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1. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 189

1862 - Soest : Nasse
189 Heinrich Iv. wird von seinem Sohne Heinrich entthront. doch weit entfernt, seinem Vater die Krone rauben zu wollen; sondern wolle nur dessen Aussöhnung mit der Kirche bewirken. Und so ent- brannte plötzlich von nettem das verzehrende Feuer des Bürgerkrieges und bald stand der Kaiser seinem Sohne bei Negensburg kampfgerüstet gegenüber (August 1105), sah sich jedoch zur Flucht nach Böhmen ge- nöthigt. Plötzlich erschien er wieder in Mainz, dessen Bürger in Ver- bindung mit andern Rheinstädten ein bedeutendes Heer für ihn ausge- rüstet hatten. 4. Da betzab sich der König Heinrich, dem sein Vater bereits die Hand zur Versöhnung geboten hatte, Neue und Gehorsam heuchelnd, in dessen Lager. Hier warf er sich weinend zu seines Vaters Füßen, flehete um Vergebung und betheuerte, daß er seinem Vater treu ge- horchen wolle, wenn dieser sich tlur mit dem päpstlichen Stuhle aus- söhne. Der Kaiser erklärte, daß er dasselbe schon längst eifrig wünsche, und ließ sich sogar überreden, mit dreihundert Getreuen nach Mainz zur Reichsversammlung seinem Sohne zu folgen, nachdem dieser ihm das Versprechen gegeben hatte, daß er frei zurückkehren dürfe. Als jedoch bestellte Botschaft kam, daß der Zug nach Mainz für den Kaiser gefährlich sei, beredete der König Heinrich seinen Vater, einstweilen nach der Burg Böckelheim au der Nahe zu gehen und dort die Weih- nachtstage zuzubringen, indem er wiederholt mit vielen Schwüren be- theuerte, daß er es mit seinem Vater redlich meine. Kaum hatte aber der Kaiser mit einigen Begleitern die Burg betreten, als man ihn als einen Gefangenen behandelte und bewachte. Der Bischof Gebhard von Speier erhielt die Aufsicht über den Unglücklichen, den er mit schonungs- loser Härte behandelte. Ja, er wurde sogar unter Androhung des To- des gezwungen, die Reichskleinodien ausznlicfern. Auf der Reichsver- sammlung zu Ingelheim wurde der Kaiser in Gegenwart seines Soh- nes von neuem mit beut Tode bedroht, wenn er nicht auf der Stelle abdanke. Knieend bat er um Aufschub, aber vergebens. Da erklärte sich der gebeugte Kaiser zur Abdankung bereit, er bat nur, daß man ihn wenigstens vom Banne befreien möge. Aber das konnte nicht so- fort bewirkt werden und der unglückliche Kaiser übergab nun das Reich, seine Güter, seine festen Burgen, kurz Alles, was er hatte, sei- nen Feinden. Dennoch erhielt er seine Freiheit nicht zurück, sondern wurde zu Ingelheim festgehalten, während sein Sohn in Mainz als Heinrich V. im vollen Glanze als Kaiser auftrat. 5. Jedoch gelang es dem Kaiser, nach Cöln zu entfliehen, wo er die freundlichste Ausnahme fand. Cöln und andere rheinische Städte rüsteten mit großem Eifer ein Heer für den Kaiser, für welchen auch der tapfere Herzog Heinrich von Niedcrlothringen zu den Waffen griff, und so brach der Krieg von neuem aus. König Heinrich brach zur Verfolgung fernes Vaters auf, aber ein Theil seines Heeres wurde von dem Herzoge Heinrich mit großem Verluste geschlagen. Auf die Kunde von dieser Niederlage floh der König nach Cöln, allein diese Stadt, dem Kaiser treu, verschloß ihm die Thore. Darauf belagerte er Cöln mit bedeutender Heeresmacht; aber die Bürger vertheidigten sich so heldenmüthig, daß der König sich entschloß, zur Verfolgung seines Va- ters nach Aachen aufzubrechen. Unterwegs erhielt er die unerwartete Nachricht von dem plötzlichen Tode desselben. 6. Kaiser Heinrich war nämlich 56 Jahre alt, am 7. Aug. 1106 zu Lüttich vor Gram gestorben. Der dortige Bischof ließ ihn in einer

2. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 212

1862 - Soest : Nasse
212 Friedrich'- I. Kampf mit dem lombardischen Städtebunde. vischen Völker in Pommern und Mecklenburg sein Gebiet bedeutend erweitert und bevölkerte das Land durch Anbauer aus Brabant, Flandern und Deutsch- land; er legte Bisthümer und Stifter an, setzte in diesen Ländern überall Grafen und Richter ein, schuf Wälder und Sümpfe in fruchtbares Acker- land um, und wurde so, indem er seine eigene Macht vergrößerte, Beför- derer der Cultur in Norddeutschland. Er wollte aus seinen beiden Herzog- tümern ein politisches Ganze bilden, was nicht möglich war, wenn nicht die Gewalt der geistlichen und weltlichen Großen in denselben möglichst be- schränkt wurde. Deshalb bot er Alles auf, um die sächsischen Bischöfe, Fürsten und Grafen wieder zur Anerkennung der herzoglichen Gewalt zu bringen. Allein diese vereinigten sich gegen ihn und fielen von allen Sei- ten über ihn her (1166). Seine Hauptfeinde waren die Erzbischöfe Wich- mann und Hartwich von Bremen, die Bischöfe Hermann von Hildesheim und Conrad von Lübeck, die Markgrafen Albrecht der Bär von Branden- burg und Otto von Meißen, der'pfalzgraf Albrecht in Sachsen und der Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen. Aber der Löwe ließ sich durch ihre große Zahl nicht schrecken, sondern ließ als Sinnbild seines un- erschrockenen Muthes vor seinem Residenzschlosse zu Braunschweig einen großen, aus Erz gegossenen Löwen aufftellen. Dann brach er unerwartet los, eroberte Bremen wieder, jagte den Bischof von Lübeck aus dem Lande und verheerte Thüringen und das Erzstift Magdeburg mit Feuer und Schwert. Voll Siegesfreude feierte er seine Vermählung mit der Königstochter von England und war im Begriffe, auch seine übrigen Feinde zu demüthigen, da wurde er nebst seinen Gegnern von dem aus Italien zurückgekehrten Kaiser auf den Reichstag zu Bamberg (1168) geladen. Jeder mußte seine Eroberungen herausgebcn und Frieden versprechen. 4. Als so die Ruhe wieder hergestellt war, ließ der Kaiser seinen ältesten Sohn Heinrich zum römischen Könige wählen, obschon er erst fünf Jahre zählte, und zu Aachen vom Erzbischof von Eöln krönen. Später versorgte er auch seine übrigen vier Söhne mit Herrschaften. Friedrich er- hielt das Herzogthum Schwaben, Cortrad die Güter des früh verstorbenen Sohnes König Conrad's tll., Otto die Grafschaft Burgund, das Erbe sei- ner Mutter, und Philipp, der noch sehr jung war, einige geistliche Güter. Heinrich der Löwe, welcher nicht ruhen konnte, unternahm um diese Zeit einen Zug in's gelobte Land, erreichte glücklich Jerusalem, und kehrte wohl- behalten nach Deutschland wieder zurück. 5. Endlich im siebten Jahre seiner Anwesenheit in Deutschland konnte der Kaiser seine Aufmerksamkeit wieder dem aufrührerischen Italien zuwen- den, wo der kriegerische Erzbischof Christian von Mainz schon seit drei Jahren gegen die Feinde des Kaisers kämpfte. Mit einem glänzenden Heere unternahm Friedrich im Herbste des I. 1174 seinen fünften Zug über die Alpen. Die Stadt Susa ließ er wegen des vor sieben Jahren daselbst gegen ihn entworfenen Mordplanes in Asche legen und schritt dann zur Belagerung der Festung Alessandria. Allein diese leistete ihm einen so hartnäckigen Widerstand, daß er sieben Monate sie vergebens belagerte, wo- hei Krankheiten und Ungemach jeglicher Art sein Heer bedeutend schwächten. Unterdessen hatten die Lombarden ein bedeutendes Heer gesammelt, das ge- gen Ostern (1175) zum Entsätze Alessandria's heranzog. 6. Da ließ der Kaiser am Grünendonnerstage seine Schaaren gegen die Stadt anstürmen. Schon drangen seine Krieger durch einen unterirdi^ schon Gang mitten auf^dem Marktplatze der Stadt aus der Erde hervor, aber der unterirdische Weg stürzte zusammen, die Emgedrungenen wurden

3. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 214

1862 - Soest : Nasse
214 Friedrich's I. Kampf mit Heinrich dein Löwen. 9. Am 1. August schloß Friedrich mit dem Papste einen Vergleich ab, nach welchem er Alexander Hl. als Papst anerkannte und den Lom- barden einen sechsjährigen Waffenstillstand bewilligte. Aber wahrend der sechs Jahre sollte an einem dauerhaften Frieden ernstlich gearbeitet werden. Dieser Vergleich war für den Kaiser vorteilhafter, als für den Papst, da jenem auch die Nutznießung der Mathildischen Güter auf noch fünfzehn Jahre überlassen wurde. Friedrich's Aussöhnung mit dem Papste war aufrichtig und dauerhaft, der kaiserlichen Majestät hatte er nichts vergeben. Bald nachher kehrte der Kaiser durch Burgund nach Deutschland zurück, wo er den alten Kampf seines Hauses, den er bisher vermieden hatte, nämlich den Kampf gegen die Welfen wieder erneuerte. §. 75, Friedrich's Kämpfe mit Heinrich dem Löwen, seine Aussöhnung mit den Lombarden, sein Kreuzzug und Tod. 1. Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ Kaiser Friedrich den Lö- wen sofort (1191) seines Ungehorsams wegen auf einen Reichstag nach Worms laden; aber dieser mochte sich seinen Gegnern nicht freiwillig in die Hände liefern und erschien weder zu Worms, noch zu Magde- burg und Goslar, wohin er darauf geladen wurde. Sobald die Fürsten, eifersüchtig auf Heinrich's Macht und erbittert über sein herrfchsüchti- ges Wesen, des Kaisers veränderte Gesinnung gegen den Welfen erkann- ten, brachten sie eine Menge von Beschwerden gegen ihn vor und so wurde derselbe auf dem Reichstage zu Würzburg (1180) als ein unge- horsamer Vasall mit der Reichsacht belegt und aller seiner Lehen ver- lustig erklärt. Und sofort griffen seine erbitterten Nachbaren und Geg- ner, denen Theile des zerstückelten Herzogthums Sachsen zugesprochen waren, zu den Waffen; allein der alte Löwe wehrte sich tapfer, fiel über die kaiserliche Reichsstadt Goslar her, besiegte auch das Heer des Erz- bischofs von Cöln, eroberte Halberstadt, steckte mehrere Städte, u. a. Mühlhausen und Nordhausen in Brand, nahm den Bischof von Halber- stadt und den Landgrafen von Thüringen gefangen, und kehrte mit rei- cher Beute beladen nach Brauuschweig zurück. Da rückte der Kaiser selbst mit einem großen Heere in Sachsen ein (1180) und eroberte in wenigen Tagen die meisten festen Schlösser. Im folgenden Jahre er neuerte Friedrich den Kampf und trieb den stolzen Herzog so sehr in die Enge, daß er sich endlich, nachdem er von allen seinen Vasallen verlassen war, genöthigt sah, um Gnade zu bitten. Auf dem Reichstage zu Erfurt (Nov. 1181) umfaßte Heinrich die Kniee des Kaisers und flehte um Gnade; dieser sprach bis zu Thrä- nen gerührt: „Und dennoch bist du selbst das Werkzeug deines Un- glücks!" gab ihm aber seine Herzogthümer nicht zurück, sondern ließ ihm nur sein väterliches Erbe Braunschweig und Lüneburg. Zugleich mußte Heinrich auf drei Jahre das Reich meiden. Die Zeit seiner Verbannung brachte er bei dem Könige Heinrich Ii. von England, dem Vater seiner Gemahlin Mathilde zu, wo sein dritter Sohn Wilhelm, der Stammvater des noch jetzt in England, Hannover und Braunschweig blühenden Herrscherhauses, geboren wurde. Mit dem Sturze Heinrich's des Löwen, dessen Folgen sich bis auf die Gegenwart erstrecken, beginnt die gänzliche Auflösung der alten Nationalherzogthümer und damit zugleich die Vielherrschaft im deutschen Wahlreiche. Heinrich der Löwe ist als

4. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 215

1862 - Soest : Nasse
Friedrich I. schließt Frieden mit den Lombarden. 215 der letzte Fürst zu betrachten, der die Herzogtümer als geschlossene Staaten betrachten wollte. Die Bischöfe erhielten in ihren Sprengeln die herzogliche Gewalt und durften sich nun als völlig reichsunmittelbar ansehen. Die Volksherzöge hören auf; sie sind nur die ersten Laien- fürsten; die Völkerstämme verlieren sich in größern oder kleinern Ge- folgschaften von geistlichen und weltlichen Herren. 1. Den östlichen Theil Sachsens, nämlich Ostfalen und einen Theil von Engern erhielt als „Herzogthum Sachsen" Graf Bernhard von Anhalt, Sohn Albrecht's des Löwen. 2. Den westlichen Theil des Hcrzogthums Sachsen, Westfalen und das westliche Engern, erhielt der Erzbischof von Cöln als „Herzog von Westfalen." 3. Die dem sächsischen Herzoge früher untergeordneten wendischen Fürsten in Pommern, Mecklenburg und Holstein wurden jetzt unabhängige Hcrzöge. 4. Eine fernere Folge der Zerstückelung Sachsens war, daß die Markgrafen von Brandenburg, Thüringen, Meißen, welche bisher nicdergehalten waren, seit dieser Zeit ihre ^>acht bedeutend ausdchnten. 5. Das Herzogthum Bayern wurde nicht so, wie Sachsen, zersplittert, sondern zum größten Theile dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verliehen, dessen Nach- kommen noch jetzt in Bayern regieren. 6. Einige an Franken grenzende Districte Bayerns mit den Besitzungen an der dalmatischen Meeresküste wurden an die Grafen von Andechs gegeben, die auch den Titel „Herzoge von Meran" erhielten. 7. Der Graf von Tyrol und der Markgraf von Steiermark und Krain wurden von Bayern ausgeschieden und wie Herzöge unmittelbar dem Kaiser untergeordnet. Der Markgraf von Steiermark erhielt bald den Titel Herzog. 8. Biele Bischöfe, nämlich in Bayern die von Salzburg, Regcnsburg, Freisin- gen, Passau, in Sachsen die von Magdeburg, Bremen, Paderborn, Halberstadt, Hil- desheim und Minden bekamen die Gebiete, welche sie bis dahin als Lehen besessen hat- ten, als Eigenthum. 9. Die größten Städte in Sachsen und Bayern wurden vom Kaiser zu freien Reichsstädten erhüben, z. B. Regensbnrg, Lübeck — die ältesten Reichsstädte, die sich urkundlich Nachweisen lassen. 3. Indessen war (1183) der sechsjährige, mit den Lombarden ge- schlossene Waffenstillstand abgelaufen, und da weder der Kaiser, noch die Lombarden große Lust hatten, den Krieg fortzusetzen; so erschienen auf dem Reichstage zu Constanz Abgeordnete aller lombardischen Städte, um den Frieden abzuschließen, welcher am 24. Juni 1183 daselbst unter- zeichnet wurde. Die Städte behielten diesem Friedensschlüsse gemäß für immer alle Regalien innerhalb ihrer Ringmauern, außerhalb derselben aber nur die, welche ihnen verliehen waren; zweifelhafte sollten unter- sucht werden. Alle Consnln und obrigkeitlichen Personen werden von den Bürgern erwählt, aber von dem Kaiser mit ihrer Würde belehnt. Sie sollten sowie die Vasallen den Lehnseid leisten. Desgleichen sollten alle Bürger von siebzehn bis siebzig Jahren dem Kaiser Treue schwören, und diese ^Huldigung alle zehn Jahre erneuern. Bei des Kaisers Ein- tritte in Italien sollten ihm die Städte Wege unv Brücken im Stande halten, und die Lebensmittel für ihn und sein Gefolge liefern, dagegen versprach der Kaiser, keine Stadt durch langen Aufenthalt zu drücken. So hatten die Lombarden fast Alles erreicht, was ihnen durch die ron- calischen Gesetze (1158) abgesprochen war. 4. Voll Freude über die Wiederherstellung des Friedens in Deutsch- land und Italien sowie mit dem Papste, veranstaltete Friedrich nach sei- ner Rückkehr ans Italien ein glänzendes Reichsfest zu Mainz, wozu die Ertheilung der Ritterwürde an seine beiden älteren Söhne die nächste Veranlassung gab. Auf Friedrichs Einladung versammelten sich nämlich

5. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 227

1862 - Soest : Nasse
227 Heinrichs Anssiaud gegen seinen Batcr Friedrich tl. 3. Bei seinem Abzüge nach Italien (1220) hatte Friedrich den Erzbischof Engelbert von Cöln zum Pfleger seines achtjährigen Sohnes Heinrich, der zum römischen Könige erwählt war, und zugleich zum Reichsverweser in Deutschland ernannt. Engelbert wird bezeichnet als ein Mann von großer Umsicht und edler Denkungsweise, als eine Säule der Kirche und Stütze des Reichs. Nachdem er den jungen König (8. Mai 12221 zu Aachen gekrönt hatte, durchzog er mit ihm das Reich von den Alpen bis zur Nordsee, um die Spuren der Kriegszeiten zu tilgen, der allgemeinen Verwilderung, der Fehdelust und der Willkür der Großen ein Ziel zu setzen. Und es gelang ihm vollkommen, den Frieden im Reiche aufrecht zu erhalten und überall einen geordneten Rechtszustand wieder herzustellen. Den jungen König erzog er mit Liebe wie seinen Sohn und dieser ehrte und liebte ihn wie seinen Va- ter. Seitdem aber Engelbert durch einen seiner Verwandten hinterlisti- ger Weise (1225) ermordet und Heinrich in ihm seinen treuesten und einsichtsvollsten Rathgeber verloren hatte, neigte er sich immermehr zur Willkürherrschaft und wandte sich von seinem Vater mehr und mehr ab; er wurde üppig und ausschweifend, entfernte seine treuesten Rathgeber und hörte nur auf den Rath von Schmeichlern, welche deren Stelle einnahmen. In Deutschland herrschte nämlich damals große Unzufrie- denheit, weil der Kaiser den Reichsstädten die Privilegien und Freihei- ten, welche er ihnen früher verliehen hatte, wieder entzog und den be- nachbarten Bischöfen und Fürsten verlieh, wodurch sich aus Kosten der Städte die Landeshoheit der Fürsten gesetzlich entwickelte, so daß von da an die monarchische Verfassung allmälig in eine Bundesverfassung überging. Das Murren über diese Beschränkung der Städte wurde in Deutschland immer lauter; der römische König Heinrich stellte sich nun an die Spitze der unzufriedenen Städte und des niedern Adels und er- hob (1234) offenen Aufstand gegen seinen Vater. Da kehrte dieser im Frühlinge des I. 1235 aus Italien zurück. Obgleich er im Vertrauen auf sein Recht und auf die deutsche Treue ohne Heer kam, so konnte er doch mit bedeutenden Streitkräften, welche ihm von allen Seiten zuge- führt wurden, seinen Sohn zur Unterwerfung bringen. Dieser warf sich seinem Vater zu Füßen und erhielt auf dem Reichstage zu Worms Verzeihung. Als er sich aber nochmals gegen denselben erhob, wurde er gefangen genommen und nach Apulien in ein festes Schloß gebracht, wo er nach sieben Jahren starb. 4. Während dieses traurigen Geschäftes erwartete der Kaiser zu Worms Jsabella, die Königstochter von England, welche er sich nach dem Tode Jokantha's zur dritten Gemahlin ausersehen hatte. Achtzehn Tage nach Hemrich's Unterwerfung ließ er sie von Cöln, wo sie von den Bürgern auf's feierlichste eingeholt war und sechs Wochen zuge- bracht hatte, nach Worms führen, wo in Gegenwart von vier Königen, eilf Herzögen und vieler Bischöfe, Grafen und Ritter (im Juli 1235) mit außerordentlicher Pracht das Vermählungsfest gefeiert wurde. 5. Kurz darauf ging Friedrich nach Mainz, wo einer der größten und feierlichsten Reichstage stattfand, die je gehalten sind. Gegen acht- zig Fürsten und Bischöfe und gegen 12,000 Grafen und Ritter hatten sich zu demselben eingefnnden. • Zunächst wurde Hemrich's Absetzung förmlich festgesetzt und die Theilnehmer seiner Empörung zur Rechen- schaft gezogen. Dann erfolgte eine dauernde Aussöhnung mit den Wel- fen, indem der Enkel Hemrich's des Löwen, Otto der Kleine, die Länder

6. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 228

1862 - Soest : Nasse
228 Friedrich's Kampf mit dcn lombardischen Städten. Draunschweig und Lüneburg, welche er nebst seinen übrigen Allodien dem Kaiser übergab, von diesem als Reichslehen und als Herzogthum zurück empfing, und dagegen auf alles übrige verzichtete, was sein Großvater einst besessen hatte. Das Wichtigste jedoch, was auf dem Mainzer Reichstage berathen wurde und zur Vollziehung kam, waren schriftlich abgefaßte Gesetze über den Landfrieden sowie über ein höchstes Reichsgericht. Durch jene Gesetze, welche von allen anwesenden Für- sten beschworen wurden, ward festgesetzt, daß jeder fein Recht vor dem Richter suchen solle und nur juv Selbsthülfe greifen dürfe, wenn er vor Gericht kein Recht finde, und in diesem Falle müsse er die Fehde ansagen lassen sowie die befreielen Tage beobachten. Zugleich wurden die städtischen Freiheiten bedeutend beschränkt. Dieses verbesserte Land- friedensgesetz wurde in lateinischer Sprache abgefaßt, aber in deutscher Sprache überall bekannt gemacht. 6. Nachdem Friedrich den Worten des Landfriedensgesetzes Kraft gegeben und hie und da wieder die Raubschlösser zerstört hatte, hielt er der hohenstaufischen Hausbesitzungen wegen einen Reichstag zu Augsburg. Das Herzogthum Schwaben hatte er nach dem Tode des Kaisers Otto Iv. bereits wieder an sich gezogen; aber die älteste Toch- ter des Königs Philipp besaß noch einen Theil der schwäbischen Gü- ter, für welche er dem Gemahle derselben, dem böhmischen Könige Wenzel, welchen er nach Augsburg berufen hatte, 10,000 Mark Silber zahlte. Zu derselben Zeit erschienen auch die vornehmsten Stände des König- reichs Burgund vor dem Kaiser, um ihm auf's neue zu huldigen und die Belehnung von ihm zu empfangen. Als auf diese Weise die deut- schen Verhältnisse geordnet und überall Frieden und Ruhe hergestellt waren, brach Friedrich mit 1500 Rittern wieder nach Italien auf, um auch dort seine Herrscherrechte geltend zu machen und die Lombarden wegen ihres Bündnisses nut seinem abgefallcnen Sohne zu züchtigen. §. 80. Friedrich Ii. hu Kampfe mit den lombardischen Städten und dem Papste. 1. Friedrich verlangte von den Lombarden, daß sie ihn als Ober- herrn anerkennen, ihm Treile schwören, die Regalien zurückgeben und für die letzten Beleidigungen Entschädigung zahlen sollten. Die Lom- barden dagegen wollten nur die Bestimmungen des zu Constanz (1183) mit Friedrich I. geschlossenen Friedens gelten lassen. Da suchte Friedrich die Entscheidung durch die Waffen herbeizuführen. Anfangs war das Glück ihm hold; denn mit Hülfe der ghibellinischen Partei und des tapfern Ritters Ezzelin von Romano aus welfischem Stamme wurde das Heer der Lombarden bald zerstreuet und mehrere L-tädte erobert, als der Kaiser mitten im Winter (1236) nach Deutschland zurückge- rufcn wurde. 2. Dort war nämlich Friedrich der Streitbare, Herzog von Oestereich, von seinen Ständen und Nachbaren harter Bedrückung an- geklagt und in die Reichsacht erklärt worden, hatte aber das Reichs- Heer völlig geschlagen, welches die Acht vollstrecken sollte. Aus die Kunde davon eilte der Kaiser über die Alpen und drang mit einer furchtbaren Streitmacht in Oestereich ein, welcher Friedrich nicht wider- stehen konnte. Seine Besitzungen wurden ihm genommen und durch kaiserliche Statthalter verwaltet bis 1240, wo sie ihm der Kaiser, welchen er in Italien kräftig unterstützt hatte, ungeschmälert zurückgab.

7. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 100

1862 - Soest : Nasse
100 Carl schließt Frieden mit den Sachsen. 4 I. 80j entrissen nämlich die Franken unter Führung seines Sohnes, dws Königs Ludwig von Aquitanien, den Muhamedanern Barcellona in Spa- nien, welches von da an Sitz eines fränkischen Markgrafen wurde, und nahmen kurz darauf sogar die balearischen Inseln in Besitz. 2. Um dieselbe Zeit hatte Carl auch die Freude, den Krieg mit den Sachsen, der mehr als dreißig Jahre gedauert hatte, beendigt zu sehen. Während dieser langen Zeit war nämlich in Sachsen eine fast ganz neue Generation aufgewachsen, welche geneigter war, auf Carl's Vorschläge einzugehen, als ihre im Heidenthume und in völliger Unab- hängigkeit aufgewachsenen Väter. _ Der Kaiser hielt daher im I. 803 einen Reichstag zu Salz im Elsaß ab, auf welchem auch die Sachsen erschienen. Hier bestätigte er ihnen, unter der Bedingung der Annahme des Christenthums, ihre alten Volksrechte, erließ ihnen allen Tribut, mit Ausnahme des an die Geistlichkeit zu entrichtenden Zehntens, verpflichtete sie zum Gehorsame gegen ihre geistlichen Vorsteher und Lehrer, behielt sich das Recht vor, ihnen Richter (d. h. Grafen) und Statthalter (die sogenannten Misst) zu setzen, und verband sie auf diese Bedingungen mit den Franken zu einem Reichskörper. 3. Im folgenden Jahre (804) zog er nochmals mit einem großen Heere nach Sachsen über die Aller bis zum Orte Aldanastath, wo der König der Obotriten zu ihm kam und ihm Geschenke brachte. Carl ver- pflanzte hierauf alle jenseits der Elbe wohnenden Sachsen in andere Ge- genden seines Reiches und überließ die jenseits der Elbe gelegenen Gaue den Obotriten, seinen treuen Verbündeten. Von da an hörte jeglicher Widerstand der Sachsen auf. Carl hatte endlich seinen Plan erreicht; das Sachsenland, welches dem fränkischen Reiche ein so gefährlicher Nach- bar gewesen war, war in die Einheit desselben ausgenommen, und ent- wickelte unter den Segnungen des Christenthums bald eine innere Kraft, wodurch es sich als einen der edelsten deutschen Stämme bewährte. Nachdem durch äußere Gewalt nur erst der Trotz des Volkes gebrochen und dem Evangelium der Zugang zu den harten Herzen erworben war, fehlten auch hier bald die milden Einwirkungen des Ehristenthums nicht. 4. Erst nach dieser völligen und dauerhaften Herstellung des Frie- dens konnte Carl wirksamere Anstalten und Vorkehrungen treffen, um den christlichen Glauben in den Gemüthern des schwierigen Volkes auf- zubauen und zu befestigen. Zwar hatte er schon in den acht Jahren der Ruhe, welche auf die Bekehrung Widukind's (785) gefolgt waren, einzelne Missions-Stationen in Bisthümer verwandelt (Bremen und Verden um 787) und Sachsen überhaupt in bischöfliche Sprengel ge- theilt; aber aus Mangel an dazu geeigneten Personen waren nur einige bischöfliche Stühle besetzt worden. Eine definitive Umwandlung der bisherigen Missions-Stationen in förmlich organisirte und genau begrenzte bischöfliche Diöccsen so wie eine Besetzung sämmtlicher bischöflichen Stühle fand erst statt nach der völligen Unterwerfung Sachsens. Bei der Abgrenzung der neuen Sprengel wurde nicht willkürlich verfahren, sondern die alte Eintheilung des Landes nach den Stämmen beobachtet, so daß Halbcrstadt das sächsisch gewordene Nordthüringcn bis zur Ocker, Hildeshcim Ostfalen begriff, Pader- born, Minden, Verden und Bremen das Land derengern, und Münster und Osnabrück West- falen umschlossen. Außer den von Carl errichteten sieben (mit Einschluß Hildesheims acht) sächsischen Bisthümern erstreckten sich nun aber auch noch zwei fränkische Spren- gel, Mainz und Cöln, auf sächsisches Gebiet, jenes in dem Bezirke zwischen Weser, Unstrut und Harz, dieses in dem westfälischen Süderlande und dem Boroctragau.

8. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 102

1862 - Soest : Nasse
102 Carl's Einrichtungen zur Verwaltung des Reichs. amten in denselben zu beaufsichtigen, etwaige Klagen gegen sie anznbören, alle Beschwerden abzustellen, ein Gericht (placilmn) zu halten, um strei- tige oder nicht entschiedene Rechtsfälle zu erledigen, die königlichen Do- mänen sowohl wie die Kronlehen zu besuchen und über die Erhaltung der Brücken und Wege, so wie über das Münzwesen zu wachen. Nach ih- rer Rückkehr waren sie gehalten, einen Bericht über den Zustand der Provinz, die sie bereiset hatten, abzustatten, der aus den allgemeinen Versammlungen mitgetheilt wurde. 2. Doch nicht allein durch die Sendböten erhielt Carl fortwährend Bericht über den Znstand seiner Länder, sondern er unternahm auch selbst nicht selten Reisen durch die einzelnen Provinzen seines großen Reichs, um Alles selbst zu sehen und zu prüfen. Jährlich wurden zwei große Reichsversammlnngen (Maifeld) gehalten, auf welchen mit den Bischöfen, den Aebtcn und dem Adel (Reichsständen) alle wichtigen An- gelegenheiten berathen, heilsame Beschlüsse gefaßt und Gesetze und Ver- ordnungen gegeben wurden. Diese Reichöverorduungen wurden wegen ihrer Eintheilung in Capitel „Capitularien" genannt und beziehen sich eben so sehr auf Verwaltung, als auf Gesetzgebung. 3. Die Volksgerichte wurden in jeder Grafschaft unter dem Vor- sitze des Grafen von den Schöffen, d. i. einer Anzahl freier Bewohner der Grafschaft gehalten, welche das Volk selbst wählte. Jedoch konnte von dem Spruche dieses Gerichts an die königlichen Sendgrafen und von diesen an den König selbst oder seine Pfalzgrafen appellirt werden. 4. Seine Kriege führte Carl durch den Heerbann. Sowie jeder Freie das Recht hatte, Waffen zu tragen, so war auch außer den Va- sallen jeder Freie zum Kriegsdienste verpflichtet, der drei bis vier Hu- fen Grundeigenthum besaß, und zwar so, daß er für seine Bewaffnung selbst sorgen und drei Monate taug sich selbst unterhalten mußte. Miu- der Begüterte mußten zusammentreten und auf gemeinschaftliche Kosten einen Mann zum Kriegsdienste ausrüsten und drei Monate lang unter- halten. Die Geistlichen waren vom Kriegsdienste befreiet, schickten aber ihre Vasallen zum Heere. Biele Freie begaben sich, um der Pflicht des Kriegsdienstes zu entgehen, in die Lehnsabhängigkeit des Adels. Das Lehnshcer, welches in Folge der Lehnspflicht die- nen mußte, wurde bald der Ha iptbcstandthcil des Heeres und ersetzte nach und noch das nationale Heer. Die Zahl der Krieger, sowie die Zeit des Dienstes richtete sich für den Lehnsmann nach der Größe und Wichtigkeit des Lehens, welches er vom Kö- nige hatte. Wenn der Heerbann nicht versammelt war, hatte Carl stets eine ihm besonders verpflichtete Schaar Krieger um sich versammelt. 5. Die größte Sorgfalt und Fürsorge widmete Carl der Religion und der Wissenschaft. Der Clerus, namentlich der höhere, Bischöfe und Aebte, nahmen im fränkischen Reiche eine hohe und einflußreiche Stel- lung ein. Carl gestattete diesen die Theilnahme an den Staatsgeschäf- ten und verlieh ihnen Sitz und Stimme auf den Reichstagen. Er vcr- ordnete, daß der Zehnte regelmäßig an die Kirchen entrichtet wurde, in- dem er festsetzte, "daß ein Drittel desselben zur Unterhaltung der Geist- lichen, ein Drittel zum Kirchenbaue und ein Drittel zur Unterstützung der Armen und Pflege der Kranken verwendet werden solle. Die Fröm- migkeit des Volkes, zahlreiche Schenkungen sowie die Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit vermehrten bald das Ansehen und den Reich- thum des Clerus, der sich seiner Vorrechte durch frommes Leben und wissenschaftliches Streben würdig zeigte. Die Geistlichen waren damals fast im alleinigen Besitze wissenschaftlicher Bildung.

9. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 234

1862 - Soest : Nasse
234 Das Interregnum. des englischen Königs Heinrich Hi. auf den Thron, während die Ge- genpartei, an deren Spitze der Erzbischof von Trier stand, den König Alphons von Castilien (in Spanien) wählte. Bei dieser Wahl ist zum ersten Male von sieben Churfürsten (d. i. Wahlfürsten) die Rede, denen allein die Königswahl zustehe. Der Vorrang dieser Sieben ging ans von der Kanzlerwürde der drei rheinischen Erzbisthümer Mainz, Trier und Cöln, und den vier Hofämtern des Truchseß, des Marschalls, des Schenken und des Kämmerers, welche die vier großen Herzoge von Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben beklei- det hatten. Die Hohenstaufen hatten das Erzkämmreramt des letzter» an Branden- burg gegeben, das fränkische Erztruchseßamt ging mit der rheinischen Pfalzgrafschaft an die Wittelsbacher über, und Heinrich der Stolze hatte das bayerische Erzscheuken- amt schon an Böhmen abgetreten. 2. Jeder der beiden Gewählten hatte den deutschen Fürsten viel Geld geboten, wenn er gewählt würde, und beide hielten ihr Verspre- chen; denn Alphons schickte große Summen nach Deutschland, ohne je- doch selbst zu kommen; Richard dagegen kam, so wird erzählt, mit zwei und dreißig Wagen nach Deutschland, von denen jeder mit einem mit Geld gefüllten Fasse beladen war, welches drei Ohm hielt. Da er sich außerdem auf einem (1240) von ihm unternommenen Kreuzzuge als einen tapfern und verständigen Mann gezeigt hatte, so war es nicht zu verwundern, daß er in Deutschland freundlich ausgenommen und in Aachen (Mai 4257) gekrönt wurde. 3. Bald nach seiner Krönung kehrte Richard nach England zu- rück, kam jedoch noch dreimal, aber jedesmal nur auf kurze Zeit, nach Deutschland. Sein einziges Verdienst besteht darin, daß er dem Miß- brauche der Rbeinzölle entgegenwirkte und die freien Reichsstädte sehr begünstigte. Er starb (April 4272) in England, wo er nicht anders behandelt wurde, als jeder englische Große. Alphons hat Deutsch- land nie gesehen. Der größere Theil der deutschen Reichsfürsten küm- merte sich weder um den Einen noch um den Andern, sondern war nur darauf bedacht, die Reichshoheit Stück für Stück an sich zu reißen, und sich möglichst unabhängig zu machen. Daher nahmen Unordnung und Gewaltthätigkeit in der kaiserlosen Zeit mit jedem Tage zu, und Fürsten, Grafen, Ritter und Städte führten beständige Fehden mit einander, von denen jeder auf Kosten des Andern zu gewinnen und seine Macht zu vergrößern strebte. 4. In dieser Zeit der größten Verwirrung in Deutschland nahm auch der letzte Sproßling des hohenstaufischen Geschlechts ein schmäh- liches Ende. Nach dem Tode Conrad's Iv., welcher einen dreijährigen Sohn hinterließ, der seiner Jugend wegen Conradin genannt wurde, vertheidigte Manfred, Conrad's Iv. Halbbruder, anfangs für seinen Neffen, dessen Erbländer Apulien und Sicilien. Als er aber darauf ohne Zustimmung des Papstes, seines Oberlehnsherrn, sich selbst zum Könige machte (4258), rief der Papst Clemens Iv. (4265) den fran- zösischen Herzog Carl von Anjou, den Bruder des Königs Lud- wig's Ix., nach Italien und forderte ihn auf, das sicilianische Reich dem Hohenstaufen zu entreißen. Carl erschien mit einem bedeutenden Heere in Italien und besiegte Manfred in der Schlacht bei Benevent (4266). Als dieser sah, daß Alles verloren sei, stürzte er sich mitten in die Feinde und fiel muthig kämpfend. Darauf öffneten alle Städte dem Sieger die Thore und Carl wurde in Apulien und Sicilien als Körrig anerkannt. 5. Allein der Franzose waltete im Lande viel tyrannischer, als

10. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 237

1862 - Soest : Nasse
Rudolfs Wahl zum deutschen Könige. 237 2. Rudolf war gerade in einer Fehde mit der Stadt Basel und dem dortigen Bischöfe begriffen, als ihm mitten in der Nacht der Burg- graf von Nürnberg die Kunde brachte, er fei zum deutschen Könige gewählt worden, sofort schloff er Frieden mit den Baselern, welche ihm setzt gern die Thore öffneten und die ersten waren, welche ihm zu seiner Erhebung Glück wünschten, als er unter lautem Jubel feinen Einzug in die Stadt hielt. Der Bischof aber wurde vor Schrecken krank und rief aus: „Sitze nun fest auf deinem Throne, lieber Herr Gott, sonst wird dieser Rudolf noch deine Stelle einnehmen!" Von Basel eilte der neue König mit seiner Familie nach Frankfurt und von da nach Aachen, wo mit groffer Feierlichkeit, unter lautem Jubel des in zahllosen Schaaren herbeigeströmtcn Volkes (am 31. Oct. 1273) die Krönung stattfand. Als nach derselben die Fürsten, dem Herkommen gemäß, sich in die Kirche De* gaben, um die Belehnung zu empfangen, zeigte es sich, als sie schon am Ware stan- den, daß das Reichsscepter fehlte, auf welches der Lehnseid geleistet werden mußte. Da ergriff Rudolf ein Crucifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöset wurde, wird auch wohl die Stelle eines Sccpters vertreten können." Diese Geistesgegenwart und der fromme Sinn dcö Königs überraschte und erfreucte alle Anwesenden und die Fürsten leisteten willig den Lehnseid. 3. Gleich nach seiner Krönung hielt Rudolf seinen ersten Reichs- tag zu Nürnberg (Nov. 1273), wo er von Fürsten und Städten den Landfrieden beschwören ließ. Da ihm die Bestätigung des Papstes vor allem nöthig schien, so schickte er Gesandte an Gregor X. nach Lyon, wo derselbe gerade eine Kirchenversammlung Hielt. Die Gesandten leisteten in seinem Namen einen Eid, daß er die Kirche in ihren Rech- ten und Gütern schützen und alle von seinen Vorgängern gegen die- selbe übernommenen Pflichten treulich erfüllen wolle. Dagegen wurde Rudolf nun vom Papste als römischer König anerkannt und Alphons von Castilien aufgefordert, seinen Ansprüchen auf die deutsche Krone zu entsagen. Spater wiederholte Rudolf bei einer persönlichen Zusam- menkunft mit dem Papste in Lausanne (Oct. 1275) jene Versprechun- gen, bestätigte ihm den Besitz ansehnlicher Güter und versprach außer- dem, einen Kreuzzug zu unternehmen, dessen Ausführung jedoch unter- blieb, da Gregor kurz darauf starb. Auch hielt es Rudolf nicht für rathsam, sich in die Fehden und Streitigkeiten Italiens zu mischen und suchte deshalb weder die lombardische noch die Kaiserkrone zu erwerben, sondern widmete, unbekümmert um Palästina und Italien, der Her- stellung des tiefgesunkenen königlichen Ansehens die angestrengteste Thätigkeit und strebte mit unverdrossenem Eifer dahin, die Macht des deutschen Reiches zu erhöhen und Deutschlands Ruhm und Wohlfahrt zu befördern. Und dieses große Ziel hat er nach Ueberwindung vieler und großer Schwierigkeiten glücklich erreicht. 4. Rudolf strebte jedoch keineswegs nach der Wiederherstellung der Reichsgewalt in ihrem alten Umfange, sondern räumte den mäch- tigsten Reichsfürsten Antheil an der Reichsverwaltung ein; aber mit ihrer Zustimmung forderte er die Lehen und Güter zurück, welche wäh- rend des Interregnums unrechtmäßiger Weise in Besitz genommen wa- ren, namentlich von dem Könige Ottokar von Böhmen. Dieser hatte nämlich nach dem Erlöschen des Geschlechts der Babenberger, mit Zu- stimmung der Landstände, Oestereich in Besitz genommen, dann in Folge eines großen Sieges über die Ungarn das von diesen besetzte Steier- mark wieder mit Oestereich vereinigt und endlich Eärnthen und Krain
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