, so wie Veränderungen in der ständischen
Verfaßung nur im Einverständniß mit demselben vorgenommen
werden können; übrigens haben der vereinigte Landtag, und der
in der Regel an seine Stelle tretende Ständische Ausschuß,
sowie die Provinzialstände nur ein Berathungs- und Pe-
titionsrecht. Die höchste Instanz ist der K ö nig, der seine
Befehle und Entscheide durch das geheime lukunet ergehen
läßt. Er hat neben sich zur Berathung den Staatsrath, zu
dem die königlichen Prinzen, die Staatsminister, die kommandiren-
den Generale, die Oberpräsidenten und andere vom König dazu
berufene Staatsdiener gehören. Die höchste Landesbehörde ist
das Staatsministerium, welches zerfällt in I) das Ministe-
rium des königlichen Hauses, 2) das Justizministerium, 3) das
Ministerium des Innern und der Polizei, 1) das Ministerium
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten, 5) das
Ministerium der Finanzen, 0) das Kriegsministerium, 7) das Mi-
nisterium der auswärtigen Angelegenheiten. Außerdem bestehen
noch mehrere andere unmittelbar vom Könige abhängige Behör-
den. In Hinsicht der Verwaltung ist der Staat in acht Pro-
vinzen getheilt. Der östliche Haupttheil besteht aus den Pro-
vinzen Preußen, Posen, Pommern, Brandenburg,'Schle-
sien, und Sachsen. Von diesen gehören die beiden ersten nicht
mit zum deutschen Bunde. Der westliche Haupttheil enthält die
Provinzen Westphalen und die Rheinprovinz. Jeder Pro-
vinz steht ein Oberpräsident vor, der die Regierungen
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190
dem es 1306 und 1675 als Erbland gebort hatte. !Jn dem
Tilsiter Frieden (9. Juni 1807) wurde Südpreußen dem Her-
gogthum Warschau einverleibt. Erst nach Napoleons Sturze kam
es wieder an Preußen zurück und erhielt 1815 von dem Haupt-
orte und dem Sitze der obersten Verwaltungsbehörden den Na-
men Großheczogthum Posen.
Die Provinz Posen, 536 Q. M. 1/200,000 E. bildet
eine große recht fruchtbare Ebene, welche Getreide und Holz im
Ueberfluß liefert. Die Hauptflüffe sind: die Warthe, welche
sich in die Oder ergießt, und links die Obra, rechts die Netze
aufnimmt, und an der Grenze die Weichsel mit der Brahe.
Letztere ist mit der Netze und so die Weichsel mit der Ober durch
den Bromberger Kanal verbunden. Die Einwohner sind dem
größesten Theil nach (%) Polen und gehören zur katholischen Kirche,
die etwa 400,000 Deutsche sind meist evangelisch; yis der Bevöl-
kerung machen die Juden aus. Die eigentliche Landessprache
war früher außer bei den Kaffuben, die wendischer Abstammung
sind, meist die polnische, welche aber mehr und mehr, besonders
in größeren Städten von der deutschen verdrängt wird. Getrei-
debau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen der
Einwohner. Die Gewecbethätigkeit und das Fabrikwesen sind
dagegen noch sehr zurück. Man findet nur Tuchfabriken, Ger-
bereien, Brennereien, einige Glashütten und Hammerwerke und
Leinwebereien. Die Provinz hat sehr viele Städte, nämlich 145,
aber meist sehr kleine und unbedeutende.
I. Der Regierungsbezirk Posen, der größere südliche
Theil, 17 Kreise-
I) Posen an der Warthe, 40,000 E., Hptst/, Sitz des Ober-
Präsidenten, des Generalkommandos, des Erzbischofs und des evang.
Bischofs, der Regierung, des Oberlandcsger. und Ober- Appcllationsger.,
Pnestcc-Sem., Schullehrer-Sem., starke Fst. (Fort Winiari), Haupt-
handelsort der Provinz, Chaussee'» nach Berlin und Breslau. 2) Ra-
mi t sch, 9000 E., Zuchthaus, Tabacksfabr. 3) F r a u st a d t, 6000 E.,
ziemlich lebhafter Hd. 4) Lissa, 9000 E., Gymnasium. 5) Kroto-
schin, 5000 E., Hauptort der Scandesherrschaft Krotoschin, welche
dem Fürsten von Thuen und Taxis gehört. 6) Meferitz, 5000 E.,
königliche Realschule. In der Nähe Paradies mit einem Seminar.
Ii. Regierungsbezirk Bromberg, der nördliche- Theil
9 Kreise:
1) Bromberg a. d. Brdhe und dem Bromb. Kan., 8000 E.,
Sitz der Reg., eines Hauptzollamtes, Oberlandesger., Seminar, Hd.
2) G n esen, poln. Gniazno, d. h. Nest. Hier fand Lech, der Stamm-
herr der ältesten polnischen Herrscher, ein Nest mit weißen Adlern;
daher der weiße Adler im poln. Wappen. Der-heil. Adalbert wurde
hier begraben. Früher Residenz des Primas des poln. Reiches. 6000
E., berühmte Domkirche.
Der Goplo-See (2% Q. M.), dem die Netze entströmt, ist in
der Geschichte Polens bedeutsam. Auf einem Schlosse an seinem Rande,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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275
Neuschatel, 7000e., Fà, gute Erziehungsanstalten, herrliche
Meinberge, schöne Landhäuser.
Xviï. Freiburg.
Freiburg, 9000 E., Lehranstalten der Jesuiten. — Murten,
-Schlacht 1476, Sieg der Schw. über Karl d. Kühnen.
Xviii. Waadt oder Vaud (fpc. Wo).
1) Lausanne, 18,000 E., reizende Gegend, mildes Klima. 2)
Yverdun (Jfferten), 1ooo E., wo einst Pestaiozzi's Erziehungs-
anstalt.
Xix. Genf.
Genf, 35,000 E., Univ., Fabr., besonders Uhren, liebliche Ge-
igend. — Calvin wirkte lange hier.
Xx. Wallis.
Sion oder Sitten, 5000 E., in wunderschöner Umgebung.
Xxi. Tessin.
1) Bellenz oder Bellinzona 1500 E., die sich vom Spedi-
4ionshandel nähren. 2) Lugano oder Lavis 4000 E., Fabr., Hd.,
bedeutender Viehmarkt.
Xxii. Graubündten.
Chur, 5000 E., Fabr., Hd. — Dorf Felsberg, das von dem
'Einsturze des benachbarten Felsens bedroht ist.
§. 65.
Italien.
Italien ist für die Weltgeschichte ein überaus wichtiges
-Land: Zweimal, im Alterthum und im Mittelalter, hat es fast
die ganze damals bekannte Welt beherrscht, jedesmal auf verschie-
dene Weise, aber beidemal von der Stadt Rom aus, die 753 v.
Ch. von zusammengelaufenem Volke erbauet ward. Anfangs v.
Königen beherrscht svon dem Gründer Romulus bis Tar-
quinius Superbus 510), dann ein Freistaat, seitoctavia-
nus Augustus 31 v. Chr. Kaiserthum, hat es sich von dem
verachteten Anfange einer Räuberkolonie zu einem ungeheuren
Reiche vergrößert. In Europa, Asien und Afrika gehorchten ihm
Lille Küstenländer des Mittelmeeres. Von den Wasserfällen des
Nil bis zum Clyde in Schottland, vom Atlas bis zum Euphrat
reichte die Herrschaft der tapfern und beharrlichen, oft aber auch
harten und grausamen Römer. Unter den Nachfolgern des Au-
gustus ging es damit wieder zu Ende. Neue Völker, meist deut-
schen Stammes, traten auf und besonders bei der Völkerwan-
derung um 400 wurde eine Provinz nach der andern vom römi-
schen Reiche, das sich 395 in das abendländische und mor-
genlandische getheilt hatte, abgerissen. Das abendländische
18*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Calvin Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Freiburg Murten Waadt Vaud Lausanne Genf Genf Bellinzona Lugano Italien Italien Rom Europa Asien Afrika Lille Schottland
395
ten, als solche, bei denen Blut floß. Thiergefechte hatten sie
häufig; doch diese waren ihnen noch nicht grausam Lenug. Da-
rum mußten oft unglückliche Menschen, meistens verurtheilte
Verbrecher oder untreue Sklaven mit reißenden Thieren her-
umschlagen, bis sie von ihnen zerrissen wurden. Ja, es mußten
zur Belustigung der Zuschauer Menschen mit Menschen kämpfen
bis auf den Tod, und hierzu, es klingt unglaublich, wurden so-
gar besondere Sklaven herangebildet und unterhalten, die man
Gladiatoren nannte. Nicht allein der Pöbel sah solchen un-
menschlichen Schauspielen mit roher Lust zu, nein, auch die Vor-
nehmsten der Stadt, und selbst die Frauen. Dergleichen Kampf-
spiele wurden gewöhnlich in den Amp hitheatern gehalten. Das
waren ebenfalls große Gebäude ohne Dach, doch von länglich-
runder Form. In der Mitte befand sich der Kampfplatz, und
um diesen herum waren die zur Aufbewahrung der Thiere be-
stimmten Gewölbe, über denen sich stufenweise die Sitze für die
Zuschauer erhoben.
Unter den blutigen Schauspielen der Römer verdienen noch
die Naumachien genannt zu werden, welches künstliche, zur
Belustigung des Volkes aufgeführte Seegefechte waren. Die
Gebäude dazu, ebenfalls Naumachien genannt, glichen den Am-
phitheatern, doch mit dem Unterschiede, daß ihr innerer Raum
durch unterirdische Kanäle unter Wasser gesetzt werden konnte.
Augustus ließ eine Naumachie anlegen, in welcher außer vielen
kleinen Fahrzeugen fünfzig große Schiffe Raum hatten. Diese
wurden bemannt mit Verbrechern, Kriegsgefangenen rc., welche
zur unmenschlichen Ergötzung des rohen Volkes mit einander eben
so ernstlich kämpfen mußten, als in einer wirklichen Schlacht.
Außer den Tempeln, Amphitheatern rc. waren in Nom noch
eine Unzahl von öffentlichen Gebäuden und Kunstwerken,
welche man mit den größten Kosten aufgeführt hatte. Dergleichen
waren die öffentlichen Bäder, die Säulenhallen, die Triumph-
bogen, die Ehrensäulen rc. Besonders verdienen die Wasserlei-
tungen genannt zu werden, welche das Wasser aus den na-
hen Bergen in alle Theile der Stadt führten, und deren Ueber-
reste man noch jetzt bewundert. Eben so merkwürdig sind die
Kloaken, unterirdische Kanäle, durch welche der Unrath und
das überflüssige Wasser aus der Stadt in die Tiber geleitet
wurde. Sie hatten etwa 16' Tiefe, 12' Breite und waren so
unzerstörbar fest gebaut, daß sie zum Theil noch jetzt ganz un-
versehrt sind, obwohl ihre Erbauung in die ältesten Zeiten der
Stadt fällt.
Die Bevölkerung Roms war natürlich zu den verschie-
denen Zeiten verschieden. In der höchsten Blüthe soll die Volks-
menge an 3 Mill. betragen haben. Die Zahl der eigentlichen Bür-
ger war nie über 300,000; alles Uebrige waren Sklaven, einge-
wanderte Fremde und zusammengelaufenes Gesindel aller Art.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
464
sich eine kleine Kriegerschaar errichtet von Jünglingen seines Alters. Le-
sart wurde Hauptmann derselben und exerzierte sie ganz nach euro-
päischer Weise ein. Peter selbst diente hier als Gemeiner. Diese
kleine Schaar wurde der Stamm der russischen Garde, welche die Strc-
litzcn stürzte und Rußlands Kriegsruhm gründete. Sophie sah anfangs
diese Kriegsübungen für ein argloses Kinderspiel an. Als sich aber nach
einiger Zeit so viele Jünglinge einfanden, daß sie in zwei Dörfer ver-
theilt werden mußten, schöpfte sie Verdacht und beschloß den Tod des
Czaren und seiner Mutter. Ihr Mordplan ward jedoch verrathen und
Peter flüchtete in dasselbe Kloster, wo er schon einmal Rettung gefun-
den hatte. Hier kamen so viele seiner jungen Krieger zusammen, daß
die Empörer keinen Angriff wagten. Peter übernahm jetzt, 17 Jahre
alt, die Alleinherrschaft und schickte seine Schwester in ein Kloster. Mit
unermüdetem Eifer sorgte er für die Aufklärung seines Volkes. Er schickte
mehrere jungen Russen »ach Deutschland, Holland und Italien und zog
viele gebildete Ausländer in sein Reich. Der hohe Adel und die Geist-
lichkeit aber sagten, er ziehe Ungläubige ins Land und schicke die Jugend
zu Ketzern, wodurch die Religion und Sitten des Volkes untergraben
würden. Nachdem er eine neue Verschwörung seiner Schwester vereitelt
hatte, machte er eine Reise ins Ausland, aber nicht als Czar, sondern
als Mitglied einer Gesandtschaft, welche nach russischer Sitte die aus-
wärtigen Fürsten besuchen sollte. Lefort stand an der Spitze dieser Ge-
sellschaft, die mehr als 200 Personen zählte. Peter gab sich alle Mühe,
um nicht erkannt zu werden; aber dies verrieth ihn eben. Bei einem
Gastmahle in Königsberg, das ihm Kursürst Friedrich Hi von Branden-
burg (der Sohn des großen Kurfürsten) gab, hatte Peter etwas zu viel
getrunken. In Folge dessen gerieth er mit Lefort in einen so heftigen
Streit, daß er ihn erstechen wollte. Am andern Tage rief er reuevoll
aus: „Ach, ich will mein Volk gesitteter machen und vermag doch nicht,
mich selbst zu zähmen." In Saardam bei Amsterdam, wo großer Schiff-
bau getrieben wird und 700 Windmühlen aller Art stehen, kleidete er sich
wie ein gemeiner Schiffszimmermann, ging jeden Morgen nach den Schiffs-
werften und arbeitete dort, um den Schiffbau kennen zu lernen. Seine
Mitgesellen nannten ihn Meister Peter, Noch jetzt zeigt man in Saar-
dam die Hütte, welche er bewohnte. Auch in der Schmiede hämmerte
er, und seine Hofleute mußten ihm die rußigen Kohlen zulangen. In
Amsterdam besuchte er mehrere Gelehrte, Künstler, Handwerker, nahm
einige von ihnen in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Eben
so machte er es in England. Hier erregte vorzüglich das Seewesen seine
Aufmerksamkeit. Der König veranstaltete ihm zu Ehren eine kleine
Seeschlacht. Da rief Peter ganz entzückt aus: „Wahrlich, wäre ich nicht
zum Czaren von Rußland geboren, so möchte ich ein englischer Admiral
fein!" Nach einem dreimonatlichen Aufenthalte kehrte er über Dresden
und Wien zurück und wollte eben Italien besuchen, als er die Nachricht
von einem neuen Aufstande der Strelitzen erhielt. Ergrimmt machte er sich
sogleich auf den Weg nach Moskau. In Polen ersuchte er den König
August Ii., der wegen seiner Riesenkräfte den Beinamen „der Starke"
erhielt. Er konnte Hufeisen zerbrechen und ein Dutzend zinnerne Teller
wie Papixrblätter zusammenrollen. Um dem Czaren eine Probe seiner
Stärke zu geben, schlug er mit einem schönen Säbel einem Ochsen auf
einen Hieb den Kopf ab. „Schenke mir den Säbel!" bat Peter; „er
ist mir nöthig, um in meinem Reiche dem Drachen der Empörung den
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Friedrich_Hi_von_Branden- Friedrich Peter Peter Peter August Peter
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Italien Königsberg Saardam Amsterdam Saar- Amsterdam England Dresden Wien Italien Moskau Polen
200
und an erschütternden Augenblicken so reich, wie gewiß wenige.
Als die Krieger dem Brandenburger Thore, das mit dorischen
Säulen, bindenden Laubgehängen und treffenden Sinnbildern
verziert war, sich zu bewegten, sank die Hülle, die den zurückge-
kehrten und wieder aufgestellten Siegeswagen bedeckte und aus
ihr hervor trat die Siegesgöttin, in der Hand statt des Palla-
diums, das sie ehedem trug (bestehend aus einem Helm, einem
Panzer und zwei Schildern, an einer Stange befestigt), eine
Panierstange mit angeheftetem eisernen Kreuze und herumgehen-
dem Eichenkranz, über welche sich ein gekrönter Adler mit aus-
gebreiteten Flügeln emporschwingt. Es waren wenige unter den
Zuschauern, in deren Blick und Miene sich nicht ein tief ergriffe-
nes Gemüth und die wunderbar in eins schmelzenden Empfin-
dungen der Vergangenheit und Gegenwart verkündigte. Aus
dem Brandenburger Thore trat der Zug in die heute ganz freie
Lindenallee, zu deren beiden Seiten Armleuchter, welche Feuer-
becken für die Nacht trugen, und durch Tannenzweige und Moos
verbundene Festfahnen mit den Bildern lorbeerbekränzter Adler
von fünfzehn zu fünfzehn Fuß abwechselten. Von hier über die
Opernbrücke zwischen zwei mit Waffen behangenen Säulen zogen
die Sieger bis dahin, wo der Weg nach der Domkirche läuft
und ein 75 Fuß hoher Obelisk gleichsam als Zielpunkt empor-
ragte, und senkten jetzt nach dem Lustgarten. In diesem, an
einem erhabenen Altare, den die Sinnbilder der christlichen Kirche
schmückten, auf seinen obersten Stufen die Geistlichkeit aller Be-
kenntnisse, hinter ihm zwei Bühnen für die Prinzessinnen des
Hauses und die bürgerlichen Staatsbehörden, vor ihm der König
mit seinem glanzreichen Gefolge, umher in sieben Kreisen das
eingezogene Fußvolk und außerhalb der eisernen Schranken, nach
dem Schlosse und Dome hin, die Reiterei, begann ein feierlicher
Gottesdienst. Während Gesang und Rede standen alle entblöß-
ten Hauptes, und als das Schlußgebet gesprochen ward, sanken
alle, der König der erste, auf die Kniee. Gerade in diesem herz-
erhebenden Augenblicke brach, nach einigen gefallenen Regen-
tropfen, die Sonne aus dem bis dahin düsteren Gewölk und
leuchtete kurze Zeit auf die große Scene herab. Die Gottheit
schien ihre Nähe und gnadenreiche Theilnahme offenbaren zu
wollen. Nachdem die Versammlung sich wieder erhoben hatte,
stimmte man den ambrosianischen Lobgesang an, und Geschützes-
donner und Domgeläute sielen ein. Den übrigen Theil des Ta-
ges verschönerten Schmaus und Fröhlichkeit, die Nacht eine
prunkvolle Erleuchtung der Siegesbahn und der ganzen Stadt.
Den König, der umherfuhr, begrüßte, wie am Morgen, wo er
erschien, der Menge Zuruf. So ohne römischen Uebermuth,
doch würdig, feierte Berlin der Sieger Rückkehr. (Manso.)
Aufg. I. Die Jugendgeschichte Friedrich Wilhelms Iii. 2. Ge-
danken des jungen Prinzen bei den erzählten Vorfällen.
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Lz. Grammatik.
18. Zusammengesetzte Ableitungen und abgeleitete Zusammensetzungen.
Allmälig, zusammen, Hartherzigkeit, rechtfertigen, Markgraf-
schaft (82.), Aufmerksamkeit (77.), vornehmlich (82.), einhellig, Bar-
füßermönch, Wegweiser, dienstsertig, unanständig, Dienstfertigkeit,
Bereitwilligkeit rc- — Manche abgeleitete Wörter haben die Form
der Zusammensetzung, andere sind abgeleitet und zusammengesetzt
zugleich. Bei jenen kommt das Grundwort, als ein für sich be-
stehendes Wort, in der Sprache nicht mehr vor (all-malig, zu-
sammen, Hart-herzigkeit), was bei diesen der Fall ist (recht-
fertigen).
Aufg. Bildet Satze mit obigen Wörtern!
V. Orthographie.
40. Die Wörter unter 8.
Sß. & t i l
a. Unterabtheilung.
38, Die Stadt.
Eine Stadt ist ein Wohnort, der hauptsächlich von Bürgern
bewohnt wird. In einer Stadt findet man gepflasterte Straßen,
öffentliche Plätze und Märkte, wo Lebensmittel und andere Dinge
verkauft werden. Zu den öffentlichen Gebäuden in einer Stadt
gehören die Kirche, das Rathhaus, die Schule k. In allen
Städten findet man Gast- oder Wirthshäuser, Schänken rc.
Größere Städte haben auch ein Schauspielhaus. Selten ist eine
Stadt ohne eine Wohlthätigkeitsanstalt, als Waisenstaus, Hos-
pital rc. Einige Städte find nur klein und haben wenige -Häu-
ser, andere find sehr groß, und es wohnen Tausende von Men-
schen darin. Die Einwohner der Städte treiben Handwerke,
Künste, oder Handel, in kleinen Städten auch Ackerbau und
Viehzucht. — Handelsstadt, Fabrikstadt, Festung, Hauptstadt,
Kreisstadt, Provinzialstadt' rc.
Aufg. Kaufmann, Wand rc.
b. M i t t e l a b t h e k l u n g.
38. Das blinde Roß (kürzerer Ausdruck).
Der reiche Kaufmann Ufedom zu Wineta ritt eines Tages
auf einem Schimmel in den Wald, um zu sehen, ob seine Waa-
ren noch nicht ankämen. Plötzlich sprangen sechs Räuber aur
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Cortez in Mexico.
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von einstöckigen Häusern mit platten Dächern gebildet wurde und
ganz leer von Menschen war. Dagegen waren alle Dächer mit
Zuschauern gedrängt besetzt. Nun erschien Montezuma in feier-
licher Procession, auf einem mit Gold und Federn gezierten Trag-
sessel von Hofbedienten getragen. Cortez stieg vom Pferde und
ging ihm entgegen. Auch Montezuma erhob sich von seinem
Sessel und grüßte den spanischen Feldherrn mit königlichem An-
stande. Er war ein Mann von mittlerer Größe, etwa 40 Jahre
alt, von feierlichem Wesen, in einen baumwollenen Mantel, der
reich mit Perlen und Edelsteinen besetzt war, gekleidet. Nach der
ersten Begrüßung hing ihm Cortez eine Kette von Emaille, mit
unechten Steinen besetzt, um den Hals, für welche er ein Hals-
band von seltenen Muscheln mit goldenen Zierrathen erhielt.
Montezuma begleitete ihn dann in die Stadt und wies ihm ein
sehr großes steinernes Gebäude für sich und seine Spanier an.
Das erste war, daß Cortez dieses bestmöglichst befestigte, die
Kanonen auffuhr und den Soldaten Wachsamkeit anbefahl. Noch
an demselben Abende machte ihm der Kaiser einen Besuch und
erwähnte einer alten Sage, daß vor Jahrhunderten der Stifter
des mexicanischen Reiches nach Osten gegangen sei, mit der Ver-
sicherung, es werde in späten Zeiten ein Volk, welches von ihm
abstamme, aus dem Osten kommen und Mexico erobern. ,.Ja,
ja!" fiel Cortez ein, „so ist es auch! Wir Spanier sind dieses
Volk, welches von enerm Ahnherrn abstammt." — Dann schil-
derte er ihm die Macht des Königs von Spanien und seine Milde.
Er habe, vermöge der erwähnten Abstammung, ein Recht auf
ganz Mexico, aber er sei zufrieden, mit den Mexicanern in Handels-
verbindung zu treten, und habe dazu ihn, den Cortez, abgesendet.
Am folgenden Tage machte Cortez dem Kaiser einen Gegenbesuch.
Sie unterredeten sich lange, aber von einer Veränderung der
Religion, welche Cortez ihm zumuthete, wollte Montezuma nichts
wissen, indem er wiederholt erklärte, seine Götter wären für
Mexico gut, sowie die spanischen für die Oerter, in denen sie
verehrt würden. Dann führte er seinen Gast in der Stadt um-
her und zeigte ihm vor Allem einen schönen, großen Tempel. Als
Cortez mit seinen Spaniern auf dem hohen Dache desselben
stand, von wo man eine weite Aussicht über die große Stadt und
die umliegende Gegend genoß, waren sie alle in stummes Ent-
zücken über den Anblick des herrlichen Panoramas versunken,
welches vor ihnen ausgebreitet dalag. Nach langem Schweigen
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Ludwig Xvi. in Paris. Das Märzfeld.
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Sitz nach Paris.*) Ueber die Gräuel in Versailles wurde zwar
eine Untersuchung angestellt, aber nichts weiter ermittelt, als daß
auf Orleans und Graf Mirabeau schwerer Verdacht haftete. Or-
leans ging auf einige Zeit nach England, um sich dem allgemei-
nen Hasse zu entziehen.
Von nun an hatte der bedauernswürdige König keinen Wil-
len mehr und war nur als Gefangener der pariser Volksführer
zu betrachten. Nicht besser war es mit der Nationalversammlung.
Ueber 300 Deputirte weigerten sich, nach Paris zu gehen, und
verließen die Versammlung, die nun, durch den Schutz des Pöbels
kühn gemacht, eine alte Einrichtung nach der andern aufhob, ohne
zu bedenken, daß man leichter einreißt als aufbaut. Die Güter
der Geistlichkeit wurden eingezogen, die Klöster aufgehoben, das
ganze Reich in 83 Departements getheilt, ein Papiergeld einge-
führt (die Assignaten) imb dein Könige seine Domainen genom-
men. Zu dem Allen gab der König gezwungen seine Einwilli-
gung, und er und die Königin gaben sich die ersinnlichste Mühe,
die Liebe des Volks zu gewinnen. Aber vergebens! Alles, was
der König that, wurde für erkünstelt gehalten, und der Haß ge-
gen ihn blieb.
Als der Jahrestag der Zerstörung der Bastille sich näherte,
beschloß die Nationalversammlung, ihn als Nationalfest feierlich
zu begehen. Orleans war dazu aus England zurückgekehrt. Das
Märzfeld, eine große, in der Vorstadt liegende Ebene, wurde
dazu bestimmt. Menschen aus allen Ständen halfen karren und
schaufeln, den Platz zum Feste einzurichten; selbst der König legte
einmal Hand an. Am Tage selbst, am 14. Juli 1790, erschie-
nen in der Mitte von Hunderttausenden von Zuschauern Abge-
ordnete aller Stände und Städte. Auf der einen Seite sah mau
einen Triumphbogen als Eingang, auf der andern eine Galerie,
auf welcher die Nationalversammlung und der König saßen; in
der Mitte stand der Altar des Vaterlandes. Mit Feierlichkeit
schwuren die Bürgersoldaten, die Nationalversammlung, der Kö-
nig und zuletzt die ganze Nation Gehorsam den Gesetzen, und
unter Kanonendonner und dem Läuten aller Glocken umarmten
sich Alle in trunkener Freude als Brüder. Als die Königin den
Dauphin auf den Arm nahm und dem Volke zeigte, war allge-
*) Ihre Sitzungen hielt sie in der ehemaligen königlichen Reitbahn ans der
nördlichen Terrasse des Tuileriengartens.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Versailles England Paris England