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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 161

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
161 Hofkapelle hatte europischen Ruf. Den franzsischen Schriftstellern konnte er keinen Geschmack abgewinnen; dagegen liebte er die Meister-werke Goethes und Schillers. An den Hof wurden deutsche Gelehrte und deutsche Knstler berufen, deutsche Dramen (Lessing und Schiller) kamen in Berlin zur Auffhrung. Das Allgemeine Landrecht wurde vollendet und 1794 als Staatsgrundgesetz verffentlicht. In Berlin lie Friedrich Wilhelm Ii. das Brandenburger Tor er-richten, eine Nachahmung der Propyleu der Akropolis, ferner das Schauspielhaus') und bei Potsdam das Marmorpalais. Bei all diefeu trefflichen Eigenschaften, fehlte es dem Könige jedoch an einer weisen Sparsamkeit und einer entschiedenen Willenskraft, ferner an der unermdlichen Schaffenskraft und Schaffenslust seiner Vorgnger. Dagegen neigte er zum Wohlleben und hatte eine Vorliebe fr sinnliche Gensse. Auch zeigte er ein zu groes Vertrauen und eine unntige Nachsicht gegen seine Beamten, die den König nnr zu leicht fr sich zu gewinnen wuten und feine Gte mibrauchten. Sein Onkel Friedrich Ii. hatte ihn allzusehr von den Stckatsgeschsten fern gehalten, so da er ohne die ntige Sachkenntnis auf den Thron kam. 2. Seine Regierung, a) Sorge sr Handel und Verkehr. Wenn Friedrich Wilhelm Ii. auch nicht ein so vorzglicher Herrscher gewesen ist als sein Onkel, so war er doch ans das Wohl seines Volkes bedacht. Unter Friedrich dem Groen waren manche Lebensmittel ziemlich hoch besteuert, und der Handel mit Kaffee und Tabak lag allein in den Hnden des Staates.2) Fr diesen Alleinhandel und fr die Eintreibung der Steuern hatte Friedrich Ii. franzsische Beamte angestellt, die das Volk unntigerweise belstigten und plagten (Kaffeeriecher). Friedrich Wilhelm Ii. entlie diese Beamten und gab den Handel mit Kassee und Tabak srei, wodurch er sich gleich anfangs die Liebe des Volkes erwarb. Auch setzte er verschiedene Zlle herab, lie die ersten Chausseen bauen und Kanle anlegen. Fr die Hebung der Gewerbe wurden groe Summen hergegeben und unfruchtbare Gegenden fr den Ackerbau nutzbar gemacht. b) Sorge fr das Heer. Au die Spitze der gesamten Kriegs-Verwaltung setzte der König das Oberkriegskollegium und legte somit den Grund zu dem heutigen Kriegsministerium. Dann sorgte ') Von Schinkel 18191821 neu erbaut, weil durch einen Brand zerstrt. 2) Kaffee- und Tabaksmonopol." Brockmann, Lehrbuch der (Sefchtchte. Iii. 11

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 77

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
77 Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staatsgtern bte Leibeigenschaft auf.' Gern htte er auch die Bauern auf deu adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber aufs strengste, die Baueru ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechswchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehugt. Auch die Zahl der Hofdieuste wurde herabgesetzt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt wareu, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, liefe Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und auf ihnen Mnster-wir tschasten einrichten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschasts-gebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden, so das Havellndische Bruch und ein Teil der Warthebtche, wurden entwssert und zu Ackerland um-gewandelt, neue Feldsrchte augebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seiden zu cht eingefhrt. Er regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten. Besonders sr Ostpreuen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohltter. Dieses Land hatte nmlich durch Hungers-not. Pesti) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren- ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König berief fremde Ein-Wanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen 20 000 Protestanten, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu gegrndet. Armen Leuten schenkte er Geld, Koni, Pferde und Rindvieh und erlie ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) 4. ?as Schulwesen. Knsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugetan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschnlwesens unablssig bedacht. Er fhrte den Schul zwang ein und verfgte, da die Eltern bei nachdrcklicher Strafe gezwungen seien, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre im Winter tglich und im Sommer, wo die Kinder bei den lndlichen ]) Kurz vor dein Regierungsantritt Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevlkerung, hinweggerafft. 2) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trgt die Inschrift: Dem Vater Litauens".

3. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 61

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
König Friedrich Wilhelm Ii. Die franzsische Revolution. 1789. Kurz nach dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms brach in Frankreich Die Revolution aus, d. i. ein Aufstand gegen den König und die Verwaltung des Landes. Durch lange Kriege itnd eine ppige Hofhaltung war Frankreich arg verschuldet. Die schweren Steuern lasteten aber nur auf den Brgern und Bauern; der reiche Adel und die hohe Geistlich-feit dagegen waren steuerfrei. Die Unzufriedenheit im Lande hierber war sehr groß. Gottvergessene Männer verbreiteten dazu unter den Bewohnern Miachtung gegen die Religion und die weltlichen Gesetze. In Paris brach die Emprung zuerst aus. Die Franzosen ergriffen ihren unschuldigen König, warfen ihn ins Gefngnis und lieen dann ihn und seine edle Ge-mahlin ffentlich enthaupten; durch einen entmenschten Schuhmacher wurde der kleine Knigssohn langsam zu Tode geqult. Die Adligeu und Geist-lichen wurden beschimpft und an den Laternenpfhlen aufgehngt, ihre Wohnungen zerstrt, ihre Gter verteilt. Frankreich sollt- eine Republik, ein Freistaat sein; aber Schreckensmnner regierten das Land. Frei-

4. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 58

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
58 - gestellt werden konnte. Die schlesische Leinwandweberei kam unter seiner Regierung zu groer Blte. In Oberschlesien lie er Bergwerke und Fabriken anlegen. In Berlin grndete er eine Spinnerei und eine Weberei, eine Znckersiederei und eine Porzellanfabrik. Die Waisenkinder in Potsdam muten Spitzen klppeln. Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschftigung; preuische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. Zur Hebung des Handels und Erleichterung des Verkehrs setzte er Weichsel, Elbe und Oder miteinander in Verbindung; erlegte den Bromberger, Planenschen und Finow-Kanal an. Bei Swinemnde entstand am Ausflusse der Oder ein Seehasen. Rechtspflege. Zu Friedrichs Zeiten war hier und dort die Folter noch im Gebrauch; der König schaffte sie ab; auch machte er den Hexen Prozessen ein Ende. Von berhmten Mnnern lie er das Allgemeine Landrecht ausarbeiten. Es ist dies das erste Gesetzbuch m_ deutscher Sprache. Der König setzte tchtige Richter eiu und forderte von ihnen schnelle Erledigung der Geschfte und strenge Gerechtigkeit. Ihr mt Wissen," sagte erzu ihnen, da der geringste Bauer und Bettler ebensowohl ein Mensch ist als der König; vor dem Gesetze find alle Leute gleich." Von dem groen Gerechtigkeitssinne dieses Fürsten zeugt auch die Geschichte von der Windmhle bei Sanssouci. Sorge fr die Schulen. Friedrich Ii. ordnete von neuem au, da alle Kinder vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchten. Auch ans den Drfern muten Schulen errichtet werden. Das Schulgeld sollten die Eltern bezahlen; fr arme Leute mute es die Gemeinde bernehmen. Durch weise Vorschriften ordnete er den Unterricht im ganzen Lande. Ilm tchtige Lehrer zu erhalten, wurden mehrere Lehrerseminare errichtet. Iv. Friedrichs Persnlichkeit und Tod. Sein ueres. Der alte Fritz" war von mittlerer Gre und edler Haltung. Er hatte eine hohe Stirn; sein Auge blickte freund-lich; lauge jedoch konnte niemand seinen forschenden Blick aushalten. Sein Gesicht war bartlos und in spteren Jahren mit vielen Falten durchzogen. Er trug gewhnlich einen blauen Oberrock, hohe Reiter-stiefel und eilten kleinen dreikantigen Hut. In der Hand fhrte er meist einen Krckstock. Lebensweise. Der Grundsatz, von dem sich der König sein ganzes Leben leiten lie, war: Ich bin des Staates erster Diener, mein Stand verlangt Arbeit und Ttigkeit." Von morgens frh bis abends spt war der König unermdlich fleiig. Schon um 4 Uhr sa er an seinem Arbeits-tische. Gegen 9 Uhr besprach er mit hohen Offizieren wichtige Angelegenheiten des Heeres, hrte den Vortrag seiner Rte und gab mndlichen und

5. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 59

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
59 schriftlichen Bescheid auf alle Anfragen. Jeder hatte in wichtigen Angelegenheiten ungehindert Zutritt zum Könige. Am Nachmittage unterhielt er sich mit Knstlern und Gelehrten oder las in lehrreichen Bchern. Abends erfreute er sich gern an einer musikalischen Unterhaltung. Leiden-schaftlich liebte er die Musik; stundenlang konnte er sich an seinem eigenen Fltenspiel ergtzen. In jedem Frhjahre bereiste Friedrich seine Pro-viuzen, musterte die Truppen und sah nach, ob das Land gut verwaltet werde. Tod. Die Mhseligkeiten des Krieges und die stete Arbeit schwchten allmhlich die kernige Gesundheit des groen Knigs. Dazu stellte sich eine schmerzhaste Wassersucht ein, an der Friedrich im Jahre 1786 starb. Seine irdische Hlle fand in der Garnisonkirche zu Potsdam ihre letzte Ruhesttte. Auf seinem Sarge stehen die schlichten Worte: Friedrich der Zweite. Das preuische Volk nannte ihn spter gewhnlich den alten Fritz; die Mit- und Nachwelt hat ihm den Ehrennamen der Groe gegeben. Hoch zu Ro, von seinen Generalen und Staatsmnnern umgeben, erhebt sich sein Denkmal in der Strae Unter den Linden dem Palais gegenber, das der Helden-kaiser Wilhelm I. spter bewohnte. Die erste Teilung Polens. 1772. Die Polen hatten frher ein eigenes Knigreich; durch schlechte Verwaltung ging es jedoch immer mehr zurck. An der Spitze des Landes stand zwar ein König; alle Macht aber lag in den Hnden des Adels. Uber die Bauern herrschte dieser mit unumschrnkter Freiheit; zu hheren Amtern hatten nur die Adeligen Zutritt, bei Erledigung des Thrones whlten sie allein den König. Auf den Reichstagen konnte ein einziger Adliger durch seinen Einspruch die besten Gesetzesvorlagen zu Falle bringen. Bei der Neuwahl eines Knigs brachen einst Unruhen aus. Infolge-dessen kam es zwischen Rußland, sterreich und Preußen zu einer Teilung des Polenreiches. Preußen erhielt das Bistum Ermland, die heutige Provinz Westpreuen auer den Stdten Danzig und Thorn und ein Gebiet an der Netze (Netzedistrikt). Aber wie sah es in diesen Lndern aus! Das Volk wohnte in hchst rmlichen Htten; selten wurde ein Licht angezndet; ein brennender Kienspan erhellte das Dunkel der Winter-abende. Die Nahrung der Bevlkerung bestand in einem Brei aus Roggenmehl, in Branntwein und Heringen. Nur wohlhabende Leute backten Brot. Obstbume fand man selten. Ganze Rudel von Wlfen durchstreiften das Land; jeden Winter wurden von ihnen Menschen und Tiere in groer Anzahl gettet. Die Stadt Bromberg fanden bi Preußen in Schutt und Trmmern. In Cnlm bestanden ganze Straen nur aus Kellerrumen. Von 40 Husern am Marktplatze hatten 28 keine Dcher, keine Tren, keine Fenster und keine Eigentmer. Westpreuen wurde wie Schlesien Fried-richs Lieblingskind. Er hat es gekleidet, gehegt und gepflegt wie eine treu liebende Mutter. Das Laub bekam Lanbrte, Gerichte imb Postverbinbungen. Kirchen und Schulen wurden gegrndet und tchtige Lehrer, fleiige Hand-werker und Kolonisten aus deutschen Lnbern nach Westpreuen berufen. Die neu erworbenen Gebiete verbanben das frher erworbene Herzog-tum Preußen mit Branbenburg. Weil Fiiebrich von jetzt ab ganz Preußen besa, nannte er sich nicht mehr König in Preußen, sonbem König von Preußen.

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 122

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
122 von Kabinettsjustiz", in denen der König, wie im Proze des Mllers Arnold, einen ihm parteiisch erscheinenden Richterspruch berich-tigen zu mssen glaubte. Dabei erhielten die Richter ein aus-kmmliches Gehalt, damit sie kein Interesse daran hatten, einen Rechtsstreit in die Lnge zu ziehen. Die G e b h r e n, auf die frher die Richter angewiesen waren, flssen von jetzt ab in die Staats-kasse. Friedrich der Groe hat so das Verdienst, einen Pflicht-treuen, unabhngigen Richter st and geschaffen und aus dem preuischen Militrstaat einen hervorragenden Rechts-staat gemacht zu haben. Auf Friedrichs Veranlassung besorgten Svarez und der Gro-kanzler von Carmer eine Niederschrift des bestehenden Rechtes (Ko-difikation). Dieses Allgemeine Land recht", das erste be-deutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache, wurde erst nach Fried-richs Tode fertig und trat 1794 in Kraft. Preußen wurde damit vor-bildlich fr andere Lnder. Die Stnde Adel, Brger und Bauern waren nach dem Landrecht noch streng von einander geschieden und hatten ihre besonderen Standesaufgaben; der Adelige wurde Offizier ober Beamter, der Brger pflegte Handel, Gewerbe und Wissenschaft, der Bauer hatte bert Acker zu bestellen. Der Abelige burfte kein Gewerbe betreiben und keine Bauerngter aufkaufen, der reiche Brger keine Rittergter erwerben, und dem Bauern war die Stadt verschlossen. Die Schulen. Zur Orbnung und Hebung des Schulwesens im ganzen Lanbe erlie der König das Gener al-Lanbschul-Reglement fr die gesamte Monarchi e", dem spter fr die Katholiken Schlesiens ein eigenes Schulreglement folgte. Er ver-langte, ba alle Knaben und Mbchen vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchen und so lange damit fortfahren sollten, bis sie das Ntige vom Christentum erfat htten und fertig lesen und schreiben knnten. Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestraft werben. Fr arme Leute mute die Gemeinbe das Schulgelb bezahlen. Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft und Kunst, fr die der Kronprinz bereits so groe Begeisterung gezeigt hatte, wrben von dem Könige trotz der vielen Arbeiten eifrig gepflegt. Er fanb noch Zeit zu emsiger Schriftstellern; seine in franzsischer Sprache ge-schrtebenen Werke umfassen 31 Bnbe. Darin sinben sich Darstellungen des Siebenjhrigen Krieges, der Geschichte Branbenburgs und der Ereignisse seiner Zeit. Von den Knsten liebte er am mei-

7. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 89

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
89 Kurfrsten verletzte und der Kaiser 1686 die schleiche Frage regelte. Der Kurfürst verzichtete auf Schlesien gegen Abtretung des viel kleineren Schwie'buser Kreises durch den Kaiser. In dem-selben Jahre halfen brandenburgische Truppen den sterreichern und zeichneten sich besonders bei der Belagerung und Eroberung Ofens aus. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm wute nicht, da der Kurprinz im geheimen versprochen hatte, nach seiner Thronbesteigung den Schwiebuser Kreis gegen eine Geldentschdigung an sterreich zurckzugeben. Der Groe Kurfürst als Landesvater. Absolutismus und Einheitsstaat. Die Gebietsteile des bran-denburgischen Staates, die nur durch Personalunion miteinander verbunden waren, lagen weit voneinander entfernt, und ihre Bewohner standen sich einander fremd und kalt gegenber. Die Preu-en sahen in Friedrich Wilhelm nur ihren Herzog, die Bewohner der Mark nur ihren Kurfrsten, und von Liebe und Anhnglichkeit an ihren anbesfrften war bei den Einwohnern der brigen zerstreut liegenden brandenburgischen Besitzungen wenig oder gar nichts zu merken. Kein Landesteil kmmerte sich um die Not und das Elend in dem anberrt, und ungern sahen es die Einwohner der einzelnen Gebiete, wenn ein Frembling" bei ihnen zu Amt und Wrbe gelangte. Dazu besaen die Stnde (Abel und Stbte) in den einzelnen Lnbern ebensoviele Rechte (Festsetzung der Abgaben, An-stellung der Beamten) wie der Kurfürst selber. Friedrich Wilhelm vereinigte die getrennt liegenden Lnder zu einem Staat, in dem gleiches Recht, gleiche Mae und Mnzen galten. Den Widerstand der bisher mitregierenden Stnde brach er, wo ntig, mit Gewalt. So lie er in Kleve den Edelmann Wilich von Winnenthal, in Knigsberg den Schppenmeister Hieronymus Rode ins Gefngnis werfen. Der preuische Oberst von Kalkstein, der mit den Polen Verbindungen angeknpft hatte, wurde sogar in Warschau aufgegriffen, der die preuische Grenze gebracht und dann hingerichtet. So wurde der Groe Kurfürst der Schpfer eines einheitlichen brandenburgisch-preuischen Staates, in dem er allein Herr und Gebieter war. Das stehende Heer. Beim Regierungsantritt des Groen Kurfrsten befand sich ein Teil seines Landes noch in den Hnden der Schweden. Friedrich Wilhelm wollte aber Herr in seinem eigenen Reiche sein und schuf zu diesem Zweck, aber auch zum Kampfe

8. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 90

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
90 gegen seine Widersacher und zur Durchfhrung seiner weitreichenden Plne ein schlagfertiges Heer. Brandenburg besa nmlich bis da-hin, wie fast alle Staaten, nur Sldnerscharen, die zur Zeit des Krieges angeworben wurden; nach dem Kriege bildete dieses Raub-gesindel eine wahre Landplage, das im eigenen Lande oft schlimmer hauste als in Feindesland; dazu muten die angeworbenen Truppen dem Kaiser den Treueid schwren, dem Kurfrsten waren sie nur durch Handschlag verpflichtet. Friedrich Wilhelm forderte seit 1644 von den Soldaten fr sich den Eid der Treue und des Gehorsams, und wer dieser Forderung keine Folge leistete, wurde entlassen, war er nun Offizier oder Gemeiner. Auf diese Weise bildete der Kurfürst ein stehendes Heer, das nur ihm gehorchte, und das er bald von 8000 Mann auf 30 000 brachte. Er ernannte die Offiziere selbst und bildete sie besser aus, weckte das Ehrgefhl, gab den Soldaten Uniformen und bte sie tchtig im Gebrauch der Waffen. An Stelle der Naturalverpflegung setzte er soviel als mglich einen Sold. Nach der Dienstzeit erhielten die Soldaten in den entvlkerten Gebieten freie Wohnungen; dagegen hatten sie die Verpflichtung, im Falle eines Krieges gegen den blichen Sold sofort unter die Waffen zu treten. Ordnung der Staatseinnahmen. Um die Ausgaben fr Verwaltung und Heer bestreiten zu knnen, steigerte der Kurfürst die Staatseinnahmen durch eine zweckmige Ordnung des Steuer-wesens. Den Adel zog er zur Zahlung einer Kopf- und Grundsteuer heran und in den Stdten fhrte er eine indirekte Steuer oder Verbrauchssteuer (Akzise) ein, nach welcher an den Stadttoren von Lebensmitteln ein miger Zoll erhoben wurde. Die Domnen, deren Erzeugnisse fr den kurfrstlichen Hof und die Beamten verwendet wurden, lie der Kurfürst verpachten (Geldwrrtschaft). Die Landwirtschaft. Friedrich Wilhelm hatte anerkannt, da die Wohlfahrt des Landes hauptschlich auf der Landwirtschaft beruhe, deshalb wandte er ihr feine ganz besondere Frsorge zu. Den ver-armten Bauern gab er Saatkorn, Vieh und Ackergert, desgleichen Holz, damit sie ihre Hufer wiederaufbauen knnten. Aus der Schweiz und aus Holland lie er A n f i e d l e r kommen, um sein Land zu bevlkern. Er gab ihnen Baustellen und Baumaterial und befreite sie fr sechs Jahre von allen Abgaben. Die Fremdlinge siedelten sich an den Ufern der Havel und in den Niederungen der Oder, der Warthe und Netze an.

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 121

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 121 — Gneisenau mindestens zum Apotheker machen; denn wir gehören immer zusammen." Rühmte man seine Heldenthaten zu sehr, dann Pflegte er zu sagen: „Das war der Preußen Tapferkeit, Freund Gueisenaus Besonnenheit, Von mir ein bißchen Verwegenheit Und Gottes große Barmherzigkeit." Seine letzten Lebensjahre verbrachte der gefeierte Held auf seinem Gute in Schlesien. Im Jahre 1819 wurde er sehr hinfällig. Als er auf dein Sterbebette lag, kam der König selber, um von seinem tapferen und verdienstvollen General Abschied zu nehmen. Blücher starb in einem Alter von 77 Jahren. Er gehört zu den gefeiertsten und bekanntesten Helden aus den Freiheitskriegen; in Berlin und Breslau erheben sich seine Standbilder. Manches weiß das Volk noch heute von ihm zu erzählen, und immer wieder gern singen wir das „Lied vom Feldmarschall". Vii. Die Fnedensjahre von 1815-1840. Die heilige Allianz. Nach Beendigung der Freiheitskriege hat König Friedrich Wilhelm 111. sein Land noch 25 Jahre mit Segen regiert. Es galt, die Wunden zu hetleu, die Schulden zu zahlen, den Wohlstand des gesamten Volkes zu heben. Um eine „ueue sittliche Ordnung der Dinge ans christlicher Grundlage wieder herzustellen." hatte bereits vor dem zweiten.. Pariser Frieden König Friedrich Wilhelm mit den Kaisern von Österreich und Rußland die „heilige Allianz" geschlossen. Danach sollte die Politik der Mächte in ihren gegenseitigen Beziehungen, sowie in der inneren Verwaltung des Staates aus die Vorschriften des Christentums, auf Gerechtigkeit, Liebe und Friede gegründet werden. Bei jeder Gelegenheit wollten sich die drei Herrscher gegenseitig Hilfe leisten. Die edlen Bestrebungen haben jedoch uicht jene Erfolge gehabt, die man sich von denselben versprach. Die Verwaltung des Staates. Zur besseren Verwaltung des Staates dehnte der König die Bestimmungen vom Jahre 1808’) ans die ganze Monarchie aus und teilte sein Land tu acht Provinzen. 2) Das Oberhaupt der Provinz wurde, wie früher bestimmt worden war, der Ober-Präsident, der die einzelnen Regierungen in ihrer Thätigkeit zu überwachen hatte. An die Spitze eines Regierungsbezirks wurde ein Regierungspräsident gestellt. Für die einzelnen Zweige der Verwaltung wurden bei den Regierungen mehrere Abteilungen eingerichtet, eine für die Kirchen- und Schul-Augelegeuheiteu, eine für die inneren (Landespolizei-, Gemeinde- n. a.) Angelegenheiten, eine für Forst- und Steuer-Augelegeuheiteu. Die Verwaltung des Kreises lag dem Landrate ob. — Die höheren Lehranstalten unterstanden dem Provinzial-Schulkolleginm. J) Siehe Seite 105. 2) Die neu hinzugekommenen Teile gehörten mehr als 100 verschiedenen Territorien an.

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 70

1907 - Paderborn : Schöningh
70 Erdmannsdrffer: Die Grndung des stehenden Heeres. Kurfürst die Truppen entweder reduzieren oder auss neue mit dem Landtag in Verhandlung treten; aber tatschlich wurde doch dieses militrische Sexennat eine erste feste Grundlage fr den erstrebten miles perpetuus", und der Berliner Landtag von 1653 nimmt in der Geschichte der Grndung des brandenburgischen Militrstaats eine wichtige Stelle ein. Aber nicht um geringen Preis war dieses Zugestndnis erhandelt worden, und besonders der mrkische Adel hatte es verstanden, ganz wie in der Bltezeit der landstndischen Verfassung im 16. Jahrhundert, fr die gewhrte Geldbewilligung sich reichlich Gegengabe zu bedingen. Sie bestand in einer umfassenden, in den Paragraphen jenes Landtagsabschiedes formu-Herten Besttigung aller feit einem Jahrhundert und lnger zur Geltung gelangten materiellen, politischen und sozialen Rechte und Vorrechte der mrkischen Ritterschaft gegenber dem brgerlichen und buerlichen Stande und besonders seines drckenden Herrenrechtes der die Bauern. Die Leib-eigenschaft tut derer Orten, da sie introduziert1 und gebruchlich, aller Dinge verbleiben" mit diesen Worten wird den feubalen2 Gutsherren die Summe grausamer und vernichtender Vorrechte neu zugesprochen, die (oon den partiellen Befreiungen der Domnenbauern unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Groen abgesehen) bis zu dem Besreiungsebikt von 1807 in den preuischen Staaten in Kraft blieben. Eine lange Reihe hnlicher Bestimmungen, meist alte Verordnungen neu besttigend oder verschrfend, schliet sich an: der Sicherstellung der Patrimonialgerichtsbarkeit ^ gegen die Eingriffe der landesherrlichen Gerichte, gegen den Erwerb abiiger Lehnsgter durch Brgerliche, der die Verkrzung der'mitgift aus dem Lehnsgut bei der Verheiratung einer Adligen mit einem Brgerlichen u. f. f. Es ist kaum anzunehmen, ba biefe uns jetzt so gewichtig und so verberblich erscheinenben Konzessionen dem Kurfrsten Friedrich Wilhelm und feinen Rten in dem gleichen Lichte erschienen. In der Hauptsache wrben um den Preis einer staatlichen Gelbbewilligung fr Militrzwecke nur Ver-Hltnisse gewhrleistet, bte feit langem fest eingewurzelt in der Mark bestauben, und an beren Umgestaltung bamals noch niemand ernstlich bachte. Auch der Groe Kurfürst erhebt sich in seiner Ansicht der das Verhltnis der Stube zueinanber und in der Behanbluug der Bauernfrage nicht der das Niveau seiner Zeitgenossen; hier aber kam es zuvrberst darauf an, fr die Neugestaltung des Heerwesens in der Mark ein Funbament zu gewinnen, und dies wre zur Zeit nicht mglich gewesen ohne den guten Willen der Landstnde und ohne den feudalen Grunbherren die geforderten Zugestndnisse zu machen. Aber inbem der Kurfürst dem Abel die Bauern preisgab, war er um 1 eingefhrt. 2 den lehnsherrlichen (adligen) Gutsherren. 3 gutsherrlichen Ge- richtsbarkeit.
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