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Asien.
seltenen Holzarten ausgelegt und künstlich geschnitzt und vergoldet.
Die Japanischen Betten bestehen aus großen seidenen oder baumwol-
lenen, zwei Finger breit wattirten Decken, die man auf dem Fußboden
ausbreitet, welcher in allen Hausern, selbst der Ämtern mit hübschen
und weichen Strohmatten bedeckt ist. Wenn dià. Japanev sich zur
Ruhe begeben, hüllen sie sich in einm^großen Schiasrock mit breiten
kurzen Ärmeln und statt der Kopfkissen gebrauchen sie nach verschiede-
nen Formen geschnitzte Herzstücke. Die Reichen nehmen hierzu sehr
nett gearbeitete 4 Zoll hohe Kästchen, an welchen oben ein rundes Kis-
sen befestigt ist. In dem Kästchen bewahren sie die zu ihrer Toilette
gehörigen Sachen, als Scheermesser, Scheeren, Pommade, Zahnbür-
sten rc.
Die Japaner, welche immer fröhlich gestimmt sind, lieben unter-
haltende Gespräche, scherzen oft und sind Liebhaber von Musik und
Tanz, von theatralischen Darstellungen, von der Lektüre *) vom Kar-
ten- und Damenbretspiel. Bei dem Arbeiten wird immer gesungen,
doch haben ihre Gesänge etwas Melancholisches und Wehmüthiges.
Ihre Schauspiele sind vorzüglicher als die der Chinesen. Das Orche-
ster besteht gewöhnlich aus Blinden, die einer gewissen Brüderschaft
von blinden Leuten angehören, welche man Tekis nennt. Die Da-
men, welche das Theater besuchen, kleiden sich wahrend der Vorstel-
lung zwei-, auch wohl dreimal um, und sind zu dem Ende von einer
Anzahl Dienerinnen begleitet, welche ihre Garderobe tragen. Von je-
dem Stücke zirkuliren gedruckte Anzeigen unter den Zuschauern. Zu
den Vergnügungen gehören auch die Wasserfahrten auf herrlich ge-
schmückten, Abends mit Laternen von buntfarbigem Papier erleuchteten
Booten, mit denen die Seen, Flüsse und Kanäle bedeckt sind. Die
jungen Frauenzimmer beschäftigen sich bei ihren gesellschaftlichen Zu-
sammenkünften im Winter mit feinen Arbeiten aller Art; sie verferti-
gen artige Schachteln, künstliche Blumen, Vögel und andere Thiere,
Taschenbücher, Börsen rc. Das Hauptfest der Japaner ist das Neu-
jahr, welches sie einen ganzen Monat hindurch feiern; doch dauert das
eigentliche Fest nur 2 Wochen vom Neumonde bis zum Vollmonde.
Diese Zeit über sind die Gerichte geschlossen, die Arbeiten und alle Be-
schäftigungen ruhen, man macht bloß Besuche und schmaust. Die
Sitte erfordert es, daß man alle seine Bekannte in der Stadt besuche
und den Entfernten in Briefen Glück wünsche. Neue Kleider und
große Vorbereitungen werden zu diesem Feste gemacht.
Was den Nationalcharakter der Japaner betrifft, so machen uns
die aus Japan vertriebenen christlichen Missionäre eine sehr ungünstige
*) Sogar die gemeinen Soldaten, welche die gefangenen Russen (Go-
lownin und seine Gefährten) bewachten, lasen auf der Wache unauf-
hörlich, was den Russen sehr beschwerlich fiel, da die Japaner immer
laut und singend lasen, so daß sie Anfangs deshalb gar nicht schlafen
konnten.
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TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Europa.
set sie aus Leibeskräften an, der Käufer wirft verächtliche Blicke dar-
auf, vergleicht oberflächlich die Marken und rügt einige bedeutende Feh-
ler nach dem Verzeichnisse, das aber nie zum Vorschein kommt. So-
bald dies geschehen ist, kommt Leben in die Szene; der Käufer thut
nun unmittelbar ein Gebot, der Verkäufer springt auf und laust da-
von ; die Mäkler laufen schreiend hinterdrein und bringen ihn mit Ge-
walt wieder zurück, und nun fängt ein Lärmen, Schreien, Ringen,
Hin- und Herzerren an, von dem man sich schwerlich einen Begriff
machen kann und wobei der arme Indier wirklich thätlich gemißhan-
delt wird. Dieses dauert so lange fort, bis man über den Preis sich
beinahe vereinigt hat; und jetzt wird zum dritten Akt, zum Handschlag
geschritten, der in der That komisch ist. ' Die Makler bemächtigen sich
der Person des Verkäufers und suchen ihn mit Gewalt dahin zu bringen,
daß er in die hingehaltene offene Hand des Käufers, der unaufhörlich
schreiend sein Gebot wiederholt, einschlage. Der Indier widersetzt und
wehrt sich aus Leibeskräften, reißt sich los, wickelt seine Hand in feinen
weiten Ärmel und ruft mit wehklagender Stimme immer feinen Preis.
Dies dauert lange; man macht eine Pause, als wollte man neue Kräfte
zum Kampfe sammeln und fangt dann die Balgerei wieder an, bis
endlich die Mäkler der Hand des Indiers Meister werden und sie trotz
allem Sträuben und Schreien in die Hand des Käufers schlagen.
Nun tritt plötzlich die vollkommenste Ruhe an die Stelle der Balgerei;
der Indier jammert ganz leise, daß er sich habe überwältigen lassen,
die Makler wünschen dem Käufer Glück zu dem Kauf, und der Bal-
len wird von sämmtlichen Anwesenden versiegelt bis zur Übergabe, die
erst ein Paar Tage nachher vor sich geht, ohne diese Handelszeremonie
geht es nie ab, weil der Indier durchaus immer das Ansehen haben
will, als wäre er zu dem Handel gezwungen. Ist er zu wenig gezupft
und gezerrt, ist fein Kragen dabei nicht zerrissen, hat er nicht eine
namhafte Anzahl Püffe und Rippenstöße davon getragen und ist fein
rechter Arm nicht braun und blau von dem Zwange zum Handschlags,
so ist er unzufrieden mit feinem Handel und dann ists noch im fol-
genden Jahre schwer, wieder mit ihm anzuknüpfen. —
Interessant ist cs auch auf dieser Messe die endlose Reihe von
Wagen zu sehen, auf und um welche Berge von Holzwaaren aller
Art aufgethürmt sind, und unter denen einige ihrer außerordentlichen
Größe, andere ihrer wirklich kunstreichen Arbeit wegen Aufmerksamkeit
erregen. Die meisten großen und gemeinen dieser Holzwaaren sind
theils aus Ahorn- theils aus Lindenholz verfertigt, und kommen aus
dem Königteiche Kasan, nebst den Millionen Bastmatten, die von hier
ins ganze Reich und auch ins Ausland verschickt werden. Nächstdem
sieht man eine eben so große Menge edlerer und feinerer Holzwaaren,
welche vorzüglich das Gouv. Nischnei-Nowgorod liefert, die alle sehr
sauber lackirt und mit allerlei grellen Farben und Verzierungen von
Gold und Silber aufgeputzt sind, und manche darunter können als
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Bal- Kasan Nischnei-Nowgorod