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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 23

1910 - Berlin : Salle
Ter Bildersturm in Wittenberg und der Bauernkrieg. 23 Der Bildersturm in Wittenberg und der Bauernkrieg. Als zu Luther die Nachricht dringt, daß der unbesonnene Eifer seines Freundes Karlstadt, der die Bilder und Altäre, welche so- lange Gegenstand der Verehrung gewesen, zerstört, in Wittenberg große Unruhen erregt, duldet es ihn nicht länger auf der Wartburg. Er eilt, trotz Acht und Bann, nach Wittenberg, wo er so lange predigt, bis Ruhe und Ordnung hergestellt sind. Großer Kummer und schwerer Verdruß erwuchs dem Dr. Luther durch den Aufstand der Bauern im mittleren und südlichen Deutschland. Die von Adel und Geistlichkeit arg bedrückten Bewohner des Landes verwechselten Luthers Lehre von der Freiheit in Glaubenssachen mit der Freiheit im Staatsleben. Sie begehrten Aufhebung der drückendsten Fronden. Der Bauernkrieg (1524—25). Die Bauern sind erst allmählich von Reformern, d. h. Verbesserern, ihrer armseligen Zustände zu Revolutionären geworden, zu Umstürzlern, die unbedenklich zu Gewalttätigkeiten schritten. Wolfgang Goethes scharfer Instinkt hat im „Götz von Berlichingen", obgleich dieses Drama in bezug auf den „Bauernkrieg" noch alten Quellen folgt, Recht und Unrecht scharf auseinander gehalten. Den ersten Vorstoß der Besitzlosen gegen die Besitzenden, eine sogenannte proletarische Bewegung, sehen wir in Deutschland im „Bauernkrieg" vor uns, als sich in der Rhein- und Maingegend, namentlich im Frankenlande, zu Miltenberg, Würzburg usw. die unter- drückten Landleute gegen ihre Herren empörten und unter der Leitung gewissenloser Hetzer sehr bald aus Reformern zu Brandstiftern und Mördern wurden. Es ist kein Zufall, daß diese Bewegung von unten auf in die Zeit der religiösen Reformation hineinfällt, wenn auch Luther sich stets bemüht hat, Geistliches und Weltliches zu trennen. Mit seinem Wort von der „Freiheit des Christenmenschen" war denn doch schließlich auch die Losung für eine Neuordnung sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse gegeben. Die Aufständischen sammelten sich in den einzelnen Landschaften zu sogenannten „Haufen", die namentlich im Odenwald unter Führung eines verkommenen Wirts Georg Metzler schmähliche Gewalttaten verübten. In Weinsberg jagten die Bauern den Grafen von Helfenstein und 20 andere Edelleute durch die Spieße. Nur gezwungen hatte der Ritter Götz von Berlichingen sich von ihnen zum „Hauptmann" wählen lassen.

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 25

1910 - Berlin : Salle
Ter Bildersturm in Wittenberg und der Bauernkrieg. 25 einen gedruckten Brief hochhielt. Ein mit Kränzen und Bändern gezierter Wagen, auf dem die schwarz-rot-goldene Sturmfahne wehte, fuhr hinter den beiden. Der Brief offenbarte das in zwölf Artikel eingeteilte Verlangen der Bauern: christliche Freiheit, wie sie solche in der neuen evangelischen Lehre enthalten glaubten; Abschaffung der die Leibeigenschaft begleitenden schweren Lasten, insbesondere der den Leibeigenen niederdrückenden Bestimmungen über Jagd, Fischerei, den Zehnten, die Fronden und die Gülten; Abschaffung der harten Strafen. So zog die immer mehr anwachsende Bauernschar nach dem Kloster St. Blasien, verwüstete dasselbe in rohester Weise, drang durch den Schwarzwald und die Baar, überall Furcht und Schrecken ver- breitend, bis an den Bodensee und schenkte keinerlei Gegenvorstellungen Gehör. Wer weiß, welche Ausschreitungen das mißleitete Volk noch be- gangen hätte ohne Markgraf Philipps kluges Eingreifen. Er hatte ein Herz für die Armen und Bedrückten und war einer der wenigen Fürsten, die den tüchtigen Kern im Volke trotz der rauhen Schale er- kannten. Sein Rechtlichkeitsgefühl hieß ihn die Forderungen der Bauern prüfen. Was daran wirklich berechtigt war, unterzog er ein- gehender Beratung. Er richtete an die Ritterschaft der Ortenau und den Rat der Stadt Straßburg, welche Besitzungen in der Ortenau hatte, das Ersuchen, gemeinsam mit den markgräflichen Räten die Beschwerden der Bauern anzuhören und mit ihnen darüber zu unter- handeln. Er selbst und sein geschäftskundiger Kanzler sorgten für die Abstellung vieler das Landvolk bedrückenden Mißbräuche. Bald war auf diese Weise die Ordnung in der Ortenau her- gestellt, die Gefahr, welche durch eine Vereinigung der Ortenauer mit den Odenwalder Bauern drohte, aus der Welt geschafft. Markgraf Philipp rettete durch sein Vorgehen seine Bauern und die der Ortenauer Herren vor strenger Strafe. Die Scharen Georg Metzlers und des Bulgenbacher Hans besiegte Graf Truchfeß von Waldburg bei Königshofen an der Tauber, südwestlich von Würzburg. Beide An- führer büßten mit dem Leben. Thomas Münzer und die Wiedertäufer. Die von Thomas Münzer geleiteten thüringischen Bauern gingen noch viel weiter. Sie forderten allgemeine Gleichheit und den gemeinsamen Besitz aller Güter (Kommunismus). Wiedertäufer nannten sie sich, weil sie die Kindertaufe verwarfen und bei den Er- wachsenen eine zweite Taufe vornahmen, die sie als Zeichen der Zu- gehörigkeit zu einer echten christlichen Gemeinde betrachteten. Bei Thomas Münzer treffen alle Gegensätze der alten Zeit zusammen. Er

3. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 26

1910 - Berlin : Salle
26 Tie deutsche Reformation. haßt Verfassung, Gottesdienst, Lehre der alten Kirche — aber auch Luther, weil dieser, seiner Meinung nach, auf halbem Wege stehen geblieben ist —. Wo die Bauern aufstanden zwischen Main und Rhein, zwischen Oberschwaben und Thüringen, da hetzt Thomas Münzer sie durch flammende Reden gegen die geistlichen und weltlichen Herren auf und bedient sich dabei der bilderreichen flammenden Sprache der Propheten des Alten Bundes. Der Bauernkrieg erlag an dem Mangel tüchtiger Führung. Am 15. Mai 1525 wurden bei Frankenhausen südwestlich von Eislebeit Münzers Bauernhaufen durch die Heere des hessischen Landgrafen, des Kurfürsten Johann und der Herzöge Johann und Heinrich oon Sachsen aufs Haupt geschlagen. Der Hauptmann des Schwäbischen Bundes, Truchseß von Waldburg, und die Kurfürsteit von Pfalz und Trier machten in Württemberg dem Aufstand ein Ende. Das Verhängnis einer mißlungenen Erhebung erfuhren die Bauern in härtestem Maße. Der Bauernstand versank in eine rechtlose Leibeigenschaft, aus der er sich erst wieder in der neuen Zeit, namentlich unter den preußischen Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. empor- gearbeitet hat. Die Sekte der Wiedertäufer und ihr ferneres Treiben. Die Sekte der Wiedertäufer war durch Thomas Münzers Tod noch keineswegs ausgerottet, sondern zeigte sich, bald hier, bald da, in ganz Deutschland, ihren Hauptsitz aber hatte sie in den Niederlanden uitd Westfalen. Besonderen Nachdruck legten die Anhänger dieser Sekte auf ihr Gefühl des „Auserwähltseins", die Gütergemeinschaft und auf die Überzeugung vom baldig bevorstehenden Weltende. Die bekanntesten „Propheten" der Wiedertäufer waren Jan Bockel- söhn aus Leiden (auch kurzweg Johann von Leiden genannt), seines Handwerks ein Schneider, ein Mensch voll abenteuerlicher Ge- danken, und Johann Matthefon, ein Bäcker aus Hadem. Die Stadt Münster war der Hauptschauplatz ihrer verrückten Regierung, die etil Zerrbild des altjüdischen Staats errichtete. Johann von Leiden ließ sich zum „König von Zion" ausrufen und führte die Vielweiberei ein. Einen Mann, namens Knipperdolling, bestellte er zum Scharfrichter, der seine wahnsinnigen Bluturteile vollstreckte. Denn wer sich im „Neuen Jerusalem" dem Regiment Jan Bockel- fohns nicht fügen wollte, büßte die Widersetzlichkeit mit dem Leben. 1535 wurde dem Treiben dieser Schwarmgeister ein Ende bereitet. Der Bischof von Münster belagerte die Stadt und eroberte sie. Philipp

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 9

1910 - Berlin : Salle
Der Humanismus und seine Vertreter. Der Humanismus und seine Vertreter. Johann Renchlin und „die Briefe der Dunkelmänner". Johann Reuchlin (1455 — 1522), geb. zu Pforzheim, studierte in Freiburg und begleitete als Erzieher den Sohn des Markgrafen Karl nach Paris, das damals mit Recht als der Mittelpunkt der europäischen Gelehrsamkeit galt. Die alten Sprachen, darunter auch das damals in christlichen Kreisen wenig bekannte Hebräisch, waren außer Rechtswissenschaft, der er sich zu Orleans und Poitiers widmete, der Hauptgegenstand der Reuchlinschen Studien. Sein lateinisches Wörterbuch erlebte in 27 Jahren 23 Auflagen. Zuerst ließ Reuchlin sich in Tübingen nieder als Universitätslehrer und Doktor der Rechte. Graf Eberhard im Bart, den er auch einmal nach Italien begleitete, war sein besonderer Gönner. Als ein Regierungs- Wechsel m Württemberg eintrat, folgte Reuchlin einer Einladung des Bischofs und Kanzlers Joh. von Dalberg nach Heidelberg, wo er ein Handbuch des Zivilrechts und eine „Weltgeschichte" ausarbeitete. 1499 kehrte er nach Stuttgart zurück und bekleidete elf Jahre lang die einflußreiche Stelle eines „Richters des schwäbischen Bundes". 1509 beginnt sein merkwürdiger Streit mit den Domini- kanern in Köln. Ein getaufter Jude Pfefferkorn verfolgte seine ehemaligen Glaubensgenossen aufs heftigste und wandte sich wegen ihrer gewaltsamen Bekehrung an Kaiser und Regierungen. Die Schriften der Juden, welche Lästerungen des Christentums enthielten, sollten auf seinen Antrag von der Obrigkeit jedes Orts verbrannt werden. An Reuchlin erging die Aufforderung, diese Schriften zu prüfen, und sein Urteil lautete, daß weder der Talmud, welcher die Aus- legung des Mosaischen Gesetzes enthält, zu verbrennen sei, noch die Kommentare zum Alten Testament, die nützlichen Vorarbeiten christlicher Ausleger, noch die Gesang- und Predigtbücher. Die Kabbala, (nach der kabbalistischen Auffassung ist das Weltall, das schon von den Pythagoräern als ein Sinnbild der geheimnisvollen Kräfte der Zahlen betrachtet wurde, ein wundervolles Blatt, auf das der Schöpfer alles Bestehende mittels der ersten zehn Ziffern und der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets geschrieben habe. Das Wort „Kabbala" ist von dem Namen des Hindus „Kapila", des Urhebers der Philosophie der Zahlen, abgeleitet), die Methode, die heiligen Dinge in mystischer Weise durch eigentümliche Buchstaben- deutungen zu erklären, sei auch von den Päpsten nicht verworfen

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 13

1910 - Berlin : Salle
Ter Humanismus und seine Vertreter. 13 Reichsstadt Reutlingen erobert, weil zwei Bürger derselben ihm einen Burgvogt getötet hatten. Darauf zog der schwäbische Bund mit einem Heer gegen ihn, dem sich die Ritter Frankens anschlössen, vor allem auch das Huttensche Geschlecht. Ulrich von Hutten hatte sich bei dieser Gelegenheit Franz von Sickingen genähert. Während des Lager- lebens befand er sich stets in der Gesellschaft Sickingens. Es gab nur wenig Kämpfe zu bestehen, denn Herzog Ulrich stand dem Bundesheer ohne genügende Streitkräfte gegenüber, wurde besiegt und aus dem Lande gejagt. Bei ihren Wünschen und Absichten hinsichtlich Deutschlands und der Kirche setzten die beiden Ritter frohe Hoffnungen auf den jungen neuen Kaiser. Einen wahrhaft deutschen Kaiser glaubten sie an ihm zu bekommen, im Gegensatz zu dem damals auch nach der deutschen Kaiserkrone trachtenden Franz I. von Frankreich. Sickingen hatte sich um Karls V. Wahl Verdienste erworben, desgleichen Luthers Gönner, Kurfürst Friedrich der Weise. Die Enttäuschung sollte groß sein. Denn Karl V. war nicht der Mann der neuen Zeit. Hutten hatte sich viel Feinde gemacht durch seine unerschrockenen und oft unmäßigen Angriffe. Das Ansehen Sickingens, der als kaiser- licher Feldhauptmann doch noch ein Ohr bei der Majestät hatte, schützte ihn. Der plötzliche Tod Sickingens, der gerade in einer Fehde mit dem Erzbischof von Trier stand, traf ihn wie ein Donnerschlag. Um der Rache seiner Feinde zu entgehen, flüchtete Hutten nach der Schweiz und begab sich auf Anraten Zwinglis in ärztliche Pflege auf eine kleine Insel im Züricher See, die Ufenau, wo er im 36. Lebens- jähr ungebeugten Geistes, aber körperlich von Not und Krankheit auf- gerieben, starb. Auf der Ebernburg bei Kreuznach ist den beiden Kampf- genossen: Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen ein ein- drucksvolles Doppelstandbild errichtet worden. (Schöpfer: Die Bild- Hauer Eauer.) Ulrich von Huttens bekanntestes Kampf- und Trutzlied ist dies „Ich hab's gewagt", dessen erste Strophe lautet: „Ich hab's gewagt, mit Sinnen Und trag' des' keine Reu', Mag ich nicht dran gewinnen. Doch soll man spüren Treu . .

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 90

1910 - Berlin : Salle
90 Der Dreißigjährige Krieg. dann unter deni Markgrafen Georg von Baden, hierauf unter Christian von Braunschweig, und trat dann in holländische und dänische Dienste. Als Gustav Adolf in Deutschland erschien, eilte er ihm entgegen und begleitete ihn bis zur Schlacht bei Lützen. Gustav Adolfs Leiche wurde anfangs zu Weißenfels niedergelegt, dann auf einem Trainwagen durch Deutschland nach Schweden geleitet. Auf dem Schlachtfeld bezeichnet der sogenannte „Schwedenstein" die Stelle, wo Gustav Adolf fiel. Als Kaiser Ferdinand in seiner Hofburg die Nachricht vom Ab- leben des gefürchteten Gegners empfing, sprach er salbungsvoll: „Lasset uns in Demut fortwandeln und Gott alles Weitere anheim stellen!" Selbst in katholischen Kreisen erregte der Tod Gustav Adolfs Trauer und Bestürzung. Der Papst Urban Viii. äußerte sich folgendermaßen: „Ein Held, ein vollkommener Mann, dem nichts zur Vollkommenheit fehlte als der rechte Glaube." Der frühzeitige Tod des Schwedenkönigs veränderte die politische Lage zunächst noch nicht, denn die schwedische Regierung beschloß die Fortsetzung des Krieges. Der schwedische Reichskanzler Axel Oxen- stjerna, Gustav Adolfs Freund, war nach dem Tode des Königs zum Reichsverweser bestellt. Er betrachtete das von seinem königlichen Freund begonnene Werk als ein heiliges Vermächtnis an die schwedische Nation und beschloß, in seinem Geiste fortzuhandeln. Deshalb betrieb er rasch ein Bündnis des schwäbischen, fränkischen, des ober- und nieder- rheinischen Kreises mit Schweden, das auch in Heilbronn 1633 zustande kam. Törichterweise schlössen nur Kursachsen und Kurbrandenburg sich aus. Bernhard von Weimar und der schwedische General Gustav von Horn, die freilich oft miteinander haderten, waren die Oberbefehlshaber des schwedischen Heeres, das wohl noch seinen alten Ruhm, nicht aber mehr seine lobenswerte Manneszucht behauptete. Nach und nach waren auch schon viele fremde Elemente in dasselbe eingedrungen. Es bestand nicht mehr aus den Mannschaften, die Gustav Adolf herübergebracht hatte. Bernhard von Weimar eroberte 1633 die Bistümer Bamberg und Würzburg und bedrängte die Lande des bayrischen Kurfürsten. Im Regensburger Dom predigte man bereits „lutherisch". Wallensteins Verrat und Ermordung. Wallenstein hätte dies wohl verhindern können, aber er sah müßig zu und fühlte keine Lust, seinem alten Gegner, dem Bapernfürsten, beizustehen. „Es hört in diesem Augenblick der Herzog nur den alten

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 105

1910 - Berlin : Salle
Tie Verwüstung der Pfalz. 105 freien Durchzug durch sein Gebiet gewährte und bei der nächsten deutschen Kaiserwahl für den französischen König zu wirken versprach. Unter den französischen Königen behielt die ehemalige Reichsstadt Straßburg ihre alten Freiheiten und ihre Verfassung zunächst unan- getastet. Die evangelische Hochschule, an der später auch der junge Goethe studieren sollte, hielt zäh an ihrer deutschen Eigenart fest und löste sich erst in den Stürmen der Revolutionszeit auf, um dann im neuen Deutschen Reich eine zweite Blüte zu empfangen, denn die von Napoleon L 1808 als Ersatz errichtete „Akademie" reichte nicht an ihre Vorgängerin heran. Die finanziellen Leistungen Straßburgs für den französischen Staat sind immer sehr große gewesen, etwa eine halbe Million Franken während der Königszeit. Dritter Eroberungskrieg (1688-97) und die Verwüstung der Pfalz. Um der Übermacht Frankreichs nicht zu erliegen, war vom „Deut- schen Reich" und anderen Mächten ein Bündnis, das Augsburger, gegen Ludwig zustande gekommen, denn dieser trug sich bereits wieder mit neuen Eroberungsplänen. Ferner mischte er sich in die Kölner Erzbischofswahl und suchte seinem Werkzeug, dem Egon von Fürsten- berg, den Posten zu verschaffen. Im Namen seiner Schwägerin. Liselotte, der Gemahlin seines Bruders, des Herzogs von Orleans, aber sehr gegen ihren Willen, erhob Ludwig Ansprüche auf die Pfalz, weil Liselotte die Tochter des verstorbenen Pfälzer Kurfürsten Karl Ludwig war. Karl Lud- wig, der Sohn des „Winterkönigs", hatte die durch das Elend des Dreißigjährigen Krieges in liefe Armut gesunkene Pfalz gleichsam aus den Trümmern neu erschaffen, hatte die Universität Heidelberg zu frischem Leben erweckt. In seiner ökonomischen Verwaltung und starken Energie erinnert dieser Pfälzer etwas an den zweiten Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. Doch unterschied er sich von diesem darin, daß er glaubte, zum Nutzen des Landes die Ausgaben für ein starkes Heer sparen zu können. Das beschleunigte neun Jahre nach seinem Tode aufs neue das Verderben der Pfalz, als der Orleansfche Erb- folgekrieg ausbrach (1688). Ohne Schwertstreich übergab sich die Resi- denz Heidelberg dem Feinde, der zwar versprochen hatte, die Stadt zu schonen, aber sogleich harte Steuern erhob, nachdem er von ihr Besitz ergriffen hatte. Als dann noch gar Ludwig Xiv. die Nachricht erhielt, daß die Engländer ihren König Jakob Ii., seinen treuesten Bundesgenossen, verjagt hatten und England unter dem neuen Herrscher, Wilhelm von

8. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 93

1910 - Berlin : Salle
Wenzel und Ruprecht von der Pfalz. 93 Da er sich zu Arles auch die burgundische Krone hatte aufsetzen lassen, war er Inhaber von vier Kronen geworden. Den Papst Urban V. veranlaßte er, die bisherige Residenz Avignon zu verlassen und nach Rom zurückzukehren (1367). Bei dessen Einzug in die „ewige Stadt" schritt der Kaiser demütig nebenher und hielt die Zügel des päpstlichen Rosses. Die Kirchenspaltung (Schisma) konnte Karl trotzdem nicht aufhalten. Im Jahre 1378 wurden zu gleicher Zeit zwei Päpste erwählt, Urban Vi. in Rom und Klemens Vii. in Avignon; beide stritten um die Herrschaft, jeder behauptete der rechtmäßige zu sein und verfluchte den andern. Das war der Anfang der großen Kirchenspaltung, welche zum Ärgernis aller Gläubigen 39 Jahre dauerte. Am Abend seines Lebens vollendete Karl Iv. sein langes Werk für die Größe seines Geschlechts; er verschaffte nämlich seinem ältesten Sohne Wenzel durch Bestechung der Kurfürsten (also den Bestimmungen der goldenen Bulle zuwider) 1376 die Nachfolge auf dem Throne. Wenzel (1378—1400) und Ruprecht von der Pfalz (1400 bis 1410). Karl Iv. hatte seinen Söhnen eine gute Erziehung geben lassen. Wenzel war auch keineswegs unbegabt, aber die Schwierigkeiten, die er auf Schritt und Tritt vorfand, hemmten seine Energie und verminderten seine Neigung zu den Regierungsgeschäften. Er hatte weder die staatsmännische Klugheit, noch die zähe Ausdauer seines Vaters. Immer mehr ergab er sich den roheren Vergnügungen wie Jagd, Spiel und Trinkgelagen*), während das Reich erfüllt war von Kämpfen und namentlich Südwestdeutschland der Schauplatz eines großen Städtekrieges wurde. Der schwäbische Städtebund begann einen neuen Krieg gegen Eberhard von Württemberg und wurde von ihm bei Döffingen 1388 geschlagen, wo Eberhards Sohn Ulrich fiel; der rheinische Städtebund wurden vom Pfalzgrafen Ruprecht bei Worms besiegt, und die fränkischen Städte erlagen dem Burggrafen von Nürnberg. Wenzel gebot zu Eger einen allgemeinen Landfrieden. Allein die durch die ewigen Fehden hervorgerufene Ermattung bewirkte mehr als das Gesetz; die Städteheere flohen auseinander, und die Ritter und Fürsten begnügten sich mit dem Raub im kleinen. Der Landfrieden von Eger war der letzte Regierungsakt Wenzels im Reiche. Mißmutig zog er sich auf fein Prager Schloß zurück und bekümmerte sich um nichts mehr, nicht einmal um fein Erbland. In jene Zeit fällt die Ermordung Johannes von Pomuk, den der Kaiser, weil er dem Erzbischof von Prag, seinem Herrn, mit dem Wenzel in Fehde *) Das Bild im Römer zu Frankfurt a. M., gemalt von Wilhelm Hensel, hält von seinem Wesen den Zug des kühnen Waidmanns fest.

9. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 78

1910 - Berlin : Salle
78 Kaiser aus verschiedenen Häusern. des Interregnums nur noch oberster Lehnsherr und Anführer des Reichsheeres, und immer mehr errangen die Fürsten die Landeshoheit (Heerbann, Gerichtsbarkeit, Benutzung der Zölle Münzen Bergwerke usw.); selbst die Ritter und Grafen gelangten in Schwaben, Franken und am Rhein zur Unabhängigkeit. Der niedere Adel dagegen suchte sich durch Straßenraub zu bereichern und bedrängte besonders die Städte von seinen Burgen aus, weshalb 60 Städte sich zum rheinischen Bunde vereinigten (1254). Ebenso schloffen Hamburg und Lübeck schon 1241 einen Bund zu gegenseitigem Beistände (Hansa) gegen alle Angriffe sowohl auswärtiger Feinde als auch der heimischen Adligen (vgl. S. 89). Der Untergang der Hohenstaufen. Die letzten Hohenstaufen, der junge Konradin, sowie die natürlichen Söhne Kaiser Friedrichs, Manfred und Enzio, suchten vergeblich, obwohl sich die Städte meist auf ihre Seite stellten, das Ansehen des Hauses und des Reichs zu wahren. Der Widersacher waren zuviel, und um die Stellung der Hohenstaufen in Italien vollends unhaltbar zu machen, hatte Papst Clemens Iv. die Krone Unteritaliens an Karl von Anjou, einem Bruder des Königs von Frankreich gegeben, der den jungen Konradin, als dieser mit feinem Anhang über die Alpen zog, um von feinem Erblande Besitz zu nehmen, wie einen Abenteurer nach verlorener Schlacht aufgreifen und, wider Recht und Gesetz, mit seinem Freunde Friedrich von Baden in Neapel enthaupten ließ. Das tragische Ende des letzten Hohenstaufen hat Dichter wie Maler in reichem Maße beschäftigt. So wird erzählt, Konradin habe leinen Handschuh vom Blutgerüste hinabgeworfen, damit er Peter von Aragonien, seinem Verwandten, als Unterpfand seines Erbrechts aus das Königreich Sizilien überbracht werde. Diesen Wunsch soll der treue Ritter Truchseß von Waldburg erfüllt haben. Wenigstens erstand dem unglücklichen Konradin in jenem Könige ein Rächer, und in der „Sizilianischen Vesper" zu Palermo 1282 am Ostermontag, um die Vesperstunde, wurde das Verbrechen des grausamen Karl von Anjou durch das Blut seiner Landsleute vieltausendfach gesühnt. Kaiser aus verschiedenen Hausern. Rudolf von Habsburg (1273 - 1291). Die Kirche drang selbst auf die Wahl eines römischen Königs, Da dem Papst Gregor X. Der blutbefleckte Karl von Anjou weit unbequemer zu werden drohte als

10. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 88

1910 - Berlin : Salle
88 Luxemburgische Kaiser. der Kaiser ging ihnen dabei mit eignem Beispiel voran. Kurz, die Unabhängigkeit der kleinen Reichsglieder war schwer bedroht. Darum schlossen sich diese nun desto fester aneinander. Die Städte vergrößerten ihre Bünde unter sich oder errichteten neue zum Schutze gegen die um lief).greifende fürstliche Landeshoheit. So taten besonders die Städte in Schwaben und Franken, am Rhein und in der Wetterau. Zu gleichem Zwecke schloß auch die Ritterschaft Vereine. Aber wie* N)of)l der Adel für feine eigene Unabhängigkeit gegen die Fürsten kämpfte, so wollte er doch die der Städte nicht aufkommen lassen, und so hatten diese eine doppelt schwierige Stellung. Um so mehr lernten sie den Wert der Einigkeit schätzen, um so aufmerksamer wachten sie, daß die Freiheit in ihren Gemeinwesen gesund blieb, um so rühmlicher waren ihr Selbstvertrauen und ihre Ausdauer. Dies war besonders in Schwaben der Fall. Dort strebte Graf Eberhard Iii. von Württemberg, zubenannt „der Greiner" (d. H. der Zänker) oder „der Rauschebart", über die Reichsstädte wie über den Adel Landeshoheit zu gewinnen. Da entstanden gegen ihn mehrere Bünde des Adels; einer hieß der der „Schlegler", an deren Spitze stand der Graf Wolf von Wunnenstein, genannt der gleißende Wolf; ein anderer der der „Martinsvögel", beide in Riederfchwaben. $n Oberfchroabeit bestanden die Adelsbünde „vom Schwert" und „von der Krone" wider die Städte. Eberhard der Greiner kam durch den Adel in harte Bedrängnis; die Städte, im Zwist mit dem Adel, boten ihm ihren Beistand an. Er aber machte dann mit dem Adel gemeinsame Sache wider sie. Die Bürger wurden (1372) bei Ulm besiegt; boch ihr Selbstvertrauen verließ sie nicht, und sie hielten nur um so fester zusammen. Um alle diese Verhältnisse kümmerte sich Kaiser Karl Iv. nur so weit, als er baraus Vorteil für fein Haus ziehen konnte. Je nach dem augenblicklichen Nutzen begünstigte er balb die ©täbte, balb ihre Wiberfacher. Seine schlaue Staatskunft ließ ihn alle Zustänbe im Reich zugunsten Luxemburgs ausbeuten, und langsam, aber sicher eueichte bet kluge Mann feine Zwecke. Am meisten gelang ihm dies auf Kosten des Hauses Wittelsbach. Dieses sank von der Höhe, 3u welcher Kaiser Ludwig der Bayer es emporgebracht hatte, herab und zwar größtenteils durch eigene Schulb, welche Karl Iv. klug Zu benutzen verstaub. Er begünstigte die pfälzische Linie Wittelsbach, welche von der bayerischen getrennt war. So fanb er wenig Wiber-Itanb, als er biefer uneinigen Familie die erste und wichtigste Erwerbung Lubwigs des Bayern, nämlich Branbenburg, entwanb (vgl. S. 100). Die Blüte der Hansa. Währenb die sübbeutschen ©täbte fest verbunben für ihre bürgerliche Freiheit stritten und die Angriffe
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