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1. Theil 2 - S. 268

1867 - Breslau : Max
266 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Erfindungen. fuhren, so waren sie in großer Sorge, wie sie sich zurechtfinden sollten. Da wurde endlich ein kleines Werkzeug erfunden, wel- ches der Verlegenheit mit einem Male ein Ende machte. Man hatte nämlich bemerkt, daß der Magnetstein, wenn er frei schwebe, sich mit der einen Seite immer gegen Norden richte, und im 12. Jahrhunderte machte man die glückliche Entdeckung, daß eine mit einem Magnete bestrichene eiserne oder stählerne Nadel dasselbe thue, wenn man sie so setze, daß sie sich frei bewegen könne. Dies benutzte ein erfinderischer Kopf — man glaubt gewöhnlich, es sei Flavio Gioja, ein Bürger von Amalfi im Neapolita- nischen gewesen*) — zur Verbesserung der Schifffahrt. Er machte sich ein Kästchen, inwendig in der Mitte eine eiserne Spitze, und aus diese setzte er eine mit Magnet bestrichene Nadel so, daß sie sich nach allen Seiten frei hinbewegen konnte. Und siehe! die Nadel zeigte richtig nach Norden. Nun hatte man doch Etwas, was den Schiffern auch bei dem dunkelsten Himmel genau die Himmelsgegend angab. Diese Erfindung, so unbedeutend sie auch scheint, hatte einen außerordentlichen Einfluß aus die Aus- dehnung der Schifffahrt, und machte den Schiffern erst möglich ohne Gefahr, sich zu verirren, in die entferntesten Gegenden un fers Erdballs zu fahren. Die Erfindung, aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ein schwarzes Pulver zusammenzusetzen, welches- sich durch einen blo- ßen Funken entzündet, sich in Dampf auflöst und einen Knall verursacht, soll schon sehr alt sein. Die Chinesen und Araber nämlich sollen schon vor alten Zeiten, ehe man bei uns daran dachte, solches Pulver zu ihren Feuerwerken gebraucht haben. Aber das hatte keinen Einfluß auf das Abendland. Hier erfand ein Franciscanermönch in Freiburg in Baden, Berthold Schwarz, wie man sagt, das Schießpulver, ohne etwas von dem Pulver der Araber und Chinesen zu wissen. Er war ein fleißiger Mann, der gern allerhand Zusammensetzungen machte, Arznei bereitete u. dergl. Einmal war er auch, im Jahre 1354**), *) Man weiß jetzt, daß schon vor ihm, der erst ums Jahr 1300 lebte, der Compaß erfunden war; denn schon ums Jahr 1200 kannte man die Eigen- schaften des Magnets und wandte ihn bei der Schifffahrt an. **) So ist die gewöhnliche Angabe, Nach den neuesten Untersuchungen aber ist das Pulver schon lauge vor Schwarz im Kriege gebraucht worden. Bei einer Belagerung von Gibraltar 1308 wird es als etwas ganz Gewöhnliches erwähnt. Also.scheinen auch die Araber es am ehesten beim Kriege angewandt zu baben.

2. Theil 2 - S. 333

1867 - Breslau : Max
331 \ Colombo's vierte Reise. wurde ihnen, als sie am Abend die Helle Mondscheibe sich ver- finstern sahen! Voll Angst und Schrecken brachten sie ihm nun Lebensmittel in Menge und baten ihn nur, seinen Gott wieder zu besänftigen. — Endlich — endlich! welche Freude! Mendez und Fiesco erschienen wieder. Nach 10 Tagen der Angst und Gefahr waren sie nach Haiti gekommen, und Ovando hatte sich endlich bewegen lassen, ihnen ein Schiff mitzugeben. Acht Mo- nate waren sie von Jamaica abwesend. Geschwind schifften sich Alle nach Haiti ein. Daß es hier aber dem Colombo ganz un- heimlich vorkam, kann man ihm nicht verdenken. Er kannte ja Ovando's feindselige Gesinnung, und wie mußte es ihn kränken, daß ein Anderer da herrschte, wo er mit Fug und Recht allein zu gebieten hatte. Mit dem ersten Schiffe, welches nach Europa absegelte, fuhr er nach Spanien zurück. Diese seine vierte Reise war seine letzte. Sobald er ans Land stieg, erhielt er gleich eine recht betrübende Nachricht. Die Königin Jsabella war gestorben (1504). Sie war seine große Gönnerin gewesen und hatte ihn noch am meisten gegen seine Feinde geschützt. Mit ihr schwand auch seine letzte Hoffnung. Bald zeigte sich auch, wie sehr ihm Jsabella's Fürsprache fehlte; denn so oft er auch dem Könige Bittschreiben überreichte, in denen er um Belohnungen und um Anstellung als Statthalter bat, so erhielt er doch kaum eine Antwort. Es schien, als könnte man sich bei Hofe kaum noch seiner erinnern, und Ferdinand, der es überhaupt mit seinen Eiden nicht so genau nahm, brach auch ihm die so oft ertheilten Versprechungen Dieser Undank zernagte endlich den Lebensfaden des braven Colombo. Er starb 1506, 59 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Haiti gebracht und in der Kirche St. Domingo beigesetzt. Jetzt steht er in einer Kirche von Havannah aus Cuba. Billig sollte Amerika von seinem Entdecker Colombo den Namen führen und also Columbia heißen. Aber es hat den Namen erhalten von einem florentinischen Edelmanne, Amerigo Vespncci (sprich Wesputschi), der zwischen Colombo's zweiter und dritter Reise von einem gewissen Alsonso de Ojeda, der den Colombo auf seiner zweiten Reise begleitet hatte, mitgenommen wurde. Vespncci war ein erfahrener Seemann, und wirklich kamen sie auf ihrer Fahrt, die 17 Monate dauerte, noch weiter, als Colombo gekommen war, und landeten auf dem festen Lande von Südamerika. Denn der König von Spanien hatte Jedem

3. Bd. 2 - S. 237

1844 - Leipzig : Kollmann
■ — 237 — Der von den Entlaufenen auf der Infel getriebene Unfug ward zuletzt so groß, daß Bartholomaus Columbus ihnen an der Spitze der treugebliebencn Mannschaft ein förmliches Treffen lie- ferte und die, welche daraus ihr Leben retteten, zum Gehorsam zurückbrachte. Endlich erschien ein Schiff, das die kühnen Gefähr- ten Mendcz und Ficschi erst nach langen Bemühungen von dem harten Ovando hatten erhallen können, um die Verlassenen abzu- holcn. Am 13. August 1504 kam Eolumbus, abgezehrt von Krankheit und Gram, auf Hifpaniola an. Hier wurde er schein- bar mit Ehrenbezeigungen empfangen, in der That aber auf viel- fache Weise gekrankt. Nach vielen Bitten erlaubte ihm Ovando, nach Spanien abzufegcln (12. Sept. 1504); aber so schlecht waren die Schiffe, welche er ihm übergab, daß er das Ziel seiner Reise nur mit Mühe erreichte. Zum Unglücke für ihn hatte ihm eben der Tod seine einzige Stütze, die Königin Isabelle, entrissen (26. Nov. 1504). Castilien war voll Verwirrung und Unruhe, und Ferdinand hörte nicht auf seine Bitten und Klagen; er erschien als ein Ueberlästiger. Der Gram über so viele Kränkungen nagte an seinem Leben und beschleunigte seinen Tod. Er starb zu Valladolid, den 20. Mai 1506, im 50sten Jahre seines Alters, und ward zu St. Domingo auf Hifpaniola begraben, mit den Ketten, die er einst getragen hatte. Himmel wohne. Die Gottheit wäre ans Zorn über ihre Weigerung, die ausgewahlten Gegenstände ihrer Gnade zu unterhalten, im Begriffe, dieses ihr Verbrechen mit exemplarischer Strenge zu bestrafen; und zum Zeichen des göttlichen Zorns, sowie der fürchterlichen Rache, die über ihnen schwebe, werde noch in eben dieser Nacht der Mond ver- finstert werden und eine blutige Farbe annchmcn. Einige der Indianer hörten solche Prophezcihung mit sorgloser Gleichgültigkeit, andere mit leichtgläubigem Erstaunen an; als aber der Mond allmalig sein Licht zu verlieren und sich endlich in der That in blutrother Farbe zu zeigen ansing, da geriet!) Lilles in Furcht und Schrecken. Die Wilden liefen voll Bestürzung nach ihren Häusern, kamen, mit Lebensmitteln bela- den, zu Columbus, warfen sich ihnr zu Füßen und beschworen ihn, den großen Geist zu bitten, daß er das ihnen drohende Verderben abwen- den möge. Columbus, sich stellend, als würde er durch ihr Flehen gerührt, versprach ihren Wunsch zu erfüllen. Die Verfinsterung hörte auf, der Mond bekam seinen Glanz wieder, und nunmehr ward Colum- bus nicht nur übersiüssig mit Lebensmitteln versehen, sondern man begegnete ihm auch mit höchst abergläubischer Verehrung.

4. Bd. 2 - S. 80

1844 - Leipzig : Kollmann
so Kunz von Kaufungcn aber in seinem Gewahrsam zu Zwickau befinde. Am folgenden Morgen sendete der Abt den Prinzen mit starker Bedeckung ebenfalls nach Zwickau. Von da begleiteten ihn sein Befreier und mehrere andere Köhler. Schmidt ging dem Zuge voran, den Schürbaum, mit dem er so wacker gekämpft, auf der Schulter; neben ihm sein treuer Hund, der durch sein Bellen ihn zuerst auf die Räuber aufmerksam gemacht hatte. Von den benachbarten Dörfern waren Schaaren von Menschen herbcigezogen und hatten sich an die Landstraße gelagert. Mit lautem Gruße des allgemeinen Entzückens wurde Albert, mit Se- genswünschen für seine That der alte Köhler empfangen. Und so ging ihr Triumphzug von den Höhen hinab in die Ebene, der Fürstenstadt zu. — Mosen und Schönfels waren, nachdem sie sich von Kau- fungen getrennt, mit dem ältesten Prinzen, Ernst, und ihren übrigen Begleitern, gleich rasch, wie jener, auf dem gebahnten Wege hinüber auf Waldenburg zugecilt. Eben ging die Sonne auf, als sie bei der Stadt über die Muldenbrücke sprengten, und nun wendeten sic sich nach dem nahegclegcnen Callenberg, einem dem Bruder Kaufungens zugehörigen Gut, wo sie die Pferde wechselten und, wie sehr auch Mosen dagegen war, überdies so lange verweilten, um einen Inbiß zu sich zu nehmen. Eine Stunde wohl mochte darüber verstrichen seyn, da schallte von der Stadt und den Dörfern das furchtbare Sturmgeläute. Nun stürzten Alle zu den Pferden. Mosen und Schönfels, die Be- sonnensten, nahmen schnell den sich sträubenden Prinzen in die Mitte und jagten, auf die Gaule schlagend, was sie vermochten. Kaum jedoch waren sie den Andern, welche glaubten, sich etwas mehr Zeit nehmen zu dürfen, aus den Augen, so erblickten diese hinter sich eine Staubwolke, und nicht lange, so stürzte auch schon ein Haufe bewaffneter Reiter auf sie los. Man hatte in Wal- denburg früh den flüchtigen Trupp bemerkt und war nun, da kurze Zeit darauf die Eilboten von Altenburg mit der Nachricht des Prinzenraubes eintrafen, im Klaren, wer die Vorübergcrittencn gewesen waren. Und alsbald brach männiglich auf, was wehrbar war, und verfolgte die Straße, welche jene cingeschlagcn hatten. Wer von den Fliehenden sich auf die Schnelligkeit seines Pferdes verlassen konnte, der allenfalls durfte auf Rettung rechnen; aber

5. Bd. 2 - S. 223

1844 - Leipzig : Kollmann
223 sche Edelleute, im Seewesen wohl erfahren, befehligten die beiden andern Schiffe: Martin Pinzon die Pinta und Vincenz Pinzon die Nigna. Während der ersten Wochen hatte Alles guten Muth; denn noch segelte man in den bekannten Gewässern den canarischen Inseln zu. Nur als ein Steuerruder brach, plagte sich die Furchtsamkeit mit bösen Ahnungen. Die Inseln wurden indessen glücklich erreicht, und schon hier war cs nöthig anzuhalten, um die schlecht gebauten Fahrzeuge auszubessern. Am 6. September fuhr Columbus wieder ab und gerade in's Weltmeer hinein gegen Westen. Der regelmäßigste Wind begünstigte die Fahrt; schon am folgenden Tage war alles Land aus den Augen verschwunden. Entsetzlicher Zustand für Menschen, die, zum erstenmal abgeschnitten von der ganzen lebendigen Welt, sich auf einem Gezimmer von Balken und Brettern den wilden Wogen preisgegcben sahen (indem man bis dahin gewohnt gewe- sen , aus den Seereisen stets die Küsten im Auge zu behalten), keine Aussicht rings umher, als auf ein ungeheures Meer und den weiten Himmel; immer weiter fortgetriebcn, ohne zu wissen, wohin, und angeführt von einem Verwegenen, der keine andere Kunde von dem gehofften Ziele hatte, als die seine Phantasien ihm vorspiegcltcn — wahrlich! es war den Beherztesten nicht zu verdenken, daß ihnen bange ward, und sie den Rasenden verwünsch- ten, der neunzig Menschen in sein eigenes Verderben zu ziehen risikirte. Columbus indessen stößte der Besatzung durch seine eigene Ruhe Bewunderung und Vertrauen ein. Uncrmüdct stand er Tag und Nacht mit Senkblei und Beobachtungs-Instrumenten auf dem Verdecke, schlief nur wenige Stunden und zeichnete jede, selbst die kleinste Beobachtung aus. Da, wo er Angst und Trau- rigkeit bemerkte, redete er freundlich zu, suchte dabei die Murren- den durch Erheiterungen zu beschwichtigen und ermunterte sie durch Aussichten auf große, am Ziele ihrer Reise sich findende Reichthümer. Aber die Angst der zagenden Seelen wuchs doch immer wieder. Als die Schiffe in den Strich des Passatwindes kamen, schossen sie wie Pfeile dahin. Gott im Himmel, was sollte daraus werden! Am 1. October hatten sie schon 770 See- meilen durchflogen. Columbus gab zwar den Fragenden weit weniger an, aber das konnte sie nicht trösten. Hin und wieder stellte sich Anlaß zur Hoffnung ein. Man

6. Bd. 5 - S. 302

1845 - Leipzig : Kollmann
— 302 — im Leibe hat." — „Ich habe so viel, wie Sie — crwicderte der Prinz — und habe nichts weiter thun wollen, als was Sie _ nach Ihren eigenen öfteren Aeußerungen an meiner Stelle gethan haben würden."") Ueber diese Antwort gerieth der König so in Wuth, das er den Degen zog und seinen Sohn durchbohren wollte. Der General Mosel warf sich dazwischen, deckle den Prinzen mit seinem Körper und rief: „Sire, tobten Sic mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Als die übrigen Generale den Vorgang erfuhren, baten Sie den König, den Prinzen nicht wieder zu sehen; was er denn auch, bei kaltem Blute, selbst für rathsam fand. Er blieb nur einige Tage in Wesel und fetzte dann seinen Weg nach Berlin fort. Der Prinz sollte ihm nach vier Tagen folgen. Noch in Wesel machte dieser einen Versuch, zu entkommen. Man hatte ihm schon Stricke, um aus dem Fenster zu steigen, und Bauernkleider verschafft, aber der Plan ward wieder vereitelt. Friedrich wurde nun durch ein Commando unter dem Oberstlieutenant von Borck nach Mitten- walde, drei Meilen von Berlin, abgeführt. Katte hatte unterdessen seine Abreise bis zu der Zeit ver- schoben, wo er vermutbete, daß der König zu Wesel wäre, und ward zu seinem Unglücke noch einen Tag langer aufgchaltcn, weil er sich einen ganz besonderen Sattel machen ließ, in welchen man Geld und Kleidung verwabren konnte. Denselben Tag brachte ein Courricr die Nachricht, daß Friedrich arretirt scy, was man sich aber nur im engsten Vertrauen sagte. Gegen Abend begegnete Katte dem Major Asseburg, der um dies Staatsgeheimniß wußte; weil er sich aber nicht getraute, cs zu sagen, so fragte er Katte mit erschrockener Miene: „Sind Sie noch hier? Das wun- dert mich." Katte antwortete, ohne die Ursache jener Frage zu vermuthen: „Ich reise noch diese Nacht." In derselben Nacht kam der Veft)afrsbefehl. Sein Oberst, um ihm Zeit zu lassen, zu entftiehen, zögerte drei Stunden mit dem schmerzlichen Auf- träge und sendete dann noch erst einen Adjutanten an ihn, mit dem Befehle, zu ihm zu kommen. Noch jetzt wäre es ihm mög- *) *) Der König hatte, wie die Prinzessin Wilhclmine erzählt, wiederholt zu ihm gesagt: „Hatte mein Vater mir begegnet, wie ich dir, so wär' ich hundertmal davon- gelaufen, aber du hast keinen Math, du bist ein bloßer Schurke. "

7. Bd. 6 - S. 526

1845 - Leipzig : Kollmann
526 setzen sei. Nach langem Erwägen entschloß man sich, den fran- zösischen Boden zum Kriegsschauplätze zu wählen und das Herz des Feindes in dessen Hauptstadt zu treffen. 2" dieser Absicht sollte das Hauptheer durch die Schweiz in Frankreich eindringen, das schlesische bei Mainz über den Rhein gehen und die Nord- armcc über Holland in Belgien vorrücken. Der Nheinübergang des Hauptheeres erfolgte bei Basel, Laulenburg und Schaffhausen in der Nacht vom 20. zum 2>. December. Blücher bewerkstelligte den ftinigcn in der Nacht zum 31. mit dem Schlage der Mitternacht, die das alte Jahr schloß, auf drei Punkten, Mannheim, Kaub und Koblenz. Napoleon hatte geglaubt, daß, wenn die Verbündeten den Ueber- gcmg wagten, die achtundachtzig Festungen, welche die Nord- grenze seines Reichs bedeckten, sie vor der Hand genugsam beschäf- tigen würden; allein seine Feinde hatten ihm den großen Krieg abgclcrnt, sie vernachlässigten die Festungen und marschirtcn gegen die Hauptstadt. Die Linie der Vogesen war, wie die des Rheins, ohne Schwertschlag entwaffnet. In dem Augenblicke, wo Napo- leon Paris verließ, waren die beiden Heere Schwarzenbergs und Blüchers schon auf dem Punkte, sich in der Champagne mit einander zu vereinigen. Die Nordarmee drang über Belgien vor, die Oesterreicher rückten üus Italien heran, und die Engländer zeigten sich an den Pyrenäen. Ohne Unterstützung von dem Volke, das ruhig den Gang der Ereignisse abwartete, stand er auf diese Weise mit einer geringen Anzahl alter Krieger einer ganzen Welt gegenüber. Auf die eigene Kraft beschränkt, ent- wickelte er im Unglücke wiederum die ausgezeichneten Feldherrn- talente, die ihn in etwas mehr als einem Jahrzchent auf den höchsten Gipfel menschlicher Größe erhoben hatten, und die ihn in den Jahrbüchern der Geschichte unsterblich machen werden. Seine Ankunft bei Chalons belebte das Vertrauen seiner Armee auf's Neue. Er befahl alsbald den Corps, welche sich um diese Stadt concentrirt hatten, die Offensive zu ergreifen, und nachdem er am 27. Januar eine Vorhut der Verbündeten geworfen, erschien er am 29. plötzlich vor Brienne, wo Blücher mit seinem Heere stand. Es war schon Dämmerung; dennoch begann der Kampf, der biö Mitternacht dauerte, den Franzosen aber den Sieg verlieh und Blücher aus der im Feuer stehenden Stadt ver-

8. Bd. 6 - S. 489

1845 - Leipzig : Kollmann
489 V seine Stellung für die Schlacht des folgenden Tages. Als am Morgen die Sonne aufging und einen Hellen Glanz auf das Schlachtfeld warf, riefnapolcon freudig aus: „Seht die Sonne von Austerlitz!" Dieser Ausruf, von Mund zu Mund wiederholt, durchlief schnell alle Reihen und erfüllte sie mit einem Zutrauen, das durch eine entsprechende Anrede des Kaisers an die Soldaten noch gesteigert ward. Diese Schlacht, die ein Augenzeuge die blutigste seit Erfindung des Schießpulvers nennt, war gleichwohl nicht entscheidend. Mehr denn 130,000 Kanonenschüsse fielen, und 100,000 Russen, Franzosen und Aliirte bedeckten düs Schlacht- feld; die Zahl der in beiden Armeen theilö getödtcten, thcils ver- wundeten Generale wird auf mehr als vierzig angegeben. Beide Theile behaupteten, in der furchtbaren Schlacht gesiegt zu haben. In der Nacht aber räumte Kutusow das Schlachtfeld und zog sich zurück. — Sieben Tage nach der Schlacht an der Moskwa kam das französische Heer vor der alten Czarenstadt an, ohne daß die Russen ihnen die Einnahme derselben durch eine neue Schlacht streitig gemacht hätten. Kutusow hatte mehrere Tage vorher die Gegend von Moskau erreicht und sich südlich nach Kaluga gezogen, wodurch er eine Stellung in der Flanke der Franzosen gewann. Zugleich aber ward mit dem Grafen Roftopfchin, dem Gouverneur Moskaus, die Räumung dieser Stadt verabredet. Die Feinde sollten an dem Orte, der ihnen bei den beispiellosen Anstrengungen dieses Marsches als eine end- liche Erholungsstätte war verheißen worden, nichts als eine von Menschen und Vorrathen entblößte Häusermasse finden. Der Brand von Moskau. Das große und prächtige Moskau, die alte Hauptstadt Moskowiens, die heilige Stadt des russischen Reichs, fast in der Mitte desselben, hatte mit seinen schönen zahlreichen Kirchen — s^gte er zu ihnen — wenn mein Sohn fünfzehn Jahre alt wäre, so seyn Sie überzeugt, daß er hier in der Mitte so vieler Tapferen nicht blos im Gemälde seyn würde." Er ließ das Portrait auf einen Stuhl vor sein Zelt stellen, und so blieb es den ganzen Lag.

9. Bd. 6 - S. 586

1845 - Leipzig : Kollmann
586 vernichtet mich; das Leben ist es, was mich tödtet." Dann schaute ec zu dem blauen und wolkenlosen Himmel empor und sprach: „Vor sechs Jahren, an dem nämlichen Tage (er war, von der Insel Elba zurückgekehrt, zu Auxerre) umlagerten Wol- ken den Himmel; ach, ich würde gesund werden, wenn ich diese Wolken sähe!" Dann fügte er, die Hand des Doctors auf sei- nen Magen legend, hinzu: „Ein Fleischermesser haben sie mir hierher gesetzt und haben die Klinge in der Wunde abgebrochen." Den 2. April meldete ihm ein Bedienter, man habe in der ver- flossenen Nacht einen Kometen an der östlichen Himmelsgegend erblickt. „Einen Kometen — rief er aus — ein solcher war der Vorbote von Eäsars Tod." Am 11. litt der Kranke sehr; An- tomarchi suchte ihm die äußern Theile, die von einer eisigen Kälte ergriffen waren, durch Umschläge zu erwärmen. „Laßt mich — rief der Leidende aus — nicht hier, sondern im Magen, in der Leber sitzt das Uebel; ihr habt keine Hülfsmittel, keine Medica- mente, um das Feuer zu löschen, welches mich verzehrt." Der Doctor Arnold, Arzt eines Regiments der Besatzung, welcher anwesend war, suchte ihn zu überreden, daß die Leber unversehrt scy. „Es muß wohl so seyn — crwiederte er mit Bitterkeit — weil euer Hudson es decretirt hat." — Auf die Krämpfe, die sich häufiger einstellten, weil selbst die warmen Bäder, zu welchen er seine Zuflucht zu nehmen pflegte, ihre Kraft verloren hatten, sagte er eines Tages: „Die Ungeheuer! wie viel lassen sie mich leiden! Hätten sie mich erschießen lassen, so wäre ich wenigstens als Soldat gestorben!" Den 15. April war sein Zimmer Jedermann verschlossen, den Grafen Montholon und Marchand, seinen ersten Kammer- diener, ausgenommen. Napoleon machte sein Testament. Im Eingänge desselben versichert er, in der apostolisch-römischen Re- ligion, in deren Schooße er vor mehr als fünfzig Jahren geboren worden, zu sterben. Seinem Wunsche zufolge sollte seine Asche an den Ufern der Seine ruhen, inmitten des französischen Volks, das ec so sehr geliebt habe. Seine Gemahlin, für die er bis zum letzten Augenblicke seines Lebens die zärtlichsten Gefühle bewahrte, bat er, seinen Sohn gegen die Schlingen zu schützen, welche seine Jugend umgäben. Diesen ermahnte er, nie zu ver- gessen, daß er als französischer Prinz geboren worden, sich nie zum Werkzeuge der Triumvirn, welche Europa'ö Völker unter-

10. Bd. 7 - S. 315

1845 - Leipzig : Kollmann
— 315 — Selbst eine Frau, die Gattin eines Artilleristen, hielt, die Ladun- gen herbeitragend, im ärgsten Feuer aus, sich mit dem Nocke ihres Mannes bekleidend, als dieser den Tod fürs Vaterland ge- sunden hatte*). Endlich machte der Abend dein furchbar mörderi- schen und glühend heißen Tage ein Ende, und beide Parteien be- gnügten sich, ihre gegenseitigen Stellungen beizubehalten. Kein Theil konnte sich eigentlich des Sieges rühmen. Die Russen hat- ten die Brücke behauptet, aber auch kaum über dieselbe nur einige Schritte vordringen können. Mehrere ihrer Regimenter, welche zuerst darüber drangen, wurden fast ganzlich vernichtet. Bei der Nacht zogen die Russen felbst alle ihre Streitkräfte auf das linke Ufer der Narew zurück, indem sie nur am Uebergange der Brücke einige Vorposten zurückließen. Das Schlachtfeld war von der einen, wie von der andern Seite mit Todten besäet. Skrzynecki führte sein Heer nach Praga zurück, ohne von Diebitsch verfolgt zu werden. Dieser mußte ein starkes Korps nach Litthauen entsenden, um einen polnischen Heerhaufen, der zur Unterstützung eines daselbst ausgebrochenen Aufstandes dort- hin gezogen war, abzuschneiden. Nachdem er mehrere Tage auf dem rauchenden Schutthaufen Ostrolenka's stehen geblieben war, rückte er langsam bis Pultufk vor, wo er zugleich den kaiserli- chen Bescheid auf seine Bitte um Zurückberufung erwartete. Seine Stellung als Deutscher an der Spitze des russischen Hauptheeres war nach den Unfällen gegen die vorher gering geachteten Polen unerfreulich geworden. Der General Graf Orlow, Adjutant des Kaisers, kam, von diesem gesendet, in dem Hauptquartier an und hielt am 9. Juni Musterung über das Heer. Noch in der- selben Nacht erkrankte der Feldmarschall und starb am folgenden Tage. Ein ärztlicher Bericht aus dem Hauptquartier Pultusk giebt an, daß die Witterung seit der letzten Schlacht fortwahrend regnerigt und voller Dünste gewesen sei. Abends hatte er sich erhitzt, im Thau viel bewegt und in der Nacht empfand er die heftigsten Cholerazufalle, welche gegen Mittag am folgenden Tage unter *) In Atthauen stand eine Gräfin Plater an der Spitze der Jnsurrek- tion und genoß die größte Achtung. Am 2t. Mai zog ein neues Kra- kusenregiment durch Radom und in seiner Mitte eine edle Dame V a- lcria Dembicka. Auch eine Gräfin Ronnicker fand sich hier und ward in den russischen Berichten als sehr barbarisch geschildert.
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