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ist um so culturfähiger, je ausgebildeter sein Wohn-
land ist. — Einfluß der Küstenentwickelung. — Abgeschlossene
große Hochebenen mit mangelhaften Flüssen, Gebirgsländer ohne
große Thäler, dürre Tiefländer, gleichförmige Witterung, natür-
licher Überfluß hemmen die Cultnr. — Am förderlichsten sind
Tiefländer, die mit lohnendem Boden und genügenden Flüssen
versehen sind u. mit einem ausgebildeten (thalreichen, bequem gang-
baren) Berglande und mit dem Ocean in vielfacher Verbindung
stehen; — daher sie die Sitze der Hauptculturvölker (Han-
del, Industrie, Künste, Wissenschaften). Das oceanische Europa.
§. 73. Staatseinrichtungen. — Staatsformen: 1. die
Monarchie, entweder a. als absolute oder b. als constitu-
tionelle mit landständischer Verfassung; — 2. die Re-
publik. — Gesetzgebende u. vollziehende Gewalt. Steuerbewilli-
gung. Verantwortliche Minister. — Gerichtswesen: Civil- u.
Criminalgerichte; Schwurgerichte; Appellation.
Förderungsmittel der Cultnr. — 1. Handel u. Ver-
kehr. — Verschiedenartigkeit der Erzeugnisse veranlaßt den Han-
del; Ausfuhr u. Einfuhr. — Geographische Entdeckungen; Kolo-
nien. — Austausch der Bildung. — Binnenhandel, auswärtiger;
Land- und Seehandel, Welthandel. Tausch mittel: Rohproducte,
Fabricate, Metall- und Papiergeld. — Beförderungsmittel
des Verkehrs: Fluß- und Seeschifffahrt, Canäle, Chausseen,
Eisenbahnen; Dampfkraft; — Posten; — Zeitungen; — optische
und electro - magnetische Telegraphen (submarine T.).
2. Schulwesen: Volksschule, Bürgerschule, Gymnasium, Uni-
versität. Fach - und Gewerbeschulen. — Einfluß der alten Kultur-
völker, Griechen und Römer, auf die heutige Bildung. Geschichte.
Geographie. Naturwissenschaften.
3. Buchdruckerkunst. — 4. Das religiöse Bekenntniß (Monothei-
sten, Polytheisten). — 5. Die Staatsform.
§. 74. Bevölkerungsverhältnisse. — Ureinwohner, Ein-
wanderer. — Reine u. aus verschiedenen Volksstämmen (Elementen)
gemischte Bevölkerung; Mischvolk. (Die europ.völkerwanderung).
— Bewegung des germanischen Volksstammes. — Absolute Volks-
zahl ; — Volksdichtigkeit, am größten in Handels- und Fabrik-
gegenden. — Die gesammte Bevölkerung der Erde wird
angenommen zu 900— 1000 Mill. Menschen; es sollen nämlich
wohnen in:
Europa 245 Mill. Afrika 150 Mill. Australien 2 Mlll.
Asien 454 „ Amerika 50 „
Dem religiösen Bekenntnisse nach finden sich:
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Bürgerschule Europa Afrika Amerika
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Länge, welche fast um das Doppelte die Küstenlange von Afrika
übertrifft, obgleich dieser Erdtheil an Flächeninhalt etwa dreimal
größer ist, als Europa.
Diese formenreichen Küstenumrisse und Binnenmeere, ein
inselreicher Archipel, ein höchst mannichfaltig gegliedertes Relief
(Erhebung) der Oberfläche, welches den Lauf schiffbarer Ströme
in allen Himmelsrichtungen begünstigt, charakterisieren Europa
vor andern Erdtheilen. Sie liefern den Völkern unermeßliche
Mittel des Verkehrs und des Austausches ihrer materiellen und
geistigen Güter, ohne dabei gewisse nationale Eigenthümlichkeiten
aufzuheben, die gerade denselben Naturverhältnissen den ersten
Grund ihrer Entstehung und Fortbildung verdanken.
Daß das am mannichfaltigsten gegliederte Hellas mit seinen
Hunderten von Halbinseln, Inseln und Inselchen der von der
Natur am reichsten befähigte Wohnsitz für die erste Blütenent-
saltung eines civilisierten Volkes war, daß hier die Natur selbst
dem Genius der Schönheit und Anmuth in-Poesie und Kunst
die Wiege bauete, ist ebenso unbestreitbar, als daß Griechenland
für lange Zeitdauer seine Macht und Blüte nicht bewahren
konnte. Das Scepter der Macht mußte an ein anderes Halb-
inselvolk übergehen, dessen Stellung mehr im Centrum des
Mittelmeers zum Erobern wie zum Herrschen eine weit begün-
stigtere war. Mit einem fast eben so milden Klima gesegnet,
stand das welterobernde Rom auf einer solidern irdischen Basis.
Eine compactere, fruchtbarere und bevölkertere Ländermasse um-
gab seine Hauptstadt. Dazu besaß Italien eine fast eben so
reiche Küstenentfaltung wie Griechenland nach drei Himmelsge-
genden, wo das wogende Element einem thatkräftigen und
ruhmdürstenden Volke den Weg zu lockender Beute in allen
Richtungen zeigte. Die trennende Alpenmauer im Norden schützte
den aufblühenden Römerstaat vor einem zu frühen Zusammen-
stoß mit den kräftigen Barbarenvölkern Galliens und Germaniens.
Als Italien aber mit Rom kriegsmächtig und organisiert war,
hatte es diesen Besuch der nordischen Völker nicht mehr zu
fürchten. Ohne jene trennende Hochgebirgsmauer aber hätte der
römische Staat zu seiner riesigen Größe sich ebenso wenig er-
hoben, wie ohne Italiens glückliche Lage als centrale Halbinsel
des Mittelmeers, von welchem seine erobernden Flotten und
Heere nach drei Welttheilen ausgingen.
Den sichern Beweis, daß die physischen Verhältnisse mehr
als irgend andere Umstände der Geschichte ihren Gang vor-
zeichnen und die Rolle der Nationen bestimmen, könnte uns das
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Europa Griechenland Rom Italien Griechenland Galliens Germaniens Italien Rom Italiens
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von Panama, wie A. v. Humboldt bemerkt, das Bollwerk,
welches die Selbständigkeit des chinesischen und japanischen Rei-
ches gegen die Europäer — für jetzt noch — schützt. So ist
diese, sowie die Landenge von Suez, von dem entschiedensten
Einflüsse auf den Gang des Welthandels.
Bon Natur — d. i. abgesehen von der Macht des Men-
schen über die Außenwelt — ist das Meer die schärfste Grenz-
scheide zwischen den Wohnplätzen der Menschen, die stärkste Schutz-
wehr, welche ein Volk gegen die Angriffe anderer Völker haben
kann, das sicherste Mittel, ein Volk bei seinen Eigenthümlichkeiten
zu erhalten. Daher wählten auch die Schriftsteller, welche das
Ideal eines Staates zu entwerfen versuchten, säst ohne Ausnahme
eine Insel zum Wohnplatze für das Volk, das dieses Ideal ver-
wirklichen sollte; z. B. Thomas Morus, Franz Bacon,
Harrington, der Geschichtschreiber der Insel Felsenburg. Schon
von schiffbaren Flüssen und von Strömen kann man behaupten,
daß sie an sich die Menschen und ihre Wohnplätze von einander
scheiden und sondern, wenn sie auch andererseits der Geselligkeit
insofern befreundet sind, als sie zu Ansiedelungen an ihren Usern
einladen, Völkern aus ihren Wanderzügen zu Wegweisern dienen.
Nun hat zwar die Erfindung, schwimmende Inseln, d. i.
Schiffe zu bauen und zu steuern, dieses Verhältniß der Gewässer
und insbesondere das des Meeres zur Menschenwelt nicht gänz-
lich aufgehoben oder umgeändert, wie z. B. die Geschichte Groß-
britanniens beurkundet; doch ist es den Menschen durch die Er-
findung und die allmähliche Vervollkommnung der Schifffahrt
gelungen, einen Verkehr mit einander zu eröffnen, welchen sie
sonst beziehungsweise überall nicht oder nicht ebenso leicht und
vortheilhast mit einander zu unterhalten im Stande sein würden.
Es ist ihnen gelungen, die Ströme in Heerstraßen, die Flüsse in
Gemeinde- oder Nachbarwege, das Meer in eine Weltstraße zu
verwandeln. So steht aber die gesammte Geschichte der Mensch-
heit, die Geschichte der Nationen und der Völker mit der Zahl
und Beschaffenheit, mit der Vertheilung und Richtung der Ströme
und schiffbaren Flüsse, und ebenso mit der Gestalt unserer Insel-
welt, mit dem Verhältnisse, in welchem die Wohnsitze der Na-
tionen und der Völker dem Weltmeere näher oder ferner liegen,
in welchem also die Nationen und Völker von dieser Weltstraße
leichter oder schwerer Gebrauch machen können, in dem genaue-
sten und mannichsaltigsten Zusammenhänge. Denn die Grund-
ursachen aller Cultur und Civilisation sind einerseits die Gesel-
ligkeit und andererseits die Unsriedsertigkeit der Menschen. Die
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Thomas_Morus Franz_Bacon Franz Harrington
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so ist doch der Flächenraum, über welchen das Menschengeschlecht
verbreitet ist, im Verhältniß zu der Beweglichkeit der Menschen
noch immer so groß, daß schon deswegen der Gedanke, als
könnte das Menschengeschlecht dereinst eine einzige große Gesell-
schaft bilden, welche durch eine allgemein verbreitete, wahrhaft
menschliche Cultur und Civilisution der Idee der Menschheit ent-
spräche, zu den leeren Träumen oder zu den frommen Wünschen
zu gehören scheint, so gewiß auch dieser Gedanke zu den erha-
bensten gehört, welche der Mensch zu fassen im Stande ist. Aber
gerade in dieser Beziehung vermag der Mensch seine Macht über
die Außenwelt zu beurkunden; er vermag selbst über Raum und
Zeit zu gebieten. Gerade in dieser Beziehung hat die europäische
Menschheit in den neuesten Zeiten — durch die Anwendung
des Dampfes als einer Schiffe und Wagen bewegenden Kraft,
durch die Erfindung der Eisenbahnen und Telegraphen — Fort-
schritte gemacht, welche, von der Vorwelt nicht geahnt, der Nach-
welt die Aussicht auf noch größere Fortschritte eröffnen. Diese
Erleichterung des Verkehrs unter den Menschen, ob sie wohl
nur auf das Interesse des Handels und das des geselligen Um-
ganges berechnet zu sein scheint, ist dennoch zugleich den höchsten
Zwecken der Menschheit förderlich. Nur darf man in der Ge-
schichte der Menschheit nicht nach Jahrzehnten, ja nicht einmal
nach Jahrhunderten zählen. Nachzachariä.
3. Die Vulcane.
Die Zunahme der Wärme gegen das Innere der Erde
hin, läßt uns zu dem Schluffe kommen, daß dieses Innere sich
bei sehr hoher Temperatur im feurigen Flusse befinden müsse.
Don außen eindringendes Wasser und vielleicht noch andere Ur-
sachen geben nun die Veranlassung zur Bildung von Wasser-
dämpfen und zur Entstehung verschiedener anderer chemischer
Processe, unter denen (für uns wenigstens) wieder diejenigen eine
Hauptrolle spielen, bei denen eine Entwickelung von Gasen statt-
findet.
Die auf solche Weise entstandenen Dämpfe und Gase wer-
den nun zu entweichen suchen, und dabei einen Druck aus die
anstehenden Wände ausüben, etwa so wie der Dampf in der
Dampfmaschine auf die Kolben drückt, sie werden das über ihnen
lastende Gewölbe auseinander zu sprengen suchen, und dieses in
manchen Fällen auch wirklich thun. Das Durchbrechen wird da
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
143
Regenmenge in dem westlichen Theile des Tieflandes etwas
größer als in dem östlichen.
In Flachländern, wie die norddeutsche Niederung, ist der
Verkehr nicht durch die Gestaltuug des Bodens geregelt, die ihn
beinahe in keiner Richtung verhindert, sondern durch die Verthei-
lung der schiffbaren Flüsse, der Häsen, des vorzugsweise frucht-
baren Landes und benachbarter Industriedistricte. Die größern
Flüsse durchschneiden die norddeutsche Tiefebene in der Richtung
aus O.-S.-O. nach W.-N.-W. Die großen Hauptstädte haben sich
aber nicht überall an sie angelehnt und, da sie gerade die mäch-
tigsten Anziehungspunkte des Verkehrs geworden sind, so hat
sich ein sehr compliciertes Netz von Hauptstraßen entwickelt, wel-
ches sich'nur schwierig aus einfachen Grundursachen ableiten läßt.
Indessen sind einige Hauptwege denn doch deutlich durch die
Gestalt, Lage und Umgebung der Niederung geboten. Wir finden
sie am leichtesten, wenn wir ihre naturgemäßen Eintritts- oder
Ausgangspunkte aufsuchen.
Die Hauptlandverbindung mit Rußland stellt nur eine Haupt-
straße her, parallel der Küste der Ostsee. Das Warthethal und
das Oderthal öffnen den Haupteingang aus Polen, Galizien und
Mähren, das Elbthal den aus Böhmen und Sachsen, das Thü-
ringer Becken die natürliche Verbindung mit dem Rheinland,
während das centrale Süddeutschland nur auf dem etwas künst-
lichen Wege über Hof durch die Bucht von Leipzig mit dem
Tieflande in Verbindung getreten ist. Zum Niederrhein hat man
einen Weg durch die Weserkette gefunden. Nun folgen an der
Küste die Häfen: Bremen, Hamburg, Kiel, Lübeck, Stralsund,
Stettin, Danzig, Königsberg. Diese Eingangsthore sind mit den
innern Centralpunkten Berlin, Frankfurt a. d. O., Leipzig, Mag-
deburg, Braunschweig, Hannover u. s. w. zu verbinden, um die
Hauptfaden und Knoten des Verkehrsnetzes zu erhalten.
Lage, Bodenform, innerer Bau und geringes Gefälle der
Flüsse sind im allgemeinen dem Verkehr, dem Handel und dem
Landbau günstiger als der Industrie. Allgemein fehlt es an
treibender Wasserkraft und ehe der Mensch die Dampfkrast in
seinen Dienst nahm, mußte er in diesen Ländern wie auf offenem
Meere vorzugsweise den Wind und das organische Leben als
bewegende Kraft anwenden. Das Vorherrschen der Windmühlen
über die Wassermühlen ist darum etwas charakteristisches für
diesen Theil von Deutschland im Gegensatz zu dem Mittel- und
Hochland. Wie gering oft das Gefäll der Flüsse ist, dafür ist der
Spreewald der Niederlausitz ein gutes Beispiel, in welchem die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Oderthal Polen Galizien Sachsen Rheinland Leipzig Bremen Hamburg Kiel Stralsund Stettin Danzig Königsberg Berlin Frankfurt Leipzig Braunschweig Hannover Deutschland Niederlausitz
151
hat für England eine nicht geringe maritime Bedeutung, indem
es von hier aus die Mündungen der Elbe und Weser beherrscht.
Man hat es oft als eine Schmach beklagt, daß die Flagge Eng-
lands so dicht vor Deutschlands Thoren, vor den Mündungen
seiner Ströme weht.
Die Farbe des Nordseewassers, das eine mittlere Wärme
von -j- 70 R. hat, ist Heller und weniger salzreich am User, als
aus hoher See; drei Pfund Wasser enthalten etwa 740 Gran
Salz, etwa noch einmal so viel, als das Wasser der Ostsee.
Ebbe und Flut sind hier sehr beträchtlich, und zwar stärker im
Osten beim Ausfluß der Elbe, als westlich. Die Flut steigt an
der Grenze Ostfrieslands 5% bis 71/2 Fuß, vor der Jade (Iahde)
8 */2 F., in der Wesermündung 9 F. und bei Cuxhafen 91/10 Fuß.
Die Flut hat eine doppelte Richtung, vom Canal und von
Norden her; bei Westnordwestwind ist die Flut am gefährlichsten;
sie wirkt tief in die Mündungen der größern Flüsse ein und
währt über sechs Stunden. Die nach Norden gerichteten Meer-
busen an der deutschen Küste sind: der Dollart, in welchen
sich unterhalb Emden außer mehrern kleinern Flüssen die Ems
ergießt, und der durch Einbrüche des Meeres gebildet wurde, das
Leisand zwischen Greetsyhl und Norden, der Jade- (Iahde-)
Meerbusen, ebenfalls durch Meereseinbrüche gebildet, die Weser-
münd ung und die Elb Mündung. Ein anderer Meerbusen
liegt westlich von Dithmarschen zwischen Büsum und den Außen-
deichen. Preußen erwarb 1853 durch einen Staatsvertrag mit
Oldenburg den Jade-Meerbusen behufs der Errichtung eines
Kriegshafens. Die Mündungen der Weser und Elbe können vom
Iadebusen aus beherrscht werden.
Es gab eure Zeit, wo die Ostsee von höherer Bedeutung
war, als die Nordsee, wo Lübeck über Hamburg stand, und wo
die kleine Trave sich mit Rhein und Donau messen konnte. Das
ist in Folge der Entdeckung Amerika's und des Seeweges nach
Ostindien anders geworden. Heutzutage ist von allen Meeren,
welche Deutschland berühren, für dasselbe keines so wichtig, als
die Nordsee. Obgleich sie zu den abgeschlossensten Meerestheilen
gehört, so öffnet sich doch von ihr aus noch am freiesten die
weite Wasserstraße über den Ocean und zu den großen Welt-
märkten. Die Mehrzahl unserer großen Ströme mündet in die
Nordsee, und an ihr liegen unsere bedeutendsten Handelsstädte,
z. B. Hamburg und Bremen. In diese Welthäfen ziehen die
Schiffe der entferntesten Zonen mitten durch die Irrgänge der
Wattenwelt auf tiefen, von den Flutenwellen ausgeschaufelten
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Heller
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschlands Ostfrieslands Wesermündung Dithmarschen Büsum Oldenburg Nordsee Hamburg Ostindien Deutschland Nordsee Hamburg Bremen
170
einzigen Ausnahme alle Secten vertreten und in der Gesammt-
summe auch am zahlreichsten sind. Am wenigsten Sectirer gibt
es in Westfalen, und zwar nur Baptisten, Freigemeindler (Deutsch-
katholische) und einzelne Menzelianer; nächstdem am wenigsten
in der Rheinprovinz.
Die Preußen haben ein Recht, mit freudigem Stolze auf
den kargen Boden zu blicken, dem sie reiche Ernten, auf die
dürftige Natur, der sie Wohlstand abgetrotzt, auf die geistige
Tüchtigkeit ihres streitbaren Volkes, auf den schnellen Aufschwung
und die höhere Bedeutung der geistigen Bildung in ihrem Vater-
lande, auf eine Reihe weiser Herrscher und ruhmwürdiger Thaten,
durch welche in verhältnißmäßig kurzer Zeit der Staat aus einem
unscheinbaren, fast zertretenen Keim zu weltgeschichtlicher Macht
Und Größe emporgewachsen ist. Vom Herausgeber.
8. Berlin und das Mausoleum in Charlottenburg.
Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über
dem Meere an der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und
steht dadurch mit der Elbe und Oder in fahrbarer Verbindung.
Dazu kommen die Eisenbahnen nach Hamburg, Stettin und
Leipzig, wodurch es der Nord- und Ostsee, sowie dem Innern
von Deutschland nahe gerückt ist. Bei seiner Größe, 450,000
Einwohner auf 2l/2 lumeile, und wie es seine Wichtigkeit als
Hauptstadt eines großen Landes schon mit sich bringt, herrscht in
der Stadt ein lebhafter Verkehr. Das Aussehen derselben ist ein
durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter
Haupt- besonders Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige
Handel nicht gerade die stärkste Seite Berlins ist. Nur wenige
seiner 300 Straßen sind eng und krumm, manche bestehen aus
lauter großartigen Häusern, und fast überall ziehen sich schöne
Trottoirs zu beiden Seiten der Straßen für die Fußgänger hin.
Die herrlichste aller Straßen ist die »unter den Linden"; sie
ist 72 Schritt breit und 1600 Schritt lang. In schnurgra.der
Linie und abgemessenen Zwischenräumen stehen in zwei langen
Reihen Linden- und Kastanienbäume, und bilden einen grünen
Wald inmitten der glänzendsten Straße der Residenz. Der Raum
zwischen beiden Baumreihen ist ungepflastert und besonders für
Spaziergänger bestimmt, und zu beiden Seiten liegen breite
gepflasterte Straßen. An einer Stelle wird diese Straße von der
über eine Viertelstunde langen schnurgraden Friedrichsstraße
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Rheinprovinz Berlin Charlottenburg Berlin Hamburg Stettin Leipzig Ostsee Deutschland Berlins
240
und sehr heilkräftiges, am Fuße des Teutoburger Waldes (Osning)
anmuthig gelegenes Soolbad besitzt, liegen im preußischen West-
falen von der Weser bei Rehme in südlicher Richtung die Saline
Salzuffeln, Salzkotten; dann wendet sich die Linie derselben —
Soest, Werl, Unna u. s. w. ganz westlich dem Rhein zu.
Von Rehme weiter in südwestlicher Richtung bleiben wir
in demselben hügelreichen und wohlangebauten Landstrich. Die
nächste Station dev Eisenbahn ist Löhne, wo der Schienenweg
abzweigt nach Osnabrück und von hier nach Rheine zur Verbin-
dung mit der Eisenstraße von Münster zur Nordsee nach Emden.
Diese ganze Linie (hannoversche Westbahn und westfälische
Staatsbahn) ist im Juni 1856 eröffnet worden. Dann erreichen
wir Herford — einst das heilige (Herfordia sacra) genannt,
wegen der großen Anzahl ihrer Kirchen. Die türmereiche Stadt
macht einen freundlichen Eindruck mit ihrer hübschen von der
kleinen Werre durchflossenen wiesenreichen Umgebung, welche auch
noch von der Aa bewässert wird, die sich hier in die vom Teuto-
burgerwalde aus der Gegend der Extersteine kommende, an Detmold
vorbeifließende Werre (nicht zu verwechseln mit der schiffbaren
Werra) ergießt. Die Stadt war ehemals Hansa- und freie Reichs-
stadt. Ihre Bedeutung als Handelsstadt konnte jedoch nicht groß
sein, weil sie durch ihre Lage keine weitern Dortheile hatte, als
auf der Straße aus den Niederlanden nach dem deutschen Osten
einen Etappenort zu bilden.
Die ehemalige Abtei — denn Herford besaß eine alte
reichsunmittelbare Frauenabtei — liegt im Umkreise des ältesten
Stadttheils nahe bei dem Münster ad St. Pusinnam, einem
merkwürdigen Gebäude, dessen Größe von der Macht und dein
Reichthum der alten Stiftung zeugt. Das Abteigebäude, jetzt
eine Fabrik, beherbergte einst eine Reihe von hochgeborenen
Frauen, unter welchen Töchter der erlauchtesten deutschen Fürsten-
häuser Vorkommen. Schon 911 war Mathilde die Großmutter
der Gemahlin Heinrichs I. zu Herford Abtissin. Aus dem 17.
Jahrhunderte ist besonders die Äbtissin Elisabeth Luise von der
Pfalz zu erwähnen, eine der gelehrtesten und geistreichsten Frauen
ihrer Zeit. Geboren 1618 war sie, die Tochter des böhmischen
Winterkönigs, frühe schon mit solchem Eifer wissenschaftlichen
Studien ergeben, daß sie alle Bewerbungen um ihre Hand,
selbst die des Polenkönigs Wladislavs Iv. zurückwies, um
sich ihren theuern Büchern nicht zu entziehen. Sie starb 1680
in Herford.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
209
und Werth so bedeutenden Waren von Fürth und der ganzen
Umgebung größtentheils über Nürnberg in den Handel kommen.
Wie einst vor Zeiten die große Heerstraße des Welthandels vom
Mittelmeer und der Adria nach dem Norden über Nürnberg ging,
so wird jetzt dessen Handel gefördert einerseits durch die Wasser-
straße des Ludwig-Donau-Main-Kanals, andrerseits aber und
hauptsächlich durch die große Eisenstraße, welche die verschie-
denen Endpunkte unsers Erdballs zu vereinigen bestimmt ist.
Schon ist Nürnberg nach Süden mit München und dem Boden-
see und bald, durch die schweizerischen und piemontesischen Bah-
nen, auch mit dem Mittelmeer verbunden, nach Westen mit
Frankfurt und dem Rhein, nach Norden mit Leipzig und den
dort stch concentrierenden Schienenwegen. Andere Eisenbahnen,
die demnächst in Angriff genommen werden sollen, werden theils
Nürnbergs Verbindungen vervollständigen, wie die nach Osten
über Pilsen nach Prag zu führende Linie, theils den Weg nach
den Nordseehäfen verkürzen. Nach Vollendung dieser Bahnlinien
wird noch mehr, als es schon jetzt der Fall ist, mit Windeseile
das schnaubende Dampfroß von allen Seiten die Früchte mo-
dernster Cultur, die Riesenfortschritte unsers industriellen und spe-
culativen Jahrhunderts in Nürnbergs altersgraue Mauern tragen.
Vom Herausgeber.
17. Wiläbad im würtlembergischcn Schwarzwnld.
Wildbad, ein Städtchen von wenig mehr als 2000 Ein-
wohnern und kaum über 200 Hausnummern, liegt in einer en-
gen, schattigen, von S.-W nach N.-O. streichenden Waldschlucht
der alten Silva Hercynia (d. i. hier im engern Sinne der
Schwarzwald), und mitten durch das romantisch gewundene, ober-
halb mit Nadelwald, unten mit Laubholz und saphirgrünen
Kräuterwiesen schwellig eingerahmte, beinahe sohlenlose Thal
rauscht schlängelnd und mit Gemurmel die durchsichtige, silber-
helle Enz. Das Bett des Waldbaches ist zwar steinig und hat
raschen Fall; die Wellenströmung ist aber dennoch voll,- berg-
frisch, forellenreich, innerhalb des Städtchens und der nahen
Baumallee mit röthlichem Quaderstein schön eingeufert, und trägt
in Form schmaler Holzstöße durch tief eingerissene, waldeinsame
Schluchten den Reichthum des Landes zuerst in den Neckar, und
dann massig angeschwollen auf dem gewaltigen Rheinstrom in
das an Gold reiche, aber an Bauholz arme Niederland hinab.
Das größte Kleinod aber und der geheimnißvolle Talisman,
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TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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sehr überladen ist, waren die Zugänge von dichten Menschen-
massen umlagert, des Erscheinens der Bischöfe gewärtig, die
dann zurückzogen nach dem reich decorierten bichöflichen Palast.
Nur mit Mühe vermochten wir uns durchzudrängen nach dem
abgelegenen Theile des Ufers, an welchem endlich das lang er-
wartete Dampfschiff anlegte.
Die Billets, die wir in Ludwigshafen gelöst, wiesen uns
an die Schiffe der Cölnischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die
sich, nicht eben zum Vortheil des reisenden Publicums, mit der
Düsseldorfer Gesellschaft vereinigt hat; glücklicher Weise gibt es
jedoch noch eine Concurrenz, die Schiffe der niederländischen
Dampfschifffahrt, die sich schon dadurch empfehlen, daß ihr Ver-
deck einen Glas-Pavillon enthält, welcher dem Reisenden gestat-
tet, auch bei dem ungünstigsten Wetter die dumpfe Luft der
Cajüten zu fliehen und die entzückende Schönheit des Stromes
und der Ufer in vollen Zügen zu trinken. Zweimal brauste auf
der Strecke von Mainz bis Cöln ein Niederländer Dampfer, der
erst lange nach uns Mainz verlassen hatte, an uns vorüber. Die
langsamere Bewegung der Kölner Schiffe ist aber hauptsächlich
dadurch bedingt, daß sie fast an jeder Ortschaft, welche der Rhein
bespült, anlegen. Großartig ist übrigens der Verkehr auf dem
herrlichen Strom, der gegenwärtig, wenn wir die Schleppschiffe
und die kleinen Local - Dampfboote mit einschließen, von mehr
als 150 Dampfern durchfurcht wird. Gleichwohl baut man an
beiden Ufern noch an Eisenbahnen, selbst auf der durch Natur-
schönheiten ausgezeichneten Strecke von Bonn bis Mainz, wo
doch die Dampfsahrt auf dem Strome, unstreitig die ange-
nehmste Art des Reifens, von Touristen stets vorgezogen werden
wird. Die Eisenbahn von Bonn bis Rolandseck (Nonnenwerth
und dem Drachenfels gegenüber) und Remagen eine Fortsetzung
der Cöln Bonner Linie, ist bereits vollendet.
Die Physiognomie eines Rheindampfschiffes trägt stets einen
kosmopolitischen Charakter. Ein ungenannter deutscher Schrift-
steller schildert die Reisegesellschaft, die stets so ziemlich dieselbe
ist, treffend also: „Hier, das unumgängliche Stamm-Contingent
der Salons, eine englische Familie; er, irgend eine unterwegs
erstandene Nummer der Times (der größten englischen Zeitung,
die sich den „Mund Europas" nennt) verschlingend, oder mit
gekreuzten Beinen starr ins Weite schauend; sie, das rothge-
bundene Reisehandbuch (Handbook for travellers on the conti-
nent) controlierend, und vollständig befriedigt, wenn alles
„stimmt;" die Töchter — denn alle in Deutschland reisenden
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