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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 43

1910 - Berlin : Salle
Karls V. Ende. 43 In bezug auf Bestimmung 4 verlangten die protestantischen Stände die ausdrückliche Hinzufügung, daß sie ihr nicht beigepflichtet hätten. Karls V. Ende. Kaiser Karl konnte den Schlag, den ihm Moritz von Sachsen versetzt hatte, nicht verwinden. Enttäuscht und der Regierungssorgen herzlich müde, beschloß er, seine Kronen niederzulegen. Ein Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden führte er diesen Entschluß aus. Dann zog er über die Pyrenäen nach Spanien, wo er an dem Kloster St. Just anklopfte und sich in dasselbe als Mönch aufnehmen ließ. In der stillen Einsamkeit des Klostergartens, wo er seine Wohnung hatte, wollte er, nachdem er solange die schwere Last der Herrschaft getragen, bloß für Kunst und Wissenschaft, in frommen Betrachtungen und Gebeten leben. Er arbeitete auch fleißig als Gärtner und verfertigte mit großer Kunst hölzerne Uhren. Hierbei verfiel er auf den Gedanken, ein Mittel zu finden, diese Uhren in gleichmäßigen Gang zu bringen. Das aber wollte ihm nicht glücken, und eines Tages rief er verdrossen aus: „Ich Tor, diese kleinen Holzuhren schon wollen nicht übereinstimmen, und doch meinte ich, die Macht zu be- sitzen, so viele Menschen aus den verschiedenstell Völkern, so verschieden an Religion, Sitten und Charakter, zur Übereinstimmung zu bringen! Wie konnte ich Wurm nur solches glauben!" In der Einsamkeit von St. Just nahm Karls Trübsinn von Tag zu Tag zu; von allen irdischen Dingen abgewendet, bereitete sich sein Geist auf das Leben im Jenseits vor. In solcher Stimmung kam er einst auf den Ge- danken, sich bei lebendigem Leibe sein eigenes Leichenbegängnis halten zu lassen. Jedermann widerriet ihm diese Totenfeier — doch umsonst. Der Kaiser setzte einen Tag fest, erschien dann in der Kirche in einem langen, weißen Sterbekleide, umgeben von seinen Dienern, ließ sich in einen Sarg legen und hörte tief erschüttert die feierlichen Gesänge, welche für seine Seele angestimmt wurden. Am folgenden Tag ergriff ihn ein Fieber, und nach wenigen Wochen verschied er, am 21. Sep- tember 1558. Er hatte Luther gerade um zwölf Jahre überlebt. Die Dichter August Graf v. Platen, Hallermünde und Anastasius Grün (Gras v. Auersperg) haben den Ausgang dieses Kaisers poetisch veranschaulicht in den Romanzen: „Der Pilgrim von St. Just" — und „Die Leiche zu St. Just".

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 46

1910 - Berlin : Salle
Tic Reformation in Frankreich. In der großen religiösen Bewegung der Zeit hat Frankreich keine führende Rolle gespielt. Das von Luther gepredigte Evangelium drang hier nicht in alle Schichten der Bevölkerung, war mehr eine Sache der Aufklärung, griff nicht in das innerste Gefühlsleben ein und wurde deshalb auch mehr von den gebildeten Kreisen ange- nommen. Franz I. 1515—1547, der Nachfolger Ludwigs Xii., ein galanter, ritterlicher König, den Annehmlichkeiten und Genüssen des Lebens mehr zugekehrt als seinem Ernste, war ein Gönner der Künste und Wissen- schaften, für die er zuerst in Frankreich eine Heimstätte geschaffen hat. So wußte er auch den großen italienischen Renaissancekünstler Leo- nardo da Vinci (Schöpfer des berühmten „Abendmahlgemäldes" in Mailand) an seinen Hof zu ziehen. Anfangs hatte er sich der neuen Lehre nicht feindlich gegenüber gestellt, aber als er glaubte, daß sie eine Gefahr für die unbeschränkte Macht des Königtums be- deute, verfolgte er die Anhänger Luthers und Calvins, desgleichen die glaubensstarken und todesmutigen Waldenser. Seine geistvolle Schwester Margarete, der Scribe und Legouve ein Denkmal gesetzt haben in dem historischen Lustspiel „Die Er- Zählungen der Königin von Navarra", neigte mehr zum Protestan- tismus. Das Ergebnis seiner vier Kriege mit Kaiser Karl V. war die völlige Verdrängung der Franzosen aus Italien. Heinrich Ii. (1547 — 1559), der einzige Sohn Franz' I., aber keineswegs so begabt wie sein Vater, geistig recht unbedeutend, be- handelt die Protestanten nach dem Beispiel seines Vorgängers. Er läßt sich von Günstlingen beherrschen, namentlich von der zwanzig Jahre älteren Diana von Poitiers. Nicht durchweg hat diese einen ungünstigen Einfluß geübt. Ihr verdankte z. B. der verfolgte und verbannte Satiriker Franeois Rabelais, an welchen der Deutsche Fischart erinnert, seine Zurückberufung.

3. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 47

1910 - Berlin : Salle
Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii. 47 Unter Heinrich Ii. wird die Partei der Guisen groß, die Enkel des Herzogs Rene von Lothringen, von dem übrigen Adel Frankreichs, den Monlmorency, den Bourbons, als ein Geschlecht dreister Empor- kömmlinge angesehen, das aus der Fremde — Lothringen galt damals noch für ein deutsches Land — herbeigelaufen war, um am Hofe sein Glück zu machen. Franz von Guise bewährt sich außerordentlich im Kriege, ihm gelang die Eroberung von Calais, der letzten englischen Besitzung in Frankreich, ferner verteidigte er erfolgreich Metz gegen Karl V. Karl von Guise aber, der in den geistlichen Stand ge- treten, war als Kardinal von Lothringen eine Stütze der päpstlichen Partei und spielte auf dem Konzil von Trient eine große Rolle. Infolge einer auf einem Turnier erhaltenen Wunde starb Heinrich Ii. plötzlich, der letzte kräftige König aus dem Hause Valois, und ihm folgten nacheinander seine schwächlichen und keineswegs besonders be- gabten Söhne Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii. Franz Ii. war erst 16 Jahre bei dem Tode des Vaters. Kein Wunder, daß sich die verschiedenen Parteien, sodann auch die Mutter- Katharina von Medici um die Leitung der Staatsangelegenheiten stritten. Die Partei der Guisen hatte ihren Einfluß dadurch ver- stärkt, daß der junge König der Gemahl ihrer Nichte, der schönen und liebreizenden Maria Stuart geworden war. Die Führer der Reformierten suchten die Macht der Guisen zu brechen, da sie mit Recht in Viesen die Urheber der Protestantenverfolgungen erblickten. Es waren dies Anton von Bourbon, durch seine Vermählung mit Johanna d'albret „König von Navarra", und sein Bruder, der feurige Ludwig von Conde. Die religiöse Spaltung wurde auch zur politischen Parteisache gemacht. Die Reformierten, Hugenotten genannt nach den „Eidge- nossen" in Genf, gewannen immer mehr an Bedeutung, da schon der größte Teil des Hochadels kalvinistisch gesinnt war. Die Zahl der hugenottischen Gemeinden bezifferte man schon auf 2000. Ganze Landschaften waren davon bedeckt, die Normandie, der ganze Süd- westen, das Gebiet des Eevennengebirgszuges, einzelne Teile an der spanischen Grenze, große Städte wie Orleans, Bordeaux. Lyon. Verschwörungen waren an der Tagesordnung. Mit einem Ge- waltstreich glaubten die Reformierten sich der Person des Königs be- mächtigen zu können. Aber die Verschwörung zugunsten der Bourbons wurde entdeckt; der Hof ließ Navarra und Conde verhaften, Der 'Ausbruch eines Bürgerkrieges stand vor der Tür. Da, inmitten dieser

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 48

1910 - Berlin : Salle
48 Tie Reformation in Frankreich. Wirren, starb Franz Ii. ganz plötzlich (1560) und machte seinem Bruder Platz, dem zehnjährigen Karl Ix., für den zunächst seine Mutter, die ehrgeizige und verschlagene Katharina von Medici, die Zügel der Herrschaft ergriff. Katharina v. Medici, eine begabte, ränkesüchtige Italienerin, Nichte des Papstes Clemens Vii., war mit dem ganzen Stolz ihres Hauses auf den französischen Thron gekommen. Ihr Gemahl hatte sie beiseite geschoben, zugunsten der Diana von Poitiers; bis zu seinem Tode war sie eine Fremde in dem Lande geblieben, gegen dessen Wohl sie sich später aufs schwerste versündigen sollte. Anfänglich kam es ihr, sobald sie zu Ansehen gelangt war, nur darauf an, die Macht der Guisen zu schwächen. Mit den Häuptern der Hugenotten wurden Verhandlungen angeknüpft, und eine der ersten Handlungen Katha- rinas war die Freilassung Condes. Das Edikt von St. Germain (1562) gewährte den Protestanten eine beschränkte Duldung. Es ward ihnen gestattet, gottesdienstliche Versammlungen außerhalb der Städte, bei Tageszeit und ohne Waffen abzuhalten, wobei die Polizei zu ihrem Schutz verpflichtet war. Um wieder politisch emporzukommen, störte die Partei der Guisen aufs frevelhafteste einen reformierten Gottesdienst in dem Städtchen Passy. Ein surchtbares Geinetzel schloß sich an diese Verletzung des Religionssriedens. Das Blutbad von Passy war das Signal zu acht schrecklichen Kriegen, welche in ihrer Wildheit und Fürchterlichkeil an den 30 jährigen Krieg er- innern, der Deutschland zerfleischen sollte; nur mit dem Unterschiede, daß sich in Frankreich sehr bald der Mann fand, der die Gaben besaß, der Monarchie ihren alten Glanz und der Nation die verlorene Einheit zurückzugeben: Heinrich von Navarra. Das Ergebnis dieser Religionskriege war im allgemeinen dies: Die Katholischen behaupteten zwar das Übergewicht, aber die Pro- lestanten waren nicht zu vernichten. Der Religionssriede von St. Germain en Laye (1570) stellte sodann fest, daß in jedem Gouvernement zwei Orte für den reformierten Gottesdienst anzu- weisen seien. Eine bedeutende und in dieser Zeit höchst erquickende Erscheinung ist der Admiral Caspar von Coligny, der hervorragendste Führer oer Hugenottenpartei. Coligny, ein altfranzösischer Edelmann von patriarchalischen Sitten und Gewohnheiten, hat an allen wichtigen Zeitereignissen teilgenommen und ist der erste gewesen, der an eine französische Kolonialpolitik großen Stils dachte. Einseitiger Fana- tismus lag ihm fern. Nie verlor er den Gedanken aus dem Auge, daß beide religiöse Parteien, sobald den Kalvinisten ihr Recht geworden,

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 49

1910 - Berlin : Salle
Bartholomäusnacht. 49 sich in ehrlichem Frieden zu vertragen und als Franzosen zu fühlen hätten. Im Jahre 1571 begab er sich an den Hof, vom König aufs herzlichste begrüßt, von Katharina umarmt, von beiden mit Ehrem bezeugungen überhäuft. König Karl Ix. Der junge, nunmehr zwanzigjährige Jüng- ling war schwächlich, aber von Haus aus gut geartet, zu einer Heuchler- rolle unfähig. Die in ihrem fieberhaften Ehrgeiz befangene und trotz aller Verschlagenheit kurzsichtige Katharina tat alles, um den jungen König in kindischen Tändeleien und unwürdigen Kleinigkeiten festzuhalten; ja nicht einmal die notwendige geistige Ausbildung wurde ihm zuteil. Denn von einem geistig reifen Sohne fürchtete Katharina sich in ihrer Stellung als Regentin bedroht, und mit Schrecken sah sie, daß Coligny Einfluß auf die Seele des Jünglings gewann, daß er edle Triebe in ihm weckte, das Feuer der Begeisterung in ihm entfachte, indem er die Unterstützung der protestantischen Niederländer gegen das fanatische Spanien als eine nationale Pflicht hinstellte. Karl hing so an Coligny, daß er ihn „Väterchen" nannte. In diesem innigen Verhältnis zwischen beiden ist wohl der eigentliche Keim der schrecklichen Bartholomäusnacht zu suchen, deren Greuel nicht von langer Hand vorbereitet waren. Bei ihrer Wandelbarkeit war Katharina wohl entschlossen gewesen, mit den Hugenotten Frieden zu schließen. Aber sür die Calvinisten wollte sie nicht gearbeitet haben, jedenfalls nicht die Macht über den Sohn ver- lieren. Der Admiral, der zu einem Kriege gegen Spanien anfeuerte, mußte beseitigt werden. Ein Mordanschlag aus ihn mißlang, und der König schickte ihm eine Sicherheitswache von 50 Mann vors Haus. Da reifte in der Seele Katharinas und ihrer fanatischen Ratgeber eine Bluttat großen Stils, zu der der schwache König seine Einwilligung gab, weil man ihm vorgespiegelt hatte, eine hugenottische Verschwörung bedrohe sein Leben und die ganze Dynastie. Der Tag der Vermählungsfeier Heinrichs von Navarra- Bourbon mit der Schwester des Königs, Margarete von Valois, sollte zur Ausführung des Planes benutzt werden. Zu dem Fest ihres Führers waren die Hugenotten scharenweise nach Paris geströmt. In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1572 wurden auf ein gegebenes Zeichen die hugenottischen Gäste in ihren Quartieren überfallen. Coligny wurde von einer Bande unter der persönlichen Leitung des Herzogs Heinrich von Guise niedergemacht. Heinrich von Navarra rettete sich durch einen Scheinübertritt zur katholischen Kirche. In Paris hat die Bartholomäusnacht oder die Bluthochzeit an 2000, in den Provinzen an 20000 Opfer gefordert. Mensch, Weltgeschichte iv. 4

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 55

1910 - Berlin : Salle
Heinrich Viii. und seine Regierung. oo Königin von England krönen. Die verstoßene Katharina wurde in ein Kloster gesperrt. Die neue Kirchenverfassung. Mit Zustimmung des Parlaments veröffentlichte Heinrich das Gesetz, „daß der König auf Erden für das alleinige Oberhaupt der Kirche Englands angenommen und gehalten werde." (Supremats- akte). An die Stelle des päpstlichen Primats war das königliche getreten. Höhere Ziele lagen der Abänderung nicht zugrunde. An der Verfassung und dem Lehrgebäude der Kirche wurde nichts Wesent- liches geändert. Aber die zahlreichen Klöster wurden gewaltsam auf- gelöst, die Mönche und Nonnen kaum vor Hunger geschützt, die reichen Klostergüter teils der Krone verliehen, teils an Höflinge verschenkt. In Verbindung mit Cranmer leitete eine andere dienstfertige Kreatur, Thomas Cromwell, der die Würde eines Großsiegelbewahrers erhielt, die Durchführung dieser kirchlichen Neuerungen. Andere Willkürakte des Königs. Der ehrgeizige Kardinal Wolsey, der sich im Geiste schon auf dem Stuhl Petri gesehen, starb, weil er die Ehescheidungsangelegenheit nicht eifrig genug betrieben hatte, in Ungnade. Der geistreiche Kanzler Thomas Moore, der übrigens früher dem König in den Ketzer- Hinrichtungen tapfer beigestimmt hatte, verfiel, weil er auch schließlich zu opponieren wagte, dem Schafott. Thomas Moore ist der Verfasser eines interessanten Werkes, dessen Ausschrift „Utopia" (Nirgendheim) einer ganzen Gattung den Namen gegeben hat. Bis zur Stunde versteht man unter „Utopien" die Schilderung und Vergegenwärtigung solcher Zustände, die im Gebiet der Träume und Wünsche liegen. „Utopia" von Thomas Morus bringt in halb romanhafter Form die Schilderung eines menschlichen Gemeinwesens, in welchem durch die natürlichen menschlichen Tugenden ein Zustand der Gleichheit, Brüder- lichkeit und Freiheit erreicht wird. Morus gehörte zu den Vertretern des englischen Humanismus. Heinrich Viii. und seine Frauen. Anna Boleyn, um deretwillen die Scheidung von der spanischen Katharina betrieben worden war, sollte sich nicht lange ihrer könig- lichen Stellung erfreuen. Eine neue Liebe beschäftigte das Herz des sinnlichen Königs. Auf die ungerechtfertigte Beschuldigung der Untreue

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 66

1910 - Berlin : Salle
66 Tie Reformation in den skandinavischen Ländern. gestellt. Durch Abschüttelung handelspolitischer Fremdherrschast (Macht der Hansa) und Öffnung der heimischen Hilfsquellen, legte Gustav Wasa den Grund zu einer gedeihlichen Entwicklung Schwedens. So- lange er freilich lebte, hatte er mit ständiger Opposition zu kämpfen. Aber nach seinem am 29. September 1560 erfolgten Tode gab es in dem Nordostreich keinen glänzenderen Namen als den seinen, dessen man sich um so lieber erinnerte, als die unkluge Regierung der Söhne, seiner nächsten Nachfolger, viele Errungenschaften wieder in Frage stellte, bis Gustav Adolf, ein Enkel Gustav Wasas, Schweden vorübergehend eine Großmachtstellung gab. Seit dem Blutbade von Stockholm waren dem König Christian Ii. von Dänemark alle Unternehmungen mißraten. Sein Buhlen mit dem Protestantismus entfremdete ihn den Katholiken und gewann ihm doch nicht die Evangelischen. Seine tyrannischen Frevel beraubten ihn des Thrones, der dem Herzog von Schleswig-Holstein, Friedrich I., an- getragen wurde. Dieser, ein sehr vorsichtiger und bedächtiger Herr, hatte zwar gelobt, nichts gegen den Katholizismus zu unternehmen, aber er duldete doch, daß unter seiner Regierung die lutherische Lehre bedeutend an Boden gewann. Durch ein förmliches Toleranzedikt erhielt er die Duldung des Luthertums. Unter seinem Nachfolger Christian Iii. erfolgte die völlige Durchführung der Reformation.

8. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 75

1910 - Berlin : Salle
Der Dreißigjährige Krieg. Vorvoten. Seit dem Tode Karls V., unter dessen Regierung der Religions- frieden zu Augsburg (1555) wenigstens äußerlich Ruhe geschaffen hatte, bestiegen nacheinander Ferdinand I., Maximilian Ii., Rudolf Ii. und Matthias den deutschen Kaiserthron. Ferdinand bemühte sich redlich, den Frieden zwischen den Vertretern beider Bekenntnisse ausrecht zu erhalten. Sein ältester Sohn Maximilian Ii. war sogar in seinem Herzen dem Protestantismus zugeneigt, aber das leidige Gezänk zwischen Lutheranern und Reformierten hinderten ihn, rückhaltlos für die Reformation einzutreten. Unter seinem ältesten Sohn und Nachfolger Rudolf Ii. kam es zu neuen Reibungen zwischen Katholiken und Protestanten. Kaiser Rudols war eine verschlossene, grüblerische, zur „Sterndeuterei" (Astrologie) geneigte Natur. Wien war ihm zu geräuschvoll, er be- vorzugte den Aufenthalt in dem stillen Prag. Das Schicksal dieses „einsamen Kaisers" hat der österreichische Dichter Franz Grillparzer in seinem Drama „Ein Bruderzwist im Hause Habsburg" behandelt. Rudols mißtraute seinem Bruder Matthias, der sich an die Spitze der unzufriedenen Protestanten gestellt hatte, um den Abfall der Ungarn, Mähren und vieler Österreicher vom hcibsburgischen Hause zu verhüten. Um nicht auch das protestantische Böhmen zu verlieren, gab Rudolf 1609 den sogenannten „Majestätsbrief", der bestimmte, daß unter allen drei Ständen jeder seine Religion, darinnen er seine Seligkeit verhofst, frei und ohne alle Bedrängnis üben möge. Nichts- destoweniger konnte der schwache Rudolf nicht hindern, daß zwei Jahre später (1611) Matthias auch von den böhmischen Protestanten herbei- gerufen und zum König gekrönt wurde. Bald darauf starb Kaiser Rudolf, verlassen und ohne Macht. Aber auch sein Nachfolger, der sich nicht gerade durch lautere Mittel seinen Platz erobert halte, zeigte sich den Wirren der Zeit nicht gewachsen. Da er kinderlos war, nahm er seinen Vetter, den Erzherzog Ferdinand von Steiermark an

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 76

1910 - Berlin : Salle
76 Der Dreißigjährige Krieg. Kindes Statt an und übertrug ihm 1617 die Erbfolge in Böhmen und bald darauf auch in Ungarn. Diesem schien die Nachfolge im Kaisertum gewiß. Er hatte zwar den Majestätsbrief Kaiser Rudolfs beschwören müssen, aber sehr bald begannen durch ihn die Unter- drückungen der böhmischen Prorestanten. Schon während der Regierung Rudolfs Ii. hatten sich die zwei bewaffneten Bündnisse: die katholische Liga und die protestantische Union gebildet. An der Spitze der Protestanten stand Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Liga war der tapfere Kurfürst Maximilian von Bayern, der sich mit Spanien verbündete, während die Union den Beistand Frankreichs und Hollands gewann. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—1626). Der Unwille der Protestanten über die Unterdrückung ihrer religiösen Rechte kam zuerst in Böhmen zum Ausdruck. In den Städten Kloster-Grab und Braunau hatten sich die Protestanten Kirchen erbaut, die Katholiken wollten das nicht dulden, weil, wie sie behaupteten, nur der Herren- und Ritterstand und die königlichen Städte Religionsfreiheit genössen. Die Streitfrage kam vor den Kaiser Matthias, der sie zugunsten der Katholiken entschied. Die zwei protestantischen Kirchen wurden geschlossen, die zu Kloster-Grab sogar zerstört, und mehrere Bürger mit Gefängnis bestraft. Da man das Verhalten des Kaisers auf den Einfluß zweier katholischer Berater, der Grafen Martinitz und Slavata zurückführte, so veranlagten die Führer der Protestanten, an der Spitze der tapfere und allgemein beliebte Graf Mathias von Thurn, einen Volkszug in das Präger- Schloß und ließen jene beiden, mitsamt ihrem Geheimschreiber Fabrieius, nach böhmischer Sitte durch ein Fenster des Schlosses in den 66 Fuß tiefer liegenden Graben hinabstürzen (der „Prager Fenstersturz"). Doch der Fall tötete sie nicht. Slavata erlitt nur eine leichte Kopf- wunde, und Martinitz entkam mit dem Schreiber. Der Aufstand. Diese Gewalttat war das Signal zum offenen Aufstand, der sich sehr rasch von Böhmen aus auch über Schlesien, Mähren und Ungarn verbreitete. Der schwache Kaiser Matthias hätte jetzt gerne den Weg der Nachgiebigkeit eingeschlagen, aber die Jesuiten und ihr Zögling und Werkzeug, der bigotte König Ferdinand, wollten davon nichts wissen und nötigten den Kaiser, das Kriegsglück zu ver- suchen. Bald schallte die Werbetrommel durch ganz Deutschland. Die Sache der Protestanten stand im Anfange gut. Der kriegserfahrene Graf Ernst von Mansfeld brachte im Auftrage von Kurpfalz den Böhmen viertausend Mann.

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 133

1910 - Berlin : Salle
Friedrich Wilhelm I. (1713 — 1740.) Diesem ersten Könige folgte 1713 sein Sohn Friedrich Wilhelm I, vermählt mit Sophie Dorothea von Hannooer. Er war von herrischer, heftiger Gemütsart, aber sparsam und einfach. Sobald er zur Regierung gelangt war, strich er den ganzen Hofetat seines Vaters durch und richtete sein Haus äußerst einfach, fast bürgerlich ein. Alles Fremde wurde verpönt; die goldgestickten Kleider und un- geheuren Perücken abgeschafft. Der König erschien mit einem Zopf und knapper dunkler Uniform mit roten Aufschlägen, stets den Degen an der Seite und ein Bambusrohr in der Hand. Er hatte eine große Achtung vor der Arbeit und gewöhnte sein Volk daran. Das förderte die Wohlhabenheit im allgemeinen und füllte zugleich auch die Staatskasse. Um seine Hauptstadt Berlin zu vergrößern und zu verschönern, zwang er die Reichen seiner Untertanen zum Bauen. — Seine Erholung suchte der König in dem sogenannten Tabakskollegium, wo er mit seinen Räten und Freunden, auch etwaigen Gesandten und fürstlichen Gästen bei einem Glase Bier und einer Pfeife Tabak über die Welthändel und Ange- legenheiten des Vaterlandes verhandelte. Gegen die Wissenschaften hatte er eine herzliche Verachtung: er verstand sie nicht und glaubte, daß das Heil des Ganzen wie des Einzelnen nur von Frömmigkeit, körperlicher Kraft und Arbeit abhänge. Sein Steckenpferd war seine Armee; und diese pflegte er denn auch auf seine strenge Art mit großer Energie. Er lieble besonders große Leute, und seine Werbeoffiziere mußten in aller Herren Länder folche auftreiben und kaufen. Nach kurzer Zeit war sein Heer außerordentlich wohl geschult und organisiert, nicht zum geringsten das Verdienst des Fürsten Leopold von Dessau, der den „Gleichtritt" beim Marschieren und den eisernen Ladestock, statt des hölzernen, in das preußische Heer einführte. Es war das erste in Europa, in wel- chem kein Stellenhandel stattfand. Die Ernennung geschah immer durch den König und ausschließlich nach den Rücksichten des Dienstes. Vom Waffendienste frei waren die Bevölkerungen der Städte. Sie mußten durch Handel und Gewerbe die Mittel herbeischaffen, durch welche der König die stets wachsende Armee erhielt. Den Staats-
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