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1. Das Deutsche Reich - S. 416

1900 - Leipzig : Spamer
416 Erstes Kapitel. Kreis Wetzlar im Osten und die Hohenzollernschen Laude (Regierungsbezirk Sigmaringen) im Südosteu. Der Hauptteil grenzt im Westen an die Königreiche der Niederlande und Belgien sowie an das mit den Niederlanden verbundene Großherzogtum Luxem- bürg, im Südwesten an das Reichsland Elsaß-Lothringen, im Südosten an die bayrische Oberpfalz und Rheinhessen, im Osten an die Provinz Hessen-Nassau, im Nordosten an die Provinz Westfalen und im Norden noch eine kleine Strecke weit an die Provinz Westfalen. Im Süden umschließt die Provinz das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld. Die Exklave Wetzlar wird von Gebieten der Provinz Hessen- Nassau und des Großherzogtums Hessen umschlossen, der Bezirk Sigmaringen von Gebieten des Königreichs Württemberg und des Großherzogtums Baden. Die Provinz hat znr Hauptstadt Koblenz und zerfällt in die sechs Regierungsbezirke Koblenz, Düsseldorf, Köln, Trier, Aachen und Sigmaringen. Die älteste Geschichte dieser Gegenden läßt uns in der Provinz am linken Rheinufer die Trevirer (an der Mosel) und die Eburonen (in der Maas- gegend), beide zu den Velgen gehörig, am rechten Rheinufer in der Reihen- folge von Süden nach Norden die Mattiaker (zwischen Main und Lahn), die Bataver, Usipeter und Tenchterer finden. Seit Cäsar waren die Römer be- müht, auf beiden Seiten des Rheinstromes ihre Herrschaft zu begründen, doch gelang ihnen dies für längere Zeit nur anf dem linksrheinischen Gebiete, welches daher auch der römischen Kultur in vollstem Maße teilhaftig wurde. Beim Verfalle des römischen Reiches gelangte das Gebiet der Provinz unter die Botmäßigkeit der Franken und hatte uameutlich unter den karolingischen Königen eine große Bedeutung. Bei der Teilung des Frankenreiches fiel anfangs (im Vertrage zu Verdun 843) nur der östliche, später (im Vertrage zu Mersen 870) jedoch auch der westliche Teil der Provinz an Deutschland (Ostfranken). Das linksrheinische Gebiet zerfiel seit Otto I. in die Herzog- tümer Oberlothringen (im Süden) und Niederlothringen (im Norden). Während des später eintretenden Verfalls des Lehnswesens und der kaiserlichen Macht kamen 'auch im Rheinlande viele, zum Teil kleine Herrschaften ans; die hervor- ragendste Bedeutung unter denselben behaupteten aber die Erzbistümer Köln und Trier, die Herzogtümer Jülich, Kleve Berg, die Abteien Essen, Werden. Auch in dieser Zeit behielten die Rheinlands eine hervorragende Bedeutung im deutscheu Lande und überstanden selbst die trübsten Zeiten verhältnismäßig leicht. Nachdem durch die jülich-klevesche Erbschaft Preußen am Niederrheine festen Fuß gefaßt hatte, ging durch den Baseler Frieden (1795) das linke Rheinnfer an Frankreich verloren. Nach dem Sturze der napoleonischen Ge- Weltherrschaft wurde (im Winter 1815/16) die gegenwärtige preußische Rheiu- Provinz gebildet, welche anfangs noch einen Regierungsbezirk mehr hatte (Kleve). In der Römerzeit entstanden seit der Herrschaft des Auguftus am Rheine zahl- reiche Kastelle, welche sich allmählich zu blühenden Städten entwickelten. Spätere römische Kaiser (Konstantin I., Konstantin Ii., Konstans, Konstantins, Valentinian I., Gratian, Valentinian Ii.) residierten in diesem Gebiete längere Zeit, besonders zu Trier: der Weiustock und edlere Obst- und Gemüsearten wurden eingeführt; zahl- reiche Bauten entstanden (Brücken, Wasserleitungen, Bäder, Thore, Heerstraßen). - Von den Karolingern war schon Pipin v. Heristal den Rheinlanden günstig gesinnt; den höchsten Glanz gewannen dieselben jedoch durch Karl den Großen, der besonders gern in Aachen residierte. — Während der territorialen Zersplitterung des späteren Mittelalters blühten im Rheinlande viele Städte durch Handel, Verkehr und Gewerb- sleiß, zahlreiche Grafen und Ritter gründeten hier, besonders am Strome selbst und an dessen Nebenflüssen, ihre festen Schlösser, und lange Zeit noch pulsierte gerade

2. Das Deutsche Reich - S. 426

1900 - Leipzig : Spamer
426 Erstes Kapitel. Eisenhüttenwerk), Brachbach; ferner zwischen Sieg und Heller, bei Betzdorf (an der Mündung der Heller in die Sieg, Bahnkreuzung, Eisenhütte, Fabrikation von Maschinen, Leder und Leinwand, Steinbrüche; in der Nähe die Baumwollenspinnerei Struth), Alsdorf, Grünebach (Eisenhütte), Gebhardshain (reiche Lager von Eisenglanz und Brauneisenstein), Daaden (Bergrevier), Herdorf an der Heller (Bahnstation, außer den sehr bedeutenden Eisengruben auch zwei wichtige Eisen- Hüttenwerke), Friesenhagen (auch Eisenhütten, die dem Grafen V. Wildenburg- Schönstein gehören: Sitz desselben das nahe Schloß Wildenburg), Steeg an der Wisse (auch Eisenhütte), Bei Wehbach ein Eisenwalzwerk und eine Baumwollen- spinnerei (Jungthal), Bei Niederfischbach außer Eisenerz- auch Bleigruben. In einiger Entfernung zwischen Hessen-nassauischem und großherzoglich-hessischem Gebiete liegt der Kreis Wetzlar, an der Lahn und Dill; das Acker- und Gartenland (40,g Proz.) steht hinter dem Waldboden zurück (über 42 Proz.)' ausgedehnt sind auch die Wiesen (über 10 Proz.); die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch. Bestand- teile des Kreises sind die ehemalige freie Reichsstadt Wetzlar und die Standesherr- schasten Solms-Braunfels und Solms-Hohensolms-Lich. Darin: Wetzlar, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt am Einflüsse der Dill in die Lahn, 7783 Einwohner (größtenteils evangelisch). Gymnasium, Bergrevier, Domkirche (teils evangelisch, teils katholisch), bedeutende Loh- und Wcißgerberei und Handschuhfabrikation, Seifen- siederei und Färberei; bedeutende Eisengießereien; Fabrikation optischer Instrumente: im ganzen Kreise sehr reiche Eisensteingruben; außerdem Branntweinbrennereien und Bierbrauereien, Getreidehaudel, Reichsbanknebenstelle; Obst- und Gemüsebau, In der alten freien Reichsstadt befand sich ^lange das Reickskammergericht (1691 bis 1806); Erinnerung an Goethe; Sieg der Österreicher über die Franzosen (1796). — Eisenerzgruben finden sich in Grabenheim, Nieder- und Oberkleen, Nau- boru, Burgsolms, Leun, Nieder- und Oberbiel, Aßlar (Eisenhütte), Eh- ringshausen, Stockhausen ?e. Bei Oberndors an der Solms liegt die Burg- ruine Dahlheim. — Braunfels, Stadt am Jsarbache, 1626 Einwohner. Schloß und Standesherrschaft des Fürsten v, Solms-Braunfels mit bedeutenden Eisenstein- gruben. — Hohensolms, Flecken; Schloß und Standesherrschaft des Fürsten v, Solms-Hohensolms-Lich. Der Kreis St. Goar liegt rechts von der unteren Mosel und am linken Rhein- user, zieht sich zum Huusrück hinein und bildet eine an Ruinen reiche, herrliche Landschaft, welche zwar verhältnismäßig wenig Acker- und Gartenland (gegen 30 Proz.), dagegen viel Wald (über 50 Proz.) und auch ziemlich viel Wiesen (gegen 8 Proz.) und Weinberge (fast 3 Proz.) besitzt; über */5 der Bevölkerung ist katholisch. Außer der Grafschaft Katzenellenbogen umschließt der Kreis ehemalige Gebiete von Kurtrier und der Rheinpfalz. Darin: St. Goar, herrlich gelegene Kreisstadt und Bahnstation am Rheine, 1453 Einwohner. Starker Obst- und Weinbau, Schiffahrt und Salmfang; über der Stadt die Ruinen der großartigen Burg Rheinfels (1245 erbaut, 1797 von den Franzosen zerstört). St. Goar entstand um die Kapelle des heiligen Goar v. Aquitanien (570 erbaut). — Das Dorf Werlau mit Kupfer- und Bleierzgrube. — Boppard, Stadt und Bahnstation am linken Rheinufer, unter- halb St. Goar. Realprogymnasium, katholisches Schullehrerseminar, Besserungsanstalt (ehemaliges Kloster St. Martin); Zigarrenfabrikation. Bedeutender Obst- und Wein- bau und Zwiebelhandel; Schiffahrt. In der Nähe die Kaltwasserheilanstalten Marien- berg (ehemalige Reichsabteil und Mühlenbad. — Salzig, mit Wein- und Obstbau. — Oberwesel, Stadt und Bahnstation oberhalb St. Goar am Rhein, 2545 Ein- wohner (meist katholisch). Alte Frauenkirche; Weinbau, Salmenfang, Schieferbruch. Ehemalige freie Reichsstadt, noch jetzt von Mauern und Türmen umgeben und von der Ruine Schönburg überragt. — Bacharach, Stadt und Bahnstation, weiter rheinaufwärts, 1686 Einwohner. Weinbau, Weinhandel, Laubsägenfabrikation; Ruine der Weruerkapelle und der Burg Stahlcck (1156 — 1253 Residenz der Pfalzgrafen). Weitere Weinorte sind: Steeg (der treffliche „Steeger"), Oberdiebach (Ruine Fürstenberg), Ober- und Niederheimbach (Burgruine Hohneck oder Heimburg), Trechtiughaufen (schöne Ruine Sooneck und Schloß Rheinstein, von Prinz Friedrich v. Preußen wiederhergestellt, sowie Ruine Reichenstein), Brodenbach, an der Mosel (schöne Ruine Ehrenburg). Eisenerzlager finden sich bei Niedergondershausen, Alken (Ruine Thurand, Weinbau), Ober- und Niederfell.

3. Das Deutsche Reich - S. 674

1900 - Leipzig : Spamer
674 Drittes Kapitel. Dorf Mackweiler mit den Ruinen eines römischen Bades und Steinbrüchen. — Saarunion, Stadt und Bahnstation an der Saar, 3189 Einwohner. Strohhut- flechterei; bis 1793 zu Nassau-Weilburg gehörig. — Das Dorf Saarwerden an der Saar war früher Hauptort der Grafschaft gleichen Namens. — Das Dorf Alt- weiler mit Bad. Weinbau wird betrieben in den Dörfern Dettweiler an der Zorn, Burbach, Jmsweiler, Kirchweiler. Der Regierungsbezirk Ober-Elsaß. Der Kreis Golmar liegt an der Jll, dem Rhein-Rhonekanal und an der Fecht und erstreckt sich vom Rheine bis zur französischen Grenze; Acker- und Gartenland umfassen gegen 44, Wiesen 10, Weinpslanzungen 4,7 und Waldungen 28 Proz.; nicht ganz V3 der Bevölkerung ist evangelisch. Darin: Golmar im Elsaß, Haupt- stadt des Bezirks, Kreisstadt und Eisenbahnknotenpunkt an der Lauch und dem Logelbache, 30400 Einwohner (1890). Bezirkspräsidium, Kreisdirektion, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht sowie Kammer für Handelssachen; Forstdirektion; eine evangelische und zwei katholische Kirchen (zu letzteren Münster St. Martin); Gym- nasium mit Realschule, simultanes und katholisches Schullehrerseminar, Museum (Ge- mäldesammlnng und Bibliothek, in dem ehemaligen Dominikanerkloster Unterlinden), Waisenhaus, Bürgerhospital; Getreidehalle (ehemalige Dominikanerkirche). Präch- tiges Bezirkspräsidialgebäude (Park), Oberlandesgerichtsgebäude; Bezirksgefängnis. An die enge und unregelmäßige Altstadt schließt sich (nach dem Bahnhofe zu) die schöne Neustadt mit dem „Marsfelde" und den Standbildern des Generals Rapp und Admirals Bruat. Bedeutende Industrie: Große Baumwollspinnereien und -Webe- reien ; Fabrikation von Gänseleberpasteten, Wagen und Maschinen; Gerberei, Glocken- gießerei und Bierbrauerei; Sägewerke. In der flachen, fruchtbaren Umgegend er- giebiger Acker-, Garten- und Weinbau; lebhafter Handel (Wein, Getreide, Holz, Kolonialwaren :e.); Handelskammer. Zu der Stadt gehört der Fabrikort Logel- bach am gleichnamigen Bache; Schlacht „auf dem Lügenfelde" (833), freie Reichs- stadt (seit 1226), französisch seit 1680; Geburtsort des Fabeldichters Psessel (1736, Denkmal). — Horburg, Dorf an der Jll; ehemaliger Hauptort der gleichnamigen Grafschaft. — Neubreisach, Stadt, Festung und Bahnstation am Rhein-Rhone- und Neubreisacher Kanal, 3058 Einwohner (1890). Von Ludwig dem Xiv. an- gelegt, als er Altbreisach wieder hatte zurückgeben müssen (1699); Kapitulation am 10. November 1870. — Winzenheim, schön gelegene Stadt am Eingange des Münsterthales, 3735 Einwohner. Eisengießerei, Baumwollenspinnerei und -Weberei, Bierbrauerei; Weinbau, Steinbrüche. In der Nähe die Ruinen Hohenlandsberg (Aussicht) und Plixburg sowie die Wilspenschlucht. — Egisheim, Flecken und Bahn- station am Wasgenwalde; großartige Ruine „Drei-Exen" (oder „drei Türme"); Wein- bau. — Türkheim im Elsaß, Stadt und Bahnstation an der Fecht und am Ein- gange des Münsterthales, 2542 Einwohner. Papierfabrikation, Baumwollenspinnerei, Weinbau (gurer Rotwein); Aussichtspunkt „Drei-Ähren." Früher Reichsstadt, Sieg Tnrennes (1675). — Münster im Elsaß, schön gelegene Stadt und Bahnstation im Münster- (oder Georgien-) thale, an der Fecht, 5389 Einwohner. Hauptzollamt, Realschule; große Baumwollenspinnerei und -Weberei, sowie Bleicherei (große Fabrik von Hartmann mit Mustereinrichtungen für Arbeiter); Holzhandel. In der Um- gegend großartige Waldungen sowie viele Sennhütten mit Alpenwirtschaft („Münster- käse"). Der größte Teil des Münsterthales gehörte der ehemaligen freien Reichsstadt Münster (Mitglied des „Zehn-Städtebundes"), die sich der Reformation anschloß, Ehemalige Benediktmerabtei (von 634). Schönheiten des Münsterthales. Sulz- bach, Dorf am gleichnamigen Bache, schön gelegener Badeort; Ruinen Haneck, Schrankenfels und Hohenhattstatt. — Wasserburg, Dorf am Sulzbache, Baum- wollenweberei, Ruine. — Stoßweier, Dorf im Kleinbachthale, mit Baumwollen- fpinnerei und -Weberei, sowie Bleichen; Fabrikation von Holzschuhen und Käsen. Berühmte Straße, die westwärts durch die Schlucht nach Frankreich führt. — In dem Kreise mehrfach noch Baumwollenspinnerei und -Weberei, z. B. in den Dörfern Günsbach, Breitenbach, Mühlbach, Metzeral und Sondernach an der Fecht (alle im Münsterthale). Der Kreis Altkirch liegt im Süden des Bezirkes, an den Jllqnellen; das

4. Das Deutsche Reich - S. 664

1900 - Leipzig : Spamer
664 Drittes Kapitel. die neue Lehre bald eine heftige Reaktion, geführt von den Bischöfen von Metz, Tonl und Verdun. Hierdurch wurden die Protestanten zum Anschlüsse an Frankreich bewogen, durch welchen die Gebiete Metz, Tonl und Verdun dem Deutschen Reiche verloren gingen (bestätigt durch den Passauer Vertrag, 1552). Nachdem dann durch den Dreißigjährigen Krieg die Besitzungen und Rechte des Hauses Habsburg an Frankreich übergegangen waren, wußte sich Ludwig Xiv. in der allerunredlichsten Weise in den Besitz der noch selbständigen Teile des Elsasses (vor allem auch Straßburgs, 1681) zu setzen (durch deu Frieden von Ryswijk 1697 bestätigt). Durch deu Polnischen Erbfolgekrieg gewann Frank- reich dann auch Lothringen, welches durch den Herzog Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, an den Schwiegervater Ludwigs Xv., Stanislaus Lesziusky von Polen, abgetreten und nach dessen Tode (1766) in Frankreich einverleibt wurde. Die Bewohner hatten unter französischer Herrschast ziemlich entschieden das deutsche Wesen und die deutsche Sprache festgehalten, doch war in letzter Zeit das Franzosentnm in deutlicher Zunahme begriffen. Der Krieg von 1870/71 befreite das Land von der französischen Gewaltherrschaft (Frank- furter Friede, 10. Mai 1871); vom Elsaß blieb namentlich nur Belfort mit Umgegend bei Frankreich. Das gewonnene Gebiet wurde unmittelbares Reichs- land (Reichsgesetz vom 9. Juni 1871). Das Christentum wurde im Elsaß durch den Herzog Etticho eingeführt; für dasselbe war besonders auch dessen Tochter Ottilia, die Schutzheilige des Elsasses und Begründerin des Klosters Hohenburg auf dem Ottilienberge, thätig. Der Name Elsaß wird als „Land der seßhaften Alemannen" oder besser als das „Land der Sassen am Jll" gedeutet. In Lothringen hatte sich wohl schon zu Anfang des 6. Jahrhunderts eine Sprachgrenze derartig vollzogen, daß der von Alemannen nicht besetzte südliche Teil verwelschte, während der nördliche germanisch blieb. Der lothringische Herzog Giselbert, welcher sich Frankreich angeschlossen hatte, wurde durch König Heinrich I. gewonnen (dann Gemahl der Tochter des Königs Gerberga). Später finden wir Lothringen in zwei Gebiete (Ober- und Unterlothringen) geteilt. Kaiser Karl Iv. vereinigte 1354 die freien Städte des Elsasses (außer Straßburg die Städte Weißenburg, Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Mül- Hausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster) in den „Bund der zehen Städte." Die Schirmherrschaft über dieselben sowie die Rechte von Landgrafen im Elsaß übten schon früh die Habsburger aus. In den Besitz von Metz, Toul und Verdun gelangte König Heinrich Ii. besonders durch das Bündnis mit Kurfürst Moritz von Sachsen; er spielte sich übrigens als „Schützer der deutschen Freiheit" auf. Der letzte Herzog von Lothringen, welcher später als Franz I. die deutsche Krone trug, gab sein Land dem Erbfeinde Deutschlands preis, um für dasselbe das italienische Land Toscana zu erhalten. Nach der Besitznahme des Landes durch Frankreich haben namentlich die Landbewohner in Elsaß-Lothringen die deutschen Einrichtungen, Sitten und Ge- bräuche festgehalten; daß sich in dem jetzigen Jahrhundert das Franzosentum, nament- lich in den Städten, stark verbreitete, hatte besonders in der Zerrissenheit Deutsch- lands seinen Grund; trotzdem hat sich die deutsche Sprache in Predigt und Kinderlehre bis zum Jahre 1870 auf dem Lande fast überall erhalten. Der östliche Teil vom Elsaß gehört zur oberrheinischen Tiefebene, der westliche enthält die Ostabhänge des Wasgeuwaldes. Züge des letzteren bilden die Grenze gegen Lothringen, welches seinerseits ein Hochland darstellt. Im südlichsten Teile vom Elsaß finden sich Ausläufer des Schweizerischen Juras bis zum Passe von Belsort hin. Jenseit desselben erhebt sich das Gebirge des Was- genwaldes als eine Kette aneinander hängender Berge und Höhen. Dasselbe wird durch das Markircher Thal in eine südliche und eine nördliche Abteilung geschieden. Die erstere bildet größtenteils ein llrgebirge aus Granit, Gneis, Syenit, Porphyr und Melaphyr, welchen nur bisweilen Grauwacke, Rotliegendes und Sandstein an-

5. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 64

1900 - Leipzig : Spamer
64 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. Südwestküste Javas, besuchte dann Dschakatra (das heutige Batavia) sowie die Stadt Surabaja und die Inseln Bali und Lombok. Nachdem er durch Gefechte und andre Zufälle zwei Schiffe und zwei Drittel der Manu- schaft eingebüßt hatte, kam er (1597) mit den noch übrigen beiden Fahr- zeugen, reich mit Gewürzen beladen, wieder zu Texel in Nordholland an. War auch dieser erste Zug nach Ostindien keineswegs glücklich zu nennen, so hatte man doch die Überzeugung von der Möglichkeit einer Niederlassung in Indien und eine Anbahnung von Handelsverbindungen mit jenem Lande gewonnen. Wegen der feindlichen Beziehungen zu den Spaniern und Portu- gieseu dachten die Niederländer mit Ernst daran, um die Südspitze von Südamerika einen Seeweg nach Indien aufzusuchen. Zwei Schiffe wurden 1615 zu diesem Behuse ausgesandt; sie kamen zunächst zu den südlichen Falklandsinseln, dann an die Südspitze der äußersten Insel, die sie zu Ehren der Vaterstadt ihres Kapitäns das Kap Hoorn nannten, fuhren hierauf durch verschiedene australische Inselgruppen und gelangten endlich zwar nach Indien, doch war der Weg durchaus kein kürzerer als der bisher ge- wohnliche. Auch noch später, als sich endlich die Holländer auf den Sunda- inseln festgesetzt hatten, dursten sie einige Zeitlang noch nicht an den afrikanischen Zwischenplätzen und in Vorderindien anlegen, sondern mußten außerhalb der Passate die Westwinde des Indischen Ozeans weiter südlich aufsuchen. Daher kam es, daß ihre Jndienfahrer auch bald die Küsten von Australien, dessen Festland man Neuholland nannte, auffanden. Die Macht der Portugiesen zeigte sich in Indien keineswegs so ge- fährlich, als man anfangs wähnte, denn sie mußten ihre Flotte auf viele Punkte ihrer zerstreuten Besitzungen verteilen, und den Niederländern war hierdurch Gelegenheit gegeben, in der ausgedehnten Inselwelt an einzelnen Punkten festen Fuß zu fassen, ehe die Portugiesen im stände waren, durch eine ansehnliche Macht sie daran zu hindern. Dazu kam der günstige Umstand, daß sich die Portugiesen im all- gemeinen bei den Eingeborenen sehr verhaßt gemacht hatten. Sie waren nämlich nicht zufrieden, Handelsverbindungen mit den inländischen Fürsten einzugehen, sondern bemühten sich auch, das Seelenheil der Eingeborenen durch gewaltsame Einführung der katholischen Religion zu befördern. Die Inquisition zu Goa schickte ihre Missionäre nach allen Teilen Indiens, und die Behörden aller Stationen sowie die Streitmacht hatten Weisung, diese Männer, welche mit dem Buche der Liebe, dem Neuen Testament in der Hand, ihre Lehre der Unduldsamkeit predigend, in jeglicher Weise zu unterstützen. Die Eingeborenen des Archipels bezeigten indes nur geringe Neigung, die Religion ihrer Väter mit einer Lehre zu vertauschen, deren Anhänger sie als unduldsam, herrsch- und habsüchtig kennen lernten. „Unsre Götter", sagte einst ein Hindupriester zu den Missionären, „haben das Weltall ge- schaffen und uns geboten, ebenfalls die ganze Menschheit mit Liebe zu um- fassen und selbst gegen Tiere Barmherzigkeit zu üben. Eure Götterfamilie

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 78

1900 - Leipzig : Spamer
78 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. in die Hände der Fremden übergehen und ihre Städte veröden; da wurden sie erfüllt von Wut und Haß und traten den verhaßten Eroberern als ge- fürchtete Seeräuber in allen Gegenden des indischen Archipels entgegen, heimlich oder auch öffentlich von den unterworfenen einheimischen Fürsten und Bewohnern unterstützt. Der Seeraub wurde in ein förmliches System gebracht: aus den ge- schützten Buchten brachen ganze Flotten malaiischer Pranen hervor, um die europäischen Handelsfahrzeuge zu kapern, welche auf der großen Bahn nach China und Hinterindien an den ostasiatischen Inseln vorüberfahren mußten. Es kam zu manchem harten Seegefechte zwischen niederländischen Kanonenbooten und malaiischen Seeräubern. Wenn auch Tausende dieser Piraten gehängt wurden, so gelang es dennoch bisher noch nicht, diese Plage auszurotten, so daß europäische Kriegsschiffe immer zur Säuberung der ostasiatischen Meere thätig sein müssen. Das Jahr 1830 war für die Niederländer eines der wichtigsten seit ihrer Existenz als selbständiger Staat. Es fällt in dieses Jahr der Ab- fall von Belgien. Wurden durch die Teilung des Reiches die Nieder- länder als Staat geschwächt, so war doch die Trennung der südlichen Provinzen den nördlichen Handelsstädten willkommen, da Antwerpen mit seinem trefflichen Hasen und seiner günstigen Lage an der Schelde den Städten Amsterdam und Rotterdam eine gefährliche Nebenbuhlerin zu werden anfing. Ungleich wichtiger aber als dieses nur das Mutterland berührende Ereignis war für die Kolonien ein andres, in dasselbe Jahr fallendes: die Sendung des Generals und Grafen van den Bosch als General- gouverneur nach Ostindien. Dieser geniale Staatsmann, der die Pro- duktivität des fruchtbaren Javas dem Staate auf eine Weise zu nutze machte, wie solches noch nie zuvor geschehen, der zugleich mit dem Charakter der Eingeborenen innig vertraut war, verstand es, sie zufrieden und glücklich zu machen, während ihr Fleiß dem Staate zugleich den höchsten Nutzen brachte. Es gelang ihm, durch den bedeutenden Gewinn, den sein Kultur- system aus den Produkten Javas, namentlich aus dem Kaffee und dem Zucker, zu ziehen wußte, nicht nur die Finanzen Hollands wieder zu heben, sondern auch dem ostindischen Handel neuen Aufschwung zu geben. Seit dem Jahre 1832 ist sein System (Cultuur-stelsel) überall in Nieder- ländisch-Jndien eingeführt. An der Spitze der Regierung steht der Generalgouverneur mit Vize- königlicher Gewalt, er ist zugleich Oberbefehlshaber der Land- und See- macht, kann Krieg erklären, auch Frieden und Verträge mit den eingeborenen Fürsten und Bölkern schließen. Das Gebiet der sämtlichen ostindischen Be- sitzungen zerfällt in zwei Abteilungen: in den Grundbesitz (Java mit Madura) und in die Außenbesitzungeu (Buitenbezittingen), d. h. die übrigen unmittelbaren und mittelbaren Teile.

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 55

1900 - Leipzig : Spamer
Verbannung nach Sibirien. 55 Sibirien als Ort der Verbannung grauenhafte Vorstellungen verbunden. Wie mancher in guter Familie erzogene und nur an Wohlstand gewöhnte hohe Beamte hat sein Leben in den kalten, unwirtbaren Gegenden Sibi- riens verbringen müssen! Kamen auch schon seit der Mitte des 17. Jahr- Hunderts Verbannungen dorthin vor, so geschah dies doch öfters noch seit 1754. als im Russischen Reiche die Todesstrafe abgeschafft wurde und dasür jene eintraten. Seit 1839 werden alle Vagabunden und auch solche, die nur mehrjährige Besserungsstrafen auszuhalten haben, nach Sibirien Anfsisches Fort zu Alnriinsk am Amur. als Kolonisten versetzt, und so mag es kommen, daß dadurch jährlich dem Lande ein Zuwachs von 10 000 Seelen zugeführt wird. Unter diesen Kolonisten und Verbannten befanden sich gleich von Anfang an viele den gebildeten Ständen Angehörige: es waren nicht bloß Ackerbauer, Hand- werker und Beamte unter ihnen, sondern auch Männer, die ausgestattet waren mit allem möglichen Wissen. Zu diesen gehören besonders die dem höheren russischen Adel entstammenden Dezemberleute, d. h. diejenigen, welche sich an der Verschwörung im Dezember 1825 bei der Thronbe- steigung des Kaisers Nikolaus und an den polnischen Aufständen beteiligt hatten. Darum zeigte sich auch sehr bald neben dem materiellen Aus-

8. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 100

1900 - Leipzig : Spamer
100 Die Engländer in Ostindien. Bombay, wurde unter dem Nameu Sir Josiah Child von Surate zum Barouet und zum Oberkommandierenden aller englischen Truppen im Osten erhoben; daher kam es, daß unter allen servilen Genossenschaften die Ostindische Kompanie durch Willfährigkeit gegen den Thron am meisten hervortrat. Sie gab dem Handelsstande des Königreichs das gesetzwidrige Beispiel bereitwilliger Steuerzahlung, als ohne Zustimmung des Parla- ments König Jakob Ii. bei seinem Regierungsantritt gewisse Abgaben ausschrieb. Sobald indessen der Monarch nach kaum vierjähriger Will- kürherrschast aus dem Lande Vertrieben, und der blutige Lord-Oberrichter Jeffreys, welcher die übermäßigen Monopolanfprüche der Ostindischen Gesellschaft für gesetzmäßig erklärt, ein Gefangener geworden war, vereinigten sich die alten Feinde der Kompanie, verstärkt durch die ehemaligen, von Child aus dem Ostmdiahanse vertriebenen Direktoren und ihren Anhang, mit den mächtigsten whigistisch gesinnten Kaufleuten der City und forderten von dem freiheitlich gesinnten Hause der Gemeinen, welches Wilhelm Iii. von Oranien aus den Thron erhoben hatte, Gerechtigkeit und Wiederver- geltuug. Am heftigsten gebürdete sich Papillon, obgleich derselbe einige Jahre früher als eifrigster Vorkämpfer für den Freibrief der Kompanie gestritten. Ein guter Teil der Gegner der Kompanie aber bestand aus Leuten, welche ihr gram waren, weil sie sich von einem Mann hatte be- herrschen lassen, der seinen Einfluß dazu angewendet, um vor allem seine Interessen und die seiner Kreaturen zu fördern. Als Heilmittel für alles schreiende Unrecht und gegeu zukünftige Übergriffe dieser Art verlangte man von der Krone das Monopol zu einer neuen Gesellschaft auf einem besseren Fundamente, wodurch mau hoffte, die Wiederkehr einer engherzigen und tyrannischen Oberleitung auf immer fern zu halten. Die neu zu be- gründende Kompanie, unter der sich einige der ersten Großhändler der City befanden, wählte zur Wahrnehmung ihrer Interessen ein Komitee und beauftragte dasselbe, vom Parlamente und der Regierung ein Privileg zum Handel nach dem Osten auszuwirken. Nachdem das Ostindiahaus sich im Jahre 1693 gegeu jeden Vergleich ausgesprochen hatte, baten die Gemeinen den König Wilhelm Iii., demselben eine dreijährige Vorausverkündigung der Aufhebung seines Freibriefes zu- stellen zu lassen. Sir Josna Child, welcher befürchtete, durch seine Person im Vordergrunde die Interessen seiner Kompanie noch mehr zu gefährden, machte in der rechten Stunde einem neuen Gouverneur, dem Sir Thomas Cook, scheinbar Platz. Dieser, mit dem bisherigen allmächtigen Leiter des Direktorenhofes nahe verwandt, gehörte zu den angesehensten Kauf- leuten Londons; auch fehlte es ihm als Mitglied des Parlaments nicht an Einfluß. Er wußte in der That binnen kurzer Zeit vermittelst wohl- angewandter 100 000 Pfd. Sterl. die ärgsten Gegner zu besänftigen. Infolgedessen wurde ohne Mitwirkung des Parlaments von feiten der Regierung am 7. Oktober 1693 der Freibrief und das Monopol der alten

9. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 150

1900 - Leipzig : Spamer
150 Die ozeanische Inselwelt. sind hohe Eilande, von Kettengebirgen durchzogen, deren Spitzen eine bc- deutende Höhe erreichen, und worunter einige als Vulkane erscheinen. Die zahlreichen Einwohner gehören zu den Papuas. Ein Gürtel um den Leib ist das einzige Kleidungsstück; sie tättowiereu Gesicht, Arme und Beine, bemalen sie auch mit Rot und Weiß und färben ihre Haare gleichfalls rot. Ihre Fahrzeuge oder Prauen sind aus mehreren Stücken zusammengesetzt und wahre Meisterwerke der Kunst. Um sie zu zieren, legen sie dieselben mit farbigem Holze oder Perlmutter aus. Von ihren Kriegsfahrzeugen war eines der größten 29 111 lang und 2 in breit. Merkwürdig sind ihre Begräbnisfeierlichkeiten. Wenn ein Erwachsener stirbt, so wird seine Leiche auf einem hohen Gerüste ausgestellt und darunter eine Grube gemacht, welche das abgelöste Fleisch, das die Raubvögel übrig ge- lassen, auffängt. Co liegt der Leichnam, bis alles Fleisch entfernt und nur das Skelett noch vorhanden ist. Dieses bringt man alsdann in ein gemein- schaftliches Grab, bedeckt dasselbe mit einem Geflecht und führt eine Hütte darüber auf. Die Gräber der Kinder bestreut man bloß mit Blumen. Die Oberhäupter, welche sich durch Zieraten, besonders durch einen aus zwei Federn bestehenden Schmuck auszeichnen, stehen in hohem Ansehen. Tritt ein Unterthan unvorsichtig in den Schatten seines Häuptlings, so wird dies ans der Stelle mit dem Tode bestraft, und nur Reiche oder Vornehme können sich mit Aufopferung ihres Vermögens davon loskaufen. Die Häuptlinge der verschiedenen Inseln leben miteinander oft im Kriege, die Gefangenen werden Sklaven und dienen dem Sieger. Von der Hinterlist der Bewohner dieser Inseln zeugt folgendes Beispiel: Im Jahre 1828 ankerte ein bri- tischer Walfischfänger in einem ihrer Häsen; man kam ihm mit der größten Freundlichkeit entgegen und brachte Dams und andre Eßwnrzeln zum Geschenk. Schon war der Kapitän im Begriff, eine geröstete Yamswurzel zum Munde zu führen, als ein junger Eingeborener, der zufälligerweise schon länger ans dem Schiffe war, hinzusprang und mit heftigen Gebärden andeutete, daß der Genuß der Wurzel töten würde. Man verstand ihn sofort, unter- suchte die Wurzel und fand sie mit einem schnelltötenden Gifte überzogen. Die Eingeborenen ergriffen fogleich die Flucht, wurden aber von einein Walfischboot verfolgt, dessen Mannschaft mehrere von ihnen verwundete und tötete. Infolge des Vertrages, der am 6. April 1886 zwischen Deutsch- laud und England geschlossen wurde, sielen die nordwestlichen Inseln dieser Gruppe an Deutschland (etwa ein Drittel) und die südlichen an England. Bewohnt ist die Gruppe von ca. 167 000 Melanefiern. Doch wir verlassen die wunderschönen Salomonseilande, um den Archipel von Santa Cruz zu besuchen. Der Entdecker desselben ist gleichfalls der Spanier Mendana, welcher auf seiner dritten Reise im Jahre 1595 beim Aussuchen der von ihm entdeckten Salomonsinseln jenen statt dieser fand. Nur noch einmal wurde er von dem berühmten See- fahrer Quiros elf Jahre später gesehen, dann gänzlich vergessen, bis ihn

10. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 158

1900 - Leipzig : Spamer
158 Die ozeanische Inselwelt. seine erste Leidenschaft und bildet den Hauptzug des Charakters. Die kleinste Beleidigung — er kann sie nicht vergessen; vergilt er sie nicht, so geschieht's durch Kinder und Kindeskinder. Von Geschlecht zu Geschlecht erbt das Andenken daran fort und wird noch in späteren Zeiten als Vor- wand zu einem feindlichen Angriffe benutzt. Dem Tode trotzt er mit Kaltblütigkeit und Mut, doch ist er iu seinen Kämpfen weniger tapfer, namentlich den europäischen Waffen gegenüber, als verschlagen und gewandt. Menschenfleisch ist seine Lieblingsspeise. Ein Missionär sah einst nach einem hitzigen Tressen 60 Lsen errichten, und in allen lagen Menschen- leichname zum Schmause. Es gibt Beispiele, daß sich Krieger in der Wut des Kampfes über deu gefallenen Feind stürzten und das aus der klaffenden Wunde herausströmende Blut mit der Gier eines Raubtieres aufschlürften. Gefangene band man nicht selten an einen Baum, um das von den Gliedern abgeschnittene, noch zuckende, warme Fleisch zu essen und das in Bechern aufgefangene Blut dabei zu trinken. Die Köpfe erschlagener Feinde steckte man auf Stangen und trug sie als Siegeszeichen herum, der Hände be- diente man sich als Haken in den Hütten. Schon die Kinder werden gegen den Anblick menschlicher Glieder abgestumpft, und mau sah dieselben mit abgeschnittenen Gliedern spielen oder den Kopf eines Sklaven sich als Ball zuwerfen. So werden sie gefühllos gegen die eignen Freunde. Stirbt ein Mann, fo beraubt man die Weiber alles ihres Eigentums; daher nehmen sich viele das Leben oder sitzen an seinem Grabe und stoßen oder schneiden sich tiese Wunden in den Leib. Neugeborene Kinder, besonders Mädchen, werden häufig getötet, und vielleicht ist unter drei Weibern Neu- feelands stets eines, welches ein oder mehrere Kinder getötet hat. Der Mann hat das Recht über das Leben seiner Frau. Dasselbe Recht besitzt eine jede Herrschaft über das Leben der Sklaven, deren Los im übrigen leidlich ist. Aber wehe den unglücklichen Geschöpfen, wenn sie den Versuch macheu, sich durch Flucht zu befreien. Ein englischer Kaufmann war Zeuge eiuer solchen Szene. Ein löjähriges Sklavenmädchen war drei Tage ohne Erlaubnis weggeblieben. Da trat sie wieder in die Hütte, die Frau aber rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu töten. Ein Keulenschlag auf die Stiru streckte sie nieder, ihr Leichnam aber ward an demselben Abende zur Mahlzeit gebraten. Alles menschliche Gefühl empört sich in uns, wenn wir derartige Vorfälle, welche zu den gewöhnlichen gehören, von den zuverlässigsten Personen erfahren. Leidenschaft. Haß, Verachtung von Menschenleben und Aberglaube fordern unzählige Opfer. Da ist der Sohn eines Häuptlings krank, kein Mittel fruchtet, die Krankheit will nicht weichen. Man rät zartes Menfchensleisch. Der Vater tötet einen 14jährigen Knaben und setzt das Fleisch dem kranken Sohne vor, und da es nicht hilft, so gedenkt man eben es noch mit Mädchenfleifch zu versuchen, als ein christlicher Missionär dazwischen tritt und das arme
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