Gustav Wasa.
65
werden. Christian wußte, daß Gustav Wasa sich in Schweden auf-
hielt und hatte auf seinen Kopf einen bedeutenden Preis gesetzt.
Jetzt verließen ihn sogar seine Diener; um nicht entdeckt zu werden,
arbeitete er in den Kupferbergwerken von Falun, verdingte sich als
Knecht bei Persson, überall von dänischen Spähern umgeben. Die
Geistesgegenwart der Frau eines Bauern Elfson und ein Heuwagen,
in dem er sich versteckte, ließen ihn glücklich nach Rättwick und Mora
gelangen. Hier zog Gustav durch seine begeisternde Beredsamkeit die
Bauern an sich, und als diese gar hörten, Christian werde nächstens
eine Blutreise durch ganz Schweden machen, strömten sie alle zu
Gustav. Nun trat dieser seinen Rückzug nach Stockholm an. Westeräs
unv Upsala wurden eingenommen, und bald stand Gustav vor
Stockholm. Die Lübecker schickten die versprochene Hilfe, und die
Stadt wurde erobert.
Gustav Wasas Regierung 1523—1560.
Gustav Wasa wurde von allen als Retter des Vaterlandes be-
grüßt und aufgefordert, die Königskrone anzunehmen. Anfangs weigerte
er sich; denn er erkannte die großen Schwierigkeiten und Verwicklungen,
mit denen gerade damals die Krone verbunden war. Man bat ihn
mit Tränen und auf den Knien, und so gab er endlich nach. Während-
dessen waren in Dänemark die Unruhen ebenfalls bedeutender ge-
worden. Christian mußte, ehe er gegen Schweden etwas unternehmen
konnte, zuerst seine Dänen bekämpfen. Diese hatten den Herzog Frie-
drich von Holstein zum Könige gewählt; Christian war gefangen ge-
nommen und nach der Insel Alsen geführt worden, wo er auf einem
Schlosse beinahe zwanzig Jahre saß. Die letzte Zeit seines Lebens
brachte er im Schloß Kallundborg auf Seeland zu. So hatte also Gustav
Wasa, wenigstens von Dänemark, nichts mehr zu fürchten; destomehr
nahmen aber die inneren Einrichtungen in Schweden seine Kräfte in An-
spruch. Vor allem legte er den Grund zur Reformation in Schweden
und sorgte für Handel, Wissenschaften und Künste. Dennoch hatte er
mit vielen Widerwärtigkeiten und Verschwörungen zu kämpfen.
Der Klerus vergaß es ihm nicht, daß er die Kirche abhängig
vom Staat gemacht hatte, und der Adel, der durch die Schwächung
der Kirche nur stärker geworden war, konnte sich schwer in eine starke
Erbmonarchie finden.
Gustav Wasa schloß Handelsverträge mit Dänemark, Rußland,
England und den Niederlanden und schuf so für das Hauptprodukt
Schwedens, das Eisen, ein großes Absatzgebiet. Die ganze schwedische
Handelsfreiheit wurde unter den Schutz einer eigenen kleinen Flotte
Mensch, Weltgeschichte I?. 5
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wasa Gustav Christian Gustav_Wasa Gustav Persson Gustav Gustav Christian Gustav Gustav Gustav_vor
Stockholm Gustav Gustav_Wasas Gustav Gustav_Wasa Gustav Christian Christian Gustav
Wasa Gustav Gustav_Wasa Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Mora Stockholm Dänemark Holstein Schloß_Kallundborg Seeland Schweden Schweden England Niederlanden Schwedens
66
Tie Reformation in den skandinavischen Ländern.
gestellt. Durch Abschüttelung handelspolitischer Fremdherrschast (Macht
der Hansa) und Öffnung der heimischen Hilfsquellen, legte Gustav
Wasa den Grund zu einer gedeihlichen Entwicklung Schwedens. So-
lange er freilich lebte, hatte er mit ständiger Opposition zu kämpfen.
Aber nach seinem am 29. September 1560 erfolgten Tode gab es in
dem Nordostreich keinen glänzenderen Namen als den seinen, dessen
man sich um so lieber erinnerte, als die unkluge Regierung der Söhne,
seiner nächsten Nachfolger, viele Errungenschaften wieder in Frage
stellte, bis Gustav Adolf, ein Enkel Gustav Wasas, Schweden
vorübergehend eine Großmachtstellung gab.
Seit dem Blutbade von Stockholm waren dem König Christian Ii.
von Dänemark alle Unternehmungen mißraten. Sein Buhlen mit
dem Protestantismus entfremdete ihn den Katholiken und gewann ihm
doch nicht die Evangelischen. Seine tyrannischen Frevel beraubten ihn
des Thrones, der dem Herzog von Schleswig-Holstein, Friedrich I., an-
getragen wurde. Dieser, ein sehr vorsichtiger und bedächtiger Herr,
hatte zwar gelobt, nichts gegen den Katholizismus zu unternehmen,
aber er duldete doch, daß unter seiner Regierung die lutherische Lehre
bedeutend an Boden gewann. Durch ein förmliches Toleranzedikt
erhielt er die Duldung des Luthertums. Unter seinem Nachfolger
Christian Iii. erfolgte die völlige Durchführung der Reformation.
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Wasa Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Wasas Gustav Christian_Ii Dänemark Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Nordostreich Schweden Stockholm Schleswig-Holstein
Der Nordische Krieg, ' 137
Bei dem Bestreben des Zaren, seine in der Fremde gesammelten
Erfahrungen für die Landeskinder nutzbar zu machen, ging es nicht
ohne Kämpfe ab. Früher durfte keine russische Frau in die Gesellschaft
von Männern kommen. Um ungezwungene gesellschaftliche Zusammen-
künfte zu' ermöglichen, um die Damen zu veranlassen, ihre alther-
gebrachte Zurückgezogenheit aufzugeben, wurden Ukase (Verordnungen)
erlassen, worin allen Frauen und jungen Mädchen anbefohlen wurde, im
Salon, in Gesellschaften zu erscheinen, zu plaudern, zu lachen und zu
tanzen. Wo dieser Befehl des Zaren mißachtet wurde, trat unbarmherzig
die Knute in ihre Rechte. Zu lange Gewänder wurden von der Polizei
öffentlich auf dem Marktplatze gekürzt; das altrussische Manneskleid
wurde zum Tode verurteilt und durch französische und ungarische
Trachten ersetzt. Selbst dem Barte wurde der Krieg erklärt, und
alle Widerspenstigen, die auf ihren Mannesschmuck nicht verzichten
wollten, mit 100 Rubel in Steuer genommen. An den Kirchentüren
wurden Soldaten aufgestellt, die allen Passanten ohne weiteres den
Bart abschnitten. Die Muschiks (Bauern) waren gehorsamer als die
adeligen Herren: sie ließen sich den Bart scheren; aber sorgsam bewahrten
sie die abgeschnittenen Haare, damit sie ihnen nach ihrem Tode in den
Sarg gelegt werden könnten, denn vor St. Nikolaus, ihrem Schutz-
heiligen, wollten sie mit dem gebührenden Respekt erscheinen.
Diese gewaltsame Zivilisation berührte selten den inneren Kern
des Menschen, Peter selbst blieb in vielen seiner Anschauungen und
Gewohnheiten noch ein Barbar, der seinen Leidenschaften keinen Zügel
anlegte. Eine seiner Hauptsorgen war die Entwicklung des See-
Handels, denn er erkannte sehr richtig und klar, daß erst dieser
seinem ausgedehnten Reiche inneres Leben geben konnte. Die Ostsee
beherrschte damals Schweden. Die zunächst gelegenen Küstenländer
an sich zu reißen, war der große Plan Peters, und der Augenblick
dazu erschien äußerst günstig gewählt, denn die Jugend und Uner-
fahrenheit des Schwedenkönigs Karls Xii., der in einem Alter von
fünfzehn Jahren den Thron bestiegen hatte (1697 bis 1718), ließ
keinen starken Gegner vermuten.
Dänemark, Polen und Rußland schlössen ein Bündnis, nach
welchem sie über den königlichen Knaben herfallen und sich in seine
Länder teilen wollten. Karl, in dem die Gegner sich vollständig
verrechnet hatten, brach sogleich nach Dänemark auf, belagerte die
Hauptstadt Kopenhagen und jagte dem Könige einen solchen Schrecken
ein, daß er noch in demselben Jahre (1700) Frieden schloß. Nachdem
er den ersten Feind zur Ruhe gebracht hatte, ging er rasch auf den zweiten,
die Russen, los, welche achtzigtausend Mann stark, die Festung Narwa
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Peter Peters Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Karls Polen Dänemark Kopenhagen
138
Der Nordische Krieg.
in Esthland belagerten. Obschon Karls Heer nur aus achttausend
Mann bestand, so griff er dennoch mit diesem Häuflein am 30. No-
vember 1700 den zehnmal stärkeren Feind an und schlug ihn völlig
in die Flucht. Nun sollte die Reihe an den dritten Gegner, an den
Kurfürsten von Sachsen, August Ii., kommen, der zugleich König von
Polen war. Karl schlug ihn wiederholt und brachte die Polen
dahin, daß sie einen andern König, den jungen begabten Stanislaus
Lesczinski, wählten (170-1.). August floh nach seinem Lande Sachsen
zurück; aber auch dahin folgte ihm Karl und trieb ihn so in die Enge,
daß er um Frieden bat. Dieser wurde geschlossen 1706 zu Altranstädt.
August mußte auf die polnische Krone feierlich verzichten und seinen
Gegner Lesczinski als König anerkennen.
Unterdessen hatte Peter Jngermanland erobert und beschlossen,
am Einflüsse der Newa in den finnischen Meerbusen eine neue Stadt
zu bauen, die nach ihm Petersburg heißen sollte. Im Jahre 1703
legte er den Grund zu derselben, indem er auf einer Insel der Newa
eine Festung anlegte. Vierzigtausend Menschen waren fortwährend an
der Arbeit. In zehn Jahren standen schon mehrere tausend große
und kleine Häuser. Um die neue Stadt zu bevölkern, mußten alle
Städte und Orte des Reiches Kaufleute, Künstler und Handwerker
mit ihren Familien abschicken, um sich für immer in Petersburg nieder-
zulassen. Mehrere hundert adelige Fainilien aus Moskau wurden
aufgefordert, den Winter in der neuen Residenz zuzubringen. So er-
weiterte und verschönerte sie sich immer mehr; und jetzt ist sie eine der
schönsten und prachtvollsten Städte des ganzen Erdkreises.
Während Peter mit dem Baue semer Residenz auf das eifrigste
beschäftigt war. erhielt er plötzlich die Nachricht: Karl habe mit dem
Kurfürsten von Sachsen Frieden geschlossen und sei mit seinem sieg-
reichen Heere gegen ihn selbst im Anzüge. Peter erbot sich zum Frieden;
Karl aber, stolz auf sein Glück, ließ ihm die Antwort überbringen:
nur in Moskau werde er ihm die Bedingungen vorschreiben. Allein
die Vorsehung hatte es anders beschlossen. Karl verband sich mit den
aufrührerischen Kosaken in der Ukraine und belagerte die wichtige
ruffische Festung Pultawa. Mit einem Heere von siebzig Tausend
Mann eilte Peter zum Entsätze herbei und schlug 1709 unter
den Mauern der Stadt das aus neunzehntausend Mann be-
stehende Heer der Schweden so vollständig, daß der verwundete König
nur mir genauer Not auf das türkische Gebiet nach Bender sich rettete.
Durch diese Schlacht gingen alle Früchte seiner früheren Siege ver-
loren. Auch der Kurfürst von Sachsen nahm sogleich sein Königreich
Polen wieder in Besitz.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Karls August Karl Karl Stanislaus
Lesczinski August Karl Karl August Peter_Jngermanland Peter Karl Karl Karl Karl Karl Peter
140
Der Nordische Krieg,
Taten sind vom französischen Schriftsteller Voltaire („Charles
douzeil) in höchst fesselnder und anschaulicher Weise geschildert worden.
Nach Karls Xii. Tode gelangte seine jüngere Schwester Ulrike
Eleonore, vermählt mit dem Erbprinzen von Hessen-Kassel, zur
Regierung. Sie schloß mit Hannover — Georg I. von England
und Hannover hatte auch zu Karls Xii. Gegnern gehört — und
Preußen zu Stockholm Frieden 1720/21, mit Rußland zunystädt
am Bottnischen Meerbusen.
Rußland bekam die schönsten Länder an der Ostsee, Livland,
Estland, Jngermanland und einen Teil von Kardien.
Preußen erhielt Stettin und Vorpommern samt Usedom
und Wollin.
Schweden schied aus der Reihe der Großmächte aus. Seinen
Platz nahm Rußland ein.
Peters des Großen Ende.
Im Jahre 1716 hatte Peter abermals eine Reise ins Ausland
unternommen und auf ihr Deutschland, Holland und Frankreich besucht.
Seine zweite Gemahlin Katharina, die einzige, die seinen Jähzorn
zu bändigen verstand, begleitete ihn nach Holland. Zwischen dem
Zaren und seinem Sohn Alexei aus erster Ehe kam es zu schweren
Zerwürfnissen, die mit der Gefangennehmung und dem Tode des
Sohnes endeten. Alexei hatte sich in die Reformen Peters nicht
schicken wollen, vielmehr bei jeder Gelegenheit seine Vorliebe für die
alten Zustände zur Schau getragen.
Bald nach dem Abschluß des nordischen Krieges starb Peter 1725.
Der Senat und der heilige Synod, die obersten Staatsbehörden, hatten
ihm zuvor deu Titel „Vater des Vaterlandes" beigelegt. Zu seiner
Nachfolgerin hatte er seine Gemahlin bestimmt, die als Katharina I.
vom Senat und ganzem Reiche anerkannt wurde. Schon früher hatte
man ihr die schmeichelhafte Bezeichnung „Stern des Nordens" ge-
geben. Sie war die Tochter eines armen livländischen Bauern und harte
bei einem Geistlichen in Marienburg als Magd gedient. Als diese
Stadt 1702 von den Russen eingenommen, wurde auch sie als
Gefangene fortgeführt. Das Mädchen von Marien bürg fesselte
bald durch ihre Jugend und Schönheit das Herz des Kaisers, so daß
er sie zu sich nahm und sie später zu seiner Gemahlin erhob. Aber
schon nach zweijähriger Regierung (1725—1727) folgte sie ihrem
Gemahl ins Grab.
Nach ihr kam Peter Ii., der Sohn des unglücklichen Alexei, auf
den Thron und regierte bis 1730. Unter ihm wurde der noch vor
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Ulrike
Eleonore Georg_I._von_England Karls Peter Katharina Alexei Alexei Peters Peter_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Karls Hessen-Kassel Karls Stockholm Bottnischen_Meerbusen Ostsee Livland Estland Stettin Wollin Deutschland Holland Frankreich Holland Marienburg
120 Die Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm v. Brandenburg.
Eifrig betrieb der Kurfürst seine Belehnung mit dem Herzogtum
Preußen und begab sich endlich nach Warschau, um dem König von
Polen zu huldigen und die Belehnung zu empfangen. Dort erschien
er „in reich galoniert rotem Sammetkleide, am goldenen Bandelier
das deutsche Schwert tragend, auf dem Haupte, von dem das volle
dunkle Gelock bis auf die Schulter herabwallte, den aufgekrempten
schwarzen Filzhut mit schwarz und weißer Straußenfeder". Die
Königin fand so viel Gefallen an dem jungen Kurfürsten, daß sie ihn
zum Schwiegersohn zu haben wünschte. Der Edelmann, der dem
Kurfürsten dies Anerbieten machte, erhielr von ihm die ritterliche Ant-
wort: „So lange ich mein Land nicht in Frieden regieren kann, darf
ich nach keiner andern Braut mich umsehen, als nach meinem Degen."
Die Vermählung des Kurfürsten mit der Prinzessin Luise von
Oranien 1046.
Es war ein Lieblingsgedanke Gustav Adolfs gewesen, aus seiner
einzigen Tochter Christine und seinem Neffen Friedrich Wilhelm,
dem späteren Kurfürsten von Brandenburg, möge in Zukunft ein Paar
werden. Eifrig suchte der schwedische Reichskanzler Oxenstjerna diesen
Heiratsplan zu fördern, dem auch der junge Kurfürst sich nicht abge-
neigt zeigte. Aber noch zur rechten Zeit stellte es sich heraus, daß die
Charaktere der beiden Menschen in keiner Weise zusammen stimmten.
Prinzessin Christine hatte sich schon in jungen Jahren den Ruf
großer Gelehrsamkeit zu erwerben gewußt. Auch den Staatsgeschäften
widmete sie sich mit solchem Eifer, daß sie sich kaum den nötigen
Schlaf gönnte. Aber sie fühlte eine starke Abneigung gegen jede Hei-
rat, verzichtete deshalb lieber auf die Krone, zugunsten ihres Vetters
Gustav von Psalz-Zweibrücken und trat schließlich, um sich in Rom
ganz ihren wissenschaftlichen Liebhabereien widmen zu können, zur
katholischen Kirche über.
Friedrich Wilhelms Wahl fiel nun auf die Tochter des tapferen
Friedrich Heinrich von Oranien, Statthalters der Niederlande, Sohnes
Wilhelms von Nassauen, der ihm im Feldlager von Breda so wohl-
wollend entgegengekommen war, und in dessen Hause er viele trau-
liche Stunden verlebt hatte.
Die achtzehnjährige Prinzessin Luise wird von den Zeit-
genossen als ein reizendes, sanftes und kluges Wesen geschildert. Nach-
dem der fürstliche Werber von ihr und den Eltern das Jawort er-
halten, und auch die Generalstaaten (die vom Volke erwählten Abge-
ordneten) ihre Einwilligung zu der Verbindung gegeben hatten,
hielt Friedrich Wilhelm mit großer Pracht seinen Einzug im Haag.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_von
Oranien Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christine Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Oxenstjerna Christine Gustav_von_Psalz-Zweibrücken Gustav Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Heinrich_von_Oranien Friedrich Heinrich Wilhelms_von_Nassauen Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Warschau Polen Brandenburg Rom Niederlande Breda
Vi
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Frankreichs innere Zustände........111
Die Folgen der Aufhebung des Edikts von Nantes. Kunst
und Wissenschaft im Zeitalter Ludwigs Xiv. Handel und
Industrie.
Viii. Die Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelms
von Brandenburg..............116
Jugendjahre. Aufenthalt in Holland. Erste Regierungs-
Handlungen. Die Vermählung des Kurfürsten mit der Prin-
zessin Luise von Oranien. Kurfürstin Luise Henriette als
Landesmntter. Der schwedisch-polnische Krieg. Friedrichs
Kampf mit den Ständen. Die Stellung des Kurfürsten in
religiösen Dingen. Kriege gegen Frankreich und Schweden.
Die Türkengesahr. Belagerung und Errettung Wiens.
Friedensarbeit des Großen Kurfürsten.
Ix. Friedrich I. König von Preußen........130
Die Krönungsfeier in Preußen. Sophie Charlotte. Stiftung
der Akademie der Künste und der Universität Halle.
X. Friedrich Wilhelm 1.............133
Sparsame Staatswirtschaft. Ausbildung des Heeres. Leopold
von Dessau. Ausnahme der vertriebenen Salzburger.
Xi. Der Nordische Krieg.............135
Peter der Große. Seine Jugendzeit. Aufenthalt in Holland.
Reformen. Karl Xii. von Schweden. Schlacht bei Narwa.
Gründung Petersburgs. Schlacht bei Pultawa. Karls Auf-
enthalt in der Türkei. Sein Tod vor Friedrichshall. Peters
des Großen Ende. Seine Nachfolger.
Xii. Friedrich der Große und seine Zeit.......142
Jugendjahre. Die Lehrer des Kronprinzen. Heimliche Biblio-
thek. Musikstunden. Reise nach Dresden. Fluchtversuch.
Kattes Hinrichtung. Küstrin. Aussöhnung mit dem Vater.
Des Kronprinzen Vermählung mit Elisabeth Christine von
Braunschweig-Bevern. Die schönen Tage von Rheinsberg.
Friedrich als König............149
Maria Theresia.............151
Der zweite Schlesische Krieg........152
Der Siebenjährige Krieg.........153
Friedensarbeit..............159
Friedrich der Große und Kaiser Joseph Ii. . . 161
Der bayrische Erbsolgekrieg........162
Der Fürstenbund.
Die erste Teilung Polens.........163
Zeittafel...................164
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Luise_von_Oranien Luise_Henriette Friedrichs Friedrichs Friedrich_I. Sophie_Charlotte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold
von_Dessau Leopold Peter_der_Große Karl_Xii Karl Karls Friedrich Elisabeth_Christine_von
Braunschweig-Bevern Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Nantes Ludwigs_Xiv Brandenburg Holland Frankreich Schweden Wiens Holland Schweden Narwa Petersburgs Karls Dresden Rheinsberg Polens
82
Ter Dreißigjährige Krieg.
kehrung an den Einwohnern durch die von ihm geschickten Mönche,
die von den alten Klöstern wieder Besitz nahmen. Außerdem aber
erlitt Heidelberg einen unersetzlichen Verluste als Maximilian dem Papste
auf dessen Bitte die kostbare weltberühmte Bibliotheca Palatina zum
Geschenk machte. Selbst die schlichten Heidelberger Bürger schmerzte
es bitter, als der päpstliche Nuntius (Gesandte) sie aus ihrem Stand-
ort, der Heiliggeistkirche, herausholen und in Frachtwagen nach Rom
transportieren ließ.
Die Vorgänge in Böhmen, Oberösterreich und der Pfalz waren
nicht ohne Wirkung auf das übrige Deutschland, ja auf Europa ge-
blieben. Mit Unruhe und Besorgnis sah man die wachsende Macht
Habsburgs und der Liga. Auch Jakob I. und sein Minister Buckingham,
tief erbittert über die Ränke Spaniens, rafften sich auf. Mansfeld
wurde, als er nach London kam, von der Bevölkerung mit höchstem
Jubel gefeiert. Unter dem Nachfolger Jakobs, Karl I. kam (1625)
ein protestantisches Bündnis zwischen England, Holland und Dänemark
zustande.
Die Gewalttätigkeiten, die Tilly bei der Verfolgung des ge-
fchlagenen Administrators Christian von Halberstadt in Niederdeutschland
verübte, führten zu Gegenmaßregeln der niedersächsischen Stände.
Der dänische Krieg. König Christian Iv. von Danemark 1623—1629.
Fürsten wie Städte beschlossen, ihre Rechte gegen den Kaiser
Ferdinand Ii. zu verteidigen. Zu ihrem Führer ernannten sie den
König Christian Iv. von Dänemark, welcher als Herzog von
Holstein auch deutscher Reichsfürst war und mit Freuden an die
Spitze der Bewegung trat, die seinem Ehrgeiz wie seinen religiösen
Gesinnungen entsprach. Was das dänische Königtum damals war,
verdankte es der Reformation mit ihren kirchlichen und staatlichen
Folgen. Christian hatte das Seine getan, dem neuen Staat eine
gesunde wirtschaftliche Grundlage zu geben. Die Gründung der
Handelsplätze Glückstadt und Christiania, die Börse in Kopenhagen,
die Einführung gleichen Maßes und Gewichtes, die Kolonien in Js-
land und Grönland, die Einrichtung regelmäßigen Postverkehrs und
daneben die Aufstellung eines stehenden Heeres, — aus einheimischen
Bauern gebildet und von dänischen Offizieren geführt, — war sein Werk.
England und Holland sandten Unterstützung an Geld und Truppen
und ermöglichten es auch dem Grafen von Mansfeld und Christian
von Braunschweig, wieder auf dem Kriegsschauplatz zu erscheinen.
Bis zu dem Kriege in Deutschland war König Christian ein beliebter
und glücklicher Monarch gewesen. Sein Krieg war jedoch nicht glück-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Jakob_I. Jakobs Karl_I. Tilly Christian_von_Halberstadt Christian_Iv Ferdinand_Ii Ferdinand Christian_Iv Christian Christian
von_Braunschweig Christian
Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Heiliggeistkirche Frachtwagen Rom Oberösterreich Deutschland Europa Habsburgs Spaniens London England Holland Niederdeutschland Holstein Christiania Kopenhagen England Holland Mansfeld Deutschland
84
Der Dreißigjährige Krieg.
stand mehr. Letzterem war weniger darum zu tun, mit Tilly gemein-
schaftlich Norddeutschland katholisch zu machen, als sich selbst ein
mächtiges Fürstentum zu gründen. Er setzte durch, daß die mit
Christian Iv. verbündeten Herzöge von Mecklenburg ihres Landes
verlustig erklärt wurden, dieses zuerst als Pfand, dann als Fürsten-
tum dem Friedländer zugesprochen ward. So rückte Wallenstein in
die Reihe der Reichsfürsten ein. Als Admiral oder als „General
des baltischen und ozeanischen Meeres", wie der Titel lautete, gedachte
Wallenstein schon an die Schöpfung einer kaiserlichen Kriegsflotte.
Auf zwei Punkte hatte er sein Augenmerk gerichtet, auf Rügen und
Stralsund. Ersteres wurde genommen, aber die heldenmütige Aus-
dauer der protestantischen Bürgerschaft Stralsunds machte den Aus-
spruch des Friedländers: „Und wäre es mit eisernen Ketten an den
Himmel gebunden, so müßte es doch herunter!" zuschanden.
Im Frieden zu Lübeck (1629) erhielt Christian Iv., der, er-
schreckt durch die Fehlschläge, keine Fortsetzung des Krieges mehr
wünschte, alle seine Länder zurück und mußte versprechen, sich nicht weiter
in die deutschen Angelegenheiten einzumischen.
Das Restitutionsedikt und der Regensburger Fürstentag.
Kaiser Ferdinand Ii., der nun als Sieger und Herr im Deutschen
Reiche dastand, ging jetzt daran, den ganzen Rechtszustand dieses
Reichs zu verändern, durch das sogenannte Restitutionsedikt (1629),
Rückerstattungsbefehl, wonach alle seit dem Passauer Vertrag einge-
zogenen Kirchengüter und Stiftslande den Katholiken zurückgegeben
werden sollten. Das Edikt wurde nicht nur auf Kirchengüter ange-
wandt, sondern auch auf die Güter solcher Laien, die es mit einem
Gegner des Kaisers gehalten hatten. Außerdem verordnete dieser
kaiserliche Machtspruch, daß die katholischen Reichsstände ihre nicht-
katholischen Untertanen zur Annahme des katholischen Glaubens
zwingen dürften. Die ungeheure Macht des Kaisers erregte auch
bei seinen Glaubensgenossen Besorgnis. Frankreich war ergrimmt,
selbst der Papst blickte scheel, und die Liga, namentlich der Bayern-
fürst, empfand es bitter, daß ihre Bemühungen dahin geführt hatten,
dem Kaiser unumschränkte Gewalt über das Reich zu geben.
Die gemeinsame Erbitterung der deutschen Stände aber richtete
sich gegen den kaiserlichen Feldherrn Wallenstein, dessen Soldateska
durch Plünderung, Brand, Mord, Martern aller Art, die katholischen
Länder genau so schwer wie die protestantischen geschädigt hatte. Auch
die katholischen Priester bearbeiteten den Kaiser gegen Wallenstein:
Pater Joseph, ein französischer Kapuzinermönch, der päpstliche Nuntius
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Extrahierte Personennamen: Tilly Christian_Iv Christian_Iv. Ferdinand_Ii Ferdinand Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Stralsund Rückerstattungsbefehl Frankreich
Friedrichs Kampf mit den Ständen.
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gleich töten wird, will ich doch auf ihn hoffen." Den Verlust Luisens
hat der Kurfürst nie verschmerzen können, wennschon er später noch
eine zweite Ehe eingegangen ist.
Seine ganze Regierungszeit war eine stürmisch bewegte. Da er
das Verderbliche einer unklugen Neutralität unter seinem Vater ge-
nugsam hatte kennen lernen, schreckte er nicht davor zurück, die Ent-
scheidung der Waffen anzurufen.
Der schwedisch-polnische Krieg.
Als Gustav Adolfs Tochter und Nachfolgerin Christine 1654
die Krone ihrem Vetter Karl Gustav von Zweibrücken abtrat, mochte
auch der König von Polen Anspruch auf die schwedische Krone. Aber
es bewahrheitete sich Christinens Wort: „Mein Vetter wird sein
Thronrecht mit 30000 Zeugen beweisen." Friedrich Wilhelm trat
zuerst gezwungen auf die Seite des Schwedenkönig"s, der siegreich bis
Krakau vordrang und den Kurfürsten nötigte, Preußen von Schweden
zu Lehen zu nehmen. Der Polenkönig Johann Kasimir stieß darauf
die Drohung aus: er habe die Schweden den Tartaren zum Frühstück
geschenkt und den Kurfürsten wolle er in ein Loch werfen, wo ihn
weder Sonne noch Mond befchiene. Die Antwort darauf war die
dreitägige Schlacht bei Warschau, welche hauptsächlich die branden-
burgischen Truppen unter dem General von Sparr entschieden (1657).
Im folgenden Jahre wechselte der Kursürst die Partei, und
erreichte 1660 im Frieden von Oliva (Kloster bei Danzig) die An-
erkennung seiner unumschränkten Lehnshoheit in Preußen.
Kampf Friedrichs mit den Ständen.
Diese von den Mächten gewährleistete Unabhängigkeit wollten
jedoch die preußischen Stände nicht anerkennen, denn sie fürchteten,
und wohl nicht mit Unrecht, daß die Leistungen aller Art, zu welchen
sie sich während des Krieges hatten verstehen müssen, zu dauernden
Verpflichtungen sühren könnten. Die lutherische Geistlichkeit, die
in dem calvinistischen Kurfürsten hauptsächlich den „Ketzerfürsten" sah,
schloß sich ihnen an, und der polnische Hos verhielt sich sehr zweideutig.
Der Führer der Städtischen war der Schöppenmeister Hieronymus
Rhode, und an der Spitze des Landadels stand der Oberst von
Kalkstein. Der Kurfürst jedoch zog mit einem Heer nach Königsberg
und zwang im Oktober 1663 die Stände zur Huldigung, die in dem
großen inneren Räume des alten Schlosses unter freiem Himmel vor
sich ging. Rhode und Kalkstein, namentlich letzterer, trieben ihren
Widerstand zu offenem Landesverrat. Kalkstein hoffte, daß die Zeit
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christine Karl_Gustav_von_Zweibrücken Karl Gustav Christinens Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Johann_Kasimir Johann Friedrichs Hieronymus
Rhode Rhode