1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
26 Die Physische Geographie. — Die Pflanzengeographie.
in Nordcarolina, von wo sie durch Raleigh nach Europa kam. Der
Naturforscher Darwin fand sie in großen Massen auf der Insel Chiloe,
südlich von Chile, wildwachsend. Von den Getreidearten ist ursprüng-
lich nur der Hafer in Europa heimisch (in Nordasien Gerste und
Weizen, in Südasien Hirse und Reis, in Afrika Sirch, in Amerika der
Mais; nur Australien hat keine einheimische Brotpflanze), die Hebräer,
Aegypter, Griechen und Römer kannten ihn nicht, die alten Germanen
dagegen und Kelten machten bereits Brot daraus. Am manigfachsten
ist durch die Kultur der Kohl verändert, dessen Stammpflanze an den
Kreidefelsen der englischen Küste, des nordwestlichen Frankreich und aus
der Insel Seeland noch wild wächst. Von den kultivirten Obstsorten
(Birnen, Kirschen, Aepfel) gehen die Aepfel am weitesten nach Norden:
in Norwegen bis 650 N.
$ 34. 2) Die Zone der Weinkultur zwischen 50 und 35°.
Wein und Weizen haben in diesem Gürtel die weiteste Verbreitung
um den ganzen Erdball. Das Vaterland des Weines sind die Länder
südlich vom Kaukasus und kaspischen Meere. Durch die Griechen kam
der Weinbarr zu den Römern, durch diese zu den Deutscheir. Alle
Versuche, die europäische Rebe in den Vereinigten Staaten am atlan-
tischeir Oceair einzuführen, sind gescheitert; in Kalifornien dagegen gedeiht
sie. Die wichtigsten Weinländer sind Frankreich, Oesterreich, die Rhein-
lande und Südeuropa. In der südlich-gemäßigten Zone tritt der Wein
in Chile, Laplatastaaten, Capland und Südaustralien auf. Der Buch-
weizen, den das Alterthum nicht kannte, ist wahrscheinlich durch
Mongolen mit- nach Europa gebracht. Unter den Hülfenfrüchten ist
am längsten bekannt und am weitesten verbreitet die Bohne. Ihre
Heimat liegt wahrscheinlich an den südwestlichen Ufern des kaspischen
Meeres. Den Alten war sie bekannt. Die Kultur der Erbse ist
vorr gleich hohem Alter, sie stainmt von den Ufern des schwarzen
Meeres; noch jetzt wächst sie auf der Landenge der Krim wild. Von
da hat sie sich bis Lapplaild verbreitet. Auch die Linse war den
Völkern des Alterthums bekannt, vielleicht ist sie in Südrußland und
anl nördlichen Kaukasus heimisch. Seit sehr langer Zeit ist auch die
Kichererbse (Garbanzo) bekannt. In Südeuropa, Syrien und den Nil-
ländern ist sie sehr beliebt und weit verbreitet. Die Kastanie hat
sich aus ihrer Heimat, Westasien, über ganz Südeuropa verbreitet und
dient dem gemeinen Volk als Hauptnahrung. Unter den Gemüsen
sind hier zu nennen die Salate; vom südlichen Kaukasus stammend,
waren sie den alten Persern bekannt und sind jetzt über alle Erdtheile
verbreitet. Die Cichorie ist sehr weit verbreitet, zu Christi Zeiten
wurde sie stark kültivirt in Aegypten, jetzt wird sie in Deutschland im
großen gebaut als Kaffeesurrogat. Der Spinat stammt aus Persien.
Der Kapernstrauch gehört den Mittelmeerländern an, der Spar-
gel den Strand- und Ufergebieten des südlichen Europa. Von da hat
er sich über Mitteleuropa und Nordamerika verbreitet. Der Hopfen
wird 'in Süddeutschland gebaut. Die Kultur der Lauch arten ist
uralt; der Knoblauch stanunt aus der Kirgiseffsteppe, die Zwiebel aus
Westasien, Porre vom Mittelmer. Die Runkelrübe ist durch ihren
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- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
28 Die Physische Geographie. — Die Pflanzengeographie.
bracht. M an bi o ca, die Speise der Neger in Brasilien, ist eigentlich
das Brot aus dem Mehl der Manioc- oder Cassave-Wurzel. Jetzt ist
sie auch auf den Antillen, in Afrika und Ostindien verbreitet. Die
Topinambur (Erdbirne, Erdapfel) aus Peru wird am meisten in
Mexiko und den südlichen Staaten der Union gebaut. Kutschu, eine
durch ihre mehlreichen Wurzeln ausgezeichnete Aroivee (Arum Colocasia),
wird in ganz Südasien, Aegypten, Cypern, Kreta, Calabrien und Spa-
nien gebaut. Die Dattel stavrmt aus dem Tiefland am Euphrat und
Tigris. Dieser ,,Lebensbaum der Araber" wird noch von allen Orien-
talen heilig gehalten. Der Mangobaum, dessen faustgroße Früchte
unfern Walnüssen gleichen, ist über China, Indien, Arabien und Bra-
silien verbreitet. Der Kern schmeckt geröstet wie Kastanien. Der
Granatapfelbaum, der verbreitetste Ostbaum dieser Zone, stammt
wahrscheinlich aus dem südwestlichen Asien. Seine Kultur ist von
Indien bis Spanien verbreitet. Die indische Feige aus Südamerika
ist nur in Italien und Sicilien acclimatisirt; die g ein ei ne Opuntie
aus Mexico und Texas ist über alle Mittelmeerländer verbreitet und
als Heckenpflanze verwildert. Kürbisse aus dem südlichen Asien,
Melonen und Gurken vom kaspischen Meere gehören zu den ältesten
Kulturpflanzen.^ Jetzt sind sie über alle Erdtheile verbreitet. Der
Kaffee bäum, in ganzen Wäldern wildwachsend in Abessinien und
im Sudan bis zum Congo, wird in Arabien, Indien, Java, Suinatra,
Manila, Westindien, Südamerika, Röunion gebaut. Sein Gebrauch ist
in Europa erst vor 300 Jahren eingeführt. Der Theestrauch be-
schränkte sich aiif China, Japan, Java und Indien, in Europa ieunt
man ihn erst seit 200 Jahren. Ein Surrogat dafür bietet in Süd-
amerika der Paraguaythee (Aerba-Mato, Mato nach dem kleinen
Kürbis genannt, aus dem man ihn zu trinken pflegt). Der Tabak
stammt aus Amerika und ist 1584 durch Cavendish nach England ge-
bracht und von da seit dem 17. Jahrhundert über alle Erdtheile ver-
breitet. Opium, der eingedickte Milchsaft des Mohn, ist schon in den
ältesten Zeiten m Kleinasien gewonnen. Mit dein Jslain nahin seine
Verbreitung zu. Das Opiumrauchen ist am ineisten unter Chinesen
uiid Malaien verbreitet. Mit Opium wird jetzt ein großer Theil der
chinesischen Waaren erkauft. In Ostindien, Levante und Aegypten
wird er am meisten geballt. Die Baumwolle ist die wichtigste Faser-
pflanze dieser Zone. In Asien, Afrika und Amerika wachsen nahe-
stehende Arten wild. Die Kiiltur ist uralt und namentlich durch die
Araber verbreitet und später in den östlichen und südlichen Staaten
der Union durch die Europäer eingeführt. Indigo wächst im südöst-
lichen Asien, Abessinien, Madagascar und Amerika wild und wird
namentlich in Asien, Afrika und Centro-Amerika kultivirt.
H 30. 4) Die Zone der Banane. Die Banane ist die wich-
tigste Kulturpflanze für die wilden Urbewohner der heißen Zone. Sie
stammt aus Asien. Man unterscheidet hauptsächlich den Bananen-
Pisang und den gemeinen Pisang. Die Kultur ist uralt. Der Brot-
fruchtbaum liefert eines der besten Nahrungsmittel, da die gerösteten
Früchte wie Weizenbrot schmecken; besonders ist der Bauin auf den
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Die physische Geographie. — Die Pflanzengeographie. 29
Inseln des großen Oceans verbreitet. 8—9 Monate bringt der Baum
srische Früchte, in dieser Zeit reichen drei Bäume hin, einen Menschen
zu ernähren. In Amerika vertritt seine Stelle der Melonen bäum.
Die Yamswurzel (Jgname) stammt aus dem indischen Archipel und
hat sich über alle Tropenländer verbreitet. Ihre Knallen werden 50 bis
80 Pfund schwer. Sehr wichtig sind die Palmen. Die jungen Blätter
bieten ein treffliches Gemüse (Palmkohl), die Früchte eine nahrhafte
Speise, manche ein vorzügliches Oel, der Saft liefert Palmwein und
Palmzucker, die Fasern der Nüsse Stricke, der Stamm ein gesuchtes
Bauholz, die Blätter Material zum Hüttenbau. Vor allen sind außer
der Dattelpalme, welche der vorigen Zone angehört, Kokos-, Oel- und
Sagopalme zu nennen. Die Westküste von Centro-Amerika am Golf
von Panama ist die Urheimat der Kokospalme. Von hier ist die
Frucht mit den Strömungen über die Inseln des großen Oceans weiter-
getragen bis Indien und weiter nach Afrika, von wo sie durch Euro-
päer nach den Antillen, Brasilien und Guyana gebracht ist. So ist
sie um den ganzen Erdball gewandert. Unter den Obstarten stammt
die Ananas aus Südamerika und wird jetzt in Asien, Afrika und
Südeuropa kultivirt. Die wichtigsten Kulturpflanzen für den Europäer
sind Zuckerrohr, Cacaobaum und Gewürzpflanzen. Das ge-
meine Zuckerrohr stammt aus Indien, Columbus brachte es nach
Amerika. Der Cacaobaum aus Südamerika wird in Centro-Amerika
Mexiko, West- und Ostindien und Afrika angebaut. Der Nelken -
bäum, Zimmtbaum, Muskatnußbaum und Psefferstrauch stam-
men aus Indien und dem indischen Archipel lind haben nur eine ge-
ringe Verbreitungszolle. Außerordentlich wichtig ist durch vielseitige
Verwendling das Bambusrohr.
§ 37. Eine andere, nicht minder wichtige Uebersicht ordnet die
Kulturpflanzen nach ihrer Heimat. Man erkennt daraus, daß West-
asicn mehr Kulturpflanzen als Europa besitzt, und daß der Continent
Australien, Neuseeland und das Capland nicht eine einzige geliefert
haben. In Europa findet man wild: Rübsen, Mohrrübe, Runkel-
rübe, Fürberröthe, rothen Klee, Salat, Hopfen, Safran, Erdbeere, Him-
beere, süße Kirsche, Apfel- und Birnbaum, Stachelbeere, Johannis-
traube, Lupine, Erbse und Wicke. Dem westlichen Asien gehören
an: Knoblauch, Hanf, weiße und schwarze Maulbeere, Weinstock, saure
Kirsche, Pflaume, Aprikose, Mandel, Quitte, Granate, Melone, Ocl-
baum, Dattel und Walnuß. An Getreidearten stammt von hier der
Weizen, eines der ältesten Kulturgewächse, welches mit Reis zusammen
in China bereits im Jahre 2822 vor Chr. erwähnt wird; ferner zwei-
zeilige Gerste und Roggen. Aus dem südlichen Asien und dem
asrat. Archipel sind zu nennen: Jams, Thee, Citronen, Limonen,
Bananen, Baumwolle, Sago, Reis. Den alten Griechen als Kultur-
pflanze unbekannt, kaur der Reis erst mit den Arabern ins Mittelmeer-
becken. Nach Nord- und Mittelafrika gehört die Dattel, der Kaffee
und die Baumwolle; nach Südamerika Cacao, Ananas, Paraguaythee
und die Kartoffel; nach Mittelamerika der Mais.
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116
Königreich Belgien.
Stadt ihre eminente Bedeutung als Handelsemporium und Vermittlungspunkt
zw. N. u. S. Festung ersten Ranges. Hier erfand Jacquard (geh. zu Lyon
1752) im Jahre 1802 eine mechanische Vorrichtung zur Kunstweberei, die Jac-
quardmaschine, nebst der Erfindung der Schnellschützc das wichtigste und nütz-
lichste, was die gesamte Webekunst seit den ältesten Zeiten gefördert hat. Lyon
liefert mehr als die Hälfte aller französischen Seidenwaaren. t40,000 Arbeiter.
Fabrication von Seidenwaaren aller Art, im Werthe von 375 Mill. Frc.
Schals, Galanterie- und Modewaaren, Hüte. Handel mit roher Seide, Wein,
Korn. Bank von Lyon, 4 bedeutende Messen. Lyon ist der industrielle Mittel-
punkt von Südfrankreich. Kohlen von der Loire, Eisen und Blei der Cevennen,
Früchte der Provence, Wein von Burgund, Wolle und Seide aus dem Rhone-
thale kommen hier in Handel. Rive de Gier, 13,000 E., sehr bedeutende
Steinkohlenlager. St. Eticmrc, 86,000 E. in der Stadt, 111,000 E. in der
Gemeinde, großartige Industrie, Seidenband- und Sammetfabriken, Wasfen-
sabrik (Gewehre), Quincaillerie, Eisenwaaren.
33. Herzogthum Burgund (Dép. Côte A’or, Yonne, Sáone et Loire,
Ain). Chalon-sur-Saône, 20,000 E.. Handel. Le Creusot, 21,000 E.,
sehr bedeutende Fabrikstadt, westlich vom Canal du centre, südlich von Au tun,
(Augustodunum), 10,000 E., mit vielen römischen Alterthümern. Beaune,
11,000 E., an der Còte d'or, Weinbau und Handel. Dijon, 40,000 Einw.,
bedeutender Handel. Auxerre, Fl„ 15,000 E., Handel, Weinbau.
34, Fr e i g r afs ch aft B il r g und (Oberburgund) oder Fr anche-Comté
(Dép. Doubs, Jura, Haute-Saône). Besancon, Fl., 40,000 E., sehr starke
Festung; Uhren,,seidene Strümpfe. Montbéliard (Mömpelgard), 6000 E.,
Fabriken. Belfort, Festung. 8000 E. Belageriing 1670, Schlacht 1871.
§ 171. 3^5. Insel Corsica (Dép. Corse). 160 Qm., 250,000 iteti. E.,
Korsen. Das dichtbewaldete Corsica lieferte bereits den Carthagern und
Genuesen vorzügliches Schiffsbauholz. Produkte: Wein, Oel, Kastanien; auch
Baumwolle und Jitdigo. Das Gebirge erhebt sich in Monte Rotondo 2600 m.,
9/10 des Landes sind unbebaut. Eisenbahnen fehlen. Bastia, 17,000 Einw,
Handel und Fabrication von Oel. Seife und Wachs. Ajaccio, 16,000 E.,
befestigter Hasen, Handel mit Oel und Wein Napoleon 1. geboren.
Zur Orientirung gruppire man die Städte nach den Flüssen.
§ 172. I. Kolonien. Afrika: Algerien, 12,000 Qm., fast 2%
Mill. Einw. — Senegambien, Kolonie am Ogowe, Insel Réunion. St. Marie
(Madagascar), Mayotte und Dependenzen. Afrikan. Besitz ohne Algier 4600
Qm. 440,000 Einw. Asien: Indien ; Pondichéry, Karikal, Ianaon, Mahé,
Chandernagor). Conchinchina (Saïgong), Asiatische Besitzungen: 1000 Qm.,
Fyg Mill. Einw. Amerika: Martinique, Guadeloupe und Depeitdenzen, Gua-
yana, St. Pierre und Miqueloir bei Neufundland. Amerikanische Besitzungen:
1700 Qm., 345,000 E. Océanien: Loyalitäts-Inseln, Neucalcdoitien, Mar-
quesas-J., 376 Qm., 63,000 E, Gesamtsumme der Kolonien mit Algerien ca.
17,500 Qm. mit 53/4 Mill. E.
Ii. Schul; stuntett. Königreich Kambodja xit Hiilterindien und mehre In-
selgruppen in Australien (Taiti, Pauinotu u. a.).
535 Qm. u. 51/, Mill. Einw. (1870.) 9500 Einw. auf 1 Qm.
Belgien, ehemals einen Hanpttheil der spanischen Niederlande
bildend, ist der jüngste monarchische Staat Europas, welcher erst 1830
von Holland getrennt mtd selbständig geivorden ist. Belgien ist vor-
herrschend Industriestaat, und liegt, von Holland, Deutschland und
Frankreich begrenzt, auf der Grenze des romanischen und germanischen
Elements, neigt aber in seiner Kultur entschieden zum romanischen,
französischen Wesen.
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132
Großbritannien und Irland.
255 Mill. £. Der Tonnengehalt der aus- und eingegangenen Schiffe
belief sich auf 44 Mill. Tons. Die Handelsmarine zählte 21,700
Segelschiffe und 3860 Dampfer mit 5^/5 Mill. Tons. Dazu die
Handelsflotte der Kolonien, welche über 11,000 Schiffe zählt, gerechnet,
zeigt einen Totalbestand von mehr als 35,000 Schiffen mit 7 Vs Mill.
Tons Gehalt. Die Zahl der Segelschiffe nimmt ab, die der Dampfer
zu. Die drei großen Dampfchiffahrtsgesellfchasten: Royal Mail für
den Golf von Mexiko, die Antillen, Brasilien und Laplata; Cunard
für den Dienst zwischen England und den Verein. Staaten und die
Peninsular-and-Oriental-Steam-Navigation-Compagnie (P. and O.) für
das Mittelmeer und die indisch-chinesischen Meere beschäftigen zusammen
87 Postdampfer. 9 directe Dampferlinien gehen nach Amerika, 2 nach
Westafrika, 1 über Sues nach Asien und Australien. Die Ueberland-
post nach Indien führt über den Mont Cenis, Brindisi, Sues und
Aden in 21 Tagen nach Bombay.
Der Handel verbreitet sich über die ganze Erde, hauptsächlich aber
nach Nordamerika, Indien, Frankreich, Rußland, Deutschland, Austra-
lien, Niederlande, China, Aegypten u. s. w. Hohe Finanzzölle werden
erhoben für Thee, Kaffee, Zucker, Tabak, Spirituosen, Wein; dagegen
gibt es keine Schutzzölle mehr. Die 5 Hauptartikel der Einfuhr sind:
Baumwolle, Getreide, Wolle, Thee, Rohseide; die 5 Hauptartikel der
Ausfuhr: Baumwollwaaren, Schafwollwaaren, Eisen und Eisenwaaren,
Leinenwaaren, Kurz- und, Putzwaaren.
Die Meere um England find gefährlich, berüchtigt ist der Canal,
dieses Haupteingangsthor zur europäischen Schiffahrt. Die Zahl der
Schiffbrüche hat sich von 1859 — 63 von 1400 auf 2000 gesteigert,
namentlich von October bis December: die meisten Unglücksfülle gesche-
hen bei den Scillyinseln, der Straße von Dover und am Themsebusen.
Länge der Eisenbahnen 1873: 25,000 Kilometer, der Telegra-
phen 170,000 Kilometer. Submarine-Telegraphen verbinden England
mit Nordamerika, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark. Staats-
eisenbahnen gibt's nicht.
Hauptplätze für den Binnenhandel sind London, Manchester,
Birmingham, Leeds, Sheffield, Glasgow; Messen in unserm Sinne
fehlen, dagegen gibt's große Jahrmärkte.
Die Bank von England ist 1694 gegründet; die Bank von
Schottland 1695, die Bank von Irland 1783.
§ 193, 1. Königreich England.
^396-Om. und 2h/2 Mill. E. 8000 E. auf 1 Qm. (Census 1871.)
Eintheilung in 52 Grafschaften (Shires oder Counties). 1. Städte des
Südens:
London, Fl, 3'2/5 Mill. Einw. Die Stadt bedeckt 53/4 Qm. 9 Brücken
führen über die Themse. Haupttheile: City, das eigentliche London, nördlich
am Fluß gelegen, ist der Sitz des Welthandels; Westminfter ist der Sitz der
Behörden und vornehmen Familien; Southwark ist die Fabrikstadt, südlich von
der Themse, der westliche Theil davon heißt Lambeth. Finsbury ist zum Theil
von den ärmsten Leuten bewohnt, Tower-Hamlet im Osten ist das Quartier
der Schiffer, Lastträger, Fabrikarbeiter. Jährlich laufen 10—12,000 Seeschiffe
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218
Die Ostküste Asrikas.
H 308. 2. Die Bauernrepubliken.
Die Bauernrepubliken, im Binnenlande gelegen, ohne Häfen, entstanden
im Anfänge dieses Jahrhunderts, als die holländischen Colomsten sich dem
engl. Regiment nicht unterwerfen wollten und fick durch Kampf ihre Freiheit
errungen hatten. Aber einen Aufschwung können beide Kolonien nicht nehmen,
theils weil die Bauern in stete Kriege mit den Eingebornen verwickelt sind,
theils weil das Land durch hohe Gebirge von der Küste abgeschlossen ist.
a) Die Oranje-Republik, 2000 Qm., 57,000 E., darunter 13,000
Weiße holländischer Abstammung (Boeren), ist 1842 gegründet, 1854 von
England anerkannt. Die Hauptbeschäftigung ist ^Viehzucht/ Prodllktc: Wolle,
Häute, Vieh. Der Handel, vorwiegend in deutschen Händen, wird mit Port
Elisabeth betrieben.
b) Die transvaalsche Republik. 1848 gegründet. 5380 Qm.,
275,000 E., davon 100.000 Betschuanen. Tafelland mit gutem Klima. Die
Hochebene ist von unbewaldeten Hügelketten und halbtrockenen Flußbetten
durchschnitten. Die Bauern (Boeren) sind von der Kultur fast abgeschlossen;
Getreide (besonders Weizen) und Südfrüchte (Wein) gedeihen vortrefflich, wer-
den aber wenig angebaut. Die Hauptbeschäftigung ist auch hier Viehzucht.
§ 309. Vii. Die Mtnisle Afrikas.
1. Die portugiesischen Besitzungen (18,000 Qm., 300,000
Einw.) erstrecken sich von der Delagoabai (26 o S.) bis zum Rovuma-
sluß und C. Delgado (110s.)> Die Küsten sind größtentheils niedrig,
feucht und höchst ungesund. Die Europäer in den verfallenen Nieder-
lassungen sind meist Deportirte. Das Binnenland ist fruchtbar und
reich an tropischen Produkten; aber die Herrschaft der Portugiesen
reicht nicht über die besetzten Küstenpunkte hinaus. Die Ausfuhr von
Gold, Kupfer, Nutzhölzern und Elfenbein ist gering. Skavenjagden
und Sklavenhandel hemmen die Kultur. Die Portugiesen verbieten
allen auswärtigen Handel, außer an den wenigen Punkten, wo sie
Zollhäuser errichtet haben, und auch hier sind die Eingeborenen aus-
geschlossen.
Der Sambesi, an welchem einige dürftige Niederlassungen liegen, trennt
das südliche Sofalaland von dem nördlichen Mosambik. Sofala liegt in
Trümmern. Mosambik, 7000 E., der Sitz des Generalgouverneur liegt auf
einer Korallen-Jnsel an der Küste.
§ 310. 2. Das Küsten gebiet der Suaheli steht unter dem Ein-
fluß des arabischen Handels. Der s. g. Imam von Maskat besaß bis 1856
die wichtigsten Hafenplätze. Nach seinem Tode wurde sein Reich getheilt. Ein
Nachkomme herrscht als Sultan in Sansibar. Sansibar (d. h. Land der
Schwarzen), 100,000 E., ist seit 1830 der Hauptstapel Ostafrikas geworden.
Die Stadt liegt auf einer 8 bis 10 Meilen breiten Insel, auf welcher man
Kokosnüsse und Gewürznelken erntet. Sie ist der wichtigste Markt für Kopal-
harz und Elfenbein, welches durch Trägerkarawanen von den großen Seen
herübergeführt wird. Außerdem werden Kaurimuscheln (für 60,000 Thlr.)
an die Westküste, Orseille und Häute ausgeführt. Die ungesunde Stadt,
welche arabisches Gepräge trägt, ist der Sitz europäischer Consuln, und fran-
zösischer, amerikanischer und Hamburger Handelshäuser. Die Ausfuhr belief
sich 1871 auf 3 Mill. Thlr., die Einfuhr von Baumwollenzeugen, venetianischen
Perlen, Reis, Schießpulver und Messingdraht auf 27a Mill. Thlr. — Die von
der Küste nach dem Innern gehenden Karawanen verwenden Glasperlen,
Baumwollenzeug und Draht als Geld. Gebahnte Wege kennt man in Ost-
afrika nicht. Man hat nur schmale Pfade, die während der Regenzeit „aus-
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Die Inseln des indischen Oceans. 219
sterben", d. h. mit Gras überwuchern. Die Karawanen setzen während der
Regenzeit aus. .
3. Die Somali Halbinsel. Nördlich von Magadoscha nimmt die Küste
einen immer ödern Charakter an, sandige nackte Striche wechseln mit Felsen.
Das Klima ist nicht so ungesund als im südlicheren bewaldeteren Theil. Die
Küsten sind öde, das Innere ein reiches Weideland. Eigentliche Städte und
Dörfer gibt's in den Somaliländern nicht, denn die Einwohner führen ein
Nomadenleben. Die Küste am Golf von Aden ist seit 1873 ägyptischer
Herrschaft unterthan.
H 311, Viii. Die Inseln des indischen Geeans.
A. Madagaskar, 10,743 Qm., 4 Mill. Madagaskar ist die
drittgrößte Insel, übertrosfen von Neuguinea und Borneo. Die Küsten
sind meist flach. Mad. hat, wie Afrika, die üppigste Fruchtbarkeit und
dürre Einöden. Der Nordosten der Insel ist Gebirgsland, wo sich die
Granitgebirge durchschnittlich 1000—1200 ra., mit Gipfeln bis 3000 ni.
erheben; der Sw. ist eine schattenlose, sandige Hochebene von 100 bis
150 in. Einen centralen, die Insel nahezu in gleiche Theile trennen-
den Gebirgskamm gibts nicht. Der größere Wasserreichthnm und die
daraus folgende Vegetationsfülle ist durch den Nordost-Monsun bedingt.
Bevölkerung. Die Howas im Osten haben Aehnlichkeit mit den
Malaien, die dunkleren Sakalaven, im Westen, sind den Negern ver-
wandt. Das Königreich des herrschenden Stammes, der Howas,
umfaßt die ganze Insel. Produkte: Vortreffl. Eisen, schöne Stein-
kohlen (von großer Wichtigkeit für'den Dampferverkehr im indischen
Ocean, der sich aus England mit Kohlen versorgen muß). Eine Palme
(Sagus Ruffia) liefert Stoff zu Geweben, Matten u. Kleidungsstücken.
Merkwürdig ist der Baum des Reisenden (Ravenala), der zwischen
Blattstiel und Stamm Wasser ansammelt. Hauptnahrung Reis (Brot
und Mehl sind unbekannt): außerdem Brotfrüchte, Nutzhölzer, Jams,
Bananen, Orangen, Kokosnüsse; ferner Anbau von Tabak, Zucker,
Baumwolle, Indigo, Gewürzen. Die Fauna ist charakterisirt durch
die Halbaffen (Lemuren, Chirogalen), namentlich den Aye-Aye (in
ähnlicher Weise vorherrschend wie die Beutelthiere in Australien).
Eigenartig ist auch die interessante Vogelwelt. Dahin gehört auch der
ausgestorbene Riesenvogel (Aepyornis raaximus), dessen Eier 5—6 mal
größer sind als ein Straußenei (— 150 Hühnereiern). Man hält
Buckelochsen, als Schlachtvieh auf die Mascarenen ausgeführt, und
Geflügel.
Hauptstadt Tananarivo, 80,000 E., 2200 m. ü. M. Die besten
Häuser haben mehre Stockwerke und ein steiles Strohdach. Tamatawe an
der Ostküste, Hafen.
R. Die Comoro-Inseln bestehen aus gut angebauten, vulkani-
schen Inseln, von denen Mayotta französisch ist. Qomr, das Mond-
land, hieß sonst Madagascar bei den Arabern, welche noch aus den
Comoren herrschen.
H 312. 6. Die englischen Besitzungen. 1. Die Insel
Mauritius (Jsle de France), 35 Qm., 317,000 E. 230,000 Ma-
labaren (Kulis) als freie Arbeiter in den Plantagen. Hauptprodukt
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- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Länder am Nil.
Zucker. Handel: Umsatz 30—35 Mill. Thlr. 1865 sind 2 Eisen-
bahnen von 14 d. Ml. eröffnet. Port Louis, 26,000 E.
Die Amiranten, Koralleninseln, ohne Wasser. Schildkrötenfang.
Die Seychellen, (Seschellen), nach Morando de Seychelles, Ofstzier der
französ.-indischen Flotte (1750) benannt; 4 Qm., 11,000 Einw., Granitinseln,
haben fruchtbaren Boden, gesundes Klima. Heimat der maladivischen Kokos-
nuß (Lodoicea Sechellarum) und der Riesen-Meerschildkröten. Die Einw. sind
französ. Kreolen.
Die Insel Perim in dem Bab-el-Mandeb mit Leuchtthurm.
Die Inseln St. Paul und Amsterdam inmitten des indischen Oceans,
1 Qm., unbewohnt; St. Paul ist wichtig als Fischcrstation.
D. Die französischen Besitzungen. 1. Die Insel Rounion
(bis 1848 Bourbon genannt), die schönste und reichste, französische Ko-
lonie, aber durch übertriebenen Zuckerbau geschädigt, 46qm., 183,000e.,
darrmter 1/3 Weiße, 60,000 Kulis. Vulkanische Insel, im Piton des
Neiges über 3000 m. hoch. Hauptprodukte: Kaffee u. Zucker. Werth
der Einfuhr und Ausfuhr 1867: 42 Mill. Mark. Manigfaltige Pflan-
zenwelt, aber spärliche Fauna. St. Denis, 36,000 E.
2. An der Küste von Madagascar die Insel St. Marie, mit schönem
Hafen.
3. Nossi-Be und Mayotta, die östlichste der gebirgigen, mit reicher
Vegetation geschmückten, aber für Europäer ungesunden Comoren.
Kerguelen-Jnsel, 62 Qm., eine sehr zerklüftete, einsame, unbewaldete,
unbewohnte Insel.
Die Insel (Diu) Socötra (d. h. Insel der Glückseligkeit), 60 Qm.,
3000 E., im Besitz eines arabischen Häuptlings. Von Portugiesen und Englän-
dern nach einander besetzt und des ungesunden Klimas wegen verlassen. Aus-
fuhr von Aloeharz und Drachenblut, Ungemeiner Fischreichthum.
§ 313. Ix. Die Länder am Nil.
A. Abessinien (Habesch), 7500 Qm., 3 Mill. Einw.
Die Bewohner des Hochlandes sind seit dem 4. Jahrhundert
Christen, aber in leerem Formalismus erstarrt; die Bewohner der süd-
lichen Terrassen, die nomadisirenden Gallas, sind zum größten Theil
Heiden. Juden, Fe lasch a, leben in manchen Theilen des Landes,
aber streng gesondert. Die Produkte sind nach den 3 Terrassen
verschieden: auf der ersten, unter 1800 in., dem s. g. Tieflande (Qola),
gedeiht Baumwolle, Mais, Ingwer. Die zweite, Woina-Deqa, d. h.
Weinregion, von 1800—2400 in., bildet die llebergangszone u. erzeugt
Oelbäume, viel Lein, Getreide, Kaffee hauptsächlich im südl. Habesch
vom Tana- oder Zanasee an, Myrthen, Granaten, Citronen, Pfirsiche,
Bananen. An Fülle und Manigfaltigkeit überwiegt diese Region
die beiden andern. Die dritte, ,,Deqa", nimmt den größten Theil des
eigentlichen Abessiniens, von Schoa und den Galla-Ländern ein. Bis
auf 4000 m. gedeiht noch Gerste und Weizen, man züchtet auf den
Alpenweiden Rinder und Schafe. Hafer wächst wild und wird wie
Gemüse zubereitet. Der Feldbau steht auf der niedrigsten Stufe, die
Ackerwerkzeuge und die Art des Dreschens rc. gleichen denen der alten
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das chinesische Reich.
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fernem und Europäern geöffnet. Ausfuhr: vor allem Seide, Thee,
lackirte Maaren, Kupfer, Kampfer, Papier. Einfuhr: Baumwollen-
und Wollenwaaren, Zucker, Glas, Uhren, Eifenwaaren. 1874 belief
sich die Handelsbewegung auf 46 Mill. Dollar.
§ 362. 1. Nippon: Mia ko (d. h. Palast', 374,000 E., Hauptstadt,
Sitz der Gelehrsamkeit, des Handels und der Industrie. Dsakka, 373,000 E.
<1868), Hauptsitz der japan. Industrie. Metallwaaren, Goldbronze, Druckerei,
Schnitzereien, Farbenfabriken, Webereien rc. Hafenplatz Hiogo, wichtig für
Seide und Seidenwaaren. Jedo, jetzt Tokio genannt d. h. östliche Haupt-
stadt, seit 1869 eine offene Handelsstadt, 674,000 E., an einer für den Handel
vortrefflich geeigneten Bucht; 6 Mln. entfernt der Hafen Jokohama, 62,000 E.
2u nach San'francisco in 21 Tagen und nach Schang-hai. Handelsumsatz
1874: ca. 100 Mill. Mk. 2. Kuifiu mit dem ausgezeichneten Hafen Nagasaki
<spr. Nangafaki), 80,000 E. Ausgeführt werden Thee, Kupfer, Baumwolle:
eingeführt europäische Manufakturen. 2^ nach Schang-hai, T. über China
nach London. Im Hafen liegt die künstlich aufgeschüttete Insel Desima, mit
Holland. Faktoreien. 3. Jefo, 1628 Qm., 150,000 E., darunter etwa 30,000
Ainos. Hafen Hakodade, 10,000 E., Ausfuhr von Nutz- und Brennholz.
Jssikari an der Strogonow-bai, neue Hauptstadt der Insel. Die Lieukieu-
Jnseln, 125 Qm., 1/a Mill. E., gehören seit 1873 ganz zu Japan.
tz 363. Das chmejlsche Reich.
<186,000 Qm., 425 Mill. Einwohner.)
Dieses mächtige Reich ist seit 30 Jahren, seitdem die Europäer
den Zugang und freien Verkehr erzwungen, aus seiner Ruhe aufge-
rüttelt und droht zusammenzubrechen, da es nicht nur von Bürger-
kriegen zerrüttet ist, sondern die entfernten Provinzen, wie Osttür-
kistun sich ablösen oder auch wie das Amurland und andre Grenzge-
biete an Rußland gefallen find.
i. Das eigentliche China. 73,000 Qm., 405 Mill. Einw.
China, eigentlich Tschina gesprochen, wird von den Einwohnern
Ta-Thsin genannt oder das Reich der Mitte; im Mittelalter wurde es
mit Katai bezeichnet. Die Bevölkerung Chinas umfaßt beinahe ein
Drittel der ganzen Menschheit; im südlichen Tiefland ist sie am dich-
testen auf der ganzen Erde. Die Chinesen sind weit über Südasien
und Indien verbreitet und als fleißige Plantagenbauer oder Kaufleute
eingebürgert. Sie bleiben sich aber überall gleich, vermischen sich nie
mit andern Völkern und nehmen nie von diesen Sitte, Kleidung oder
Religion an. Ihre starke Heimatsliebe treibt sie, sobald sie verdient
haben, aus den europ. Kolonien wieder in die Vaterstadt zurück. Als
das größte Kolonialvolk Asiens gehen sie nach Australien, Californien,
Peru, Brasilien und Westindien, aber nur in den seltensten Fällen
sind sie von ihren Frauen begleitet. Die Sprache, aus 487 einsilbigen
Wörtern und deren Zusammensetzungen bestehend, hat so verschiedene
Mundarten, daß die Bewohner von Kanton und Pe-king sich kaum
verständigen können. Sie wird nicht in Buchstaben, sondern in Zeichen-
schrift von oben nach unten und in solchen Kolonnen von rechts nach
links ausgedrückt (gemalt und gedruckt). Die Religion des Kong-fu-tse
(Consucius) ist Staatsreligion, zu der sich alle Staatsbeamten bekennen
Nu ge, Geographie, 6. Aufl. 17
1876 -
Dresden
: Schönfeld
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Der indische Archipel oder Australasien.
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Die Nikobaren, 34 Qm., 5000 E., sind waldbedeckte Berginseln. Das
Hauptprodukt und Hauptexportartikel sind Kokosnüsse. Die Jesuiten haben
1711, die mährischen Brüder 1766, die Dänen 1756 und 1848 Eivilisations-
versuche gemacht. ' 1868 sind diese Inseln und die Andamanen (§ 376) von
den Engländern besetzt.
Die Andamanen, 120 Qm. 13500 E. Die Eingebornen, die Minkopies,
sind den Papüas von Neu-Guinea verwandt. Engliche Strafkolonie.
H 382. Der indische Archipel oder Australalien.
37,000 Qm., 32 Mill. Einw.
umfaßt von den Philippinen bis Timor, von Sumatra bis Neu-Guinea
eine selbständige Inselwelt, welche den Uebergang nach Australien
bildet. Diese Inseln, sämtlich gebirgig, bilden einen vulkanischen
Herd, dessen Centralmasse, die Inseln Borneo und Celebes, von einem
Feuergürtel in weitem, nach Nw. geöffneten Bogen umschlossen ist:
auf Jawa allein erheben sich 45 Vulkane in durchschnittlicher Höhe
von 3000 m. Die Waldvegetation steigt vom Meeresspiegel bis zum
Gipfel der Berge, mit Ausnahme der östlichen kleinen Sunda-Jnseln,
wo, besonders auf Timor, die Flora australisch ist.
Die Bevölkerung bilden Malaien, das herrschende Volk (Kauf-
leute, Seeräuber) auf allen Küsten der Inseln bis zu den Philippinen
und Celebes. Hier haben sie die dunkelfarbige Urbevölkerung von der
See ins Binnenland gedrängt, während auf den östl. Inseln Negritos
ihre Selbständigkeit bewahrt haben. Die Malaien zerfallen in mehrere
Stämme: so z. B. leben in Jawa die Sundanesen und Jawanen, in
Celebes die Bugis (Kaufleute), in Borneo die Dajaks. Zerstreut auf
den Inseln leben Chinesen und in den niederländischen und spanischen
Besitzungen Europäer. Die Kultur der meisten Eingebornen steht auf
niedriger Stufe. Die Malaien sind sunnitische Mohammedaner, nur
auf Bali und Lombok hat sich die seit dem 15. Jahrh. verdrängte
Hindureligion erhalten. Auf den Philippinen und in einigen nieder-
ländischen Kolonien ist das Christenthum, sonst Heidenthum in ver-
schiedenen Formen verbreitet. Das Malaische ist Handels- und Ver-
kehrssprache. Die Industrie ist unbedeutend, der Handel meistens
in den Händen der Europäer.
H 383. Die Philippinen und der Sulu-Archipel..
5368 Qm., 77* Mill. Einw.
Davon gehören zum spanischen General-Capitanat der Philippinen
(nach Philipp Ii. von Spanien benannt) 3100 Qm. mit 4^3 Mill. E.
(4000 Europäer, 50,000 Chinesen). Die Philippinen sind vulkanisch
(10 Vulkane), die Gebirge bestehen aus langgestreckten Bergen von
1000 m. Kammhöhe mit ca. 3000 m. hohen Gipfeln.
Die Bevölkerung besteht aus Malaien (Tagalen) in der Ebene,
aus Negritos im Gebirge. Letztere leben familienweise von der Jagd
und wohnen nicht in Häusern, sondern Höhlen und hohlen Bäumen.
Produkte. Der mineral. Reichthum an Gold, Eisen, Kupfer,
Schwefel und Kohlen wird nicht ausgebeutet. Wichtig sind die Plan-