190
137. Die Streichhölzer.
an einigen Orten Deutschlands (bei Passau in Bayern) und
Englands aus dem Boden gräbt. Der Graphit läßt, wenn
man damit über eine rauhe Oberfläche fährt, kleine Stückchen
Kohle zurück, so daß ein schwärzlicher Strich entsteht. Des-
halb dient er, mehr oder weniger gereinigt, zur Bereitung
der Bleistifte. Weil der Graphit selbst bei der stärksten Hitze
nicht flüssig wird, so gebraucht man ihn auch, um Tiegel
zum Schmelzen der Metalle daraus zu machen. Das Pulver,
womit die Öfen bestrichen werden, um ihnen eine glänzend
schwarze Oberfläche zu geben und das Eisen zugleich vor
dem Rosten zu bewahren, ist fein gemahlener Graphit.
(Nach Jütting.)
137. Z>ie Streichhölzer, f
Die Streichhölzer sind- kleine, hölzerne Stäbe mit
Knöpfen an dem einen Ende, die in Brand geraten, wenn
man damit über einen rauhen Gegenstand hinstreicht. Die
Erzeugung von Feuer ist nicht immer so leicht gewesen.
Es gab eine Zeit, wo Streichhölzchen eine große Selten-
heit waren, ja wo sie gar nicht existierten. Und das ist
noch gar nicht so lange her; denn die Streichhölzchen, wie
wir sie gebrauchen, sind erst vor ungefähr 30 bis 40 Jahren
erfunden worden.
Diese unbedeutenden, allgemein bekannten Hölzchen,
wovon wir wohl ein Schächtelchen für ein paar Pfennige
kaufen, verdienen es aber wohl, daß wir einige Augenblicke
bei ihnen verweilen. Die Bereitung derselben gewährt
vielen Menschen Arbeit und Brot; es werden jährlich für
viele tausend Mark Streichhölzchen gemacht und verkauft.
Um Streichhölzchen machen zu können, muß man erst die
Hölzchen haben. Es würde indes zu viel Zeit kosten,
wenn man dieselben Stück für Stück mit der Hand schneiden
wollte. Der Fabrikant würde dann zu viel an Arbeitslohn
bezahlen müssen und seine Streichhölzchen nicht so billig
liefern können. Darum hat man Maschinen erfunden, die
mit großer Schnelligkeit und Regelmäßigkeit Hölzchen aus
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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328
217. Größe der Sonne.
Sv die Schilderung dieser Schreckensnacht. Schon niit den
Morgenzügen verließen wieder viele Einwohner die Stadt; den
Tag über wurde die Auswanderung zu einer wahren Massen-
flucht. Seit dein 15. November haben sich jedoch die Erdstöße
nur schwach wiederholt, und am 23. war die Erscheinung zum
ersten Male ausgeblieben. (Nach Jllustr. Zeitung u. Palatina.)
217. Grölte der Sonne, f
Wir lesen in den Lehrbüchern der Erd- und Him-
melskunde, dass die Sonne wenigstens 182 600 Meilen
Durchmesser, über 600 000 Meilen Umfang und 3 700
Billionen Kubi km eilen Inhalt habe. Aber was ist denn
eine Kubikmeile? In eine Kiste von der Grösse einer
Kubikmeile liessen sich alle Städte, Dörfer, Schlösser,
Pyramiden, Eisenbahnen, Festungen, kurz alles, was
an Menschenwerk auf Erden vorhanden ist, einpacken,
dazu auch alles, was da lebt und webt an Menschen
und Tieren.
Ist es denn aber auch wirklich wahr und richtig
und menschenmöglich, dass eine einzige Kubikmeile
so gross ist? Sollte man wirklich eine Kiste, von der
jede Wand eine Meile lang und hoch ist, gar nicht
füllen können? Wie, haben wir nicht Maschinen, die
alles in der Welt machen? Sollten wir nicht eine
Maschine herstellen können, die auch diese Aufgabe
löst? Frisch auf! Wir müssen'8 gleich probieren
Wir bauen eine Ziegelei und wenden eine solche
Maschine dabei an, dass in jeder Sekunde ein Ziegelstein
fertig wird, der 0,1 m hoch und ebenso dick und ebenso
breit ist, das heisst: ein ziegelsteinerner Würfel von
0,1 m Kante. Wir richten die Maschine ferner so ein,
dass sie Tag und Nacht im Gange bleibt und zugleich
bei der Fabrikation jeden fertigen Stein ordnungsmäfsig
in die Kiste packt. Da müsste es denn doch kurios
zugehen, wenn wir nicht bald die Kiste voll bekämen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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478
62. Die Steinkohle.
sie olmo Zutritt der Luft, wie das Holz in Meilerhaufen
zu Kohle verbrannt wird. So gewinnt man die Koch-
kohlen (Coaks*), die im kleinsten Raume den meisten
Wärmestoff bergen.
Diese Kohle ist es besonders, welche den Schiffen
und Wagen Flügel gibt, die in den Fabriken arbeitet,
Herd und Wohnstube erwärmt und die Steinkohle selber
aus der dunklen Tiefe hervorholt. Die Kraft des er-
finderischen Menschengeistes hat aber auch den rassigen
und schmutzigen Rauch der Steinkohle benutzt, welcher
eine Menge von Ol und Leuchtgas in sich birgt. Aus
den eisernen Röhren, in welchen man den Rauch ge-
fangen hält, fliefst der dicke, schwere Teer, und es
strömt auch das leichtluftige Gas heraus, das in reinster,
hellster Flamme die Nächte auf Erden erleuchtet. In
den Strafsenlaternen, in den niedrigen Zimmern des
Arbeiters, in den Sälen der Fabriken und in den Prunk-
gemächern der Paläste erglänzen die Gasflammen und
machen die Nacht zum Tage. So gleichen die schwarzen
Diamanten noch mehr der Sonne als die weifsen; denn
sie geben zugleich Licht und Wärme.
Aber die Menschen verkennen oft ihre besten Freunde
und achten sie gering. So ist auch das schwarze Gold,
welches im Bunde mit dem Eisen für den thatkräftigen
Engländer das Mittel geworden ist, mit welchem er die
erkämpfte Weltherrschaft fort und fort behauptet, an-
fänglich schnöde von ihm behandelt worden. Ums
Jahr 1316 wurden die ersten Steinkohlenblöcke von
Newcastle**) nach London gebracht und waren den
Schmieden und Brauern als wohlfeiler Brennstoff sehr
willkommen. Aber ihr dicker, schwarzer Rauch veran-
lasste sogar eine Bittschrift des Parlaments an den König
Eduard H., worin er gebeten wurde, den Gebrauch dieses
*) Sprich: Kohksl — **) Sprich: Njucassl!
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534 92. Altes und Neues vom Petroleum.
Weise den Palast des Reichen und nicht minder die
Hütte des Armen erhellen wird.
Aber nicht nur als schätzbares Leuchtmaterial ist
es uns fast unentbehrlich; auch mannigfache Industrie-
zweige haben es sich bereits mit grossem Vorteile dienst-
bar gemacht. Lokomotiven, Dampfkessel können damit
geheizt, und also Maschinen aller Art hierdurch in Be-
trieb gesetzt werden. Vielen unserer kleinen Leser
und Leserinnen ist gewiss auch der zierliche Sparkoch-
herd bekannt, der ebenfalls mit Petroleum gefeuert
wird. Kerzen-, Schmiermaterialien-, Lack- und Firnis-
fabrikanten wissen bei Herstellung ihrer Waren das
Erdöl recht wohl zu verwenden.
Das Petroleum ist zwar ein ungemein nützlicher,
aber ebenso gefährlicher Gebrauchsgegenstand. Schon
die Art und Weise seiner Gewinnung erfordert beach-
tenswerte Sicherheitsmafsregeln. Beim Anbohren der
Ölschichte, die 100—175 m tief angetroffen wird, fin-
den nämlich oft tagelang die heftigsten Gasausström-
ungen statt, die wegen der leichten Entzündbarkeit
die grösste Vorsicht erfordern. Niemand darf sich
daher den Quellen oder Hütten, in denen das Öl
gesammelt wird, mit brennender Zigarre oder Pfeife
nähern.
Im Jahre 1863 entzündeten sich die plötzlich aus-
brechenden Gase einer amerikanischen Ölquelle an einem
kleinen, 1300 Fuss entfernten Kaminfeuer, verwandelten
meilenweit und tagelang die Luft in ein Feuermeer und
brachten einem der reichsten Quellenbesitzer, der aus
seinem Öle täglich 1000 Dollars = 4200 Jl erübrigte,
mit vielen anderen Leuten den Flammentod. Die Feuer-
gefährlichkeit des Erdöls hat viele Regierungen ver-
anlasst, über den Transport desselben sehr strenge
Vorschriften zu erlassen.
Immerhin ist das entweder gar nicht oder nur
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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103. Die Phönizier.
557
glaubten, alle diese Erzeugnisse kämen aus dem Innern
von Arabien.
Der Zufall hatte die Phönizier auf mehrere Ent-
deckungen geführt, die sie kunstreich zu benutzen
wussten, um glänzende, in die Augen fallende Waren zu
liefern. Sie erfanden das Glas und die Purpurfarbe;
auch das kunstreiche Weben der Wolle sollen sie er-
funden haben, und selbst den ersten Gebrauch der
Buchstaben schreibt man ihnen zu.
Wie viele andere Erfindungen mögen noch von dem
betriebsamen, ge werblustigen Völkchen ausgegangen
sein! Die Rechenkunst wird noch ausdrücklich als
ihre Erfindung ausgegeben, und ihr Handel musste
notwendig darauf führen. Wie sehr sie in der Bau-
kunst erfahren waren, beweist der prachtvolle Tempel
in Jerusalem, welchen Salomo durch phönizische
Künstler ausführen liess, die ihm sein Freund, der
König Hiram, zugeschickt hatte.
Durch einen so ausgebreiteten Handel und Verkehr
über alle Länder und Meere hin waren die Phönizier
das reichste und wohlhabendste Volk der ganzen Welt
geworden. ,,Ihre Kaufleute,“ sagt der Prophet Jesaias,
,,sind Fürsten, ihre Krämer die Herrlichsten im Lande.“
Ihr früher so armes Ländchen glich nunmehr einem
schönen Lustgarten. Alle vier Stunden war eine Haupt-
stadt mit fortlaufenden Meiereien bis zu der folgenden
Stadt. Und welches Leben überall! Da flatterten die
Segel, da schnurrten die Räder, da pochten die Hämmer,
alles lebte und webte, alles handelte, Städte und Küsten
wimmelten von geschäftigen Menschen. Phönizien war
der Markt der ganzen Welt.
Doch der Reichtum und Wohlstand des Kaufmanns-
völkchens reizte die kriegerischen Nachbarn.
Es war um das Jahr 600 v. Chr., als Nebukadnezar
mit grosser Heeresmacht hereinbrach. Sidon eroberte
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132. Die Bereitung des Glases.
183
man selbst einmal auf einer Glashütte mit ansehen,
wenn man es recht verstehen und begreifen will. Man
wundert sich, wie zähe, dehnbar und formfähig die
weiche Glasmasse ist. Mit Scheren und Messern kann
man sie schneiden und wie Wachs in alle nur denk-
bare Formen bringen und drücken. Man kann sie zu
den allerdünnsten, wie Seide glänzenden Fäden aus-
spinnen und diese zu Flechtwerken, Geweben, unver-
brennlichen Tischdecken u. s. w. benützen. Glasarbeiter,
die an einer einfachen Gebläselampe die niedlichsten
Sachen aus Glasstäbchen herstellen, lassen ihre Kunst
zuweilen für Geld sehen.
Zum Blasen von Glasgegenständen braucht der
Arbeiter eine sogenannte Pfeife. Dieselbe besteht
aus einem ziemlich langen eisernen Rohre, welches zur
Hälfte mit Holz belegt ist, am obern Ende ein hölzernes
Mundstück hat, am untern Ende aber etwas aufge-
wulstet ist. Der Bläser taucht diese Pfeife mit dem
untern Ende in einen Glashafen mit halbflüssiger Glas-
masse, was zur Folge hat, dass sich ein kleiner Glas-
klumpen an das Rohr anhängt. Nun bläst er mit grosser
Kraft in das Rohr hinein, worauf die Glasmasse zu
einer runden Kugel sich ausdehnt. Dabei schwingt
er die Pfeife mit der daranhängenden Glaskugel mehrere-
mal um den Kopf, wodurch letztere eine längliche
Form annimmt. Soll nun daraus z. B. eine Wein-
oder Bierflasche entstehen, so nimmt ein zweiter
Arbeiter eine Zange und bildet, während der erste
die Blase fortwährend dreht, diese so aus, dass schon
nach wenigen Augenblicken die Flaschenform wahr-
zunehmen ist. Der Glasarbeiter drückt den Boden
der Flasche nach innen in die Höhe und presst die
Flasche alsdann auf eine heisse Steinplatte, um sie
abzugleichen. Mit einem kalten Eisen berührt er die
Stelle, wo die Flasche am Blasrohre festsitzt, und sprengt
sie dadurch ab. Zuletzt nimmt er mit einem Eisen-
217. Größe der Sonne.
329
Wohlan, die Maschine ist fertig, und sie arbeitet
schon. In jeder Sekunde — das ist eine Kleinigkeit —
liefert sie einen Stein und legt ihn — was noch mehr
ist, ordentlich in die Kiste. Das geht so schnell, dass
unser Auge kaum folgen kann. Darum wollen wir’s
abwarten; denn sie wird gewiss recht bald damit fertig
werden.
0 ja, recht bald! Wir können's ganz genau be-
rechnen. In jeder Sekunde macht sie einen Ziegelstein,
also in der Minute 60, in der Stunde 60 mal so viel,
also 3 600, und in einem Tage 24 mal so viel, also
86400. Durch ein ganzes Jahr gar macht sie 365mal
so viel, und das gibt 31536 000 solcher Ziegelsteine
Nun wollen wir einmal sehen, wie viel solcher
Ziegelsteine sich in unsere Kiste legen lassen.
Wir belegen erst ordnungsmäfsig reihenweise den
Boden der Kiste. Jede Reihe ist eine Meile oder in
runder Zahl 7 500 m lang; folglich gehen auf eine Reihe
75 000 Steine. Da aber der Boden fünfundsiebenzig
tausend solcher Reihen fasst, so müssen wir 75 000mal
75000 Steine haben, um den Boden zu bedecken; das
sind netto 5 625 Millionen Steine.
Da nun unsere Maschine jährlich nur 31536000
liefert, so kann sich's jedes Kind ausrechnen, dass sie
in 178 Jahren, in welchen sie Tag und Nacht arbeitet,
noch nicht einmal so weit ist, auch nur den Boden
der Kiste mit Steinen zu belegen.
Nun aber ist unsere Kiste auch eine Meile hoch, das
heisst, sie braucht, um gefüllt zu werden, 75000 solcher
Schichten, wie die ist, welche den Boden bedeckt, und
wenn man eine kleine Rechnung, die jeder Schulknabe
machen kann, ausführen will, wird man sich überzeugen,
dass unsere Maschine nicht so schnell mit ihrer Arbeit
fertig wird, als wir es geglaubt haben. Sie wird Tag
und Nacht, jahraus, jahrein ohne Unterbrechung über
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141. Erfindungen im Mittelalter.
635
der erwähnten Mischung einen Versuch, und siehe da, der
Knall erfolgte wie beim ersten Male. Er machte nun eiserne
Röhren, that die Mischung von Schwefel, Kohlen und
Salpeter, welche Pulver genannt wurde, in dieselben, und
die Wirkung war noch weit stärker als früher. So kam
man dann ans den Gedanken, zuerst Kanonen und bald
aitch Schießgewehre zu fertigen, welche freilich anfangs noch
sehr schwer und unvollkommen waren, aber die Art, Krieg
zu führen, gänzlich umänderten. Die seither gebrauchten
Bogen, Pfeile, Speere und Lanzen wurden nach und nach
beiseite gelegt, und die Panzer, Schilde und Helme, welche
die früheren Ritter trugen, konnten lvohl vor dem Schwerte,
aber setzt nicht mehl' vor der Kugel schützen.
Nicht weniger wichtig wurden auch die Erfindung
des Papiers aus Lumpen und die Erfindung der
Buchdruckerkunst. Ehe man das Papier aus Lumpen
zu fertigen verstand, schrieb man aus den Bast der Papyrus-
staude, welche in Ägypten wächst, oder auf Papier, welches
aus Baumwolle gefertigt und daher sehr kostspielig war,
oder auch auf Pergament, welches man aus Tierhäuten
bereitete. Da man auf diese teuren Schreibmaterialien nicht
drucken, sondern nur sehr schwer schreiben konnte, so ist es
leicht begreiflich, welchen hohen Wert damals die Bücher
hatten, und wie selten sie mögen gewesen sein. Auf einnnil
aber trat hierin eine große Veränderung ein. Etwa um
das Jahr 1300 n. Chr. hatte man schon das Lumpenpapier
erfunden und um das Jahr 1440 auch die Buchdruckerknnst.
Einen Schritt zur Erfindung der Buchdruckerknnst machte
man durch die Verfertigung der Spielkarten. Diese einzeln
zu machen und auszumalen, hätte entsetzlich aufgehalten.
Man nahm also ein Brettchen von Holz, schnitt die Figuren
so ans, daß sie hervorstanden, bestrich sie mit Farbe und
druckte sie nun so oft ab, als man wollte. Da das gelang,
verfertigten die Mönche ähnliche Holzschnitte zu Heiligen-
bildern und druckten sie auf Pergament oder ganz dünne
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
366
165. Die deutsche Industrie.
wir durchschnittliche Niederschlagshöhen von über 800 mm, während
in der norddeutschen Tiefebene nur etwas über 600 mm und im
gesamten Deutschland ein Durchschnitt von etwa 700 mm festgestellt
ist. So werden die im wesentlichen dem Ackerbau dienenden Ge-
genden mit hinreichenden Regenmengen versehen, aber vor dem
Übermaß bewahrt.
Aus der Wirtschaftsgeographie von vr. C. Grundscheid und H. Dageförde.
165. Die deutsche Industrie.
Die deutsche Industrie hat sich in den jüngsten Jahrzehnten
außerordentlich entwickelt. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
war von Deutschland die Bevölkerungsgrenze als
A ck e r b a u st a a t erreicht worden, und was es seit jener Zeit
an Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen hat, mußte sich der In-
dustrie zuwenden. Der Aufschwung derselben hat sich in Deutsch-
land rascher als in allen andern Staaten vollzogen, England nicht
ausgenommen. Von der deutschen Bevölkerung gehören heute un-
gefähr 6"/o den Berufslosen, 70/0 den Beamten, 12°/0 dem Handel
und Verkehr, 35°/0 der Landwirtschaft und 40°/o der Industrie an.
Die wichtigsten deutschen Jndustriebezirke sind der rheinisch-
westfälische für Eisen, Baumwolle, Wolle und Seide, der sächsisch-
thüringische für Baumwolle, Wolle und Eisen, der schlesisch-lau-
sitzische für Eisen, Leinen und Wolle, der Aachener für Eisen, Wolle
und Baumwolle, der lothringisch-luxemburgische für Eisen, der
Württembergische für Eisen und Baumwolle, der elsüssische für Baum-
wolle und Wolle, der Bielefelder für Leinen, der Augsburger für
Baumwolle und der Nürnberger Bezirk für Metall- und Spiel-
waren.
Die Eifenverarbeitung konnte sich zu hoher Blüte
entwickeln, weil in Deutschland große Mengen von Eisenerzen ge-
graben werden und sich das Eisen vielfach in der Nähe von Kohlen-
lagern befindet. Freilich deckt unsere Eisenerzförderung den Bedarf
der deutschen Eisenindustrie heute nicht mehr; für mehr als 161 Mil-
lionen Mark mußten wir 1910 an Eisenerzen hauptsächlich von
Schweden und Spanien kaufen.
Der deutsche Stahl hat sich die ganze Welt erobert dank der
großartigen Leistungen unserer Eisenwerke. Neben Essen, der
Kanonenstadt, haben Solingen und Remscheid Weltruf erlangt,
jenes durch seine Schwerter, Messer und Scheren, dieses durch seine
Handwerkszeuge und Schlittschuhe. Gewehre werden in Suhl,
Spandau, Erfurt, Sömmerda und Amberg, Maschinen in Berlin,
Breslau, Hannover, Chemnitz, München, Mannheim und andern
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland England Deutschland Schweden Spanien Solingen Suhl Spandau Erfurt Sömmerda Amberg Berlin Breslau Hannover Chemnitz München Mannheim
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
185. Die Baumwolle.
415
eine noch größere Rolle spielen — nimmt doch allein die Weizen-
kultur der Welt eine fünfmal so große Fläche als diejenige der Baum-
wollstaude ein und übertrifft auch der Wert des auf der Erde pro-
duzierten Weizens denjenigen der Baumwolle um das Vierfache —
so ist doch die Kultur dieser Gespinstpflanze, in deren Fruchtfasern
sich etwa 4/5 der Menschheit, d. h. etwa 1200 Millionen, kleiden,
von ganz außerordentlicher Bedeutung. Die jetzige jährliche Welt-
produktion an Baumwolle entspricht einem Wert von wenigstens
41/2 Milliarden Mark, wozu noch für die Saat mindestens eine halbe
Milliarde Mark hinzukommt. Über 15 Millionen Menschen sind mit
der Erzeugung von Baumwolle beschäftigt. Der Transport von
12 Millionen Ballen von den Plantagen über das Meer und von den
Hafenplätzen in die Spinnereien kommt wenigstens auf 360 Mil-
lionen Mark und entspricht 24oo Dampfschifftransporten zu je 5000
Ballen. Rechnet man noch die Landtransporte dev übrigen 8 Milli-
onen Ballen hinzu, so ergibt sich, daß schon der Transport der Baum-
wolle einem Wert von wenigstens einer halben Milliarde Mark
jährlich entspricht. In den die Baumwolle verarbeitenden Spin-
nereien und Webereien sowie den Nebenbetrieben stecken über
Io Milliarden Mark, die verzinst werden müssen; dabei finden mehr als
4 Millionen Menschen Beschäftigung, deren Arbeitslohn über 3 Mil-
liarden Mark jährlich beträgt. Rechnen wir nun die Gewinne all
dieser Fabrikanlagen und der dabei beteiligten Menschen sowie
die Erträge der Bleichereien, Druckereien, Färbereien, dann der Be-
triebe zur Weiterverarbeitung der fertigen Stoffe, ferner der Schnei-
der und Konfektionsarbeiter beiderlei Geschlechts wie auch der Groß-
und Kleinhändler, die alle von der Baumwolle leben und durch ihre
Arbeit den Wert derselben erhöhen, hinzu, so gelangen wir zu dem
Schluß, daß die von der Baumwolle geschaffenen Werte Io Milliarden
Mark weit übersteigen.
Diese für die Weltwirtschaft so ungemein wichtige Nutzpflanze,
von der reichlich 25 Millionen Menschen in ihrer ganzen Existenz
abhängen, ist ein zu den Malvengewächsen gehörender Strauch,
der in manchen Arten sogar baumartig auftritt und dann eine Höhe
bis zu 5 m erreicht. Unter den äußerst mannigfaltigen Formen, in
denen diese Pflanze gezogen wird, unterscheidet man fünf schärfer
charakterisierte Arten, von denen drei der Neuen und zwei der Alten
Welt angehören.
Man kann die Baumwolle in allen Gegenden zwischen dem
360 nördlicher und 36° südlicher Breite ziehen, in denen eine ver-
hältnismäßig hohe Sommertemperatur herrscht und keine heftigen
Herbstregen eintreten; denn die Ernte der Baumwolle wird durch
die letzteren nicht bloß geschädigt sondern geradezu vernichtet. Am
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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